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Dresdner Journal : 07.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186503077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-07
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1865
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18VS. .V SS. Dienstag, den 7. März. Lbmnmrmrwpritsr: ^UrrUeb: 6 Nlr. — i» l» ^"1—" '-Lf«UrrI.:1 „ 1» ,. ., ., (tritt koM an« Mouttliek w vr«»L«: 1b Hxr f 8t«wp«I^l- tS-d.,k>. »ammern: 1 N^r. 1 »istr-lnlprrtst: «Ar ä«o 8»mn ,i»«r -oop-lt«»«» 1 Nssr. Uutor ,^Lio^«»»oät" <0» 2«0«r 2 "Ur. »rschewrn: Il-Ucti, Mit L«»>ndw. ck.r »o°a- nnck r«1.rt^«. ^d-llä» Nir L«o kol^«»ck«» Da«. VresdnerÄoNMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. - »nseratrnamwhmr «wwärl« t^lpilU: k». La^nvororrr», 6ommii»iooHr äei vrosüner ^onrnulo; «benä,,.: 11. Kxoi.i», 8. Iiiaix; Uiuodarzs-Alton»: A Vooi.1»; Lorlm: tinc>i-it.«'Lc1it- liuoll- b»o<11., liurvsu; Lrsmon: 8. 8cui.orr»j Ur«,l»n: I.ovi, Orikinun; kr»nl-kvrt ». Hl.: .1»tt»-:»'»ob^ linobll.; LSI». Xnv,.^ k»r>«: v. »reu» (28, ra« äe von» rofi»n»1 z kr»x: 1«. tlnul-it-u'» liiic kd. r Vl«! Lomptoir 6. ll. tVieuor 2eituox, 8tef»u»jil. 86'., Hrrauogrder: «lövlUl. krpockition <1«, Dreoänor 3rmrn»I« , Vrooäon, -1»r>«n»rr»,i« Kr>. 7. Nichtamtlicher TIM. Uebersicht. T-lexxopdischr Nachrichten Zritungtschaa. (Presse — Altonaer Mercur. — Et. Petersburger Zeitung ) Tagesgeschichte. Dresden: Stand de-Militär Stell« vertretungSsondS. — Wien: Parlamentarische-. Die Aollverhandluugrn in Berlin. — Karlo Witz: Vom serbischen Kongreß. — Krakau: Derurtheilungen.— Berlin: Parlamentarisches. Preßprocesse. — Thorn: Steuer Verweigerungen.— München: Festlichkeiten zu Ehren dcS Herzog» Karl Theodor und der Herzogin Sophie. Päpstliche- Schreiben an den Bischof von Sprier. Durchpassirende Palen. — Stuttgart: Kammcrverhandlungen. — Karl-ruhr: Beschlag nahme aufgehoben. Eisenbahnverträge. — Heidel berg: Ein Urtheil de- Schöffengericht-. — Wei mar: Vom Hofe. Bau einer Strafanstalt. — Frankfurt: Bunde-tagSsitzungberichl. — Pari-: Nützliche Projekte für Lyon. Tagesbericht. Nachrichten au- Japan. — Bern: Die polnischen Flüchtlinge betreffend. — Turin: Der König nach Mailand. Nachrichten au- Neapel und Sicilien. — Mailand: Waffentran-porte. — Brüssel: Kammerverhandlun- gen. — Madrid: AuS den Corte-. — Lissabon: Reise de» Prinzen Arthur. Schiffbruch. Da- deutsche Hospital. — St. Petersburg: Organisation des orenburgschen Landes. — Mexico: Nachrichten der neuesten Post. Schleswig Holstein. (Vermischte») Innere Angelegenheiten. (Das Verbot von öffent lichen Vorträgen ausländischer freigemeindlicher Pre diger.) Dresdner Nachrichten. Provinzialanchrichtea. (Mittweida. Pirna. Riesa. Pottschapprl.) vermischtet. Keoilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag, 6. März. Der heutige „Mo niteur' meldet, daß der italienische Gesandte, Che valier Nigra, dem Kaiser da« Diplom al« Mit glied der Akademie der politischen Oekonomie zu Mailand, und der wexicanische Gesandte, Jos- Hidalgo, dem Kaiser vnd dem kaiserlichen Prinzen das große Baud des mexikanischen Adlerordeu« überreicht haben. Weiter enthält der „Moniteur" eineu Bericht de« Unterricht«ministrrs, welcher den kostenfreien Elementarschulzwang befürwortet und hinzusügt, der Kaiser wünsche die Landetrrziehuug durch da« Land selbst und so zweckentsprechend den Muui- cipalräthen da« Rrchr einzuräumen: zu bestimmen, wann da« Gesetz in Kraft treten solle, wonach der Staat den die Reform annnrhmenden hilf-bedürf tigen Gemeinden Unterstützung verspricht. Dresden, 6. März Die preußische Depesche nach Wien, w-lche die Forderungen bezüglich der Hcrzogthümer enthält, bildet noch unausgesetzt den Gegenstand der lebhaftesten Besprechungen in den Wiener Blättern. Dieselben sind einig in der Ansicht, daß jene Depesche ungeeignet sei als Bast- für weitere Verhandlungen. Verschieden da gegen lauten die Nachrichten über Das, waS da» kaiserliche Cabinet thun wird. Während die Einen versichern, das selbe werde pure ablehnen und die Verfolgung der Sache am Bunde begünstigen, haben andere Blätter weniger Zuversicht in dieser Beziehung. Au den letzter» gehört die „Presse", welche heute schreibt: „Wir haben mit- getheilt, daß die deutschen Mittrlstaaten in der schleSwig- holsteinschen Frage einen Antrag am Bunde vorberritcn, dem gegenüber Oesterreich sich freie Hand behalten wolle. Feuilleton. K. Hofthrater. Da-, Sonnabend den 4. März, zum ersten Male hier aufgrführte kleine Lustspiel von Benrdir „Ausreden lassen" erwies sich als eine an- spruchlose, zu unbefangener Unterhaltung recht wohl gerig- urte Bühnenarbeit. Der Gedanke, daß eine resolute Tante durch da» Weiberregiment ihrer siegreichen Zunge gegen den Willen ihre» zaghaft einfältigen Bruder» die Heirath ihrer Nichte mit einem protegirten Jüngling durchsetzt, den der Herr Bruder nicht mag, während ein von ihm erwünschter überreifer HeirathScandidat mit Spott von dannen getrieben wird, — dieser Gedanke ist trotz hoher Jahre und mehrfache« Verbrauchs noch immer zu scent- scher Verwendung au-giebig. Benrdir hat dir leicht- skizzirte Charakteristik der die Jugend rettenden Tante auf den immer wirksamen Effect der unabweisbaren Red seligkeit und häutlichen Rechthaberei zugespitzt, wobei ihm die gewandte Führung eiar» trivialen Dialog» zu statten kam. Frl. Allram spielte dies« Rolle mit erheiternder Frische, keck, dem wirklichen Leben analog und doch maßvoll und wvhlberechuet in den komischen Pointen. Dir unterhaltende beifällig aufgenommene Gesammt- Wirkung ließ die Beschäftigung dieser fleißigen Schau spielerin in» Litern Eharaktrrfach für drastisch« Partie« al» eine sehr zweckmäßig« Verwendung vieler ihrer er sprießlichen Fähigkeiten wünschen»werth erscheinen. Die Darstellerin wurde im guten Zusammenspiel durch Hrn. Wilhelms unterstützt, der den Bruder ohne , Einsicht und Energie in» Sinne der Roll« verwirklichte. I« neueinstudirtea Lustspiel „Nm Elavter" ent- , Wickelte die fleißige Leistung de« Hr«. Ia « arr viel realt- Hrute hören wir — und wir gestchen, wir hätten e» lieber nicht gehört — daß Oesterreich auf die von Hrn. v. Werther angetragcne, jedenfalls endlose, theoretisch un fruchtbare Verhandlung über die preußischen Forderungen an Schleswig Holstein rinqehcn will. Wa» soll wohl bet diesem diplomatischen Hinübcr-Hcrüdcr gewonnen werden? Man sollte endlich doch zur Erkenntniß gelangen, daß bei dem Notenwechsel nicht mehr herau-kommerr kann, al- die Bereicherung de- k. k. Staatsarchiv- um ein Actenbündel mehr. Unser- Erachten» handelt e» sich um rin« That, um eine entschlossene Schwenkung. Wir haben zurrst au» Pari» gemeldet, daß Frankreich sich der Annexion der Herzogthümer unter Bedingungen nicht ab geneigt zeige. Jetzt schreibt man unS, daß Frankreich, wie wir vorau-gesehen, die Befragung der Schleswig Hol steiner heute noch zur Bedingung mache. Heute noch; aber Cäsar befragte nicht alle Völker, die er annrctirte; so viel sollte man doch au- der Napoleon'schen Schrift, wenn nicht aus der Geschichte, gelernt haben. Wir wün schen aufrichtig, daß die Politik Oesterreich» nicht zwi schen zwei Stühlen sitzen bleibe. Runde Ablehnung der preußischen Anträge und entschiedene- Vorgehen am Bunde mit dem Bunde, bleibt unwandelbar unsre Parole." AuS Holstein schreibt der „Altonaer Mercur": Mit dem Worte „ParticularismuS" wird jetzt offen bar Mißbrauch getrieben. So nennt man die SchleS- wig-Holsteiner ohne Weiteres „particularistisch", deren nationale- Selbst- und RechtSgcfühl sich dagegen sträubt, die Herzogthümer von einer der beiden deutschen Groß mächte, die sich rühmen, sie von der dänischen Herrschaft zum Besten Deutschland» mit Waffengewalt befreit zu haben, hinterher als SicgeSprei» dieser Befreiung sich die Bedingung der künftigen Abhängigkeit von dieser Macht vorschrriben zu lassen, welche inzwischen auf sie den Druck eines provisorischen Sequester-, dessen Ende nicht abzu sehen, und einer durch den Frieden, ohne sie zu hören, in Aussicht genommenen übermäßigen Belastung auSübt. Nimmt man dazu die fast drohende Haltung, welche diese sonst eine so natürliche Anziehungskraft übende Macht, die preußische, im Gefühl ihrer erhöhten europäischen Großmachtstellung ihren deutschen Bundesgenossen gegen über angenommen, die spccifisch preußische Sprache ihrer Preßorgane und daS von Anfang an verhüllte Spiel ihrer Poliktik, so ist eS ohne wirklichen Particulari-mu- zu erklären, wenn man hier zu Lande nicht ohne ganz bestimmte, die innere Selbstständigkeit wahrende Bedin gungen, mit diesem so verschieden constitutrten Staat -tw- rine nähere Verbindung und rin Schutzvrrhältniß treten will, und daß man wenigstens dem Anschein nach mit größer«» Rechte von einem preußischen ParticularismuS spricht, vor besten Ansprüchen die berechtigten deutschen und specifisch-schle-wig holstcinschcn Anliegen zurücktreten sollen. Das Projekt der Annexion Schleswig-Hol stein- an Preußen wird von der russischen Presse fort während scharf bekämpft. Die „Et. Petersburger Zeitung" widmet der Sache zwei Leitartikel, in denen eS unter Anderm heißt: „Es scheint fast, als wenn man al- den Gegenstand der Annexion nur die Erde und da» Wasser der Herzogthümer im Auge habe und gänzlich ignorirte, daß diese LLndcrstriche auch von Menschen be wohnt sind, welche vollständig jedem Preußen nicht allein ebenbürtig, sondern in vielen nicht unwesentlichen Din gen sehr überlegen sind. Und doch liegt die Sache so sehr einfach, daß man meinen sollte, ber einigem Nach denken sei rin Mißverständniß völlig ausgeschlossen. Will man, oder kann man überhaupt den Begriff der Annexion unter einen völkerrechllichen Gesichtspunkt bringen, so ist die Voraussetzung die Anerkennung des Grundsatzes, daß nach dem Gerste des jetzigen Völk.rrcchts in Europa jene „Eroberungskriege" früherer Tage zu den sittlichen Un möglichkeiten gchören. ES ist also nicht allein die Ge walt der Waffen, die entscheidet, wenn territoriale Ver änderungen vor sich gehen sollen, sondern eS muß wesent lich je nach dem vorliegenden Falle die freie Zustimmung de- Fürsten, oder der betreffenden Einwohner, oder beider Faktoren hinzukommcn." Nachdem die „St. PetcrS- stische Natürlichkeit und eine willkommene Schnelligkeit de» Tempo-. Es ist im Grunde psychologisch nicht un richtig, daß ein junger Elsaßer Hirtrnbube, der sich bin nen Kurzem zum beliebten Liedercomponisten in Pari« aufgeschwungen hat, nicht diejenige feine Salontournüre offenbaren darf, welche zum Leben-bedürfniß der Frau v. Beaumont unerläßlich nöthig sein möchte; französische Comödirnschreiber finden sich leichter al» deutsche Zu schauer mit der Logik ab. — Frl. Langenhaun'» Fähigkeiten liegen in einer andern Sphäre, al» die de» leicht, graziös und rasch redenden ConvrrsationSstücke« ist. Zum Schluß der Vorstellung wurde da» kürzlich besprochene Lustspiel „Der Rechnungtrath und seine Töchter" wielKrholt. —v — Dresden, 6. März. Vorgestern erfreute UN» Frau Clara Schumann wieder durch eine 8oirS« muiivol«. Der gefüllte Saal bewies die Hochschätzung, welche man ihr zollt, und die sichere Uebrrzeugung eine» wahrhaft musikalischen Genüsse- durch ihr« Leistungen. Ihr Spiel hat die Eigenschaften echt künstlerischer Individualität, stet» geistig zu tnteresfiren und nur durch die Musik selbst, nie durch virtuose Effecte. Phantasie und warme Em pfindung bewegen in lebhaftester Regung, ungekünstelt und mit inncrm Impuls, fesselnd und spannend ihren Vor trag, ihre musikalische Gestaltung. Diese Vorzüge ent schädigen strenge Anforderungen für manche jetzt hervor- tretende Schwächen hinsichtlich nicht gleichmäßig exakter und vollkommener Technik, welche durch eine vorherrschend« TemperamentSnrizung, sich zu überraschen Tempi und öfterer unruhiger Beeilung hinreißen zu lassen, bitwet- len gefördert werden. Die Wiedergabe von Beethoven'« Sonate (op. 31 v woll) litt darunter; sie gelang am vorzüglichsten in der schwungvollen, obwohl etwa« zu burger Zeitung" sodann gesagt, e» sei Ehrenpflicht Oester reich» und Preußen» gewesen, nach dem Erlöschen de» zur Herrschaft in den Hrrzogthümern btrechtigten Hause» Alle» für diese Lande rinzusetzcn, erinnert sie die „Kreuz zeitung" daran, daß auch diese unterm 17. November 1863 da» Erbrecht der Augustenburger anerkannt hatte, und schreitet zum direlten Angriff auf Herrn v. Bis marck. Sie sagt in dieser Hinsicht: „ES wird als be kannte Thatsache angenommen, daß Herr v. BiSmarck gleich nach dem Tode Friedrich'» VU. dem Könige Wil helm erklärte, daß die Annexionspolitik die einzig rich tige sei. Diese Politik wurde aber vom Könige nicht acceptirt. Hiernach konnte cs nicht zweifilhaft sein, falls man den NechtSboden nicht zu verlassen gesonnen war, daß dir Herzogthümer sofort, nachdem sie von der unrecht- mäßigen Herrschaft befreit waren, der rechtmäßigen über geben werden mußten. Glaubte man in Berlin aber neben „dem Recht-Schaffen" innerhalb der Grenzen deutscher Lande noch für da- allgemein« deutsche Interesse ein Uebrigc« von Schleswig-Holstein verlangen zu dürfen, so waren die Faktoren, mit denen die» zu erreichen war, gegeben; e» waren diese der vom Deutschen Bunde anerkannte rechtmäßige Herr der Herzogthümer und die LandeSvertre- tung." — Im zweiten Artikel wirft die „St. PeterSb. Ztg." einen Rückblick auf den Verlauf der nationalen Bewegung in Deutschland. Sie erinnert an die Haltung der Mittel- und Kleinstaaten, an den raschen und völ ligen Umschwung der „Krcuzzeitung" und an den „da- Maß de- Anstandes und der Klugheit über alle Beschreibung übersteigenden" Ton der „Nordd. Alla. Ztg.", welche bei den Blätter sich in den Kampf gegen Augustenburg theil- teu. Weiter heißt eS: „In der diplomatischen Behand lung der schleSwig-holsteinschcn Sache gab e» für Graf Rechberg und Herrn v. Bismarck auch ein Feld, auf dem sich Beide begegneten. Die» war der scharfe Druck, wel cher auf die Majorität de- Bundes auSzuübrn war. Graf Rechbrrg war nämlich in der vollständigen Ueberschätzung der süddeutschen Bewegung befangen und glaubte sich am Vorabend einer großartigen deutschen Bewegung, die ernst« Gefahren für daS Bestehen der staatlichen Ordnung in Deutschland in sich berge. Mit so trüben Augen sah Herr v. BiSmarck die Lage der Dinge nicht an. Er ver säumte nicht-, um die Stimmung in Wien zu continuiren. Ganz natürlich! Sowie die Dinge nun einmal in Frank- furt lagen, mußte Herr v. BiSmarck sich sagen, daß mit dieser Stimmung eine Annexion nicht durchzusetzcn war. Der Bundesmajorität mußh auf ganz unzweifelhafte Weise bä- Gefühl beigebracht werden, daß sie zu schwach und machtlos sei, um einer „großmächtlichen" Politik Abbruch thun zu können. ES war ja schon seit Jahren auf daS Rücksichtsloseste auf den Bund loSgeschlagen wor den, warum sollte eS denn nicht gelingen, den Bund auch bei dieser Gelegenheit „in da- rechte Licht" zu stellen? Auf welche Weise die» betrieben wurde, darüber geben die BundrSprotokolle hinreichenden Aufschluß. ES kam aber Herrn v. BiSmarck noch aus Ein» an, um der Operation gegen den Bund den wahren Nachdruck zu geben, und die» war, die Gemüther von dem Standpunkt VeS Rechts boden- auf den Standpunkt der Bewunderung deS Er folges hinzubrrngcn. Die preußische ministerielle Presse nebst „Krcuzzeitung" bemächtigten sich auch dieser Stoffe. Die deutsche Bewegung, welche sich, nebenbei gesagt, voll kommen in den Grenzen der Gesetze hielt, wurde als ein Act der gefahrvollsten demokratischen Ausbrüche geschil dert, die Kriegscr folge aber so stark als möglich glori- ficirt, als wenn es sich um Siege über einen Feind han delte, der wenigstens zehnmal stärker sei, als die Macht der verbündeten Großmächte, während nichts sicherer auf der Welt war, als daß die dänische Armee geschlagen werden würde, wenn man sie nur ar-g eifer« wollte. Die österreichschen Organe verzeichneten einfach den Gang der Dinge eingedenk der uralten Machtstellung der östcr- reichschcn Monarchie und der Bravour ihrer seit vielen Jahrhunderten berühmten Armee." Mit dieser Gegen überstellung schließt der zweite Artikel, doch ist damit, wie cs scheint, diese russische Kritik noch keineswegs abgeschlos sen; wir werden also noch Gelegenheit finden, darauf zurückzukommen. schnellen Ausführung des letzten Satzes. Der erste Sah verlangt entschieden eine größer erfaßte, breitere Behand lung; gleich da- Thema wurde zu eilig und kurz accen- tutrt gespielt. In besonderer, von liebevoller Pietät zeu gender Vollendung aber, mit phantastischem Colorit, geist reichem Ausdruck und feiner Ausarbeitung der Detail» spielte die Künstlerin Composttionen ihre- verstorbenen Manne-, öiovolott«, liroi,Ieri»n, Nr. 8; demnächst auch Fr. Schuber'» Slomont» musicil» Nr. 1, 8cliorr» oopric- eioo« (kio-moll) von Mendelssohn — Impromptu von Hiller. Außerdem trug Frau Schumann noch mit ihrer Schwester, Fräulein Marie Wieck, R. Schumann'- An dante mit Variationen für zwei Pianoforte vor, eine Production, die sich durch innigste Einigung fein nüan- cirten Zusammenspiel» au-zeichnete. Frl. H. Scheuer lein unterstützte die Soiree durch verschiedene GesangS- au-führungcn — Lieder von R- Schumann, Lindblad, Händel'» bekannte Rinaldo-Arie. Obwohl der jungen Sängerin vor Allem noch ein stchercr, freier Tonansatz und gute Au-sprache mangeln, so wirkten ihr« Vorträge doch al» gute dilettantische Leistungen, die um so lieber anerkannt wurden, da unser Concertpublicum im Ver laufe der Saison in gesanglicher Hinsicht manche sonst ungewohnte Ansprüche an seine Nachsicht erfahren hat. C. Banck. Sonntag, 5. März, Mittag», hatte Herr v. La- zarew «in Concert im Saale de» „Hotel de Sare" zum Besten der armen Kirchen im Orient veranstaltet. Der musikalisch« Ruf de» Eoncrrtgrbrr» ließ Sonderbare« er warten, und da« Concert war in der That von wun derlichster Eigenthümltchkeit durch die Musikstücke de» Herrn v. Lazare« — denn von den cingestrruten Frag menten bekannter Componisten ist ganz abzusehen —, durch deren Au»führung»art (fast nur Arrangement» für Pianosorte nebst einigen Seitrninstrumenten) und durch Tagesgeschichte. Dresden, 6. März. Nach amtlichcr Bekanntmachung dcS k. Krieg-Ministerium- über die dem Stellvertre tungsfond der k. sächsischen Armee rm Jahre 1863 zugcflossenen EinstandSgclder und deren erfolgte Verwen dung haben 11 dienende Soldaten und 865 MUita, pflich tige sich mit je 300 Thlr. und 27 dienende Soldaten und 4 Militärpfliwtige mit je 150 Thlr. losgekauft und sonach zusammen 264,450 Thlr. Einftandsgelder bezahlt. Hierzu den Bestand vom vorigen Jahre mit 96,850 Thlr., die gewonnenen Zinsen von den disponibel» Beständen mit 8550 Thlr. und 33 503'/- Thlr. an den Fond ;u- rückgefallene Capitalantheile infolge Abganges von Ern, ftehern vor Ablauf der Einstandszeit gerechnet, ergiebt eine Hauptsumme der Einnahme von 403,353'/^ Thlr. Hiervon sind 182.100 Thlr. zu Verleihung von 680 Stell vertretungen, und zwar 160,200 Thlr. an 534 Mann auf 6 Jahre und 21,900 Thlr. an 146 Mann auf drei Jahre Dienstzeit verwendet, 5253V, Thlr. dem Reserve fond zugewicscn und 200 Thlr. an einen nicht als säch sischen Urrtcrthanen zu betrachtenden Einsteller vom Jahre 1857 zurückgezahlt worden, so daß 215,800 Thlr. zu fernerer Bestellung von Einstehern im Bestände verblie ben sind. Wien, 4. März. (O. P.) Die gestrige Sitzung de» Finanzausschusses wurde bekanntlich unterbrochen, weil kein Minister erschienen war und in Consequcnz der Note vom letzten Donnerstag auch nicht freiwillig erscheinen konnte. Der Finanzausschuß richtete nunmehr eine dirccte Einladung an den Herrn Finanzminister, und Herr v. Plener erschien in der Thal heute im Fi nanzausschüsse, wo die Verhandlung über das „Salzge fälle" fortgesetzt wurde. So wäre denn anzunehmen, daß da» Ministerium seinen frühcrn Entschluß, zu den Detailberathungrn in so lange nicht zu erscheinen, als nicht der Vrints'sche Antrag erledigt ist, aufgcgeben hat. Abg. Skcnc stellte folgenden Antrag: „Die Regierung wolle die Einleitung treffen, daS System der Proviant beschaffung für die Salinenarbeiten nach und nach auf zuheben." Dieser Antrag wurde mit großer Majorität angenommen. Wir bemerken, daß die Regierung bei die ser Proviantbeschaffung eine Vicrtelmillion verliert. Die Bedeckung wurde nicht nach dem Anträge des Referen ten, welcher sie um eine Million erhöht hatte, sondern nach der Regierungsvorlage mit 39,983,600 Fl. ange nommen, da sich hcrausgcstellt hatte, daß sic rm Jahre 1864 nur 38 Millionen betrug. — Der Ausschuß, welchem die Vorberalhung über die Regierungsvorlage, betreffend die Prisengerichte, zugcwiesen war, hat seine Berathungen beendet. Die Majorität (fünf Stimmen), für welche Abg. v. Conti rcferirt, stellt den Antrag: Die Gründe und Erfolge der kaiserlichen Ver ordnung vom 21. März 1864 (Einsetzung der Prisen gerichte) für gerechtfertigt anzuerkennen. Die Mino rität (vier Stimmen), für welche vr. Rieger Bericht erstattet, beantragt: 1. Das Haus der Abgeordneten in Anwendung des Art. 1 des kaiserlichen Diploms vom 2V. Oktober 1800, in Anw.ndung des kaiserlichen Patents vom 20. Februar 1861 (§. 12), in An wendung der 88- 5 und 9 des Gesetzes vom 31. Juli 1861 in Betreff der Geschäftsordnung des Reichsraths, und in Anwen dung des §. 33 der Geschäftsordnung des Abgeordnetenhauses des ReichSrathS beschließt: ») die Erlassung der kaiserlichen Ver ordnung <1<1. 21. März 1864 (Einsetzung der Prisengerichte) auf Grund der vorgelegtcn Gründe und Erfolge für die abgclaufene Zeitperivdc für gerechtfertigt anzucrk.nneu; b)zu der in der zehn ten Sitzung am I. December 1864 als Regierungsvorlage ein gebrachten , aus Grund des 8- 13 des ' Staatsgrunogesetzes vom 26. Februar 1861 erlassenen kaiserlichen Verordnung vom 21. März 1864 über die Einführung von Prisengenchlcn und das Verfahren bei denselben hinsichtlich ihrer weitern Forlwirk- samkeit seine Zustimmung und Annahme zu erklären. II. Ta- Haus dir Abgeordneten spricht den Wunsch aus, die kaiserliche Regierung wolle die Verfassung eines der Ausdehnung des öster- rcichschcu maritimen Verkehrs entsprechenden ausführlichen See- rechtsgesctzes und eines den Jscen eines Rechtsstaats und den socialen Anforderungen Rechnung tragenden Gesetzes über Er satz des Kriegsschadens veranlassen und bierüber die Vorlagen an den Reichsrath zu der verfassungsmäßige» Behandlung em- bringen. — Au» Wien, 4- März, wird dcr „Franks. Postz." telegraphirt: „Am 8 d. M. wird die Unterzeichnung dcS den beinahe völlig leeren Saal. Jene musikalischen Er güsse de» Hrn. v. Lazarew behandeln höchst problematische Themen — z. B. Gedanken auf Zion, — Ewige Freu den der Gerechten — Da- letzte Gebet der Sünder rc. — in so eigenartigster, aber völlig harmloser Weise, daß sie sich dem Urtheil profaner Kritik entziehen, umsomehr, al- da» Publicum mit ahnungsvollem Vorgefühl durch seine Abwesenheit derselben bereits vorgegriffen hatte. C. B. Dresden, 6. März. Im Doublettensaal auf der Brühl'schen Terrasse hat Herr E. Weise gegenwärtig eine Reihe alter französischer Tapeten, sogenannter Gobelin» ausgestellt, die in ihrer gelungenen Aus führung für Freund« der Kunstindustrie von Interesse sein dürften. Die Tapeten, nach Gemälden französischer Meister gearbeitet, sind gut erhalten und noch ziemlich frisch in der Farbe. Dieselben enthalten Darstellungen au» dem „Telrmach" und entstammen der berühmten Pariser Gobelin»-Fabrik, auf welche sich der Ruf der ehemals besonder» zu Arra» blühenden flandrischen Ta» prtcnwirkrret vererbt hat. Die Fabrikanlage in der süd östlichen Ecke von Pari», am linken Ufer der Seine, ist sehr alt. DaS Wasser eine» hier befindlichen Bache», la Bitvre, wurde seit Jahrhunderten zum Färben be sonder» geeignet gehalten. Um da- Jahr 1450 soll Jean Gobelin an diesem Bache eine Färberei errichtet haben, mit der seine Nachfolger eine Tapetenwirkerei verbanden. Bereit» um die Mitte de- 17. Jahrhundert halten di« GobelinS-Tapeten einen solchen Ruf erlangt, daß der für Förderung der Gewerbe thätige Minister Ludwig'» XIV., Colbrrt, im Jahre 1662 die Anstalt den Eigenthümern abkaufte und für Rechnung de» Staate» betreiben ließ. E« ergab sich jedoch bald, daß da» Ge-
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