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Dresdner Journal : 19.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-05
- Tag1869-05-19
- Monat1869-05
- Jahr1869
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1869
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O 112 Mittwoch, den 19. Mai. 1869. AdEtmral,preise: I» loräL >»»3«: IlürUok: 6 ?KIe. — kixr ^^krllek: 1 „ IS „ Itov«tUok:— „ IS „ Li»r«lo«>Kawu><-ro: l „ tritt jlkeliek 2 'sklr. 8t»o>i>«Ix«bükr, »u»»«rk»U> a«» Korckä. Luock«» ko»t iiuck 8 t« n> p« lmecd l»x tliora. Inseratenpreise: kür ä«a k»um sio«r x«»p»lteneo Leit«: I Xxr vot«r „Lioxe»«aät" ill« 2«il«: 3 K^r. Erscheinet!: Vlllled, wit Xu»o«kw« ck«r Koon voä k«i»r»«T», ^i>«Qck, kür ä«» solxeuä«» Dl tMerImnml. Verantwortlicher Kcdacteur: I. G. Hartmann. Jaseralenannaymk auswärt«: r.«lp«l»: k» L»««v,r»rr>i». Oommiisiooür — äs» Dreiüaer 3ouro«I»; «l>«aü»».: 8. L«at «», kivoni« kv«r; 8»md»r^-8«rU»- Vi,o-I.«>x,j^-I»»«I-kraallkurt ». U.. Nixsmsrill» ck Vooi.,», Lirtü»! 6»»riv»'»ek« üuekii., kr.r«»iir»»» 8»r«»u, livvol-po Slossa: Drews». L. 8c»i.»rr«; Dr«,I«». I,. Lrmoir»'» Xi>ooaeeot>ur«»u, L kii>!^«v; rreolcturt «.H.: lttwük.; Löt» X». iHv««»«, r«ri«: Hevi», L<trrir>t, Vvl.i.iü« Ll!o., (8, klac« ü« I» Lour««); kr»^: k» LauuiLit'» Uucdü.» Visa: ^i.. OrrLi.1». cheraurgeber: Lölllzl. kipväitio» ü«, vr«»6»«r ^our»«I^ vr«»ä«ll, L1»risll»tr»»ss Ho. 7. Amtlicher Theil. k*t Dresden, 8. Mai. Se. Majestät der König haben allcrgnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Emil Meinert zu Leipzig da- ihm verliehene Ritter kreuz des Königl. Schwedischen Wasaordens annehme und trage. Dresden, 10. Mai. Se. Majestät der König ha ben allcrgnädigst zu genehmigen geruht, daß der Her zoglich Braunschweig'sche Oberkammerherr, Friedens richter Georg von Miltitz auf Siebeneichen das ihm verliehene Grobkreuz des Herzog!. Btaunschweig'schen Ordens Heinrich des Löwen annehme und trage. Dresden, 11. Mai. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht den Gemeindevorständen und Ortsrichtern Karl Heinrich Preiß zu Sosa und Gott lob Friedrich Werner zu Hundshübel die silberne Medaille des Verdienstordens zu verleihen. Dresden, 18. Mai. Se. Königliche Majestät ha ben allcrgnädigst geruht, die von dem Kommandeur der II. Infanteriedivision Nr. 24, Generallteutenant von Schimpfs, erbetene Entlassung aus Allerhöch sten Kriegsdiensten, unter Gewährung der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Gene ralsuniform mit den Abzeichen für Verabschiedete, zu genehmigen, und ihm hierbei gleichzeitig, in Anerken nung der von demselben unter allen Verhältnissen ge leisteten vorzüglichen Dienste, den Charakter eines Ge nerals der Infanterie zu verleihen. Dresden, 18. Mai. Se. Königliche Majestät ha ben die von dem Kommandeur des 6. Infanterieregi ments Nr. 105, Obersten von Schmieden, erbetene Versetzung in Disponibilität, mit Pension und der Er- laubuiß zum Tragen der Regimcntsuniform mit den Abzeichen sür Verabschiedete, allergnädigst zu genehmi gen geruht Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Gesetz- und Verordnungsblattes. — Berlin: Der Reichs tag und die mccklenburgschc VerfassungSangclegenhcit. Tagesbericht.— München: Manöver. Landwehrübun- gen.—Wien: Reichs: athsschluß. Ordensverleihungen an Minister. Empfangsabend beim Kaiser. Vermischtes. — Triest: Von der Kriegsmarine. — Pcsth: Vom Landtage. — Paris: Zur Wahlbcwegung. Ossi- ciöse Broschüre. — Mcntone: Abreise der Königin- Witwe von Preußen. — Brüssel: Die Eisenbahn- verbandlungen mit Frankreich. Freilassungen. — Ma drid: Aus den Cortes. Zur Rcgenlschaftsfrage. — Kopenbagen: Urlaubsverlängerung. — Stock holm: Ncichstagsschluß. Vcrurthcilungcn. — Kon stantinopel: Gesetz sanctionirt. — Bukarest: Ccmmunalwahlen. - Athen: Aus der neuesten Levantkpost. — Washington: Proclamation des Präsidenten bezüglich Virginiens. Aus Connecticut. — Philadelphia: Die Jnsurrection auf Cuba. Dresdner Nachrichten. Provinzialnackrichten. (Leipzig. Löbau. Schneeberg. Ncustadtel. Schellenberg.) Statistik. Beilage. Dresdner Nachrichten. Statistik. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Florenz, Montag, 17. Mai, Mittags. (W. T. B.) Morgen wird der Kinanzminister der De- putirtenkammcr den Gesetzentwurf wegen Ucber- nähme des Schatzdienstes feiten der Nationalbank vorlegen. Dle Wiederwahl der Minister Ferraris und Minghetti stößt in Turin und Bologna auf leb haften Widerstand. Der Gesandte Italiens in St. Petersburg, MarquiS di Bella Caracciolo, begiebt sich in Fa milienangelegenheiten von St. Petersburg nach Neapel. Madrid, Montag, 17. Mai, Abends. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung der Cortes wurde die Specialberathung der Berfassung (vcrgl. unter „Tagesgcschichte") fortgesetzt. Gegenüber dem Re publikaner Serraclara erklärte Silvela, die Re publik würde ernste Gefahren nach innen und nach außen herbcifübren. Silvela beschwört die Re publikaner, auch für den Kall, daß die Monarchie votirt würde, den Cortessitzungen ferner beizu- wohnen, weil sie andernfalls den Bürgerkrieg her beiführten. Die liberale Union bleibt tbeilweise der Ein setzung einer Regentschaft abgeneigt. London, Dienstag, 18. Mai. (W. T. B) Die „Times" bringt eine Kabcldepesche aus Phila delphia vom gestrigen Tage, welche meldet, daß der neuernannte Gesandte der Union für Groß britannien, Motley, übermorgen absegelt und die Alabamastreitfrage nicht wieder eröffnen, dagegen, wofern England dies thut, den früher» Standpunkt Amerikas festhalten wird, ohne Sumner s Anschau- ungen zu vertreten. Tagtsgeschichte. Dresden, 18. Mai. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 8. Stück vom Jahre 1869 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 38) Verordnung vom 7. Mai 1869, die Bestellung von Commissarcn für die Landtagswahlcn betreffend (abgedruckt in Nr. 108 des „Drcsdn. Journ."); Nr. 39) Verordnung vom 10. Mai 1869, die Richtungslinie der Chemnitz Leipziger Staatseisenbahn betreffend. * Berlin, 16. Mai. Die Pfingstnummer der„N. Pr. Z." beschäftigt sich in ihrem Leitartikel mit den Verhandlungen des Reichstags in der mecklen- burgschen Vcrfassungsangclegenheit. JhrAr- tikel ist nicht chne allgemeincrcs Jntcresse. Bekannt lich ist die mccklcnburgsche Verfassung anläßlich ver schiedener Petitionen, welche die Lage Mecklenburgs als einen „politischen Nothstand" bezeichnen, in den Kreis der Bcrathuugcn des Reichstags gezogen, und cs ist in der Sitzung vom 12. d. M., dem Anträge der Commission gemäß, beschlossen worden: die Peti tionen dem Bundesrath zur Prüfung zu überweisen. — Die Commission hatte cs nicht sür angemessen ge halten über den sachlichen Inhalt der Petitionen ein Urtheil zu fällen, „da die Information doch nur erst von einer Seite vorliegt." Die „N. Pr. Z." ehrt in dieser Zurückhaltung „einen Act der Selbstüberwin dung," ist aber um so mehr überrascht gewesen durch den Ausgang der Debatten im Reichstage selbst. Die Entscheidung in dieser Frage dürfe nur nach dem Rechte gefällt werden, und „wenn dcmohnerachtet der Reichstag sich für Einleitung dcs Proceßverfahrens gegen Mecklenburg bestimmte, sagt sie, so müssen wir die Gründe anderswo als in der Rcchtsüberzeugung suchen. Und man hat mit diesen Gründen nicht zu rückgehalten. Man fürchtet für die Popularität der Bundesinstitution, wenn der Reichstag mit Jncompc- tenzerklärungen auf Verfassungsbeschwerden antworte, wie ehedem der deutsche Bundestag; auch behauptet man die Inkongruenz der mecklenburgschcn Verfassung mit der des Norddeutschen Bundes. Der erste Grund gehört der Politik der moralischen Eroberungen, welche wir auf einem andern Gebiete, auf dem des Rechts und der aus der Wahrung des Rechts entspringenden gesunden Kraft suchen; was aher die behauptete Jn- congruenz bctrifst, so existirt sic nicht, so lange Meck lenburg seinen Verpflichtungen gegen den Bund nach kommt. Der historischen Entwickelung sollte man die Angelegenheit getrost überlassen, statt in die Autono mie eines Bundesstaats einzugrcifen, dessen Verdienste um Preußen und um das Zustandekommen des Bun des selbst Graf v. Bismarck in so beredter Weise her- vorgehobcn hat. Wir vertrauen unsrerseits, daß der Bundesrath die Sache zu einem ersprießlichen Aus gange bringen werde. Dem Reichstage aber rathcn wir dringend, sich vor den Lockungen gesetzgeberi scher Omnipotcnz zu hüten, welche nur zu leicht da hin führen kann, einen Angeklagten „durch einen Act der Gesetzgebung zu vcrurtheilen," wenn sonst kein „Schuldig" für ihn zu finden ist." — Die zu den diesjährigen Frühjahrsübungen und Besichtigungen des Gardecorps hierher commandirt ge wesenen königl. sächsischen Generäle und Stabsoffi-' ziere haben sich heute nach Dresden zurückbegebcn. — In dem Befinden des Professor vr. Hengstenberg ist seit einigen Tagen ein Stillstand cingctretcn. — Die durch besonder« Vertrag anderweit vereinbarte Behandlung und Taxirung der Korrespondenz nach und aus Rumänien tritt von jetzt ab in Kraft. Das Porto für einfache gewöhnliche Briefe nach Ru mänien beträgt bis zum Bestimmungsorte in Franco- fällcn 2 Gr., unfrancirt 4 Gr. — Nach der „N. A. Z." ist der Strike der Zimm er gesellen beendet, falls die Meister nicht die Erfüllung einer von den Gesellen verlangten Formalität verweigern. Die Ge sellen beschlossen die Gründung einer permanenten Un- lelstützungskasse für eventuelle Strikes. Zu derselben Zeit waren auch die Meister versammelt und schickten nach 10 Uhr ihren Beschluß an die Gescllenversamm- lung, der dahin lautet, daß die Meister vom 1. August d. I. an täglich 1 Thlr. und Sonntags 1 Thlr. 10 Sgr., bis dahin aber täglich 27 H Sgr und Sonntags 1 Thlr. 5 Sgr. zahlen wollen; auch soll die Arbeits zeit Sonnabends um eine Stunde und an Heiligaben den nm einen Viertelstag verkürzt werden. Die Ge sellen nahmen auf Empfehlung der Strikecommisston dieses Anerbieten der Meister mit allen gegen etwa 10 Stimmen unter der Bedingung an, daß die Mei ster ihren Beschluß öffentlich in den Zeitungen be kannt machen und auf den Zimmcrplätzen anschlagen lassen. — Graf zu Eulenburg ist zum Regierungs präsidenten in Wiesbaden ernannt. Der Regie rungspräsident v. Diest wird, wie „Kreuzztg." fitzt hört, das Rcgierungepläsidium in Danzig übernch- nun, eine Versetzung, die, wie dasselbe Blatt bemerkt, „seinen Wünschen insofern wohl entsprechen wird, als neuerdings mehrere wichtige Gesctzgcbungs- und Ver- waltungssragcn nicht seinen, beziehungsweise den An trägen der Regierung zu Wiesbaden gemäß entschie den worden sind." München, 15. Mai. Die „ Corr. Hoffm." meldet, daß ein großes Lager bei Schweinfurt vom 1. bis 17. Sptbr. für Schul- u. Feldmanövcr errichtet werden soll. Bei- gczogcn werden zu diesen Manövern 20 Jnfanterie- bataillone, 5 Jägerbataillone, 4 Cavalerieregimenter und 9 Batterien Artillerie. — Die Landwehr des Kö nigreichs wird Heuer zum ersten Male zu kleinern Hebungen an den Compagniesitzen — 66 Mann per Compagnie — auf die Dauer von 4 bis 8 Tagen im September oder October einberufen. * Wien, 15. Mat. Unter dem Geläute der Glocken und nach einem im St. Stcphansdome celebrirtcn feier lichen Hochamte, welchem dcr Reichskanzler Graf Beust, der Ministerpräsident Graf Taaffe, dcr Minister dcs Innern vr. Giskra, dcr Präsident dcs Herrenhauses Fürst Colloredo-Manusfeld, der Präsiden: dcs Abge ordnetenhauses vr. v. Kaiserfeld, die Minister Herbst, Brestel, Hasner, Potozki, Berger, dann viele Mitglie der des Herren- und Abgeordnetenhauses beiwohnten, ist heute Mittag 11 Uhr im keremoniensaale der Hof burg durch Se. Maj. den Kaiser die Ncichsraths- sesston geschlossen worden. Schon vor 10 Uhr begannen sich die im Ccrcmoniensaal errichteten Tri bünen zu füllen. Die Diplomatenloge war sehr zahl reich besetzt. Man bemerkte den französischen Botschaf ter Herzog v. Gramont, den englischen Botschafter Lord Bloomfield, den Gesandten dcs Norddeutschen Bundes Frhrn. v. Werther, den königl. sächsische» Ge sandten Baron Könneritz u. m. A. außer den zahl reichen Damen der baute volöe Gegen 11 Uhr füllte sich der Fond dcs Saales. Die Mitglieder des Herren hauses stellten sich auf vcr rechten, die Mitglieder dcs Abgeordnetenhauses auf dcr linken Seite des Saales auf. Die Polen waren ziemlich zahlreich vertreten nnd hatten wie gewöhnlich ihre Nationaltracht angelegt. Unter Vortritt von je vier Mitgliedern der Aroeren- und der ungarischen Leibgarde, der Minister, welche zu zwei und zwei gingen, dcr Erzhcrzöge und des Hof- ceremonienmeistcrs Grafen Kuesstein, der das Reichs- schwert trug, betrat dcr Kaiser deu Saal, durchschiüt das Spalier, und in dem Augenblicke, als der Naiier den Fuß auf die Estrade setzte, erscholl eine Gewehr salve vom Bnrgthor herab. Zunächst dem Kais r stand der Ministerpräsident Graf Taaffe, dann die Munster v. Plener, Ritter v. Hasner, G af Potocki vr. Giekia, vr. Brestel und vr. Berger. Dcr Reichskanzler Graf Beust befand sich in den Reihen der Abgeordneten, in der böhmischen Gruppe. Sc. Majestät, dcr die Mar schallsuniform trug, ließ sich hierauf auf den Thron sessel nieder und bedeckte scin Haupt. Ministei Präsident Graf Taaffe legte die Thronrede, die diesmal zusam- mengehcftet und mit einem rochen Umschlag versehen war, auf den Tisch, von welchem sic dcr Kaiser hcrab- nahm. Sodann verlas Sc. Majestät mit lauter, in den entferntesten Stellen dcs Saales vernehmbarer Stimme folgende Thronrede*): „Geehrte Herren von beiden Häusern des Reichsratbs! Als Sie Meinem Rufe folgend vor zwei Jahren sich ver sammelten, lag das Reich von Erschütterungen dan eder, die es kurz zuvor mit schwerer Wucht getroffen hatten. Ihrer erprob ten Einsicht, Gerechtigkeit und patriotischen Hingebung empsuhl Ich damals die Geschicke des Reiches, und Ich darf es heute, Mir zur Befriedigung, Ihnen zur Anerkennung, auSsprechen, daß Sie den von Mir in Sie gesetzten Hoffnungen im vollsten Umfange gerecht worden sind. Eine neue Ordnung der Dinge galt es ru gründen. Die verfassungsmäßigen Rechte der im Reichsratde vertre tenen Königreiche und Läuter sollten aus gesetzlicher Grundlage neuerlich geordnet, die politischen Rechte der Staatsbürger grundgesetzlich festgestellt, das Verhältnis jener Königre che und Länder za Meinen Ländern der ungari cken Krone in binden der Vereinbarung geregelt und, der aller verfassungsmäßigen Selbstständigkeit der beiden Länder, omplexe, die Much sleUung der Geiammtmonarchie gekräftigt werden. Sie haben mit redlichem Esser, mit aufopfernder Selbst- verläugnung beigetragen, dieses große Werk zu vollsringe». Eine Verfassung, ansgestattet mit allen conitituttonellen Bürgschaften und dadurch weiterer Entwickelung fähig, e nigt die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, denen sie in Verbindung mit den Landesordnungen weit n Spielraum für autonome Selbstverwaltung gewährt. Die Slaalsgrund- *) Anmerkung der Redaktion. Der wesentliche Inhalt dieser Thronrede ging uns bereits vorigen Sonn abend in einem sehr umfänglichen Telegramm durch „W- T. B." zu. jedoch leider so spät, daß wir dasselbe nur noch in wenige Exemplare unscrs vorigen Blattes aus- nehmen konnten, indem der Schluß des Telegramms, obgleich in Berlin bereits Nachm. 2 Uhr 4» Min. aufgegeben, uns erst Abends '/ß? resp. um 7 Uhr zukam. Bevor noch dieser Schluß bei unS anlangte, war auch schon eine „Berichtigungs- depesche" zum ersten Theile des Telegramms eiogetroffen, die wir, da es sür manche unsrer Leser vielleicht von Jntereffe sein dürste, die Schwierigkeiten in der Wiedergabe der Telegramme etwas näher kennen zu lernen, hier wortgetreu folgen lassen. Sie lautet: „Berichtigung. Wien ReichSrathsschluß Hingebung em pfahl ich geschickt Reichs politischen Staatsbürgerrechte grund gesetzlich festgestellt; Selbstständigkeit beider Lände, complexe; Verfassung mit; die in beiden Reichshälsien; Sicherung Frieden. Diesem Reich in innerer Wohlfahrt unabweisl ch bedarf. Große Aufforderung woraus sich gesund Finanzver waltung, allen Zweigen aus Strengstes welchen die durch frei Institutionen, in Zukunft welche bei — Begründung gebraucht werden mußten." Feuilleton. AuS dem zoologischen Garten (Fortsetzung ans Nr. l!V.) Schlagen wir vem Anttlopcnhause dcn links sich abzweigcndcn Wcg ein, so gelangen wir an cincn Park, welcher unserm heimischen Rch alS Aufenthalt dient. Lange kann man den anmuthigen Thieren zuschauen, wie sie ruhig äsen und in zierlichen Sätzen umher- springen, oder neugierig schüchtern an das Gatter kom men. Den in Stuben- und Stadtqualm versessenen Menschen erquickt daS klare und sanfte Auge des Wil- dcS durch seine offene Frische wie ein Trank aus einer Waldquelle. Gegenüber in dcr Schmuckvögelvoliere begegnen wir zunächst einiaen einheimischen bekannten Vögeln, dem gemeinen Staarc, einer weißen, ziemlich selten vorkommenden Spielart desselben, ferner einer zweiten Frühlingsbotin, der Amsel oder Schwarzdrossel, der Singdrossel und andern Drosselarten. Wer hätte sich noch nicht an dcn muntern, volltönenden Liedern dieses Vogels erfreut? Und dennoch werden ihn Viele nicht kennen, die vor die Voliere Inten. Die Drossel liebt den Norden, und ihre klangvolle Stimme ist eS, die während de- kurzen skandinavischen Sommers selbst die düstre Einsamkeit der Fjellen und der Waldthäler be lebt. Jagen wir sie nicht, nicht einmal um sie zu essen, so wohlschmeckend ihr Fleisch auch sein mag. Selten fehlten Drosseln bei den üppigen Gastmahlen der Römer, und bekannt ist da- „MI melio» tnräo!" de- Horaz. Auch ein Rothkehlchen lugt dort mit seinen klaren unschuldigen Augen hervor. Mit diesen Vögeln thrilen noch die graubraune Staaramsel von der Insel Java und der Eichelhäher den Käfig. Der letzgeuanntr Bursche, dessen schöne lasurblaue und schwarzgefächcrte Dcckfidern die Zierde dcs Jägerhutes bilden, gehört schon der alten Thiersage an, ui welcher er als Mark wart, d. i. dcr Holzförster, eine Rolle spielt. In einer zweiten Abtheilung dcr Voliere findet mau dcn aus Nordamerika stammenden blauen Sänger und den Mas- kcnwebcrvogel. Man erinnert sich diesen, Vogel ge genüber dcr merkwürdigen Dinge, welche Afrikareisende von den Webervögeln ei zählen. Durch ihren originellen, geselligen Nestcrbau in dcn Zweigen des Giraffendorns sollen diese Finken des Kaffernlandcs den kühnen Traum unsrer Socialistcn, die Idee dcs Phalanstercs verwirk licht haben. Unter gemeinschaftlichem Dache, das, ob schon nur aus Kraut, doch von holzartiger Festigkeit ist, siedelt sich die geflügelte Republik an; innen die Kuppel des Gewölbes bleibt frei, aber rings unter dem abfallenden Schirm steht Zelle an Zelle, wie in einem Bienenkorb zwei-, drei-, fünfhundert beisammen. Ferner ist der Dominicanercardinal zu nennen, ein schöner, aber stiller, einfältiger Kernbeißer aus Brasilien, der sich neuerdings auch im Frankfurter Thiergarten fort gepflanzt hat. Auch der Flötenvogel, ein Australier, dessen buntes Gefieder das Auge, dessen eigentümlicher Moraengesang das Ohr erfreut, ist in den letzten Jahren ein Pensionär aller Thiergärten geworden. Daneben kreischen der weißköpfige Papagei, der Maisdicb, der karolinische Sittich, welcher unter den Papageiarten am weitesten nach Norden verbreitet ist. Das Jak» tinga-Haubenhuhn, der große Hokko und der Mitu sind Bewohner der südamerikanischen Urwälder. Von der Größe unsrer Truthühner ziehen die beiden letztgenann ten Vögel durch ihre schwarze Farbe und grell davon abfttchendrn schwefelgelben oder blutrothen Schnäbel dir Aufmerksamkeit auf sich. Noch find zwei Falken, der Thurmfalke, oder Ruttrlfalke, wie ihn unsre Jäger nennen, und dcr Rvthfußfalk in dieser Voliere mit einquarticrt. Weiterhin, an dem Wassergraben, der sich durch dcn obern Thcil dcs Gartens zieht, erhebt sich, inmitten einer Umfriedigung, ein Blockbaus, dessen verschiedene Abteilungen von den Büffeln, dcn Auerochsen und dem Wasscrschwcin bewohnt werden. Der europäische Büffel stammt ursprünglich aus Ostindien und soll seit dem 6. Jahrhundert in Europa eingeführt scin, wo er jetzt besonders in Italien, Ungarn und der Türkei häufig ist und vorzugsweise in feuchten und sumpfigen Ge genden g'dciht. Auch hier im Garten lieben die breit stirnigen Thiere wirderkäuend stundenlang bis an den Hals im Wasser zu stehen. Zu dcn wertvollsten Thte- ren des Gartens gehören die Auerochsen. Schon von Weitem kündigt der eigentümliche Lisamgeruch uns die Nähe dieses größten, mächtigsten der europäischen Säugetiere an. Die Jagd auf dcn grimmigen „Wi sent" galt nach dem Nibelungenliede sür den Prüfstein männlichen Muthcs und ritterlicher Kühnheit. Noch zur Zeit Karl's des Großen bargen die Wälder dcs Harzes und dcs Eachsenlandes zahlreiche dieser Thiere. Heute leben dieselben in Europa nur noch im russi schen Polen, im Walde von Bialowicza. Auch hier würden sie längst ausgervttet sein, wenn nicht rin strenge- Jagdgesetz de- sächsisch-polnischen König- August III. sie vor gänzlicher Vernichtung geschützt hätte. Nicht minder ist gegenwärtig noch die russische Regierung da: auf bedacht, da- Aussterben diese- Thie- res zu verhindern. Außerdem soll das Auerwild nur noch am Kaukasus Vorkommen. Den Raubthieren, wir Bären und Wölfen, weiß der Auerochs zu trotzen, und bange Furcht regt sich, wenn da- Thier, dumpf brüllend, die Weichen mit dem Schweife sich peitschend, den Kopf mit weit hervorgestreckter Zunge tief zwischen die Vor- derfüße gesenkt, wüthend die Erde aufkratzi. Selbst dem in der Gefangenschaft aufgezogenen Auer ist nie recht zu trauen, und oft wendet er sich in einem An fall von übler Laune gegen seine Wärter. Doch will es scheinen, als hätte nicht nur die ursprüngliche Wild heit des Thiercs mit seinem Jmmerscltnerwcrceu ab genommen, sondern auch die Größe. Die Annahme, daß der Auerochs als Stammvater unscrs zahmen Rind viehes zu betrachten sei, hat man verworfen, und nur die Verwandtschaft des europäischen Auers mit dem ameri kanischen Bison giebt man zu. Büffel sowohl wie Auer haben sich, wie wir noch bemerken wollen, im hiesigen Garten fortgepflanzt. Was das Wasserschwcin oder den Capybara betrifft, welches noch nicht lange den Garten bewohnt, so ist seine Gestalt kurz und plump und der Kopf mit dicker, stumpfer Schnauze breit und platt. Bet seiner Aehnlichkeit mit einem Dickhäuter ist das Thier von jeher mit Namen belegt worden, die sich auf diese Verwandtschaft beziehen. Doch ist die Aehnlichkeit nur eine äußere, und der Capybara, wie die Brasilianer das Thier nennen, ist ein echtes Nage- thier. An den Flußufern und in den Grassteppen Südamerikas kommen sie in Trupps von 50 und 100 Stück vor. (Fortsetzung folgt.) * In dem neuen Ballet „Fantasca", welches jetzt im k. Opernhause zu Berlin seine Anziehungs kraft auf daS schaulustige Publicum auSübt, beträgt die Zahl der bei jeder Vorstellung Beschäftigten nicht weniger al- 486. Der englische Schriftfiellerunterstützungs- vrrein (807»! Viier,r7 knack) hat unter dem Vorsitze Lord Stanley'- sein achtzigste- JahreSfest gefeiert. * Der OberregterungSrath E. H. Bitter arbeitet gegenwärtig an einer „Geschichte des Oratorium-".
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