Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-05
- Tag1868-05-23
- Monat1868-05
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1868
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.V II7 nil,» reis»: Iw lorLä. >»»4,: Nörlisk - »rklr.—»»r. ^Mrliol»: 1 „ 1»>„ S1oo»tliol>: — „ 15 „ LlQ,«Ii», kkoll>w«r»: 1 „ tritt jäiirli.d > "rvlr. 8t»wv«l«»t>üpr, > «u»»«rk»Id a>» Korück. Loucks» ko»t ouck 8t«wpsl»o»vkt»^üill»a. S»seratni»rtisr: klir ä«u R»um «losr »s»p»It«n«u Leits: 1 K^r. votsr „Liuxe»»ockt" ckie Lell«: S Kxr. Lrschetae«: Hlxllok, mit Xusnsvm« cker 8oov »uck keisrt»^-», Hvsuck» kür cke» kolxsocks» Sonnabend/6en 23. Mai. - - DresdnerIournal. Verantworsticher Redacteur: 3- G. Hartmann. 1868. , . . >*s»r«tnunn,ah»e «»«Lrtt: 1-"?"»: k». L»n<i>»r»rr»», Loiullliiilouür <- 6«, Dr,»cku«r ckoorusl»; ,b«oa»,.: H. 8,0k.»,. Loo»» k>o„; N»,udor, »srlla- Vt,» .L,i»,1, -»„.I.»r»»kkLrt ». ».: Un»»»,r»I» M Voar.«», >«-I1»i O»oriv»'»eüs Loevd., R»r»»»r»»'» Loreso, kvvol.,» >r«»,»; L. 8c»l.o„»r >r»»I»o:I.. 8r^»ai»'»Xuuous«ot»or,»o, ^»»»» L kuv»»; krsiUttort «N.: ck»,o»»'«:k, Su«üü.; Ltl»r Uv. SLom«, >»ri»: Lvi.l.i»» L6o., (3, kl»v« äs I» Sour,«); krs^: k». L»»i.ro»', Loovv.; Vt«»: Xr.. Orr»t.i». qcrausgrtzrr: Kvuixl. krpoäition äs» Ore»äll«r äoarv»!,, Vr«,ä«v, öl»rieu»tr»»»s Ko. 7. Ämttichrr Theil. Dresden, 16. Mai. Se. Majestät der König haben den Gutsbesitzer Heinrich Hänichen in Prohlis zum Friedensrichter im Amtsbezirke Dresden zu ernennen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. TageSgeschichte. Dresden: Kammerverhandlungen.— WBerlin: Sitzung des Zollparlaments. Der Noth- Kstand in Ostpreußen. Neuer Hochverrathsproceß. jL Kriegsminister v. Roon. Postvrrhandlungen mit Schweden. Festessen zu Ähren der Süddeutschen.— Hamburg: Juristentag.—München: Verfassungs- feirr. Militärisches. — Wien: Vom Reichsrathe. Dcmentirung alarmirender Nachrichten. Prager Pe tition abgewiesen. — Linz: Oberstl. v. Bartels ver haftet. — Hemberg: Feuersbrünste. — Paris: Vom Hofe. Kammerverhandlungen. Proceß beendet. Aus Marokko und Tunis.— Florenz: Der Kron prinz zu den Ministerconsrils zugezogen. Beilage. LändtagSverhandlungen. (Schlußbericht über die Si tzung der Ersten Kammer vom 20. Mai.) Dre«der Nachrichten. Proviazialnachrichten. vermischte». Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 22. Mai, Nachmittag». (W. T. B.) Da» Zollparlament hat in seiner heutigen Sitz» ung die gesammte Tarisvorlage unter Ablehnung aller gestellten Amendement» angenommen. Im Laufe der Discussion erklärte Präsident v. Del brück, der Bundesrath werde die Zuckersteuerfrage einer eingehenden Erwägung unterwerfen. Das Haus nahm eine Resolution an, welche den Bundesrath auffordert, die Erledigung dieser Ange legenheit in nächster Session zu bewirken. — Eine Re solution Schleiden's auf Vorlegung eines neuen Tarifs sowie ein Antrag Grumbrecht's auf Aufhebung des Lnmpenzollrs wurden abgelehnt. — Ein Antrag Ulrich's auf Einführung des Einpfennigtarifs wurde ange nommen. Hierauf folgt die Echkußterathung über »le Ta« baksteuervorlage. Wie«, Donnerstag, 21. Mai. (Tel.d.Boh.) Heute sand unter dem vorfitze de» Kaiser» ein Ministerroth statt, an welchem sich die Reichsminister, da» ti»leitha« nische und da» ungarische Ministerium betheiligten. Den LerhandlungSgrgknstond bildete da» Wehrgesrtz. Triest, Donnerstag, 21. Mai. (W.T.B.) Der Lloyddampser „Diana" ist mit der ostindischen Urber« landpost riagetrofien. Au» Alexandrien wird vom 18. ö. grmeldrt, daß der Bicrkönig au» Gesundheit»« rückstchten eine Reise nach Europa unternehmen wird. Scherif-Pascha wird inzwischen die Regentschaft führen. London, Donnerstag, 2l. Mai, Abend». (W.T B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhäuser stand die schottische Resormbill (vgl. unter „Tagesgeschichte") abermals auf der Tagesordnung. Der Lordschatzkanzler Disraeli empfiehlt, das Votum über den Antrag Bouverie's nochmals in Er wägung zu ziehen, da nur eine geringe Zahl von Mit gliedern an der Abstimmung theilbenommen habe und letztere auch von Einzelnen nicht richtig aufgefaßt wor den sei. Die Regierung, erklärte der Premier, werde das Armengesetz ffir Schottland ändern, um in das Wahlgesetz eine Erleichterung zu bringen. Bright bekämpfte die Ansicht Disraeli's und hielt daran fest, daß die Abstimmung ordnungsmäßig erfolgt sei. Konstantinopel, Donnerstag, 21. Mai. (W.T. B.) Der Scheich-ul-Islam, von den Ulrma begleitet, und die Vorsteher der hiesigen christlichen Gemeinde» haben dem Sultan eine Dankadresse sür die bei Eröff nung de» StaatSrath« gehaltene Rede überreicht. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Mai. Die Erste Kammer trat heute Vormittag 11 Uhr in Anwesenheit der StaatS- ministrr vr. Frhr. v. Falkenstein, vr. Schneider und v. Fabrice, sowie des Regierunascommiffars geh. Kir- chenraths vr. Gilbert zu einer Sitzung zusammen. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der ersten Deputation (Referent: Bürgermeister Hennig) über den Gesetzentwurf, einige Bestimmungen über den Concurs der Gläubiger betreffend. Eine all gemeine Debatte fand ebensowenig als eine Special debatte statt, und nahm die Kammer die Regierunas- vorlage nach Vorschlag ihrer Deputation in Ueberem- stimmung mit den Beschlüssen der jenseitigen Kammer einstimmig an. — Zweiter Gegenstand der Tagesord nung war der von der 4. Deputation (Referent: Kam- merherr v. Metzsch) adoptirte Bericht der jenseitigen Kammer über die wegen Abänderung der ge setzlichen Bestimmungen betreffs der Mili- tärleistungen eingegangenen Petitionen. Die Deputatton empfiehlt den Beitritt zu dem von der Majorität der jenseitigen Deputation vorgeschlagenen und von der Zweiten Kammer angenommenen Anträge: „Die Siaatsregierung zu ermächtigen, auS den Beständen des mobilen StaalSvrrmögens dem k Krieasministerium nach Bedarf einen Capitalvorschuß bis zur Hohe von 1,400,000 Thlr. mit der Bestimmung zu gewähren, daß hiervon, so weit thunlich in Gemeinschaft mit der im Militärbudget jährlich zu Neubauten auSgeworfeneu Summe, die erforder lichen, in das Eigenlhum des k. sächs. Staatssiscus überge henden Caseruen für die Fußtruppen erbaut und eingerichtet, nicht minder auch, soweit erforderlich, Beihilfen an Reiter garuisonstädte zu Beschaffung deS Unterkommens der Reiter- aaimisoneu und der Militärischen Anstalten für solche bewil ligt werden, sowie unter dem Vorbehalte, einmal, daß feiten des kgl. Kriegsministeriums über die jeweilige Verwendung dieses Vorschusses bei jeder Landtagsperiode den Kammern Rechcnsckasl abgelegt werde, und sodau», daß seiteu des selben Ministeriums von und mit dem Jahre 1872 an auf jenen Vorschuß bis zu dessen gänzlicher Tilgung Abzahlun gen von jährlich mindestens 50,000 Thlr , welche jedoch nur im Falle außerordentlicher Vorkommnisse ganz oder theil weise unterlassen werden dürfen, z« leisten seien.- k Die Kammer trat ohne Debatte dem Vorschläge ihrer Deputation einstimmig bei und beschloß, die eingegan- genen Petitionen hierdurch für erledigt zu erklären. — Dritter Gegenstand der Tagesordnung war der von derselben Deputation (Referent: Meinhold) adoptirte Bericht der jenseitigen Kammer über die Eingabe des pädagogischen Verein» zu Chemnitz, Thesen zu einer zeitgemäßen Reform des sächsischen VolkS- schulwcsens betreffend. Die Kammer beschloß auch hier ohne Debatte, nach Vorschlag ihrer Deputation, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der jenseitigen Kammer gegen eine Stimme die Einaabe des pädago gischen Vereins zu Chemnitz, desgleichen die Petitionen der Collaturbehörden zu Werdau und Reichenbach und die des städtischen Vereins zu Leipzig, sowie die Schrift des Diakonus Härting zurKenntnißnahme an die Staats regirrung abzugeben, und trat dem von der Zweiten Kammer angenommenen Anträge des Abg. Walther bei, welcher dahm geht, der Regierung gegenüber die Er wartung auszusprechen, daß sie zu der in Aussicht ge nommenen Revision des Schulgesetzes schon in nächster Zeit Einleitung treffen und den Unterschied zwischen Stadt und Land gehörig berücksichtigen werde. — So dann erstattete noch Kammerherr v. Metzsch namens der vierten Deputation Vortrag über die Petition von 37 Landgemeinden der Gerichtsamtsbezirke Zittau und Reichenau, Militärleistungen in Kriegszeiten betr. Die Kammer beschloß, nach einigen Erläuterun gen des Referenten ebenso wie die Zweite Kammer gegen 1 Stimme, diese Petitionen auf sich beruhen zu kaffen, die Staatsregierung aber zu ersuchen, bei den competenten Organen des Norddeutschen Bundes mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu wirken, daß das Gesetz vom 11. Mai 1851 abgrändert und fiir alle zu militärischen Zwecken zu leistende Dienste eine ange messene Entschädigung gewährt werde. — Schließlich erstattete noch Graf Hohenthal namens der dritten De putation Vortrag über die Resultate des Vereinigungs verfahrens über die Stahlknecht'sche Petition, die Ein- FeuUletsn. K. Hostheater. Donnerstag den 21. Mai gab das neu cngagirte Mitglied der Oper, Herr Köhler, in Gounod's „Margarethe" den Mephistopheles. Die Klangwrichheit und Noblesse seiner gut durchgebildeten Stimme, sein correcter und geschmackvoller Vortrag, treffliche Aussprache, auch die angemessene Haltung seines Spiels und Ausdrucks erwarben dieser talent vollen Leistung verdienten Beifall. Unsre Bühne hat noch keinen Repräsentanten dieser Rolle gehabt, der ein ungefähres Abbild des Mephisto im Drama ge geben hätte. Gounod's Musik unterstützt das in sehr unzulänglicher schwacher Weise. Diese Partie bedarf einer productiv ergänzenden Gestaltung und Ausfüh rung von Seiten des Sängers, nicht blos durch Maske, Spiel und treffenden Drtatlausdruck, sondern auch über haupt durch eine charakteristische, geschärfte Klangfarbe der Stimme, um das unheimlich dämonische Element, den innern Hohn und die Ironie diese- diabolischen Junker- au-zudrücken, ihn dadurch in Gegensatz zu seiner Umgebung zu bringen und über diese dominiren zu lasten. Auch Herr Köhler erfüllte diese Aufgabe allerdings nicht, aber er näherte sich doch dieser Auf fassung und Wiedergabe in erfreulicher und an manchen Stellen gelungener Weise, und seine Mittel werden ihm gestatten, in einer derartigen Durchführung dieser Partie noch vorzuschreiten. An der genugsam bekanntm vortrefflichen Grsannnt- au-führung bethetliaten sich alle Mttwirkenden loben»- Werth. Hervorgrhobrn sei die vorzügliche Leistung der Frau Jauner-Krall — Margarethe —, namentlich im zweiten Act; ihr decenter, künstlerisch aufarfüßter Von,ag der Walzrrarie nimmt Gounod's C Liderung Gretchen'» ihre Trivialität. Sehr gelungen wurde da» Quartett mit Faust, Mephisto und Marthe — Frau Krrbs-Michalesi — ausgeführt, und das Schluß duett: dies zwar mit mäßiger Wärme, aber von Hm. Bachmann — Faust — doch durch einigen Schwung des Vortrags hervorgrhobrn. Mit Auszeichnung seien noch Fräul. Baldamus — Siebel — und Herr De gel e — Valentin — genannt. C. Banck. 1- Jllustrirte Literatur. Das im bibliographischen Institut in Hildburghausen erscheinende, schon öfters anerkennend erwähnte Werk von vr. A. E. Brehm: „Jllustrirtes Thierleben" behandelt gegenwärtig, nachdem die ersten vier Bände, welche das Leben der Säugethiere und Vögel schildern, beendet sind, im fünften Bande die Amphibien und Fische, im sechsten die wirbellosen Thiere. Beide Bände erscheinen gleich zeitig, abwechselnd je rin Heft. Der fünfte Band führt uns zunächst die Schildkröten, das zahlreiche Geschlecht der Saurier (Echsen), vom grimmigen Krokodil bis zur harmlosen Blindschleiche, und das nicht minder zahlreiche und bunte Volk der Schlangen vor und geht dann, nachdem er also die Kriechthirre behandelt, zu der zweiten Klaffe der Amphibien, den Lurchen, die u»S im achten Heft bi- zu den Kröten voraeführt werden. So unheimlich, dem Menschen meist sehr apathisch, die Sippen find, mit deren ost schwer »u beobachtender Lebensweise UN- Brehm in diesem Bande bekannt macht, sie verursachen unS im Ganzen und Großen lange nicht so viel Schaden, wie ein großer Theil de» lustigen und bunten Bvlkleins, mit dessen Schilderung der sech»tr Band anhedt. Mr lernen da in den ersten drei bi» vier Heften desselben die Käfer- wrlt in all' ihren mannichfaltigen ost wunderlichen Ge stalten und Wandlungen kennen; die folgende« Hefte führen un» die Hautflügler (Birnen, Wespen, Amet- führung einer Schulbibel betreffend. Die Kam mer trat ohne Debatte dem Anträge der VereiniaungS- deputation, welcher in der Hauptsache dahin geht, die Regierung zu ersuchen, die von ihr in Aussicht genom menen Gutachten über die Zweckmäßigkeit eines Bibel- auSzuaS ehrbaldigst einzuholen, hierbei namentlich auch das Gutachten praktisch gebildeter Schulmänner zu erfordern und die so erlangten Gutachten seiner Zeit zur Kenntniß der Synode zur weitern Behandlung der Sache zu bringen, sowie über das Ergebniß dieser Ver handlungen einem der nächsten Landtage Mittheilung zu machen, einstimmig bei. Ueber die heutige Sitzung der Zweiten Kammer berichten wir umstehend. k. Berlin, 20. Mai. Die Petroleumsteuer wurde in der heutigen Zollparlamentssitzung mit 190 gegen 99 Stimmen abgelehnt. Die Bundescommissare griffen heute nicht in den Gang der Debatte ein, so daß sich die Meinung festgesetzt hatte, die ganze Vor lage werde nach den gestrigen Erklärungen derselben zurückgezogen werden. Dies erfolgte jedoch nicht; man discutirte die Tarisvorlage im Speciellen, genehmigte insbesondere die sämmtlichen Zollbefreiungen, wo bei dir Befreiungen für Chemikalien eine längere De batte erregten und ging, nachdem Anträge auf Zoll- befreiungen für Eisenwaaren zurückgezogen waren, zu den Zoller Mäßigungen über. Hierbei entspann sich über Zollermäßigungrn auf rohe und gebleichte Baum wollgarne eine längere Debatte, die jedoch mit dem Aurückziehen eines sehr weit gehenden Antrags hierüber endigte. Daß dieser Anttag feiten eines Abgeordne ten des im Zollverein nicht befindlichen Hamburgs ge stellt wurde, erfuhr durch den Abg. Mohl eine scharfe Rüge. Das Haus war nach einer OAstündigen Sitzung so ermüdet, daß der Anttag auf Vertagung mitten in der Debatte Annahme fand. Vermuthlich wird bei dem Zolltarif nur noch ein Antrag auf Reform der Zucker zolle längere Verhandlungen herbeiführen, vorausge setzt, daß nicht der Zollbundesrath die ganze Tarifre- form zurückzieht, da diese durch Ablehnung der Petro- leumstrurr für denselben an Bedeutung verloren zu haben scheint. Wenigstens war der Glaube, daß die T^Äfvorlage nunmehr zurückgezogen werde, allgemein verbreitet, und im Anschluß hieran gewann das Ge rücht, daß das Zollparlament nächsten Sonnabend oder Montag geschlossen werden solle, au Wahrscheinlichkeit. Bestärkt wurde dasselbe dadurch, daß während der Sitzung Präsident Simson mit dem Grafen Bismarck eine Conferenz hatte, , in welcher dem Vernehmen nach bestimmt wurde, daß noch vor dem Pfingstfeste der R ichstag seine unterbrochenen Arbeiten wiederaufneh men solle. Am Tische der Bundescommissare waren heute anwesend: Graf Bismarck, v. Delbrück, vr. Wein- lia, Michaelis, v. Thümmel und andere Bundescom missare. Vor Eintritt in die Tagesordnung beschließt das Haus auf Anttag des Abg. vr. Braun die Dis cussion der Petroleumsteuer (15 Sar. pro Centner), als auf das Schicksal der ganzen Vorlage von Einfluß zu nächst vorzunehmen, obwohl Präsident v. Delbrück er klärt, daß das Schicksal der Petroleumsteuer keinen Einfluß auf die Berathung der übrigen Tarifsätze haben werde. Die Discussion eröffnet Abg. v. Thadden mit einem Plaidover für die Petroleumsteuer, die er als Conservativcr wie als Freihändler empfiehlt. Man wolle durch Ablehnung der Steuer nur oppositionelle Politik treiben. (Murren.) Präsi dent: So etwas dürfe man schon sagen. Ur. Marqu. Barth wendet sich aus politischen Gründen gegen die Steuer. Dieses Zollparlament habe nur einen Werth als Uebergaugsstadium zu e»ner Vereinigung der Vertreter aller deutschen Stämme. Da» Zollparlament hätte nur einige indirccte Abgaben zu be willigen, aber keine Controle über die bewilligten. Dieser Zu stand s« unhaltbar. (Zur Sache! Präsident: dies gehöre zur Motivirung.) Deshalb müsse man bei Steuerbewilligungen die Maxime aufstellen, nur solche Gelder zu verwilligen, deren Verwendung man übersehen könne. Wenn Ausfälle in den Einnahmen kämen, wie die Connniffarc behaupteten, so möchten nur die Regierungen das Zollparlament jährlich zusammcnbe rusrn; dadurch zwinge man die Regierungen, eine regelmäßige Eontinuität der Zollparlamenlssitzungen herbeizuführen, wah rend jetzt die Regierungen gar nicht veranlaßt seien, das Zoll Parlament cinzuberusen. Nur wenn man das Budgetrecht fest in den Händen behalte, erweitere man die Macht deS Zollpar laments. (Beifall von den Nationalen.) Aba. v. Patow: Die Regierungen müssen auch jetzt schon das Zollparlament regelmäßig zusammenberufen, um aus der Bahn der Tarifreformen vorzuschreiten. Diese Reform dürfe man durch Ablehnung der Petroleumsteuer nicht unmöglich machen. Er unterschätze die volkswirthschastliche und volks bildnerische Bedeutung des Petroleums keineswegs. Auch auf seinen Gütern seien die arme» Leute vom Kirnspan »um Petroleum übergeaangen. Aber diese haben selbst gesagt, daß sie das Jahr höchstens 10 Pfund verbrennen; das macht bei 15 Sar. Steuer für den Centner höchstens 12—18 Ps. Preisvertheuerung; damit sind die Einwände nach dieser Ruh- tuna entkräftet. Man vergegenwärtige sich nun die Einnahme ausfälle, die unvermeidlich seien; unräthlich sei es, erst deren Grüße abzuwarten. (Hört, hört! rechts.) Erhöhungen der Matricularbeiträge für die Staaten des Norddeutschen Bundes und erhöhte directe Steuern für die süddeutschen Staaten seien bei Ablehnung der Petroleumsteuer ganz unausbleiblich. Wie könne man dre Etats dieser sämmtlichen Staaten ignoriren, da sie uns doch bekannt sind? Bei unsrer Finanzlage begehen wir keine Sünde, die Petroleumsteuer einzusühren. (Beifall rechts.) Wer es mit dem Zollparlament und der Entwickelung der nationalen Sache gut meint, müsse die Steuer bewilligen; es ist nicht richtig, zwar sich zu freuen über Tarisermäßiaungen und andererseits doch die Möglichkeit, weitere Tarifreformeu vorzunehmen, abzuschneideu. Abg. Oehmichen (Sachsen): Wenig Neues bleibt mir gegen die Petroleumsteuer zu sagen übrig. Da aber das Ber- hältniß der Steuer zu den Matricularbeittägen der Eiozel- staaten hier zur Sprache gekommen, so mich ich dasselbe von dem Standpunkte aus beleuchten, welchen Einfluß die Steuer für mein engeres Vaterland Sachsen und dessen Matricular- betträqe haben wird. Sachsen ist zwar nur ein kleiner Theil des Norddeutschen Bundes, aber gewiß kein zu verachtendes Glied desselben, man darf nichts thun, was dem Gedeihen diese» wichtigen Gliedes schädlich wäre. Die Petroleumsteuer wäre aber für Sachsen volkswirthschastlich gerade äußerst nachtheilig. Sachsen ist das industriereichste Land des Norddeutschen Ban dts, der Verbrauch Sachsens an Petroleum ist stärker al» irgendwo. Unsre Industrie wird nämlich nicht ausschließlich in sogenannten geschloffenen Etablissements getrieben, fast »och ausgedehnter ist die sogenannte Hausindustrie, die Weberei, di« Strumpfwaarenfabrikation, die Weißwaareu , die Spitzeufabri- kation u. s. w. Diese einzelnen Hausindustrielleu, mehr als 100,000 Familien, bedienen sich zur Beleuchtung lediglich de» Petroleums. Sie consnmiren ein bei Weitem größeres Qaan- sum, als die ackerbautreibenden Kreise, von denen Abg. v. Pa tow sprach. Diese landwirthschaftlichen Kreise, für welche das selbe noch außerdem gilt, lasse ich vielmehr in Sachse» jetzt ganz außer Bettacht. Auf diese Weise würde die Petroleum steuer aus Sachse» verhältnißmäßig viel mehr Geld herau»- nehme», als aus andern Ländern. Nach den Angaben, die wir über das norddeutsche Bundesbudget haben, werden auf Sachsen 24,000 Tblr. au Matricularbeittägen fallen, die Pt- ttoleumfteuer würde unserm Landr mindesten» 80,000 Thlr. entziehen, den» es Wirtz i» Sachse» mindesten» der S. Theil alle« enigefützeS« Pettoienms allem verbraucht. Ich frage mich nun: ist eS gerechtfertigter, diefe 80,000 Thlr. auf indirekte Weise ans den Händen namentlich der Gewerbtreibeuden zu nehme», oder 34,000 Thlr. durch directe Steuer» aufzubringen? (Sehr gut! links.) Das letztere ziehe ich vor, namentlich des- halb, weil wir in Sachsen ein vollständiges Bndgetrecht habe». Bei uns kommt es nicht wie in Preußen darauf an, wie hoch von früher her die directen Steuern uormirt sind, sondern es wird bei uns an directen Steuern jedesmals blos so viel be willigt, wie viel für die Staatsbedürfnisse gebraucht wird. 34,000 Thlr. werden das sächsische Budget nicht alleriren, sie sind gar nicht zu vergleichen mit 80,000 Thlr., die man an in- directen Steuern den arbeitenden Klaffen auferlegt. (Sehr wahr! links.) Die Petroleumsteuer ist eine finanzielle und Volks- wirthschaftliche Schädigung meines engern Bakrlandes, und ich wüßte später als Mitglied der Finanzdepatatiou der Zwei ten sächsischen Kammer nicht, wie ich diese Bewilligung verthei- digen sollte. Ich habe übrigens noch nie eine Steuer oder Etwas bewilligt, wovon ich die Verwendung nicht kannte; ich vermag mich auch hier nicht über die Scrupel hinwegzusetzen, da ich die Verwendung des Geldes nicht kenne, und ich werde auch jetzt nicht etwas blind bewilligen, was ich nie acthan hab«. Als Landwirth endlich muß ich mich schon deshalb gegen die Petroleumsteuer aussprechen, weil ich und die Landwirthschaft bei uns sonst in den Verdacht kommen könnten, einen Schutz zoll für das von uns erbaute Rüböl anzustreben, um so die Grundsteuer zu erleichtern (Beifall.) Aus allen diesen Gründen stimme ich gegen die Petroleumsteuer. (Lebhafter Beifall links ) Abg. Günther (Sachsen): Aas der Meinungsverschieden heit über die Zweckmäßigkeit einer Petroleumsteuer, in die ich mit meinem sonstigen Gesinnungsgenossen Oehmichen gerathen, bitte ich, nicht zu folgern, als ob in Sachsen eine große Ge neigtheit bestände, neue Steuern zu übernehmen Seien Sie versichert, daß in keinem Staate wie in Sachsen eine größere Uebereinstimmung in der Abneigung besteht, neue Steuern ohne die geringste Veranlassung zu übernehmen. (Heiterkeit.) Wenn in neuerer Zeit vielfach anerkannt worden ist, daß in Sachsen nicht nur die Regierung, sondern auch die Bevökerung sich dun- deslrcu bewiesen und nur noch einzelne äußere Zeichen war mer Sympathie vermißt werden, so werden letztere um so eher sen) vor, die Schmetterlinge und Motten, deren erstere in ihrer Methamorphose als Raupen in unsern Wal dungen und Obstgärten, letztere in unsern Kleidern so verwüstend zu wirken verstehen, die Zweiflügler, unter denen viele Mücken und Fliegcnarten gar übel berüch tigt find u. s. w. Die Bearbeitung des ganzen sechs ten Bandes (wirbellose Thiere) hat vr. E. L. Taschen berg übernommen. Eine Unzahl trefflich ausgeführter, die Thiere in ihrem Benehmen und Treiben uns getreu und charakteristisch vorführender Bilder stellt die hier angezrigten zwei Bande den früher» dieses Prachtwerks ganz ebenbürtig zur Seite. s- Am 17. und 18. Mai wurde in Berlin der dritte deutsche Journalistentag abgehalten. Es hatten sich die Vertreter von 35 meist preußischen Zei tungen dazu eingefundtn. Zum Vorsitzenden ward Pro fessor Biedermann (Deutsch. Alla. Ztg) erwählt, zu seinen Stellvertretern Director Lehmann (Magaz. f. Literat, d. Ausl.) und der Vertreter des „Wanderer", vr. Graß. Als Schriftführer fungirten vr. Steinitz (VolkHta.) und vr. Petez (Schlrs. Ztg.). In der ersten Sitzung wurde nach längerer Debatte folgender Anttag angenommen: „Der Journalistentag wolle be schließen, eine Instruction, betreffend die telearaphischen Depeschen, den Telegraphenbüreaur zu überweisen, worin auf Grundlage deS vorgetraaenen Schreibens der „ Deutsch Allg. Ztg." und de» „Sch». Mercur»" Normen fest- aestellt »erden, nach denen die Büreaux den Zeitungen fortan zu telegraphtren haben. Vorzugsweise sollen die parlamcntarischcn Verhandlungen des Auslandes nur in den seltensten Fällen und in der gedrängtesten Kürze trlegraphtrt werden." Dazu gehörte noch rin Unter antrag von vr. Brockhaus, der die nähern Ausfüb rungen betrifft. In der zweiten Sitzung wurden die vielfachen Mißbräuche im Jnseratenwesen beleuchtet, wobei ein bekannter Vorgang der neuesten Zeit (in der Sloman'schcn Sache) zur Sprache kam. Man kam schließlich, mit Bezug auf diesen Vorgang, überein: alle bekannt werdenden Fälle zu publiclren, in denen einer Zeitung Inserate entzogen werden, um dadurch einen Druck auf dieselbe auszuübrn. Eine längere De batte veranlaßte sodann der vom vr. E. Brockhaus ge stellte, von einer namhaften Anzahl anderer Zeitungen (besonders Berliner) unterstützte Anttag wegen Er wirkung eines zwei- resp. einmonatlichen Zeitungs abonnements neben dem vierteljährlichen bei den Post- anstalten. Es ward mitgrtheilt, daß in Frankfurt a. M. und Kassel (also im Bereiche der Norddeutschen Post) dir Tagespreise bereits diese Vergünstigung genieße, während in Sachsen, wo sie solche besessen, so lange die Post sächsisch war, dieselbe ihr jetzt entzogen ist. Der Anttag wurde angenommen. Noch wurden ver schiedene Petitionen behufs Abschaffung der Kautionen und Stempelsteuer, Verweisung der Preßpeoceffe vor Schwurgerichte beantragt, ebenso einige andere, die allgemeine Lage der Preßarwrrbe angehende Anträge gestellt. Man beschloß auf Grund der Discussion über' diese Dinge eine Denkschrift auszuarbeiten, um dieselbe den zuständigen Behörden zu unterbreiten. Bei der Wahl de» Vororts wird sodann Berlin zum Sitz be ständigen Au-schuffeS gewählt und die Redaktionen fol gender Zeitungen mit Führung der Geschäfte beauftragt: „National-Zeitung", „Bossische Zeitung", „Volkszei tung", „Zuninst", „BreSlauer Zeitung , die sich durch vier andere, die Redaktionen der „Frankfurter Ztg. , der „Deutschen Allgemeinen Zeitnng", de» „Schwäbi schen Mercur", deS „Wanderer^ (Men) ergänzen sollen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite