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Dresdner Journal : 31.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187701312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-31
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1877
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.1? 21 Aboaueweot»pr«l>tt I» k»»»« L«teL»: ILdrtiob; . . IS l-^rlc. ztMrftod: L H»rk 00 kk. tüoL«lQ«Homiaeru: 10 kt. L»»^rd»Id Us« äeuviok«, 8«ok«« tritt ko»t- Lod 8wmp«Iru«:dl»G dioiu. lmwratenprela«» kür li«o Raum «iovr ^«»p^ltsnea ?«titrsil« SV kk. Vvtsr „Lioxv»»llät" äi« L«il» SO kk. Lriedvlveo: T'Lzllob mit ^<ua»bmo ä«r 8ovo- uoä ksiortL^o Xbvvä» kvr clev kol^onllso 1'^8- Mittwoch den 3 t Januar. DreÄMrImuMl. Verantwortlicher Nedactenr: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1877. ln^i-atoimuaitkme »«»^Li-tx: l-olpiix; Branstetter, 6oniiui»sionkr l>rvmto«r ^ouro»!»; Il»r»duiL SsrUL-Vieu-I-»ii>»1^-L«»»l-Sr«,lLll-rr»»Ilkirt ». L 1oA<er,' S«rUo Vi,o «»mdurx r^-l-sipri^ rrtutlkui-t ». L«rU» : ü'. L'ornicl!, /nvak>cie>»^a»t,- Lr«m«» : Lc^/stte,- Lr«»!»»: 1,. L'tanA-n'» ttüreau, Vd-mvit» : ». - rrtukkurl ». H.: L ^»«Aer'seliv u. t,'. ^/err»ilin»'»el>e ttuokb., vörlili: /nv- /) . S-uioovor: t). Lc/iiLi»ier, r»ri»-Lerlm-^r»i»>lkurt ». ^-auL« L L'o./ ll»wdur^: LteuitAen, Vi«o: ^11. Iloransxeker: Xöoixl. LrpsUiuon Uv» Lrvstlnsr Journals, OresUo», Zvinkorütritsss I^o. LO. Amtlicher Theil. Dresden, 20. Januar. Se. Majestät der König hat dem FrachtbrieftrLger Ernst Julius Schneider in Dresden das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Dresden, 26. Januar. Se. Majestät der König hat dem Kirchsch »Hehrer Friedrich Robert Messer schmidt in Adorf das Albrechtskreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. Lagesgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. i« Sffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Inserate. Beilage. Börsenvachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 29. Januar, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser bat heute die ungarischen Mi nister in Audienz empfangen. Morgen findet eine Zusammenkunft aller am Ausgleiche direct bethei- ligteu Minister bei dem Kürsten AuerSperg oder br» dem Kinanzminister Baron PretiS Statt. Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses bat nach einer längeren Debatte, namentlich auS finanziellen Rückfichten, mit 15 gegen 11 Stimmen den vom Referenten gestellten Antrag, betreffend die Bewilligung eines Credits von 60VMV Kl. für die Betheiligung an der Pariser Weltausstel- lnng, abgelrhnt. Der Referent Gomperz zog in folge dieses Beschlusses sein Referat zurück und meldete einen Antrag der Minorität auf Bewilli- gung der genannten Summe an. Die „Polit. Corr." bestätigt, daß der Fürst Milan von Serbien seine priucipielle Bereit willigkeit zur Einleitung directer KriedenSver- handlungcn mit der Türkei erklärt hat (Vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage".) Paris, Montag, 29. Januar, AbendS. (Corr.- Bur.) Die »Agevee HavaS" meldet: Die frauzö- fische Regierung lehnte ab, JnstructionSoffiziere nach Konstantinopel zu senden. Alle Mächte find entschlossen, sich ledes Aetrs zu euthalteu, welcher die schließliche Entente der Conferenz abschwächen könnte. Versailles, Montag, 29. Januar, AbendS. (Corr.-Bur.) Die Deputirtevkammer genehmigte deute einstimmig eine Unterstützung von 1VVMV Kranes für die von der Hungersuoth betroffene Bevölkerung Kranzöfisch Indien». Rom, Montaa, 29. Januar. (Tel. d. Köln. Zig.) Im nächsten Confistorium werden zu Cardinälen ernannt die Erzbischöfe Eder von Salzburg, Kutschker von Wien, Lavg^nieux von Reims, Bischof Pie von Poitiers und einige italienische Bischöfe. Washington, Montag, 29 Januar, AbendS. (W. L. B.) Eine Botschaft des Präsidenten Grant, betreffend dir vom Congrrß beschlossene Bill über die Entscheidung der Präfidentrnwahlfrage, weist auf die Gefahren hiu, von denen daS Land be droht sei, und bezeichnet die Bill als ein geeigne tes und verfassungsmäßiges Mittel, jedweder Krise vorzubeuaeu. Das Land wünsche den Frieden; der Präsident sei übnzeugt, daß die Bill von der Bevölkerung ohne Widerstand werde ausgenom men werden. Feuilleton. Redigirt von -Zito Banck. Refidenztheater. Frl. BuSka vom Wiener Hof- burgtheater setzte am 29. Januar ihr Gastspiel in der Rolle Elfriede aus Benedix' Lustspiel „Aschen brödel" fort. Im Einklang mit dem über die Künst lerin Gesagten hat sich ihren talentvollen, überraschend eigenartigen Leistungen ein immer größerer und beson ders ein sich für die Bühne sprcicll interesstrender Kreis von Theaterbesuchern zugesellt, und wenn im Vor aus für eine passende Rollenauswahl und deren hiesige Ermöglichung gesorgt worden wäre, so würde sich dieses Gastspiel mit Vortheil für anregenden Kunstgenuß und für di« Bühne noch weiter fortführen lassen. Vielleicht läßt sich für die Zukunft darauf Rücksicht nehmen. Elfriede ist eine ungemein bequem liegende Rolle, in welcher dir Wirkungtu der Naivetät, der gekränkten Unschuld, der jugendlichen Träumerei und plötzlich er weckten Liebe vom Verfasser so eingerichtet sind, daß sie dem Publicum zugleich in Form de- vulgären Theaterefftctes präsrntirt werden und zu ihrem Ver- uändniß keinerlei feineren Sinn voraussetzen. Jede Virtuostn der Naivetät hat daher diese Partie mit Vor liebe gespielt und am stärksten zur Gesammtwirkung gebracht. Und hierbei tritt eine Thatsache aus der «Schauspielkunst lehrreich hervor: dir Farben der Naive tät und kindlichen frappanten Einfalt warfen theatra lisch viel weiter au», al» die Eindrücke der klugeu An- muth und liebenswürdig natürlichen Intelligenz. Die letzteren sind rS, über welche Frl. BuSka mit ganz besonderem Zauber gebietet; daS mädchenhaft Lur orientalischen /rage. * Wien, 29. Januar. Die neueste „Polit. Corr." bestätigt die telegraphische Meldung aus Konstantinopel von serbisch - türkischen Fricdrnsverhaud- lunarn, indem sie schreibt: Wie uns mitgetheilt wird, hat Fürst Milan von Serbien das bekannte an ihn ge richtete Telegramm deS Großwesirs Midhat Pascha wegen Einleitung directer Friedcnsverbandlungen zwischen Serbien und der Pforte schon am 27. Januar Abends auf telegraphischem Wege mit der Erklärung der prin- cipiellen Bereitwilligkeit Serbiens, auf die vorgeschlagene,» Fritdensverhandlungen einzugchen, beantwortet. Gleich zeitig erbat sich Fürst Milan weitere Mittheilung über die Grundlagen, auf welchen die Friedensverhandlungen eröffnet und geführt werden sollen. Wie man sich scrbischerseits schmeichelt, dürfte die Basis der Verhand lungen dieselbe sein, wie sie von der Conferenz in Kon- stantinopel vorgeschlagen worden ist. Es scheint über dies die Aussicht vorhanden zu sein, daß die serbisch türkischen Friedensverhandlungen hier in Wien zwischen dem türkischen Botschafter Aleko Pascha und dem ser- bischen Agenten Zukic geführt werden dürften, worauf die zwischen der hiesigen türkischen Botschaft und dem genannten Vertreter Serbiens bereits eröffneten Pour parlers hinzudeuten scheinen. * Belgrad, 29. Januar. Die „Pr." erhält von hier (in Uebcreinstimmung mit den Nachrichten der „Polit. Corr ") nachstehendes Telegramm: Die serbische Regierung hat ihrem Agenten in Wien schon Sonn abend Morguis aufgetragen, sich unverzüglich mit der dortigen türkischen Botschaft, bezüglich der Pour parlers zu dem Friedensabschlusse iu Verbin dung zu setzen. Die bezüglichen Besprechungen zwischen Dr. Zukic und Aleko Pascha haben schon gestern (Sonntag) begonnen. Pera, 29. Januar. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Die iu Midhat's Schreiben ausgesprochene Aufforderung der Pforte, in directe Friedensunterhand- lungeu zu treten, hat der Fürst von Serbien in den verbindlichsten Ausdrücken zustimmend beantwortet. Von dem Fürsten von Montenegro ist noch keine Ant wort eingctrofscn. * Paris, 28. Januar. Wie ein hiesiger Corrc- spondeut der „Köln. Ztg." hört, hat Rußland den Serben gerathcn, auf die Fried ensanerbietun gen der Türkei einzugchen; der Friede sei wünschenswerth. Der „Temps" meldet dieselbe Thatsache in nachstehender Note von osficiösem Anstrich: Der Zar, vom Fürsten Milan befragt, ob er auf die Friedenseröffnungen der Türket cingehen soll, ließ antworten, daß der Friede wünschenswerth sei und angenommen werden müsse, woher er auch komme. Keine Bemerkung wurde von St. Petersburg aus Belgrad über die direkten Unter handlungen gemacht, deren guter Erfolg Dank der günstigen und vollständig corrrcten Haltung Rußlands, gesichert erscheint. Brüssel, 29. Januar. (Tel.) Der „Nord" be- spricht die Möglichkeit eines Friedensschlusses der Pforte mit Serbien und Montenegro und bemerkt hierbei, daß der Krieg zwischen ihnen nur ein Zwischenfall ge wesen sei. Wenn dieser Zwischenfall erledigt sein werde, so werde die Hauptfrage nichtsdestoweniger fortbesteben. Die Lage der Dinge sei auf den Punkt wieder zurück geführt, auf dem sie vor dem serbischen Kriege gewesen wäre. Ein Friedcnsschluß der Pforte mit den Fürsten- thümern würde die Aufgabe, welche Europa vor diesem Kriege verfolgte, unberührt lassen. Kischenew, 24. Januar. Von der russischen Süd armee gehen der neuesten „Polit. Corr." nachstehende Mittheilungen zu: Im Befinden des Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch ist eine wesentliche Besserung eingetreten. Der hohe Patient schläft ruhiger und be ginnt sich allmählich etwas Appetit einzustellen. Vor läufig darf dem Prinzen nur flüssige Nahrung darge sinnige, liebevolle, oft spirituelle Element, das sich mehr durch graziös nuancirte feine Zeichnung, als durch ein starkes, saftiges Colorit wiedergeben läßt, bringt diese Schauspielerin, oft unterstützt von innig weicher, eigen- thümlich monotoner Stimmmodulation ganz überraschend zur Geltung. Eine gewisse Bläffe des Gemäldes thut allerdings dem allgemein wirksamen Eindruck Abbruch, aber es werden diese schwächeren Seiten wieder gemildert und übertragen durch die fesselnd sympathisch berührende Erscheinung dieser noch voll und frisch im Bann des Jugrndreizrs stehenden Schauspielerin. Dieser Einfluß mildert alle Effecte, und noch mehr thut dies eine in dividuelle Sprache, die niemals an Das erinnert, was mir unter dem Namen „deklamatorische Vortragskunst" so beängstigend ist. Recht fleißig war man bemüht, die Gesammtvor- stellung so ansprechend wir möglich zu machen, und die Jnstitutscenen wurden von der jungen Schaar mehrfach lebendig executirt. O. B. Die zweite Aufführung des Dilettanten Orchester- Vereins unter Leitung des Herrn Musikdirectors Fr. Reichel am 29. Januar im Saale des „Hotel de Saxe" gab abermals günstiges Zeugniß von dem er folgreichen Zusammenwirken sämmtlicher betheiligten Factoren. Schon die Aufstellung de» Programms ver- rieth wieder die löblichen Tendenzen des Vereins. Wo daS Können ein bestimmtes Maß der Leistungsfähigkeit nicht übersteigt und daher die nothwendigr Srlbsterkennt niß Beschränkungen auferlegt, tritt dir Gefahr einer minder scrupulüsen Auswahl doppelt nahe. Für Fehl griffe, welche der gebildete Dilettant einem Künstler oder einer künstlerischen Association niemals verzeihen würde, reicht werden, weil die Vcrdauungsfähigkeit noch eine sehr schwache ist. Bis zur vollkommenen Herstellung des erlauchten Patienten dürfte wegen der sehr gesun kenen Kräfte noch geraume Zeit verstreichen. (Das am 25. Januar in Kischenew ausgegebenc Bulletin spricht die Hoffnung aus, daß auch die Kräfte des erlauchten Kranken bald zurückkchren werden.) — Daß die Lage noch immer eine ernste ist, beweist das gestern publicirte Gesetz über den Wirkungskreis des Civilcom- missars im feindlichen Lande. Der Commissar ist dem Höchstcommandirenden unterstellt, und seine Competenz erstreckt sich über sämmtliche Verwaltungs- angelegcnheitcn. Nur für die diplomatischen Angelegen heiten ist eine besondere Kanzlei creirt worden. TlMsaejchichlt. Leipzig, 29. Januar. (L. Z.) Sc. Majestät der König traf gestern Abend 8 Uhr 26 Minuten in Be gleitung Sr. königl. Hohcit des Prinzen Georg und Sr. k. k. Hoheit des Großherzogs von Toscana in einem Hofsalonwagen mit dem Courierzuge von Dresden hier ein und wurde auf dem Perron von dem Kreishauptmann Graf zu Münster, dem Divisionär Generallicutenant v- Montbö Excellenz, dem Hoctor mLßvifious ged. Medicinalrath Prof. Dr. Thiersch, Bürgermeister Dr. Georgi, Polizeidirector Dr. Rüder und Oberpostdirector geh. Postrath Petersohn ehrfurchts voll begrüßt und empfangen. In dem Gefolge Sr. Majestät befanden sich der Oberstallmeister Senfft v. Pil sach, der Flügeladjutant Major v Minckwitz und der Adjutant Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg, Ritt meister v. d. Planitz. Nachdem Se. Majestät Sich mit den Herren einige Minuten im Königszimmer des Dresdner Bahnhofes unterhalten hatte, begaben sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften mit dem Gefolge in bereit sichenden Postchaijen nach dem k. Palais. Zu dem Souper hatten außer dem Gefolge Sr. Majestät der Kreishauptmann Graf zu Münster, der Divisionär Generallieutenant v. Montbs Excellenz, der Reotor rnu^oificus Prof. vr. Thiersch und der Bürgermeister Dr. Georgi zugezogen zu werden die Ehre. Heute Vor mittag '»9 Uhr fuhr Se. Majestät der König mit Sr. königl. Hohcit dein Prinzen Georg und Sr. k. k. Hoheit dem Großherzog von Toscana, sowie den Herren des Gefolges zur Jagd nach Großzschocher auf die Besitzung des Staatsmimsters a. D., Ministers des königl. Hauses Freiherrn v. Falkenstein. Diesen Morgen um 7 Uhr begaben Sich Se. königl. Hoheit der Prinz Georg und Se. ». k. Hoheit der Großherzog von Toscaua in die katholische Kirche und hörten die Messe an. Dresden, 30. Januar. Sowohl die „Deutsche All gemeine Zeitung" als die „Dresdner Zeitung" haben bei Besprechung der jüngsten Reichstagswahlen in Dresden es befremdlich gefunden, daß das „Dresdner Journal" es unterlassen hat, auf das Ergebniß der Stichwahl in Altstadt-Dresden Einfluß zu üben. Dem gegenüber ist darauf aufmerksam zu machen, daß das „Dresdner Journal", seitdem es als amtliches Organ der Regierung besteht, sich grundsätzlich jeder Einwir kung auf politische Wahlen enthalten hat. Und wenn auch für die Regierung die Berechtigung in Anspruch genommen werden muß, von diesem Grundsätze, wenn sie es im öffentlichen Interesse für nothwcndig befinden sollte, wieder abzugehen, so wird doch aus ihrem jetzigen, von der Mehrzahl der übrigen deutschen Re gierungen gctheilten Verfahren bezüglich der Haltung der anerkannt amtlichen Prcßorgane gegenüber den politischen Wahlbcwegungen schlechterdings kein Vor wurf gegen sie abgeleitet werden können. Dresden, 30. Januar. Nach der heute publicirtcu amtlichen Zusammenstellung des Ergebnisses der am 26. Januar vollzogenen engeren Reichstagswahl im V. sächsischen Wahlkreise (Dresden links der Elbe) sind bei derselben 20,760 giftige Stimmen abgegeben worden .und von diesen auf Drechslermeister Bebel ist er selbst nur zu geneigt, die Wohlthat milder Beur- theilung in Anspruch zu nehmen, sobald es sich um sein eignes Wirken in privaten oder öffentlichen Kreisen han delt. Unsers Bcdünkcns ist diese Nachsicht bis zu einem gewissen Grade wohl gegenüber dem ModuS der Aus führung am Platze, nie aber darf sie sich bis zur Ver leugnung künstlerischer Wohlanständigkeit erstrecken. Der Dilettantcn-Orchesterverein kann sich rühmen, an den durch jedes bessere Concertinstitut gepflegten Traditionen festzuhalten, und er verliert gleicherweise die ihm verfügbaren Kräfte nicht auS dem Auge. So ergab denn auch die den Abend eröffnende Symphonie Nr. 2 (D-ckur) von Norbert Burgmüller (18lO bis 7836) einen recht befriedigenden Eindruck; namentlich fanden die Bläser Gelegenheit, musikalische Sicherheit und Wohllaut des Tones zu bekunden. Weniger ein verstanden möchten wir uns mit der Wahl von Werken wie Mozart's Andante für Flöte (op. 86) erklären, dir virtuostn Aplomb erfordern und den Hörer schon des halb nicht zum reinen Genüsse gelangen lassen, weil er von sorglicher Theilnahme für den concertirenden So listen beunruhigt wird. In einer Arte für Sopran aus „Radamisto" von Händel führte sich eine jugendliche, mit kräftiger und angenehm klingender Stimme ausge- stattete Sängerin vor, welche zugleich da- Bestrebe»» nach stilvoller Wiedergabe vcrrieth. Unter den Lieder- Vorträgen gelang ihr Mendelssohn'- „Durch den Wald" am besten. Außer der Symphonie bot das Programm an Orchesternummern: „Elsengesang" von Louis Schu bert, eine zierliche, zwar durch Neuheit der Gedanken nicht überraschende, aber Mendelssohn'sche Reminiscen- zen glücklich vermeidend« Composttion, und die Ouver türe zu „Rosamunde" von Franz Schubert. R. Gthr. in Leipzig 10,835, auf Prof. Dr. Mayhoff in Dresden 9925 St. gefallen. Der Erstere ist somit gewählt. Im lX. Wahlkreise (Freiberg) erhielt nach amtlicher Zusammenstellung Kaufmann August P enzig in Dres den 844 >, F. W. Fritzsche in Berlin 6987 von 15,428 bei dcr engeren Wahl abgegebenen Stimmen. Penzig ist somit gewählt. Im X.Wahlkreise (Döbeln, Waldheim, Nossen u.s.w.) wurden, laut cingegangcncr amtlicher Meldung, in dcr engeren Wahl 15,289 Stimmen abgegeben, von denen Landtagsabaeordneter Kaufmann August Walter in Dresden 8Ü55, Fabrikant Albert Niethammer in Krieb- stein 6634 erhielt. Ersterer ist somit gewählt. Im XI V. Wahlkreise (Borna rc.) ist in der engeren Wahl, laut eingegangener amtlicher Meldung, Bürgermstr. Heinrich in Borna mit 8226 St. zum Reichstags- abgcvrdnetcn gewählt worden; Redacteur Geiser erhielt 6824 Stimmen. * Berlin, 29. Januar. Ueber die bevorstehende Reise des Prinzen Karl von Preußen theilt die „N. A. Z." Folgendes mit: Se. königl. Hoheit wird am Freitag Abend Berlin verlassen, um über Genf nach Italien, Neapel, Palermo rc. zu reisen. Am Mittwoch Abend reist dcr persönliche Adjutant Sr. königl. Hoheit, Major v. Prittwitz und Gaffron, in Begleitung eines prinzlichen Leibjägers als Courier nach Genf ab. Im Gefolge des Prinzen befinden sich, außer Major v. Pritt witz, noch die beiden anderen persönlichen Adjutanten, Major v. Unruh und Major v. Ballusek, ferner der Hofmarschall Graf Dönhoff nnd dcr frühere persönliche Adjutant des Prinzen, General v. Helden-Sarnowski, Commandeur dcr l4. Artillcricbrigade. Die betten ältesten Töchter des Prinze» Friedrich Karl, die Prin zessinnen Elisabeth und Maric, werden mit Ihren Hof damen den Großvater auf der Reise begleiten. Der Trauer wegen wird Se. königl. Hoheit Rom nicht be suchen. Ucberhaupt will dcr Prinz, soviel wie eben möglich, im strengsten Jncognito reisen. Wie lange der Prinz fortbleibt, ist noch unbestimmt. — Die Frage wegen Beseitigung der fiscalischen Brückenzölle ist von Commissarcn deS Abgeordneten hauses in dcr betreffenden Finanzgruppc wiederum zur Sprache gebracht worden. Die Staatsregierung hat inbeß die Erklärung abgcben lassen, daß sie der in dcr Sitzung des Hauses dcr Abgeordneten vom 27. März 1876 beschlossenen Aufforderung an die Staatsregierung „auf die Beseitigung dcr fiscalischen Brückenzölle bald möglichst Bedacht zu nehmen" zur Zeit keine Folge geben könne, aus den Gründen, welche bei der wieder holten Erörterung dieser Frage gegen die allgemeine Einstellung der fiscalischen Brückengelderhebung geltend gemacht seien, und mit Rücksicht auf die Finanzlage, welche es nicht gestatte, gegenüber der beträchtlichen Unterhaltungskosten der Brücken auf die Einnahme aus der bestehenden Abgabe (von 275,000—280,000 M. jährlich) zu verzichten. — Die „N. Pr. Z." schreibt: Nachdem die Stich wahlen zum Reichstage beendet sind, läßt sich das Verhältuiß der Parteien zu einander übersehen. Die wenigen Neuwahlen, die infolge der Stichwahlen nöthig werden, fallen nicht wefter ins Gewicht. Die stärkste Zunahme haben die Conscrvativen erfahren, während das Centrum in unveränderter Stärke wieder erscheint und die Liberalen hinter einer Niederlage stehen. Der Sieg der Socialdeniokratcn ist numerisch ein nicht bedeutender; denn sie haben es zu keiner Fraction in vorgeschricbcner Stärke gebracht, nnd dcr Umstand, daß sie nicht vierzehn Stimmen abzugcbcn vermögen, ist in sofern voll Belang, als das Parlament nicht genöthigt ist, bei der Wahl von Commissionen die Socialdemo- kraten zu berücksichtigen. Hierin rangiren sie mit den Polen, die ebenso wie vr. Löwe und Genossen nur eine Gruppe bilden. Das Centrum hat die im Rcichs- landc erlittenen Verluste durch Wahlsiege in Süddeutsch- land ausgeglichen, während die Parteiverschiebung im Reichslande zu interessante» Erscheinungen führen dürfte. Eine RrujahrSnacht in Rußland. (Fortsetzung zu Nr. 2S.) Peter Michajlowitsch war seit mehreren Tagen ab wesend; es hieß, er werde aus der Gouverncmentsstadt Gäste mitbringen. An einem Nachmittage saß ich in dem kleinen Wintergarten, dcr an einein Ende der Zimmerenfilade lag. Ich wollte unbeobachtet und un gestört über die Vorgänge iu mir Betrachtungen an- stcllcn. Eine Ampel verbreitete ein nur schwaches Licht in dem kleinen Raume: leise plätscherte der Spring brunnen — ich versank unter meinen Reflexionen in jenen Zustand, den man ein wachendes Schlafen nen nen könnte. Ein leiser Ton drang aus einer Laube an mein Ohr. Ich richtete mich auf, sah mich nah allen Seiten um, ohne etwas zu bemerken, und lehnte mich wieder in den Sessel zurück. Wenige Augenblicke später vernahm ich ein leises Schluchzen. Ich rieb mir die Augen und schritt zur Laube — Axinia Petrowna trat mir entgegen und reichte mir mit gewohntem Ernst die Hand. Wie ich jetzt nach vielen Tagen zum ersten Mal in diese sanften, dunklen Augen sah, wie mein prüfender Blick das ernste, so liebliche Gesicht überflog: da stand ich wie angewurzelt, und eine Klarheit lam über mich, vor der ich an allen Gliedern erzitterte. Dann durchflog mich ein Strom heißen Lebens — ich durchlebte einen flüchtigen Augenblick deS Glücke-. Axinien'S ruhige Stimme brachte mich wieder zu mir. „Meine Mutter sagt mir, daß ich Ihnen vertrauen darf, ich bin selbst davon überzeugt" — fügte sie leiser hinzu. „Ich bedarf Ihrer Hilfe, Gustav Karlowitsch." Kein Won fand seinen Weg über meine Lippen; noch immer hieltichihrr seine, zarte Hand, einsanster Drucksagte ihr, daß sie sich in m»r nicht geirrt. „Gustav Karlowitsch", begann sie nach einer kleinen Pause, „außer meiner Mutter
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