Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186411306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-30
- Monat1864-11
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MS78. rtllr. — »rr. io -i l» 1» „ „ „ stritt ko«« nnä ill'vr»«—: Id »»r. s ««°P«Iro ,iuoM«n>! 1 risrrLtriprrist: rür ck»Q ir«iim 2«il«: 1 ktxr. v°»«r ' cki. Lsile: 2 Xgr. «rsttzet»«: UsUeti, mit Lo»o»dw« 6« Koon- vock kolortoU», ^b«oäi Nir <i»o kol^euä«» 3»drUeI»:» ^svkrl.: 1 «!o»»tUeti Mittwoch, de« 30. Noveucher — — Dres-nerIMmal. ' t TiMIP «- ' Verautwortticher Redaeteur.- I. G. Hartmann. 1864 - »nseratraainuchme ««»wart«. k». kiLirvmrT'«», 6omwi»«ion>tr 6e» i)r«»<i»sr lournitl»; «dev<I»«.: N. I-'.xm.xn, L, LiuodLrx-iiIlon<» vn«iii«»vri»i k Vorn.»:»; Liriim 0»<>i-ii !!»«>» t>»oUI., lirri-uxrii«', Iturk.iu; Lr»m«o: >!. 8eur.orr»:, Lr»»I»a: b.o»>, I°r»iiIlkUrt a. w.: iiookl».; ^i>lo: ?»ri»: v. (2^, rue <Ie bov- ent>n<,); kr»ß: t», i-^nnk-icn « vuobtl.; Vt«o: Lowptoir «I. li. XVivuvr Xvitiio^, 8tvk!-o-pl. 807, Hrraurgrder «ÜQ»^I. 8rp«<1iilov «Iv» ^arvLiF Vrviaen, Ll»ri«o,ti»<», 7. Nichtamtlicher T!M Regierung noch besonder» durch den Umstand aufgrsor- - dort find«», daß da- ursprüngliche Verhältnis des seiner ck°Zett beschlossenen ErecutionSverfahren- durch den Bun desbeschluß vom 28. Februar diese- Jahres wesentlich .^altrrtrt worden war und gleichwohl die Bundesversamm lung solches unverändert hatte fortbestrhen lassen. Je denfalls glaubte sie die Frage, ob und in wie weit un ter den neuerdings eingetretenen Umständen die Besetzung und Verwaltung obgrdachter Herzogtümer seiten des Bunde- aufzuhörcn habe, als eine solche betrachten zu sollen, welche die Regierungen von Sachsen und Hanno ver durch eine vorgrrifende Verfügung der Entscheidung drS Bundes zu entziehen nicht berechtigt seien. Die Einweisung auf vorstehende Momente wird zugleich die diefseitige Regierung rechtfertigen, wenn sie anders al- »tm Wege der Anfrage sich nicht in der Lage glaubt, dem Wien, 27. November. (C. Oe. Atg.) Feldmarschall- leutnant v. Gablenz ist zum Kommandanten des 5. Armee- nigstrin ernannt, welch Letzterer mit der Leitung des Ge- neralstabeS betraut wird. Feldmarschallleutnant Nagy ward zum Commandanten von Theresienstadt ernannt, und dem Generalmajor Philippovich das Ritterkreuz des Stcphanordens verliehen. Berlin, 28. November. (B. Bl ) Der neue franzö sische Botschafter Benedetti hatte gestern bei Sr. Ma jestät die Antrittsaudienz. — Ihre Maj. die Königin, welche am 22. Koblenz verlassen hatte, brachte drei Tage im Kreise der großherzoglichen Familie in Karlsruhe zu und begab sich von dort vorgestern zum Besuch nach Weimar. Dem Vernehmen nach wird Ihre Majestät morgen von Weimar hier eintrefsen. — Der Assessor a D. Lothar Bucher (früher Demokrat, späterhin groß deutsch, jetzt annerionistisch gesinnt) ist als Hilfsarbeiter bei der politischen Abtheilung des Ministeriums der aus wärtigen Angelegenheiten angestellt worden. — Die „N. Pr. Z." erklärt auch heute noch die Angaben der Wiener Blätter und Korrespondenzen über eine politische Mission Sr. k. Hoheit des Fürsten von H o he nzol lern-Sig maringen wiederholt und auf zuverlässigste Weise für irr- thümltch. Wenn der Fürst, wie behauptet wird, ein Schreiben Sr. Majestät des Königs an den Kaiser von Oesterreich überbracht habe, so beziehe sich dasselbe nicht auf allgemeine politische Verhältnisse, sondern auf die Angelegenheiten Sr. k. Hoheit deS Fürsten selbst. ES sei daher auch völlig irrig, daß die Anwesenheit des Fürsten zu Wien mit den in Holstein ergriffenen Maßregeln in irgend einem Zusammenhänge stehe. — JmPolenpro- cesse stellte heute die Staatsanwaltschaft folgende An ¬ träge: auf 10jährige Zuchthausstrafe und Polizeiaufsicht auf gleiche Dauer gegen die Angeklagten v. Plucinski, Smitkowski, Erasmus v. Zablozki und v. Brodorskc; auf 6jährige Zuchthausstrafe und Stellung unter Poli zeiaufsicht auf gleiche Dauer gegen die Angeklagten Ar- tarrrreS v. Rekowski, v. WeclewSki, Majewski, v. Skryd- lewSkt und Norbert Szumann. Gegen 9 Angeklagte trug die Staatsanwaltschaft auf Freisprechung an. SsMtrr, 24. November. Der „Bromb. -ztg." geht über die letzte Sitzung des hiesigen Kreistags ein Be richt zu, welchem wir Folgendes entnehmen: Am 19. d. wurde hier der Kreistag abgehalten, auf dem es sehr stürmisch herging. Gleich nach der Eröffnung entspann sich nämlich ein Eonflict zwischen dem Vorsitzenden, Land rath Frhrn. v. Massrnbach, und den polnischen Mitglie dern. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß vier pol nische Gutsbesitzer, welche in den Hochverrathsproceß in Berlin verwickelt sind und, obgleich einstweilen aus der Haft entlassen, den Verhandlungen in Moabit beiwohnen müssen, keine Einladung zum Kreistage erhalten hatten und die von denselben an Andere übertragenen Vollmach ¬ ten vom Landrathe als ungiltig zurückgewiesen wurden. Der Landrath rechtfertigte diese Zurückweisung durch Be rufung auf § 13 des Gesetzes vom 23. Juli 1847, wel cher lautet: „Die Suspendirung der ständischen Rechte tritt gegen Diejenigen ein, gegen welche die gerichtliche Untersuchung wegen Verbrechen anhängig gemacht ist, die das Gesetz mit entehrenden Strafen belegt hat." Die polnischen KreiStagSmitglieder bestritten die Anwendbar keit dieses, wie sie meinten, durch die Verfassung aufge hobenen Gesetzes und beriefen sich auf die in ähnlichen Fällen von andern Landräthen und noch höher» Behör den geübte Prari». Da der Landrath bei seiner Ansicht verharrte, so beantragten die polnischen Kreisständc, daß die Kreisversammlung durch Abstimmung entscheide, ob sie sich als beschlußfähig betrachte oder nicht. Die Ver sammlung entschied sich mit Stimmenmehrheit für die Be schlußunfähigkeit. Der Landrath erklärte, daß er die Be ratung fortsetzen werde für den Fall, daß der Minister seine Ansicht bestätigen sollte. Nach dieser Erklärung ließen die polnischen Kreisstände einen Protest im Pro tokoll verzeichnen und verließen größtentheilS den Saal. Es blieben außer den deutschen Kreisständen nur die jenigen Polen zurück, welche von abwesenden Mitgliedern Vollmachten erhalten hatten, indem sie eS für ihre Pflicht erklärten, da- Interesse derselben wahrzunehmen. Die Versammlung ging hierauf zur Tagesordnung über. Bezyera, 26. November. Das Programm der bayerschen „Fortschritt-Partei" (NationalvereinS- partei unter anderer Firma, da sie als solche in Bayern gar keinen Anklang finden konnte) ist nunmehr erschie nen. Es ist ziemlich umfassend und beschäftigt sich vor wiegend mit den innern Landesverhältnissen. Als Re formen, welche von der Fortschrittspartei zunächst zu erstreben sind, bezeichnet es: Umgestaltung der Reichs rathskammer, gesetzliche Feststellung der Wahlbezirke für die Wahlen zur Abgeordnetenkammer, Abkürzung der Wahlperioden, Abschaffung der Ersatzmänncrwahlen; Acnderung des Gesetzes über die Ministerverantworllich- keit, insofern dasselbe nur nach übereinstimmendem Be schluß beider Kammern eine Anklage zuläßt; Ersetzung der sechsjährigen Finanzperioden durch ein- oder zwei jährige; volle Unabhängigkeit der bürgerlichen und poli tischen Rechte vom Glaubensbekenntniß, entschiedene Wahrung des staatlichen Rechts gegen kirchliche Ueber- griffe; Verbesserung des Schulunterrichts (beziehungsweise der Lehrerbildungsanstalten); Einführung der Gewerbe freiheit, Abstellung der büreaukratischen Gemeindebevor- mundung; Ueberweisung der Verwaltungsrechtssachcn an richterliche Behörden; Beförderung des Eisenbahnverkehrs; Reform des militärischen Strafverfahrens, Beschränkung der Militärgerichtsbarkeit auf militärische Angelegen heiten, Beseitigung der administrativcu Willkür in Land- Wehrsachen, Reform der Heeresverfassung auf Grundlage der allgemeinen Dienstpflicht mit abgekürzter Dienstzeit. In Bezug auf die deutsche Frage sagt das Programm: „Wir verlangen sür Deutschland die Machtstellung nach außen und die gesicherte Freiheit im Innern, worauf Tazesgeschichte. ? Dresden, 29. November. In einer für heute an- beraumten außerordentlichen Sitzung der Bundes versammlung hat der k. sächsische BundestagsgesanKe folgenden Antrag einzubringen gehabt: Königreich Sachsen. Unter Hinweis auf Artikel 13 der Erecuttons-Ord« nung ist von der königlich preußischen Regierung durch die dortseitige Gesandtschaft am diesseitigen königlichen Hofe die Ansicht zu erkennen gegeben worden, es hätten gegenwärtig di« Regierungen von Sachsen und Hannover ihre in den Hrrzogthümern Holstein und Lauenburg be findlichen Truppen ohne Verzug zurückzuziehen und hier von dem Bunde Anzeige zu machen, Beide-: oh« »inen Bundesbeschluß abzuwarten oder zu provocire». Dieser Auffassung drS nurerwähnten Artikel» der ErecutionSordnung hat die königlich sächsische Regierung ohne Weitere- nicht beizupflichten vermocht. Art. 13 sagt: „Sobald derVollziehungSauftrag vorschrift mäßig erfüllt ist, hört alle- weitere ErecutionSverfahren auf". ES fragt sich nun, wer darüber zu entscheiden hat, ob der ErecutionSauftrag vorschriftmäßig erfüllt sei? In daS Ermeffen der beauftragten Regierung oder Regierun gen kann die- nicht wohl gestellt sein. Dir» ist offen bar um so weniger die Absicht gewesen, al» »an un- - ,, - möglich der Bundesversammlung di« Füglich^t «tnrr -^dv.-pS an di« Stell« de» Gridmarschaüleutuant» v. He- Cognition und eines Einspruchs gegen eine vorzeitige Zu rückziehung der Truppen hat entziehen wollen; nach dem Wortlaut des Artikels aber soll die Anzeige von der Zurückziehung nicht vor der letzter«, sondern gleichzeitig mit derselben erfolgen, mithin wenn dieselbe bereits im Vollzüge begriffen, beziehentlich vollzogen ist, so daß, wenn erst dann die Bundesversammlung Anlaß haben sollte, sich dagegen auszusprechen, ihr Einspruch zu spät kom men würde. Es sei erlaubt, aber auch ferner auf die Unzuträglichkeiten hinzuweisen, welche entstehen müßten, falls die Entscheidung über die Vorfrage und deren so fortige Ausführung in die Hände der Erecutionsregierun- gcn gelegt wäre. Sie sind an naheliegenden praktischen Beispielen leicht zu erkenne«. Die Erecution war ur sprünglich gegen König Friedrich VII. beschlossen, und Dessen Ableben ein außerhalb der Berechnung liegender Zwischenfall. Denkt man sich den letztern hinweg, so hatte die Erecution mit der Befriedigung der von dem Bunde an die königlich dänische Regierung gestellten Forderungen aufzuhören. Die Erfahrung hat gelehrt, in welcher Weise man in Kopenhagen die deutschen For derungen zu befriedigen gewohnt war, und wie man dieselben mit scheinbaren Koncesstonen abzufinden versuchte. Welche Regierung, einschließlich der von Preußen, wäre wohl alsdann der Ansicht gewesen, daß eS in dem Er messen von Sachsen und beziehentlich Hannover stehe, zu entscheiden, daß der ErecutionSauftrag erfüllt und die Truppen, ohne einen Bundesbeschluß abzuwarten oder zu provociren, zurückzuziehen seien? — Zu diesen Betrachtungen mußte sich die königliche Wie«, 28. November. (Tel. d. Boh.) Die von Preußen vorher nicht ertheilte Aufklärung über die Sistirunq de» Lruppenmarfche» ist hier sofort und nachdrücklich erbeten worden. Berlin, Dienstag, 29. November. Prinz Friedrich Karl hatte gestern Abend seinen Stab versammelt. Auch die österreichischen Rittmeister Prinz von Arenbrrg und Graf Walli» waren dabei anwesend. Der Stab muß sich bereit hal ten, sobuld die Ordre zum Abgang ergehen sollte, ihr jeden Augenblick folgen zu können. Der Ministerpräsident v. Bismarck hat den fran zösischen Botschafter Benedetti abermals empfangen. Brüssel, Dien-tag, 29. November. Der heu tige „Moniteur" meldet, daß am 1. Decrmber der preußisch belgische Lelegraphentarif in Kraft tritt. Die einfache Telegraphengedühr beträgt für Rhein- und Westprrnßen westlich von der Weser und der Werra 2 Francs, für östlich von dieser Grenze ge legene Stationen 3 Francs, zwischen Grenzstationen bi» zu 50 Kilometer Entfernung 1 Franc. Warschau, Montag, 28 November, Nachmit tag». Der Säcularifirungsplan ist heute von der Regierung auSgrführt worden. Danach find von den in Polen bestehenden 155 Mönchs- und 42 Non nenklöstern 71 Mönch»- und 4 Nonnenklöster mit einer Personrnzahl von 318 Mönchen und Nonnen geschloffen worden, da deren Personal die durch die kanonische Regel für da» Kloster vorgeschrirbeue Zahl von acht Person»« »icht erreicht. 89 Klöster, deren Personal au» 674 Mönche« and Ro«a«a te- steht, sind, al» der Brtheiligung an de» Aufstand« überführt, geschloffen worden. Der Gottesdienst in den Kirchen der supprimirten Klöster wird un unterbrochen fortgesetzt. — I» der Stadt herrscht Ruhr und Ordnung. New York, 19 November. Abend». Gs geht, da» Gerücht, Präsident Lincoln werde den Tou- föderirtrn Ariedrnsvorschläge machen. Ferner be hauptet ein Gerücht, der Svdgeveral Garly höbe sich in da» Shenandoahthal zuruckgezoge«, sei aber >b?E «orgr «er ««frag« »rp n«w» IN vcr Lage gcauvi, vcm weaa.NE ""** viele Militärborräthe Absatz des Artikels 8 der ErecutionSordnung b'r ^^0' (Der Wechsel» Hie xsniglichc Regierung hat, ohne sich über die * a s on fehlt.) i , " Fra-e^ ob der ErecutionSauftrag al- erledigt zu betrach ¬ ten sck, auszusprechen, wozu sie zur Zeit noch keinen Be ruf hatte, jene Zweifel der königlich preußischen Regierung nicht »orrnthalten und sie erachtet sich, ganz abgesehen von der sernern Frage, ob überhaupt ein Befehl zur Zurückziehung an den Commandirenden der Bundcstrup- ven dnrch eine andere Behörde als die Bundesversamm lung «gehen könne, nicht für ermächtigt, den ihr ertherl- t«n Auftrag ohne vorauSgrhenden Bundesbeschluß als erledigt anzusehen und demgemäß zu verfahren. Da aber inzwischen von der königl. preußischen Re gierung in dringendster Weise ein derartiges Vorgehen beansprucht wird, so erachtet eS die königl. Regierung, obschon von Seiten der kaiserl. österreichischen Regierung, welch« sich bezüglich des von der königl. preußischen Re gierung zu Begründung ihres Anverlangens angerufenen Befitztitrl» in ganz gleicher Lage befindet, ein derartiges Ansinnen bisher in keiner Weise an sie gestellt worden ist, gleichwohl für ihre Pflicht, an hohe Bundesversamm lung den Antrag zu stellen: „ES wolle hoher Bundesversammlung gefällig sein, unverweilt einen Beschluß darüber zu fassen, ob die kgl. sächsische Regierung den ihr ertheilten Auftrag als vor schriftsmäßig erfüllt zu betrachten und demgemäß ihre Truppen au- den Hrrzogthümern zurückzuziehen habe." Abonnements - Einladung. Nachbestellungen auf da- „Dresdner Journal" für den Monat December wer den für Dresden in unsrer Expedition, für alle übrige« Orte im Bezirke der k. säch sischen Postverwaltung bei den zunächst ge legenen Postanstalten angenommen. Für Dresden beträgt der Preis auf diesen Monat IS Rgr., für auswärts (innerhalb Sachsen) 22^ Rgr. Die JnsertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Petitzeile oder deren Raum im Jnseratentheile I Rgr., unter „Eingesandt" 2 Rar. KSstigl. Lrpt-itilm des Dresdner Zoyrvals. (Marienstraße Nr. 7.) Telegraphische Nachrichten, Arankfvrt, Dievstag, 29. November. Heute findet »ine außerordentliche BundestagSfitzuvg statt; Sachsen wird darin beantrag»«, von setner Theil- nähme an der Bnndesrxerntion entbunden zu werden (Diese- vom Wolfffschen Tel. Büreau in Berlin ausgehende Telegramm ist völlig unwahr; das Wahre ist aus dem unter Dresden veröffentlichten sächsischen Anträge zu ersehen.) München, Dienstag, 29. November. Die „vayrrsche Zeitung" berichtet: Preußen stellte au Hannover und Sachsen »ine fünftägige Frist zur Räumung Holstein» und Laurnburgs. (Bis zur Stunde ist eine solch« preußische Erklärung hier nicht erfolgt. Die Red. d. „Dresdner Journals".) Der König ist heute hier eiugrtroffeu. K e uillet o u. Dresden, 29. November. Der gestrige erste dies jährige Productionsabend des Tonkün stlerver- ein- war zugleich eine Feier des nun zehnjährigen Be stehens dieses Vereins, der im Jahre 1854 gegründet wurde. Er ward durch einen Prolog, gedichtet und gesprochen von Herrn R. Prölß eröffnet, der mit warmem Wort die Tendenz des Verein- schilderte und auf dessen Wirksamkeit in dem verflossenen Zeitabschnitte zurück blickte. Und in der That, die ausübenden Mitglieder und die Vorstände deS Vereins können mit wahrhafter Befriedigung auf ihre künstlerische Thätigkeit und den Geist, der sie dabei leitete, zurückschauen; die eigene musikalische Bildung ward dadurch ebensowohl erhöht, al» Kunsterkenntniß und Kunstgeschmack bei einem großen Kreise von Musikfreunden gefördert. ES sind diese Re sultate um so höher zu schätzen, da e» nicht materielle Vorthetlr waren, die dazu antrieben, sondern vielmehr der regste Drang, einzig und allein der Kunst zu dienen, und dabei b»- Princip gewahrt wurde, ihr Edelste» ohne Rücksicht auf virtuose Gelüste zu pflegen. Getreu seinem Vorhaben hat der Verein unS den Schatz älterer Werke im Bereich« bn instrumental«» Kammermusik neu erschloßen, und un» ebensowohl mit den Werken späterer als gegenwärtiger Komponisten in diesem Genre be kannt gemacht. ES bedarf kaum der Erwähnung, daß die Productionen selbst stet» ein ehrendes Zeugniß für die tüchtigen Kräfte de» Verein» ablegten; viele dieser Vorführungen aber stehen al« meisterhaft vollendete Leistungen vor unsrer Erinnerung. Zahlen beweisen; und so sei denn bemerkt, daß der Verein in den Production»- und UebungSabenden, welche letztere alle« hörenden Mitgliedern zugänglich sind, seit zehn Jahren 591 Jnstrumentalwerke von 117 verschie ¬ denen Komponisten auSgeführt hat. Darunter finden wir I. S. Bach mit 26, Händel mit 7, Haydn mit 23, Mozart mit circa 24, Beethoven mit 53, Fr. Schubert mit 16, R. Schumann mit 21, Mendelssohn mit 11 Werken, außerdem H. Bocherini, Chopin, Corelli, Dittersdorf, Zelenka. — C. M. v. Weber, Spohr, Rubinstein, Reißiger, A. Reichel, Raff, Gäbe, Brahms rc. DaS gestrige Programm begann mit einem Streich quartett von R. Volkmann (op. 43), von den Herren Körner, Feigerl, Mehlhose und Böckmann fleißig studirt und gespielt. Da- Werk zeigt ein ehrenwerthes Wollen, ohne durch das Errungene sehr zu erfreuen. Den wenig bedeutenden Motiven kommt keine vertiefende gedanken reiche Ausarbeitung zu Hilfe, und Wohlklang fehlt oft auffällig. Das Scherzo ist ganz im Fünfviertel-Tacte geschrieben, der sonst nur vorübergehend benutzt wird. Einem Genie magS vielleicht gelingen, diese unruhige nachschleppende Tactart noch weiter zu vrrwerthrn; Herrn Volkmann'S Versuch dafür ist nicht gelungen. Die Herren Concertmeister Schubert und Kammer virtuos Kummer, die ältesten auSsührendrn Mitglieder drS Verein», die gewissermaßen auch denselben in nach- eiferungSwürdiger Weise durch ihr eigene- künstlerisches Streben und Können repräsentirten, erfreuten durch den Vortrag de» Beethoven'schen 0 äm-Trio» (op. 70) in Ver bindung mit Herrn RieciuS, der den Klavierpart mit trefflicher musikalischer Beherrschung au-führte. Leider nur ist e» eine böse Errungenschaft aller neuen, nur auf Tonkraft und für Dirtuosenglanz gebauten Flügel, daß sie begleitende Streichinstrumente zu sehr decken und rin harmonisch wohlklingende» Ensemble mit ihnen im Duo, Trio, Quartett immer fraglicher und schwindender wird. Einen Hochgenuß de» Abend» gewährte I. S. Bach s zum ersten Male gespielte» 6 äor-Eoncert für Violine und 2 Flöten mit Begleitung von Streichinstrumenten; eS ist das vierte der sechs dem Markgrafen Chr. Ludwig von Brandenburg gewidmeten Conccrte. Die Herren Hüllweck, Zizold und Meine! führten die drei sehr schwie rigen concertirenden Partien ganz vorzüglich aus, die Gesammtleistung war von ausgezeichneter Wirkung. Der alte Meister setzt immer von Neuem in staunende Be wunderung. Au» kleinen Anfängen spinnt er ei« unend liche» Tongewebe, Tonreihe um Tonreihe, Gedanke um Ge danken kunstvoll geschlungen, und doch klar in den Linien, mächtig in der Bewegung, voll Steigerungen im Ganzen, voll Reiz in den Etnzrlnheiten; alles Klanggefügr ist fest und sicher, jeder Ton spricht an seiner Stelle und ein gar starker Geist erfaßt unS daraus, bald mit kräf tiger, bald lieblicher Gewalt, immer voll gesunder männ licher Tüchtigkeit und edler Meisterschaft. C. Banck. vr. Häbler's Vorlesungen über die griechische Tragödie. Mit seinem Vortrage vom 28. November gelangte Herr vr. Häbler zu Sophokles, diesem höchsten Vollender hellenischer tragischer Kunst. Er begann mit des Dichters „Tracht»ierinnen ", einem Werke, dessen verschiedentliche Unvollkommenheiten mit außerordentlichen Schönheiten so in Kontrast stehen, daß sie längst Anlaß zu kritischem Streit gegeben über die Autorschaft, bis man e- endlich als die gemeinsame Arbeit deS Sophokles und seine» jugendlichen Sohne» betrachtet hat. Der Vortra gende la» unter andern den schönen einleitenden Monolog der Drjanira (Gattin deS Herkules), die al- zärtlich liebende Gattin in banger Besorgniß ist um ihren auf seinen Heldenfahrten so lange abwesenden Gatten, zumal da böse Prophezeiungen über rin unheilvolle- Ende über ihn vorhanden. Ein weiblicher Eher (Trachinterinnen) tröstet fle. ES kommen Boten, von seinen gewaltigen Thaten erzählend, seine baldige Ankunft meldend, und bringen rin« gefangene Königstochter Jole mit. Deja- nira erfährt, daß ihr Gemahl sie sich neben ihr zur Frau ersehen. Tief darüber betrübt sucht sic sich seine Liebe zu erhalten durch ein unheimliches Zaubcrmittel, einst von einem erlegten Feinde ihres Mannes im Sterben ihr geschenkt. Kaum hat sie dem Gatten ein Gewand, mit diesem Safte bestrichen, in die Ferne geschickt, als cs ihr bange aufs Herz fällt, deS Feindes Gabe könne den Gatten tödten. Und schnell darauf kommt Nachricht durch den Sohn, daß der Vater in den schrecklichsten Todcsschmerzen sich winde. Da geht sie hinein und erdrosselt sich. Zu Ende sehen wir Herkules von den entsetzlichen Qualen gefoltert und seinem Weibe fluchend. Sein Sohn tzyllos ist dabei ihn unterstützend und eröffnet ihm den Tod und die Unschuld der Mutter. Da erkennt der Leidende, daß ein altes Orakel: der riesige Held werde von Lebenden nicht getödtet werden, sondern von Tobten, sich erfüllt. Nun muß der Sohn sich ihm eidlich verpflichten, ihn hoch auf den Oeta zu tragen, ihn dort zur Beendigung seiner Qualen zu verbrennen; und ferner seine, deS Vater-, geliebte Jole al- Frau zu nehmen. Der Sohn schaudert vor Beiden, besonder- vor dem Letztern; doch er muß, durch dir vorhergehenden Eide gebunden. Er trägt den Vater auf den Oeta. — DaS Urtheil des vr. Häbler lautete: eS seien Theile in dem Stück tief gcmüthvoll und würdig de» Besten, was Sophokles gedichtet, vor züglich die zarte Schönheit der weiblichen Seele Deja- nira'S; dann aber auch Fehler, wie sie bei ihm sonst nie zu treffen; vor Allem, daß eS ganz ungenügend mo- tivirt sei, wenn Dejanira erst mit Freude zum Gebrauch de- Zaubermittel» sich entschließe und gleich darauf, da» Richtige erwägend, außer sich vor Verzweiflung sei. Eine Hauptschwäche wäre auch, daß der Dichter den Herkules zu sehr herabgezogen, der zu roh und barbarisch, ja tückisch grausam in den geschilderten Thaten erscheine. Freilich sei er der eigentliche Hrlh der Tragödie nicht, selbst De-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite