Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.02.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186602273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-02
- Tag1866-02-27
- Monat1866-02
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 27.02.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DieMag, dm 27. Februar. 1866. Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Äbsnormtntspreisrr liO-rNck: e rklr. — Xe«. iu s»-k-> 7m Lm»t»»äs jiilirl 1 IL .. i tritt kost uock »li>ni»tlick in vr«,ck«o: tS k^xr. I 8t«mp«I- tiinreln» Slummcru: 1 !>ixr. 1»u»out»x k»l»u. Inseratrapreift: kür ürn liLum einer m>»p»Iteoeo 2«Us: 1 Xxr. eiutvr „Linxc»»oat" üiv 2«il«: 8 Kxr. Lrscheinra: l'Uxlicl», mit Xn»n»km« üer 8onn- nnck keiortnx», >tbenä» kur üeu tolxenüsn 1'»^ Amtlicher Theil. Dresden, 20. Februar. Se. Königliche Majestät ha ben dem Gutsauszügler und Kirchenvorsteher Johann Gottfried Richter zu Lorenzkirchen, aus Anlaß seines fünfzigjährigen Jubiläums als Kirchvater, die zum Ver dienstorden gehörige goldene Medaille zu verleihen alleranädigst geruht. Dresden, 21. Februar. Seine Majestät der König haben dem Ober-Medicinalrath 0«. von Pfeufer und dem Medicinalrath vr. von Fischer zu München das Comthurkreuz II. Classe des Albrechtordens, und dem Professor v«. mell. Buhl daselbst das Ritterkreuz des selben Ordens zu verleihen geruhet. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Prämienlotterie des Central-Dombau-Vereins zu Köln betr. Nachdem von dem Ministerium des Innern im Ein verständnisse mit dem Finanzministerium, beschlossen worden ist, dem Vorstande des Central-Domdau-Ver- eins zu Köln zum Vertriebe von Loosen sür die zum Zwecke der Beschaffung reichlicherer Mittel sür den Aus bau der Kölner-Domthürme projectirte Prämienlotterie im Königreiche Sachsen die nachgesuchte Erlaubniß auf die Zeit vom 1. Mai 1866 bis 30. April 1867 zu er- theilen, so wird Solches andurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht. Dresden, am 19. Februar 1866. Ministerium de« Innern. Frhr. v. Beust. v. Criegern. Nichtamtlicher Theil, llcbcrsicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Norddeutsche Allgem. Ztg. — Debatte. — Frankfurter Journal.) Tagesgeschichte. Wien: Die Vorgänge in Bukarest. Die Minister Belcredi und Mensdorff in Ofen. Zur ungarischen Frage.— Prag: Landtagsangelegenhei- ten. Vermischtes. — Innsbruck: Religiöse Tole ranz. — Pesth- Adrchdrbatte der Drputirtentafel beendigt. Unterhandlungsstadium. — Agram: LandtagSsihung. — Ven«d«g°i—U^thatSsspruch im Friauler Putschprocesse. — Berlin: Gerüchte über bevorstehende Maßnahmen. Zum Landtagsschkusse. Truppenübungen. Graf v. d. Goltz. Vermischtes. — München: Sächsische Orden an die Aerzte der Her zogin Sophie. — Offenbach: Verurtheilung. — Darmstadt: Verhaftung. Gewerbefreiheit.—Frank furt: Zeitungspolemik. — Paris: Der Lurem- bourggarten. Graf v. Beaumont -f. Girardin's Rücktritt von der Redaction der „Presse". —Bern: Bundesversammlung geschlossen. — Florenz: Prinz Humbert verzichtet auf Militärgehalt. Kammcrver- handltzngen. — Mailand: Subscription zur Deckung der Staatsbedürsnisse. — Madrid: Die Progessistrn im Senat. General Prim.— London: Hofnachrich- ten. Aenderung im Dubliner Universitätsscnat. Fe- nirrverhaftungen. Parlamentsverhandlungen.— Kon stantinopel: Choleraconfcreuz. — New-Bork: Neueste Nachrichten. TtlMnMsche Nachrichten. London, Sonntag, 25. Februar. (Dirccte Mel düng.) Aus Brüssel ist die Meldung hier eingegan- gen, daß der Graf von Flandern die Bukarester Wahl (zum Fürsten von Rumänien), wie zu erwarten stand, abgrlrhnt hat. Hamburg, Montag, 26. Februar. Aus Kiel meldet rin Telegramm der „Hamb. Nachr.", eine Ein gabe der holstrinschen Landesregierung an die Statt halterschaft empfehle zur Feststellung des Budgets die Hinzuziehung von 15 mit Namen bezeichneten Ro- .» - ' Feuilleton. Aus Venedig. (Reisebriefe einer Dame.) III. Daß ich diesmal so lange ausgeblieben, ist wahr haftig nicht meine Schuld, sondern die der Einförmig keit des venctianischen Lebens. Wovon soll ich Ihnen erzählen? Die Lagunen fallen und steigen unaufhörlich zwischen Ebbe und Fluth, langsam, unmerklich; von ver schiedenen Thürmen ertönt Tag und Nacht monotones Glockengeläut«, dessen Bedeutung Ihnen Niemand erklären kann (ein Glöckner aber, das weiß ich, ist einzig und allein für einen vor einigen hundert Jahren unschuldig Hingerichteten beschäftigt). Dieselbe Monotonie ist dem hiesigen socialen Leben ausgeprägt. Lieben Sie gewöhn lichen Stadtklatsch? Ich hätte Sie sonst in das Calls Cuaäri > unter den Procuratien des Markusplatzes geführt, wo junge und alte Söhne des Mars den ganzen Tag cam- piren und mit Ausdauer die jüngsten Ereignisse auf den Holzstoß der öffentlichen Meinung werfen. Hier würden Sie unter boshaften und witzigen Bemerkungen erfahren haben, wie die zwei Bälle beim Statthalter glänzend ausgefallen sind, wie auf dem ersten derselben die junge Prinzessin von Parma, schüchtern und einfach, hinter ihrem Fächer die verlegene Miene zu verbergen suchte, die ihren ersten Eintritt in die Welt begleitete. Hier würden Sie jede Dame, mehr oder minder her vorragend, einer genauen Eensur unterworfen und die wichtige Frage sehr erschöpfend debattirt hören, wo die besten Diners und Soireen gegeben werden. Letz teres ist jedoch bald entschieden, denn es giebt diesen Winter nur eine Familie splendide Diners, die man von Denen, welche kein« Einladung erhielten, unter dem Titel „die Fütterung" bespricht. Wenn Sie sich tadel», welche meist Mitglieder der holsteinschrn Stande- versammlung sind. (Vgl. unter „Schleswig-Holstein".) Paris, Montag, 26. Februar. Au» Bukarest gebt dem heutigen „Moniteur" die Meldung zu, daß Fürst Kusa Anstalten treffe, da« Land zu verlassen. Florenz, Sonntag, 25. Februar, Abend». In der Deputirtenkammer bekämpfte Mordini da» Mini sterium. Er will die politische Frage'von der Fi nanzfragt gelöst und ein Vertrauensvotum für da» Ministerium verweigert haben. Rirasoli befürwortet ein Vertrauensvotum wegen der vom Eabinet bezüg lich seiner Politik und seiner Verwaltung abgegebe nen Erklärung. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) New-York, 15. Februar, Abend«. Tas Reprä sentantenhaus hat an den Ausschuß sür auswärtige Angelegenheiten einen Antrag verwiesen, welcher die Monroedoctrin in Erinnerung bringt und den Prä sidenten aussordert, ein Bündniß der amerikanischen Republiken gegen Frankreich zu Stande zu bringen. Die Legislatur von Kentucky hat über das zum Schutze der Freigelassenen eingesetzte Vüreau ihre Mißbilligung ausgesprochen und da» die Abschaffung der Sklaverei au-sprechende versaffungsamrndement verworsen. WechselrourS auf London 148^; Goldagio 37^; Bonds 1V3A; Baumwolle 45. Dresden, 26. Februar. Die Berliner ministeriellen Blätter befleißigen sich noch immer der Schweigsamkeit über die durch den plötz lichen Schluß des Landtags durchaus nicht erleichterte Lage der innern Verfassungsverhältnisse; dagegen neh men sie das Thema der äußern Politik wieder mit schwung haften Redewendungen auf. Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" bringt heute einen Artikel, in dem sie die „deutsche" und „uneigennützige"'Politik Preußens in der Herzogthümcrfrage in hinlänglich bekannter Weise erplicirt. Dies würde indeß nicht genug allgemeines Interesse erwecken können, um auf den Artikel an dieser Stelle hinzuweisen. Aber der Schluß des selben enthält eine Wendung gegen den „Alliirten" — dies Wort wird auch von der „N. A. Z." mit Anfüh rungszeichen gesetzt —, die des Hinweises werth ist. Es scheint der „Nordd. Allg. Ztg.", „daß Oesterreich in seinen Forderungen allerdings einen unmöglichen Charakter annnnmt, indem es nach dem Beispiele der mittelstaatlichen Gegner der preußischen Politik Nichts mehr oder Nichts minder verlange, als die Schwächung Preußens in erster und die Schwächung Deutschlands in zweiter Linie. Denn es bedürfe keiner Auseinander setzung, daß die Errichtung eines selbstständigen und dabei doch lebensunfähigen, und im Falle eines Krieges widerstandslosen Kleinstaates, dessen Besitz in Feindes- Hand gleichzeitig die Nordsee und die Ostsee bedrohe und die ganze untere Elbe bis Magdeburg den Fein den Preis gebe, eine Gefahr und eine Schwächung für Preußen und für Deutschland sei. Einen norddeutschen Großstaat würde es dann nicht mehr geben, Oesterreich würde in Deutschland allein herrschen. Einer solchen Politik gegenüber — sagt die „Nordd. Allg. Ztg." — hat Preußen keine Wahl. Es hat ebenso sehr die Pflicht, für seine eigene Sicherheit zu sorgen, als darüber zu wachen, daß die durch seine Anstrengungen erworbenen nationalen Errungenschaften für Deutschland in ihrer ganzen Ausdehnung erhalten bleiben; es hat zu wachen, daß weder diese Errungenschaften von den innern Par teien zu ihren Zwecken ausgenützt und aufs Neue in Frage gestellt werden, noch daß sie ein Opfer der par- ticularistischcn Politik der Kleinstaaten werden, noch daß sie endlich zu dem unmöglichen Versuche gemiß- braucht werden, den Schwerpunkt Deutschlands nach Wien zu verlegen. Und diese Pflicht, die der preußi schen Politik zufällt, ist eine ernste, aber seiner deutschen Stellung um so würdigere. Das preußische Volk in allen seinen Schichten hat dies begriffen, und wird, ohne mit den Wimpern zu zucken, für dieselbe rinstehen." So die „Nordd. Allg. Ztg." Die öffentliche Meinung an einem schönen Nachmittage vor dieses Call« yumtri setzen, während eine Militärbande spielt, was wöchent lich dreimal geschieht, so sehen Sie die ganze schöne Welt der Fremden vor Ihnen auf und ab defiliren. Sie hören da in jeder Sprache, wer Dieser oder Jene sei, woher, wie reich, wievielmal verhcirathct, welchen Ursprungs, welcher Beschäftigung — und wer nicht das Glück hat, eine ganz gewöhnliche Persönlichkeit zu sein, der erhält einen Spitznamen, mehr oder minder bezeich nend, als da sind: Parze, Spinne, Fledermaus, Nonne, Kalbskopf, Bulldog und andere weniger schmeichelhafte, die ich nicht nennen will. Dieses Spotten, übrigens ziemlich harmlos gemeint und oft durch geniale Auffassung der Eigenthümlichkeiten der Personen nicht ohne ticfern Sinn, ist eine dem italienischen Geiste sehr zusagende Beschäf tigung. Von den anwesenden hohen Herrschaften, wie Fürst Clary, Prinzessin von Oldenburg, Herzogin v. Leuchtenberg, Gras v. Chambord, Prinz v. Mo dena, zwei spanische Jnsanten rc. wird man wenig gewahr. Clary hält einen kleinen Salon und man geht gern hin, denn er soll ein liebenswürdiger Wirth sein. Die Prinzessin von Oldenburg ist sehr leidend und die Leuchtenberg ist lediglich zu der hohen Kranken zu Be such gekommen. Die zweite Partei der Elite findet nun, da auch die Privatbälle ausgchört, nur noch in der Oper — Langeweile. Man giebt nach italienischer Art drei, vier Wochen lang ein und dieselbe Oper. Die Damen ergreifen indeß unermüdet die tägliche Gelegenheit — ihre Toiletten zu zeigen. Ucberhaupt ist das italienische Thkaterleben mit dem deutschen nicht zu vergleichen. In Deutschland ist der Theaterbesuch eine Art von ästhe tischem Cultus. Man sitzt den ganzen Abend über voll innigster Antheilnahme und Erregung. In Italien ist daS Theater Sammelplatz der vergnügungssüchtigen Welt, gerade so wie rin berühmte» Kaffeehaus oder eine öffent- in Deutschland wird freilich nock andere Betrachtungen anstellen. Sie weiß, daß unter dem Schutze der Bun- drsmacht noch kleinere und für die Vertheidigung noch ungünstiger, als Schleswig-Holstein liegende Bundes staaten eine wenigstens eben so gesichert« Eristenz haben, als Dependenzen der deutschen Großmächte. Sie weiß auch, daß die „particularistische Politik der Kleinstaaten" sich seit längerer Zeit ganz still verhalten hat und also nicht daran Schuld sein kann, wenn „die nationalen Errungenschaften für Deutschtand in Frage gestellt werden". Was die „Nordd. Allg. Ztg." von dem „preu ßischen Volke in allen seinen Schichten" sagt, darf man bei dem notorischen Umstande, daß die „Ndd. Allg. Ztg." ein sehr mangelhafter Interpret der Wünsche und Ge sinnungen des Volkes ist, nicht zu genau nehmen. That- sache ist, daß es in Preußen angesehene Preßorgane giebt, die eine Politik der Vergewaltigung der Herzog- thümer bekämpfen; Thatsache, daß das Abgeordneten Haus einer solchen Politik nicht das Wort geredet hat. Wir sehen übrigens in den deutschen Blättern, daß die preußischen Sensationsartikel über Schleswig-Holstein die beabsichtigte Wirkung nicht haben. Gothasche, de mokratische, mittelstaatliche und österreichische Zeitungen find einig in der Ansicht, daß es der preußischen Po litik nicht um einen ernstlichen Conflict zu thun sein könne, sondern darum, die Aufmerksamkeit von den so sehr geschärften innern Verfassungskämpscn abzuziehen. So sagt die Wiener „Debatte", die eine unpar- teiiscke Zeitungsschau der „Nordd. Allgem. Ztg." wohl gegcnüberstcllen darf, Folgendes: „Ein Staat, der sich in einer Situation befindet, wie heute Preußen, ist zu einer nachhaltigen Action unfähig. Die preußische Regierung, der kein Bundesgenosse zur Seite steht und die noch überdies verlassen ist von der Nation, hört auf, eine permanente Drohung für Deutschland zu sein; sie kann fürder nicht mehr die Entscheidung der so wichti gen Herzogthümersrage in einem ihr zusagenden Sinne fordern und durchführen wollen, denn ihre allseitige Jsolirung macht sie zu jeder wirklichen That unfähig. Im Angesichte des preußischen Conflicts geben wir uns der sichern Hoffnung hin, daß Oesterreich im Vereine mit Deutschland die schleswig-holsteinsche Frage rasch der ersehnten Lösung werde entgcgenführen können, ohne deshalb genöthigt zu sein, in dem Werke seiner innern Reorganisation eine unerwünschte Unterbrechung cintre- ten lassen zu müssen." — Schärfere Auslassungen an derer Blätter übergehen wir und wolle» nur nicht un erwähnt lasten, daß selbst das preußenfrcundliche „Frank- furker Journal" noch in seiner neuesten Nummer den preußischen Sensationsartikeln gegenüber die Ueber- zeugung ansdrückt, daß es Preußen nicht auf einen Conflict ankommen lasten werde. Tagesgeschichte. H Wien, 24. Februar. Ueber die Vorgänge in Bukarest ist bis jetzt sicher wenig mehr gemeldet, als durch den Telegraphen bekannt geworden. An sich kam das Ende des Kusa'schen Regiments nicht unerwartet. Die Mächte, welch« dasselbe geschaffen, hatten seit ge raumer Zeit erkennen müssen, daß früher oder später eine Krisis bcvorstche, und über die noch vorhandenen Bedenken einer directcn Einmischung wären sie wohl auch hinweggegangcn, wenn Kusa den notorisch von ihm vorbereiteten Staatsstreich, um seine Regie rung unabhängig von der Pforte und erblich (für einen der beiden jüngst an Kindcsftatt angenommenen Söhne) zu machen, wirklich gewagt hätte. Die Klagen der Pforte über den unbotmäßigen Vasallen hatten sich derart gehäuft, daß alle Vertragsmächte sich jüngst erst genö thigt gesehen, ihre Vertreter in Bukarest mit den ge messensten Weisungen zu versehen, weitern Uebergriffs- versuchen Kusa's in entschiedener Weise entgegcnzutrc- ten. Sogar das Tuilericncabinct, obgleich cs sich ver pflichtet erachtete, in der Donausürstenthümerfragc die Opportunität des swius guo zu vertreten, hat offenbar in der letzten Zeit dem Fürsten Kusa jene persönliche Gunst entzogen, deren er lange in Paris sich erfreute. liche Promenade. Ma» geht ins Theater, um sich zu seben und gesehen zu werden, Bekanntschaften zu machen, interessante Conversationen zu halten und Neuigkeiten zu erfahren. Bei einer großen Arie hört man auch wohl mal gespannt zu und bricht in fanatische Begei sterung für die Prima-Donna aus, aber dann wendet man sich wieder dem Publicum zu. Für Deutsche ist dies Treiben seltsam und lästig, denn sie wollen nach ihrer Art das Stück genießen und ärgern sich über die Zerstreutheit und Licenz des PublicumS. Mittlerweile habe ich mir rin eigenes Vergnügen ersonnen. Es besteht darin: ohne Plan mich in die erstbeste Gasse zu werfen und vorwärts zu schreiten, bis ich mich in diesem Häusermeer und Netz von Gäßchen und Canälen so verirrt habe, daß mir nichts Anderes übrig bleibt, als die Ortskenntniß irgend eines honett aussehenden Gondoliers in Anspruch zu nehmen, dcr mich in seinem Fahrzeug bald nach Hause schaukelt. Sic werden diese Vergnügungssucht absurt finden, nicht wahr? Doch versichere ich Sie, daß das planlose Fla- niren oft belehrender und von mehr Uebcrraschungen gewürzt ist als des besten Reiseführers Gängelband. Man kommt auf diese Art in Stadttheilc, die ein Bä- dcker nie betreten hat und wo man von den Bewohnern wie ein Meerwunder angestaunt wird. Der Markus- Platz und seine nächste Umgebung ist die fashionable Welt, was weiter entfernt liegt, ist Venedig in solch einem Schmuz und Elend, wie man dergleichen in der ärmsten deutschen Stadt nicht kennt. Bleiche, abgezehrte, unheimliche Gestalten glotzen Einen an und bitten um einen Soldo. Indeß auch hier in diesen Höhlen des Elend- bewahrt der Italiener gewisse gute Eigenschaften. Er ist nicht roh, kann höchst kläglich betteln, zeigt aber stet» ein gutmüthiges Wesen, da» Niemand Furcht ein- stößen kann, er ist nüchtern — nie sieht man Betrun- ruseratenannahm« «««ürts: r»ix>ir: k» 8»L»o»r»rr»», CvmwiaalouLr So« Vrvaäocr ^ourual»; I! L Il-i-oa»; Sambar^-Llt«»: Um««»?»!» t Vool.il»; Barlt»: 0»oriv»'»cd« liuvk- dauäl, liarauar»» , »ureau; Bram»»: L. 8vn«.vvr»; Brailau: l-ok:« 8moii>,; Braokeurt ». N: Nuckd.; Bölo: Xooe» llLoair»; Barta: a. l-ürraar»!.» (29, ru« äsibvnaensoo»); ?r»^: k'». Lu»l.ioa'a guckt».; VW». Comptoir ck. k. Vicuer Leitoox, 8t»f»uipi. 847. Herausgeber: Löutgl. Llpaäitiou ä«a Vrvaäoer ^oarual», vroaäso, «larlauatr»^» Ho. 7. Es ist Thatsache, daß er in der jüngsten Zeit an diese Gunst zu appelliren versuchte und daß ihm dies gänz lich mißglückt ist. — Die Leiter der unblutigen Revo lution in Bukarest haben mit der Wahl des Grafen von Flandern bereits ein laitaecompli geschaffen. Indeß wird dies die Unterzeichner des Pariser Friedens schwer lich bestimmen, die Verfügung über die Regierung in den Donaufürstenthümern aus ihren Händen zu geben. Am wenigsten würde auch ein Mitglied eines europäi schen Regentcnhauses den rumänischen Thron an nehmen können ohne jene europäische Garantie, die der Pariser Frieden geschaffen. Wien, 24. Februar. (Boh.) Der Aufenthalt der Grafen Belcredi und Mensdorff in Ofen wird mindestens bis zum 27. verlängert, einem Gerüchte zu folge wegen des Eintreffens preußischer Depeschen. (Die Mittheilung, Graf Mensdorff sei bereits in Wien eingetroffen, war daher unrichtig.) Die Meldung der Zeitungen von einem Entlassungsgesuche des Gesandten Grafen Karolyi ist unbegründet. — Von der „Pr." wird die aus Pesth telegraphirte Nachricht von der bevorstehenden Creirung eines un garischen Ministeriums stark in Zweifel gezogen. Sie versichert, daß das die Adressen des ungarischen Landtags beantwortende königliche Rescript, dessen Ent wurf vom Gesammtministerium gebilligt wurde, das Verlangen der Ungarn nach einem verantwortlichen Ministerium und nach Wiederherstellung der Comitate ignoriren, dagegen aber den Landtag auffordcrn werde, sich sowohl über die Behandlung der gemeinsamen An gelegenheiten, als auch besonders darüber auszusprechen, auf welche Weise das verantwortliche Ministerium mit den Municipien zu vereinbaren sei. Die Absicht, von welcher die Regierung bei diesem moäus proeeäeväi ge leitet wird, dürfte unschwer zu erkennen sein: die Re gierung will eben, bevor sie die fraglichen Forderungen des Landtags erfüllt, wissen, ob auch eine derartige Re vision der 1848er Gesetze zu erwarten ist, daß die Reichseinheit nicht zur Fabel werde. Z Prag, 25. Februar. Der Protest des akademi schen Senats unsrer Universität gegen den Antrag lw. Rieger's bezüglich der Einführung tschechischer Vorträge in allen Fächern ist bereits an das Ministe rium gelangt. Dieser Prstest hält jedoch die Behand lung des Antrags im Plenum des Landtags nicht auf. Die Debatte über denselben dürfte jedoch erst in der zweiten Sitzung. dieser Woche eröffnet werden. Von tschechischer Seite wird in letzter Zeit wiederholt dir Vermuthung ausgesprochen, es dürften in diesem Land tage doch nicht alle Fragen erledigt werden, welche diese Partei für sehr dringend hält. Diese Andeutungen scheinen sich auf die Vermuthung zu stützen, die gegen wärtige Landtagssession werde doch von kürzerer Dauer sein, als man anfangs annahm. Auch bei der Städte- vertretung sucht die Commission, welche die Anträge aus Abänderung der Landtagswahlordnung vorberathet, daS deutsche Element so viel als möglich einzuschränkcn, dagegen die Vertretung der Tschechen zu vergrößern. Sie proponirt, daß siebzehn tschechische Orte, wo land- wirthschaftliche Nebengewerbe betrieben werden, in die Reihe der Jndustrieorte ausgenommen werden und das Recht erhalten, einen Abgeordneten für den Landtag zu wählen, dagegen soll dreiundzwanzig deutschen Jndustrie- ortcn letzteres Recht genommen werden. Sechs Sitze im Landtage will man an andere deutsche Fabrikorte als bisher vergeben. Nach dem Wahlreformproject soll die Vertretung der deutschen Städte um 10 bis 12 Stimmen weniger zählen, als bis jetzt. Der Eifer der Antragsteller ist vorzüglich gegen die Repräsentation der Städte und Jndustriebezirke gerichtet. — Die hie sigen tschechischen Journale enthalten äußerst heftige Artikel gegen jene Professoren, welche in der Univer sitätsfrage den erwähnten Protest an das Ministerium absendeten. — Ueber den bevorstehenden Abmarsch ei nes Theils unsrer Garn iso n, von dem ein tschechisches Blatt unlängst zu erzählen wußte, ist hier durchaus nichts zu ersähren. Nichts deutet hier auf eine solch Maßregel. — Morgen (26. Februar) wird im „deute kene — und genügsam und weiß die jammervollsten Ansprachen mit einiger Intelligenz zu vermischen. In dieser Umgebung wird man auch manchmal plötzlich mit einem alten Palast oder einer Kirche belohnt, die Einem unerwartet vor der Nase stehen und deren Architektur ebenso interessant ist, als die ihrer glücklicher» Neben buhler am Canal-Grande. Durch diese Wanderungen überzeuge ich mich nebenbei auch, daß man in Venedig überallhin zu Fuß gehen kann, auf Umwegen natürlich, während der Weg zu Wasser der kürzere wäre. Viele Canäle sind in neuerer Zeit ausgrfüllt worden und bilden jetzt die breitesten Gassen; von Straßen kann außer einer einzigen, der 8tr»ä» nuova sei ßiaräiai, nicht die Rede sein. Wer Venedig nie kennen lernte, bildet sich ein, daß die Gondel unentbehrlich sei; es giebt aber hier Tausende, die nie eine Gondel besteigen und doch überall hinmüssen, nicht aus Sparsamkeit, versteht sich, sondern aus Armuth. Sie haben oft schon gehört, daß die Lagunenstadt Abends am schönsten sei, und da- ist wahr. Nicht allein die berühmten Vollmondscheinnächte breiten unwidersteh- lichenZauber über die einzige Venezia, nein! Gaslicht thut es auch, freilich in bescheidener»! Maße. Der Markus- Platz mit sei»«» Bijouterieläden unter den Arkaden, glänzend erleuchtet, nimmt des Abends nur noch mehr den Charakter eines Monstresaales an. Man kann in Venedig Alles haben, aber theuer und schlecht. Der Mercante erkennt den Fremden sofort und als Tribut für. diese schön« Eigrnschast wird «r bri dem geringsten Einkauf«, und wenn es nur ein halbes Dutzend Hemd- knöpfe sind, um die Hälfte übertheuert. Aber daß wir in Venedig auch reiten und fahren, das kommt Ihnen wohl spanisch vor? Mir schien - daS erste Mal auch so, al- ich die müden Klepper und eine Art Hundekarre mit einem erbärmlichen Gaule be»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite