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Dresdner Journal : 20.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187704202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-20
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 20.04.1877
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WM l» »st«»»: lMu-Uot»! . . 1» K»rX t K»rk »0 kt. 8iQ»»lo«Kui»i»vro: 10 kt. L«««r^«1d <t»«r»oUvll it»»ot>«» tritt ?o«t aocl 8l«o»p«t»u^llt»s tu»«» L»»»r»t«»pr<,i»«: Iflr «l«a tt»aiQ «w«r ^«»p^ttsav» k«tit»»il«, LO kt. v»t«r „8io8««u»clt" ctis ILsil« SO kt Lr»«t>«t»v»: lA^Uvd mit ^u»oi»tim«, <t«e Son» oatt ksivrt^v ^bvoct» für <tvo solxsuä«» Freitag, den 20. April Dres-Ntl Journal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. M. Hartmann in Dresden. 1»>»»r»t»iuuia»km<, »unnLrt»: : H L^ancktette»-, Lolumimioukr >1« Orosäller ^ouro>tl»i Mu»diuA S«rU»-Vi«u-I^jpiix N»»oI-Ni'«»^ll-rr»»Leu«t » >.: k/lxuen«t«»» ze koAt^/ N«rUo Vi«n SLwdnrx rrm»kr»rt ». II. >iu>«l»«a- Littt. L/t-»», N«rU»ü' Ln-niet, , Lr«w«o A Lc^totte, Nr«,I»n- Äa»</e»>'.' kürv^u, vk«m»i» /«>. k<-»At, rr»Lkt«rt » H.: ^ueAe^'^kv u t //e-'E«n»tie LuoNd., NörUlr: /»r - . U»unov^r t>'. kmi»-S«rU»-rr»LtckLrl ». A. Slutt,»rt Ka»Le L tÄ.,' L»mdarx: /c/ei«<t-e», Vi«i» ^1/ N « r » « 8 x«, d « r: Löoi^I. Lipkttitioo clv» DrvsUuor ^ouro-ti», Dr«»<iou, X«ln^vr8tr!t8»>v üo. LU. Amtlicher Theil. Verordnung, Maßiegtln zu Verhütung der Wiedereinschleppung der Rinderpest betreffend. vom >9. April 1877. Nachdem die Rinderpest nunmebr innerhalb des deut schen Reichsgebiets gänzlich erloschen ist, so wird das in der Bekanntmachung vom 6. Februar dieses Jahres ausgesprochene allgemeine Verbot der Ein- und Durch fuhr von Rindvieh über die österreichische Grenze hier mit wieder außer Kraft gesetzt. Dagegen wird zu thunlichster Verhütung der Wieder- einschieppung der Rinderpest, namentlich durch russisches und galizisches über die österreichische Grenze zur Ein- und Durchfuhr nach Sachsen gelangendes Vieh, unter Aufhebung der Verordnung vom 23. Januar 1877, der Bekanntmachung vom 6. Februar 1877 sowie der Ver ordnungen vom 17. und 29. October 1874, beziehent lich im Einverständnisse mit dem Finanzministerium, Folgendes bestimmt: 8 1- Unbedingt verboten bleibt noch fernerhin die Ein- und Durchfuhr . ») von Rindern der großen grauen Race (Steppen vieh) und b) von Rindvieh ob, e Unterschied der Race, von Schaafen, ,4ic.c.. und anderen Wiederkäuern, so wie aller mu Wiederkäuern stammenden thierischen Theile :m frischen Zustande aus Rußland und Galizien. Dagegen ist der Verkehr mit Butter, Milch und Käse, mit vollkommen trocknen oder gesalzenen Häuten und Därmen, mit Wolle, Haaren und Borsten, mit ge schmolzenem Talg in Fässern und Wannen, sowie mit vollkommen lufttrocknen, von thierischen Weichtheilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen nicht beschränkt. 8 2. Die Ein- und Durchfuhr von sonstigem aus Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie kommenden und nicht nach 8 1 unbedingt verbotenen Rindvieh ist unter der Voraussetzung bis auf Weiteres nachgelassen, daß a) das betr. Vieh an einem außerhalb Galiziens, der Bukowina und der Länder der ungarischen Krone gelegenen Orte mindestens 30 Tage lang unmit telbar vor dem Abgänge nach Deutschland ge standen hat, daß b) am Abgangsort und in einem Umkreise von 22 Kilometern —3 Meilen um denselben die Rinder pest nicht herrscht und daß der Transport durch scuchcnfreie Gegenden stattfindet, daß c) der Nachweis über die unter a und d bemerkten thatsächlichen Voraussetzungen in zuverlässiger Weise durch amtliche und odcrbehördlich bestätigte Zeugnisse beigcbracht ist und d^ß ä) das Vieh bei seinem Eingänge über die sächsische Grenze von dem hierländischen Bezirksthierarzte nach Race und Gesundheitszustand untersucht und als unverdächtig befunden wird. Sobald sich unter einem Vichtransport auch nur ein an Rinderpest krankes oder derselben verdächtiges Stück vorfindet, ist der ganze Transport zurückzuweisen. . § 3. Die Ein« und Durchfuhr des nach 8 2 zulässigen Viehes aus Oesterreich-Ungarn darf nur aus der Eisen bahn über Tetschen-Bodenbach und Weipert, an letz terem Orte jedoch blos am Dienstag jeder Woche er folgen und ist bei der diesseitigen Polizeistation der ge dachten Grcnzübergänqe vorher und rechtzeitig Behufs Veranlassung der vorgcschriebcnen veterinärpolizcilichcn Untersuchung anzumelden. 8 4. Der Einlaß von Rindvieh aus Oesterreich Ungarn, welches nach Preußen oder durch königl. preußisches Feuilleton. Redi-irt voa Otto Bauet. Rrfidenztheater. Letztes Gastspiel von Frl. Marie Gelsttnger. Wie bisher bei den Gastspielen dieser Künstlerin hatte sich auch diesmal die Erscheinung wiederholt, daß zum Schluffe ihres Vorstellungscyklus sich der Besuch in allen Kreisen des Publikums mehr und mehr steigerte. Bei der Ungunst der momentanen Theaterverhältniffe, welche das Interesse zwischen zwei berühmten Künstlerinnen getheilt erscheinen läßt, beweist jener steigende Besuch um so mehr den geistig anregen den Kern, ter die Leistungen der an Eharaktergestaltung eigenthümlich reichen österreichischen Künstlerin belebt und die Zuschauer unwillkürlich inspirirt. Als Resumö können wir nach diesem ziemlich um fänglichen und an Rollen mannichfachen Gastspiel aus- sprechen, daß Frl. Geislinger sich in ihrer neuen ernsteren Aufgabe: der vorherrschenden Repräsentation der ergreifenden, oder seelisch tiefer angelegtm drama- tischen Gestalten energischer und zugleich zwangloser befestigt hat. In der Benutzung ihres schönen Organs und ihrer vornehm präcisen und dabei anmuthiqen Redeweise trat im ganzen eine größere Sicherheit, und mit ihr eine ruhigere Kraft hervor. Auch in der weicheren aufgelösten Stimmung, nicht nur in der ge- spannten, beherrscht ihr Ton die Scene und e- macht dem Geschmacke dieser Künstlerin Ehre, daß sie bei einem weiteren Eindringen in das neue Rollen fach an der ursprünglichen plastischen Einfachheit ihres Spiel- fefthält, ohne eS durch Nuancen zu überladen und den Eindruck zu zerreißen. Möge sie diesem rech« len Wege, dem sie so viele Erfolge zu danken hat, wie Gebiet transportirt werden soll, ist nur in dem Fallc gestattet, daß nicht nur den 8 2 bemerkten Bedingungen Genüge geschehen, sondern daß auch von dem Vichbcsitzcr oder Viehtransporteur eine Bescheinigung der betreffen den königl. preußischen Regierungsbehörde, daß der Ein laß und bez. Durchlaß des Viehes gestattet werde, bei gebracht wird. Sollten dabei Seiten der königl. preu ßischen Behörden mit Kosten verbundene, polizeiliche Controlemaßregcln vorgcschrieben worden sein, so ist der Betrag des dadurch beim Transporte durch Sachsen entstehenden Polizeiaufwandes sofort bei der königl. sächsischen Grenzstation (tz 3) zu entrichten. 8 5. Rindvieh der böhmischen Landrace, in einzelnen bis höchstens 3 Stücken, welche für die Konsumtion und den Wirthschaftsbedarf im Grcnzbezirke von Sachsen bestimmt sind, kann auch auf solchen Wegen die Grenze passiren, an welchen königl. säcbs. Zoll- oder Neben zollämter sich befinden, wenn demselben ») der übliche den Gesundheitszustand der Thiere bescheinigende Viehpaß und b) ein ortspolizeiliches Zeugniß darüber, daß die be treffenden Viehstückc aus einem Orle Böhmens stammen und dort zeither gestanden haben, beigegeben ist. Solches einpassircnde Vieh ist bei diesen Zollämtern anzumeldcn, und liegt es denselben ob, die gedachten Zeugnisse zu prüfen. Dieselben haben den Einlaß nur in dem Falle zu gestatten, daß die vorgeschricbenen Legi timationen sich in Ordnung befinden Außerdem ist der Verkehr mit Hornvieh - Gespann zwischen Grenzorten gestattet. 8 6. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschritten dieser Verordnung werden nach 8 328 des Reichsstrafgesetz buchs mit Gefängniß bis zu einem und unter Umstän den bis zu zwei Jahren bestraft. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 19. April 1877. Ministerium des Innern, v Nostitz Wallwitz. Pfeiffer. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 23. Akai vorigen Jahres wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Vatcrländische Lcbens- Vcrsicherungs-Actiengesclls chaft zu Elberfeld unter Aufgabe des bisherigen gleichzeitigen Sitzes in Leipzig die Stadt Dresden als alleinigen Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen bestimmt hat. Dresden, am 10. April 1877. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. * Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Tlieit, Telegraphische Nachrichten. Posen, Mittwoch, 18- April, Abends. (W. T. B.) Der Redacteur Ur. Kantecki ist infolge tele graphischer Mitthenung der Oberpostdirectivn in Bromberg von dem KreiSgericht hierselbst aus der Haft bereits entlassen. (Vgl. die „Tag sgcschichtc" unter Berlin.) er dem Publicum Genüsse bereitste, niemals untreu werden, möge cs ihr aber auch vergönnt sein, sich nicht zumeist in den scharf accentuirten Zeichnungen der fran zösischen Theaterliteratur bewegen zu müssen. Die Em pfindung des deutschen Weibes wird ihr noch viele neue Seiten und Farben bieten. Die Abschiedsvorstellung am 18. April, deren Lei stungen schon früher einzeln erwähnt sind, fand eine so günstige Ausnahme, daß dieser Eindruck ein längeres alljährliches Gastiren der Künstlerin in Dresden so wünschcnswerth als für die echten Theaterfreunde fruchtbringend erscheinen läßt. Leipzig, des Gastes Do- micil, liegt uns so nahe. O. B. Diner» vn rille. Unter dieser Uebrrschrift brachte kürzlich ein Blatt von ungleichem Werth, der Parisers Figaro" eine kleine Plauderei, die zwar spccicll für die französischen Bräuche berechnet, aber in vielen Punkten auch für Deutschland zutreffend ist. Die französische Mode und die französische Küche beherrschen die Welt. Wie wir von den Vor theilen der letzteren ziehen, leiden wir auch unter ihren Nachtheilen. Die deutschen,Gastwirthe haben zwar mit ihrer letzten großartigen Ausstellung in Berlin den Be weis liefern wollen, daß es auch eine deutsche Kochkunst gäbe; indessen haben sie diesen Beweis bis jetzt nur erst theoretisch geliefert. Der Artikel des Franzosen, der gegen die Damenwelt seinem Gaumen zu Liebe sehr unhöflich wird, wie sein Raisonnement zeigt, enthält zugleich für uns den Trost, daß die weltberühmte fran zösische Küche auch nur einer kleinen Zahl Auserwähl ter zugänglich ist. Mit den Diners außer dem Hause (äinor» «o vill«) meint der Verfasser jene officiellen AbfütterungsdinerS — keinem zu Lieb und v'elrn zu Leiv Wien, Mittwoch, 18. April, Abend-. (Corr.- Bur.) Die Serenade zu Ehren des ErzherzoaS Albrecht ist glanzend ausgefallen. Bei der Ab spielung der Volkshymne erschienen der Kaiser und der Erzherzog Albrecht am Fenster, von stürmischen Hochrufen der Kopf an Kopf gedräng ten Bevölkerung begrüßt. (Vgl. unter „Tagesge- schichtc.") Rom, Donnerstag, 19 April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Finanzminister Depreris erklärte in der Kinanzcommisfion der Deputirtenkammer auf die Anfrage, ob die veränderte politische Lage eine Abänderung der Finanzprojekte herbeiführen werde: Die Regierung sah die in der Orientfrage einge- tretene Phase bei der Aufstellung dtS Finanz- exposös voraus und hoffe, daß der Krieg lvcalifirt bleibe Nur wenn die Russen auf Konstantinopel marschiren sollten, könne die Situation vielleicht eine ernstere und die Complication eine ausge dehntere werden. Die Finanzprojecte der Regie rung erheischten daber keine Modifikationen. Er bitte die Commission, die Finanzprojecte sorgsäl- tigst zu prüfen, damit er unter allen Eventuali täten auf unvorhergesehene Ausgaben oder eine Einnahmeverminderung vorbereitet sei. London, Donnerstag, 19. April. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die „Times" meint, wenn der Krieg ausbricht, bleibe Europa nur übrig, den Zar an die in Livadia gesprochenen Worte zu er- innern. ES würde Europa beruhigen, wenn der Kaiser Alexander in seinem Manifest das Ver sprechen förmlich wiederholte, den türkischen Boden zu verlassen, sobald die Lage der Christen gebessert und die Ordnung hergestellt sei. Bukarest, Mittwoch, 18. April. (Tel. d. Polit. Corr.) Die Regierung bat beschlossen, 19,900 Mann zum Schutze der Hauptstadt gegen einen allfälligen Handstreich der türkischen Irregulären zu concentrircn. Konstantinopel, Donnerstag, 19 April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Frage wegen deS Schutzes der russischen Untertbanen ist noch nicht endgillig geregelt, da die Pforte, wie gemeldet, die selben im Falle des Krieges ausweisen will. Der russische Geschäftsträger, Nelidow, erhielt ein Telegramm, wonach dir für ihn bestimmten Instructionen per Post abgcsendet werden. Da die Postpaketboote zwischen Konstantinopel und Odessa den Dienst eingestellt haben, ging der rus sische Aviso „Argonaut" nach Odessa ab und über bringt wahrscheinlich nächsten Montag die In structionen wegen deS Abbruchs der Beziehungen, sowie eine Copie des russischen Circulars an die Mächte. Das russische Botschaftspersonal verläßt Konstantinopel nächste Woche. Der Sultan empfing einen Abgesandten von Kaschgar. Für orientalischen /rage. * Berlin, 18. April- Ein Resumö über den gegen wärtigen Stand der, zu einer neuen entscheidenden Wendung gelangten orientalischen Frage schließt die halbamtliche „Prov. - Corr.", nachdem sie bemerkt hat, daß jede Hoffnung auf den Erfolg weiterer Verhand lungen geschwunden sei, mit folgenden Worten: Wenn somit der Ausbruch des Krieges zwischen Rußland und der Türkei nicht mehr zu verschieben ist, so wird das gemeinsame friedliche Streben der europäischen Mächte gewiß um so entschiedener darauf gerichtet blei ben, irgend eine weitere Ausdehnung des Krieges auf jede Weise zu verhüten. * Wien, 18. April. Die halbamtliche „W. Abdp." schreibt: Der Ausbruch des Krieges scheint zwar, allen —, denen sich kein Mensch entziehen kann, der nicht gegen den Strom der gesellschaftlichen Verpflichtungen schwimmen will. Wohl die wcnigsicn Leute, die mit der Absicht um gehen, ein Diner zu geben, legen sich aufrichtige Rechen schaft von dem Attentate ab, das sie gegen ihre Nebcn- mcnschcn unternehmen Was den Gastgeber dabei in erster Linie intercssirt, ist die Absicht, jein Silberzeug, sein Mobiliar und die Toilette seiner Frau zu zeigen. Wir reden nicht von den spaßhaften Diners, wo man blutende Steinbutten, zweifelhaftes Wildpret und die berüchtigten Montmartrctrüfscln zu essen bekommt, wo die Frau vom Hause zum Nachtisch eine unendliche Reihe von vertrockneten Bonbons und altbackenen Törtchen Revue passiren läßt, die sie selbst gekauft hat und deren Namen sic alle aufzählt. Das ist kein Diner mehr, sondern ein Fallstrick, der Einem hinterlistiger Weise gelegt wird. Es ist eben so abscheulich wie lächerlich. Hier verübt namentlich der Nachtisch das Attentat auf das Nervensystem der Gäste. Wir wollen hier von dem gewöhnlichen Diner sprechen, welches nur anständig schlecht ist, ohne lächerlich zu sein, von dem Diner, welches man mit Unrecht das Diner eines an ständigen Hauses nennt, weil die Bedienung zwei Tagedieben in Livröe überlassen wird, die unter der Oberaufsicht eines dritten, gewöhnlich schwarz gekleideten Tagediebes stehen. Dieser Matador ist der verwerflichste unter den Dreien. Die beiden andern Diener begnügen sich da mit, die Kleider und Röcke der Gäste zu ruiniren. Jener tranchirt die Speisen so, daß die besten Stücke für die Küche zurückblciben. Er ist es, der den Bratm nicht quer, sondern der Länge nach durchschneidct. Durch seine Schuld verschwinden die Trüffeln in einem Brei, der fälschlich „8»uoe psriguvux" genannt wird, und Berichten zufolge, nahe gerückt zu sein; aber die B e mühungcn der Mächte um die Erhaltung des Friedens sind noch nicht aufgcgeben. — Wie man der „Boh." telcgraphirt. bezieht sich diese Bemerkung der „W. Abdp." darauf, daß neuerdings von einer Seite, die bisher in Reserve gestanden war, der Versuch angc- bahnt worden ist, die streitenden Theile einander näher zu bringen, doch ohne Aussicht auf Erfolg. * London, 17. April. Der hiesige Korrespondent der „Hamb. Nachr." kommt in seinem neuesten Schreiben auf das Londoner Protokoll zurück, zu welchem 5 Ent würfe existiren, und bemerkt: Ich sage es aus Grund glaubwürdiger Mittbeilunzen, daß Rußland aus dem Protokoll unter allen Umständen ein Ultimatum zu machen wünschte, und daß dies der englischen Regie rung kein Gehcimniß war. Aus diesem Grunde be stand England auf der Declaration in so hartnäckiger Weise nnd gab selbst eine das Protokoll entkräftende Erklärung ab St. Petersburg, 18. April. (Tel.) Se. Majestät der Kaiser Alexander und der Großfürst-Thron- fvlger treten übermorgen (Freitag) früh die Reise nach Kischencw an und werden dort Montag Abend ein- treffen. — Die „Agence russc" hebt hervor, das Pro tokoll habe wohl den Fall vorausgesehen, daß die Pforte in einer bestimmten Frist die Reformen nicht ausgesührt haben würde, aber es habe nichts für den Fall vorgesehen, daß die Pforte eine peremptorische Ablehnung des Protokolls selbst eintrctcn ließe. Letz sei angesichts der von England abgegebenen Declaration annullirt. Der von den europäischen Mächten auf der Couferenz verfolgte Zweck bleibe nichts desto weniger völlig bestehen. Rußland, dessen Hände durch die Ab lehnung der Pforte frei geworden, werde bestrebt sein, diese europäische Aufgabe der Pforte gegenüber zu erfüllen. Cattaro, 1^. April. Man telcgraphirt der „Polit. Corr.": Der russische Dampfer „Kornilow", in der Ausschiffung von Getreide für Montenegro im hiesigen Hafen begriffen, erhielt gestern Befehl, unverweilt nach Odessa zurückzukehren. Der Bcfehl war so dringlich, daß der „Kornilow" seine ganze Ladung nicht mehr löschen konnte und ungefähr 2000 Getreidesäckc zurück führt. — Aus Cetinje wird heute hierher gemeldet, daß der russische Militärrepräscntant beim Fürsten von Montenegro, Obcrstlicutenant Bogoljubow die Lei tung dcs montcncgrimschcn Generalstabcs übernimmt. Obcrstlieulcnant Bogoljubow hat soeben vom Kaiser Alexander einen Chrcusäbel mit der Inschrift „Für Tapferkeit" erhalten. Belgrad, 17. Apnl. Eine Privatoep.sche der „AUg. Ztg." meldet: Der russische General Fadejew, der be kannte Vorkämpfer einer südslawischen Conföderation mit einem russischen Prinzen unter dem Protektorat Ruß lands, ist gestern über Bastasch hier augekommcn. Sein Auftreten macht hier großen Eindruck. Bukarest, 18. April. Man telcgraphirt der „Pr.": Infolge der alarmirendcn Gerüchte übcr einen von den Türken bei Kalafat oder Giurgewo projectirten Donau übergang sind die Besatzungen der dortigen Be festigungen neuerdings verstärkt worden. In Kala fat stehen heute 13,000 Mann und 48 schwere Ge schütze, bei Giurgewo 15,000 Mann und 52 Geschütze. — Laut einem Telegramm der „N. fr. Pr." gebt die Mobilisirung mit fieberhafter Thätigkeit vor sich. Einige Regimenter sind von hier, andere aus der obern Moldau und Rumänisch-Bcssarabien nach der kleinen Walachei abmarschirt. * Rustschuk, 14. April. Die Augsburger „AUg. Ztg." erfährt von hier aus angeblich bester Quelle, daß nicht weniger als 500/XX) Mann russischer Fcld- truppen in der Concentration begriffen sind, um die Campagne an der Donau zu eröffnen. Keine vierzehn Tage würden vergehen, und diese gewaltige Streitmacht setzt sich gegen die türkische Aufstellung in Bewegung. Konstantinopel, 17. April. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Den deutschen und den österreichi dessen Hauptbestandtheil mit unreinem Wurstfleisch gc füllte Trüffelhaut ist In vielen Häusern ist er es, der aus die Teller der Gäste die Fischgräten, die verdeckten Knöchelchen, die Vierteltrüffcln, die Krumen der Gänse Pasteten, die beiden Sparger und die zwölf grünen Erbsen legt. Diese Art von Bedienung ist unartig, weil sic die Gäste der Diskretion eines Menschen überläßt, dessen hauptsächliches Interesse darin besteht, die Keule ver schwinden und nur die trockenen Knochen hcrumreichen zu lassen. Jeder Gast soll sich selber, nach seinem Geschmack und nach den Verhältnissen seines Plagens aus der vollen Schüssel bedienen, die in seinem Bereiche sein muß. Eine der größten Fatalitäten des Diners außer dem Hause ist die Einförmigkeit seines Menus. Wer eins durchgemacht, hat hundert durchgemacht. Zaerst jene lächerliche Suppe, die aus dünner Bouillon ohne Augen bcstchl und in der kleine weiße Figurennudeln herumschwimmen. Dazu Madeira I So ruft ein Diener ohne zu lachen, der sich den Anschein giebt, zu glauben, er brächte Madeira und nicht ein Decoct aus Holluvderblüthen, das auf Branntwein abge zogen ist. — Chateau dHquem, 47! flunkert ein anderer, als ob er nicht wüßte, daß er leichten Lünel einschenkt. — Steinbutte! Capcrnsauce! Krabbcnsauce" Jetzt ergreift dich dir Wuth. Wir sind geliefert! sagen die erfahrenen Leute; wir kommen nicht einmal um daö Rinderfilet mit farcirten Champignons. Man ißt von Allem «in wenig, man vergiftet sich auf mannichsaltige Weise, man geht schrittweise seinem Tode entgegen. Nach Beendigung des Diner- sieht man sich nach einem ordentlich gekochten Bissen um.
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