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Dresdner Journal : 19.11.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186211197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18621119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18621119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-11
- Tag1862-11-19
- Monat1862-11
- Jahr1862
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- Dresdner Journal : 19.11.1862
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268. Mittwoch, den 19. November. Lb»iie»r,I««rrtft: AlNrUck 5 1^-Ir. 10 Xxr. io o. > Iw Loslooä« 1 „ 10 ., „ ., (»ritt t>vtt uoä »uo«»Iict> io vr»«6«i 1ü X^r. s 8t«-u>p«!l»u- Kiu««Io« Xumuiüro: 1 X^r. 1 »oUI»^ kiuru. Susrrotenprrift: ^itr ä«o »»um »io«r »«»»»Itroeo 2«ile: 1 X^r, 6o»«r „t)ioxe»»oar' 6i« 2«ii«: 2 X^r. Lrscheiaea: 'r>^Iiei>, mit Xu»o»Um<! 6er 8ooo uu6 keieriitz», Ldeuä» Nir ckeo kolxeoäen I'i-x. DreMerIoumak Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1862. ruseratenannahme auswärts: L»tp»t^: X». Vaxxvsrirr»», 6ommin»ion-1r 6e» Dresdner .tourn-Ox; » edeaäoeelbit: U Ubani!»; Mtoo». » Voai.»»; Serii»! Oooeivi'ectttr Uut6>k., X»r»x>ir»»'» 8irre»u; vreweo: L. 8cin.orro; kr»a>lkllrt ». U.: s»ia»»'»ck« 1tuckb»u6Iuuj;; L8lo: Xvul.r liiio»««»; kori«: v. (28, rus 6e» doo« enkans); kr»U: k». Looi-lco i Luebb»oäluox. Herausgeber: »üul^I. Lrpeäitioo 6e» vreeäoer ^ouru»I«, Dreiaeo, Slarisnste»»,» Xr. 7. Amtlicher Theil. vretdeu, 1. November. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der pcnsionirte Kam- mermufiku» Ludwig Haase zu Dresden die von Seiner Hoheit dem Herzoge zu Anhalt-Dessau ihm verliehene zum Herzoglich Anhaltischen Gesammthaus-Orden Albrecht d«S Bären gehörige goldene Medaille annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegntpyschc Rachrichte». 8«1t»agtscha». (Moniteur). Lagetgeschichte. Dresden: Besuch Sr. Majestät des König» beim CadettencorpS. AmtSrtnweisung ,de» neuen KrrisdirrctorS in Zwickau. — Wien: Die Gtruererhöhungen im FinanzauSschuffe. Steuerfreiheit von Neubauten. Beabsichtigte Repräsentation de- BankauSschusseS anS Herrenhaus. Echlußanträge de- Berichtes über da» Militärbudget. — Berlin: Dom Hofe. Brandenburgischer Provinziallandtag eröffnet. Zur Grneralzollconferrnz. — Karlsruhe: Der Großherzog zurück. — Bernburg: Bürgrrdeputation abschläglich beschieden. — Aus Thüringen: Zur Militärconventionsfragr. — Luxemburg: Antrag auf Vorlegung der Verordnungen an die Stände. — Pari»: Fortgesetzte Analyse der französischen Ant wort auf das Durando'sche Rundschreiben. — Lon don: Ankunft der Königin in Windsor. Russrll'sche Ablehnung der Vermittelung in Nordamerika. Rus- sell'sche Depesche in der schleSwig - holsteinischen An gelegenheit. — Kopenhagen: Antwort auf die No ten der deutschen Großmächte. — Stockholm: Vom Reichstage. — St. Petersburg: Revolutionäre Pro klamation. — Warschau: Erhöhung der Pensionen der Invaliden des ehemaligen polnischen Heere». — Konstantinopel: Nichtanerkennung der griechischen Regierung. — Bukarest: Preßproceffe. Französische Lehrstühle aufgehoben. — Athen: Behandlung der Deutschen. Erunmuagev «vd Lersetzungrv. Lrrtdnrr Rachrichten. Provinzialaachrichtr«. (Leipzig. Budisfin. Pegau.) Lrrmtschte». Statistik »vd »olktmirthschaft. Feuilleton. Inserate. La-e-kalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Montag, 17.November. Professor Reumann ist in dem Proceffe wegen »ornahme von Sammlungen für den preußischen National fond vom hiefiarn Stadtgerichte freigesprochen wor den, weil die Sammlung keine unerlaubte geweseu und nur in eine« geselligen Kreise, nicht in einer zu politischen Zwecken gehaltenen Lersammlung vorgruommev worden sei. Pari», Montag, 17. November, Abend». Da» Iourval „la France" schreibt: Die englische Re gierung habe die Eandidatur de» Prinzen Alfred für den griechischen Thron wieder aufgevommeu. Diese« Projekt znfolae würden die jonischen Zu- sein vuter dem englischen Protektorate verbleiben, aber Denutirte zur griechischen Nationalversamm lung schicken können. Der neue König würde seine jetzige Coufesfiou beibehalten. Der „Moniteur" meldet die Ernennung del Baron» Gros zum Gesandten in Loudon an Traf Klahault's Stelle. Die Veröffentlichung der Ant wort de» Herrn Drouyn de Lhuy» auf da» Rund schreiben de» italienischen Minister» Duravdo be ¬ stätigt deu schon von der „Köln. Ztg." gebrachte» Wortlaut derselben. Turin, Montag, 17. November, Nachmittag». Die „Gazrtta ufsiciale" veröffentlicht ein Dekret, durch welche» dir Aufhebung de» Belagerungszu stände» in deu neapolitanischen Provinzen und auf Gicilieu angeordort wird.z Die Präfekten von Neapel und Palermo behalten einige erceptionrlle Befugnisse. Dre»deu, 18.HNoven»ber. Der Pariser „Moniteur" faßt die Ablehnung der amerikanischen Vermittelung durch England und Frankreich in möglichst günstigem Lichte auf. Er sagt in seinem Bülletin: „Die englische Depesche huldigt voll kommen den Gesinnungen, welche den Schritt der kais. Regierung dictirt haben. Sie bezeugt seitens der briti schen Regierung daS lebhafte Verlangen, in Ueberein- stimmung mit Frankreich zu handeln. Indem sic augen blicklich die ihr angetragene Mitwirkung ablehnt, ist sie einzig und allein um die mehr oder minder günstigen Aussichten besorgt, denen der Vorschlag der französischen Regierung in diesem Augenblicke begegnen könnte. Das ist keine abschlägige Antwort, sondern eine Vertagung. Ein ähnliches Urtheil läßt sich über die russische Depesche fällen. Sie läßt dem Gedanken der Versöhnung und der Humanität, von dem die kaiserliche Negierung be seelt ist, volle Gerechtigkeit widerfahren und verspricht nötigenfalls ihre moralische Unterstützung jedem Schritte, der in Washington versucht würde. In St. Petersburg wie in London ist cs dir innere Lage der Vereinigten Staaten, welche jeden Entschluß im Sinne des franzö sischen Vorschlages vertagen läßt. Wenn wir gut unter richtet sind, so werden die Bedenklichkeiten der beiden Eabinete jedoch bald gehoben sein, indem die dem Frie den günstige Stimmung ebensowohl im Norden, wie im Süden Nordamerikas zunimmt. Die gegenwärtig statt findenden Wahlen beweisen, daß diese Ansicht immer mehr Boden gewinnt und wahrscheinlich im nächsten Kongreß die Majorität für sich haben wird." Tagesgeschichtc. Dr«»de», 18. November. Ee. Majestät der König beehrten heute von früh 7 Uhr an bis Mittag» 1 Uhr da» LadettenevrpS mit Allerhöchftihre« Besuche und wohnte« dem Unterrichte in den verschiedenen Divi sionen bei. Dresden, 18. November. Zufolge einer telegraphischen Nachricht aus Zwickau hat dort heute Vormittag IL Uhr Se. Ercrllenz Herr Staatsminister Freiherr v. Beust die Amtseinweisung des Herrn Kreisdirectors Uhde unter den üblichen Feierlichkeiten vollzogen. Wien, 16. November. (Boh.) Der Finanzaus schuß versammelte sich gestern und heute trotz des Noxma- tages zu einer Sitzung, die von 10 Uhr bis 2 Uhr währte. Gegenstand der Verhandlung war die von der Regierung verlangte Steuererhöhung. Zuerst ge langte ein Antrag Hopfen's zur Berathung, demzufolge alle Steuern gleichmäßig erhöht werden sollten. Der Antrag wurde mit einer Stimmenmajorität angenommen. Unmittelbar nach erfolgter Abstimmung aber machte sich allenthalben die Ansicht geltend, daß eS doch zweckmä ßiger wäre, über jede Steuer gesondert zu berathen und abzustimmen. Ein hierauf bezüglicher Antrag fand An klang und wurden demgemäß die Erhöhungen bei den einzelnen Steucrgattungen besonders diScutirt. Nach lan ger und ziemlich erregter Debatte wurde die Steuer erhöhung für ein Jahr in folgender Weise beschlossen: Der bestehende außerordentliche Zuschlag wird bei der Grundsteuer, bei der HauSklaffensteuer, bei der ErwerbS- steuer und bei der Einkommensteuer verdoppelt. In jenen Ländern, in welchen den Schuldnern daS Recht zum Abzüge der Einkommensteuer von den Zinsen der hypothekarisch oder bei Gewerbsunternehmungen ange legten Capitalien gesetzlich eingeräumt ist, hat sich dieses Recht auch auf den außerordentlichen Zuschlag und zwar in dem gegenwärtig bestimmten Ausmaße zu erstrecken. Von den Zinsen der Staats-, öffentlichen Fonds- und ständischen Obligationen hat die Einhebung der 5pro- centigen Einkommensteuer und des ohne Unterschied der Währung mit 2 Procrnt entfallenden Zuschlages in der mittelst kaiserlicher Verordnung vom 28. April 1859 festgesetzten Art, mittelst Abzugs bei der Auszahlung der nach dem 31. Oktober 1862 fällig werdenden Zinsen ftattzufinden. Bei den in Conventionsmünze festgesetzten Zinsen hat es bei der angeordneten Art der Umrechnung auf österreichische Währung zu verbleiben, und es ist der 20p7vcentigr Zuschlag von dem in dieser Währung ent fallenden Betrage zu berechnen und einzuhebrn. Der Finanzminister wohnte der heutigen Sitzung bei und schien mit diesen, mit großer Majorität gefaßten Be schlüssen zufriedengestellt. Der Ertrag dieser Steuer erhöhung wird auf 15 Millionen veranschlagt. — Noch vor Schluß der Sitzung interpellirte der Abg. Krasa -den Finanzminister, ob derselbe nicht ein Gesetz bezüglich der Steuerfreiheit der Neubauten und Umbauten in den Kronländern einzubringen gedenke, da eine solche Vorlage dringend geboten sei, und der Wunsch nach Erlaß eines solchen Gesetzes im Herrenhause bereits vom Altgrafrn Salm angeregt worden ist. Der Minister er klärte, daß eine solche Vorlage für das Verwaltungsjahr 1863 unmöglich sei, stellte jedoch ein solches Gesetz für das kommende Verwaltungsjahr in Aussicht. — Während der Debatten im Finanzausschüsse wurde ein Circular an die Mitglieder des Bankausschusses colportirt, das dieselben zu einer Zusammenkunft für Montag Abend im Palais des Herrn Ritter v. Wodianer rinladet Die Unterzeichner wollen der Versammlung den Entwurf einer Repräsentation an das Herren haus vorlegen, in welcher die erhobenen Bedenken gegen die Schlußfassung des Abgeordnetenhauses sachgemäß dar gestellt sind. Man hat sich zu diesem Schritte erst nach vielseitiger Erwägung entschlossen, glaubt jedoch damit die Verhandlung, gleichviel ob sie zur Annahme oder zur Ablehnung der Bankacte führt, abzukürzen. In dieser Eingabe wird, den Stipulationen des Ueberrinkommens folgend, ausgeführt: 1) daß eine Verlängerung des Pri vilegiums auf blos 10 Jahre dem Institute nicht die gehörige Zeit gönne, die jetzt zur Regelung der Valuta zu bringenden Opfer und Verluste wieder einzubringen; daß bei der Unvcrzinslichkeit des Darlehens von Millionen an den Staat eine angemessene Verzinsung des eingelegten Dankcapitals ganz unwahrscheinlich, im Falle einer Krisis ganz unmöglich sei; 3) daß bei den Bestimmungen über die Bedeckung der ausgegebenen Noten, sobald die Bankleitung dieselben genau einhält, für die Folgen nicht die Bank, sondern die Gesetzgebung verantwortlich sei; 4) daß der Verkauf der Effecten über haupt, und ganz besonders in dem angesetztcn kurzen Termine, höchst nachtheilig auf den Börsenverkehr und auf den Effectenbesitz im Allgemeinen wirken würde, wo durch selbst die Realisirung zur Unmöglichkeit werde. Man hegt gar keinen Zweifel, daß die Mehrzahl der Mitglieder des Bankausschusses diese Repräsentation unter zeichnen wird, die jedoch keineswegs den Charakter eines Dokuments im Namen des Ausschusses haben wird, son dern blos die Ansichten der unterfertigten Firmen dar legen. Hiermit wird die Thüre für fernere Unterhand lungen offen gehalten, da doch Niemand für die Be schlüsse im Plenum des Bankausschusses, wenn er be rufen wird, einstehen kann. Wie», 17. November. (Boh.) Die Schlußanträge des Berichts über das Kriegsbudget sind: die de- taillirte Abfassung des Militärbudgets stellt heraus, daß die Anforderung eines jährlichen Friedensaufwandes von 92 Millionen zu hoch gegriffen ist; diese werde sich da her durch Wiederherstellung der veranschlagten Truppen vermehrung auf den allerhöchst genehmigten Friedens stand (60 Mann per Compagnie, veranschlagt sind 80) und in weiterer Verfolgung von Ersparnißmaßregeln schon 1863 ohne Schwierigkeit im Ordinarium um ... Feuilleton. K. Hosthrater. Montag den 17. November wurde zum ersten Male ein Drama in fünf Acten von Friedrich Gerstäcker: „Der Wilderer", gegeben. Im Gebiete der Reisebeschreibung ist dieser Autor, der mit lebendiger, scharfer und vielseitiger Beobachtungsgabe seine Erfah rungen und Erlebnisse frisch und interessant zu schildern vermag, weltbekannt u»d gefeiert. Mit muthigem Geiste und gestähltem Körper besiegt« er, eine echt deutsche Wandrrnatur, Gefahren, Anstrengungen und Entbeh rungen jeder Art und vertrat den deutschen aben teuerlichen Unternehmungsgeist und unermüdlichen Wissens drang in erfolgreichster und bewundernswerther Weise. Gerstäcker'» Name wird stet» in erster Reih« der kühn sten und verdienstvollsten Weltreisenden genannt werden. Aber ganz andere Gefahren, als di« weitesten Welt fahrten birgt der enge Bühnenraum für den Dichter, und diese vermochte er nicht zu überwinden. DaS Süjet seines Drama» spielt im Förster- und Jägerlrben, wo Büchse und Nickfänger leicht zu blutiger That helfen. Der Hirschenwirth Joseph Kerdelmann in Hollendeick ist ein Wilderer, ein Wilddieb, von einigen Forstbeamten al» solcher beargwöhnt, aber nie ertappt, und dcr erste Act giebt in einer grob angelegten, aber nicht nothwrndig zur Handlung gehörenden Jntrigue gegen ihn Aufschluß über da» Berhältniß der einzelnen Personen zu einander. Joseph, ein sonst anständiger Mann, ist Wilderer nicht au» Gewinnsucht, sondern lediglich au» Jagdleidenschaft, die ihn unwiderstehlich zur Befriedigung treibt, trotzdem, daß er Margarethe, die Tochter d«S Förster», uud diese ihn liebt und zu seinem Glück« nur noch di« Abntigung de- Vater» zu besiegen hat. Joseph steht ein, daß «r dem Wild«r«r» entsagen muß, will aber zuvor noch ein letzte» Mal seiner Jagd lust fröhnen, die — beiläufig bemerkt — als eine nur Jagdfreunden verständliche Specialität inner« Triebes, als eine pathologische Krankheit keineswegs zu jenen allgemein menschlichen Leidenschaften gehört, die einen dramatischen Vorwurf abgeben können. Er wird, als er einen Hirsch geschossen, von dem ihm auslauerndcn und als Nebenbuhler bei Margarethen feindlich gesinnten Forst gehilfen betroffen und ersticht diesen, um sich vor der Schande deS Zuchthauses zu retten. Sein Thun bleibt unentdeckt; nur Margarethe, die ihn am Morgen der Thal verstört au» dem Walde kommen sieht, wird vom Verdachte seiner Schuld ergriffen und durch sein un sichere», scheue» Benehmen ihren Fragen gegenüber davon überzeugt. Ein anderer Forstgchilfr aber — Schöffel —, ein roher, aber nicht schlechter Gesell, der mit dem Ge- tödteten Streit hatte, wird auf manche Anzeichen hin de» Morde- angeklagt und zu langjähriger Zuchthaus strafe vcrurtheilt. Margarethe weigert Joseph ihre Hand, obwohl jetzt auch ihr Vater für ihn wirbt. Der Ver lust der Geliebten, der Anblick ihre- qualvollen Seelen zustande-, die eignen Gewissensbisse und das Schicksal des unschuldig Derurtheilten und seine» jammernden Weibe- bringen den unglücklichen Wilderer zu dem Entschlüsse, seine Schuld zu sühnen. Er läßt dem Gerichte durch Schöffel'» Frau seine That anzeigen, nimmt Abschied von Margarethe, empfängt ihre Verzeihung und da» ' Grständniß ihrer treuen, unveränderten Liebe, und er schießt sich. Dieser Stoff bekundet hinlänglich, daß der Verfasser nicht eine Tragödie im höhrrn poetischen Sinne geben wollt«; rr dramatistrt« nur di« unglücklichen Vorfälle «inrr traurigen Criminalgeschichte und versuchte damit ein Bild au» der Wirklichkeit de» Leben» zu geben, das zugleich die schlimmen Folgen der zu strengen Gesetze -egen d«n WÜdfrevrl vor Augen führte. Da» Leben aber nur in seinen rohen zufälligen Erscheinungen, in seinem nackten Realismus darzustellen, kann keine Aufgabe dra matischer Kunst sein. Das Stück berührt peinlich und unedel durch seinen Inhalt, durch unfertige und gröb liche Formen der dramatischen Behandlung, durch zu ungenirt natürlichen trivialen Dialog. In einzelnen Situationen und ergreifenden Scenen bewährt sich dennoch die talentvolle Begabung Gerstäcker's, um Lebenswahr heil mit voller Treue der Erscheinung, mit frischer und warmer Natürlichkeit vorzuführcn, nur nicht in künst lerischer Weise, weder formell, noch geistig. Das Drama wurde gut gegeben ; die Rollen gewin nen indeß zwar in mehr oder minder leichter Weise die in der Handlung liegenden Effecte, dennoch aber keine durchgreifende sympathische Wirkung. Die Charakter Zeichnung ist zu unbestimmt und unbedeutend gehalten, selbst bei der Hauptfigur, dem Wilderer, der stets unter dem Drucke der Ereignisse und Verhältnisse steht. Als Wirth einer Dorfschrnke und als Liebhaber eignet rr sich nicht gar günstig zur Aufgabe für Hrn. Dawison, wohl aber brachte der Künstler da» Psychologische derselben, die friedrnlose Seelenunruhe, die GewiffrnSpein, den letz ten inner« Kampf d«S Unglücklichen in sehr vorzüglicher Weise zur Anschauung. Fräul. Langenhaun gab die Margarethe mit Fleiß und gefälliger Bühnenwirkung; am meisten künstlerische- Gelingen erwies der vierte Act. Fräul. Langenhaun muß vor Allem eine natürlichere und reinere Pronunciation der Vocale üben, die sie in hohl accrntuirter gedrückter Weise herauSstößt ohne Klarheit, Kern und freie Bildung des Tone»; dann wird ihr mit so reichen und bester beherrschten Mitteln auch leichter werden, correcte Betonung, Innerlichkeit und natürlich wahren Ausdruck zu entwickeln. Vorzeitig gespendete Blumen und Kränze mögen ihr Talent nicht darin be irren, mit Erkenntniß und Fleiß jenem Ziele der Kunst bahn zuzustrebrn, an dem allein verdiente und ehrende Kränze winken. Die durch Charakteristik und Lebrn»- Millionen (eine Ziffer ist nicht beantragt) herabsetzen lasten. Eine richtige, den Interessen des Staates ent sprechende Politik in Italien wird im Südwesten der Monarchie eine Verminderung des Truppenstandes um 30,000 Mann gestatten, daher ist eine Verminderung des Erlraordinarums um . . . Millionen Gulden nach dem Jahre 1863 möglich. ll Berlin, 17. November. Die königliche Resi denz ist vom Schloß Babelsberg hierher verlegt worden. I. Maj. die Königin trifft erst zum künftigen Monat, das kronprinzliche Paar frühestens um die Weihnachts zeit hier «in. — Der Provinziallandtag für die Provinz Brandenburg ist gestern feierlich eröffnet worden und hielt heute seine erste Sitzung, welcher u. A. in seiner Eigenschaft als Grundbesitzer in der Nieder lausitz auch der ehemalige Ministerpräsident v. Man teuffel beiwohnte. In Bezug auf das Material, womit sich der Provinziallandtag wird zu beschäftigen haben, bestätigt die königl. Botschaft die diesen Blättern ge machten Mittheilungen; es sind Angelegenheiten der Pro vinzialverwaltung, Gutachten über das Verfahren bei Erhebung der Gebäudesteuer und Gutachten über die Vorlage einer Kreisordnung. Ich höre mit Bestimmtheit von der Absicht des Landtages, «ine loyale Kundgebung dirrct an Se. Maj. den König gegangen zu lassen. — Im Finanzministerium ist man darauf bedacht, aus den di rekten Steuern die höchsten Erträge zu erzielen. Es soll deshalb von den Einschätzungscommissionen bei der Ein kommensteuer besonders strenge verfahren werden. Mit besonderm Eifer widmet sich der Finanzminister der Gebäudesteuer, deren Grundgedanken von ihm schon als Mitglied des Ministerums Manteuffel in Anregung gebracht und als Gesetz vorgelegt worden waren, welches indessen damals außer Zusammenhang mit der von dcr Zweiten Kammer gewünschten Rcgulirung der Grund steuer abgelehnt worden war. — Es bestätigt sich, daß zum Vertreter Preußens auf der Gencralzoltconfe- renz der Ministerialdirektor Delbrück ernannt ist, außer ihm wird auch noch der Geh. Rath Philip ps- born als zweiter Vertreter der hiesigen Regierung nach München gehen. Karlsruhe, 15. November. Der Großherzog und die Großherzogin sind, wie die „Karlsr. Ztg." berichtet, mit dem Erbgroßherzog und der Prinzessin Tochter heute Abend 5 Uhr zu bleibendem Aufenthalte wieder hier eingctroffen. Krruburg, 14. November. Wie der „Magd. Z." gemeldet wird, ist auf höchsten Specialbefelzs dcr Depu tation der Bürgerschaft auf die Petition um Son derung des Staatsguts vom Allodium und um Entlas sung des Staatsministers v. Schätzet! durch herzogliches Staatsministerium eröffnet, daß zur Zeit keine Beran lassung vorliege, den ausgesprochenen Bitten stattzu geben, das Vertrauen zu diesem Minister sei ein un geschwächtes und seine Wirksamkeit werde in keiner Weise beschränkt werden. 0 Au» Thüringen, 17. November. Ueber den Ab schluß der Militärconvention zwischen Weimar und Preußen ist wieder Alles still, so daß man im Publicum an dem Zustandekommen zu zweifeln anfängt. Jeden falls wird dieselbe in der Entäußerung der Militär Hoheit an Preußen nicht so weit gshen, als die koburg gothaische Convention. In Gotha selbst hört man an allen öffentlkchrn Orten über die Convention klagen, und die sociale Stellung der preußischen Offiziere ist dort auch keine beneidenswerthe, da man ihnen einen Standes- geist zuschreibt, der bei manchen ihrer Kameraden in so unerquicklicher Weise vorkommt. Luremburg, 14. November. In der heutigen Sitz ung der Stände hat der Deputirte Andrö den folgen den Antrag eingebracht: „In Betracht, daß die Vcr fasiung die Zustimmung der Stände für alle Gesetze er heischt und die Revision der Verordnungen also eine ver fassungsmäßige Nothwendigkeit ist, fordert die Kammer das Ministerium auf, ihr die sämmtlichrn Verordnun gen in kürzester Frist zur Gutheißung zu unter breiten." Der Geschäftsordnung gemäß ist der An ¬ wahrheit ausgezeichnetste Leistung gab Herr Heese als Schöffel. Diese Figur und die des derben ehrlichen Försters Müller sind vom Verfasser am besten gezeichnet. Letztgenannte Partie spielte Herr Porth vortrefflich, Herr Kramer führte gut den Forstgehilfen Keller aus, der dem Messer des Wilderers verfällt. Das Publicum spendete namentlich zum Schluß des Stückes warmen Beifall. C. Banck. Dresden, 18. November. Zu den seltenern Aus nahmen von ephemeren Kunstleistungen gehörte das am gestrigen Abend im Meinhold'schen Saale unter Leitung des Herrn Hofkapellmeisters Krebs abgehaltenc Conccrt der Dresdner „Liedertafel", welches sich ebenso durch gute Wahl des Programms, als durch mehr als dilettantische Ausführung auszeichnete. Die Ouvertüre zu „Anakreon" von Cherubim wurde vom Witting'schen Chore sehr löblich producirt. Voll Schwung und Feuer, unter trefflicher Mitwirkung Herrn Rudolph'S, er tönte die „Dithyrambe" Schiller'-, von I. Rietz musika lisch nachempfunden, und Herr HofconcertmeifterLauter bach entzückte beim Vortrage eines echten Salonstückes von VieurtempS (Andante und Rondo des Concerts II.) durch die virtuose Sicherheit, die gleichmäßige Schönheit und feine Empfindung seines Spiels. Den Schluß- und Schwerpunkt deS Abends bildete die herrliche Musik zur „Antigone" von Mendelssohn-Bartholdy; sie wurde mit Derstänsniß, warmer Hingebung und löblicher Präcision von den Chören ousgeführt und mit Unterstützung der Solovorträge der Herren Weiß und Eichberger und ganz besonder» deS Fräulein Berg, welche den ziemlich rinheitSlo» bald erzählenden, bald recitirenden, zuletzt selbst handelnden Tert glücklich zur Darstellung brach ten. Da« zahlreiche Publicum zeigte seine Befriedigung an dem genußreichen Abend durch enthusiastischen Beifall. —e—
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