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Dresdner Journal : 03.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-03
- Tag1874-03-03
- Monat1874-03
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 03.03.1874
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.PSI Dienstag, de» g. MSrz. 1871 »Ä. 5 B. G. b.u.G. '4 Ä. Ä. >4«. u^B.v»Ä 9Ä »B. 3Ä. B. 48 G ,57 b, G. G. Ä. G. 'KV- Ä. 9Ä. 'ä?' !>^ö> 1B. HÄ. r^.Ä G. Ä Ä. bz 2»^, Ä. >b dz i'L G. b.u.V. 1, Ä. L G. Ä l. amerika middi .Dbollerat. iir Benga> air Umra« ir Madras nvrna 6^ ling April- , 27. Febr. ,ndon 33, />«, Paris O »866 er russ. Eisen- . Februar, oagio »2^, t>r. (Pro- :o 85—SN oco 72—73 64—65 G., :o 2M Ä. loco >8'4 ril Mai — 24 Ä. iuand Er- im: Bock- -.; Ober- I68v Ä.; 15 G.; Pölbitzer Zwickauer iauer Äas- Nk 5^ 78 edensarube nes, Mm- Reuselwitz tz64's Ä. ; 8-' bz.; bbauverein nterimssch. Bockwa enstein 55 liy 156,8 , erzgebir- 9<x>,2 bz.; .; Gers- Gottes- ,2^bz.:do ihndorf d. Bernsdorf ; Kaiser - 35,^ bz.; Interims Mürschnitz - Kirchberg vn Ä.; o. Schader lschasl W5 bz., do. glück 40'4, bz.; Reins lieichszeche zu Lugau ÜÜ" bz.; ; Saxonia imsscheine 6,5H bz.; t,20 bz.; 24'i« G.; do. S. u 48 G.; 52fLdi.; >5» OR 1137,6 bz.; Vereins r. (Pro ,co 73—vl li - August >co 63 Ä. 'N-, Inni- ritus loco Juli <3, . Rübdl Xai >S'/„, c. Hafer Zuui-Juli 4d»u»»»entopr«l,» Dres-ntl Journal. Lroekeluear «k^n^^äV^^uu^k'ochrt»»«, Verantwortlicher Nedsicteur: I. G. Hartmann. ,-ii s s-ss-SSG-s- H iü I- 4.°r»°d.° - 1"ttiLbrlwk I». - 's.»,.- f 2 ^blr StvwpotzobSNr, ^UrrlroN.. . . - 5 ^blr. ^«utooboo Z4lLbrIwt»: 1 l'blr. 1b l keiottvo koot uuä kiureiae Nuwincrv: 1 Xgr. z 3wlopvIru»et»1»U tüuru, Illoeraleuprel^r kür Nou Kaum «iuvr soapaltzoueu ketitroil«: 2 X^r Nutz« ,Mu^vs»uäi" «Uv Loils: b Xgr. lusor»t«,n»»n»t,«o »uaMLrl», l-slpitg: /tretn^trttes, 6ou,uiis»iunLr cks» ltroocknor lourusln; vbouckas : L«Aen u K F>ever, S»wdar^->«rU». Vi« l-»r«»l«a-»rnkton, » : Dcia«e,,deein «t LsrU» Vt«a-L»iudar^-?r»G.I.,tp,i^.rr,»k. tart». N.-dlüncds»: Kuck. IsrU» vl Kete?/ie^er, v4/LE?>t, >r,w«o Sri» I»u: D.XtaeiAen'o Kürsau; Cknuut»: />. I niAt, kr»ok 5iu-t» ». ^.s/ueAee-'sdisu.^.^./rerr-veann'soks ltuekk , DauLe<-Co.,- SSrUt,: /un D , Lumovr: C. Se^Ker, k»rt»: Laia«, /.a/itte, Lu/tter et Co , 3tattx»rl: Daube <d Co., §ü«ick. vtuno.icen-Daeeau, Vt«: v4i. OMe-il, Uonauoxodbr: Xüni^I, ^»pt-ckition clv« Dro»ckn<-i ckournnl^, Orsscksn, Aa.r8»rvtk«;u8UE Xo. l. Uichtaiiitlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Fremdenblatt. Montaas-Revue.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Köln. Kassel. Bayreuth. Wien. Prag. Versailles. Madrid. London. Kopenhagen. Stockholm. St. Petersburg. Konstantinopel. Bukarest. Nangasaki. Hongkong.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichte«. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Crimmitschau. Adorf. Burgstädt.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkaleuder. Beilage. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 1. Mär», Nachmittags. (W. T. B.) Heute Vormittag hat vei dem Ministerpräfi denten Kürsten AuerSperg eine Coaferenz statt gefunden, an welcher mehrere Minister, sowie der Präsident deS Abgeordnetenhauses und mehrere Mitglieder deS NeichSratheS theilnahmen und über deren Resultate Folgendes verlautet: Es wurde über die Eintheilung der Zeit zur Er ledigung der mannichfachen, dem Abgeordnetenhause noch vorliegenden Gesetze und anderer Geschäfte verhandelt und hierbei ein allseitiges Einverständniß erzielt. Hiernach soll vor Ostern d. I. eine kurze und in der zweiten Hälfte des April d. I. eine längere Vertagung des ReichSrathes eintreten, letztere, weil uni diese Zett ein Zusammentreten der Delegationen in Aussicht genommen ist. Fernerswurde die Absicht ausgedrückt, die Landtage zum >5. September e-, den Rrichsrath zum 15. October c:. einzuberusen, damit die verfassungsmäßige Feststellung des Finanzqesetzes pro 1^75 rechtzeitig ermöglicht werde. Pest. Montag, 2. März. (W.L.B.) Wie die „Pester Eorrespondenz" meldet, hatte der Minister präsident v. Szlavy gestern in Wien eine zweistün dige Audienz beim Kaiser und referirte Sr. Ma jestät über die Lage. Szlavy erklärte, daS Cabi- net wolle seine Demission geben, legte aber noch nicht officiell daS DemisfionSgesuch vor, nachdem der Kaiser im Laufe dieser Woche sich nach Pest begiebt und sich die Entscheidung bis dahin vorbe- batten hat. Paris, Sonntag, 1. März, AbendS. (W.T. B.) So weit daü Resultat der beiden gestrigen Er satzwahlen für die Nationalversammlung bis jetzt bekannt ist, erhielt im Departement Haute Vienne der republikanische Candidat Lepetit 30,89V, der konservative Candidat de Beauchamp 26,560 Stim men, im Departement Vancluse der Radikale Ledru- Rollin 16,363, der konservative Candidat de Bi- liotti 14,757 Stimmen. Madrid, Sonntag, 1. März, Morgens. (W. T.B.) Die amtliche Zeitung veröffentlicht ein Te- legramm des Generals MorioneS vom 25. Februar auü besten Hauptquartier Larigida. In demselben heißt rS: Die Armee hat die Verschanzungen von San-Pedro nicht forciren können; es ist sogar dem Feinde gelungen, unsre Linie an einer Stelle zu durchbrechen. Der Ge neral verlangt Verstärkungen und einen andern Ober ¬ befehlshaber für die Armee. Moriones beziffert die e» forderliche Verstärkung auf 6 Bataillone und 7 B«» terien mit Kanonen verschiedenen Ealibers, jedes Gesch» mit Munition zu 500 Schüssen. Primo Rivera ist leicht verwundet, führt jedoch sein Commando fort. Die Arm^e hält fortdauernd die Stellungen von Somorrostro, Minen und Provena bis Milquez besetzt. Die Disciplin der Armee ist nach der Versicherung des Generals Moriones vertrrsslich. (Val. unter „TageSgeschichte".) DaS amtliche Blatt enthalt ferner ein Dekret deS Marschalls Serrano, in welchem er erklärt, daß er, da die Funktionen eines Staatsoberhaup tes mit denen eines Verfitzenden deS MinisterratheA unverträglich seien, auf die Präsidentschaft verzichße und nur die Funktionen emeS Chefs der Exekutiv gewalt beibehalten werde; er habe infolgedessen Za bala zum Präsidenten deS MinisterratheS ernannt. Serrano und Admiral Topete haben sich in vergangener Nacht nach Santander begeben. Fast alle Telegraphenlinien find »«folge deS schlechten WetterS unterbrochen. Bayonne, Montag, 2. März. (W.T.B.) Rach officiellen Nachrichten auS dem Carltstischen Haupt quartier war Don Carlos mit seinem General- ftude seit dem 22. Februar in Barnacaldo, um die Belagerungsarbeiten von Bilbao und die Operationen des RegierungSgeveralS MorioneS zu überwachen. Dir Beschießung der Stadt begann am 22. Februar auf daS Heftigste. Zur Beschießung waren 1500 Bomben bestimmt; außerdem fabricir- ten die Carlisten täglich 400 Stück in besonders einge richteten Werkstätten. General MorioneS unternahm am 24. Februar eiuen dreimaligen Sturm auf die sehr steilen, durch Schutzwrrke überall unzugäng lich gemachten Höhen von Somorrostro und wurde jedeSmal mit Ungeheuern Verlusten zürückgeschlaaen. Alle fremden Consuln hahen Bttbao verlast,«. Die Eroberung dieser Stadt wird zweifellos als nahe bevorstehend betrachtet. London, Sonntag, 1. März. (W. T. B.) Gestern ist endlich der Proceß Tichborne zu Ende gegangen. Das Urtheil erklärt den Prätendenten des Mein eids und deS wissentlich falschen Zeugnisses schul- dig und spricht gegen denselben 1 jährige ZwangS- ardeitSstrafe aus. Aus London, vom 2. März, wird der „K. Ztg." gemeldet, daß Graf Arnim (der bisherige deutsche Botschafter in Paris) die Ernennung znm deutschen Botschafter in Konstantinopel bereit» zu Anfang »origer Woche angenommen hat. Dresden, 2. März. Ueber die politischen Resultate der Reise des Kai sers von Oesterreich nach St. Petersburg ent hält das Wiener „ Frem denblatt" einen Leitartikel, welchen die halbamtliche „W. Abendpost" reproducirt und dem wir folgende Stellen entnehmen: „Se. Majestät der Kaiser weilt wieder in unserer Mitte. Keinem Augen zeugen des herzlichen Empfanges ist der heitere Frohsinn entgangen, welcher die Züge des erlauchten Heimkehren den verklärte und beredtes Zeugniß gab, daß unser Herr und Kaiser das Gefühl voller Befriedigung von seiner glücklich beendigten, bedeutungsvollen Fahrt an das rus sische Hoflager zurückgebracht hat. Die Glückwünsche, welche den Monarchen am Tage der Abreise begleiteten, sind also in Erfüllung gegangen. Der Kaiser ist heiter und zufrieden in seine Staaten zurückgekehrt, und der Refler dieser Zufriedenheit wird sich vom Throne herab auch über die österreichischen Völker verbreiten. Thron und Volk stehen ja bei uns in viel zu inniger Wechsel wirkung, als daß die Stimmung des einen Theiles sich nicht alsbald dem andern Theile mittheilen sollte. Deshalb wird auch die Befriedigung, mit welcher der Kaiser aus dem Perron des Nordbahnhoses seinem Sohne und den Mi nistern entgegentrat, rasch ihren Umzug durch das Reich halten. Man wird sich überall bewußt werden, daß der Monarch uni einen Erfolg reicher aus der Fremde nach der Heimath zurückgekommen ist, daß die Voraussetzungen, auf welche hin der Entschluß zur Reise nach St. Petersburg gefaßt worden war, sich als vollkommen richtig bewährt haben, daß, mit einem Worte, das Resultat des kaiserlichen' Besuches im nordischen Nachbarreiche nicht hinter den vorausgegangenen Er wartungen zurückgeblieben ist. Befriedigt von den inten siven moralischen Wirkungen der St. Petersburger Reise werden alle Diejenigen sein, denen an der Erhaltung der allgemeinen Ruhe, an der Wiederherstellung fried licher Zustände, an der Möglichkeit der Lösung auf tauchender Differenzen und Conflicte im Völkerleben, ohne daß die Berufung an die , ultima r-uio" noth wendig einzutreten hätte, ernstlich gelegen ist. Enttäuscht dagegen werden alle Diejenigen sein, die von den „„schönen TaAen von St. Petersburg"" eine wie immer geartete Trübung der herzlichen Beziehungen zwischen Wien und Berlin oder vielleicht die Rührung chauvinistischer Re vanchegelüste oder gar die Begünstigung nationaler Träu mereien erhofften. Nein, das Alles wird nicht im Ge folge der Kaiserreise kommen, denn die Zeit wird lehren, daß Jene im vollen Rechte waren, die von der Begeg nung in St. Petersburg eher alles Andere, denn eine Politik der Action erwarteten. Die gewaltigsten Mächte des Continents haben sich wahrhaftig nicht zusammen- aefunden, um zu zerstören, sondern um zu erhalten. Jahrelangen Bemühungen ist es endlich gelungen, einen Areopag des Friedens aufzurichten, der nicht nur uns und den uns befreundeten Völkern, sondern der ganzen Welt zum Segen gereichen wird." Wie der Telegraph meldet, bringt auch die „Mon- tags-Revue" einen Artikel, welcher die Kaiserreise nach St. Petersburg beleuchtet und dabei hervorhebt, daß der Ausgangspunkt der österreichisch-russischen Annäherung das enge Bündniß mit Deutschland war. Die edlen Gesinnungen des Kaisers von Rußland ließen an der Aufrichtigkeit der österreichisch-russischen Freundschaftsbezeugungen nicht zweifeln. Wenn realistische Staatsmänner wie Fürst Bismarck, Fürst Gortschakow und Graf Andrassy das Interesse an der Erhaltung des Friedens als ein zwingendes erkannt haben, so sei kein Zweifel, daß sie alle übrigen Fragen diesem Interesse unterzuordnen ent schlossen sind. Diese Vereinigung der mächtigsten Staaten Europas bedrohe Niemanden, sei fast mehr als eine Friedensbürgschaft, sei der Friede selbst. Die diplomati schen Schritte einer handelspolitischen Annäherung zwi schen Oesterreich-Ungarn und Rußland finden ein eifriges Entgegenkommen und sachliche Unterstützung von «Äiten der russischen Staatsmänner. Eingehende diesbezügliche Verhandlungen würden demnächst in St. Petersburg be ginnen. TageSgeschichte. Dresden, 2. März. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 7. Stück vom Jahre >874 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält Nr. 0L<>) Gesetz vom 23. Februar d.J., die Gewährung von nachträglichen Vergütungen für Kriegsleistungcn der Gemeinden betreffend. * Berlin, 1. März. Zu Ehren Ihrer königl. Ho heiten des Prinzen und der Frau Prinzessin von Wales, welche heute Vormittag aus St. Petersburg hier eingetroffen sind, findet Nachmittags im weißen Saale des königl. Schlosses ein Galadiner statt. — Ter Bundesrath hat gestern eine Plenarsitzung unter dem Vorsitze des Staalsministers Delbrück abgehälten. Rach den einleitenden Geschäften erfolgte die Mittheilung des Präsidenten des Reichstages über die vom letzter« be schlossene unveränderte Annahme des Gesetzes über die einer besonder» Genehmigung bedürfenden gewerblichen Anlagen. Sodann wurde der bereits erwähnte Antrag Preußens, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die aus dem Amte entlassenen oder wegen unbefugter Vornahme von Amtshandlungen bestraften Kirchendiener, vorgelegt und dem Justizausschusse überwiesen. Ein An trag Sachsens, betreffend die Tarifirung von Buchbin derleinen, ging an den Zoll- und SteuerauSschuß. Hier auf erfolgten Mittheilungen über die erfolgte Vereidigung des zuletzt gewählten Mitgliedes der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds und über die angeregte internanonale Vereinbarung von Ouarantänemaßregeln gegen die Cho» lera. Es folgte die Annahme der Ausschußanträge über die Außercourssetzung der Kronthaler rc.; die Aufstellung des Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches; die Hebung deS Militärveterinärwesens; die Bauarbeiten an dem Tunnel der St. Gottharddahu im ersten Bau jahre, uud endlich den Abschluß eines AuSlieserungsver- trages mit Brasilien. Die Vorlegung von Eingaben machte den Schluß. — Die „N.-Z." berichtet über den Ausgang der vorgestrigen Bcrathung des Justizausschnsses über die Strasproceßordnung: Der württemberg- sche Justizminister v. Mittnacht referirte und vertrat dabei energisch die Beibehaltung der Schwurgerichte gegen die Einführung der Schöffengerichte; er betonte die segens reichen Erfahrungen mit den Schwurgerichten und die warmen Sympathien, welche dieselben bei der Bevölkerung in ganz Süddeutschland genössen. Bayern und Hessen unterstützten ihrerseits lebhaft den Referenten und pro testieren gleichfalls gegen die Vorschläge des Entwurfs. Der preußische Justizminister, Di. Leonhardt, vertheidigte den Entwurf zwar nach allen Richtungen, erklärte sich aber in einer allseitig anerkannten zuvorkommenden Weise bereit, der Stimmung in Süddeutschland Rechnung zu tragen und auf die Schöffengerichte verzichten zu wollen. Die Vorlage wird infolge dieses Beschlusses, wonach Schöf fen nur neben dem Einzelrichter thätig sein sollen, einer vollständigen Umarbeitung unterzogen werden müssen, womit unverzüglich vorgegangen werden wird. — Die Commissionen des Reichstags hielten auch gestern Sitzungen. Die Militärcommi > sion hat die General debatte über die entscheidenden Paragraphen deS Ab schnitts l zu Ende geführt. "Reue Gesichtspunkte konnten dabei im Ganzen nicht mehr hervortreten. Bemerkens- werth ist nach der „N.-Z." nur, daß der General v. Voigts- Rheetz die Ziffer von 401,650 Mann dahin erläuterte, daß dieselbe die Marimalüfser sei, bis zu welcher an irgend einem Tage des Jahres der Prasenzstand der Armee sich erheben dürfe. Roch wichtiger war die Er klärung des preußischen Kriegsministers v. Kameke, die in ähnlichen» Sinne lautete; der Mmister verzichtete vorläufig darauf, gegenüber den hervorgetretenen Rich tungen Stellung zu nehmen, bis formulirte Gegenvor schläae gemacht seien; aber er gab die Versicherung ab, die Bundesregierungen legten auf die Stabilität der Armee einen solchen Werth, daß sie ein Provisorium nicht für wünschenSwerth hielten, sondern ein Definttivum erstreben müßten. Nach dem Schluß der Generaldebatte wurde die Specialderathung der entscheidenden Paragraphen auf die zweite Hälfte der nächsten Woche vertagt. Die sehr wichtige Auskunft über den thatsächlichen Friedens präsenzstand während der letzten beiden Jahre ist bereits heute von der Militärverwaltung schriftlich mitgetheilt. Es geht daraus allerdings hervor, daß die Durchschnitts zahl der bei den Fahnen stehenden Mannschaften in den letzten zwei Jahren sehr viel geringer war, als die Normalziffer von 401,650 Mann. Lie Commission wandte sich nun zu 8- 5 und 6 des Abschnitts 1 und wird von jetzt ab ihre Specialberathung so lange sort- sctzcn, bis der Zeitpunkt geeignet scheint, um die Cardinal- fragen des ersten Abschnitts zu lösen. Zu tz 5 wurde mit 14 gegen l2 Stimmen der Zusatzantrag angenommen: „Die weiteren Grundzüge der Organisation der Land wehr und des Landsturms, sowie die Dienstverhältnisse der Landwehrmänner und der Landsturmpflichtigen werden durch ein Gesetz geregelt." Der 8 6 wurde dem ent sprechend abgeändert und insbesondere das kaiserliche Verordnungsrecht in Bezug auf den Landsturin gestrichen. Feuilteto«. (Redigin von Otto vanck.) K. Hostheater — Neustadt — den 28. Februar (zum ersten Male): „Ein schöner Traum", Soloscherz von A. Krüger, und „Lieschen Wildermuth", Lustspiel in 4 Acten von A. Schreiber. Röschen und Elise: Frau Hedwig Raabe, als Gast. 'Der anspruchslose, mit Geschmack versaßte Soloscherz wurde für die Goßmann geschrieben. Frau Raabe führte Röschens unbefangen naive und lebendige Vor stellungen eines nahen, ersehnten und beseligenden Ehe glücks mit entzückender Innerlichkeit der Phantasie, voll endet nüancirt in der Färbung und den Uebergängen, und mit jener vollen, innig wärmen Hingabe an die er wachenden Gefühlsregungen und Einbildungen aus, welche uns mit fesselnder Illusion den Eindruck einer anmuthigen Wirklichkeit empfangen läßt. Eine noch malige Wiederholung der kleinen Piece würde sehr will kommen sein. Das Lustspiel ist ebenfalls von A. Krüger (pseudonym Schreiber), der auch einige Hamburger Localpossen schrieb, gefertigt: ein aus allbekannten Bühnenfiguren und Scenen mit sehr gewöhnlicher und geistlos variirrnder Behandlung zum Besten der Titelrolle zusammengesetztes Stück. Dem auf dem Lande lebenden Oberst Wilder muth ist für eine seiner beiden Töchter der Assessor Ro- denwald ein erwünschter Freier. Dieser aber hat durch eine coquette Schöne der Residenz eine unangenehme Liebeserfahrung gemacht und sich — mit starker Begriffs verwirrung von herzloser Coquetterie, moderner Erzieh ung und wahrer Bildung — dem schrullenhaften Vor satz ergeben, nur ein ungebildetes, herziges Naturkind, eine „Einfalt vom Lande" zu hrirathen. Der Oberst tttoyitt daher seinen wohlerzogenen Töchtern die Auf ¬ gabe, sich zu verstellen, und Elise, die den Assessor liebt, tpielt die Rolle der Einfalt voin Lande mit vollkommenem Erfolg. Aber die wohlgelungene Täuschung wird vor läufig auch in der Ehe fortgesetzt, während der Herr Assessor sich bereits in seinem Glücke durch das unge schickte Benehmen und die scheinbare Dummheit seiner Frau höchst unbehaglich fühlt und seine eigene Dumm heit bereut; und der Effect, die Maske ganz fallen zu lassen, wird von Elise auf einen Ball bei jener oben erwähnten, jetzt auch verheiratheten Coquette »erspart. Denn der Verfasser kann einen frühern, den Verhält nissen entsprechenden und psychologisch richtigen» Schluß des Stückes nicht gebrauchen, er hat durchaus vier Acte nöthig und gewisse wirksame, wenn auch unwahr scheinliche Situationen, um die Rolle der Elise ge hörig auszustatten. Das schwache, völlig werthlose, in den Motiven und der Entwickelung unhaltbare Bühnenwerk verdient keine weitere Beachtung, aber die Partie der Elise erweist sich für eine so productive, in den kleinsten Zügen reich und charakteristisch zeichnende Gestaltungswelse, wie sie Frau Raabe besitzt, in an ziehendster Weise bildsam und dankbar. Und bei dem Viangel an guten Stücken für das Genre dieser Künst lerin werden Alle, welche zur löblichen Gesammtaus- führung des Lustspiels mitwirkten, ihre nur für das Auftreten des Gastes aufgewendete Mühe nicht bereuen, denn sie verschaffte uns den Genuß einer meisterhaften Leistung, einfach, lebenswahr und überzeugend in jedem Ton, in jedem Momente des Spiels. Die vollkommene Einheit in Beiden beweist den so selten erkannten Satz, daß vollendete Natürlichkeit in der Sprache, im Aus druck, stets auch von der größten Natürlichkeit im Spiele begleitet ist, da beide Erscheinungen gleichmäßig durch die ungestörte Illusion des Künstlers, durch die völlige Versenkung in die Aufgaben, ein Durchleben derselben, hervorgrbracht werden. Der innerliche Ausdruck der Rede empfängt bei Frau Raabe noch beredteste Belebung durch Mienenspiel und Blick, und für den sprunghaften Wechsel der Stimmungen und Einfälle, wie für die tieferen, ihr ganzes Wesen erfassenden Gefühlsbcwegungen stehen ihr unmittelbare Naturlaute zu Gebote, die sie mit künst lerischer Decenz, in feinschattircnder Modulation und Beherrschung ihrer Stimmmittel pointirt. Die Recitation einer Rede „Gretchens" (zu Faust) vermehrte die ge spannte Erwartung, mit welcher man ihrer Darstellung dieser Rolle entgegensieht. Fra« Raabe hat jetzt viermal im königl. Theater in Neustadt gespielt; es erschiene angemessen, wenn ihre übrigen Gastrollen, deren dem Vernehmen nach noch drei sind, nun auf der königl. Bühne in Altstadt ge geben würden. Mit dieser Rücksicht auf das zahlreichere Publicum der Altstadt würde sich auch ein Vortheil der Kasse verbinden. C. Banck. Ueber die sogenannte „große Wüste" in Nord amerika entnehmen wir dem „Globus" von C. Andree Folgendes: Auf älteren Karten wird die Gegend, welche heute das westliche Kansas und das östliche Colorado bildet, bis an den Fuß der Felsengebirge als die große Wüste bezeichnet. Heute ist dieselbe weit und breit be siedelt und von einem Ende zum andern von Eisen bahnen durchzogen. Das zu Denver erscheinende deutsche „Colorado Journal" schreibt: „Die große amerikanische Wüste!" Unsinn. Man kann sich kaum die Verachtung denken, die eil» echter FrontierSmann für jene Mode puppen aus den» Osten empfindet, die, selbst heute noch von der Romantik eines Cooper, Colfax und Irving überfließend, nach Denver kommen und sich hier um- schauend nach der „großen Wüste" und den „blutdürstigen Wilden" erkundigen. Ein Blick schon auf die in diesem Jahre erfolgten Ausstellungen von Produkten des fernen Westens, von den Erzeugnissen der „großen amerikanischen Wüste" muß sie wohl eines Besseren belehrt haben. 'Neben de»» Gold- und Silbererzen Colorados, die einen Reinertrag von Tausenden von Lollars per Tonne lie fern, neben den in nie gekannter Größe vorhandenen Gartengewächsen, neben dem an Qualität unerreicht da stehenden Weizen dieses Territoriums erblickt der aus merksame Beobachter das in jener Wüste gezogene Welsch, körn, an Größe und Qualität unübertroffen, und da neben die in den Gärten des westlichen Kansas in eben derselben Wüste gezogenen Trauben, Gemüse und Obst der verschiedensten Arten. Ueber 500 Meilen aus dieser Wüste heraus war auf der Kansasausstellung Mais zu finden, lO bis 15 Fuß hoch, und dazu noch auf sandigem Boden und ohne jedwede Bewässerung gezogen. Hafer 11 Fuß hoch und Hanf 15 Kuß hoch, Alles aus der großen amerikanischen Wüste kommend, waren auf jener Ausstellung zu sehen. Wo 45 Buschel Sommerweizen vom Acker geerntet werden, kann von einer Wüste doch unmöglich die Rede sein. Las aber haben wir in Colorado. Seitdem die Kansas-Pacific- und ihre Zweigbahnen diesen früher unter dein Namen der „amerikanischen Wüste" bekannten oder vielmebr unbekannten Landstrich der Cultur zugänglich gemacht haben, ist von Jahr zu Jahr das Probten» der Culturfähigkeit dieses großen Landstrichs mehr und mehr gelöst worden und es wird nicht einmal mebr eines Menschenalters bedürfen, ebe der größere Theil desselben unter Cultur steht. Aus dieser Wüste wird mit der Zeit ein einziges großes Kornfeld, unterbrochen von Weideplätzen für d»e zahllosen Viehherden' entstehen, und vergebens wird dann die kommende Generation sich nach dieser Wüste umsehen, bei deren Anblick ihre Vorfahren zurückschreckten und schon vor dem einfachen Gedanken, sie durchkreuzen zu müssen, erbebten. Auch das ist ein Werk der Civilisatio« lind sicherlich nicht das kleinste.
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