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Dresdner Journal : 29.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-29
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1879
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W200. Freitag, de« 29. August. 187S. l» LsutioL«» »>t«U«: ^Lkrliok: . . IS LI»r^ )t jLtu-Uet>: 4 »I»rk L0?k. ^umluein: 10 kt Lui—riuUd Ue» äentsckso kviode» tritt?o»t- uaä 8t«mp«lruseklit8 divru. Io»vr»t«llprel8e: kür 6«n k»um «iasr kvlltrsllv 20 kk. Vater „Lu»b««u»ät" äio Lei s vo kk. DresdntrZournal. mit Xn,na.km» 6«r 8ovr>- vo6 ksiertL^e XVev6» sür cten solxsaäea Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. loneratenaanitkmv »»««Urts» L«ip»ix: Lran<t«tetter, OommisüionLr äs» llresUaer ^ouruat«; N»wdorss -U«rli» Vi,u l,«tpriss L»»«I - Lr«,I»« krinlif»! t n.: ^aaren^tein L t^vAier, Lerlio V>«a - NLmdur^- krL8-l.«ip»>S ^r»i>l!kvrt ». » rlüned-a: /tm/ LsrUa: §.^vrn»e^> , Lremsa: Fäc/i/att«, Lr»»lLu F. §tanAe»'« Uür«.-»»; Vdsmuitr: >>. ^aiAt; krsatlkurt » H.: >. ^ou-Ae^i-eks u. V'. ^/errmann- sedv I!uckk»n6Iun8; SörUtr: 8»LLov»r: <7. k»ri« Lsrim - rr»lllrturt » U Statt^»rt: Da^be L vo. , LEdarU: F Meut/Aen, Fct. §te»n«'. Hernnsxvdvr: «öviel. Lxpeäitiov äe» Dresdner ^ourv»l«, Dreien, 2viaxer»tr»E kto. 20. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Bezirksarzte vr. Jähnel zu Zöblitz das Ritter kreuz I. Elaste des AlbrechtSordenS zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. u r d « r n ch >. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Frankfurt a. M. Karls ruhe. Darmstadt. Wien. Prag. Paris. Brüssel. Stockholm.) Zur Orientfrag«. (Ernennungen, Lersetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Chemnitz. Elterlein. Hartenstein. Hermsdorf bei Frauenstein. Bautzen. Kamenz.) vermischtes. Statistik und Bolkswirthschast. Eivgesavdtes. Feuilleton. Lageskalender. Börsenuachrichteu. Telegraphische Witternngsbrrichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 28. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter mel- den ans Gastein, daß Graf Andrassy gestern von vormittags 11 Uhr bis nach 4 Uhr Nach mittags beim Kürsten Bismarck verweilt hat. Nach de« Diner wurde eine gemeinschaftliche Spazier fahrt unternommen. Prag, Mittwoch, 27. August, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute Abend 1V Uhr zu den morgen stattfivdendev DivifionSmanövern hier ringetroffen und wurde am Staatsbahnhofe von einer großen Volksmenge mit stürmischen Hoch rufen begrüßt. Die Straßen, durch welche der Kaiser fuhr, waren ans da« Glänzendste decorirt vad erleuchtet. Paris» Donnerstag, 28. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In einer dem „Gaulois" auS Trouville zugegangenen besonderen Correspondenz «erden die Mitthrllungen deS „Figaro" über eine mit dem Prinzen Jerome Napoleon stattgehabte Unterredung nnd über die dabei dem Prinzen bei- gelegten Aeußerungen dem Inhalte und der Form nach für unrichtig erklärt. Rom, Mittwoch, 27. August, Abends. (W. T. B) Infolge der Mißernte hat der Minister des Innern, Villa, den Minister der öffentlichen Arbeiten, Baecariui, ersucht, die Ausführung der vom Parlamente beschlossenen öffentlichen Arbeiten zu beschleunigen. Gleichzeitig forderte der Mi nister die Präfekten auf, die Provinzen, Gemein den und reichen Grundbesitzer zu veranlassen, den Bedürftigen Arbeit zu verschaffen. London, Donnerstag, 28. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Standard" schreibt, die Begegnung de« Kürsten Biömarck mit dem Grafen Andrassy m Gastein sei ein würdige« Pendant zu der Begegnung der beiden Kaiser daselbst. DaS gute Einvernehmen zwischen Deutschland und Oesterreich bedente keine neuen Abenteuer; die An nahme, Deutschland suche Streit mit Rußland, sei nicht der Erwähnung werth. Wir begrüßen, sagt der „Standard" schließlich, die Freundschaft der beiden Großmächte im Herzen Europa« alS eine ausgezeichnete Vorbedeutung für den Frieden, denn die Erhaltung deS europäischen Frieden« ist der theuerste Wunsch England«. Tagesgeschichte. * Berlin, 27. August. DaS Fußleiden Sr. kaiferl. und königl. Hohett deS Kronprinzen, daS allerdings mehr beschwerlich, als sonst irgend von Be deutung ist, besteht, wie man der „N.-Z." schreibt, darin, daß sich auf der Fußsohle Blasen bilden, nach deren Heilung sich wieder neue einstellen. Zu dem Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser hat sich der Kronprinz jüngst im Tragstuhl begeben. — Ihre kaiserl. Hoheiten die Großfürsten Wladimir und Alexis von Ruß land sind heute früh aus Kissingen hier eingetroffen und im russischen Botschastshotel abgestiegen. Nach mittags begaben sich beide Großfürsten zur Begrüßung der allerhöchsten und höchsten Herrschaften von hier nach Potsdam und folgten alsdann einer Einla dung der Majestäten zum Diner nach Babelsberg. — Der Kriegsminister, General der Infanterie v. Ka mele, wird sich morgen nach Schlesien begeben, um den Cavalleriemanövern, welche bei Namslau statt finden und am 22. d. begonnen haben, beizuwohnen. Die Divisionsübungen begannen gestern in Gegenwart Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Friedrich Karl. Bei denselben erlttt leider ein Hauptmann von der reiten den Artillerie einen Beinbruch und ein Premierlieute nant vom westpreußischen Ulanenregiment Nr. 1 eine erhebliche Contusion. Auch eine Anzahl durch Sturz vom Pferde verletzte Cavalleristen befiudet sich im Garnisonlazareih zu Namslau. — Der „KönigSb. Hartung'schen Ztg." zufolge wird im Auftrage des Kaisers von Rußland General Skobelew mit mehre ren höheren Offizieren an den Manöver» der Königs berg Theil nehmen. General Skobelew kommt mit seiner militärischen Begleitung nach Berlin, um sich von hier aus dem kaiserlichen Gefolge anzuschließen. — Das dritte Kriegsgericht gegen den Capitän z. S. Grafen v. Monts, welches am 22. d. begann nen, hat vorgestern seine Sitzungen beendet. Das Urtheil geht nun an daS königl. Generalauditoriat, ehe dasselbe Sr. Majestät dem Kaiser und Könige zur Bestätigung vorgelegt wird. — Wie die „K. Z." erfährt, hat sich in neuester Zeit das Bedürfniß herausgestellt, die älteren Vorschriften, betreffend den Verkehr mit Giftwaaren, und zwar in zum Theil verschärfter Weise wieder in Er innerung zu bringen. Danach bedarf eS, außer halb des Apothekergewerbes, für den Großhandel wie für den Kleinverkauf zum Feilhalten von Gist- mttteln einer besonderen Genehmigung; im Kleinhandel sind nur die von der Industrie zu gewerblichen Zwecken verwendeten Giftwaaren zuzulassen; der Handel mit Giften und giftigen Stoffen im Umherziehen ist unter sagt. Ganz besonders strenge Anordnungen sind bezüg lich der Aufbewahrung der Giftwaaren getroffen, eben so in Betreff der Waageschalen, Gewichte, Mörser, Feuilleton. Redigin von Otto Banck. ' K. Hostheater. — Altstadt. — Mittwoch, den 27. August: Zur Erinnerung an die erste Auf führung von Goethe'S „Faust* (I. Theil) vor 56 Jahren: Prolog, gedichtet von Julius Pabst, ge sprochen von Hrn. Jaffe. Zum 100. Male: „Faust*, Tragödie in 6 Acten von Goethe. Mit finnigem Feingefühl hatte unsere Hofbühne dieses locale Jubiläum auf den Vorabend des Tage» verlegt, an welchem der Geburtstag Goethe'S zum 130. Male wiederkehrt. Auch die erstmalige Aufführung de« „Faust* in Dresden am 27. August 1829 trug den Charakter einer Ovation für den damals 80jähri- arn, geistig wie körperlich noch wunderbar rüstigen Dichterfürsten und wurde weihevoll eingrleitet durch einen Prolog von Ludwig Tieck. E» gereicht unserer Gegenwart ebenso zur Genugtuung wie zur Ehre, daß ihr zu einer Huldigung, welche m gleichem Maße dem Genius wie der Person Goethe'S gilt, nicht nur die freudige Stimmung, sondern auch das volle Ver- standniß innewohnt. Wir durchschauen beute die Eng- herngkeit jener theils philiströsen, theils böswilligen Widersacher, welche dem deutschen Volke seinen größten Dichter nur in der Gestalt deS Hofmanne« und Ge- betmrath» vorzuführen sich bemühten und keine Ge legenheit verläumten, dessen Charakter zu verunglimpfen. Mußte da» Ausland unserer Ration erst sagen, weichen Strahlenschimmer der Name Goethe» über Deutsch land auSbrrittt? Jedoch auch die Stimmen au» Frank- reich und England vermochten den berechtigten Stolz nur spärlich zu wecken. Nachdem über der Gruft deS Dichterheroen die Klatschsucht und Verleumdung mehr und mehr zum Schweigen gekommen, trat an ihre Stelle die politische „Gesinnungstüchtigkeit* mit neuen Anklagen und Verketzerungen. In kecker Verdrehung der Wahrheit und mit Hilfe einer Anzahl bequemer Phrasen wurde Schiller zum Freiheitshelden procla- mirt und, auf Unkosten seines großen Freundes, aus da» Piedestal erhoben. Aber wunderbar, als im Jahre 1859 dieser allen poetischen Interessen fremde SchtllercultuS seinen Lul- minationSpunkt erreichte, vollzog sich fast gleichzeitig ein mächtiger Umschwung. Die Privilegien der Cotta'- schen Verlagshandlung, welche bisher der Verbreitung der Goethe'schen Werke im Wege gestanden hatten, nahten ihrem Erlöschen, und die kleine Goethegemeinde, die an fangs ihren literarischen Stützpunkt nur bei den Roman tikern fand, war inzwischen an Ausdehnung und Einfluß wesentlich gewachsen. Ja, es entstand im vollen Sinne deS Watte» eine eigentliche Goethewissenschaft, deren Dimensionen heute bereit» fast unübersehbar sind. Man mag über die bezüglichen Detailforschungen, sowie über den Werth der durch dieselben hervorgerufenen Publi kationen denken, wie man will, und zugestehen müssen, daß ein Theil der Goetheliteratur eine bedenkliche Aehnlichkeit mit den Arbeiten gewisser Philologen hat; die Thatsache läßt sich nicht hinwegleuanen, daß nur auf diesem Wege da» volle Verständnis» Goethe » er möglicht worden ist. Erst jetzt steht der Dichter und der Mensch in voller Klarheit und in seiner ganzen Hoheit vor unserem Geiste. E» ist da» beneiden»wetthe Vorrecht einer wirklich großen und vornehme» Natur, daß jede» tiefere Ein Löffel und sonst etwa erforderlichen Gefäße bei Be handlung der Giftwaaren. Die Verabfolgung der letz teren darf nur gegen besondere Gistscheine erfolgen, über welche Buch zu führen ist. Der Verkauf darf nur durch Geschäftsinhaber oder deren Gehilfen, nie mals durch Lehrlinge und ausschließlich nur an Apo theker, Händler und Droguisten, Fabrikanten, Künstler und Gewerbtreibende erfolgen. Auch die zur Vertil gung von Ungeziefer dienenden Zubereitungen dürfen nur gegen Gistscheine an Personen abgegeben werden, welche sich legitimiren können. Ferner ist auch hin sichtlich der Verpackung eine Reihe specieller Anord nungen ergangen. Der Gifthandel ist der Beaufsich tigung durch die Polizeibehörden und Medicinalbeamten unterworfen. Von Zeit zu Zeit werden Visitationen der betreffenden Lager und Verkaufsstätten durch einen Medicinalrath und einen nicht am Orte ansässigen Apo theker stattfinden, denen die Geschäftsinhaber überall Zutritt zu gewähren, über ihre Befugniß zum Gift handel Aufschluß zu geben und das Giftbuch vorzu legen haben. Zuwiderhandlungen werden, soweit durch das Gesetz nicht eine höhere Strafe eintritt, mit Geld buße bis zu 30 M. geahndet. Frankfurt a. M., 27. August. Ueber einen heute vor der hiesigen Strafkammer gegen den Rechtsanwalt Holdheim verhandelten Proceß entnehmen wir dem „Fr. Journ." Folgendes: Im Februar dieses Jahres sand gegen die Redacteure der „Franks. Ztg." wegen einer Collectiverklärung in Bezug auf Auslassungen des Fürsten Bismarck im Reichstage hinsichtlich der „Franks. Ztg." und speciell gegen Or. Stern eine Verhandlung Statt, die mit der Freisprechung des Ersteren und der Verurtheilung des Letzteren wegen einer demselben zur Last fallenden Beleidigung des Reichskanzlers, begangen in einem Artikel der Tages übersicht, endigte. Die stenographisch aufgenommene Verhandlung wurde veröffentlicht und daraufhin wegen erneuerter Beleidigung gegen I)r. Stern, den Steno graphen Müller-Rentz und den Rechtsanwalt Holdheim wegen Beihilfe dazu eine Untersuchung eingeleitet, worin dieser Letztere dem Untersuchungsrichter gegen über jede Auskunft verweigerte. In der Verhandlung gegen die beiden Erstgenannten zu Anfang Juni d. I. machte Holdheim, als Vertheidiger deS vr. Stern, die Bemerkung, er habe dem vr. Stern, der ihn darum befragte, erklärt, daß die Veröffentlichung einer wahr- hettSgetreuen Wiedergabe des Processes statthaft sei, und er selbst habe den Theil des Berichtes, der seine Vertheidigungsrede betraf, durchgesehen. Der Staats anwalt ließ diese Auslassungen sofort protokolliren und erhob nun gegen Rechtsanwalt Holdheim Anklage wegen Beihilfe, welche heute verhandelt wurde. Da mals wurde vr. Stern wegen erneuter Beleidigung des Fürsten Bismarck in eine Zusatzstrafe von 2 Mo naten veruttheilt, Müller-Rentz aber freigesprochen. Das heute ergangene Urtheil, welches den damals er hobenen Thatbestand reproducirt und die damals festgestellten Beleidigungen betont, hebt hervor, die Thätigkeit des Advocaten Holdheim sei eine zwei fache bei der Verurtheilung gewesen; ein Mal habe er dem vr. Stern, der ihn darum befragte, als Rechtsanwalt den Rath gegeben, daß er die frag liche Verhandlung wahrheitsgetreu veröffentlichen könne, und dann habe er seine Vertheidigungsrede nach der Richtung geprüft, ob sie nichts Strafbares enthalte und hiermit auch die Stellen zum Abdruck gebracht, welche vom Gerichte als beleidigend erachtet worden seien. Es müsse angenommen werden, daß der Rechts anwalt Holdhelm dem vr. Stern zur Verübung der öffentlichen Beleidigung des Fürsten Bismarck durch Veröffentlichung seiner Vertheidigungsrede durch die That, nämlich durch Prüfung und Lorrectur des vor gelegten Concepts seiner Vertheidigungsrede, wissentlich Beihilfe geleistet habe. Was die StrasauSmessung an- dringen in die Geheimnisse ihres Seelenlebens die schon an der Oberfläche gewonnenen Resultate inniger Ver ehrung nur zu steigern vermag. Bei keinem Zweiten aber haben die intimsten Entdeckungen auch nur an nähernd den Adel, die Wahrhaftigkeit und die über quellende Herzensgüte eines Mannes so unzweideutig enthüllt. Goethe bezeichnet al» „Hauptaufgabe des Biogra phen, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen dar zustellen und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich Welt- und Menschenansicht daraus gebildet und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt.* Im „Faust* der zeit- und bruchstückweisen Frucht einer 60jährigen Schöpfungs arbeit, hat unS der Dichter sein biographisches Drama hinterlassen. Wenn Taylor dieses Drama einer Mosaik vergleicht, die, in der richtigen Perspective geschaut, das titanische Streben der Menschen durch Dunkel und Licht zur siegenden Unsterblichkeit darstelle, wenn andere Kritiker e» als ein Prisma von tausendfältigem Far benspiel oder als ein kaum rntwirrbareS Kaleidoskop charakterisiren, so ist eben die allein richtige Perspec tive für seine Betrachtung die biographische. G. v. Löper nennt das Faustdrama da» LeoenSwerk de» Dichter». Auf dem Nebelgruude dunkler mystischer Sagen unserer Urgeschichte wäre e» al» ein Raturpro duct und al» ein individuelle» Kunstwerk emporgewachsen, zugleich die reichen Früchte de» Boden» seiner Zeit und die von dem Zeitgeschmack unabhängigen, dauern den Vorstellungen der Menschheit in sich vereinend. Kein andere» seiner Meisterwerke ist daher in gleicher Weise zur Feier de» persönlichen Gedächtnisse» lange, so sei zu berücksichtigen, daß der noch unbe strafte Angeklagte sich in einem RechtSirtthum befun den, und sei deshalb nicht, wie die Staatsanwaltschaft beantragte, auf 2 Monate Gefängniß, sondern auf eine Geldbuße von 300 M. wegen wissentlicher Beihilfe durch Veröffentlichung der Vertheidigungsrede zu er kennen. Karlsruhe, 26. August. (K. Z.) Der Groß herzog ist aus dem englischen Seebade Eastbourne heimgekehrt und wird sich morgen auf seine Inspektions reise nach Metz begeben. Darmstadt, 27. August. Das „Regierungsblatt" veröffentlicht eine Verordnung wegen Einführung der Robe für Richter, Staatsanwälte, Gerichtsschreiber und Rechtsanwälte. Die „Darmst. Ztg." bemerkt hierzu in einem Artikel, die Regierung habe sich dafür im Interesse der Würde der Verhandlungen nach dem Vorgänge anderer Bundesstaaten, insbesondere Preußen», entschieden, da dem einheitlichen Verfahren eine mög lichst einheitliche Amtstracht entspreche. WaS die Rechtsanwälte anlange, läge es in deren eigenem Interesse, daß ihrer Aufgabe, welche eine gemeinsame Arbeit mit und neben den Richtern umfasse, auch äußer lich Ausdruck verliehen werde. * Wien, 27. August. In Gastein findet heute die Zusammenkunft des Grafen Andrassy mit dem Fürsten Bismarck Statt. Der „N. fr. Pr." telegra- phitt man aus Gastein: Ein heftiges Gewitter verur sachte eine kleine Verzögerung der Ankunft Andrassy's, welche gestern kurz vor 11 Uhr Nachts erfolgte. In folge des strömenden Regens und der späten Stunde waren trotz deS allgemeinen Interesses, das hier die Begegnung der beiden Diplomaten hervorruft, bei der Ankunft des Ministers nur wenige Personen anwesend. Das Hotelpersonal empfing den Grafen Andrassy und dessen Begleitung, den Hofrath Doczi und den Sec- tionsrath Pechy. Graf Andrassy deprecirte, daß Fürst Bismarck ihn zuerst besuche, und stattete heute Vor mittag H12 Uhr ohne jede Begleitung dem deutschen Reichskanzler einen Besuch ab. Fürst Bismarck kam ihm im Hausflur entgegen, und die Begrüßung der beiden Staatsmänner war sichtlich eine herzliche. An drassy's Abreise erfolgt wahrscheinlich morgen Vor mittags. Prag, 27. August. Je näher der Zeitpunkt für den Zusammentritt des Reichsrathes heranrückt, desto klarer treten die von tschechischer Seite geltend gemachten Forderungen zu Tage. Im Wesen lassen sich dieselben in folgenden Punkten präcifiren: Besetz ung aller jener Lehrstühle an der Prager Universität, welche Gegenstände der Staatsprüfungen und Rigoro sen umfassen, mit einer ebenso großen Anzahl tschechi scher, wie deutscher Professoren; Trennung des Lan- deSschulratheS in zwei sprachlich getrennte Körperschaf ten und Durchführung des PrincipS der nationalen Autonomie auf dem Gebiete des Volksschulwesens; Abänderung der Landtagswahlordnung speciell mit Rücksicht aus das Wahlrecht des großen Grundbesitze- und der Handelskammern; Anerkennung der Elgen- berechtigung des Königreichs Böhmen durch den Act der Krönung Sr. Majestät des Kaisers zum Könige von Böhmen. Innerhalb dieses allgemeinen Rahmens bewegt sich noch eine Reihe von Specialwünschen, die sich jedoch fast durchwegs auf das Princip der natio nalen Gleichstellung beziehen. Inwiefern man von deutscher Seite gewillt sein wird, auf diese Desiderien einzugehen, läßt sich heute noch nicht klar erkennen; doch ist innerhalb der deutschen Bevölkerung, na mentlich jener der ländlichen Bezirke, eine aus gleichsfreundliche Strömung unverkennbar. Man will endlich Frieden haben im Lande, damit Böhmen das Vollgewicht seiner Größe und Bedeutung bei Ent scheidung der die ganze Monarchie betreffenden Fragen in die Wagschale werfen kann. — Ein großer Theil Goethe'S berufen und geeignet. Weil aber unsere Hul digung dem ganzen Dichter wie dem ganzen Menschen gilt und nicht bloS einzelnen Perioden seines Schaffens und Lebens, so erneuert sich auch immer wieder der Wunsch, das gcsammte Faustdrama, soweit e» die glänzend entwickelten Hilfsmittel der heutigen mechani schen und theatralischen Technik gestatten, für die Bühne gewonnen zu sehen. Der Plan, auch den zweiten Theil der Dichtung (in der Einrichtung Wollheim's mit der zur Handlung nöthigen Musik von Pierson) würdia in Scene zu setzen, hat zwar bei dem diesmaligen fest lichen Anlasse aufgegeben werden müssen, ist jedoch nur für einen geeigneteren Zeitpunkt hinauSgejchoben worden. Die Jubiläumsaufführung deS ersten Theile» er öffnete ein stimmungsvoller Prolog von Iuliu» Pabst, gesprochen von Hrn. Jaffö, welcher u. A. verdienter maßen auch auf die Vertreter der Hauptrollen vor 50 Jahren (Karl Devrient, Pauli, Julie Gley) hin- wie». Dies Mal hatte man die Besetzung der letzten Darstellungen beibehalten. Der Besuch des Hause» war ein sehr erfreulicher. Rudolf Günther. Neue Erwerbungen der königl. Gemäldegalerie. Schon wieder ist die Sammlung moderner Gemälde durch die Fürsorge der Generaldirettion mit zwei neuen und interessanten Werken lebender Meister ver mehrt worden. Joses Brandt in München hat sich in verhältniß- mäßig kurzer Zeit durch seine Leistungen einen allae- mein geachteten Namen zu machen gewußt und zahlt
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