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Dresdner Journal : 05.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187006057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-06
- Tag1870-06-05
- Monat1870-06
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 05.06.1870
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127 Sonntag, den S. Inni Iv»»»tt»ntt,»r»ts»r Dres-nerIoumal Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann >»srr»tniprr1st: kär 8»»»> «i»«r ^„p»Ir«n«i> Lell«: 1 ks^ v»r«r „L>ox«i»o6t" äi« L«il«r k «rschtt»m: ^R^Uov, »U ä«r 8vv» «oä ^d«uä» Nir ä«o kol^«oä«o 1°»T. I» kr,»»«, tritt jL^rN«^ H l'dlr. 8»«a>prlx«bükr, »u»««rll»N> a«» Horää. 8»l>N«> ?v»t uaä 8t«mp«l»«»«dl»x Klatt». ^drlicd: »ttlr- »^Mrlici»- 1 ., IS .. >Uva»tIIck: — 16 Li»»,la«lia»ua«ra: 1 „ 1870. I»ftraienannnymr auswäri,: L«Ip»I«: 1«. N--xv-r«r.i», <?i,ii>wi»»loor» - Ns» I>t?»<in«r Nl,urn»l!<; kk Idxol.rx, Po«,; L^wdnr^ IorU»- Vi,o-I.«ix»i8-N»»«i-kr-okturt « U: Sr Voui.rit, L«rlin Okopiv»'«öl,« Itiiodk., Niiroii, iiviini.i» Nremoo: p Gomorra; Lr«»l»o: s. 8r^x,r«> ^nnoocoi'^urt««, Nil» L p«>!v«v; krsollturt »Hl.: N»»!li^ir'««Ii« N»cl>>>.; Nölar >o. IlLvi»»«». v»ri»: ll>v>». l.xoriri!, Uvi-uiru LCo., (8, PI««« g« I« Nours-»!; kr»^: p«. poni.icu » Nookk.» Vi«a: -ii.. «Itrnururvrci Nöoi^l. Lrpsäitioa 6o« Or««<losr ^onrv»I,, Drssäeo, dl«rx»rstken^«,»s dlo. I. Amtlicher Theil. Dresden, 3V. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädtgst zu genehmigen geruht, daß der Kammer- rath Freiherr v. FuchS-Nordhoff die ihm ver liehene Decoration einet Großoffizter- de- Tunesischen Jphttkhar-Orden- annehme und trage. Verordnung de- Ministerium- de- Innern, die Prüfungen im Hufbeschlage betreffend. Durch die Gewerbeordnung für den norddeutschen Bund sind die obligatorischen Prüfungen im Hufbe- schlaae in Wegfall gekommcn und haben sich daher in soweit die Verordnungen de- Ministerium- de- Innern vom 15. April 1863 und vom 17. März 1864 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1863, S. 363 ff. und vom Jahre 1864, S. 190) erledigt. Auf mehrfache Wünsche au- landwirthschaftlichen Kreisen, welche insbesondere durch die landwirthschaft lichen Kreisvereinr Ausdruck gefunden haben, und im Zusammenhänge mit der durch die Mehrzahl dieser Ureisvereine erfolgten Aussetzung von Prämien für tüchtige Hufbcschläger, will jedoch das Ministerium des Innern auch fernerhin denjenigen, welche den Wunsch haben, durch eine Prüfung Zeugniß von ihrer erlang ten Befähigung abzulegen, die Gelegenheit dazu nicht entziehen, und hat daher mit Genehmigung Sr. Ma jestät de- Königs, Folgendes beschlossen. 8- 1. Die Prüfungscommissionen für den Hufbcschlag in Dresden bei der Thterarzneischule, in Leipzig und in Zwickau bestehen in ihrer bisherigen Zusammensetzung bis auf Weitere- fort und sind zunächst der Commission für da- Veterinärwrsen untergeordnet. Letztere hat die Ge schäftsführung und die vorschristmäßige Abhaltung der Prüfungen zu beaufsichtigen. 8 2. Die Prüfungen finden regelmäßig statt in Dresden im März, April, Mat, September, October und November, in Zwickau und Leipzig in den nächsten zwei auf die Osterwoche folgenden Wochen und in den ersten beiden vollen Wochen des Monats October. K. 3. Die Anmeldung zur Prüfung hat mittelst porto freier Zuschrift bei der betreffenden Prüfungskommis sion nnin- Angabe von Wohnott"Md Adresse Vis sich Anmrldrnden zu erfolgen, und zwar stets einen Monat vor der Zeit, zu welcher der sich Anmcldcnde geprüft zu werden wünscht. (§. 2.) Die Vorladung zur Prüfung erfolgt dann durch die Commission schriftlich und kostenfrei. 8. 4. Die Prüfungen finden ganz unentgelvltch statt. K. 5. Die Prüfung besteht 1) in der Anfertigung zweier gewöhnlicher Hufeisen für ein zum Beschlage vorgeführtcs Pferd und in der vollständigen Ausführung des Beschlages mit diesen Eisen; 2) in der Anfertigung eines Hufeisens für einen be stimmten Huf und zu einem besonder« Zwecke (z. B. Winterbeschlag, Beschlag eines kranken oder fehler haften Hufes); 3) in der mündlichen Beantwortung solcher Fragcn aus dem Gebiete der Hufbeschlagkunst, deren Be antwortung auch von einem nur praktisch gebilde ten Hufschmiede gefordert werden kann, und die sich auf ») die Regeln und Grundsätze des Hufbeschlages überhaupt und die dabei vorkommenden Fehler, b) da- Verfahren bet dem Beschlage gesunder Hufe und bei dem sogenannten Winterbeschlage und c) den Beschlag fehlerhafter und kranker Huse beziehen. 8. 6. Censuren werden nicht ertheilt. Wer die Prüfmg mit Erfolg bestanden hat, erhält durch die Commission für das Veterinärwrsen kostenfrei ein Diplom alS ge prüfter Hufbeschlagmeistrr und kann sich dtese- Prädicats auch in seiner Firma bedienen. Die Namen der mit Diplomen versehenen Personen werden in der Leipziger Zeitung bekannt gemacht. Demnächst werden auch alle diejenigen, welche bis her, auf Grund der Verordnung vom 10. April 1856, den Hufbrschlag betreffend, oder der Eingangs erwähn ten Verordnung vom 15. April 1863, die Prüfungen im Hufbcschlage betreffend, bet einer von den in ß. 1 genannten Prüfungskommissionen die Prüfung bestan« fen und mindestens die zweite Censur empfangen haben, hiermit ermächtigt, sich des Prädikats als geprüfter Hufbeschlagmeister zu bedienen. 8 7- Jeder, welcher das Prädicat als geprüfter Husbe- schlagmcister führt, ist verbunden, auf Erfordern des betreffenden Bezirksthierarztcs über die Berechtigung dazu durch Vorlegung seines Diploms oder beziehcnd- lich der empfangenen Censur sich anszuweisen. 8 8. Zum Behuf der auszustellenden Diplome (K 6) ist über den Erfolg der künftigen Prüfungen von jeder der beiden Prüfungskommissionen in Leipzig und Zwickau innerhalb 8 Tagen nach Ablauf des vierzehntägigen Prüfungstermivs (§ 2) der Commission für da» Ve- terinärwesen Anzeige zu erstatten. 8 9. Ertheilung besonderer Prämien an solche, welche die Prüfung vorzüglich bestanden haben, bleibt Vor behalten. § 10. Was die landständische Prüfungskommission in der Oberlausitz betrifft, so ist diese den Prüfungskommissio nen in Dresden, Leipzig und Zwickau gleichgestellt, so lange überhaupt die Oberlausitzer Landkreisstände sie in der seitherigen Maße fortbcstehen lassen. Für die Prüfungen vor derselben bleiben aber rück- sichtlich der Zeit, sowie der Anmeldung die von den gedachten Ständen ertheilten Vorschriften maßgebend. 8 11. Die in den §8 6 und 7 getroffenen Bestimmungen gelten auch für diejenigen, welche bei der Obcrlausitzcr Prüfungskommission die Prüfung bestehen, oder bc- zirhcndNch biShcr bestanden und mindestens die 2. Cen- für.empfangen, resp. eine Prämie oder Belobigung zugebilligt erhalten haben. Auch hat die nurgcdachte Prüfungskommission der Commission für das Veterinärwrsen, zum Behuf« der auszustellenden Diplome und der Bekanntmachung der damit zu versehenden Personen, über den Erfolg der bei ihr künftig bestandenen Prüfungen innerhalb der in 8 8 bezeichneten Frist Mittbeilung zu machen. Dresden, am 19. Mat 1870. Ministerium de- Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Fg. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer ZinSbogen zu den 4A> königlich sächsischen Staatsschuldenkassenschemen der vereinig ten Anleihen von 1852, 1855, 1858, 1859, 1862, 1866 und 1868 betreffend. Die Inhaber 4^> königlich sächsischer Staatsschul- denkassenscheine der vereinigten Anleihen der Jahre 1852, 1855, 1858, 1859, 1862, 1866 und 1868 werden hier durch in Kenntniß gesetzt, daß an Stelle der mit dem 1. Juli 1870 ablaufenden Zinsscheinc die Aushändigung neuer Ztnsdocumente, bestehend in Talons und Zins coupons für die Termine 2. Januar 1871 bis mit 1. Juli 1879 zu erfolgen hat und damit den 1. Juli dieses Jahres begonnen werden soll. Die Ausgabe dieser ZinSdocumente geschieht bei der Staatsschulden-Buchhatterei in Dresden — Land baus I. Etage — gegen Zurückgabe der abgelaufenen Talons wochentägig in den Vormittagsstunden von 9 b>S 1 Uhr. Zur Förderung des sehr umfänglichen Umtausch- geschäfteS ist es unbedingt erforderlich, die alten TalonS, wenn deren mehrere in einer Hand sich be finden, nach den Serien gesondert und nach der Nummerfolge geordnet zur Abgabe zu bringen; auch liegt cs im Interesse des umtauschcnden Publi kums, ritt genaue- Nummerverzeichniß anzufertigcn, um danach an Ort und Stelle die ausgehändigt erhaltenen Zinsbogen nach Stückzahl und Nummer vergleichen zu können. Da weder die Staatsschuldcn-Buchhalterei noch Casse mit Korrespondenzen und Zusendungen sich befassen können, müssen auswärtige Interessenten, welche die Ab holung der neuen Zinsbogen nicht persönlich bewirken wollen, dies durch hierortige Beauftragte besorgen lassen. Obwohl in dcr Regel bei Expcdirung des Umtausch- geschästes auf möglichste Jnnebaltung der Reihenfolge der abgegebenen Talonpostcn Rücksicht genommen wird, so haben doch die kleineren Posten den größeren vor- aumgehen um einer störenden Personenanhäufung mög lichst vorzubeugcn. Dresden, am 2. Juni 1870. Der Laodtagraorschuß zu Verwaltung der Staatrschuideu. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonnabend, 4. Juni. (W. T. B.) Das „Journal officiel" meldet, daß der Generalgouver- neur von Algerien, Marschall MacMahon, seine Demission neuerdings angeboten hat, jedoch auf Wunsch des Ministeriums seine Functionen pro visorisch weiterführt. In der gestrigen Sitzung deS gesetzgebenden Körpers erklärte der Minister des Innern in Be antwortung einer Interpellation Bethmont'S, be treffend die Zulässigkeit von Wahlversammlungen behufs Vorbereitungen zu den Wahlen der Genrral- räthe, daö Gesetz lasse derartige Wahlversamm lungen nicht zu. Die Kammer beschloß hierauf, in der heutigen Sitzung die Interpellation Beth- mont's, betreffend die Zweckmäßigkeit, derlei Ver sammlungen zu gestatten, in Verhandlung zu ziehen. Der Minister des Innern verliest ein Rundschreiben an die Präfecten, welches die Ver- theilung der Stimmzettel durch die Feldhüter ver bietet. Florenz, Freitag, 3. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über dir, die Armee betreffenden Finanzmaßregeln mit 175 ge gen 107 Stimmen. Madrid, Freitag, 3. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Cortes haben mit 106 gegen 98 Stimmen ein Amendement Aria'S angenommen, welches, ab weichend von dem CommissronSvorschlage, die ab solute Majorität aller erwählten Deputirten für die Königswahl fordert. Stockholm, Freitag, 3. Juni, Abends. (W. T.B.) Heute haben der Staatsminister und Mini- ster der Justiz, Baron de Geer, der Chef deS De- partementS deS CultuS, Carlson, und der Chef deS Departements der Finanzen, v. Ehrenheim, ihre Demission gegeben. Neuernannt wurden der bis- herige Minister deS Innern, v. Adlerkreutz, zum Justrzminister, der Hofgerichtsassessor Bergström -mm Minister deS Innern, der Büreauchef Gunnar Wennerberg zum Cultuöminister und der Grossirer Wär« znm Finanzministcr. Die Cabinetsände- rung ist keineswegs durch Mißhelligkeitcn mit dem Reichstage hervorgerufcn worden und bezeichnet kei nerlei Äenderung deS Systems. (Lon den ältern Ministern würden dcmnach Ler Minister des Auswär tigen, Graf Wachtmeister, der Kriegsminister Abclin und dcr Marincministcr v. Thulstrup auf ihrcn Posten ver bleiben.) Bukarest, Freitag, 3. Juni. (Corr. Bür.) Die Regierung sandte, nachdem sic von dem Judencra- wall in Äotuschan benachrichtigt worden war, so gleich Truppen dahin ab. Die Ruhe ist wieder her- gestellt. Ein Danktelegramm der Botuschaner Israeliten ist an die Regierung eingelangt. Die Excrsse sollen nicht den gemeldeten Umfang haben, sondern mit den Wahlumtriebcn Zusammenhängen. Washington, Freitag, 3. Juni. (W. T. B., Kabcltclcgramm.) Das Repräsentantenhaus hat mit 99 gegen 65 Stimmen ein Amendement zu der Bill wegen einer neuen inländischen Steuer ange nommen, welches die Einführung einer 5procent. Steuer auf inländische Regierungöbonds bezweckt. Mehrere Congreßmitglieder tadelten scharf das Amendement, weil dasselbe eine theilweise Nicht anerkennung der Staatsschuld in sich schließe. Später nahm das Repräsentantenhaus die Be rathung dieses TarbillamendrmcntS wieder auf und verwarf es mit 92 gegen 72 Stimmen. Dresden, 4. Juni. Die „Neue Preußische Zeitung" zieht in be zeichnender Weise gegcn den Radikalismus zu Felde. Anlaß dazu findet sic in einem Schreiben des l>r. Ja coby, des „Weisen von Königsberg", mittclst dc»en derselbe unterm 5. Mai das ihm von dem Central- comitv der internationalen Friedens- und Freiheitsliga angebotene Ehrenpräsivinm des in diesem Jahre zu be rufenden Friedenskongresses ablchnt und an dessen Schlüsse er sagt: „Je dcutlichcr sich von Tag zu Tag die gänzliche Ohnmacht aller politischen Mittelparteien kund gicbt, umsomehr ist cs an der Zeit, den, Volke bar und klar den Gegensatz nm den es sich handelt, vor Augen zu führen: Königthnm oder Republik — was dazwischen liegt, ist des Kampfes nicht werth." — Die „N. Pr. Ztg." bemerkt hierzu, diese Erklärung lasse an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig; sie ver scheuche jede fernere Täuschung über Lie Zele der so genannten „Lolkspartei" und gebe derselben zugleich las Mittel an, wie sie „auf friedlichem Wege" ihr Ziel zu erreichen gedenke. „Das Ziel ist die Republik, das Mittel die Aushungerung des gegenwärtigen Staa tes durch Verweigerung des Budgets." Es fei natür lich, daß dcr Liberalismus jede Verwandtschaft mit vr. Jacoby abläugnc und daß selbst die Königsberger Fortschrittspartei das Jacoby'sche Programm mit seiner „Nichtbcwilligung des Etats" für eine Unmöglichkeit erklärte; aber das beweise eben nur, daß sie nicht so rüstig im Denken und Fortschrcitcn seien, wie — die „Lolkspartei" des Herrn Jacoby. „Die Liberalen — fährt die „N. Pr. Zig." dann fort — stehen uns Con- servativen nicht näher, weil Präsident Sim on im Reichs tage zwar dem Abg. Liebknecht die Jnvectivcn gegen das „hohe Haus" verwies, aber die Deklamationen ge gen das „GottcSgnadcnthum" ruhig anhörte, obwohl sie eine unverkennbare persönliche Richtung nahmen. Und die Fortschrittspartei verliert darum nichts von ihrer Vclderblichkeit, weil sie jetzt hinter der Volks- Partei zurückblcibt, obwohl diese nur die Konsequenz des von ihr in der Conflictzeit cingcleiteten Kampfes um das Budactrecht zicht. Wir täuschen uns darum auch nicht im Mindesten über die Bedeutung der jetzt durch das entschiedene Auftreten dcs Ur. Jacoby in Feuilleton. Felice. Eine Erzähl»»«. Bo» Pauline Schanz. (Fortsetzung aoS Nr. 12S.) Vl. In ungestümer Hast hatte Gotthard seine Koffer gepackt, nachdem er die Nachricht vom Zustand seine- Vater- erhalten. Sein Herz klopfte wild, zum Zer- springen. Hatte er wirklich keine Zett mehr zum Ab- schiednehmrn, keine Zett mehr zu einem flüchtigem Le bewohl? Er wußte es selbst nicht, er hastete, er fie berte, er hatte keinen andern Gedanken mehr, al- fort- kommrn, fort, fort, an- Sterbebett seine- Vater-. Er dachte wohl an Felice, an Felice, die ihn ge tröstet, erheitert, am Quell ihrer wundervollen Stimme gelabt und ihn geheilt hatte, al- er am Erstarren, am Absterben gewesen, an Felice, die ihn liebte, die er selbst zu Neben geglaubt, al- sie plötzlich in ihrer Schöne und Majestät vor seinen müden Augen aufge- taucht war. Aber wa- war ihm jetzt noch Felice, jetzt in diesem Augenblicke? Er konnte, er wollte sie nicht Wiedersehen, r- drängte ihn in wilder Hast der Heimath zu. Der Nachtzug flog donnernd über dir Lagunenbrücke. Gotthard saß allein im Coups und zum hundertsten Male seit wenigen Stunden zog er den Keinen Brief hervor, den er am Nachmittag erhalten, um die seinen, flüchtigen Zeilen zu überlesen, die er länast auswendig kannte und deren Schriftzüge ibn in- Herz getroffen hatten, wie ein frischer Mrfferstich in eine alte, halb- geheilte Wunde Er la-: „Lieber Gotthard l Dein Vater hat mich beauftragt, Dir mttzuthetlen, daß er bedenklich erkrankt sei uud Dich ruft Dringendste zu sehen verlange. Eile so sehr Du kannst, denn die Zeit drängt und der Arzt ist fast ohne Hoffnung auf sein Wirdergcnesen. Viola." Viola! Sie bei dem sterbenden Vater. Er sollte sie Wiedersehen. Er vergaß, daß sie ihm treulos, daß sie längst die Frau eines Lindern geworden. Er wußte nur, daß eine Seligkeit ohne Gleichen in ihm aufge- jubelt war, als er die kleine, geliebte Handschrift zum ersten Male wicdergcsehen. Ihr Bild stand vor ihm, es drängte sich mit ver führerischer Lieblichkeit zwischen ihn und seine Sohnes- pflicht, seine Kindesliebe, zwischen ihn und das Bild seines sterbenden Vater-. Er fuhr Tag und Nacht, ohne Aufenthalt, ohne Rast und Ruhe. Allmählich legten sich die wilden Wellen, die beim Anblick von Viola's Schriftzügen in ihm auf gebraust waren, wieder, und er dachte mit tiefem Schmerz daran, daß die brausende Fahrt ihn an daS Todtcnbctt de- Letzten führe, der ihm im Leben angehörte, der noch in treuer Liebe verkettet gewesen mit seinem eigenen, öden, hoffnungSlrercn, zerschellten Leben. Viola; waS war ihm deun Viola noch! ein Traum bild, eine höhnende Luftspiegelung, die dem verschmach teten Wanderer in der Wüste, oder auf der hohen, pfad losen See den Schiffer täuscht und erlischt. Wie sollte er Viola Wiedersehen? Wie sollte er sie grüßen, die sein Leben vernichtet hatte? Sie, die Frau eine- Andern? Endlich hatte er seine Vaterstadt erreicht, endlich eilte er die breite Straße hinunter, die zum Vaterhause führte. E- war wieder spät des Abend- und die Aeste der blätterlosen Linden knarrten im Luftzug. Brate empfing ihn in der Hausthür, sie sah bleich und abgemattrt auS. Sie mußte die Arme au-breiten, al- sie den späten Wanderer begrüßte. Sie konnte nicht ander-. „Mein Vater, Beate?" rief Gotthard mit halber- stickter Stimme. „Lebt mein Vater?" Sohncsangst und Liebe verscheuchten doch nun jede andere Frage von seinen Lippen. „Er lebt!" sagte die Alte, traurig nickend. Sie ging voran; die Lampe in dcr Hand führte sie den Sohn durch die lieben bekannten Gemächcr. Der Vater war allein. Sein Bett stand mitten in der Stube, eine beschirmte Lampe beleuchtete cs matt. Leise trat Gotthard näher. „Vater!" Eine Hand streckte sich aus, zog ihn nieder und der Sohn lag am Vaterherzcn. „Gut, daß Du noch kommstI* hauchte der kranke Mann mit seltsam veränderter, matter, schwerer Stimme. Ein unterdrücktes Schluchzen, leise, halberstickt, zitterte durch die Krankenstube. Gotthard erbebte und fuhr empor. An der andern Seite dcs Lagers, wo sie von ihm unbemerkt auf ihren Knien gelegen, stand Viola, die sich erhoben hatte. Sie trug Trauer und war geisterhaft bleich. Gotthard zuckte bei ihrem Anblick zusammen, ein Stich drang durch seine Brust und ein leiser Aufschrei entfuhr seinen Lippen. „Vcrzeihe, Gotihard", sagte Viola, „Du erschrickst vor mir. Dein Kommen überraschte mich h er; wir er warteten Dich erst morgen früh." Der Kranke streckte seine Hand nach Viola aus und seine Lippen bewegten sich leise, aber kein Laut war vernehmlich. Gotthard hatte während seiner langen Fahrt un zählige Male ein mögliches Wiedersehen mit Viola in Gedanken durchgelebt, aber da sie ihm nun so plötzlich gegenüber stand, war er doch nicht Herr seiner selbst. Sie war eine Andere und doch war cs noch das stille, holdselige Mädchenqcsicht, welches seine Knaben- und Jünglingsträume erfüllt hatte; cin wenig veiäi- dert, wie eine Rose, über deren Schmelz dcr erste rauhe Windhauch gcgltten. „Set gegrüßt, Viola!" sagte er endlich und bot ihr über dcS Vaters Bett hinüber seine Hand. Sie legte ihre schmale, eiskalte Hand in die seine. „Ich will jetzt gehen, Du bedarfst mich nun nicht mehr, lieber Onkel, gute Nacht," sagte Viola und neigte sich küssend auf die Hände deS Kranken, die verschlungen auf der Decke lagen. „Gute Nacht, Gotthard!" Sie sah ihn mit einem wunderbaren Blick an und wie cin Schatten war sie verschwunden. Gotthard stand wie ein Träumender, tausend Ge danken zuckten durch sein Gehirn. „Wie kam sie hierher? Was war hier AlleS ge schehen? Weshalb trauerte sie so tief?" Er war auf einen Stuhl neben dem Krankenbett hingesunken, Lie Augen starr auf die Thür geheftet, durch welche sie entschwunden war. Es zog ihn fort, ihr nach, nur noch zwei Wort--, ein kurzes Aussprechen, nur eine F agc noch an sie — aber seine Füße hafte ten blnschwcr am Boden, wie es einem träumenden Menschen zu geschehen pflegt. Fast mechanisch lauschte erden Athemzügen des kranken LatcrS, die bald fast unhörbar, hiusterbcnd leise, bald schnell, hastig, ängstlich klangen. Es war schauerlich still in dec Sterbest >be, Alles von Schalten erfüllt, bis auf die fahle Helle, welche die verhängte Lampe auf das Bett und dessen nächste Umgebung warf. (Fortsetzung folgt.) Dresden,4.Juni. In NeSmüller's Sommer- the ater gastirt jetzt Fräulein Lina Mayr vom
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