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Dresdner Journal : 22.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187202220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-22
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1872
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43 Ldonnsmenwprsti« r keiodv, kost- rmä Kin,-In« Uu»uu«r»: 1 ^gr.t8t«»ip«I»»»<:d1»8 büum. 7U»rU<L: . . . » rUr. ^^UrrllLd! 1 'kllr- 1» Agr. Illkr»»«» tritt jLdrllcd L DUr 8tswpvtzsdäd^ »»—rtsld 6«, cksutscdan I»»«r»te»prel»er kür 6«o k»m» «wer »v«p»It«i>av 2ei1«: 1^t Kgr. v»t«r „Liogv«u»St" äiv 2«üs: S K^r. Lrsedetve»: D^Uod, mit Xn«n»i,nia äer 8o»»- nn^ ksisrtsßs», Xt-euck» für äeo kotgsocken Donnerstag, den 22. Februar. 1872. AresdnerAWmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. lniarMvnmumkm» »»»^Lrttr L«tP«tU. Fr Lra^ck^ett«r, 6omrm»iooLr äo Vrv«l»«r ^oaru»Ii; «d«vä«> : L Fort u L Freier,' L«»- d»rU->«rll»-Vl»»-I>«tp»t»-N»—I-Nr««1»» vr»»L1vrt ». M.» Lao»«.»«-,-, F ko-t«r, »irUo -Vt«r S»»diu, - rr»»L- 1»t ». L«ck. Lo««, NsrU». F. Let«m««r, A.Ftörec^t vr«M«o: L KÄioü«-, 2r«^»a: L.Sta^v«»'» öSre»u a. K F«»te, kr»»veilrt ». N.: F. ,cL. ». F. O. t/«rrma»»»'»ed« üuodd, «t L)o., kr»E: F>. » Lucdd ; ck.-mit,: Fr. ko»-t, k»ri,! Da/Vt«, Letter F 60., wl«»: Xi. Oxp«t»t, >t»u^rt: La«d« X <7o. Svr»u»r»d«rr Lüuigl. Lrpsäitioo ä«« vroxio.r lounuck», Vrvsck^o, Hargarstdsvx»«»« No. 1. Beilage. Inserate. Tagesgeschichte Dretden, 21. Februar. Die II. Kammer fuhr heute in der Berathung des Budgets des Ministeriums des Innern fort. Längere Debatte verursachte das Postulat der Regierung auf Anstellung von 50 neuen Landgendarmen. Außer einer Anzahl von Rednern auf der Rechten der Kammer verwendet sich hierfür auch der Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, welcher unter Anerkennung des gesetzlichen und ordnungslieben den Sinnes der sächsischen Bevölkerung doch die Ver mehrung der Gendarmerie im Interesse der Sicherheit der Personen und des Eigenthums, auch infolge der neueren Gesetzgebung für dringend nothwendig erklärte. Bei diesem Anlasse äußerte auch Se. Excellenz unter vielfacher Zustimmung: er wünsche lebhaft, daß die so cialdemokratische Presse und die socialdemokratischen Red ner es mit Dem, was gesetzlich erlaubt und verboten ' ' ? Nichtamtlicher TM. Lebersiät. Telegraphische Rachrichten rage«-eschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Karlsruhe. Wien. Prsth. Agram. Paris. Brüssel. Rom Madrid London. Kopenhagen. St. Petersburg. New-York. Washington. Burnos-AtreS.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zittau.) Statistik and «olkSwirrhswafl. Eingesandt«». , Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsenvach, richten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 21. Februar, Nachwittags. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat beute in namentlicher Abstimmung das Gesetz über die Oberrechnungskammer mit 31V gegen 43 Stimmen angenommen. Die Polen stimmten für, die Fort schrittspartei gegen daS Gesetz. Wien, Dienstag, 20. Februar, Abends. <W. T B.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordneten- Hauses erfolgte die definitive Annahme der Novelle zum Nothwablgesetz. Vor dem Ueberganae zur Tagesordnung brachte die Regierung eine Crednforderung von 5 Mill. Fl. zu Theuerungsbeiträgen für die Staatsbeam ten für das Jahr 1872 ein. Der Vorschlag für de finitive Regelung der Beamtengehalte wird durch eine zu diesem Behufe vom Ministerium rinzusetzende Com mission ausgearbeitet werden. — Hierauf folgte die zweite Lesung der Novelle zum Nothwahlgesetz (vergl. unter „Tagesgrschichte"). Abg. Grocholski erklärte namens der Polen, daß sie gegen den Gesetz entwurf stimmen würden, weil sie denselben als Ein griff in die Rechte des galizischen Landtags betrachten. Desgleichen erklärten die sloweuijcheu Abgeordneten, so wie Abg. Greuter, gegen das Gesetz stimmen zu wollen. Nachdem der Berichterstatter die Vorlage gegen die »or- gebrachten Einwendungen vertheidigt hatte, gab der M i- ntster deS Innern, Frhr. v. Laster, die Erklärung ab, die Regierung sei aufrichtig bestrebt, eine Vorlage bezüglich der Wahlreform, sobald dieS mit Aussicht auf Erfolg geschehen könne, im Hause einzubringen. Bei namentlicher Abstimmung wurde sodann der Gesetzent wurf mit 104 gegen 49 Stimmen, mithin mit der er forderlichen Zweidrittrlmajorität, in zweiter und dritter Lesung angenommen. Versailles, Mittwoch, 21. Februar. (W. T. B.) Der „Agence HavaS" wird bestätigt, daß der Ainanzminister Pouyer Dluertier die Vorlage über die Besteuerung der Rohstoffe, soweit die letzteren Gespinnste betreffen, zurückgezogen hat. Brüssel» Dieustag, 20. Febrnar, Nachmit- tags. (W. T. B.) Wie au» Antwerpen berichtet wird, findet heute großer Empfang beim Grafen Chambord statt. Luxemburg, DieuStag, 20. Februar, Nach mittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer erklärte der Staatsminister, daß die Negierung gestern eine Depesche der deutschen Ne gierung erhalten habe, und daß mit derselben die Man schein« aber gar kein gemeinsames deutsches Reichs civilgesetzbuch schaffen zu wollen, und wenn dies bloS nach und nach mit einzelnen Materien geschehe, so schädige dieS dir Spccialgesedgebung, denn jede Veränderung >m Einzelnen b«. dinge die Abänderung anderer Beftimmungen in den voihaii- deuen Special,«setzt», wie dieS B- bn Herstellung nur« deutschen CivilproceffeS mit dem 1»» stuuät iaZaäleio und dem Pfandrechte nothwendig «erden dürfte, eine RechtSverwirruug geradezu stehe dann in Aussicht-' Die Minorität der Deputation, Abgg. Uhlemann und Haberkorn, schließen sich den ministeriellen Aus führungen allenthalben an und weisen überhaupt, vor- behältlich jedoch der Verantwortlichkeit der Minister den Ständen gegenüber, den Einfluß der sächsischen Landesvertretung auf die Instruction der Bundescom- mistare unbedingt zurück. — Im Uebrigen empfiehlt die Deputation die Bewilligung der beim Ministerium des Auswärtigen geforderten Summen und ebenso die Genehmigung deS sächsischen MatticularbeittagS zu Reichszwecken, welcher 1,776,807 Thlr. beträgt. — Heute ist auch der Bericht der Finanzdeputation über das Budget des Ministeriums der Finan zen, erstattet durch den Abg. Klemm, vertheitt worden. Derselbe empfiehlt die Genehmigung der Etatspositio nen einschließlich der Gehaltaufbesterungen mit einigen Abweichungen von der Scala, womit sich die Regie rung einverstanden erklärt hat. —Die I. Deputation der II. Kammer, welcher auf An trag der Abgg. Dr. Heine u. Schnoor die Rechtsfrage zur Prüfung überwiesen war: wieweit und in welchem Um fange das k. Kriegsministerium befugt sei, die Plei- ßenburg in Leipzig zu Militärzwecken zu be nutzen und dadurch andere Benutzung auszuschließeu k ist laut des vom Abg. l)r. Peiffer erstatteten Berichts zu folgender Beantwortung gelangt: „Da die Pleißenburg Staatsgut ist. da also die 88 16,17, 18 und 108 der VerfaffungSorkunve aus die Pleihendur, An wendung leiden, so kann dieselbe ganz oder theilweise von allen Factoren der Staatsregierong, welche nach § L1 der Ber sassuoasurknudc den Ständen verantwortluh sind, »der von jedem solchen einzelne» Factor derselben, also auch von dem lönial Äriegsmmisteriom, zu Zwecken des StaateS, also auch zu Militärzwecken, benutzt werden, soweit und in dem Um fange, als der bandelnde Factor der Staatsregiern», dazu Vollmacht oder Auftrag seilen der obersten SlaatSbehtrd« er halten hat." * Berlin, 20. Februar. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Kaisers meldet die „N. A. Z.", daß dasselbe zufriedenstellend ist und deshalb zu erwarten steht, daß die regelmäßigen Vorträge und Meldungen bald wieder werden ihren Anfang nehmen können. Nach der „N. Pr. Z." widmet Se. Majestät sich bereit- wieder den Staatsgeschäften. Gestern Nachmittag fand im kö niglichen Palais unter Thriluahme de- Kronprinzen ein Diner statt, zu dem etwa 30 Einladungen ergan gen waren. Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Basen, der Reichskanzler Fürst Bismarck, der Ge neralfeldmarschall Graf Moltke, der Kriegsminister Graf v. Roon, der russische Militärbrvollmächtigte General Graf Kutusow rc. befanden sich unter den Eingeladenen. — Ihre Majestät die Königin Olga von Würt temberg und deren Pflegetochter Großfürstin Vera Konstantinowna treffen morgen Nachmittag 4 Uhr per Ertrazug von Stuttgart auf der anhaller Bahn hier ei», werden einige Tage am hiesigen Hofe zum Besuche ver weilen und dann die Reise nach St. Petersburg fort setzen. — Der Kongreß deutscher Landwirthe wurde heute gegen l 1 Uhr in Arnim's Hotel im Bei sein Sr. k. k. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reichs von Herrn v. Benda mit einer Ansprache an die Versammlung eröffnet. Nach verschiedenen geschäft lichen und persönlichen Mitteilungen macht er der Ver sammlung bekannt, daß für die von der Regierung ein gesetzte Enquetrcommission in Bettest der Differenzial tarife nachfolgende 5 Personen vom Ausschüsse in Vor schlag gebracht worden seien: Herr v. Gemmingen aus Eppingen (Baden); Hr. Rodbertus; Hr. geh. Reg.-Rath Reuning, Dresden; Herr Kurazze, Gogolin; Herr Landrath v. Nathusius, Alt Hadersleben. Graf zurLippe erstattet dann kurzen Bericht über die bisherige Lba tigkeit des Kongresses, v. Benda verkündet zunächst, Verhandlungen, betreffend die AnSbeutung der luxemburgischen WilhrlmSbahn, ihren Anfang ge nommen hätte«. Der Minister verweigert, Mittheilungen über den Inhalt dieser Depesche zu machen, und erklärt, dieselbe Frage trete jetzt auch an die belgische Regierung be züglich der Fortsetzung der Linien auf belgischem Gebiete heran. Die belgische Regierung habe der deutschen mitgetheilt, daß sie den Betrieb selbst in die Hand nehmen und keine fremde Gesellschaft auf belgischem Gebiete zulasten werde. Der Minister bittet schließlich, von jeder Discusston dieser Angelegenheit Abstand zu nehmen. Madrid, DieuStag, 20. Februar, Abends. (W. T. B.) Da» neue Cabinet ist in folgender Weise zusammengesetzt: Präsidium und Innere» Sagasta, Auswärtiges de Bla», Justiz Alonso Colmenare», Krieg General del Ney, Finanzen Camacho, Marine Malcampo, Unterricht Nomrro Robledo, Colonien Martin Herrera. In der Stadt Madrid herrscht vollständige Nahe. London, Dienstag, 20. Februar, Nachmittag». (W. T. B.) Da» zwischen den beiden transatlanti schen Kabelgesellschaftrn getroffene Urbereinkommen ermächtigt die französisch atlantische Kabrlgesrllschaft zur Legung eine» neuen Kabel» zwischen England und den Vereinigten Staaten. London, Mittwoch, 21. Februar. (W. T. B.) Der UnterstaatSsecretär im Departement de» Krieg», Lord Northbrook, bat den (durch die Ermordung des Earl of Mayo erledigten) Posten eine» Vicekönig» und Grneralgouverneur» von Ostindien ange- nommen. Der richterliche Comitö de» geheimen Natb» hat gestern in der Proceßsache wider den Schlepp- dampfer „Gantlet", welcher die franzöfische Prise „Lord Brougham ' nach Dünkirchen brachte, da» frühere freisprechende Urthril de» Admiralität»- geeicht» umgestoßen und den „Gantlet" vrrurtheilt. Kopenhagen, DirnStsg, 20. Februar, Nach- mitt^S. (W. L. B.) Im VolkSthing wurde beute da» Gesetz betreff» einer extraordinären Einkom mensteuer mit 47 gegen 45 Stimmen abgelebut, nachdem der Führer der Banernfrrunde, Hansen, - die Berwerfnng desselben empfohlen und trotzdem da- der Kinauzmiuister dessen Annahme für sein»- Person zu einer CabtnetSfrage g, macht hatte. (Vgl. unter „Tagesgeschichte'.) ist, etwas gewissenhafter nehmen, als sie eS thun; ihre Art, ihre Ideen in der Presse und in Versammlungen zu verkünden, könne nur Haß und Erbitterung nach allen Seiten Hervorvorrufen, war niemals zu etwas Gutem führen könne. Die Regierung werde daher auch in Zukunft diesen Ausschreitungen mit dem Gesetze entgegentretrn, so weit und so gut sie es könne. In namentlicher Abstimmung wurde das Postulat mit 46 gegen 21 Stimmen abgelehnt. Anstatt des weitern Postulats der Regierung auf Vermehrung deS Perso nal- der k. Polizridirection in Dresden um 50 Gen darmen hatte die Finanzdeputation nur deren 25 zu bewilligen vorgrschlagen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag der Deputation mit 39 gegen 27 Stimmen angenommen. Ebenso wurde der weitere An trag der Deputatiou: die Staatsregierung möge mit der Stadt Dresden wegen Auflösung, beziehendlich Modifikation des über Abtretung der Sicherheitspolizei abgeschlossenen Vertrags in Verhandlung treten und das Resultat der nächsten Ständeversammlung vorlegen, gißen 7 Stimmen genehmigt. Berichtigung. In der heutigen Extra - Beilage ist in de, letzten Zeile zu lesen: „die Position (statt „Petition") einstimmig genehmigt'. — Der von der Finanzdeputation der II. Kammer durch den Abg. vr. Minckwitz erstattete Bericht über da- Budget des Ministeriums des Aeußern und die Ausgaben zu Reichszwecken ist an politischen Momenten reich. Infolge der auf Anfrage der Depu tation durch die Staatsregierung abgegebenen Erklä rung sah die Deputation davon ab, Anträge auf Ver minderung der Arbeitskräfte beim Ministerium des Aus wärtigen zu stellen, auch davon, auf Wegfall der sächsi schen Gesandtschaften in München und Wien anzu tragen. Weiter beantragt dir Majorität der Depu tation (Abgg. Oehmichen, Fahnauer, Jordan, Klemm und vr. Minckwitz): „Die Kammer wolle die Erwartung aussprechea, daß die Staatsregierung durch die sächsischen Bundescommissare zu der vom Reichstag mit großer Majorität beschlossenen, Ausdehnung der Rerchscompetenz auf das -esammte Civil- recht im BundeSrathe zustimmend sich erkläre» werde." Die Erklärung des Ministers des Auswärtigen Frhrn. v. Friesen innerhalb der Deputation hierzu lastete also: „Es sei über diese Angelegenheit erst im Ausschüsse be- rathen worden, der Bundesrath aber habe darüber noch nicht Beschttiß «faßt. Dag Sachsen sich allenthalben dem deutschen Reiche in polit'sther Beziehung angefchloffcn habe, darüber könne kein Lweisel existireu, doch sn i» Bezug auf die Herstellung eines gemeinsam«^ deutschen KwlkrrchtS Sachsen der Ansicht, sich gegen diese Maßregel zu erklären. Sachten wolle sich oicht aut den Aussterbeetat setzen lasten und koune daher dem immer währenden Drängen auf Reichscompetenzerweiterung nur dann nachgeben, wenn wirklich ein allgemeines Rcichsbedürfniß vor Händen sei; dies erkenne er bei tiefer Materie nicht an, denn Sachsen habe kein Bedürfniß, indem ein bürgerliches Gesetz buch eristire, welches das Land befriedigt. In Bayern sei das Bcdursniß viel dringender, doch werde auch dieses einem An träge auf gemeinsame deutsche Civilgesetzgebung nicht bei treten." Der Herr Staatsminister Abeken setzte hierauf weiter auseinander: „Wenn ein allgemeines Reichsbedürfuiß wirklich eristire, werde sich Sachsen norm solchen niemals widersetze». Es gebe in Bezug auf Herstellung eines bürgerlichen Gesetzbuchs zwei Wege, einmal den der Herstellung eines allgemeinen, das ganze Civllrecht umfassenden Gesetzes, oder den der Eperialgesetz- gebung. Ein allgemeines Gesetz werde aber ein nationales nicht Herstellen, denn verschiedene Verhältnisse der Einzelstaaten seien und bleiben verschiedene. Die Entwickelung eines Nationalrechts bedürfe, so wie das römische Recht, Jahre, ja Jahrhunderte langer Zeit. Die Verhältnisse Deutschlands jetzt seien noch nicht derartig, daß ein allgemeines kivilgesetz alle Verhältnisse der Einzelstaaten richtig treffen könne. Wenn man ein deutsches Obligationenrccht wolle, so sei die» begründet, da diese Verhältnisse fast allerwärtS gleich wären und gemeinsame Ordnung erwünscht sein müsse; die« habe sich auch schon beim Handels - und Wechsclrechte erwieseu, was das gemeinsame Bedürsniß geschaffen habe. Die Aufgabe der Rechtswissenschaft würde, wenn jetzt ein gemeinsames Eivilrecht geschaffen werde, eher verkümmert, als gefördert werden. Feuilleton. (Redigirt von Atto Aanck.) K.Hoftheater, 20.Februar: „Miß Sara Samp son." Trauerspiel von Lessina. Frei bearbeitet von H. Küchling. Der Schauspieler befindet sich diesem Werke gegen über noch entschiedener in demselben Falle wie die Kri tik: er ist ohne wesentliche Tradition und das wird für ihn bei einer Aufgabe von Bedeutung von großem Be lang. ES mildert seine Mängel und stellt sein Gelin gen höher. Allerdings ist „Sara" eine Reihe von Jahren nach ihrem Erscheinen gespielt und theils von tüchtigen Kräf ten gespielt worden. Ich könnte eine Anzahl berühm ter Schauspieler und Schauspielerinnen nennen, die auf diesem Felde Beifall und Tadel geerntet; doch ich habe sie nicht gesehen und der moderne Künstler sah sie auch nicht. Er muß von vorn anfangen, wird durch keine großen Vorbilder, wie in den anderen Stücken Lesstng'S bedrückt, aber auch von keinen gelei tet, gehoben; er hat aus sich selbst zu schöpfen, dem einzigen Quell, welcher unS immer zur Hand. Die Urberzrugung des eigenen Innern, geläutert von allgemeinen Kunstregeln, ist auch bei uns mit Vor- thril benutzt worden. Dazu kam der Gewinn der Sicherheit und Abschleifung, welchen stet- eine zweite Vorstellung dem Strebenden sichert. Man darf al- Gesammtergebniß voranstrllen, daß die drei maßgebenden Spielrollen: Sara, Mellefont und Marwood in richtigen Totalfarbrn hrrvorgrhoben und dadurch von Frl. Ulrich, Hrn. Dettmer und Frl. Langenhaun, dir mögliche Wirkung, der herz zerreißende Effect diese» Drama» zu erfreulichem Aus ¬ druck kam. Dieses Gelingen sichert die Hoffnung, für die Zukunft noch einige Schritte weiter nach vorwärts zu gewinnen. Zunächst ein äußerer Umstand, der in seinen Wir kungen innerlich wird. Dian fühlt bei diesen und anderen Dichtungen der älteren Epoche, daß sie nur im Zritcostüm gespielt wer den können und ist dieser Ueberzeugung auch richtig ge folgt. Zöge man z. B. dem Mcllefont einen modernen Rock an, so würde er zwar derselbe Charakter bleiben dürfen — denn sein Geschlecht starb nicht aus — aber es wäre nöthig, daß dieser elegante junge Mann, der sich gern damit beschäftigt, weite Weiberherzrn bequem zu erobern und zur Erfrischung von Zeit zu Zeit eine Jungfrau zu entführen, anders spräche und seine Thä- tigkrit in anderer Form arrangirte. Das Zeitcostüm setzt daS ehemals Naturwahre wieder in seine Rechte ein. So ergiebt sich die Nöthigung, auch bei den Da men jenes Cvstüm festzuhalten und zwar möchte ich das in einer Form empfehlen, die sich nicht nur als rich tig vcrtheidigen läßt, sondern die sich als veraltet, das heißt historisch zeitgemäß durch ein frappantes Arußrre sofort geltend macht und sich nicht im kleidsam Allge meinen verliert. Von diesem Grundsatz kann die Toi lette der Sara und Marwood Dorthril ziehen. Sara ist im Grunde ein zu wrichgestimmtrs, zu träumerisch innerliches, sensitives Mädchen, um ganz für den Künstlercharakter von Frl. Ulrich zu passen. Die Genannte mußte sich auf anderem Wege Zugang verschaffen und that e» sehr geschickt, indem sie daS von unheilvoller Situation, Sentnnenz und Nervosität auf geregte Gemüth der Sara auffaßte und durch die Scala dieser gefühl»- und phantasiekranken Aufregungen die fehlende zarte Mädchenhaftigkeit, den verletzbaren Schmrt- terlingSstaub der jungfräulichen Psyche zu ersetzen »er suchte. Harmonirten auch damit manche spirituell „kluge" Betonungen und virtuose Bewegungen der Mimik nicht, so machte doch dies excentrische Ausdenfugensein den Moment von Sara's Fußfall vor der Marwood mög lich, — eine mißliche Scene, die nicht aus natürlichem Empfinden, sondern nur aus physiologisch-pathologischen Consequenzen zu erklären ist, ebenso wie der endliche Hilferuf visionärer Angst. Frl. Ulrich hatte das Verdienst, so zum Tode der Sara glaubliche Gelegenheit gesichert und ihr Gesammt- bild mit klaren Zügen hingestellt zu haben. Gewaltiger und schwieriger ist die Aufgabe der Marwood. Und es fand zwischen ihr und der Dar stellerin ein ähnliches, die Schwierigkeit steigerndes Ver- hältniß statt. Frl. Langenhaun, die im sympathisch Weiblichen, des ruhigen Gleichgewichts und der erfreulichen psychischen und physischen Wohlerscheinung ihren Schwer punkt als Künstlerin hat, entbehrt die entschiedene Gluth der Leidenschaft, dir furiose Dämonie der zerstörenden Kraft, die aus dem Innern kommenden Schrecken der Eifer sucht, des Hasses, der wilden, zwischen Jntrigurn und dem Dolchstoß umhertappendcn Wuth. Sie war darauf angewiesen, den Impuls des Momentes durch den sprachlichen und plastischen Ausdruck der Declamation zu ersetzen, und die Art, wie ihr dies gelang, zeigte eine so warme künstlerische Illusion, eine so zum Natür lichen gesteigerte Rede, baß man sich fragen darf, wo gegenwärtig eine nach allen Seiten hin passendere Ver treterin sei. Ihre Rede brachte am ersten Abend durch eine nicht geringe Anzahl .unterstrichener", „gesperrt gedruckter" Wörter den Anflug eine- didaktischen Ele mente- in dir Rolle, das schon am zweiten Abend in hohem Grade überwunden wurde. Das Tempo stei gerte sich, die Mimik ging, wie eS sein soll, den Wor ten eine Secuude voraus (denn sie folgt im Lebeu den Gefühlen des Reoenden schneller, als das Wort e» ver mag), und die Phantasie der Zuschauer wurde so viel freier und voller in die Situation hineingeführt, daß der dramatische Erfolg an Einheit und Frische nam hafte Effecte gewann. Ersprießliche Steigerungen hatte auch Hrn. Dett mer's Mellefont erfahren. Der Künstler zeigte wieder fein großes Talent für die lebendige, ost so leichte, natürliche Betonung des Dialogs, — eine erquickende Erscheinung, neben welcher einige nicht präcise Be tonungen hergehen. Er faßte den Mellefont in unbe stimmter Farbe, energieleer, doch energie - erheuchelnd, forcirrnd, wie es dem Charakterlosen eigen; er stellte ihn unsicher, schwankend dar zwischen aller Lust und neuem Glück, lauter ungemein richtige Züge. Was ihm in Harmonie hiermit noch fehlte, war mehr schmieg same Feinheit in der Haltung, mehr Weichheit im To»; dieser Mellefont muß zu jenen Erfcheinungen gehören, die Männern ein Gräuel und coquetteu Frauen, wenn es ihren Launen paßt, ein süßer Liebling, rin lebende» Instrument sind, das nicht müde wird, auf sich spielen zu lassen; zuweilen girbt'S auch einen Baßlon, aber er hat nichts zu bedeuten. Von den andern sehr kleinen Rollen muß ich Herrn Wilhelmi (Waitwrll) als recht wahr und zeitgemäß in Haltung und Ausdruck hervorheben. Herr Kramer gab sich al- Norton auch Müh«, aber in dieser Form geht's nicht. E- handelt sich um einen Kammerdiener, der Vertrauter ist; er braucht nicht servil und fein polirt zu sein, aber e- spricht hier immer, auch im Tone des Vorwurfs, ein Diener mit seinem Herrn, nicht ein rauher Kutschcr mit einem andern Kutscher. Der so fleißige, talentvolle Künstler hat seine sittliche Enttüsdmg richtig empfunden, doch zu stark
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