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Dresdner Journal : 25.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-25
- Monat1880-04
- Jahr1880
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- Dresdner Journal : 25.04.1880
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^95 Sonntag, dm 25. April. 1880. l» L«vt»ck»s KLrtivb: . . l« ^)Lt>rUck: 4 U»rk L0 kk. NtQLO^QS ^uLmSrn: 10 Ln—riuMi 6«6evt»cdm> keiobe» tritt ?<»>t- »u>ä 8teu>p«Iru»ct^itb tum». Io»er»teQprel8e: Vif a«n k»aw eio«r ^vsp»1t«ll«o kstitrvile 20 ks vut«r „Lius««u»ät" äiv Leit« SO kk. Lr»el»«lu«» r iLzliob mit Xu»v»tims ä«r 8omi- uoä k'siertLxe für äeu solxenäeu Hz DresdnerMirml. 1o8<>ii»t«ui»aaLbm« aa««Lrt^r l^tpit^ Branstetter, Lommi»»iouür Vrsxluvr ^ouru^k«; L«mdor, - >«rlt» Vi4L l^ipltF L»»«l - Lr«»I»o-Vr»n>ikllrt ». N: üaa«en«tr,n L ^oAier, I«rUa Vi»o-SLmdurV Nr»<k-L»ip,iV kr^llkkart » H Nttllod,u: Ault L/v,««> L«rU»: §. Lorntcit. /«i , Lrsmio! F §c^/otte, Lr»»l«u: F. L't«»Ae»'i ltüre»u; vdrmlltr, I<> ^o,At: Vr»L^kurt ». H.: F ^««Ae^seNv u. F LV //e^na»n- »ebs lincdiiuiüluv^; 88rUti: V ^fütier,' 8»m»or»r: LV. Sc-uH-,- ?»ri, Vsrlw Vrm»Lkurt ». >l. StMtV»rt: Da«d« L LO.,- L»mdor^: L?ri«<fAen, F«i Lteiner Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Svrausxvdvrr Nvmel. klipeäitioo äe» Oresüosr ^ourv»l«, Dreien, 2vin^kr»tr!u«E l^o. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 24. April. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg ist heule Vormittag 11 Uhr 2V Min. nach Altenburg zurückgereist. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. London, Freitag, 23. April, NachtS. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat Gladstone nunmehr die Bildung deS neuen CabinrtS übernommen. Gladstone batte sich Abends nach einer Conferenz mit dem Earl Granville und dem MarquiS v. Hartington noch nach Windsor begeben. London, Sonnabend, 24. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In unterrichteten Kreisen ver sichert man, Gladstone werde Premier und Schatz kanzler, der Earl Granville Minister des Aus wärtigen werden. Cetinje, Freitag, 23. April. (Tel. d. Presse.) Gelegentlich der begonnenen Evacuation der neuen montenegrinischen Gebiete haben bereits Zusam menstöße stattgefunden. Vorgestern (Mittwoch) gingen der montenegrinische Secretär Bock>c und der türkische Secretär Michran auS Podgorizza nach Tust behufs Besprechung, wur den aber bei Tust mit Gewehrfeuer empfangen und haben sich nur durch die Flucht gerettet. DaS Pferd unter Michran wurde getödtet. Gestern bei der Aus. rückung der Montenegriner behufs der Occupation fand ein Zusammenstoß mit den Türken und Arnauten Statt. Bon den Montenegrinern wurden 8 verwundet und 1 getödtet. Gestern hat der Adjutant Orman Paschas dem montenegrinischen Wojwoden Planay in Podgorizza ohne Einhaltung der bedungenen 24 stündigen Frist angetündigt, daß die türkischen Truppen die jenseits der neuen Grenze liegenden Ortschaften Nachmittags räumen werden. Die montenegrinischen Truppen standen noch weit zurück. Plamenac sammelte in Eile so viele Leute, als er aufzubringen vermochte, um die evacuirten Ortschaften im Namen Montenegros zu be setzen. Er wurde jedoch an der Zembrücke von 1000 Mann Albanesen mit Gewehrschüssen empfangen und sah sich gezwungen, sich zurückzuziehen. Dresden, 24. April. Die rationelle Bewirthschaftung des Wasser- wurde zwar schon zu wiederholten Malen in den letzten Jahr- zehnden durch hervorragende, weit ausblickende Geister angeregt — der Generalconsul Sturz wies auf die Nothwendigkeit hin, daß Deutschland sich über die pri mitive Form der Küstenfischerei erhebe und sich dem Fischfang auf offener See zuwende, und Liebig lenkte m seinen „chemischen Briefen" gleichfalls die Auf merksamkeit auf die Bedeutung der Fische als Nah rungsmittel —, aber im großen Ganzen darf man sagen, daß die Fischerei hinter der mächtigen Entwicke lung, welche andere Industriezweige genommen Haden, um Vieles zurückblieb. Die vor einigen Tagen in Berlin eröffnete internationaleFischereiauSstel- lung versucht eS zum ersten Male, auch auf diese Seite der menschlichen Thätigkeit einen befruchtenden Einfluß auSzuüben. Sie vereinigt Alles in sich, waS nicht nur die verschiedenen Länder Europas, sondern sogar Feuilleton. Redigier von Otto Bau«?. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 23. April: „Ein Sommernachtstraum", dramatisches Märchen rn 3 Arien von Shakespeare, nach Schlegel's Ueber- setzung. Musik von Mendelssohn-Bartholdy. Das schöne Ensemble, das sich in diesem Werke, sinn- und ohrberückend in poetischen und musikalischen Gebilden vor dem Genießenden aufbaut, führt dem Sommernachtstraum stets ein angeregtes, in Weihe gesammeltes Publicum zu. So hatte denn auch diese Vorstellung ein verhältmßmäßig zahlreiches Auditorium und eS lohnte sich der Fleiß der Darsteller und der Kapelle, die unter Direction deS Hrn. Kapellmeister- Wüllner die traumseligen Klänge der liebenswürdigen Eomposition zu correctem Ausdruck, zu rmpfindungS- voller Wirkung brachte. E» liegt zu Tage, wie viel eine solche Schöpfung, die alle theatralischen Hilfsmittel gebrauchen darf, durch die Stütze in dem wetten decorativ so reich ausgerüsteten Raume unserer neuen Bühne gewinnt. Die neue Decoration, der Wald bei Athen, von Hrn. Theatermaler Knoll in Frankfurt a. M., hat sich al- ein günstige-, malerisch vorthellhafte- Terrain für alle darin vorgehenden Scenen erwiese». Auch der gar gefällig von Hrn. Balletmeister Köller darin arran- girte Elfenreigen, dem Frl. Zink al- virtuose und graziöse Solotänzerin besondern Schwung verleiht, macht auf diesem lauschigen Grunde einen doppelt an- gemessenen Eindruck. DaS, waS da- ferne Ostasien, China, Japan, Ostindien und die Königreiche Annam und Siam auf dem Ge biete des Fischfanges geleistet. Auch unser Sachsen hat sein Beste- gethan, d^S Gelingen deS Unternehmen- zu fördern. Ein Ehrenpreis wurde von Sr. Majestät dem König gestiftet (ein großes silberne- Becken), und die königl. Ministerien der Finanzen und de- Innern, sowie die Generaldirection der königl. Sammlungen (Vertreter Professor H. Nitsche-Tharandt) haben durch die zahlreichen Gegenstände, welche sie der Aus- stellung-commission zur Verfügung stellten, den Beweis geliefert, daß unser Land nicht rühmlos sich an dem Wettkampf der Nationen betheiligt, dessen farbenreiches Bild da- Ausstellungsgebäude zu Berlin darbietet. Sachsen ist noch die Heimath der in einem großen Theile Deutschlands schon lange ausgerotteten Fluß- Perlmuschel. Sie findet sich in den oberen Zu flüssen der Saale und bewohnt fast die gefammte weiße Elster und ihre Nebenflüsse bis Elsterberg abwärts. Im Mittelalter wurden diese Muscheln lange Zeit auf eigene Rechnung von den Bewoh nern des Voigtlandes ausgebeutet, bis im Jahre 1621 der Kurfürst Johann Georg I. auf die Anzeige eines Bewohners von Oelsnitz, Moritz Schmerler, die Perlfischerei zum Regal erhob. Moritz Schmerler wurde zum ersten Perlfischer ernannt, und noch heute betreiben seine Nachkommen die Perlfischerei. Der Ertrag der gesammten Perlfischerei jedes Jahres (die Erträge seit dem Jahre 1719 sind aus den in der Ausstellung aufgestellten Tabellen ersichtlich) wird an die Oberforstmeisterei Auerbach gesandt, von welcher er früher an die Generaldirection der königl. Sanum lungen abgeiiefert wurde, jetzt aber an das königl. Finanzministerium geht. Die Ernte wird gegenwärtig jährlich verkauft. Ehedem wurden die Erträgnisse der verschiedenen Jahre angesammelt und, wenn ein aus reichender Vorrath vorhanden war, die schönsten Stücke ausgesucht und zu größeren Schmucksachen verwendet. So entstand das Elsterperlencollier des Grünen Ge wölbes zu Dresden, dessen Werth auf 9000 M. ge schätzt wird. Die sächsische Abtheilung der Berliner Ausstellung ist eine umfassende und lehrreiche. Sie giebt ein vollständiges Bild der Entwickelung der Perl muschel und zeigt andererseits die gejammte technische Bearbeitung derselben. Sie umfaßt zunächst ein von H. Schmerler geliefertes Aquarium mit lebenden Perl muscheln aus dem Elstergebiete. Seiten der königl. Forstakademie in Tharandt ist eine Sammlung aus gestellt, die eine ganze Reihe von Präparaten des MuschelthiereS in Spiritus darstellt. Dieselbe zeigt schlechte und gute Perlen in ihrer natürlichen Lage innerhalb der Weichtheile des Thieres. Eine Wand tafel versinnlicht den Bau der Perlmuschel. Das königl. zoologische Cabinet zu Dresden und die königl. Forstakademie zu Tharandt stellten ferner Perlmuschel schalen in verschiedenen Altersstufen aus und solche, welche in natürlicher Zersetzung begriffen sind; ferner Perlmuschelfchalen, welche entweder Perlen enthalten haben und die charakteristischen Kennzeichen perlhal tiger Muscheln zeigen, oder angewachsene Perlen ein schließen. Weitere Belehrung geben die Structur der Perlen zeigende Makro- und mikroskopische Präparate. Nicht minder reichhaltig ist derjenige Theil der säch sischen Ausstellung, welcher über die Verarveitung der Perle belehren soll. Die höchste Vollendung der Tech nik zeigt da- erwähnte berühmte Perlencollier des Grünen Gewölbes, ein herrliches Beispiel der köst lichen Kunstschätze, welche die königl. Sammlungen bergen. Die Perlenernte deS Jahres 1879, sowie schöne Perlen früherer Jahrgänge (letztere vom Hof juwelier Sachwall geliefert) zeugen für die Auf merksamkeit, welcher diesem Zweige unserer hei mischen Industrie gewidmet wird. Eine von der königl. Forstakademie zu Tharandt veranstaltete Aus- Die einzelnen Schauspieler haben bekanntlich lauter leicht darstellbare Rollen und ihre Hauptaufgabe liegt nur darin, daß sie, mit Ausnahme der Handwerker im Pyramus- und ThiSbedrama, den realistischen Ton möglichst meiden und ein rasch beflügeltes Zusammen spiel schaffen. Minder leicht ist die Partie des Zettel, und es läßt sich nicht verschweigen, daß Hrn. Büller sür die Eselskopfscene aller unerläßliche Humor ge bricht. Seine Komik beschränkt sich darauf, in dieser Gestalt nur mit den Ohren pantomimisch zu sprechen. Frl. Klinkhammer gab den Puck recht munter, wenn auch noch Vieles zu wünschen übrig bleibt. Immerhin erwies diese Leistung wieder durch ihren gesund natürlichen Ton, in dem Jugendblut und kecker Uebermuth sich ausprägt, daß der Abgang von Frl. Klinkyammer, die eben durch diese Eigenschaften manchen Zuschauer erfrischt hat, ein nicht leicht zu ersetzender Verlust für unsere Bühne ist. Hier waren wirtlich Talent und äußere Mittel vorhanden, nicht bloS der Wille, Schauspielerin sein zu wollen. O. B. Die Modernisirung VenedigS. Diese sich im gegenwärtigen Venedig immer lauter kund gebende Tendenz ist schon von verschiedenen Kennern aufrichtig beklagt worden. Die Resultate, die von der Polemik de» feineren Geschmacks bei dieser Gelegenheit herauSgestellt werden, stehen leider im Gegensatz zu den Erwartungen, welche die gebildetsten Geister Italiens von einem nnedererwachenden Nativ- nalbewußtfein der in ihr Vaterland einverleibten Be stellung enthält die historischen und statistischen Docu- mente, die auf da- Perlfischereiregal Bezug haben, UebersichtSkarten des Perlfischereigebietes mit Angaben der Verbreitung der Perlbänke, Darstellungen der Technik des PerlsuchenS, sowie chemische Analysen des Wassers einiger sächsischen Perlbänke. Die königl. Bibliothek zu Dresden hat die Lehrmittel durch Auflegen be reichen Material- über Perlfischerei vervollständigt. Eine weitere Section der Ausstellung zeigt die Perl muschel al- Rohmaterial der Adorfer Industrie, sowie die Erzeugnisse dieser Industrie auS exotischen Roh materialien. An derjenigen Abtheilung, welche sich mit der Naturgeschichte der Fische beschäftigt, hat sich die königl. Forstakavemie zu Tharandt durch Aus stellung von Fijchzuchtapparaten, sowie Wandtafeln zur Erläuterung der Naturgeschichte der Salmoniden betheiligt. Sachsens Mitwirkung an der Ausstellung, die insbesondere hinsichtlich des Betriebes der Perlen fischerei unter den deutschen Ländern einzig da steht, liefert einen durch die Thatsachen redenden Be weis für den rührigen Eifer, wie man in unserem Lande, in welchem man der Erde ihre Schätze seit Jahrhunderten abringt und dessen gesegnete Fluren eine Zierde des deutschen Vaterlandes sind, schon seit Langem danach gestrebt hat, auch die Kostbarkeiten zu erhaschen, welche Neptuns Krystallpalast birgt. Die Intentionen, welche die internationale Fischereiaus- stellung ins Leben riesen, finden in der Presse die lebhafteste Unterstützung. Die „National-Zeitung" sagt: „Der deutsche Fischereiverein hat sich nicht einen Sport zur Aufgabe gestellt, sür welchen nur die wohl habenderen und gebildeten Klassen zu gewinnen sind; er strebt einer im höchsten Sinne praktischen Aufgabe zu. Er versucht fort und fort, ob nicht die ErnährungS- dilanz des Volkes, der großen Menge dadurch gehoben werden kann, daß man dem Wasser reichere Nuherträge abgewinnt, als bisher. Es ist ein Mal der Ausspruch gesallen, daß das größte Verdienst um die Menschheit sich Der erwirbt, der es bewirkt, daß 2 Weizenstauden an der Stelle wachsen und gedeihen, wo b>S dahin nur 1 gewachsen ist. Gewiß darf man aber das Verdienst Dessen ihm an die Seite stellen, der es bewirkt, daß 2 Pfd. Fleisch dort erzielt werden, wo bisher nur 1 gewonnen werden konnte. Vom Standpunkte des Landwirths schien diese Aufgabe unlösbar; wir haben sichere Methoden, die Anbaufähigkeit des Bodens zu erhöhen und ihm an Nutzgewächsen reichere Erträge abzuge- winnen, aber wir haben nicht gleich sichere Methoden, die Fleischerträge in demselben Maße zu steigern. Wir müssen, um die Fleischnahrung des mittleren Menschen zu heben, über die Grenzen des eigenen Staates hinausgreifen, müssen die Prairien der frem den Welttheile oder die unermeßliche Wasserfläche in Anspruch nehmen." — Die „Norddeutsche All gemein eZeitung" schreibt: „Es ist wohl als selbst verständlich anzusehen, daß das deutsche Reich, von welchem die Ausstellung ins Leben gerufen ist, in allen 9 Klassen vertreten und, wir dürfen hinzufügen, würdig repräjentirt ist. Wenngleich bei uns die Fischerei noch im Argen liegt, Deutschland noch lange nicht in ausgiebiger Weise in der Lage ist, an der Ernte aus dem Segen der Gewässer Theil zu nehmen, so bestehen doch einzelne Unternehmungen, welche sich kühn mtt dem Auslande messen können, so werden doch bei uns einzelne Zweige der Fischerei sorgfältig genug gepflegt, um ein erfreuliches, ehrenvolles Resul tat zu erzielen. So wenig geneigt wir sind, die Leistungen der deutschen Fischerei und der mit ihr ver wandten Gewerbe zu überschätzen, so weit entfernt sind wir auch, das wirklich Geleistete, das Gute und Be friedigende zu unterschätzen. In gar vielen Abthei- lungen sehen wir Deutschland ebenbürtig neben dem Auslande, in manchen finden wir es überlegen, und in Nicht ganz wenigen wieder überflügelt. Das ist netianer hegten. Von der Frage nach dem etwaigen mercantilen und gesellschaftlichen Aufschwung der Stadt im Vergleich mit den letzten Decennien vor 1866 ganz abgesehen, bildet der ästhetische Werth der Stadt als Kunstschatz den wichtigsten Punkt, denn es handelt sich hier um ein culturgeschichtliches Object allerersten Ranges, welches der gesammten Menschheit und nicht nur Italien zu Genuß uud Lehre augehört, der Gegen wart w»e der Zukunft. Damit dieses Recht gewahrt bleibe, wäre eme möglichst treue Ueberlieferung des Vorhandenen, selbstverständlich innerhalb der Bedingun gen einer discreten Restauration, wünschenswerth. Dieses Thema berührt wieder 1)r. H. Kübdebo, indem er unter Anderm über da- heutige Venedig sagt: Ein Gang durch die permanente Kunstausstellung lehrt unS sofort, daß Venedig von seinen heimischen Malern und Bildhauern wenig zu hoffen hat; die Geschmack losigkeit macht sich überall breit; eine gewisse Rohheit in der Technik scheint sich zur Manie zu gestalten, dazu kommt eine verderbliche Sucht nach Originalität. Wer die Glanzperiode der Venetianer Schule in den Sälen der Akademie studirt und wenige Schritte davon sodann diese Vertretung der modernen Kunst kennen lernt, der muß eS sehr bedauern, daß das venetianische Volk nicht mehr die Kraft in sich findet, sich aus dem Banne solcher Geschmacklosigkeit zu reißen. Bedauer lich sind namentlich diese Mängel auf dem Gebiete deS KunstzewerbeS, wo Venedig einen offenen Markt hat wie keine andere Stadt, Paris ausgenommen. Die sogenannten Specialitäten von Venedig, dir bei den Fremden stets Anklang finden, werden nach wie vor in der geschmacklosesten Weise auSgesührt, und beson der- die Goldschmiedrarbeiten, die Mosaiken und ja der Zweck der Ausstellungen, daß aus dem Ver gleiche der Leistungen der Nationen unter einander sich das Bessere, Empfehlenswerthe zum Nachstreben und Nacheifern ergiebt; der edle Wettstreit auf dein Ge biete des Äew.rbeS wird erst dann segensreich, wenn er be lebend, anregend und aneifernd wirkt. Deutschland kann umso ruhiger seine Schwächen eingestehen, als es ja auch Vorzüge aufzuweisen hat, die den rwalisirenden Völkern zum Muster gelten können." — Die „Tribüne" hebt mit Anerkennung die Energie hervor, mit welcher neuerdings in Deutschland die Flschereigefetzgebung in Angriff ge nommen wurde. Zum Schluß ihrer Betrachtungen heißt es: „Ueberall, wo die Industrie und der Verkehr das Leben im Wasser gefährdet, wo durch Fabriken, durch die Dampfschifffahrt die Fortentwickelung der Fische eine gewaltsame Störung erlitten hat, werden nunmehr Vorkehrungen getroffen, um dieses sür die Menschheit so werthvolle Thierleben zu schonen. Die künstliche Fischzucht, wie überall das ge- sammte Fischereiwesen hat in der jüngsten Zeit Fortschritte gemacht, wie sie noch vor einem De- cennium nicht geahnt wurden. Mit Stolz nehmen wir es wahr, daß Deutschland in diesem Sweben, die ProductionSfähigkeit des Lebens im Wasser zu erhöhen, in erster Reihe steht, und daß es gerade Berlin ist, welches die Idee einer internationalen Fischereiausstel lung in die Wirklichkeit gerufen hat. Mögen die gemein schaftlichen Arbeiten der hier versammelten Nationen der Cultur zur Ehre, der Menschheit zum Nutzen ge reichen!" — Die „Staatsbürger-Zeitung" führt aus, daß der Zweck der Ausstellung sei, durch Beleh rung die Fischzucht zu fördern, und bemerkt: „In diesem Sinne begrüßen wir die Fischereiausstellung als einen Fortschritt der Cultur auf einem bestimmten Ge biete; wir begrüßen sie aber auch als einen Fortschritt auf dem allgemeinen Gebiete der internationalen Be ziehungen der Völker zu einander, als ein Streben derselben, im Frieden mit einander zu leben und die Werke des Friedens zu fördern." Tagesgcschichte. Dresden, 24. April. In Anlaß des Geburts festes Sr. Majestät des Königs fand gestern Abend ^9 Uhr bei Sr. Excellenz dem Herrn Slaatsminister General der Cavallerie v. Fabrice eine Soirve Statt, welche Se. Majestät der König, Ihre königl. Hoheiten der Prinz Georg, die Frau Prinzessin Georg und Prinzessin Mathilde, sowie Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg mit Ihrer hohen Anwesenheit beehrten. Die Soirse, zu welcher sehr zahlreiche Ein ladungen ergangen waren, hatte einen reichen Kreis distinguirter Theilnehmer in dem Mimsterhotel an der Seestraße vereinigt; es waren anwesend das diplomati sche Co^ps, die sämmtlichen Herren Staatsmimster, die obersten Hofchargen, die Generalität und die Ossizierscorps von hier und aus auswärtigen Gar nisonen, die höheren Räthe der Ministerien, die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden, Vertreter d-r Geistlichkeit und des Lehrerstandes, der Wissenschaften und Künste, sowie viele hervorragende Privatpersonen. Ein ebenso zahlreicher wie glänzender Damenkreis er höhte die animirte Feststimmung. Im Ballsaale con- certirte das Musikcorps des Gardereiterregiments nnter Kapellmeister Wagner. Dresden, 22. April. Se. Excellenz der Hr. Staats minister v. Nostitz-Wallwitz ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung seiner Ressorts wieder übernommen. Dresden, 24. April. Der am hiesigen königl. Hofe beglaubigte kaiserl. und königl. österreichisch- ungarische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf v. Wolkenstein-Trostburg, welcher behufs Ueberreichung seiner Creditive, als außerordent- kleinen Glasarbeiten werden immer formloser und un schöner; dies gilt aber ebenso von den theuern GlaS- objecten und Bronzen. Trotz der Kunstgewerbefchule fehlt es an einem belebenden Mittelpunkte für das Kunstgewerbe, und so bleiben die Bestrebungen den Fabrikanten selbst überlassen, natürlich mit gegentheili- gem Erfolge. So wie Venedig aber seinen Charakter im Kunst leben verliert, so auch in seinem Aeußeren. Nach und nach wird es seine Eigenthümlichkeiten einbüßen, denn Verständnißlosigkeit und Interesselosigkeit für die Kunst und ihre Denkmale üben auch hier ihre Nachwirkungen. Der MarkuSdom, dieses Kleinod der Baukunst, das feingestimmte Motiv aller Maler, verwandelt sich immer mehr in einen abstoßend kalten Bau. Schon sind die beiden Seitenfronten der Restauration zum Opfer ge fallen; die warmen, harmonischen Töne, welche Jahr hunderte hingezaubert, sind verschwunden, und kaltes Weiß, frostiges Grau starren uns entgegen. Alles wurde erbarmungslos erneuert, angestrichen und ver goldet, die feingetönte Patina abgekratzt, die altgefärbte Vergoldung verbessert. Vergeblich eisern einige vene tianer Kunstfreunde gegen dieses Vorgehen, vergebens behandeln die archäologischen Vereine Europas die Angelegenheit als eine internationale und versuchten unlängst auf einem Londoner Congrcsse einen Protest an die Regierung — der Architekt bleibt bei seinen Entschlüssen. Um Allem die Krone aufzusetzen, beab sichtigt da- Municipio, noch die Reiterstatue Victor Emanuel's auf dem kleinen Löwenplatze beim Uhr- thurme auszustellen, so daß auch hier die Seitenfront de» Dome» durch da» Monument um alle Geltung gebracht wird, während hinwieder die (für das dank-
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