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Dresdner Journal : 15.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-15
- Monat1879-05
- Jahr1879
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- Dresdner Journal : 15.05.1879
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.VIII Donnerstag, den 15. Mai. 1K7». lm s,at,eü« : iLbrUetl: . . IS 4 bv kt. kioreloe klumiosrv: 10 kk L«»»«rü»I1» 6«äeat»ed« keivk« tritt?o-t uvck 8l«op«i«u»ot»t»8 üivrv. l»»sr»t«>prel»«: kür <1e» k»um vr-or ^»»p»1t«o«o k»t»t«ü« »0 kk. vot«r „LtvKSvvöckt" äis L«il« bv kk. Lr»«k»l«> r I'SsHed mit Xu-LLkm« ä«r 8ovv- auck keisrt^s Xbsoü» kür ckev solleniter» ^»8- DreMmZourM. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. loüenlteaLNnikm» t L»ip«i8" 6ommi«,ion»r <te, t>r««<illvi ^vuio^t»; S»wd«iA >«U» Vt«> 1»>p»x >»»«! »r,«1», ^ronkeo: t ». N.: Laave»c«t«»»» L ^O-irr, L«rUll Visa »»«diirU kiAU ^P*i8'^r»vü<w< ». ». «S»ed,i> . >«rUL: §./«vo-ick^uianL, Lr«m»oi L Schott«,- Sr«»l»a: L üur«Lu; vdsnuu»: H. ^o«At; kr»»Ilkurt » N.: F ^a«A«^»et»e u. 6. Z/errma«»- »cüv ltuedk»vMon8, öorUt»: 6. Akütter, S»»Lov«r! 6 k»ri, Lvrliv-rrvLütiu-r » » Sla«^»rr: Da-be L (.0., SEdor^: F Lt«n«r. Serünsxeder: XSvisI. Lrpsäitio» 6es l-resiioer Jouru»!», Dresler», Aviußerslrüsse zo Nichtamtlicher TheU. U e d e r s i ch t. Ttl^rapbische Nachrichten. Tages-eschicht«. (Berlin. Schwerin. Wien. Triest. Paris. Bern. Rom. Mailand Madrid Washing ton.) Zur Orieutfrage. Ernennungen, Versetzungen re. i« öffentt. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proninzialnachrichte«. (Lhemnitz. Meerane Stoll berg.) Berauschtes. Feuilleton. Lotteriege»imiliffe »om IS. Mai d. I Tageskalender. Inserate. Beilage. Bsrsennachrichten. Telegraphisch» Witterungshericht». Inserate. Telegraphische tlachrichteu. Madrid, Dienstag, 18. Mai, Mittags. (W T. B.) DaS Tabinet berirtb gestern über die von einigen nordeuropLischev Mächten eingegavgeveu Schreiben beruflich der Maßregeln zur Unter drückung der soctalistischen Bewegung. Es wurde indessen noch keine Entscheidung getroffen. London, Dienstag, 18. Mai, Nachts. (W. T. B.) Za der heutigen Sitzung deS Oberhauses beantwortete der Staatssekretär des Leußern, Marqnis ». Salisbury, eine Anfrage des Lords Standopc in Bezug auf das Taruisonrecht der Pforte i« Balkan und sagte: WaS General Obrutschew über die Ansichten de» Sultans und der türkischen Minister hinsichtlich de» Balkans gesagt habe, stimme mit der Information überein, welche die Regierung aus Konstantinopel em pfangen habe. Die Regierung habe keinen Grund, zu glauben, daß der Sultan irgend eine Verpflichtung eingegangen sei, welche ihn verhindere, Garnisonen nach dem Balkan zu senden. Die betreffende Bestim mung de« Berliner Vertrages sei indessen nicht eine obligatorische, sondern eine facultative. Der Sultan habe da- Recht, Truppen nach dem Balkan zu senden zur Verteidigung der Grenze; aber er könne dies selbstverständlich, wie andere Potentaten, thun, wenn eS ihm finanziell und politisch am bequemsten scheine. Gewiß bestehe keine Abficht de» Sultans, auf die Er richtung von Garnisonen zu verzichten. Er (Salis bury) wisse auch nicht, daß irgend welche Absicht vor handen fei, die Errichtung von Garnifonen auf unbe stimmte Zeit zu vertagen; allein eS fei wahrscheinlich, daß Garnifonen nicht nach dem Balkan gesandt wer den würden, bevor die Grenze tracitt und die Räu- Feuilleton. Nedigin von Ltto Bankk. L. Hoftheater. — Altstadt. — Dienstag, den 13. Mai gastirte in Mozarts „Zauberflöte" Herr Emil Fischer von der deutschen Oper in Rotterdam als Earastro. Seine Stimme, obwohl in der oberen Lage nicht frei von einem beengenden HalSton, besitzt gewinnende Noblesse und Weichheit, aber nicht die für diese Pattie wünschenSwctthr markige Kraft und sonore Fülle deS Klange»; die tiefsten, für den tiefen Baß charakteristischen Töne sind mehr nur skrzzitt und mit mühsamer Ansprache, al» mit voller und präciser Ton- wirkung vorhanden. In der gesanglichen Ausführung, in Behandlung de» Bottrag», in der Declamation und Phrasirung bekundete sich Herr Fischer, abgesehen von einer zu geringen Entschiedenheit der Rhythmik, al» intelligenter und musikalisch gut gebildeter Sänger für die Aufgabe de» Earastro, den er zudem mit der würdevollen sicheren Haltung repräfentitte, die nur au» der Routine längerer Bühnenthätigkeit hervorgehen kann. Weitere Pattien werden die LeiftungSsahlaken de» Gaste» mit Rücksicht auf die Anforderungen unserer Oper genauer ergeben. Die übrigen Leistungen in dieser Oper, in welcher die»mal Frau Otto-Alv»lebeu die Königin der Nacht und Frl. Löffler (wegen Abwesenheit der Frau Schuch) die Papagena sang, sind bekannt. Herr Sommer — Papaarno — behandelte seine Stimme in den Duttten Mit Pa IN Nia zu mäßigend und gedeckt. Die Gleichheit der Klaugkrast muß Mit richtiger Abwägung hrrgesollt werden E. B. mung beendigt sei. ES sei ein Jrtthum, zu glauben, daß der Verzicht auf diese- Recht von dem Sultan allein abhänge; selbst angenommen, daß der Sultan so blind wäre — wa» er nicht vermuthe —, auf ein Recht von so bedeutendem Werthe für ihn zu ver zichten, so könne er die» doch nicht ohne Zustimmung der Unterzeichner de» Berliner Vertrage- thun. I« Uuterhause erwiderte der Unterstaatssecretär des Aeußeru, Bourke, auf eine Anfrage ZevkinS', die Idee einer gemeinsamen Action Englands und Frankreichs bezüglich der ägyptischen Angelegen- Veiten sei nicht aufgegeben worden. — DaS Par- lameutsmitglied Dillwyn beantragte eine Resolution, in welcher ausgesprochen werden soll, daß die wack- senden Mißbräuche der Prärogative and des Ein- fluffeS der Krone seiten der Minister eine striktere Beobachtaag der der Prärogative gesetzten Schran ken erheischen. Bei der Berathung dieser Reso lution sprachen sich die meisten Redner, unter ihnen namentlich auch Gladstone und der MarquiS v. Hartiugtou, gegen den Antrag alS unrweck- mäßig avS. Der Scdatzkanrler, Sir S. H. North rote, »ieS die gegen die Königin erhobenen An- griffe und die Behauptung, daß die Königin die Lerfaffvng verletzt habe, zurück und erklärte, daß er, da der ur piunqUchc Antrag durch ein Miß trauensvotum ersetzt worden sei, die direkte Ab- lehaang desselben beantrage« müsse. Schließlich warde die »eitere Berathung vertagt. (Die Dill- wyn'sche Resolution basitt die Vorwürfe gegen die Krone auf die Telegramme und Briefe, welche die Monarchin an die Lord- Lytton und EhelmSford und an Sir Battle Frere gerichtet hat.) Stockholm, DieuStag, 13. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die beiden Kammern deS Reichstags genehmigten in gemeinsamer Sitzung mit 2st8 gegen 11S Stimmen den Eiseabahnhypothekenfond im Betrage von 23 Millionen Kronen und be schlossen mit 2V2 gegen 12S Stimmen den Ankauf der Hallsberg Motala-Mjölbyer Eisenbahn durch den Staat für 4 Millionen. St. Petersburg, Mittwoch, 14. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Generalgouverneur von Orenburg telegraphier unter« gestrigen Tage, daß daselbst nach dem Brande vom 28. April, »obn die Hälfte der Stadt niedergebrannt ist, am 8. Mai rin zweiter Braud entstand, welcher durch daS energische Einschreiten der Kenerwehr und d«S Militärs rasch gelöscht wurde. Am 12. Mai Morgens begann bei sehr starkem Sturm winde die Kosakeuvorstadt zu brennen und brannte zur Hälfte nieder. Der Militärgouverveur von UralSk meldet, daß ein am 11. d. btt starkem Sturmwinde ent standener Brand einen Theil von UralSk vernich tet hat. ES ist unmöglich, daS Feuer anzuhalten; der Brand dauert fort. Ein Telegramm de» Gouverneurs von Perm berichtet, daß der am v. d. stattgehabtr Brand in der KreiShauptstadt Irbit 5 Stunden gedauert hat. Der Schaden wird auf 21VVW Rubel ge schätzt; die LerficherungSsumme beträgt 14VVVV Rubel. Die Ursache deS BrandeS ist einer Un vorsichtigkeit zuzuschrttbev. Lagesgeschichte. * Berlin, 13. Mai. Die „N. A. Z.* enthält an der Spitze ihrer heutigen Nummer folgenden Artikel: „Herr v. Nostitz-Wallwitz (der königl. sächsische Be vollmächtigte zum BundeSrathe) hat in der ReichStagS- sitzung vom 9. d. Mts. den Vorwurf, daß die Finanz- Stilles Glück. Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung zu Nr. 110.) Agne- Wattegg machte eine unwillkürliche Bewe gung, als suche sie den häßlichen Eindruck dieser Worte von sich abzuwehren. Der Oberforstmeister sah seine beiden anderen Gäste an, die stumm auf ihre Teller uiedttblickten. Wenn sie die Worte de- AmtSrath» nicht völlig begriffen, so war ihnen der Ausdruck von herausforderndem Stolze und scharfer Abneigung nicht entgangen, den Jsferstadt'L Gesicht zeigte. Niemand an der kleinen Tafel hatte in diesen Augenblicken auf die Hunde geachtet, die in der Außenhalle lagen. Und doch hatte sich, als die Stimme Jsserstädt'S immer schärfer und schneidiger durch den Raum klang, der schöne Leonberger, der dem AmtSrath gehörte, von seinem Lager erhoben. Gespannt blickte das Thier nach seinem Gebieter, funkelnden AugeS nach dem Oberforstmeister! Weder Jsserstädt noch der Herr de» HausrS nahmen ihn wahr. Nicht ohne Erregung rief Wattegg dem AmtSrath zu, der eben wieder in seine angenommene Ruhe und sein stereotype- Lächeln zu- rückfallen wollte: „Sie setzen mit innerer Befriedigung häßliche Fälle, an denen da- Leben reich ist, und wollen wie alle Pessimisten die bessern nicht sehen'.* Der Oberforstmrister hatte dabei, seiner selbst nicht mächtig, die Hand erhoben, um auf den Tifch zu schlagen Ehe e» geschah, besann sich der guterzogene Mann aus die Beherrschung, die er sich selbst wie den Andern schuldig sei, und ließ den erhobenen Arm rasch niedergleiten. In diesem Augenblick fuhr mit Minister der größeren deutschen Staaten nicht der Generaldebatte beigewohnt, mit der Bemerkung zu- rückgewiesen, daß eS ihm scheine, als ob die Finanz minister in der GeneraldiScussion, so lange sie auch gewährt, viel Neues nicht gehört haben würden, daß sich unangenehme Dinge sagen zu lassen nicht Jeder manns Sache fe», und daß die Finanzminister wahr scheinlich der Ansicht gewesen seien, sie könnten zu Ause in Wahrung ihres eigentlichen Berufts nütz lichere Dinge leisten. Wir müssen die Richtigkeit die ser Argumentation anerkennen. ES leuchtet ein, daß die Herren, welche in ihrer Heimath keine Sinecure verwalten, wenn sie sich in jedem Jahre an den Land- tag-sitzungen ihrer eigenen Staaten und an den Bun- desrathSsitzungen in ihren wichtigsten Phasen btthei- ligen wollen, für die ReichStag-sitzungen doch nur eine beschränkte Zeit übrig behalten. Sie werden an den selben nm dann theilzunehmen haben, wenn Verhand lungen stattfinden, bei denen eine Einwirkung auf die Entschließungen des Reichstags geübt werden kann. Daß dies nun bei einer Generaldebatte über einen so weitschlchtigen Gegenstand wie die Gesammtzoll- und Finanzpolitik nicht zu erwarten ist, liegt aus der Hand. Wenn hervorragende Redner rhetorische Leistungen von zwei- bi- dreistündiger Dauer zum Besten geben, so mögen sie dies für ihre Wahlkreise oder für ihre Stel lung in der Partei oder auch für ihre Reputation als Redner für nöthig halten. Aber die im Saale als Mitglieder des BundeSraths anwesenden Zuhörer kön nen aus der eintönigen Wiederholung längst bekannter Redewendungen unmöglich etwas Neues lernen und thun daher besser, ihre Zeit der Erfüllung ihrer amt lichen Pflichten in der Heimath zu widmen. Wir glau ben nicht, daß durch die Gesammtleistung aller Redner ein einziger Abgeordneter und noch weniger der Vertreter einer Bundesregierung zu anderen Ansichten gelangt sein wird, als er vor Eröffnung der Generaldebatte hatte. Die Entscheidung aber, welche der Ungewißheit im Land« ein Ende machen soll, wird hingehalten, und jeder Tag, der im April und Mai auf Fetten und Generaldebatte verwandt worden ist, wird sich im Juni und Juli in Erinnerung bringen. Bei der Aus dehnung der Dauer der Sitzungen sind jedenfalls die Mitglieder der parlamentarischen Versammlung im Bortheil, welche zu Hause nichts zu versäumen haben, sei e-, daß sie in einem Amte vertreten werden, dessen Geschäfte und Stellung, mit denen emeS Parlaments mitgliedes verglichen, wenig Anziehend«» hat, oder sei eS, daß sic zu den hauptsächlich in der Rede und Presse productiven Abgeordneten gehören, welche über haupt die Vertretung des Volkes al» Lebenslauf ge wählt Haden und daher nicht- versäumen, vielurchr nur an Bedeutung ihrer Person und ihres Berufs ge winnen, wenn die Parlamentssitzungen daS ganze Jahr hindurch einander in kurzen Zwischenräumen ablöjen. Daß die Interessen des Volkes dabei gewinnen, wenn seine Vertretung von einer berufsmäßigen Kaste, ge wissermaßen von geschäftsmäßig vorgebildeten und durch die nöthigen Beziehungen zur Presse unterstützten Par- lamcutsanwälten geführt wird, davon können wir uns nicht überzeugen. Es ist für die Mitglieder einer solchen Advocatur eine zu starke Versuchung vorhan den, den gewählten Beruf mehr im Interesse des eignen Ehrgeizes, als in dem der Äesammtheit deS Volkes zu betreiben. Denn es wäre unnatürlich, wenn nicht jeder Mann danach strebte, in einem Fache, welches er als einzigen und dauernden Lebenszweck erwählt hat, auch mit der Zeit vorwärts zu kommen." — Nach einer Meldung der „N. Pr. Z.* ist Ihre königl. Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen- Meiningen, Prinzessin Charlotte von Preußen, gestern, Montag, 12. Mai, Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr »n der Villa Larlotta bei Sanssouci von einer Prin zessin glücklich entbunden worden. Die fürstliche Mutter dumpfen Geknurr der Hund Jsserstädt'S zwischen die an der Tafel Sitzenden — im nächsten klangen ein halbunterdrückter Schrei Wartegg's und ein befehlender Zuruf des AmtSrath- zusammen. Der Befehl kam zu spät — der Leonberger sprang auf der Stelle gehor sam zurück — aber der Oberforstmeister erhob die vom Biß des mächtigen Thicre- verwundete Hand und mußte seinen Platz verlassen. Die junge Frau und alle Gäste hatten sich zugleich erhoben, Jsserstädt stammelte Entschuldigungen, die Niemand Hötte, Agnes ergriff die blutende Hand ihres Gatten und wollte mit ihm nach seinem Zimmer gehen. Dn Oberforstmeister aber wehrte sie zärtlich ab, bat den Revierförster einige Minuten mit ihm zu kommen und wandte sich zu dem AmtSrath, der seinen Hund mit den Füßen von sich stieß: „Warum wollen Sie das Thier mißhandeln? ES ist eben sehr treu und wachsam und muß einen Aus- druck Ihres Gesichts mißverstanden haben' — Bitte bei Tisch zu bleiben und sich nicht stören zu lassen. Ich werde alsbald wieder hier sein." Obschon Alle seinem Wunsche entsprachen, war es um die Stimmung geschehen. Agnes Wartegg zeigte sich dem AmtSrath gegenüber keine» Wortes mächtig, und die einsilbigen Gespräche zwischen ihm und dem Pfarrer brachten keinen frischen Hauch in die schwüle Situation. Wenn Jsserstadl's Blick zu seiner an- muthigen Nachbarin hinüberglitt, las er deutlich nicht nur die Sorge um den Gatten auf den schönen Zügen, sondern auch eine kaum verhohlene Abneigung gegen sich. Die gereizte Stimmung, in welcher der Amt» rath die Halle des Jagdschlösse» schon betreten hatte und die sich durch Alle», was er von dem Wartegg'- und die neugeborene Prinzessin befinden sich den Umständen nach in bestem Wohlsein. Die neugeborene Prinzessin wird — ein gewiß seltener Fall — bei ihrem Eintritt in» Leben von zwei Urgroßvätern und vier Urgroßmüttern, unter denselben ein Kaiser und zwei Kaiserinnen, begrüßt. — In dem BundeSrathsauSschuß für Aoll- und Steuerwesen fand gestern die Berathung über die Vorlage, betreffend die provisorische Erhebung von Sätzen, welche im neuen Zolltarif vorgeschlagen sind, Statt. Der Entwurf wurde mit einer unerheblichen Modification in tz 3 angenommen. Es ist, nach der „Post", beschlossen worden, in den Motiven, welche dem Gesetz für den Reichstag beigegeben werden sollen, ausdrücklich hcrvorzuheben, daß durch die Vorlage auf eine Nachbesteuerung des Tabaks nicht verzichtet wer den soll. — Die Reichstagscommission für die Geschäfts ordnung hat bekanntlich beantragt, dem Anttag auf Genehmigung der Strafverfolgung des Abg. Hassel- maun die Genehmigung zu ertheilen. Nach polizei lichem Bericht vom 22. März d. I. hatte nämlich, wie wir der „N Pr. Z." entnehmen, Lett Hassel mann, der am selbigen Tage Abends 9 Uhr mit dem Expreßzuge der Berlin Hamburger Bahn hier einge troffen ist, als Passagiergut 8 Ballen der Nr. 1 der in Hamburg erscheinenden, von ihm redigirten perio dischen Druckschrift „Deutsche Zeitung* hier eingeführt. Bier am Bahnhof erschienene Arbeiter haben die Zei tungsballen m Empfang genommen und sich damit zu Zeitungsfpediteuren begeben. Die Strafverfolgung M auf Grund der Ktz 24 und 2b des Socialisten- gesetzeS erfolgen. In dem Bericht der GeschästSord- nungScommifsion wird der zustimmende Beschluß wie folgt motivitt: Wenn auch zrither et konstante Praxi- de- Reichstag- gewesen sei, die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung gegen Abgeordnete zu versagen, so sei doch niemals behaupte» worden, daß der Art. »I der Verfassung die Mitglieder des Reich-lag- um der Person willen bevorzugen, denselben per sönliche Privilegien ertheilen wolle Man werde anoehmrn, daß der Reich-tag, wenn er die Genehmigung versage, di« Verbreitung eine- von einem Socialdemokralen ausgehenden PreßerzrugnisseS begünstige, und zu solcher irrigen Annahme dürfe der Reich-tag um seiner selbst willen leine Veranlassung geben. Sei auch da- an sich kein durchschlagender Grund für die Beschlußfassung im Reichstage, so liege doch, da nach den gemachten Mittheilungen Herr Hasselmann gerade die ihm als Abgeordneten zustehende Lxemtion von der Ausweisungsordrr benutzt haben solle, um die polizeiliche Verfügung vom 18. November 1878 zu übertreten, zweifellos eine Verletzung der dem Reichstag gegenüber schuldigen Rücksicht vor. * Schwerin, 13. Mai. Ihre kaiferl. Hoheiten der Großfürst Michael Nikolajewitsch und die Frau Großfürstin Olga Feodorowna sind mit dem ältesten Sohne, dem Großfürsten Nikolaus, heute Nachmittag in Schwerin eingetroften. Am Donnerstag geht der großherzogliche Hof mit den großfürstlichen Gästen nach Ludwigslust, und am Freitag werden dieselben, wie man der „N. A. Z.* schreibt, sich zunächst auf einige Zeit aus Besuch an den Hof von Karlsruhe begeben. * Wien, 13. Mai. Se. königl. Hoheit der Kron prinz von Schweden ist gestern Abend mit dem Eourierzuae der Westbahn nach Frankfurt a. M. abge reist. — In Ried begannen gestern die Festlichkeiten anläßlich des Jubiläums der 100 jährigen (durch den Teschener Frieden erfolgteu) Vereinigung des Innviertel- mit Oesterreich. Die gesammte Bür gerschaft der Stadt und des ganzen Kreises hat sich ohne Rücksicht auf die sonst bestehenden politischen und confessionellen Gegensätze m Eintracht zusammengefun den, um die erhebende Feier in würdigster Weise zu begehen. — Heute versammelten sich beide Häuser deS ReichsratHS. Auf der Tagesordnung de» Herren hauses stand die zweite Lesung des Staatsvoranschlags pro 1879. An der Debatte über denselben betheiligte scheu Paar sah und Hötte, gesteigert hatte, war nur einige Minuten lang peinlicher Verlegenheit und Be schämung gewichen. Jetzt erwachte sie neu — und wuchs dämonisch an. Jsserstädt empfand eine Art Freude, die Frau, welche so ganz vergessen zu haben schien, wie nahe sie ihm einst gestanden, wenigsten- für heute au- ihrem Glücksgefühl gefcheucht zu haben. Er ahnte nicht, mit wie tiefem Bangen sie gestern seiner Ankunst entgegengedlickt hatte und welche dunkle Gedanken durch tue Seele deS jungen Weibe- zogen, so oft sie nach der Thür blickte, durch die Wartegg zurückkehren follte. So war e» ein unerquickliches Mahl geworden, und die Diener hasteten sich, es rascher zu Ende zu bringen. Auch als Wartegg, die Hand leicht verbun den, wieder eintrat, ließ sich da- verlorne Behagen nicht zurückgewinnrn. Der Oberforstmeister lächelte zwar seiner Frau und selbst dem unholden Gaste entgegen — aber Agnes sah, daß das ehrliche Gesicht des alten Freundes, der mit ihm gegangen war, tiefen Mißmuth ausdrückte. Alle athmeten auf, als die Hausfrau die Tafel aufhob. Jsserstädt beurlaubte sich unter dem Vorwand, daß er Geschäfte habe, sogleich — Frau v. Wartegg brachte die Ausforderung, zum Kaffee zu blei ben, die ihr auf die Lippen trat, nur halb hervor — dn AmtSrath nahm die Miene an, die Aufforderung nicht gehört zu haben und ging hinweg. Wartegg ge leitete ihn durch die Halle und vor das Thor des Jagdschlosses, wo der leichte Wagen, in dem er gekom men war, schon hielt. Indem sie hinauSttaten, hatte Jsserstädt seinen Hund, dn gedemüthigt aus dem Reh- feü zunächst dn Schwelle lag, fest am Halsband ge packt. Dn Obnforstmeiftn sprach sein Bedauern über
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