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Dresdner Journal : 10.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187704100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-10
- Monat1877-04
- Jahr1877
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- Dresdner Journal : 10.04.1877
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Dienstag, scn it>. April 1877 Lko»»e»c»1»pr«in Dres-nerÄurml Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. tH. Hartmann in Dresden. Nticyr^Mcht Nnchnchtku von Einfitdtl. Hübler. Nichtamtlicher Weil i» »»»» tkkriiok! . . 10 tt Mrliod: « »««d «> ?k. L»Q»»to«kIuion>«ii>: 10?t. L«—rk»1k ä« cwottok« tritt ?<»t- vock 8l»i»i>»I»u»okI»<s k»ora Konstantinopel, 7. April. Man telegraphirt der „Polit. Corr.": Der englische Geschäftsträger Mr. Jocelyn conferirt fast täglich mit dem Großwesir und Savfet Pascha über die Bedingungen eines Beitritts der Pforte Mm Londoner Protokoll. Es heißt, England insinuirt der Pforte, spontan zu erklären, daß sie für eine bestimmte Frist eine Commission europäischer Local agenten zurConstttirung ihrer aufrichtigen Resormdurch- führung acceptire. Die Pforte verhält sich bis jetzt dieser englischen Zumuthung gegenüber vollständig ab lehnend. — Die militärischen Maßnahmen dauern fort. Der Sei dar-Ekrem Abdul Kerim Pascha geht zwischen heule und morgen zur Donauarmee ab, und der Muschir Ali Saib Pascha hat Befcdl erhalten, un verzüglich zur Ucbernahmc des Commandos des Corps in Albanien vor oem als Militärgouverneur nach Salo- nichi transferirtrn Derwisch Pascha nach Skutan abzu gehen. Stack aus Rnstschuk cingelangter Meldung sind die seit dem Winter in Angriff genommenen äußnen Forts dieser Festung vollständig fertig und erhöhen die Vcrtheidigungsfähigkcit dieser letzteren ganz außer ordentlich- In Folge der Bekanntmachung des Königlichen Mi-' nisterium des Innern vom 6. dieses Monats („Dresdner Journal" Nr. 79), das Erlöschen der Rinderpest im Königreiche Sachsen betreffend, werden nun mehr auch sämmtliche bezüglichen Verordnungen der Königlichen Kreishauptmannschaft wieder außer Kraft gesetzt. Die Polizeivbrigkeiten des Regierungs-Bezirks wer den daher veranlaßt, in Gemäßheit der obigen Bekannt machung des Königlichen Ministerium und gegenwärtiger Beiordnung das Röthige in ihren Amtsblättern mit thuulicbster Beschleunigung zur öffentlichen Kenntniß zu dringen. Dresden, den 8. April 1877. Königliche Kreishauptmannschaft. Feuilleton. Nedizitt von Otto Banek. das Gemälde seiner Leidenschaften hält an den Grund farben bäurischer Rohheit und Consequenz fest. Dergleichen muß überraschen und kann nicht ohne starken Eindruck vorübergehcn. Dazu kommt die popu läre Mithilfe einer energisch und für manche öster reichische Zustände local ausgeprägten Tendenz. Sie ist selbstverständlich eine freisinnige, die den Hauptströmungcn der neuen Zeit von der Bühne, wenn auch nicht voraus schreitet, so doch nachzuhelfen sucht. Daß diese Tendenz in den Anzcngruber'schen Stücken so absichtlich hcrvortritt, verstimmt ein wenig und trägt für den Verfasser nicht dazu bei, ihm die rein poetisch- dramatische Verarbeitung seiner Stoffe leichter und harmonievoller zu machen. Ist doch überhaupt bei ihm der Factor des Künstlerischen ziemlich schwach. „T>r ledige Hof" krankt noch außerdem an peinlichen Eindrücken, die einer unpjychologischcn Motivirung ent springen. Die Hauptrolle, die reiche Bäuerin Agnes Bcrnhofer, wurde von Frl. Geislinger mit meister haften Charakterzügen vorgrführt; die große Schauspie lerin stellte die leidenschaftlichen Vorgänge des Herzens, die zerrüttenden Empfindungen der Reue, den starren Bauernstolz mit gewaltig wirkenden, realistischen Hügen und Farben dar. Sie verstand cs, dem finstern Sinne ihrer Rolle eine milde weibliche Lichtseite als wirksamen Gegensatz zu geben, und sie verschaffte der eigenthüm- lichen Art des Fühlens und Denkens in der VolkSnatur Verständniß und Nachdruck. Warm und lebhaft war somit der von dem Gast errungene und wohlverdiente Beifall. In dieser Rolle aber hat sich der Dichter insofern um de» heftigen Effectgewinnrs wegen verirrt, weil er die Bäuerin aus Wuth und Rachegefühl ohne Weiteres das finsterste Verbrechen begehen läßt und sie aller Sympathie« beim Publicum beraubt: Sie trägt ihre Refidenztheater. Gastspiel von Fräul. Marie Geistingrr. Am 8. April gab man zum ersten Male L. Anzengruber's vieractigcs Volksstück „Der le dige Hof". Der Verfasser hat sich binnen kurzer Zeit einen Namen gemacht und mit Recht. Er tritt sowohl in seiner Ccmposition als in seiner Charakterschilderung und in der Art seines Dialog- aus der gewöhnlichen Theaterschablone heraus, er leidet nicht an der Mattig keit traditioneller Redensarten und längst ausgeprobter Bühnenwendungrn und Theateraffecte. Mit frischem Herzen hat er das Volk und das Landleben beobachtet, sein Gefühls- und Gedankenausdruck zeigt Originalität, die Sprach« ist national coftumirt, ohne Künstelei, und Liebe, und zwar in wenig natürlicher, stark provociren- der Weise ihrem Großkuecht Leonhard an, sie weiß dabei nicht (was bei der Klatscherei auf dem Lande, beiläufig bemerkt, unmöglich), daß er in einem benachbarten Dorfe eine Geliebte und deren Kind verlassen hat, und als sie dies erfährt, geht sie damit um, den Knecht in einer gesetzlich unstrafbaren Art zu tödten, »der vielmehr vom Gewittersturm auf dem See tödten zu lasten. Dieses Verdrecken, das ihr durch Zufall nicht gelingt, führt sie ins Werk auS bäurischem Egoismus, um den etwaigen bösen Leumund dcs Geliebten stumm zu machen und nicht in das Gerede der Leute zu kommen. Diese criminellen Thatsachen entfernen sich zu weit und ver letzend von Allem, was man in der dramatischen Poesie tragische Schuld nennen könnte. Es ist eine besonnen geplante Gemeinheit: diese- Weib wendet die Gesetze der Treue rückwirkend auf vergangene Dinge an und fragt nicht einmal nach dem Geständniß und den Motiven. Ueber diesen Bruch wird das Stück beim gebildeten Publicum niemals hinauskommcn — eS giedt keine Sühne dafür. Ueber die recht fleißige Aufführung muß noch er wähnt werden, daß Frau Müller mit außerordent lichem Talent, mit ganz überraschenden Zügen volkS- thümlicher Natürlichkeit die verlassene Geliebte, Therese, spielte. Es war eine durchaus individuelle Leistung. O. v. Beilage. Börsennackricklen. Telegraphische Witterung-derickte. Inserate. Sonnabend den 7. April Coucert von Wanda v. Bogdani im Saale des „Hotel de Sarr". Die Stimme der hier allgemein bekannt gewordenen, höchst begabten Sängerin hat brrests einige Einbuße erlitten und Schärfe erhalten, besitzt aber in der tieferen Mittel- läge sehr sympathische Töne, ein reizendes Pianissimo der Höhe, Reinheit, rasche Anspracht, reiche Klang« d Ir Uso tt»um «ioor rv Outvr ' Uw Zvi le bv kt p.niekeliiei,- mit au«o»km<, «ter 8oa»- ooä akvaU» 16 r den folgeaUso lassen, so verspricht der General Schneider, Kommandant in Aden, UM» Araber doit zu recrutiren, welche nicht schwer abzurichtcn wären. — Die Offiziere der eng lischen Flotte, welche sich mit unbestimmtem Urlaub iu Athen aushicltcn, sind nack Malta zurückgerufen worden, um bci der ersten Bewegung der russischen Armee ihre Schiffe nack der Besikabai zurückzubegleiten. * Konstantinopel, 3. April. Einem Schreiben des hiesigen Berichterstatters der „Polit. Eorr." ent nehmen wir Folgendes: lieber den Verlauf der Lon doner Protvkollverhanblungcn war die Regie rung durch ihren Londoner Botschafter, Musurus Pascha, stets genau unterrichtet. Letzterer säumte auch nickt, eine Aufklärung darüber hierher gelangen zu lassen, welche Bewandtnis; es mit der Ankündigung des Earl Derby babe, den englischen Consulardienst in der Türkei rcformircn nnd erweitern zu wollen. Die Türken sind überzeugt, daß diese vom Cabinet von St. James in Konsequenz dcS Protokolls zu treffende Maß regel nichts Anderes bezwecke, als eine unmittelbare Ucberwachung der Ausführung der Reformen. Hier durch tritt auch zum großen Mißvergnügen der Türken die ganze Tragweite dcs Protokolls erst ins rechte Licht. Sowohl auf der Pforte, als im Palais unter Vorsitz dcs Sultans haben auch schon wiederholte Eonseilsbe- rathungen über die dem Protokoll gegenüber einzuschla gende Politik stattgefunden. Man giebt sich keiner Täuschung darüber hin, daß mit dem Protokoll die fremde Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes besiegelt erscheine. — Die Regierung rief in aller Eile die Mustehafiz (Territorialarmee) unter die Waffen und gab der Panzerflottc Befehl zum Vor rücken bis au die Mündung dcs Bosporus in das schwarze Mer. Diese Maßregeln veranlaßten Vorstel lungen feiten dcs englischen Geschäftsträgers, welchen aber der Ministcrrath keine Folge zu geben beschloß. Es sind dies Anzeichen, welche einen energischen Wider stand dcs Sultans und seiner Regierung gegen Alles voranssehen lassen, was mehr oder weniger den abge lehnten Konfercnzvorschlägen gleichsieht. Stur um Europa einen Vorgeschmack von den Beschlüssen der Regierung zu geben, provocirte mau in der Kammer die bekannte Debatte über Montenegro. Dieser Tage besichtigte der Sultan in Begleitung mehrerer Minister die Befestig ungen des Bosporus und die dort vor Anker liegende Panzerflotte. Der Sultan wurde von den Offizieren der Flotte in enthusiastischer Weise empfangen, und er freut darüber hielt er an dieselben eine ihren Enthusias mus steigernde Ansprache, worin er sagte, daß er sein vollstes Vertrauen in die Marine setze, sobald der Augenblick der That gekommen sein werde. Die Ossi ziere unterzeichn'ten sofort eine Adresse an den Sultan, in welcher sic ihre Ergebenheit und ihre Bereitwilligkeit zu allen Opfern betheuern. Hierauf wurden einige Uebungcn im Feuer ausgcführt, und willigte der Sultan ein, das Diner an Bord der Panzerfregatte „Messoudieh" cinzunehmcn. Als der Sultan zwei Stunden nach Sonnenuntergang wieder in den Palast Dolma-Bagdschc zurückkchrte, fand er die beiden Ufer des Bosporus all gemein beleuchtet. Konstantinopel, 6. April. (Tel.) Die „Agence Havas" meldet: Die Pforte soll am Montag den Ge schäftsträgern der Mächte mündlich die Antwort auf das Protokoll ertheilen und sodann ein diplomatisches Rundschreiben versenden. — Die Pforte beabsichtigt die rasche Unterwerfung der Miridi ten, um sie für den Fall der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die Montenegriner am 13. April an der Unterstützung der selben zu verhindern. — Laut einem Telegramm der „Pr." sprechen sich die maßgebenden militärischen Kreise aus strategischen Gründen entschieden gegen die Abtretung von Niksic an Montenegro aus. Ucberdies habe kessen indirecte Vertheidigung der türkischen Armee bci 0000 Mann gekostet. Es sei kein Zweifel, daß diese Ansicht einen bedeutenden Einfluß auf die Beschlüsse dcs Parlaments ausüben werde. Amtlicher Theil. D'.e-den, 4. April. Se. Königliche Majestät hat dem OitSrichter Johann Sauer in Neudörfel bei Kamenz das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen aller- gnädigst geruht. Se. Majestät der König hat dem Kaufmann Johann Carl Ernst Kliemt allhier das Prädicat „Königlicher Hoflieferant" zu verleihen geruht. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 7. April: „ Wildseuer ", dramatisches Gedicht in fünf Acten von Friedrich Halm. Frau Niemann-Raabe vom k. Hoftheater zu Berlin, als Gast. Dieses halb im Märchenton, halb mit dramatischer Lebendigkeit geschilderte Stück, besten unwahrscheinliche Voraussetzungen durch unverwüstliche, nur mit so theu- rem Preis erkäufliche Theaterefiecre wieder momentan ausgeglichen «erden, hat auf dem deutschen Theater seine Anziehungskraft lange Zeit bewährt. Gesteigert wurde dieselbe durch die Virtuosenkünste verschiedener Darstellerinnen, unter denen der Gast obenan steht. Es war auch in der That diese Rolle ein Gewinn für daS einseitige Genre derartiger Schauspielerinnen, denn es handelt sich hier um die Darlegung von Seelenzuständen und Herzrnsempfindungen, dir mit der eigentlichen, zu einem modernen Bühnrnfactor künstlich ausgebildeten Naivetät direkt nicht- zu thun haben. Naivetät soll von Hause au- ein Erguß des Augen- dlickS sein, eine reizvolle Erscheinung, deren liebens würdiae Unzulänglichkeit, deren kecker Muthwille mädchen hafte Unerfahrenheit und Unschuld vorau-setzt, Erschei nungen, die wieder eng an die Jugend geknüpft sind. TXr Mensch kann in allen Lebensaltern Liebe, Haß, Furcht, Mitgefühl und tausend andere Regungen de- Herzens empfinden und naturgemäß künstlerisch aus- drücken — vir vorräthigr auf Lagrr grlrgtr Bravour drr Naivetät ist ein Widerspruch in sich selbst; sie kann nur in den Lusdruck-formen, nicht im wahren Inhalt he- Gegenstandes bestehen. l^tpiiz: » Onmmnutinnkr a«. Ur»«1o«r ^ourn»!»; » : >«rlt» Vis» S»wb»r^ rrrLlctNrt «. U. : /di-ck. , S«rUo ü'. Noeeiict, üc/Uoti«, Lr«,!»« t KtanAsm'« liilrvsu, cd««»»« ». H.: /i' n. c' Ilnodk., vürlil«: t,' Lckcuni«-, ». N. - L t/o,- X Vi«a Heran sxe Ker: Köni^I. kt»p«tilion llex Orpxckosr ^ouruiO», Orexckvu, Ho. LU. i»' TasitSytschlchlc. * Berlin, 7. April, lieber die gestrige Bundes rathssitzung, welche unter Vorsitz des Präsidenten dcs Rcichskanzleramts, Staatsministers Hofmann, statt fand, berichtet der „St.-A." Folgendes: Vorlagen, be treffend ») den Entwurf eines Gesetzes wegen Erwer bung von zwei in Berlin belegenen Grundstücken für das Reich, l>) die Aenderung dcs Gepräges der Fünf- zigpfenniguückc, e) den Entwurf unes Gesetzes über den Servistarif und die Klassencintbeilung der Orte, sowie ein Antrag Hamburgs, betreffend die Erhöhung der Prägegcbübren für Goldmünzen, und ein Antrag Mecklenburg-Schwerins, betreffend die Erstattung von Kosten für Casernenbautcn aus Neichsfonds, wurden den Ausschüssen überwiesen. Ausschußberichte wurden erstattet über: a) den Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleilc für Zwecke der Marineverwaliung und der Post- und Telegraphenverwaltung Der Gesetzent wurf wurde genehmigt; b) die Einwirkung der Eisen bahnfrackttarife auf die Concurrenffähigkeit der Spiri- tusrxportplätze. Der Ausschußantrag wurde angenom men; c) den vom Reichstage beschlossenen Entwurf eines Gesetzes über den Sitz dcs Reichsgerichts. Der Gesetzentwurf erhielt die Zustimmung. Eine Eingabe des Landgerichtsratbs a. D. Schmitt in Löwenbrücken wegen - Rechtsvcrweigerung, sowie eine Eingabe des Vorstehcramts der Kaufmannschaft zu Danzig und der Handelskammer zu Kiel, betreffend die Tarifirung von Jute, Sack- und Pack leinen, wurden den betreffenden Ausschüssen überwiesen. — In der Kanzler frage ist auch heute Zuverlässiges noch nickt zu berichten. Die „N. A. Z " schreibt hier über: Es bedarf keines Hinweises, wie schwierig die Entschließung für den Kaiser sein muß, um so schwie- riger, da es sich nicht blos um die Persvnenfrage, son dern auch um die Regelung der Verantwortlichkeit han delt, und da in beiden Beziehungen die volle Rücksicht nahme auf den zu erhoffenden Wiedereintritt des Reichs kanzlers nach einiger und zwar nicht allzu langer Zeit im Vordergründe der Erwägungen steht. Ich habe bereits erwähnt, daß von diesem Standpunkte aus der Kanzler selbst, obwohl er im letzten Ministcrrath den Entschluß seines Rücktritts ankür.digte, doch mit den Ministern vertraulich erwog, in welcher Weise sich, falls der Kaiser auf eine dauernde Entlassung nicht eingehcn wolle, eine Stellvertretung am besten regeln lasten möchte. Es entspricht allen bisherigen Erfahrungen, daß die betreffenden Vorschläge, wenn irgend möglich, vom Kaiser berücksichtigt werden, falls nicht weitere Verhandlungen mit dem Reichskanzler selbst zu Modi fikationen der von Letzterem gemachten Vorschläge füh ren. Eben deshalb muß man olle Gerüchte, welche aus dem Rahmen der Stellvertretung heraustreten, als unwahrscheinlich betrachten. Uebrigens steht auch die » > - » London, Montag, 9. April, Morgen- (Reu- ter's Bureau.) Privatmeldungen zufolge bat der große Rath der Pforte am vorigen Sonnabend da- Londoner Protokoll erörtert, ohne einen endgil- tigen Beschluß zu fassen. Die Pforte beanstandet in heftiger Weise dir Urberwachung der Reformen durch Localagcnten, weil die- einer endlosen Ein- Mischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei die Thür öffne. Ebenso sei die Erklärung de« Grafen Schuwalow demüthigend und unan nehmbar und der Passus über den FriedcnSschluß mit Montenegro unzulässig. Die Abrüstung-- frage müsse durch einen ordentlichen Botschafter gelöst werden. Amtliche Nachrichten über dir Entschließung der Pforte liegen noch nicht vor. Rom, Sonntag, 8. April, Morgen-. (W. T. B.) Wie drr„Diritto" wissen will, hätte der Papst den Katholiken im Orient da- Recht, ihre Pa triarchen nnd Bischöfe selbst zu ernennen, welche« ihnen durch die Bulle „ll«v«r8uru8" genommen war, zurückgegcden unter dem Vorbehalte, in Rom die kanonische Institution nachzusuchen. Der „Corriere italiano" bezeichnet die Nach richt, daß die Beziehungen Oesterreich« zu Italien im Verlaufe der orientalischen Krisis eine Trü bung erlitten hätten, als unbegründet. E« sei durchaus Nicht« vorgefallen, was daS gute Vcr- hältniß zwischen Wien und dem O.uirinal hätte alteriren können. Nach einer hier eingegangcnen Nachricht ist am 5. d. bei Cerrelo (Provinz Benevento) ein Trupp von etwa 30 bewaffneten Angehörigen der Inter nationalen ausgetreten und bat die gegen ihn au«- gesendete Truppenabthetlung mit Schüssen empfan gen: 1 Carabiniere wurde verwundet. Die In ternationalisten ergriffen darauf die Flucht; meh rere derselben wurden indcß ergriffen und verhaf tet, die übrigen verfolgt Das Militär Kat den Aufrührern 30 Gewehre und Munition abgenom- men. DaS Ministerium hat weitere Vorsichts maßregeln angeordnet; der Vorfall scheint indeß ein vollständig isolirter zu sein. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. TaqcSgeschichte. (Berlin. Bremen. Wien. Prag. Paris. London. Kopenhagen. St. Petersburg. New-Orleans.) Ernennungen, Versetzungen rc. 1» öffentl. Dienste. vre«dner Nachrichten. Provinzial-Nachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Schwarzenberg Lommatzsch.) Vermischtet. Statistik und Volktwiothschaft. Eivgesandtet. Feuilleton. Stand der sächsischen Sparkassen Ende Februar d. Jahre«. Tagetkalruder. Inserate In der wirklichen Welt wird die Naivetät selten alt; sie entweicht vor der Erfahrung, wie die poetische Morgenröthe vor dem prosaischeren Vernunfilicht des Hellen Tages. In der Kanstwclt kann man sie länger durch ihre Formen und Hüllen bannen, die ruhmvoll errungene Methode tritt für die Sache ein. Aber auch hier wird mit den Jahren das Schwinden der Unmittelbar keit und mit jenem Schwinden auch das vom Zauber des schöpferischen Momentes fühlbar bleiben. Und von dieser Entrichtung eines bitteren, aber menschlich natürliche» Zolls lenken Aufgaben ab, die wie „Wildfeuer" zu Ncbenpfaden gefällig hinüberführen. Die beliebte Schauspielerin, Frau Hedwig Raabe, gewann bei sehr gefülltem Hause in jener Rolle des Ren« wie ehedem einen überaus warmen Beifall, sie zündete auch bei kleinen Zwischenbemerkungen der Rede durch den Treffer ihrer überraschenden Betonungen und wurde durch eine gute Aufführung unterstützt. Es ist bekannt, welche ausgezeichneten Leistungen unsere Bühne in diesem Stücke der Frau Bayer (Adele v. Lomenie) und Hrn. Dettmer (Marcel) verdankt. O. B. Verordnung, Meßapparate insbesondere für Petroleum betreffend. Wie wahrzunehmen gewesen, werden beim Verkauf von Flüssigkeiten mehrfach Maaßgefäße angewendet, auf welchen ncben der ordnungsmäßigen Angabe dcs In halts nach Litern auch das Gewicht der darin ver- mcstenen Flüssigkeit nach Pfunden angegeben ist. Da diese, namentlich beim Petroleum-Verkauf vorkommende Doppelbezcichnung gesetzlich unstatthaft ist, Maaßgefäße vielmehr niemals zugleich eine Gewichtsangabe ent halten dürfen, und beim Verkaufe nach Gewicht aus schließlich die Waage anzuwendcn ist, so werden die Gewerbtreibenden hierauf andurch besonders aufmerksam gemacht, die Obrigkeiten aber zur Obsichtführung ange wiesen. Dresden, am 3. April 1877. Ministerium des Innern. v Nostitz-Wallwitz. Fromm. Für orientalischen Frage. Agram, 7. April. Der „Polit. Corr." geht von hier nachstehendes Telegramm zu: Die in Kroatien, Slawonicn und dem früheren Militärgrenzgebicte weilen den Flüchtlinge aus Bosnien haben ein heute nach London abgehendes Memorandum an das eng lische Parlament gerichtet, worin sie den Schutz der englischen Nation für den Fall ihrer Rückkehr in ihre Heimath erstehen. Malta, 3. April. (Allg. Ztg.) Die jetzige Fen- ciblesartillcrie unserer Insel soll in eine königliche Artillerie für das mittelländische und rothe Meer mit Vermehrung um 2000 Mann für den Dienst in Malta, Gibraltar, Aden und Perin umgcwmoclt wer den. Sollten die Malteser nicht viel Lust bezeigen, sich für einen militärischen Dienst außer Land anwerben zu
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