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Dresdner Journal : 09.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186809099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-09
- Tag1868-09-09
- Monat1868-09
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- Dresdner Journal : 09.09.1868
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W2OS. Mittwoch, de» 9. September. 1868. IldomremtM-prelft: I» »orSt- >»»»*: -»kklieL- ^Mkrlivk: t „ lb „ »lou«t!lel>:— „ Id » t»kr»a»a» tritt IdkrNck < 8i<-n>o»I<vVü>ir, »UL-v-:--w uü- orUU. 8o»6«» ?o»r uoä 8tvo>t»«lrosedl»xiüo»». Nastratenprttst: kür ä«o ,ia«r ^«»pattev-n 2«ll«: 1 Vater „Lm^eienat" Ui« 2«N«: 8 Liqs. Erscheine»: 'rL^lled. wir Xo,„«kw« äer Sova- «uU Velettess«, Xi>«uU» Mr Uso tslxvoU«» r»x, DresdnerAonmal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Unserntenaiinalnnt evswlrt«: t ». u«^»o»r<iis>,», l.v2,u»r,rloaUe Us» 1)rv»>I», r Uouro«!», «t>snU«,.! tt. ?-<;»»; N»mdur^-«erU»- Vi»»-l^jx«ix-L»»«I-»r»i>Ltsrt ». H : U»»»e»«„r» Vvsi.,1,, I-rU». O»oelv»'»ek« Uoctik., Usr»»«v»»V, knr,»o, kvoori»» Lio»»»; Lrs»»»»; L. Kcerore», Lr«»l»i»:l.. 8rL»o»»'» Xnooaceudur««u, U-»»«, Ittit L t'»«v«o; «r»»KNnr «.«.: Uxin».»'«et>« Nxetili.; LSI»; Xv. LLo»»»». k»ri»: U»v»i, V»»»!»», Nvi.i.1»« L6»., (S, ki»c« U« l» üour»«); kre»; I?». Laul.»«.»'» 8uet»I>.i Visa: X^. Oi>r»l.r». qrraurgeder: N8r>igl. VipvUitiou U«, Nr«»Uv<>r ^oun»»I», > vrs«U«o, Li»ri«u»tr»»»» Lio. 7. .'»r» iq Ämtlicher Theil. Dretde«, 8. September. Se. Majestät der König von Preußen sind gestern Abend 7 Uhr von Berlin hier eingetroffen und im Königlichen Residenzschlosst abgetreten. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tageegeschichte. Dresden: Ankunft des Königs von Preußen. Manöver. — Berlin: Parade. Hof nachrichten. Handelstag. Steuerangelegenheit. — Posen: Polnisches Vereinswesen. — Nordhausen: Bürgermeister eingeführt. — Stade: Küstenbefesti gungen. — Wiesbaden: Verurtheilung.— Kiel: Reglerungsangelegenheit.— Altona: Senatorwahl bestätigt. — München: Erkrankung des Herzogs v. Nemours. Personalverändcrungen. — Nürn berg: Vom deutschen Arbeitcrvereinstage. — Wien: Die Situation. — Pari-: Der Kaiser nicht nach Havre. Journal verkauft. — Brüssel: Befinden des Kronprinzen. Vom internationalen Arbeitercongreß. — Florenz: Garantiedepositum. — Madrid: Ver mischte-. — London: Tagesbericht. Friedcnsredc des amerikanischen Gesandten. — Nx^.^ork: Ei senbahnüberfall in Neu-Mexico. Dresdner Nachrichten. Pravinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Annaberg. Frohburg.) Ernennung»*, versehaagen »r. im Sflevtl. Dienste, «tatisiik und »olkawirthschaft. Feuilleton. lage'kalender. Zrseratr. SSrstnuach» richten. Telegraphische Nachrichten München, Montag, 7. September, Abend». (W. T B.) Die Saisirin van Oesterreich ist aus der Krise von Garatrhausen nach Wien hier durchpasfirt. Nürnberg, Montag, 7. September, Abend». (W. T. B.) Lie heutige Schlußsitzung de» fünften deut- scheu Arbritervereinktage» verlies ruhig und dem Pr>- grawm gemäß. Lie Mitglieder der Minorität, welche gegen die gestrigen Beschlüsse protestirt hatten (vergl. unter „Tagcsgeschichte"), erklärten ihren Austritt au» dem Verbände, und die Versammlung ging über den Pratrst zur Tagelordnung über. Zum neuen Vor- arte wurde Leipzig und zum Präsidenten Bebel (aus Leipzig) gewählt. Wien, Morita.?, 7. S ptembrr. (Tel.d.Voh.) Ler Kaiser und die Kaiserin wrracn aus ihrer galizischen Krise vom Minister Grasen Potozli begleitet wirden; in Krakau werden Ihre Majestäten vom Landwarschall und dem grsammten Landtag erwartet werdcn und im Palaste de» Glase» Adam Potozki wohnen. Rach der Bukowina wird rin Ai,»flug gemacht, in Radautz wer de* Jagden stattsindrn. Heute lrfolgte iu Linz die Verkündigung de» Nr- theil» i» dem Proteste tu» Oberstleutnant» Bartel». Da» Krieg»gericht hat de« Angeklagten vom Verbrechen der M»jestL«»btlkidigu*g und der Beleidigung von Mitglied ru de» kaiserlichen Haust» lasgtsprochen, und der »drrste Militärgerichtthof hat dar Urtheil bestätigt. Der Wandrrptkdger Markwort wurde in Staiuz (Steiermark) vom ausgehetzten Pöbel angegriffen unv mußte flächten. Die Zusammenrotlu g endete blutig. Prsth, Montag, 7. Septembrr. (Tcl. der Boh.) Lie bei dem Fürsten Karogeargiewitsch koafistirttn Laeumente sowie deste« eigene Autsagea sollen die Schuld de« Exsürstt» nahezu außer allen Zweifel ge ¬ stellt haben.. Die Untersuchung ist berudtt, die Echluß- verhavdluog wird nächster Tage stattflndr«. Da» städtische Strafgericht hat die Sequestration der ««- gaiischen Güter de» Fürsten KorageorFtwitsch be- schioff » und den Advokaten Virny, zum Sequester bestellt. Pari», Montag, 7. Skptewber, Abend». (W.T. D.) Der „Etrndard" schreibt: Margai» de Moustire und Lord Stanley haben bei ihrer neulichen Znsam- meukuvft die friedlichsten V.rficherungr« über olle sihwrbraden Fragen ouogetauscht. Die Nachricht, die Curie habe an die frauzofljche Regierung neu-rding» eine Note über die Vag« Ita lien» gerichtet, entbehrt demselben Blatte zufolge der Begründung. (Auch der heutige „Constitutionnel" de- mcntirt diese Meldung und fügt hinzu, die kaiserliche Regierung beabsichtige keineswegs, die Truppen aus dem päpstlichen Gebiete zurückzubcrufcu.) Die ,,Franre" sagt anläßlich der Notiz der „Kreuz- zeitung", wonach der Kaiser jede irgendwie plovoer- rende Sprache der RegikruagSprrffc gemißdilligt habe, sie habe allen Grund, diese Informativ« für zutreffend zu halten. Dasselbe Blatt will wissen, da» die bulgarischen Eomit^S große Thätigkeit entfalten. Stromaufwärt» von Giurqewa sollen sich Bande« zerstreut aushalte», mit d.r Absicht, einrn neuen Handstreich aurzusühre». Tagesgeschichte. Trr»den, 8. September. Se. Majestät der König von Preußen sind in Begleitung Sr. künigl. Hoheit dcs Prinzen Albrecht von Preußen gestern Abend 7 Uhr mittelst Ertrazugs von Berlin hier cingetrof- scn. Allerhöchstdicselbcn wurden von Sr. Majestät dem König und Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, Sr. königl. Hoheit dem Erbgroßherzogc von Mecklenburg-Schwerin und Sr. Hoheit dem Prinzen Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin im Bahn- Hose empfangen, woselbst auch Sc. Excellenz der KricgS- minister Generalleutnant v. Fabrice, der Kommandant der Residenz Generalleutnant Frhr. v. Hausen Exc., der Coinmandant der Festung Königstein General major v. Nohrscheidt, die Generalität und die Offizirr corps anwesend waren. (Jeder officielle Empfang war abgclehnt worden.) Der Armcccorpscommandant Kron prinz Albert königl. Hoheit war in Begleitung sei- ucs Adjutanten Rittmeisters Grafen v. Vitzthum, dcs Ge- ncralnabschefs Oberstleutnants v. Carlowitz, und der zur Dienstleistung bei dcs Königs von Preußen Majetlät commandirtcn Offiziere dem Bundesfcldhcrrn bis Rö- derau entgcgcngcfahrcn, bis wohin auch der königl. preußische Gesandte am hiesigen königl. Hofe, Herr v. Eichmann Exc., seinem Souverän entgcgengereist war. Nm hiesigen Bahnhose hatte sich bei Ankunft dcs Ex- trazugcs ein überaus zahlreiches Publicum versammelt, ans dessen Mitte beim Erscheinen der beiden Maje stäten vor der Bahnhofshalle mehrfache Hochrufe er tönten. König Wilhelm trug den. sächsischen Hausvrden der Nautenkrenc, König Johann den preußischen schwar zen Adlcrorden. Ihre Majestäten fuhren in einem offenen zweispännigcn Wagen, von der in den Straßen harrenden Menschenmenge öfters mit Hochrufen be grüßt, nach dem königl. Ncsidenzschlosse, woselbst Se. Majestät der König von Preußen die in der zweiten Etage bereit gehaltenen, von Allcrhöchstdemsclbcn schon früher bewohnten Gemächer bezogen haben. Von '49 Uhr an concertirten im Schloßhofe bei Fackelbeleuch tung abwechselnd die Musikchöre des Leibgrcnadierrcgi- mcnts Nr. 100 und dcs zweiten Grenadierregimcnts Nr. 101, welche zum Schluß vereint den Zapfenstreich ausführten. Den gestrigen Abend hat der durchlauch tigste Gast sodann-im Kreise unsrer künigl. Familie verbracht. Im Gefolge Sr. Majestät dcs Königs von Preußen befinden sich der Gencraladjutant General major v. Treskow, die Flüzeladjutanten Oberstleutnant Graf Lchndorff und Rittmeister v. Alten, der Leibarzt Geh. Rath vr. v. Lauer und der geh. Hofrath Borck. Heute Vormittag fand vor Sr. Majestät dem König vou Preußen als Bundesfcldherrn eine Parade der königlich sächsischen l. Division Nr. 23 unter dem Kom mando des Divisionärs Generalleutnants Punzen Georg von Sachsen königliche Hoheit auf dem Cavaleriecxercir- platze statt. Die Truppen waren in vier Trcffen in folgender Weise ausgestellt: l. Treffen (Generalmajor v. Kraushaar): crstcS (Leib ) Grenadicrregimcnt Nr. 100 (Oberst Garten); zweites Grcnadierregiment Nr. 101 (Oberst v.Montbe) und Schützenfüsilierregiment Nr. 108 (Oberst v. Schulz) zweites Bataillon. II. Treffen (Generalmajor Nehrhcff v. Holderbcrg): drittes Infan terieregiment Nr. 102 (Oberst v. Sandersleben); vier tes Infanterieregiment Nr. 103 (Major Dietrich) und drittes Bataillon dcs Schützensüsilicrregimcnts Nr. 108. Ul. Treffen (Generalmajor Graf zur Lippe): Garde- reiterregimcnt (Oberst Krug v. Nidda): erstes Neitcr- regimcnt (Oberst v. Beulwib) und erstes Ulanrnregi- mcnt Nr. 17 (Oberstleutnant v. Miltitz). IV. Tref fen (Oberstleutnant v. Watzdorf): erste Fußartillcric- abtheilung, dritte Fußartillcrieabthrilung, erste reitende Batterie und Train. — Kurz nach 9 Uhr trafen der Bundesfeldherr und Se. Majestät der König, begleitet von Ihren königlichen Hoheiten dem Prinzen Albrecht von Preußen und dem Erbprinzen von Mecklenburg- Schwerin, Sr. Hoheit dem Prinzen Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin und dem Kricgsminister General leutnant v. Fabrice Excellenz, gefolgt von einer glänzen den Suite, auf dem Paradeplatze ein. Nachdem auf dem rechten Flügel des ersten Treffens der Armee- corpscommandant Kronprinz Albert königliche Hoheit dem Bundesfcldhcrrn die bezügliche Meldung gemacht, ritten Allcrhochstdersclbe unter dem Spiele der Musik im Schritt die Fronten der vier Treffen ab, während Ihre Majestät die Königin und Ihre königlichen Ho heiten die Frau Kronprinzessin und die Frau Prinzes sin Georg, sowie auch die Gemahlin Sr. königlichen Hoheit dcs Prinzen Albrecht von Preußen, Frau Gräfin v Hohenau, zu Wagen folgten, worauf das Dcsiliren der Truppen begann. Dasselbe erfolgte in offenen Colonncn, wobei Se. Majestät der König Johann sich an die Spitze dcs Allcrhöchstikren Namen tragenden Leibgrcnadierregiments stellten und dasselbe Sr. Majestät dem König Wilhelm verführten; in gleicher Weise wur den durch Se. königliche Hoheit dem Kronprinzen dessen beide Regimenter (Infanterieregiment Nr. 102 und erstes Reiterregiments dem Bundesfeldhenn vorgeführt. Nach der Parade vor dem Bundesfcldhcrrn fand ein Manöver dcr 1. Division Nr. 23 mit supponirtcm Aiud« statt, für welches nachstehende Gen>-ralidce vor lag: Eine im Vorrücken von Radeberg gegen Dresden begriffene Division hat mit ihren Vortruppcn die öst lichen Höhen „Am H.ller" erreicht und ist im Tcbou- chircn auf denselben begriffen. Die Division Nr. 23, welche eine» Theil dcr Besatzung von Dresden bildet, ist zur Abwehr eines eventuellen Angriffs nach dem Cavalcricexercirplatze befehligt worden und erhält dort dcn Auftrag, die feindliche Division mit Nachdruck an- zngreifcu und zum Rückzug zu uöthigcn. OrUre äs dstaille. Divisions - Commandeur Generalleutnant Prinz Georg k. Hvhcit, Commandeur dcr Artillerie Oberstleutnant v. Watzdorf, Generalstabsoffizier Major v. Holleben. Avantgarde (Generalmajor Nehrboff v. Holderbcrg): drittcs Jnfantericregimcnt Nr. 102, drittes Bataillon dcs Schützcnrcgimcnts Nr. 108, Gardc- reitcrrcgiment und eine vierpfündige gezogene Batterie dcr crslen Fußabtheilung, in Summa 4 Bataillone, 5 Schwadronen und 4 Geschütze. Gros (General major v. Craushaar): erstes Leibgrenadicrrcgimcnt Nr. 100, zweites Grenadsirrcgimcnt Nr. 101 und zwei scchspfündigc gezogene Batterien der ersten Fußabtheilung, in Summa 6 Bataillone und 8 Geschütze. Reserve (Oberst v. Schulz): vicrtcs Jnfantcricrcgimcnt Nr. 103, zweites Bataillon dcs Schützcnrcgimcnts Nr. 108, dritte Fußabtheilung zu drei Baticrien, in Summa 4 Bataillone und 12 Geschütze. Unter unmittelba rem Befehl deS Divisionärs: Nescrvccavaleric- brigade Nr. 23 (Generalmajor Graf zur Lippe): erstes Feuilleton. Pariser Briese. Paris, 5. Sevtember I8V8. Wie Menschen, so giebt es auch Dinge, die sich eine lange — um nicht zu sagen ewige — Jugend be wahren; obgleich sie tausendmal erzählt und beschrieben, kritistrt und commentirt worden sind, bietcn sie doch dem Beobachter immer neue Gesichtspunkte, dcr Gegen stand scheint unerschöpflich. Zu dielen nie veraltenden Dingen gehört unstreitig die französische Revolu tion; alle Erinnerungen, die jenes blutig düstre Er- eigniß arabeskenartig, phantastisch umziehen und um schweben — wie Epheurankcn einen Grabstein —, ha ben für uns einen gewissen, wenn auch unheimlichen und Grauen erregenden Zauber, dem sich jedoch nicht leicht widerstehen läßt; Zorn, Schauder, Entsetzen, Thetlnabme, Mitleidcn, — kurz, da- ganze Register unsrer Gefühle und Empfindungen geräth unwillkürlich in wallende Aufregung. Zu diesen Bemerkungen bin ich veranlaßt durch den Besuch einer BilderauSstcllung, die kürzlich hier eröffnet worden ist und die ich soeben verlassen habe, so daß ich mich noch unter dem ganz frischen und unmtttelbarrn Eindruck deS antheilvoll Gesehenen befinde. Diese originelle und interessante Ausstellung enthält nämlich nur Porträts — „Isa ssraaä«, ügure» ä« le rsrolmio»", so lautet der fran zösische Titel, — also lauter Porträt-hervorragender Persönlichkeiten au- jener blutigen Zett. Der erste Eindruck, wenn man die Schwelle überschritten hat, ist demjenigen, den man sich erwartete, gerade entgegen gesetzt, man steht vor einer Galerie schöngeputzter Frauen und hübscher junger Männer, die beinahe sämmtlich dem sogenannten tiee»-swt angrhören, der gebildet und elegant, vor der Revolution ein heiteres, behäbige», sorgenloses Leben führte; man sieht, daß diese guten, scheinbar harmlosen Leute sich sämmtlich in Staat ge worfen haben, um ihre Porträts malen zu lassen; un ter allen diesen Köpfen ist auch nicht ein einziger — Mirabean ausgenommen —, dem man nachblicken würde, wenn man ihn zufällig auf dcr Straße begeg nen. Robespierre hat ein feines, kaltes Profil; Saint- Just ein schönes Jünglingsgcstcht; Couthon sieht aus wie ein Marquis; Fabre d'Eglantine hat Augen, die ihm um den ganzen Kopf hcrumgchen; Barbaroux hat wirklich den Anttnouskopf, den uns Madame Roland so ausführlich in ihren Memoiren beschreibt; Tallien, durchaus unmännlich, sieht aus wie eine hübsche, junge Frau. Drei Bilder fallen auf: Marat, kurz vor scincm Tode von Boze gemalt, ein abschreckendes, widerwär tiges Gesicht, hyänenartig lauernd; Rouger de 1'Jsle, ein Gesicht, wie aus Holz geschnitten, und Foucher, 1814 von David gemalt. Vor diesem letzter» Porträt bleibt man unwillkürlich stehen: man sieht einen Mann in der geschmacklosen bürgerlichen Kleidung, die zu je ner Zeit Mode war, der steife Rockkragen reicht dis an die Ohren hinan, das Kinn ist in dcn Falten deS gewaltigen Halstuches vergraben, die spärlichen H,are sind sorgfältig über der Stirn zusammengrkämmt, der Uppenlose Mund schreckt ab, aber der starre Blick, der aus den grrithetrn Augenlidern hervorblitzt, fesselt, man bleibt erschrocken stehen und hätte beinahe Lust sich zu bekreuzigen, — dieser Blick verräth die schwarze Berrätherseele des Mannes, der den Namen Foucher berüchtigt gemacht hat. Im Uebrigen aber eniwrechen die Porträt» jener berühmten RevolutionSgcstalten den Erwartungen nicht, die sich unsre Phantasie von ihnen gemacht. Die» darf unS keinr-weg- Wunder nehmen. Marte Antoinette führte in Trianon rin idyllische» Sckä ferleben, der Graf von Provence, al» Schäfer geüei- dct, blies die Flöte, Robespierrc dichtete kleine Verse, Fabre d'Eglantine schrieb Ccmödien, Danton schwärmte für ländliche Zurückgezogenheit, — da, mit einem Male schien die Erde in ihren Grundvesten erschüttert zu werden, die Revolution brach aus und riß in ihrem gewaltigen Strudel alle diese Menschen mit sich fort, die zum größer» Theil wohl selbst kaum wußten, wie ihnen geschah, und nun in diesem großen Wclldrama als handelnde Personen austratcn. Marie Antoinette in ihrem Schäfrrcostüm zu Trianon crschcint uns als eine sehr hübsche, rlegante Frau, — sehen wir aber die unglücklich: Königin als Gefangene im Tempel wieder, in dem schwarzen, abgebrauchten Merinokleide mit dcm dürftigen, weißen Haletuche, das auf dcr Brust zusammengrkreuzt ist, so ergreift uns ihre rührende Schönheit aufs Tiefste und entlockt uns unwillkürliche Mitleidsthränen. . Die Ausstellung enthält auch zwei Porträt- des armen, kleinen Ludwig XVll. Das eine zeigt uns daS Kind auf purpurncm Kissen, umgeben von königlicher Pracht, das andere stellt den armen Knaben krank, elend, gefangen dar, — das ganze trau rige Geschick de- Sohnes Ludwig'- XVI. und Marte An- tolnetten'S entrollt sich in diesen beiden Bildern; das arme Königskind ist nur zehn Jahre alt gcwordrn, hat aber genug gelebt, um da- ganze Glück und da- ganze Elend dieser Erde kennen zu lernen. Auch rin Por- trät de- König- von Rom befindet sich in der Samm lung, dcr Maler hat aber offenbar zu sehr der Eigen- liebe de» Vater» schmeicheln wollen, denn er hat dem Kinde die scharf ausgeprägten Züge einer Eäsarenmc- daille verliehen; da» Bild ist recht schön gemalt, ähn lich aber ist e» jedenfalls nicht. Die ganze interessante Ausstellung umfaßt zwei und siebzig Porträt», die in Oel oder Pastell gemalt sind; die Mehrzahl dieser Bil der besitzt an sich keinen bedeutenden künstlerischen Werth; die ganze Sammlung hat aber das unbestreit bare und seltene Verdienst, uns durch die Vereinigung all' dieser hervorragenden Gestalten und Persönlichkei ten eine der interessantesten Epochen der modernen Ge schichte lebhaft zu versinnlichen. Da ich mich einmal auf dcm Gebiete dcr Kunst be finde, möchte ich dieses Tcrrain nicht verlassen, ohne rincs interessanten Kunstgrgcnstandcs zu gedenken, dessen vorzeitiges Anschaucn ich einem glücklichen Zu fall zu verdanken hatte: das Modell zu dcr kolossalen Gruppe, welche den Fronton des hiesigen neuen Operngebäudes schmücken wird; drei Riesengestal ten bilden diese Gruppe, die in einer Höhe von ncun- Vg Metern gesehen werden soll: im Mittelpunkte steht PhöbuS-Apollo, mit erhobenen Armen schwingt er über seinem Haupte die begeisternde Lyra, die Tanzkunst und die Musik, pcrsonificirt durch zwei allegorische Frauengestalten sitzen zu den Füßen des junacn GotteS. Diese Gruppe ist rvahrhaft majestätisch, künstlerisch frei und groß gehalten, harmonisch in den Linien, prächtig im Ensemble; wenn sic sich im Erzgusse auf den Höhen der Oper erheben und frei in den Lüften gegen den blauen Himmel abspicgeln wird, — dann wird sie den großartigen Eindruck, den sie hervorbringrn soll, gewiß nicht verfehlen. Der Bildhauer Aiow Millet, ein be kannter, hier sehr geschätzter Künstler, hat zwei volle Jahre an diesem schönen Werke gearbeitet. Vom Opernhause zur Oper und von Apoll dem schönen Gott zu einem seiner gefeiertsten Jünger ist der Uebergang leicht gefunden, und ich kann wohl ohne weitere Lransitivn mutheilen, daß Roger, der ja tu Deutschland auch sehr bekannte Sänger, hierher nach Pari» zurückgekehrt ist, — um Schauspieler zu werd««. Die» Ereignis macht hier Aufsehen; man muß den Parisern den Ruhm lasse«, daß sie sich für ihre auer- Nciterrcgiment Kronprinz, erstcS Nlancnrcgiment Nr. 17 und eine gezogene virrpfündiae reitende Batterie, in Summa 10 Schwadrcncn und 4 Geschütze. Nachdem die Division in Ausführung tiescr Gcncralidee Auf stellung in cvnccntrirter Stcllung genommen hatte, er folgte dcr Vormarsch ihrer Ärantgardc gcgrn den Feind, wclcher die östliche Höhe dcS Hellerplatzcs be setzt und in den Gehölzen gegen dcK kavaleriecxercir- platz patrouillirte. Tas Gros folgte als zweite Staffel, dahinter die Reserve, während die Cavalericbrigade nach links abmarschirte gegen das südliche Heller- dcbouche. Bald erfolgte die Besitzung der östlichen Höhen dcs Hellers durch die Avantgarde. Rückzug dcr Vortruppcn dcs Feindes übcr den Heller platz unter dem Schutze seiner Cavalcrie. Debouchircn und Auf marsch der Cavalericbrigade Nr. 23. Cavalericgcfccht. Gros und Reserve debouchircn. Aufmarsch. Das feind liche Gros hat sich entwickelt. Angriff dcr Jnfauterie- brigadc des Gros. Rückzug. Das feindliche GroS geht gegen die östlichen Höhen vor. Avantgarde und Reserve greifen dcn Fcind in beiden Flanken an und werfen ihn. Verfolgung durch das Cavalericregiment dcr Avantgarde. Die kavalcricbrigadc folgt als Re serve. Der Fcind zieht durch das Hellcrdefitöe ab. Das Gefecht wird abgebrochen. — Gegen 12 Uhr war das militärische Schauspiel, welches eine überaus große Menschenmenge angczogcn hatte, zu Ende, worauf sämmttichc Abteilungen auf das C.unmando Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg vor dem Abreiten Ihrer Majestäten die Ehrencrweisung vollzogen. Mittags '^1 Uhr kehrten Ihre königlichen Majestä ten in das königliche Schloß zurück. Bald darauf begaben Se. Majestät der König ron Preußen Sich zu einem Besuche Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht vcn Preußen nach dessen Schloß Albrechtsberg und haben daselbst das Dejeuner eingenommen. Nach dcr Rückkehr von dort findet Nachmittag 4 Uhr in dcn Paradcsälen Les königlichen Schlosses Galatafel von circa 200 Gcdcckcn statt, welchem dcs Königs von Prcußcn Majestät, unsre beiden königlichen Ma jestäten und die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, Ihre königlichen Hoheiten Prinz Albrecht von Preußen und der Erbgroßberzog von Mecklenburg-Schwerin, Se. Hoheit dcr Prinz Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin und Se. Durch laucht Prinz Reuß Heinrich XV. bciwohnrn, und an dcr ouch dcr hiesige königl. preußische Gesandte und das Gefolge Sr. Majestät des Königs von Preuße«, die bicr anwesenden StaatSministcr, dcr Commandant dcr Rcsidenz und dcr Commandant der Festung König stein, die CAncralität, die Stabsoffiziere rc. Theil neh men.— Nach dcr Tafel werden Le. Majestät der König von Preußen mit unsrer königli.en Familie der Vor stellung im Hoftheater beiwohnen. vcrlin, 7. September. Box Sr. Majestät dem Könige fand heute, Vormittag 10 Uhr, auf dem Jn- fantcriccxercirplatz, neben der nach Tempelhof führen den Chaussee die diesjährige große Parade statt, über welche wir dcm „Lt.-Änz." das Nachstehende ent- nchmcn. Außer dcir Truppcnthcilen der hiesigen Gar nison waren auch die der Garnisonen Potsdam, Span dau, Charlottenburg und Nauen zu dcrsclbcn hcrange- zogen. Die gcsammtc Paradcaufstellung, unter Befehl dcs commandirendcn Generals dcs Gardccorps, Ge nerals dcr Cavalcrie Prinzen August jvon Württem berg, war in zwei Treffen gethcilt. Beim Erscheinen Sr. Majestät dcs Königs, das gleich nach 10 Uhr erfolgte, wurden auf Befehl des Commandirenden der gejammten Paradcaufstellung die Honneurs im Gan zen, und später beim AbreU. n der einzelnen Truppen theile dieselben brigadcwcise wiederholt, sobald Se. Majestät sich den resp. Trnppenthcilcn näherte. So bald Se. Majcstät der König eine Brigade passirt hatte, begann die Formation zum Vorbeimarsch. Derselbe wurde zwei Mal ausgcführt und zwar bei der Infanterie zuerst in Compagnicfront und dann in Rcgimcntscvlonnc, bei der Cavalcrie zuerst in Schwadronen im Schritt, und dann iu Schwadronen
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