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Dresdner Journal : 23.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-23
- Monat1880-09
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1880
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Ldonoomeotipevl«, l» L»tek»: d»t»rliot>: . . 18 Zt jLdrliod: 1 U»ril S0?k. Liorelve Hamiaerll: lv?k La»»«riudd cje» äeut^ckso keioke« tritt Dost- rmd LtempelruseMLA diora. loüerstellprvlser Mür Neu kaum einer xespLlteoeo petitrsile 20 kk. Votvr „klia^siLodt" di« 2«it« KO kk. rr»ek«l»«iir mit Xnsnnkwe der 8ovv- und keiert»^« Xveads für den folgenden ^»8 DresdnerIMrmt. Verantwortliche Redaetion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Iu»en«teni»nna>ime »n«rrNrt«» l-eipn^! />»-. i.o:nio»>io»ö.r «les Dresdner dvuru^k; S»mdurT -U«rUo Visa I.qjp»ix v»>«I-Sr«,I»a rrsnlcturl ». H : L«a»«cste»n L t'oA/er,' Nsrlin Vien - Ssmkurx rrs^-Lsipiiss-rrsokkiirt » « Slüvctwn: Lud .Vu»«r ».rUll: L. L't^n,<F. /nia/idend»»^, Lr«m«u i L Lc-do«e, »r«»lLu: F ätunAen's öürenu; vkiwiul,: Lr. tH«; krLll^lurt ». ».: L dueA-FsoN» u. d 6. //errmnn«- sctiv Nuckknndlun^; SvrUti: ^/«d/er, S»Lvov«r: 6. Lc-iu.vd,/: r»rt, L«rlln -?r»Llrtiu-t »- H. »tult^srr: Daud« « «Edm-ßr- L LirudAe», ^d Ltriner. UvrLusxvdvrr NSoiel Lipedition de» Dresdner doiriud«, Dresden, Xvin^erstrnss» Lo 20. Nichtamtlicher Theil Telegraphische Nachrichten. die Bühne zu bevölkern? Wie soll man sich diese peinlichen Räthsel beantworten! Die zweite nicht minder bedenkliche Seite liegt im Geiste des Stückes. Wie groß mußte die nothpein liche Verlegenheit der Jury sein, daß man diesem Geiste gewissermaßen durch den Preis ein beifälliges Zugeständnis gemacht hat! Der Verfasser hat bei seiner großen Schwäche in der Productivität, bei seinem Mangel an Neuheit der Gedanken, an sesselnder Kraft des überaus trivialen, uneleganten Dialogs, ja bei der Unmöglichkeit, un- die Personen und Liebesepisoden des Stückes inter essant erscheinen zu lassen, gewiß dunkel gesühlt, wie gleichgiltig, ihm selbst gleichgiltig, mittelmäßig und lahm alle diese Factoren erscheinen müssen. Es konnte ihm nicht unklar bleiben, daß die Handlung, hin und her lavirend, ohne überraschende Zuspitzung und von Personen getragen ist, die etwas Gewöhnliche-, Eon« ventionelleS haben und so zu sagen den zweiten oder dritten Aufguß einer FamilienbühnentheeS bilden. Bei solcher Bedrängniß, scenisch nichts Einzelne-, Packende- machen und nicht durch brillanten Witz, Humor und launig gesteigerten Situationsscherz elektri- stren zu können, beabsichtigte Hr. Triesch in guter Gelbsterkenntniß da- Ergreifen eine» sehr richtigen Au-lunst-mittelS. Er beschloß die Gesammtaction und die moralische Tendenz seine» Stücke» zum Hauptträger desselben zu machen; er wollte der Zeit und dem richtenden Publi cum einen Spiegel vorhalten, um zu zeigen, mit wel- cher Frivolität, mit welchem Einfluß von Zufälligkeiten in unserer Zeit zuweilen die wichtigsten volkSwirth- Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. stellt die Sachlage mit einem Schlage in da- richtige Licht; sie erklärt alle Vorgänge der letzten Zeit und zerstört den plumpe», in ungarischem Munde geradezu komischen Vorwand, dessen sich der Deutschenhaß, rich tiger die Deutschenfurcht, zur Rechtfertigung des Vorgehens gegen das deutsche Theater bedient hatte. Dieser Vorwand bestand bekanntlich in der Anklage, eS würden „unmoralische* Stücke auf jener Bühne zugelassen. Die Ungarn fürchten sich nicht ohne Grund vor der Ueberhandnahme des Deutschthumes, weil das „edle, ritterliche" Volk der Magyaren weder Fähig keiten noch Energie genug besitzt, es — außer in einigen Sportkünsten — den Deutschen gleich zu thun. Allerdings ist dabei bemerkenswerth, daß der Haß der Ultramagyaren sich nicht sowohl gegen das Fremde überhaupt, als vielmehr nur ge^en Alles richtet, waS deutsch ist. Doch erklärt sich dies wohl aus dem Um stande, daß dem Magyarenthum allerdings von keiner Seite die Gefahr, allmählich wegen Unfähigkeit verdrängt zu werden, ernsthafter droht als von Deutschen. Recht charakteristisch sind in dieser Beziehung die Klagen der Ungarn über die riesigen Opfer, die eS gekostet habe, die Heranwachsende Generation wieder ungarisch zu machen, welches Resultat angeblich in Frage gestellt werde „durch die Handelsbücher, welche deutsch geführt werden, durch die CommiS, welche nur deutsch reden, durch die Kellner u. dergl." Kann ein Volk sich selbst ein bedenklicheres Zeugniß der eigenen Schwäche auS- stellen, als durch solche Vorbedingungen? DaS stolze Ungarn fürchtet sich vor ein paar Dutzend deutscher Schauspieler, Commis und Kellner! Dann freilich darf man sich nicht wundern, wenn journalistische Lei stungen, wie: „Wir müssen das Deutschthum ausrotten, nöthigenfalls mit Jnsectenpulver!" die große Menge des „edlen ritterlichen Volkes" in Verzückung versetzen. Traurig ist eS, daß solchen Zuständen gegenüber die anständigere ungarische Presse, die einen großen Ein fluß ausüben könnte, ihre Aufgabe, aufzuklären und zu beschwichtigen, nicht besser begreift. Wenn es gilt, bei frivolen Kriegshetzereien gegen Rußland aus die Allianz Oesterreichs mit Deutschland zu pochen, sind diese Blätter auf dem Platze, aber wenn eS darauf ankommt, den Deutschen im eignen Lande Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, meldet sich kein einziges der biedern Journale. Das charakterisirt die ungarische Denkungsart vollkommen. Glücklicher Weise ist nicht zweifelhaft, wer schließlich den Schaden davon zu tragen haben wird. Es sehlt den Magyaren eben jede» Verständniß dafür, daß Ungarn, obgleich ein selbst ständiger Staat, schließlich doch immer nur ein Theil der österreichischen Monarchie ist, die seit ihrem Be stände auf deutscher Grundlage ruht. Sonst würden die Herren Ungarn einsehen, daß sie mit den Deutsch österreichern gemeinsame Interessen haben und gerade im gegenwärtigen Augenblicke fester als je mit diesen zusammenhalten müßten, anstatt sich an den unerfüll baren Gedanken einer vollständigen PreiSgebung de» Deutschlhums in den Ländern der Stesanskrone an zuklammern und denselben auf eine fo unwürdige Art, wie in Pest, durchführen zu wollen. Tagesgeschichte. Dresden, 22. September. Ihre Majestät die Königin empfing auf dem böhmischen Bahnhofe die gestern Abend zu einem Besuche am königl. Hofe hier eingetroffene Prinzessin Amalie, Tochter Sr. königl. Hoheit deS Herzogs Karl Theodor in Bayern, be gab Sich mit Höchstderselben zunächst nach der königl. Billa zu Strehlen und von dort im Laufe des heutigen Vormittags in das Hoflager nach Pillnitz. * Berlin, 21. September. Fürst Bismarck soll sich den Obliegenheiten seines neuen Amtes als Han dels Minister mit einem Effer widmen, der nicht auf Amtlicher Theil. Drr-den, 22. September. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Amalie, Herzogin in Bayern, ist gestern Abend 10 Uhr 7 Min. von München hier eingetroffen und hat Sich heute in das Hoflager nach Pillnitz begeben. Dre-drn, 20. September. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Major a. D. von Lüttichau auf Schloß Bärenstein die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen mit der Ernennung zum Ehrenritter deS Johanniter-OrdenS verliehenen Abzeichen annehmen und anlegen darf. Dresden, 22. September. Mit Genehmigung Sr. Majestät de» Königs ist vom 1. October dieses Jahre« an dem Bezirksschulinspector vr. pbil. Gustav Emil Kühn in Döbeln die Stelle des BezirkSschulinspectors in dem Bezirke der Amtshauptmannschaft Leipzig und dem Bezirksschulinspector Gustav Adolph HerrnSdorf in Marienberg die Stelle des BezirkSschulinspectors in Döbeln übertragen worden. Dresden, 22. September. Se. Majestät der König hat den zeitherigen Director der allgemeinen städtischen Fortbildungsschule für Knaben in Leipzig vr. pbil. Justus Adolph Bräutigam vom 1. October lfd. Jahres an zum Bezirksschulinspector in dem Jnspec« tionSbezirke Marienberg zu ernennen geruht. weit höher sein, alS daS deS Vorjahres. Ba ron Haymerle und die österreichischen Minister bleiben noch einige Tage hier, da außer dem KriegS- budget auch andere gemeinsame Kragen, so die Handelsverträge mit Deutschland und Serbien, die Donaufrage und die Regulirung deS eisernen ThoreS besprochen und, wenn möglich, hinsichtlich aller definitive Abmachungen zwischen beiden Re gierungen getroffen werden sollen. Paris, DienStag, 21. September, AbrndS. (W. T. B.) Die Pourparlers wegen der Wahl einer Persönlichkeit für dir Uebernahme deS Mi nisteriums deS Auswärtigen dauern noch sort, ein Resultat dürfte vor morgen nicht zu erwarten sein. Die sieben Minister, welche ihre Entlassung nicht genommen haben, werden ihre Portefruille- behalten. Wie einige Blätter wissen wollen, sei daS Ministerium deS Auswärtigen Tissot ange- tragen worden. Paris, DienStag, 21. September. (Tel. d. Boh.) Die Pariser Nachrichten stellen fest, daß Kreycinrt durch Gambetta gestürzt worden sei, welch Letzterer Frey- cinet'S Rede von Montauban mit der Erklärung, daß Frankreich keine hochtrabende Politik verfolge, mißbilligte. Alle Versuche Kreycinet'S in den letzten Tagen, mit Gambetta eine Unterredung zu haben, waren erfolglos. London, Mittwoch, 22. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Den „Daily News" wird auS Lahore gemeldet, in einem Thale bei Naini (Provinz Bengalens habe ein Erdrutsch stattgefunden; il englische Offiziere, 2 Damen, 15 Soldaten und 0 andere Personen seien durch denselben ge- tödtet, 4 verletzt worden. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 21 September: „Neue Verträge", Preislustspiel in 4 Acten von Friedr. Gustav Triesch. (Zum 1. Male.) Unter den Haselmäusen, Ratten und Meerschweinchen ist da» Kaninchen zweifelsohne ein stattliche» Thier, während e» an und für sich betrachtet allerdings Nie mand mit besonderm Respect vor seiner Bedeutung betrachten wird, denn der kleine Franz trägt e» an A. Hoftheater.- — Altstadt. — DienStag, den 21. September, wurde Verdi'S Oper „Amelia, oder: Der Maskenball" gegeben, vorzüglich und mit musikalischem Verständniß von Herrn Kapellmeister Schuch einstudirt, so daß die geistreichen genialen Füge und daS energische dramatische Element der Verdi'schen Musik — eS sei nur der Ensemblesatz vor dem Finale deS 2. Acte-, daS Finale des 3. ActeS, die Schlußscene deS 4. ActeS erwähnt — gegenüber den banalen gehaltlosen Sätzen, in die der Componist mit gewohntem Behagen verfällt, zu vollkommener Wir kung kamen. Hr. Riese sang den Richard vorzüglich und in den bewegbaren Melodiesätzen, z. B. der rei zenden, nach italienischer Volksweise erklingenden Bar- carole, mit einer für da» Volumen seiner Stimme höchst anerkennenSwerthen Leichtigkeit der Behandlung. Hr. Bulß, der den Renö übernommen hatte, gab eine vortreffliche Leistung. Durch geschmackvolle, feine Aus arbeitung und hohen Wohllaut des Vorträge» zeich neten sich namentlich die Arie im 1. Ast und der Eavatinensatz im dritten („O entzückende selige Stun den") au», und auch für die dramatisch bewegten Affecte und die Darstellung blieb dc» Künstler» Bemühen nicht ohne anerkennenSwerthen Erfolg. Frl. Brät hol gab die Titelrolle. Wohl gelangen ihr Einzelnheuen löblich und bekundeten sowie die Ausfassung der Parti« ihr Talent, aber die Ausführung und technische Be herrschung derselben übersteigt ihre Kräfte. Und in Wien, DienStag, 21. September. (Tel. o. Boh.) AuS London wird der, .Neuen freien Presse" gemeldet: In Dulcigno soll bereit- vollständige Anarchie herrschen, nachdem alle türkischen Beamten ge zwungen worden find, dir Stadt zu verlassen. Riza Pascha begab sich nach Gorizza und ist ganz unentschlossen, waS er thun soll. Demselben Blatte meldet man ferner auS Budua: Am 17. d. kam auf dem Dampfer „Jzzeddin" Süleyman Bey nach Giovanni-di-Medua mit dem Befehl deö Sultans zur Uebergade DulcignoS und wollte sich mit dem Dampfer nach Dulcigno be geben, wurde jedoch dort am AuSschiffen verhin dert. DaS türkische Bataillon Infanterie in Dul cigno wird von den Albanesen eingeschlossen und ihm der Abzug verweigert. Riza Pascha mit 5000 Mann und 6 Kanonen bereitet sich zum Kampf gegen Dulcigno vor. Dir Albanesen sind viel stärker. Man behauptet hier, daß die Alba nesen, wenn sie besiegt werden, unter daS Protec- torat Oesterreich- zu kommen streben wollen. Prrnk weigert sich, zur Bertheidigung DulcignoS auszuziehen. Buda-Pest, DienStag, 21. September. (Tel d. Boh) Heute Vormittag um 10 Uhr wurden die seit 3 Tagen dauernden gemeinsamen Ministerconferenzen fortgesetzt. Den ausschließlichen Gegenstand der selben bildet daS HeereSbudget. Die KrirgSver- waltung ist mit sehr bedeutenden Mrhrforde- rungen hervorgetretev, und ist es Aufgabe der Conferenzen, die Ueberschreitungen zu redu- ciren. DieS ist bereits mehrfach geschehen, trotzdem wird daS diesjährige HeereSbudget Element», bei welcher ein wüster Fanatismus seine Orgien feierte. Neuerdings hat die „ritterliche Na tion der Magyaren" wieder einmal eine „nationale" That allerersten Ranges gegen das Deutschthum ver übt. Es steht dieses neue Magyarenstücklein dem be kannten Anträge auf Verlegung des österreichischen Kaiserhofes von der Wiener Hofburg auf die Land straße zu Gunsten der „Gleichberechtigung" an kindi schem Eigensinne und Verblendung nicht nach. Die „Hamburger Nachrichten " schreiben unter dem Titel: „Die Deutschenhetze in Ungarn" das Folgende: Wahrscheinlich um lebendige Kritik an der neuerdings oft verlautbarten Behauptung zu üben, daß Ungarn ohne die deutsche Cnliur gar nichts sein würde, daß es vermutylich nicht einmal zu einer Stadt wie Pest gekommen wäre — eine Behauptung, die den tapfern, aber ungemein eitlen und einsichtslosen Pester Herren freilich unangenehm genug in die Ohren klingen mag — hat die städtische Vertretung von Pest, wie unsere Leser wissen, in einer an vielen Abnormitäten reichen Sitzung den Hetzereien der radikalen Presse Folge ge geben und die Concessionsertheilung an das Pester deutsche Theater verweigert. Schon aus der famo sen Aeußerung des Pester „Naplo": „Das deutsche Theater, die Bastille der Germanisation, ist gefallen!" allein ist der Belang dieses Vorganges zu beurtheilen, wir wollen aber noch einige andere Auslassungen der ungarischen Presse hierher setzen: „Fügetlen Hirlap" sagt: Man dürfe nicht stehen bleiben, der deutsche Geist müsse auch damit bekämpft werden, daß in den Handelsbüchern, den Firmatafeln rc. die Magyarlsirung durchgeführt werde. „Pester Hirlap" memt: „Auf dem Territorium unseres Vaterlandes wollen wir weiter keine deutsche Propaganda dulden, keine stän digen deutschen Institute, deshalb fiel da- letzte deutsche Theater zum Opfer, deshalb zerstörten wir heute diese Festung der Germanisation, diese gegen den ungarischen Geist erbaute Bastille." „Fügetlenseg" dankt der auf den Galerien auf seine Aufforderung demonstrirenden studirenden Jugend und schreibt es ihrer Haltung zu, daß mancher Zweifelnde unter den Stadtrepräsentanten gegen das deutsche Theater stimmte. Man sieht, es hat sich um einen regelrechten Exor- cismus an dem deutschen Geiste gehandelt, vorge- nommen von einer fanatischen Horde, die blindlings haßt, ohne nach Gründen zu fragen, die nicht einsieht, daß, wenn sie die Quellen deutscher Cultur verstopft, das geistige und materielle Gedeihen des Landes, namentlich der Residenz „Buda-Pest", die man so gern zu einer „Weltstadt" hinaufschrauben möchte, gefährdet. Wie zur Illustration die,er Behauptung hat es speciell in Bezug auf die Theateraffaire ein merkwürdiger Zu fall gewollt, daß gleichzeitig mit der Nachricht von dem Skandale in Buda-Pest bei der Wiener Theater intendanz drei Gesuche von ungarischen Schriftstellern um Aufführung ihrer Stücke in deutscher Sprache ein- liefen. Thatsächlich besteht also, wie es auch nicht anders sein kann, für die ungarischen Dramatiker daS Bedürsniß, sich der deutschen Cultursprache an Stelle deS barbarischen Ungarischen zu bedienen, um ihren Werken die erforderliche Publicität zu verschaffen. Die Ironie, welche in diesem Zusammentreffen liegt, ist wahrhaft vernichtend. Dies wäre die culturelle Seite der Frage. So lehrreich sie ist, erblaßt sie doch vor der politischen Bedeutung des Vorganges. Mit Recht wird in der stattgehabten Verweigerung der Concession für ein deutsches Theater in Buda-Pest eine Kriegs erklärung gegen das Deutschthum gesehen. Ist doch m der betreffenden Sitzung des Buda-Pester Munici- palraihes von einem „hervorragenden" Mitgliede des selben rund heraus erklärt worden, die deutsche und die ungarische Race lägen an der blauen Donau mit einander im „Kampfe" und da gehe eS nicht an, daß daS Deutschthum „importirt" werde. Diese Erklärung den langen Ohren heim und die Katze frißt es aus, sobald sie das Vergnügen hat, mit ihm allein zu sein. Nach dieser wehmüthigen Allegorie der Verhältniß- mäßigkeit muß auch da- neue Lustspiel betrachtet werden, wenn es uns zum Wenigsten durch die relative Größe deS Kaninchens imponiren soll. Dieses Komische der Sachlage hat aber auch nach zwei Richtungen bin eine tief ernste Seite, und so wird jedem braven Manne nicht bloS in dieser Novität, sondern auch über dieselbe das Lachen, eine sonst so angenehme Beschäftigung, erschwert. DaS Stück ist ein PrriSlustspiel und sein Ver fasser ein Preisdichter. Dem unbefangensten Wohl wollen tritt nun die Frage nahe: Wie müssen die überaus zahlreichen andern Concurrenzarbeiten beschaffen gewesen sein, wenn eS nicht bloS möglich, sondern sachlich geboten war, diese Arbeit als die beste auSzu- wählen, und zwar durch die theoretische und praktische Erwägung einer Jury, die zwar keineswegs vorherr schend aus literarischen Eapacitäten, aber doch au» Männern zusammengesetzt war, welche dem Theater sehr nahe standen und der guten Sache aufrichtig die nen wollten? Da man doch annehmen darf und muß, daß diese Richter eine verständige Entscheidung ge troffen und nicht nur nach dem dramaturgischen For- maliSmu», d. h. nach der technischen Aufführbarkeit gr- urtheilt haben, — welche» trübe Licht yder vielmehr welcher dichte Schatten fällt durch diese» niederschla- gende Ereigniß auf unsere moderne Theaterliteraturl Sind keine Löwen da. oder verwandeln sich diese so fort in Kaninchen, die schüchtern und emsig Ihre», gleichen zeugen, wenn e» gilt, nach einer Prei»aufgabe Dre-deu, 22. September. Es wurde gestern an dieser Stelle hervorgehoben, wie Oesterreich durch den Zusammenhang mit Deutsch land die Kraft finden muß, in den östlichen Ländern seine deutsche Culturmission zu erfüllen. Seinem Ur sprung und Charakter nach ist Oesterreich ein deutscher Colonialstaat, der, nach Osten hin vordrängend, deutsche Bildung und deutsche Kunst- und Gewerbthätigkeit ver breitete. Das deutsche Element war die Seele des österreichischen Staats. Die Vertreter von Kunst und Wissenschaft waren deutsch, die Besitzer der großen Handels- und Fabrikunternehmungen waren deutsch, und so locker in staatlicher Beziehung auch der Zu sammenhang mit Deutschland war, so trug er doch dazu bei, die roheren Volkselemeute der östlichen Hälfte der österreichischen Monarchie unter der Botmäßigkeit deS deutschen Elements zu halten. Abgetrennt von der Hauptwurzel seines bisherigen Daseins, begannen diese Volkselemente sich allmählich prätentiös in den Vordergrund zu drängen. In den letzten Jahren errangen diese roheren Völkerschaften nahezu das Uebergewicht, und es fehlt nicht an Kundgebungen, die Zeuge dafür sind, wie Tschechen- und Magyaren- thum mit einem wahrhaft tödtlichen Fanatismus das deutsche Element verfolgen. Es ist der Haß, den der ungebildete Osten dem feineren, geistig und sittlich höher stehenden Westen entgegenbringt. Das deutsche Element hatte durch die Abtrennung von Deutschland aufgehört, in Oesterreich eine Realität zu sein, und es kam in den österreichischen Ländern eine unruhige Be wegung in Gang, welche sich beinahe mit der Er hebung der eingebornen Racen und Stämme der ameri kanischen Colonien nach ihrer Loslösung vom Mutter lande vergleichen läßt. Besonders Ungarn hat sich in dieser Beziehung nicht zu seinem Ruhme hervorgethan, und es begann eine systematische Austreibung des deutschen der Mittellage erwies sich die Stimme schwach, ohne Festigkeit, Klarheit und sicheres Tragen deS TouS. Sei dies nun Folge der Tonbildung und hinzutreten der erregter Befangenheit, oder einer vorhandenen Er müdung der Stimme — und auf letztere deutet aller dings der Stimmklang —, jedenfalls bleibt die Ueber nahme erster dramatischer Gesangspartien für das Können Frl. Brethol'S eine jetzt zu weit gehende, mit den künstlerischen Anforderungen unserer Oper nicht »u vereinigende Zumuthung. Die für ein — dem Vernehmen nach — erstes Auftreten auf der Bühne sehr lobenSwerthen und wärmster Anerkennung werthen Leistungen Frl. Brethol'S bei ihrem Gastspiel konnten dazu noch keine Veranlassung geben — wie auch an dieser Stelle ausgesprochen wurde — sondern nur eine günstige Hoffnung auf die mögliche reifere Ent wickelung ihres Talents erwecken; diese aber kann vor der Hand nur durch kleinere Partien gtfördert werden, die zu weiteren nöthigen Studien Zeit lassen. Frau Schuch'- graziöser kecker Page ist eine reizend voll endete Leistung. Am Gelingen der Vorstellung hatten noch namentlich Frl. Nanitz (Ulrice) und die Herren Sommer und Decarli wesentlichen Antheil. C. Banck.
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