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Dresdner Journal : 09.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-09
- Monat1874-05
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 09.05.1874
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V106 Sonnabend, den 9. Mat. 1871 bvnnvmentspi-sl» r In," Xoiinix ! ,I' I Xi<iv 1 Kwuipi-l/.usd^nts U>I>/», W M W W LrseNei»»», t'^vok ^n.»^m,, a» 8om>-n»a k'-i-rt^e. Verantwortlicher Redactenr: I. M. Hartmann. LV«vL» tar a«o kol^vaU«» 1^. ' , " — Ek-->!—! ' „ - — - H L^a««t»1etter, 6owil>i»«ol>Lk 61 - Orv«iu«r ^ourv»t»; «bsvä»».: WxAe.» u /t ll«odurx-I«rlt». Vt«-L«tx,i^-I»—I »r«»U»u-rr»Lttor1» ».: ct Ü«rU» Vt«L-U»mdiu^-rr»^-l^tx«tjs-ki»LL- kurt ». H. -HL»ik«o- L««t Lo««, »»rU»Nktkm«^8»-, /»»a/,«ie»iLiant, L ^kü^c-t, vr,w«»^ L Lc^iott«, »r«, l»»: T,8ta»iAen'» kürvLii; Cksmoil,- 4 <>>§<, kr»o>- tvrt» N.: LMa^A^-'setiv u. F C.L^»-»na»>n »cd« öuebb^ Lauöe<s Co.,- üörltt»- Vnv-L, L»u»«v«r: C ?»ri«- Lai a», /x,/itte, La//i^ cs Co., 5tvtt^»N: LauLe «s Co., ä'Ucici. .4n»io»icsn-Lä^ea«, Vt«: Itt Oppettt. ll«-r»ii8x«bei-: X^niffl. Xxpcclition 6t>« l)re«6ver kournLl«, Oro8<l6n, Ll:rrx»retken8!U!8« Xo. I. Amtlicher Theil. Dresden, 8. Mai. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst hoher Familie haben gestern Höchstihre Villa bei Hosterwitz bezogen. Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XtV. ist heute Vormittag nach Gera ab gereist. Seine Majestät der König haben dem Wachswaaren- fabrikanten und Wachsbleichenbesitzer Carl Wilhelm Krauße zu Dresden das Prädicat „Königlicher Hof lieferant" zu verleihen geruht. UiHlümlUHfr ClM. uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSaeschlchte. (Dresden. Berlin. Breslau. Fulda. Straßburg. Dietz. München. Schwerin. Weimar. Wien. Prag. Pest. Paris. Madrid. London. Bukarest. Rio-de-Janeiro.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Ftltyr.lphMe Nachrichten. Wien, Donnerstag, 7. Mai, Abends. (Corr- Bur.) DaS Herrenhaus berieth am Ende seiner heutigen Sitzung über die unmittelbar vorher vom Abgeordnetenhause angenommene Landwehrgesrtz- Vorlage. Der Berichterstatter Ritter v. Arneth beantragt die Annahme in der Fassung des Abgeordnetenhauses (vgl. unter „Tagesgeschichte"), jedoch unter der Voraussetzung, daß die Errichtung der Landwehrcavalerie-Cadres nur aufgeschoben und der Reichsvertretung im geeigneten Mo mente abermals vorgelegt werde. — Der Landesvertheidi- gungsminister Oberst Horst sagt, die Landwehrcavalerie- Cadres seien jetzt ebenso nothwendig, wie im Jahre 1872, bedauert die durch den Beschluß des Abgeordnetenhauses geschaffene Zwangslage, stimmt aber für die Annahme des Gesetzes in der Fassung des Abgeordnetenhauses mit Rücksicht auf die Nvthwendigkeit des Gesetzes und sieht die Aufstellung der Cavalerie-Cadres nur als aufge schoben an. (Beifall.) Bei der Abstimmung wird daö Landwehrgesetz in der Fassung des Abgeordnetenhauses in zweiter und dritter Lesung angenommen. Sodann ver- kündet der Minister des Innern Arhr. v. Lasser die Vertagung des ReichSrathS. Pest, Donnerstag, 7. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des ungarischen De- leairtcnausschuffrs wurde daö Budget für daö Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten be- rathen. Der Minister des Aeußern, Graf And rassy, gab auf die bezüglichen, an ihn gerichteten Anfragen sehr befriedigende Erklärungen, namentlich über die Bezie hungen Oesterreich-Ungarns zum Orient und zu Ruß land. Die Dürftigkeit der im Nothbuche enthaltenen Mittheilungeu rechtfertigte der Minister mit der Noth wendigkeit, die DiScretion nicht zu verletzen und der aus- - wärttgen Diplomatie Vertrauen einzuflößen. Der Ausschuß folgte den Ausführungen deö Ministers mit lebhaftem Beifall und genehmigte daö Budget ohne jeden Abstrich. „Pesti Naplo" meldet bezüglich der Entschei- düng der Frage über die Eisenbahnanschlüsse bei Orsowa, es lei in der heutigen Lchlußconferenz der österreichischen Staatödahngesellschaft die Con- cession zu der Linie Temeöwar-Orsowa ertheilt worden und werde dadurch das Garantiebauschale derselben für die ungarischen Linien um jährlich 1 Million erhöht. (Vgl. unter „Statistik und Volks- wirthschaft".) Pest, Freitag, 8. Mai, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach weiteren Mittheilungen über den Verlauf der gestrigen Sitzung des ungarischen Delcgirtcnausschuffeö erklärte Graf Andraffy auf eine Interpellation deö Inhalts, ob die Regierung von der Agitation eines Theiles der deutschen Presse gegen Ungarn in Bezug auf die fiedenbür- gischen Sachsen «enntniß habe, er könne auf daS Bestimmteste versichern, daß die deutsche Regierung den betreffenden Auslassungen einiger Blätter ab solut fern stehe. Versailles, Donnerstag, 7. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Perms- neuzcommisfion wurde abermals das Verbot meh- ^erer Journale zur Sprache gebracht. Der Mi- nisler des Innern, Herzog v. Broglir, beschränkte sich auf die Bemerkung, daß dir Nationalversamm lung schon zwei Mal die über den BelagerungS- zustand bestehenden legislatorischen Bestimmungen gebilligt habe. Betreffs der Angelegenheit zwi schen dem Generalrathe von Marseille und dem dortigen Präferten de Tracy bemerkt der Minister, dieselbe werde den Behörden zur Entscheidung un terbreitet werden. Bis jetzt sei eine Entscheidung nicht erfolgt. Im Uebrigen verlief die Sitzung ohne jeden besonderen Zwischenfall. Madrid, Donnerstag, 7. Mai, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die amtliche „Gaceta" publicirt die Ernennung des Generals Zabala zum Gcneralcapitän. Der „Jmparcial" bespricht die Lage deS Mi nisteriums und hält den Fortbestand desselben ohne Modifikationen für unwahrscheinlich. (Vgl. unter „Taaesgeschichte".) Castelar hat gestern den Marschall Serrano beglückwünscht. Letzterer empfing u. A. auch eine Deputation aus der Provinz und äußerte bei dieser Gelegenheit, daS Carliflenthum sei zwar erschüttert, aber noch nicht überwunden. Wenn letzteres erst der Kall sei und auch der CantonaliSmuö keine Gefahren mehr erwecke, solle das Land frei über seine Zukunft entscheiden. Aus St. Jean-de-Luz vom gestrigen Tage wird gemeldet: General Concha organifirt flie gende Colonncn zur Verfolgung der Carlisten; zwei dieser Colonnen find bereits im Marsch be griffe». DaS SchiffSgeschwadrr befindet sich in Portugalete. Die Carlisten halten Durango be- setzt, um den Regierungstruppen den Zugang zu dm Waffeufabriken in Plasencia und Eybar zu wehren. . . London, Donnerstag, ^Ae^ d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses erklärte der Unterftaatösecrctär im auswärtigen Amte, R. Bourke, auf eine Inter pellation Andersons, die englische Regierung Wunsche die Wiederherstellung der dlplomatijchen Beziehun gen mit Mexico und werde alle bezüglichen Er öffnungen der mexikanischen Regierung entgegen kommend aufnchmen. Auf eine Anfrage H. D. Wolff'ö antwortete derselbe UnterstaalSserretär, daß die Regierung keinen Antrag dahin gestellt habe, die Teemächte zum Beitritt zu den drei Principalgrundsätzen über die Verpflichtungen der Neutralen, welche der Art. 6 des Washingtoner Vertrags aufstellt, einzuladen. Tägesgeschichte. Dresden, 8. Mai. Die Erste Kammer beendigte zunächst die Berathung des Etats des Kultusministeriums und genehmigte dabei fast ohne Debatte die Anträge der De putation, welche bis auf einige Punkte mehr fonnaler Natur mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer über einstimmten. Hierauf verschickt die Kammer zur Bera thung des Etats des Justizministeriums. In der allge meinen Debatte sprach Secretär v. Schütz seine Ansicht über die Einhaltung der Expeditionszeit bei den Gerichts behörden dahin aus, daß eine zu große Rigorosität in dieser Beziehung nicht angemessen sei. Die Anträge der Deputation über die einzelnen Postulate, bis auf die Gehalte der Kasseubeamten bei den Untergerichten — wilche nach dem Regierungspostulatc zur Bewilligung empfohlen wurden — mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer übereinstimmend, fanden ohne wesentliche Dis- cuffion die Billigung der Kammer. Die Zweite Kammer führte die Eisenbahndebatte zu Ende. Die nachgesuchte Concessionirung der Linien Zittau-Reichenau, Mehltheuer-Plauen, Weischlitz-Hof, Dresden-Tetschen und der erbetene Staatsdau der Linien Stollberg - Chemnitz, Zwickau - Mülsen - Lichtenstein-St. Egidien, Waldheim-Rochlitz, Wolkenstein-Jöhstadt, Löbau- Wejßenberg - Weißwasser wurden, theils schlechthin, theils zur Zeit abgelehnt. Die Ausführung der rech ten Elbuferbahn Dresden-Tetschen und die Fort setzung der Bahn Wittgensdorf-Limbach nach Wüstenbrand auf Staatskosten wurden, erstere für eine spätere, letztere für eine der nächsten Finanzperioden der Regierung zur Erwägung empfohlen; ebenso wurde die Regierung er sucht, die Herstellung einer Secundärbahn Schwarzen- berg-Cranzahl auf Staatskosten in Erwägung zu ziehen. Durch Annahme eines Antrags der Abgg. Schmidt und Or. Heine wurde sodann weiter, gegen die Ansicht der Majorität der Finanzdrputativn, die Re gierung ferner ersucht, dem nächsten Landtage über Her stellung einer normalspurigen Secundärbahn oder auch einer Hauptbahn Geithain-Lausigk-Licbertwolkwitz-Leipzig auf Staatskosten eine Vorlage zu machen. Zur Con- cessiosirung empfohlen wurde nur die Linie Ostrau- Großbothen-Pegau zum Anschluß nach Weißenfels unter der Voraussetzung, daß die Concession auch auf preußi schem Gebiete erlangt wird. Die Linie Radeberg-Großen hain ist schon gestern zur Concessionirung empfohlen worden. Betreffs der Linie Dresden-Schmiedeberg wurde beschlossen, die Regierung zu ersuchen, einem Conjortium, welchem für Erbauung einer Bahn DreSden-DippoldiS- walveäLandesgrenze Concession in Aussicht gestellt wor den ist, eine Frist zur Beschaffung neuer Vorarbeiten für diese Linie bis zum 1. September 1875 zu gewähren. Eine Anzahl auf andre, oder schon genannte Projecte, z. B. Ebersbach-Herrnhut-Bernstadt-Görlitz, Zwickau- Mülsen-Lichtenstein-St. Egidien, 'Neukirch-Bischosswerda, Wolkenstein-Jöhstadt bezügliche Petitionen wurden der Regierung theils zur Erwägung, theils zur blosen Kennt- nißnahme überwcksen. Zu der großen Mehrzahl aller dieser Projecte fanden mehr oder weniger eingehende Discussionen statt. Bertt», 7. Mai. Se. Majestät der Kaiser wird Aßen^ck beabsichtigte Reist MvrLllch '^Mr nach Wiesbaden erst morgen Abend antreten. Heute Nach mittag hat Se. Majestät noch dem Reichskanzler Fürsten Bismarck einen Besuch abgestattet, der eine volle Stunde währte. — Wie die „N. A. Z." berichtet, liegt es in der Absicht der Regierung, die Reichsmarkrechnung mit dem I. Januar k. I. im preußischen Staate einzuführen. Demnach sind die Etats für das Jahr 1875 nach dieser Rechnung einzurichten, und da sich dies nicht durch De claration der für 1875 noch giltigen Etats bewerkstelli gen läßt, so wird die vollständige Erneuerung sämt licher Provinzial nnd Specialetats für das nächste Jahr erforderlich. — Stach demselben Blatte wird sich der neu- ernannte deutsche Botschafter für Paris, Fürst Clodwig v. Hohenlohe-Schillingsfürst, morgen auf seinen Posten begeben. — Wie heute auch die „N.-Ztg." be stätigt, hat die sogen. Tarifreform nun auch die Anstände im Reichskanzleramt überwunden, und eine an den Bundesrath gelangte Vorlage will die Bundesregie rungen unter den schon früher mitgetheilten Voraus setzungen ermächtigen, eine Erhöhung der Eisenbahn- gütcrtarife bis zu 2o Proccnt cintrcten zu lassen oder den Privateiscnbahnverwaltungen zu gestatten. — Be züglich des Civile hegesetz es hat der Justizausschuß des Bundesrathcs einstimmig beschlossen, die Ablehnung des vom Reichstage angenommenen Gesetzentwurfes wegen dessen innerer Mängel, die seine Anwendbarkeit auf ver schiedene Bundesstaaten nicht zulicßen, zu beantragen. Bayern hat sich weitere Erklärungen Vorbehalten, Würt temberg beantragte ein Reichscivilehegcsetz. Der Justiz ausschuß will übereinstimmend mit diesem Anträge Würt tembergs beantragen, den Reichskanzler zur Vorlage eines den Bedürfnissen der Einzelstaaten entsprechenden Reichs gesetzes in der Herbstsession aufzufordern. Preußen wird diesen Antrag voraussichtlich unterstützen. — In der Eisenbahncommission des Abgeordnetenhauses hat der Antrag des Handclsministers, ihm einen weiteren Credit von 50 Millionen Thlr. zur Ausdehnung des Staats ei s e n b a h n n e tz e s zu gewähren, Genehmigung gefunden. Die „N.-Z." begleitet diese Mittheilung mit folgenden Bemerkungen: „Es wird das gewiß in denjenigen Lan destheilen, welche mit Eisenbahnen bedacht werden sollen, große Genugthuung erregen; angesichts der vom Regie- rungscommissar abgegebenen Erklärung, daß für die nächsten Jahre Staatscredite für Eisenbahnzwecke nicht mehr nachgesucht werden würden, gewinnt der vom Nr. Achenbach ausgestreute Segen aber doch eine sehr be denkliche Gestalt. Er wird gradezu zu einer Begünsti gung einzelner Landestheile gegenüber den andern. Der Eisenbahncommission des Abgeordnetenhauses haben nicht weniger als 80 Eisenbahnpetitioncn aus verschiedenen Theilen des Staates vorgelegen. Wenn die Commission sich mit Recht enthalten hat, für irgend eine derselbe Partei zu nehmen, sondern sie unter der Form einer Ueberweisung in Bausch und Bogen an die Staatsregie rung zur Erwägung zu begraben, so hätte, meinen wir, das Princip dieses Beschlusses auch zur Consequenz führen müssen, in gleicher Weise mit den Projccten zu verfahren, deren Genehmigung die Staatsrcgierung vom Landtage fordert. Ein weiteres bedenkliches Licht fällt auf diese Bewilligung durch die Erfahrung, daß für die große Linie Berlin-Wetzlar-Koblenz-Trier-Sierck bisher noch nichts hat verwandt werden können, weil alle Vorarbei ten dazu vollständig gemangelt haben." 8. Berlin, 7. Mai. Das Herrenhaus hielt heute eine kurze Sitzung, in welcher es das Fischcreigesetz durchberieth und genehmigte; infolge der Streichung einer Zeile muß dasselbe indeß noch einmal an daS andere Haus zurückgeleitet werden. — Das Abgeord netenhaus erledigte zunächst das Expropriationsgesetz in dritter Lesung. Eine Reihe zum Theil nicht un erheblicher Abänderungsvorschläge veranlaßte eine längere Debatte, welche, unter Betheiligung des Handclsministers O, . Achenbach, von den juristischen Abgg. Bähr (Kassel), Lasker, Windthorst (Meppen) und Graf Limburg-Styrum geführt wurde. Die Schlußabstimmung über das ganze Gesetz wird erst morgen erfolgen nach Zustimmung der EE »vn ver Commission hierzu proponirte und auf Antrag des Abg. >. Virchow erweiterte Resolution folgenden Inhalts: „die Slaalsregielung äuszufordern, cme gesetzliche Re gelung der Frage emlretei! zu lassen, od und inwieweit Ge meinden de» der Anlegung neuer Ortsslraßen, zu deren Kosten die Anlieger heranzuziehen berechtigt seien, und unter wetchen Modalitäten durch die Feststellung eines Bebauungs plans für Städte und größere Mtschaflen die Beladung des zur Anlegung von Straven und Platzen bestimmten Terrains gehindert werden kann", fand Annahme. Dagegen wurde eine auf Vorlegung einer allgemeinen Bauordnung für Städte abzielende Resolution des Aby. Haken abgelehnt. Hierauf ging das Haus zur zweiten Berathung des Gesetzentwurfs wegen Declaration und Ergänzung des Gesetzes vom 11. Mai 1873 über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen über. Die Ktz 1—3 — letzterer ordnet für den Fall der nichtvorschristsmäßigcn Wiederbcsetzung eines geistlichen Amts die Beschlagnahme und com- missarische Verwaltung des Amtsvermögens an — wer den gegen die Stimmen des Centrums und der Polen genehmigt und dann die Weitcrberathung auf morgen vertagt, nachdem Abg. Windthorst (Meppen) namens seiner Partei versprochen hat, der dritten Lesung keine Weiterungen bereiten zu wollen. Breslau, 0. Mai. Aus Oberschlesien schreibt man der „Schles. Ztg.": Infolge der von ultramontaner Seite ausgegangencn Polonisirungsversuche hat, wie nicht gcläugnet werden kann, das Polenthum in den kleinen Städten der rechten Oberseite wieder an Kraft gewonnen, und die jüngere Generation der kleinen Bürger pflegt leider die polnische Sprache als die Mutter- Feuilleton. . Redigirt von Otto Banck. Residenztheater. Zwei Gäste, aus Dresden ge bürtig, erweckten am 7. Mai das Interesse und die Lhrilnahme des Publicums. Herr Pansa, ehemals Schüler des hiesigen Conservatoriums und speciell des Hrn. Bürde, hat seitdem auswärts seine dramatische Car- riere mit Glück weiter verfolgt. Sein Talent ist ein entschiedenes; es bewährt sich durch geistige Charakteristik nach der schwierigern Seite hin und ist um so bedeutender anzuschlagen, da es zwei wesentliche Hindernisse zu über winden hat. Sie bestehen in wenig entgegenkommenden Mitteln der äußern Ausstattung und in der Unbequem lichkeit, welche eine moderne Zeiterscheinung mit sich bringt: in der gegenwärtigen Generation hat von drei jungen Männern wenigstens einer sein normales Körper gewicht überschritten, und dieser Beginn der Corpulenz stört die Schauspielkunst in Drama und Oper ungemein, in dem er die Mimik starr, die Bewegungen steif macht und in Helden- und Liebhaberrvllen oft mit seinem Ma terialismus die Idealität zur Grenze des Lächerlichen hinführt. Dieses im wörtlichsten Sinne schwere Leiden des jugendlichen Embonpoints, welches mit der allgemei nen Einführung der Fiacrcs, Droschken, Omnibusse, Pferdebahnen, der guten Lebensweise und des bayerschen Bieres Hand in Hand gegangen ist, erwähne ich hier beiläufig und zwar bei dieser Gelegenheit sehr gern, da dieselbe harmlos erscheint, denn der Gast wird mmder als viele Andere davon betroffen, und es ehrt ihn noch ganz beiondrrs, daß er den deutlichen Anfang solcher Aeußrr- liqkeit vergessen macht. Und das liegt in seinen hervor stechenden innern Mitteln. Herr Pansa spielte den Beethoven in Hugo M üll er's „Adelaide", diesem geschickt gemachten biographisch-anekdotenhaften Rührspiel, das Schauspielern von der heterogensten Gcsichtsbildung Ge legenheit gab, durch ihre frappante Aehnlichkeit mit dem Tondichter in Erstaunen zu setzen. Wenige aber waren im Stande, rin in seinen Stimmungen und Uebcrgängcn klar zusammenhängendes Charakterbild zu geben. Der Gast vermock te dies, und zwar vollbrachte er's nicht durch gemeine theatralische Künste. Er hatte sich mit warmer Phantasie in die Situation eingclebt, verwandte die Schattirnngen der Rede maßvoll und zeigte ein kräftiges, sehr brauchbares Organ. Seine Darstellung, durch ein faches Spiel gehoben, sprach zum Herzen und wurde mit einem aus dem Publicum natürlich hervorgehenden Bei fall warm belohnt. Ob sich die Begabung des Gastes bei anderen nicht in der Maske der Charakteristik ver mummten Partien nicht blos zeigen, sondern geltend machen wird, muß der Versuch darthun. Die Farce, „Ein ungerathener Sohn", von Hierony mus Lorm, dürste auf die äußerste Anspruchslosigkeit einer kleinen Vorstadtbühne berechnet sein. Toch wurde der nicht wohlgerathene Scherz über ein völlig antiquirtes Thema vor einer entschieden abfälligen Aufnahme be wahrt durch das Spiel des Hrn. Alexander und beson ders des Hrn. Müller, dem trefflichen Darsteller des Grignon, nicht des Flavigneul, wie gestern irrthümlich zu lesen, aber schon aus dem Zusammenhang zu berich tigen war. „Die schöne Galathea", die gewandt gemachte und durchaus komische Operette von Poly Henrion, mit der melodiös gefälligen Musik von Suppe wird mit erheiternder Frische gegeben. Hr. Alexander entfaltet erbaulichsten Humor, eine ergötzliche Charakteristik; es ist eine GastspielrvUe auch im Coupletgesang. Frau Bauer- Körnig unterstützt als Ganymed die Aufführung sehr angenehm. In der entzauberten Statue Galathea trat der zweite Dresdner Gast, Frl. Lehn auf; sie zeigte eine recht natürliche Auffassung, begünstigt durch cme angenehm jugendliche Erscheinung. In Bezug auf ihre hübsche weiche Stimme und Leistung ihres maßvoll vor getragenen Gesangs würde sie in dieser Branche den Abgang von Frl. Krause befriedigend zu ersetzen im Stande sein. O. B. Literarische Revue. (Schluß aus Nr. 104.) Ludwig sah ungern, daß der glänzendste Vertreter der Gegenwart in der Kunst, Wilhelm Kaulbach, auf lange Jahre durch den Auftrag zur Ausschmückung des Museumtreppenhauses in Berlin in Anspruch genommen wurde. Doch gereichte ihm andrerseits die Auszeichnung des von ihm zuerst erkannten Künstlers zu hoher Be friedigung; er verfolgte die Arbeiten für den Cyklus, dessen kühner Vorwurf die Geschichte der Menschheit, mit größtem Interesse. Er äußerte sich auch keineswegs, wie eine von Sepp mitgctheille Episode glaublich machen will, über die großartige Composition des Reformations zeitalters ungehalten. Er bestritt zwar, als ihm der Künstler seine Ideen mittheilte, die Ausführbarkeit eines Planes, „Gedanken zu malen", zollte aber dem voll endeten Bilde volle Anerkennung. Vom Wirrsal der politischen Ereignisse, die seiner Thronentsagung folgten, flüchtete er immer wieder zu dem unberührten Heiligthum ver Kämst. Der Engländer Inglis, ein begeisterter Verehrer des Königs — wie überhaupt die Briten den wärmsten Antheil an Lud- wig's Kunstbcstrrdungrn nahmen —, erzählt in seinen Reiserrinnerungen, daß der eifrigste Besucher der Mün chener Galerien der König von Payern gewesen sei; ost stundenlang habe er denselben vor einkm Gemälde oder einer Statue verweilen gesehen. Jedes angekaufte Ge mälde wurde ein halbes Jahr lang im sogenannten Gcmäldezimmer im Palaste des Königs aufbcwahrt, war also in der Zeit der Begleiter seines häuslichen Daseins. 'Nach Ablauf dieser Frist kam das Kunstwerk in die Galerie und wurde zum gemeinschaftlichen Eigenthum Aller. Es wäre ein Wahn, wollte man glauben, daß dir Ansammlung so bedeutender Kunstschätze mit keinen Mühen verbunden gewesen. Die Anlegung der neuen Gemäldegalerie allein nahm das rüstige Schaffen einer Reihe von Jahren in Anspruch. Die Acten des Galerie archivs, welche viele Hundert eigenhändige Signate Ludwig's enthalten, geben davon Zeugniß. Kein Bild wurde ohne speciellen Auftrag des Königs envorben. Wie ein Privatmann suchte er selbst vor und nach dem Jahre 1848 die Künstler in den Ateliers auf, um ihre Stafseleibilder kennen zu lernen, ohne besondere Rück sichten zu beanspruchen. An drastischen Bemerkungen und Einwendungen ließ er es nie fehlen, hatte aber die größte Freude, wenn der Angegriffene schlagfertig zu er widern wußte. Manchmal konnte er zwar über Wider spruch in heftigen Zorn gerathen, des anderen Tages kam er aber wieder und rief: „Sie haben Recht gehabt, hab' in der 'Nacht darüber nachgedacht!" oder er sandte an den Künstler ein Paar launige Zeilen. Wenn für ein Gemälde nach seiner Ansicht zu hoher Preis ver langt wurde, brauste er auf: „Viel zu thener! Viel zu theuer! Hab' mehr Kinder zu versorgen I Künstler sind all' meine Kinder!" Doch stand er nicht leicht von der Erwerbung eines Bildes, das ihm wohlgefiel, wieder ab; auch waren die Künstler gern bereit nachzugcben, wußten sie doch, in welch' edler Weise der Käufer mit seinem Talent Wucher trieb.
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