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Dresdner Journal : 06.03.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186703063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1867
- Monat1867-03
- Tag1867-03-06
- Monat1867-03
- Jahr1867
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- Dresdner Journal : 06.03.1867
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AL SS. Mittwoch, den 6. März. 1867. ... rpmnu»r»t-»rtts«r TlTtt.' ^fRbrlieb: 1 „ I» „ tritt ko«t- u. 8t»n>p«I- ItoL»t>ivk:— « 76 „ kiuru. LiL,«lL,tsalluo«rar 1 „ »«srralrivrrtser Pitt rttu »»am «i»«r n«,p»I^v«v r«il«: 1 Nge. vottr „Llvx«,»uät" <iio 2«U«: S Kxr. rrschetne»: mit Xn»n»i>m« ä«r 800a- nnck kolart»-«, ^bouck» Nir 4«u kulxelläen 1'»ß. DreMerAoumal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nserackenamrahmr a>»»tn«: L«tP«lU: r» s»8»v,r»r,»», ck«> vr«säo»r ckonrn«!,; »d«uä»».: H k»0l.»>, Lva»n ko»», L»»d»rM N«»N»- Vi,»-rr»okN»rt ». A.: U^»»»ir»i» t Vool.»», »«.n. O»oriv»'»oli« Nuekti, Kirixie»»', Lure»o , Lr»o»»»: L 8o»i.k>r^i; Nr»»l»u: k,.8i-L>ia»i,',Xooollc«iikllre»n, ck»»»» t 8L»»iau^v»n; knuittart ». N): Kaodk.; Lola: Ao. 8tv»»>-»;r»ri»: Lvl.l.1»» L60., <8, 8I»e« ck« I» Sour,«); kr»L t». Kum-ioa'» 8nebb.; Vi»o: Ai.. Vrr»l.r«. cheranagrderr LÜMgl. LrpsNitioa ä«s Lr«»<io«r ^onru»Ia, l)r«»6so, Ick»ri«v8tt»«» Ho. 7 Amtlicher Thetl. Dresden, 26. Februar. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Stallmeister Zacharias den von Seiner Majestät dem Könige von Preußen ihm verliehenen rothen Adlerorden vierter Claffe annrhme und trage. Dresden, 1. März. Seine Majestät der König ha ben dem Genrral-Consul für die westlich deS Mississippi gelegenen Nordamertkanischen Freistaaten Ernst Carl Angelrodt zu St. Louis im Staate Missouri die aus Gesundheitsrücksichten erbetene Entlassung zu gewähren und mit einstweiliger Führung der Geschäfte des Gene ral »Eonsulat» den dortigen Consul Robert Barth zu beauftragen geruht. Dresden, 2. März. Seine Majestät der König haben den Grafen von Platen - Hallermund zum Ge neraldirektor der Königlichen musikalischen Kapelle und des Hoftheater» zu ernennen geruhet. Dresden, 4. März. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Oberhofmarschall Frei herr von Friesen den von Seiner Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehenen Orden der eiser nen Krone erster Claffe annehme und trage. Bekanntmachung. Nachdem Erdmann Robert Ltesche, seither Bür germeister und Advokat in Wilsdruff i in Folge des Ausgangs einer wider ihn geführten Untersuchung der Advokatur entsetzt worden ist und diese- Amt desselben hierdurch sich beendigt hat, so wird solches gemäß der Vorschrift in K 75 der Advokatenordnung vom 3. Juni 1859 andurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, am 18. Februar 1867. Ministerium der Justiz. vr. Schneider. Nichtamtlicher Theil. lleberslcht Telegraphische Nachrichten. Lagesßrschichte. Berlin: Vom Reichstage. Dementi bezüglich einer angeblichen Rede des König- von Schweden. Hosball. v. Patow und Madai. — Kö nigsberg: Zu den Wahlen. Beschlagnahme. — Posen: AeitungsconfiSeation. — Hannover: Erceß. — Flensburg: Ein Toast in dänischer Sprache.— Gotha: BvmLandtage. Militärconvention. —Wien: Die tschechischen Ansichten über das böhmische Staats recht. — Lemberg: Landtagsschluß. — Pesth: Willfährigkeit der Linken. Eisenbahnprobefahrt. — München: Beschaffung von HinterladungSgrweh- ren. — Vom Bodensee: Uferstaatenconferenz. — Paris: Der Gesetzentwurf über das UnterichtSwesen. Aut dem gesetzgebenden Körper. Vermischtes. — Florenz: Verhandlungen mit Oesterreich. Erplo- flon. — Lissabon: Prinz Alfred. — Madrid: Telegraphisches Kabel. — St. Petersburg: Eine Depesche zur orientalischen Frage. — New-Uork: Veto de« Präsidenten. — Mexico: Notabelnver- sammluna. Zur Situation. Dresdner Nachrichten. Pravtnzialaachistchten. (Leipzig. Oschatz. Reichenbach. Waldenburg. Schellenberg ) vermischte». Statistik «ad valkswirthschaft. Fenilleta». Inserate. Tagrskalender. Börfennais- richtr«. Telegraphische Nachrichten Wien, Maatag, 4. Marz, Abend». (W. T. B.) Der mährische und der krainer Landtag find in ihren heutigen Sitzungen durch kaiserliche» Patent aufgelöst morden. Dir heutige „Wiener Abeadpost" erklärt die von Zeitungen gebrachte Nachricht, der Kaiser von Orster- FeuMeton. K. Hoftheater. Montag, den 4. März führte sich unS in Meyerbeer's „Hugenotten" Frau Kainz» Praufe vom k. k. Hofoperntheater zu Wien als Gast in der Rolle der Valentine vor und errang mit der selben einen unzweifelhaft durchschlagenden Erfolg. Reicher Applau- und wiederholter Hervorruf, theilweise auf offener Scene, lohnte ihre Leistung. Die Macht der äußerlichen, effektvoll verwertheten Mittel und die Sirghaftigkett einer ungewöhnlichen dramatischen Be gabung, der ja auch Meyerbeer vorzugsweise, jedenfalls aber «ehr als den etwa bei ihm vorhandenen künstleri schen Intentionen seine Triumphe und seinen Einfluß verdankt, bewährten an diesem Abende ihre Aündkraft aufs Neue. Wir im Leben, so scheint auch in der Kunst dem materiellen Rrichthum ein« zwingende Gewalt ver liehen zu sein; er tmponirt schon au und für sich, und weiß durch glänzende Entfaltung seiner Gaben die Welt sich unterthan zu mache». Weise Sparsamkeit wird wohl die Achtung, nie jedoch die allgemeine Bewunderung zu gewinnen vermögen; während Alle», was glänzt, und sei es bisweilen auch Flittergold, tzrs Erfolges gewiß ist. Man kann sich eben von der Anschauung nicht los sagen, daß einer solchen Reserve «ine gewisse Beschrän- kung der Mittel, wo nicht gar «rmuth zu Grunde liegt. Dem berührten Umstande gegrnüber betrachten wir es als eine Pflicht der rrnstrrn Kritik, «it Ent- schiedenheit für diejenigen Kunstleistunge» et»,»trete», die de» Stempel reinster und unverfLlschter künstlerischer Gesinnung au der Stirn tragen, die es verschmähe«, um den Beifall der Menge zu buhle»; denn nur «en» die Kunst als eine rva »«vor, behandelt wird, vermag fie ihre Missto» gu erfüllen. Diese Anschau»»- schließt keineswegs aus, daß wir die Fülle materiellrr Mittel, reich habe dem Kaiser Napoleon mittelst eine« an den selben gesandten Telegramms den Dank für die in der französischen Thronrede für Oesterreich geäußerten freundschaftlichen Gesinnungen ausgesprochen, für un begründet und fügt hinzu, es hätte einer Kundgebung an die französische Regierung gar nicht bedurft, da dieselbe der in Wien für sie herrschenden freund lichen Gesinnungen sich versichert halten könnte. Wien, Dienstag, 5. März. (W.T.B.) Die„Prefse" meldet, daß der Sultan den Fürsten von Serbien dnrch den Großwefir zu eiuem persönlichen Besuche in Konstantinopel eingeladrn habe, um mit ihm über die Räumung der serbischen Festungen von den tür kischen Truppen mündlich zu verhandeln. Es sei Hoff nung vorhanden, daß es den Cabineten von Europa gelingen werde, den Fürsten von Serbien zu diesem rntgegenkommenden Schritte zu bewegen. Florenz, Montag, 4. März. (W.T.B.) Da» Finanzprojekt mit Langrand - Dumonceau ist krine»- wrg» aufgegeben, sondern wird dem neuen Parla mente wieder vorgelegt werden. Da» Gerücht, r» sei mit englischen Bankier» eia finanzielle» Abkommen getroffen worden, entbehrt der Begründung. St. Petersburg, Dienstag, 5. März. (W. T. B.) Da» „Journal de St. P6ter»bourg" veröffentlicht mehrere weitere Depeschen der russischen Regierung in der orientalischen Frage. Eine Depesche vom 12. Sep tember v. I. betont die Nothwendigkrit, die legitimen Forderungen der Kandioten zu befriedigen. Eine Depesche vom 23. November führt au», daß die gün stigste Lösung der orientalischen Frage durch vesorde- rung de» Wohlstandes und der Autonomie der Chri sten unter der Herrschaft des Sultan» herbeigrsuhrt werden würde. Bukarest, Dienstag, s. März. (W. T. B.) Nach erledigter vrrathnng de» Ausgabebudget» in der Kam mer beantragte der Adg. GradiStiano ein Mißtrauens votum gegen das Ministerium, weil dasselbe seine Pflicht versäumt habe. Nachdem die Kammer diesen Antrag für dringlich erklärt, wird noch heute dir Ab stimmung stattfinden. Tagesgeschichle. v. Berlin, 4. März. Sechste Sitzung des Reichs tags. Am Miuistertftche erscheinen Graf v. BiSmarck, v. Roon, v. d. Heydt, v. Jtzcnplitz, Graf Eulenburg, Geh. Rath v. Savigny, mehrere RegierungScommissare und Bevollmächtigte der verbündeten Negierungen, da runter ». Oertzen (Mecklenburg). Al» Schriftführer sind gewählt Forkel mit 179, v. Unruhe-Bomst mit 174, v. Kleinsorgt mit 173, Delius mit 169, v. Schöning mit 167, v. Wurmb mit 167, Graf Baudissin mit 163, llr. Falk mit 144 Stimmen. Präsident l'r. Simson theilt mit, daß Se. k. Hoheit der Großherzog von Mecklen burg Schwerin zur Theilnahmc au den Verhandlungen des Reichstags den Ministerpräsidenten v. Oertzen und den Etaatsrath Metzel bestimmt hat; sowie daß als Ouästoren für die Budgetangelegenheiten des Reichstag» die Abgg. Auerswald und Aßmann fungiren werden. Ministerpräsident Graf v. BiSmarck erhält das Wort und richtet folgende Ansprache an die Versammlung: „Im Auftrage der hohen verbündeten Regierungen habe ich die Ehre, dem Reichstage den Entwurf der Bundesverfassung vorzulegen, welcher zwischen den Regierungen vereiubart worden ist. Ich füge diesem Entwürfe eine authentische Ausfertigung derjenigen Verträge bei, ans welch«« bisher die Constituirung des Bündnisses beruht, sowie der Protokolle über die Confe- reuzen, in welchen der vorgelegte Berfassuagseutwurf zwischen den Vertretern der hohen Rcgieruuoen sestgeftellt worden ist. Indem ich diese Vorlage der Belchmßnahme der hohen Ver sammlung unterbreite, enthalte ich mich, der Rede, mit welcher der König, mein allergnädigster Herr, unsre Sitzungen eröffnet hat, etwas hinzuzufügeu. Nur aus eineu Gegenstand erlaube ich mir aufmerksam zu machen. In dem vorläufigen Bündniß vom l8. August v. I. lautet Art. 6: „Die Dauer des Bündoiffes ist bis zum Abschluß des neuen Bundesverhältnisses, eventuell auf ein Jahr festgesetzt, wenn der neue Buud nicht vor Ablauf eines Jahres geschloffen sein sollte." wo wir ihr begegnen und wo sie uns zunächst als wesentlichster Factor entgegentritt, freudig begrüßen und an ihr Befriedigung finden. Nur darf der Künstler nicht auf seinen Reichthum pochen und durch diesen allen künstlerischen Rücksichten sich überhoben dünken, wie es heutzutage leider so oft geschieht, wo man die Worte Jffland's: „Der dramatische Künstler lernt nie aus" in ihr Gegrntheil verkehrt: „Der Bühnenkünstler lernt schnell aus", oder gar: „er braucht, namentlich al» Sänger, wenn er nur Stimme hat, gar nichts zu lernen." Frau Kainz-Prause ist aber nicht bloS im Besitze eines reichen und blendenden Stimmmatertals, sondern fie weiß infolge einer sorgsamen Pflege und Bildung des selben die ihr von der Natur in, wir möchten beinahe sagen, verschwenderischem Maße verliehenen Mittel auch trefflich zu verwerthen. Sie ist vermöge der letzter«, wie durch ihre ganze Erscheinung für den dramatischen Gesang aufs Glücklichste prädestinirt; und ihre Valen tin« darf in der Thal mit wenigen Einschränkungen als eine vortreffliche Leistung gelten. Während das Organ der Sängerin selbst bei der größten Kraft anstrengung nie unschön und sorcirt klingt, vermißten wir bet ihrem Portamento hin und wieder eine edlere Klangfarbe der Stimme, wie dieselbe auch einige Nei gung zum Tremuliren »errieth. Urbrigeil« zeigte sich der geschätzte Gast im Spiele stets maßvoll und bekun dete in einzelnen Momenten, wo der Mryerbeer'sche Genius auf der Höh« wahren und ungeschminkten Ge fühls einige Zeit verharrt, ohne Sritensprünge in das Gebiet musikalischer Couliffenreißrrei zu machen, eine Wahrheit und Unmittelbarkeit der Empfindung, welch« für die Verwendung der Künstlerin in der klassische» Oper das Veste erhoffe« läßt. Ohne fie i« einer sol chen, an deren Ermöglichung uns doch vor Allem ge legen sein »ruß, gehört zi» haben, halten wir uns zu Ich beabsichtige nicht, die Situation hier näher ins Auge zu fassen, in welche Deutschland gerathen würde, wenn bis zum 18. Augnst des laufenden Jahres, allo in SH Monaten — von jetzt an gerechnet, unser Werk nicht zum Abschluß gebracht wurde. Ich bvffe, sie wird nicht eintreten. Ich erlaube mir aber ans einen Umstand aufmerksam zu machen, der uus Allen bekannt ist: daß die Landtage oder wenigstens manche unter ihnen sich ausdrücklich Vorbehalten haben, da- Resultat unsrer Verhandlungen ihrer Beschlußnahme zu unterziehen. Wir werden also sofort nach Schluß des Reichstages in der Nothweudigkeit sein, die Landtage von 22 einzeluen ver bündeten Staaten mit Beschleunigung zusammen zu berufen. Es ift dringend wünscheuswerth, daß auch die Phase der Ent wickelung sich abschließt, bevor der 18. August eintritt. In allen diesen Momenten liegt eine neue Aufforderung zur Beschleunigung unsrer Arbeiten. Die vertragsmäßige Regelung der Beziehungen »u Süd- deutschland, so wie sie Jedem vou uns mehr oder weniger aus gebildet vorschweben, werden meines Erachtens wesentlich durch eine rasche und entschiedene Beschlußnahme in Norddeotschland gefördert werden. Das Vertrauen der süddeutschen Staaten auf den Anschluß au ihre norddeutschen Landsleute wird in dem Maße gefördert werden, in welchem sie sehen, daß wir die Schritte nach uuserm Ziele hin mit Entschiedenheit machen und daß wir dieses Ziel m nahe Aussicht nehmen können. Auch in dieser Richtung, meine Herren, liegen Aufforderungen zur Beschleuoiaung unsrer Arbeiten und zur baldigen Verständigung über die Punkte, über welche Meinungsverschiedenheiten ob walten möchten. Es liegt ohne Zweifel, meine Herren, Etwas in unserm Nationalcharakter, was der Vereinigung Deutschlands wider strebt. Wir hätten die Einheit sonst nicht verloren, oder hätten sie bald wicdergewonnen. Wenn wir in die Zeit der deutschen Größe, die erste Kaiserzeit zurückblicke», so finden wir, daß kein anderes Land in Europa io dem Maße die Wahrscheinlichkeit für sich hatte, eine mächtige nationale Einheit sich zu erhalten, wie gerade Deutschland. Blicken Sie im Mittelalter vou dem russischen Reiche der Rurik'schen Fürsten bis zu den rmstgothi- scheu und arabischen Gebieten in Spanien, so werden Sie finden, daß Deutschland vor Allen die größte Aussicht hatte, ein einiges Reich zu bleiben. Was ist der Grund, der uns die Einheit verlieren ließ und uns bis jetzt verhindert Hot, sie wieder zu gewinnen? Wenn ich es mit einem kurzen Worte sagen soll, so ist es, wie «lr scheint, ein gewisser Uederschuß an dem Gefühle männlicher Selbstständigkeit, welche in Deot'chland den Einzelnen, die Ge meinde, den Stamm veranlaßt, sich mehr auf die eigencu Kräfte zu verlassen, als auf die der Gelammtheil. Es ist der Mangel lener Gefügigkeit des Einzeluen und des Stammes zu Gunsten deS Gemeinwesens, jener Gefügigkeit, welche unsre Nachbar völker in den Stand gesetzt bat, die Wohlthaten, die wir er streben, sich schon früher zu sichern. Die Regierungen, meine Herren, haben Ihnen, glaube ich, im jetzigen Falle ein gutes Beisoiel gegeben. Es war keine unter ihnen, die nicht erhebliche Bedenken, mehr oder weniger berechtigte Wünsche dem bisher erreichten Ziele hat opfern müssen. Liefern auch wir de» Beweis, meine Herren^ daß Deutschland in eioer SVOjshngen Leidensgeschichte Erfahrungen gemacht hat, die es beherzigt; daß wir — und Alle, die wir hier find, wir haben es selbst erlebt — die Lehren zu Herzen genommen haben, die wir aus den verfehlten Versuchen von Frankfurt and von Erfurt ziehen mußten. Das Mißlingen des damaligen Werkes hat in Deutschland einen Zustand der Unsicherheit, der Unzufriedenheit herbeigeführt, der 16 Jahre lang gedauert bat und der schließlich durch eine Katastrophe, wie die des vorigen Jahres, nach irgend einer Seite hin, wie es Gott gefiel, seinen Abschluß finden mußte. Das deutsche Volk, meine Herren, hat ein Recht, von uus zu erwarten, daß wir der Wiederkehr einer solchen Katastrophe vorbeugen, und ich bin überzeugt, daß Sie mit den verbündeten Regierungen nichts mehr am Herzen liegen haben, als diese gerechten Er wartungen des deutschen Volkes zu erfülle»." (Lebhaftes Bravo von allen Seiten des Reichstags.) Der Präsident schlägt den Druck der Vorlagen vor, um dann über die geschäftliche Behandlung derselben zu berathen. v. Vincke (Hagen) wünscht schon heute eine Beschlußfassung über die Behandlung. Die Mei nung de» Präsidenten wird von den Abgg. Schulze, Scherer und v. Rabenau unterstützt. Mehrere Acuße- rungen derselben veranlassen den Grafen v. BiSmarck zu der Erklärung, daß zu den Regierungsvorlagen keine Motiven gegeben seien. Diese lägen in der Geschichte Deutschlands im letzten Jahrzehnd und besonder- im letzten Jahre; übrigens würden sie bei der sprcicllen Berathung entwickelt werden. Die vorliegenden Pro tokolle seien kurz und in zehn Minuten zu übersehen; höchstens komme das Schlußprotokoll in Frage, worin die Regierungen die Bedenken, die sie gern erledigt gesehen hätten, die sie aber im Interesse de» Zustande kommen» deS Werkes geopfert haben, aufgcführt haben. Da wesentliche Aenderungen im Entwürfe nach dessen Abschluß nicht vorgekommen seien bis zu seiner Publi- einem definitiven Urtheil über die Fähigkeiten der Frau Kainz-Prause für nicht berechtigt. Jedenfalls kann die selbe mit dem Erfolge ihres ersten Auftretens zufrieden sein. Ueber die Ausführung selbst läßt sich nicht viel Vortheilhaftes sagen. Nur bei Krau Otto-AlvS» leben und Herrn Mitterwurzer war von einem künstlerischen Wetteifer mit dem Gaste etwas zu ver spüren; der Raoul des Herrn Ucko machte ihm jeden falls auch noch musikalisch das Leben sauer. — Der „Leipz. Ztg." wird von hier unterm 3. März berichtet: Nachdem infolge de» Ableben- des Herrn Otto v. Könneritz, Generaldirektors der k. musikalischen Ka pelle und de» Hoftheater», Herr Ministrrial- und geh. Hofrath Bär seit dem 27. November v. I. die provi sorische Verwaltung de- Kunstinstitute» geführt, ist am gestrigen Tage der neuernannte Generaldirector, Herr Graf v. Platen-Hallermund, verpflichtet worden. Dresden. Nachdem in der Hauptversammlung der „Isis" den 28. Februar der Vorsitzende, Herr Hof rath Prof. vr. Echlömilch, dem jüngst verstorbenen Mit glied« der Gesellschaft, Herrn Conrector Helmert einen ehrenden Nachruf gewidmet hatte, hielt Herr Profeffor vr. Willkomm aus Tharanb einen länger» Vortrag über die gegenseitigen Beziehungen des Chlorophylls, des Stärkemehls und der fetten Oel« im Pflanzenkörper. Wir geben das Wichtigste im Auszug« wieder. — Die genannten drei Stoffe find in ihre« Beziehungen zu ein ander und in ihrer physiologischen Bedeutung zum Le be» der Pflanze erst in neuester Zeit genügend bekannt geworden. Schoa lange hatte man gewußt, daß die grüne Farbe von einem festen Körper, de» Chlorophyll, berrühr«; und daß er in Form von grünen Kiraer» vor« komme, bewiesen die Untersuch»«-«» dnrch das Mikroskop. Die allgemeine Verbreitung dieses Stoffe» mußte a»f cation, glaube er, stimme dieser Entwurf mit den Mit- theilungen der Zeitungen überein. Es entspinnt sich über dieBehandlung der Regierungsvorlage eine Debatte, an welcher sich die Herren LaSker,'vr. Braun (Wies baden), v. Sybel, v. Gottbcrg, v. Vincke, Graf Schwerin, Grumbrecht und v. Windthorst betheiligen, nach deren Schluß vr. Braun (Wiesbaden) seinen Autrag: „die gegenwärtige Verhandlung über die geschäftliche Behand lung der Regierungsvorlagen erst dann wieder auszu nehmen, wenn über die vorliegenden Geschäftsordnungs anträge vom Hause Beschluß gefaßt worden ist," zu Gunsten des v. Vincke'schen modificirten Antrags, zu- rückzieht. Die Versammlung nimmt den Antrag des Präsidenten an, der dahin geht: „die Beschlußfassung über die geschäftliche Behandlung auszusetzen bis zu dem Augenblicke, da der Entwurf der Verfassung deS Norddeutschen Bundes und das vom Ministerpräsidenten als besonders wichtig hervorgebobene Schlußprotokoll sich gedruckt in den Händen der Mitglieder befindet." Nur die Altliberalen und einige Conservative find da gegen. Zweiter Gegenstand der Tagesordnung ist die Be rathung über die geschäftliche Behandlung der Geschästs- ordnungsvorlagen. Graf Schwerin hat dabei den An trag gestellt, die beiden von den Abgg. ». Arnim-Kröch- lrndorff und Gen. und dem Abg. Lasker eingereichten Entwürfe durch Schlußberathung zu erledigen, und zwar in Erwägung, daß der ausschließliche Zweck des Reichs tages die Berathung des Verfassungsentwurfes sei, über beide Entwürfe einer definitiven Geschäftsordnung ohne deren nähere Prüfung zur Tagesordnung überzugehen, also die provisorisch angenommene Geschäftsordnung bei- zubehalten. v. Rabenau stellt den Antrag, beide Ent würfe einer Commission von 14 Mitgliedern zur Prü fung zu übergeben. Aus den über diese Frage der Geschäftsordnung geführten, ziemlich ausführlichen Ver handlung heben wir nur hervor, daß Graf Schwerin zwar wünscht, daß bei den großen und wichtigen De batten die Geister auseinander platzen und alle Mei nungen sich hören lassen möchten, daß man sich aber nicht in Fragen der Geschäftsordnung vertiefe. LaSker beantragt hingegen Vorberathung über beide Entwürfe, und erklärt sich zu allen thunlichen Modificationen deS seinigen bereit; ihn unterstützen v. Hennig u. Twesten. Graf zu Eulenburg für die Schwerin'sche Ansicht; v. Ger ber desgleichen. Er hält die provisorisch angenommene Geschäftsordnung des preußischen Abgeordnetenhauses für vollkommen ausreichend, und eS sei, wenn sich in ihr Punkte vorfindrn sollten, welche Schwierigkeiten machten, auch bei einer geringern Versöhnlichkeit, als sie im Reichstage vorausgesetzt werden müsse, leicht, sich darüber zu verständigen. Als Hauptgrund aber für eine rasche Erledigung dieser Geschäftsordnungs frage führte er unter lebhaftem Beifall von ziemlich allen Seiten des Hauses mit Ausnahme der National liberalen an, daß es sich jetzt darum handle, das öffent liche Vertrauen in Deutschland zu gründen. Dieses gewinnen wir in dem Maße, als wir den Ernst und die Entschlossenheit zeigen, sofort zur Regelung unsrer großen Ausgabe überzugehen und principiell nicht mehr von Geschäftsordnungsfragrn reden. Von den 3 An trägen, Verweisung der beiden Geschäftsordnungsanträge an eine Commission von 14 Mitgliedern, Vorberathung oder Schlußberathung, wird die Schlußberathung mit großer Majorität gegen die Nationalliberalen beschlos sen, und vom Präsidenten werden Abg. Kanngießer zum Referenten, Graf Aethusy-Huc zum Correferenten er nannt. Dritter Gegenstand: Wahlprüfungen. Eine Reihe von Wahlen werden genehmigt, darunter auch die des Generals v. Steinmetz, bei welcher ein Circular eine» Wahlvorstande» der Regierung übergeben wird, worin derselbe die Gendarmen angewiesen hatte, die Empfeh lung des Generals al- Candidatcn zu controliren und der Regierung Bericht darüber zu erstatten. Bei der Wahl Pogge's kam der Protest zur Sprache, den eine große Anzahl Ratzeburger erhoben hatte gegen ihre amtliche Bezeichnung als „Mecklenburger". Das Für- die Vrrmuthung führen, daß er nicht als bloser Schmuck da sei, sondern einen Beruf im Leben der Pflanze spie len müsse. Die Schmarotzerpflanzen, dir keine wirk lichen Blätter haben, wiesen darauf hin, daß das Chloro phyll in einem Verhältnisse zum Austausch der Gase dienen möge. Ferner überzeugte man sich davon, daß eS sehr abhängig sei von der Einwirkung deS Lichtes. Kühing hielt es für einen durch die Einwirkung des Lichte- hervorgebrachten AersetzungSstoff; Mulder sah eS als ein Umwandlung-product des Stärkemehle- an; Andere behaupteten, es bestehe aus Stärke- und Wach»- kügelchen, auf welche sich der grüne Farbestoff nieder geschlagen habe. Die neuesten Forschungen erhielten als Resultat, daß sich eine bestimmte chemische Formel nicht feststrllen lasse, daß eS im Allgemeinen ein Ge menge von Protöinstoffen und dem grünen Stoffe sei. Fremy'S Untersuchungen hierüber ergaben u. A. auch, daß das Chlorophyll auS 2 Stoffen, dem Phyllocyania und dem Phylloranthyl bestehe. Der gelbe Stoff ist immer zuerst da; der grüne bildet sich unter Einwir kung des Lichte» au» und geht verloren, wenn Pflan zen dem Lichte entzogen werden. (Kartoffelkeime im Keller. Entfärbung der Blätter im Herbste.) In Kich» tenwaldungen giebt es Localitäten, in welchen die Scho nungen nie recht grüne Farbe zeigen. Die mikroskopi sche Untersuchung zeigt, daß die Chlorophyllkörner dann gelb find. Die verschiedenen Nüancen im Grün be ruhen auf der Berthrilung und der Intensität der Kör« «er. In den jünger» Blättern sind fie in geringerer Anzahl und mehr gelb, als grün vorhanden. — Das Chlorophyll wird aus dem Protapla-ma gebildet. Erft bildet sich da« Gelb, dann das Grün ; später tritt es in Polygonen Körner« auf, welche fich mehr und «ehr von« einander «bsoadern. So hat es u. A. Willkomm bei Fichten beobachtet. Im Juni oder Anfang Juli findet
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