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Dresdner Journal : 01.10.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187210011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-10
- Tag1872-10-01
- Monat1872-10
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1872
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«872 Dienstag, de» I, Oktober DrrMerÄMMal IRLrUck ^)Uu-Uok- l 'NUr. 1» Lviebei ko«t- uoä Berantwortlicher Äedacteur: I. G. Hartmann. -W Küuislu« IkuwiueiDt l 8t«Q7p«I»rl»otll»s Kuna, loierateopret,»» kür üsv N»mu smer seipalteven 2slle: t^ Dotvr „Lioxvsiurat" äio 8 X^r. Lrsodeloevr Ht^Uek, mit Xunoatlm» äer 8vl.v - voll ksiertoA», Advoll» kür llso kolxevcteu - ttö rr«»«»» tritt iLkrüot» - -7^1, d l^tr LtempelgodNbr, . > Liur. »o8«rat«oi»l>o»tlm» »uiTrSrt«: n. Lrancidtettsr, LoouuüjucmLr ü« Or«8<iovr llourval»; «deväas,: L L«Aker, L«A«, ^'ort u. N. N»m- t-nr8-I!LrIio-Vtii>-l-»ip»i^-L»»»I-Lr«»I»a-rr»i>Ilturi ». N.: ll/aak-'-irt«'»« ll ^0A/er, Lerim -Vi^o - H»mkurs - 7r»ok- kurt L, L-HüvckLv: L/os«e,' LsrUo: ^1. //. Lromvo: A.^c/tlotte, Lr»»!»a: Äanii/on'i ftür^-an u. A ^r,tkr, rrLnictutt ». «,: L ^a-Aer'»et>o ll. te'. k/kr7ma»»«'sclio üuckt>, Daube td tko.,' kr»x: H>. Lbr/reb » Lucdd ; ckewoitr: /<>. t^orAt/ kari»: Aava», ^aMe, Lattier L,'o,, Visa: ^4i. Llullxart: Daube <K L7o. Hvrausxeborr KSniel. Lrpoäition des vresüoor llovroal», Lresüeu, Hvr^Lrotdevxgsss Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 22. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Prcutzen ihnen verliehenen Königlich Preußischen Ordensdrcorationen annehmen und tragen, nämlich: den Kronenorden IV. Classe mit dem rothen Kreuze auf weißem Felde am Erinnerungs bande der Kaufmann Julius Reimann zu Dres den, der Bankdirector Ernst Wilhelm Seifert zu Weimar, und der Wasserbau-Jnspector Freiherr von Wagner zu Bautzen, das allgemeine Ehrenzeichen mit dem rothen Kreuze auf weißem Felde am Erinnerungs bande der Bahnhofs-Restaurateur Weise zu Dresden. Dresden, 28. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Oberforstmeister Carl Wilhelm Adolph von Hake zu Schandau vom l. Octo ber 1872 an die nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Uniform der Oberforstmeister zu be willigen. MchtmnMcher TtM. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Leitungsschau, (Kölnische Zeitung. — Spener'sche Zeitung. — Weser-Zeitung. — St. Petersburger Zeitung.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Bonn. Hannover. Frankfurt a. M. Straßburg. München. Darmstadt. Prag. Pcsth. Paris. Perpignon. Madrid. Bern. Lon don. Konstantinopel. Belgrad.) Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Liste der am Michaelisterwive d. IS. ausgeloostru Sproc. Staatsschuldevkaffenscheive vom Jahre 18SS. Feuilleton. Inserate. Lageskaleuder. Börsennach- richten. Erste Beilage- Lotteriegemiualiste vom 28. September. Inserate. Zweite Beilage. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Werdau. Bischofs werda. Kirchberg. Bärenwaldr.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig. Freiberg.) Liste der am Michaelistermiue d. I. ausgrloosten 4^ Ttaatsschuldenkafsevscheine. Inserate Tklkyraphischt Nachrichten. Perpignan, Sonnabend, 28. September. (W. T. B.) Es hat ein ziemlich ernsthaftes Gefecht zwischen den spanischen Regierungstruppen unter General Baldrich und den Carlisten unter Sa- ballos stattgefunden, infolge dessen die Letzteren in vollstäudiger Auflösung nach der französischen Grenze flohen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) London, Sonntag, 29. September. (W. T. B.) Dem „Observer" zufolge hätte Lord Hather- lry seine Entlassung als Lordkanrler gegeben, und wäre dieser Poften, wie man in unterrichteten «reisen wissen wollte, Sir Rouvdell Palmer au- geboten worden. Dresden, 30. September. Die von der preußischen Regierung ergriffenen Maß regeln gegen den Bischof von Ermeland wer- Ferliüeton. (Nedigirt von Otto vanck.) Hoftheater, 28. September: „Der schwarze Domino", Oper in 3 Aufzügen, Musik von Auber. Angela: Fräul. Aglaja Orgent als Gast. Die Aufführung dieser Oper, die uns den franzö sischen Meister des musikalischen Lustspiels im anmuthig- sten Reichthume seines Geistes und seiner Liebenswür digkeit zeigt, ist bekanntlich in der Gesammtleistung eine vortreffliche, wenn sie sich auch dies Mal etwas weni ger frisch belebt im Zusammenspiel und etwas matter im Colorit erwies und in der Rolle des Gil Perez der Mangel eines Baßbuffo hervortrat. Frl. Orgent erstellte als Angela wieder durch die feine Behandlung und den eleganten Schliff ihrer Technik, durch die Grazie und den Esprit ihres Vortrags und die geschmackvolle und intelligente Durchführung ihre- Spiels. Vorzüg lich effectuirte ihre künstlerische Gesangsvirtuosität in der den Couplets im dritten Act folgenden Stummer und ihre edle Haltung der Cantilene in dem Gebet mit Chor. Hr. v. Witt trat nach längerer, für die Pflege seiner Gesundheit nöthig gewordenen Beurlaubung aü Massarena aus, und seine Stimme erschien wieder ge sundet und gekräftigt. Im Dialog muß sich Hr. v. Witt bemühen, erne tiefere Tonlage seines Organ- zu ge brauchen. Uebrtgen- sei ihm die bei seinem hiesigen Engagementsantritt ausgesprochene Warnung vor den Gesang-strapazen der großen Oper wiederholt. Der gar fühlbare Mangel au neuen Opern treibt zu einem fleißigen Zurückgretfen nach Lltern Werken. Daher wäre z. B. die an fein durchgearbeiteten Ensemble sätzen reiche Jntriguenoper Ander'- „Lestocq" und die Wiederaufnahme der Oper „Der Blitz" von Halevy zu den heute bereits in einigen norddeutschen Zeitungen näher besprochen. Inder „K ölnischenZettüng" wird auf merksam gemacht, daß gegen den Bischof zwar die Tem- poralien-, aber nicht zugleich die Amtssperre verhängt worden ist. Indessen sei die Scheidung beider Maß regeln doch nur eine formelle; der Sache nach seien beide zugleich beschlossen worden, nur daß die Staats- regierung für nöthig befunden hat, sich den Weg zu der letztern durch die Gesetzgebung zu bahnen, weil es ihr mit Recht widerstrebe, in ihrem Kampfe um die ge fährdeten Rechte des StaateS sich lediglich auf ihre Ad ministrativgewalt zu stützen; es müsse ihr Alles daran liegen, den sichern Rechlsboden unter den Füßen zu haben.... „Allein ohne Waffen", sagt die „K. Ztg." weiter, „war die Staatsregierung gegen den Bischof Krementz auch schon jetzt nicht. Dieser hat ihr durch seine Erklärung vom 30. März eine über den tz 57 des Landrechts weit hinausgehendc Rechtshandhabe ge geben. Er hat den Streit um die Anwendung des 8 57 zu dem Principienstreit um die Grenze der staats rechtlichen Gehorsamspfli yt der katholischen Bischöfe in Preußen erhoben. Er hat den staatlichen Treueeid, auf Grund dessen er vom Staate anerkannter Bischof der preußischen Diöcese Emeland ist, durch amtliche Er klärung eines denselben völlig aufhebenden Vorbehalts widerrufen und damit eben auch den Grund zerstört, auf welchem sein Anspruch auf die ihm zufließrnden Staatszahlungen beruht. Lem giebt die Sistirung dieser Zahlungen Ausdruck. Das ist die große Bedeutung der ermeländer Temporaliensperre, welcher die Amtssperre oder doch die Neuregulirung der Amtsvollmacht nothwen dig folgen muß." — Tie „Spener'sche Zeitung" bemerkt dazu: „Die Staatsregierung entzieht also dem Bi schof die bisher aus Staatsmitteln für seinen Unterhalt ge leisteten Zahlungen. Dieser Schritt, der bereits am 16. d., also an dem Tage, da das letzte Schreiben des Fürsten Bismarck in der Marienburger Festfrage ab ging, beschlossen war und am 25. d. die königliche Ge nehmigung erhielt, ist an Tragweite keineswegs jenen Beschlüssen glcichzustrllen, welche am 4. Juli gefaßt wurden, später aber nicht zur Ausführung gelangten. Der Bischof, der sich mit den Gesetzen des Landes sowohl im Princip, wie durch einzelne positive Hand lungen in Widerspruch gesetzt hatte und der mit Zu rückziehung der staatlichen Anerkennung officiell bedroht war, bleibt nun vorläufig doch vom Staate anerkann ter preußischer Bischof. Es ist kein Zweifel, daß dieser Verlauf der Angelegenheit keineswegs glücklich ist, und daß die Staatsregierung entweder im Frühjahre we niger, oder jetzt mehr hätte thuu müssen. Die Tem poraliensperre allein wird wenig praktischen Erfolg haben; es werden sich genug gläubige Seelen finden, welche die Einbuße ersetzen, die ihr geistlicher Hirt an seinen Einnahmen erleidet. Moralisch bedeutsamer wird die Maßregel allerdings dann werden, wenn die Lan desvertretung, woran nicht zu zweifeln ist, ihr bei der Berathung des Etats ausdrücklich ihre Zustimmung er- theilt. Aber das Schwergewicht der Staatsabwchr gegen die bischöflichen Anmaßungen liegt fortan anderswo. Es liegt, nachdem die Verwaltung anfangs einen An lauf zum energischen Durchgreifen genommen, dann aber mit ihren Vorschlägen nicht hat durchdringen können, in der Schärfe und Bestimmtheit der sich vorbereiten den Gesetzgebung." — Auch die „Weser-Zeitung" ist der Ansicht, daß die Einstellung der Gehalte Zahlungen an den Bischof von Ermeland nicht nach der Summe von 12,000 Thlr., um welche es sich dabei handelt, abzuschätzrn ist. „Die Hauptsache ist", sagt das Bre mer Blatt, „daß der Staat seinen festen Entschluß zu erkennen giebt, seinem Rechte nichts zu vergeben und, wo er angegriffen wird, sich mit seiner ganzen Macht zu vertheidigen. Während der letzten Monate hat es bekanntlich nicht an Sorgen und Zweifeln gefehlt, ob die preußische Regierung den im Frühjahre kund gegebenen tapfern Entschließungen treu bleiben werde. Vielfach befürchtete man, die Staatsgewalt werde sich zu nachsichtig uno nachgiebig zeigen, mit einigen Schein erwägen und im andern Genre Cimarosa's „Heimliche Ehe" und Rosfini's große Oper „Moses" nach des Meisters letzter, für Paris geschehener Uebcrarbeitung. C. Banck. Herminiatheater. Die an sich nicht mehr neue Posse mit Gesang: „Berliner Kinder" von Sa- lingrö nebst Musik von Hauptner, welche vom Verfasser als Originalvolksstück bezeichnet wird und am 29. September zur Aufführung kam, ist ein flüchtig zusammengetragenes Potpourri theils sehr alter, abge brauchter, theils neu hinzugrthaner Burlesquerien und Schlagwörter. Außerdem erinnert das Ganze in Ton und Composition an schon vorhandene Bühnenarbeiten, z. B. an Las „lüdeniche Kleeblatt", welches nicht noth wendig drei Blätter zu haben braucht, sowie an manche Berliner Localstücke. Es bleibt stets eine wenig dankbare und noch min der empfehlcnswcrthe Manipulation, eine für das Ber liner Local und die dortigen Bräuche, städtischen Sitten und geselligen Verhältnisse berechnete Theaterunterhal tung auf ein anderes Terrain von sehr verschiedenem Localgeiste zu übertragen. Wo in Charakteren, Witzen und Anspielungen die örtlichen Bezugnahmen ins Auge gefaßt sind, da pflegt zum Besten dieses national costü- mtrten Humors der allgemein menschliche eine stief mütterliche Rolle zu spielen. Und dennoch ist er oft genöthigt, für den Ersolg zu stehen, während am frem den Orte die Localspäße und picant touchirten Tages fragen al- nur haldverstandene Effecte unter den Tisch fallen. Diese kleine Scheidemünze der Sprache im täglichen Verkehre, zu welcher auch der Dialekt gehört, läßt sich nicht durch ein Umwechseln in eine andere Lande-münze ersetzen, ohne oft gar arm und ungenü gend zu erscheinen. Dazu kommt, daß da- Geschmack Zugeständnissen des Gegners sich abfinden lassen und m der Hauptsache den Ultramontanen das Feld räu men. Die bewiesene Langmuth der Staatsgewalt hat die Entscheidung verzögert und vorübergehend den Schein der Schwäche und Unsicherheit erzeugt. Aber wir wis sen doch nicht, ob wir deshalb die Verzögerung zu be dauern haben. Sie hat doch jedenfalls dazu gedient, auch den leisesten Vorwurf der Leidenschaftlichkeit oder Rücksichtslosigkeit von der preußischen Regierung fern zu halten und auch dem Gutmüthigsten klar zu machen, daß es in der That sich um die Autorität der Staats gesetze und nicht im Geringsten um Glauben und Got tesdienst der Katholiken handelt, wenn gegen die An maßung der Agenten der römischen Curie cingeschrit- ten wird. Dem kirchlichen Amte ist im Gegcntheil in diesem Falle eine Schonung zu Theil geworden, welche sich nur als eine der katholischen Bevölkerung bewiesene Rücksicht rechtfertigen läßt und welche schwerlich einem Geistlichen der andern Konfessionen in solchem Maße wäre gewährt worden." Von verschiedenen Seiten sind bereits Andeutungen über eine Wendung in der polnischen Frage gemacht worden, welche die neuere Gestaltung der politischen Verhältnisse Europas in ihrem Gefolge haben dürfte. Wenn man der polnischen Nationalpartei neuerdings eine Tendenz zur Aussöhnung mit der historisch gege benen Lage der Dinge zutraut, so sprechen sich hierüber hervorragende Organe der russischen Pnsse in einer Weise aus, daß man auch von dieser Seite auf ein freundliches Entgegenkommen schließen darf. Die rus sische „St. Petersburger Zeitung" äußert sich hierüber folgendermaßen: „DerSturz Napoleon's Hl. und mit ihm der Hoffnungen der polonophilen Schwär mer, sowie der rasche Machtzuwachs Preußens, dessen Solidarität mit Rußland in der polnischen Angelegen heit kaum einem Zweifel unterliegen kann, sind That- sachen, welche den Resten der separatistischen Tendenzen der Polen einen Schlag beibringen müssen. Die pol nische Frage hat jetzt eine andere Wendung genommen, sie bat aufgehört, eine Frage in dem frühern Sinne zu sein. Wahre polnische Patrioten müssen jetzt auf dem Wege der Ueberzcugung oder ü^r Unterordnung unter eine fatale Nothwendigkeit M-cher Einsicht gelangen, daß ihre Heimath nur als.'Tbeil eines einzigen, untrenn baren Rußlands zur Wohlfahrt gelangen kann. Diese Einsicht ist in der letzten Zeit in der polnischen Lite ratur, freilich mehr in der auswärtigen, in Krakau, Paris, Leipzig gedruckten, hervorgetrcten und regt sich in den Reihen der polnischen Jugend. Rußland muß sich dieser geistigen Strömung bemächtigen, ihr zu Hilfe kommen, zunächst dadurch, daß den in Warschau erschei nenden periodischen Schriften das Maß der Freiheit gewährt werde, welches die Hauptpreßorgane in St. Petersburg und Moskau genießen. Dieses Maß der Freiheit ist nicht so groß, daß es schädlichen Ideen Zuflucht gewähren könnte, die Regierung hat zu jeder Zeit Mittel in ihren Händen, eine für gefährlich er achtete Propaganda zu unterdrücken. Das Maß der Freiheit ist aber nothwendig, wenn man will, daß das gedruckte Wort einigen Einfluß auf die Gesellschaft ausübc und zur Verbreitung der Ideen von der Noth wendigkeit einer engen, untrennbaren Verbindung Po lens mit Rußland, unv der Heilung der Wunden, die durch das Nichtvorhandenscin dieser Idee geschlagen wurden, seinen Tbeil beitrage. Ohne das Maß der Preßfreiheit, das wir besitzen, ist es nicht möglich, eine neue politisch-literarische Richtung zu schaffen, die in iorer Frische die gegenwärtig herrschende und trotz der Wachsamkeit der Censur von katholischen und verschie denen veralteten Ideen durchdrungene Richtung zu ver drängen im Stande wäre. Wir glauben —so schließt das slawische Blatt — an die Möglichkeit und Frucht barkeit einer aufrichtigen Annäherung des entwickelten Polens an Rußland und sind daher der Ansicht, daß wir die Idee dieser Annäherung durch eine mäßige Freiheit der Presse und andere Maßregeln fördern müssen." lose — ein sehr gebräuchlicher Artikel in Localstückcn — durch das Tendenzielle nur dann einigermaßen ge deckt werden kann, wenn der Localton mit den, Zube- bör aller Details durch eine virtuose schauspielerische Wiedergabe frappirt und die Lacher für sich gewinnt. Von solcher Portraitmalerei kann nicht die Rede sein, wo das Original nicht im Modell sitzt, sondern sich in einem anderen Lande befindet. Durch eine solche Sachlage werden die „Berliner Kinder" in ihrem Gesammteindruck lahm gelegt und würden in ihrem specifisch Berlinischen Wesen selbst dann keine rege Ansprache finden, wenn cs dem Hcr- miniatheater möglich wäre, durch das präciscste, abge schliffenste Ensemble und völlig geeignete Komiker sol chen Darstellungen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. O. B. CircuS Renz. Mit Roß und Mann, mit feiner ganzen bunten Schaar ist Renz nach längerer Abwesenheit wieder in Dresden eingezogen. Ein geräumiger, stattlicher Circus erhebt sich auf dem Sternplatz, dem ein schaulustiges Publicum zu Wagen und zu Fuß in Hellen Haufen am Abend de- 28 September zuströmtc, an welchem die erste Vorstellung der Renz'schen Kunstreitergcsellschaft vor einem di- ruf den letzten Platz gefüllten Hause statt fand. Und in der That verdient Renz in vollem Glatze diese Theilnahme de- Dre-dncr Publicums. Kunstreiter- productionen neigen sich ihrer Natur nach »u einer ge wissen Monotonie hin, der nur durch die größte Vollen dung des Gebotenen und dic eleganteste ruise-eo,cö»s entgegengewirkt werden kann. In beiden Beziehungen läßt der CircuS Renz nicht- zu wünschen übrig. Be wunderungswürdig drrsstrte Pferde von den edelsten Racen und den herrlichsten Formen, kühne, sichere und Tllgkllsic'chichte. Dresden, 30. September. Verschiedene öffentliche Blätter Haden in den letzten Tagen über das bevor stehende fünfzigjährige Ehejubiläum Ihrer Maje stäten des Königs und der Königin Artikel ge bracht, welche sowohl über die beabsichtigten Festlichkei ten selbst, als hinsichtlich der möglicherweise in Aussicht stehenden hohen Besuche, neben einigen wenigen richti gen, sehr viele gänzlich unbegründete Nachrichten ent halten und überdies von Vielem als sicher bevorstehend sprechen, was zur Zeil wenigstens noch als völlig un gewiß, ja zum Theil sogar als höchst unwahrscheinlich bezeichnet werden muß. Wir halten es daher für unire Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, daß alle diese Artikel — insoweit sic nicht etwa blos der Erfindungs gabe ihrer Urheber ihr Dasein verdanke» — nur auf ganz unzuverlässigen, meist gänzlich unbegründeten Ge rüchten beruhen können. Dresden, 30. September. Die uns heute zuge gangene zweite Prodenummer der „Dresdner Presse" spricht von bevorstehenden Veränderungen in eini gen der höhern Hofstcllen. Diese Angaben sind durchgängig unbegründet und beruhen lediglich auf Erfindung. Dresden, 30. September. Vom Reichs-Gesetz blatt ist das 3l. Stück vom Jahre 1872 hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 885) Bekanntmachung dcs 8. Verzeichnisses derjenigen höhern Lehranstalten, welche zur Ausstellung giftiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Qualifikation zum einjährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind, vom 2l. September d. I.; Nr. 886) Bekanntmachung vom gleichen Datum, be treffend diejenigen Gymnasien, welche hinsichtlich ihrer vom Unterrichte in der griechischen Sprache dlspensirten Schüler zu den im 8 l54 Nr. 2<- der Milftärersatz- instruction vom 26. März 1868 bezeichneten Lehran stalten gehören; Nr. 887) Ertheilung ter allgemeinen Ermächtigung dem kais. deutschen Ministerresidenten l)r. Schumacher in den Vereinigten Staaten von Colum bien, bürgerlich giftige Eheschließungen von Deutschen vorzunehmen und die Geburten, Heirathen und Sterde- fälle derselben zu beurkunden. * Berlin, 29. September. Gestern Abend ist Se. Majestät der Kaiser nach Baden-Baden abgereist, wo selbst morgen der Geburtstag der Kaiserin gefeiert wirv. Vorgestern nahm Ihre Majestät mit dem Her zog von Edinburgh, dem Prinzen Arthur und der Prin zessin Alice von Großbritannien und Irland, so wie mit den in Baden eingetroffenen Verwandten an dem feierlichen Begräbnis, der verwittweten Fürstin von Hohenlohe-Langenburg (der Stiefschwester der Königin von England) Theil. — Se. k. Hoheit der Prinz Albrecht hat, dem gestrigen Bulletin zufolge, eine ruhigere Nacht, abwechselnd Schlaf gehabt und ist dem entsprechend das Befinden und der Kräftezustand be friedigender. — Wie die „N. A. Z." erfahrt, hat der Bischof von Ermeland dem zwischen ihm und dem Ministerpräsidenten stattgchabten Schriftwechsel noch weitere Folge gegeben. Es ist nämlich, bevor noch der mitgetheilte Erlaß des Kultusministers dem Bischof zu gegangen war, von Seiten desselben eine Rückantwort auf die letzte veröffentlichte Erklärung des Fürsten Bismarck eingetroffen. Auch in dieser neuesten Kund gebung hält Bischof Krementz seinen Standpunkt in Betreff der Excommumcationsfrage unbedingt fest. — Der Kriegsminister, General der Infanterie GrafRoon ist in Gütergotz von einem leichten Unwohlsein befallen, doch soll derselbe sich bereits in der Besserung befin den. — Der Minister des Innern Graf zu Eulen burg wird am Montage aus Preußen hierher zurück kehren. — Gestern Vormittag fand eine polizeiliche Besichtigung des neuen Potsdamer Bahnhofes statt. Die Verlegung des Verkehrs dahin vom pro visorischen Bahnhof in der Flottwellstraße aus soll, wie graciöse Reiter und Reiterinnen, kautschukartige Clowns, die nicht ohne Humor sind, und das Alles vvrgeführt mit der tadellosesten Eleganz der Costüme und Äcccsso- rien, in Scene gesetzt mit unleugbarem Geschmack und verschwenderischem Aufwand äußerer Mittel. Dazu der bequeme Circus, dies Alles ist wohl hinreichend, den massenhaften Besuch des Publicums zu erklären. Wir überlassen es den Fachmännern, ein eingehendes Urtheil über die Eigenschaften der zwei und vierbeinigen Künst ler abzugebcn und beschränken uns nur darauf, den Eindruck der ersten Vorstellung hier zu skizziren. Von der feinen Dressur der Pferde, wie zugleich von ihrer Schönheit, gaben das vom Herrn Director Renz vor geführte Schulpferd „Pilger", wie d»e von vier Herren mit acht Schulpferden meisterlich gerittene Fahrschule glänzendes Zeugniß. Ebenso die sieben Rosse, mit welchen Director Renz als Bioplastiker lebende Bilder stellte, Pferdebilder, welche die von Quirinus Müller, Rappo u. A. arangirten Menschenstatuen weit hinter sich ließen. Erinnerten doch die Modelle der letzteren Bioplastiker weniger an die deS Praxiteles und Canova, als an die Anfänge der Kunst, wo dlose Steine und viereckige Pfähle für Götterbilder galten uns verehrt wurden. Die Renz'schen Rosse, in mannichfach schönen Stellungen auf hohen Postamenten in eiserner Ruhe verharrend, boten dagegen eine würdige Copie jener berühmten Pfcrdedenkmälrrgruppe, welche einst Clmon seinen Stuten, jenen Siegerinnen zu Olympia, neben seinem eigenen Grabmal errichtete. Prächtig wurde auch eine Quadrille von acht Damen und acht Herren ge ritten, wobei da- vierfüßige Corps-de-Ballet eine Grazie der Bewegungen und decenter Körperschwenkungen ent wickelte, an denen manches zweifüßige sich rin Beispiel nehmen könnte. Was die übrigen kuuslrriterischrn Pro duktionen des Abend- betrifft, so rxcrllirte Herr Rodert
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