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Dresdner Journal : 13.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188103138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-13
- Monat1881-03
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 13.03.1881
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V60 Sonntag, den 13. März. 1881 l» x»»,» »«tot»«: ^Liirlicü: . . 18 K»rlr. zzMürlied! 4 ITirrlk bvkk. Liurelov^uiviovru: I0kk. ».»««rtuUd 6?»6<>>it,cdev Leiodt» tritt Loxt- uuä Ltewpclruscdla^ dioru. I»»«r»tvupivlser kür Uen k»rm> einer gespaltenen kstitLeiiv 20 ?1. Unter „Lingeeenllt" <iis 2«l« KV kk. Lrsvbsi»«»» HiglicL mtt Xn»n»kin« äer 8oon- nn6 ^vierta^» Xbevli» für clen kolgenäeu Dres-nerIMrnal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lux« rui« uuunaliiiio au>,n8it^r »rveäuer ^ourn»I»; Lemdarg L»rl1n Visa I-«ip»ix L»»»I-Lrs»l»u ^r»nkkurl ». >.: //,i<«sen-</etn L ks^/er, Lsrlw Visa kl»mt>arx kr»g-l.« plig-kr»Lkklrt »? H Nüneksn: /kitt/ 4/oE,- 8«rUn: H. L'errncl, /»rn/i<ien,/<»»,L, 8r«m«n - /C LkcA/itte, Sr«»t»u: 7. .d'tunAen'« Lürenu; VrentNirt » IS L ^aeA<^i»ctie I!ueti>i^n«Uung; vorlitt" (r -i/u/kex / Sennorir: 6 k»rt, S«rlm-rr»nktnrt » « Itnttgert: Da«^-e H c/o., 8»wdnrg: ^/e««kA^n, Äs»»»«'. Ner»u«g«derr Häuigl. L»peUition äe» I >re«<iuer ^o»r»»l», Orvsä«», ^viugerstr^ise Xo. 20 Amtlicher Theil. Dretdea, 12. März. Mit Allerhöchster Geneh migung stad die außerordentlichen Professoren in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig Ur. pH. Eonrad Hermann und Ur. pH. Adolf Mayer zu ordentlichen Honorarprofessoren in genannter Facultät ernannt worden. Bekanntmachung. Auf Grund 8 6 der Verordnung über den Ge schäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreich Sachsen vom 16. September 1856 wird hiermit bekannt gemacht, daß die Kölnische GlaSverficherungs-Actien-Gesell- schaft zu Köln am Rhein den Anordnungen in 88 2 und 4 der angezogenen Verordnung genügt und die Stadt Leipzig zum Sitze ihres hierländischen Geschäftsbetriebes ge-. wählt hat. Dresden, den 8. März 1881. Ministerium des Innern, Adtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. (Fortsetzung in der Beilage.) Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 11. März, Abends. (Tel. d. Boh ) Im Abgeordnetenhause herrscht lebhafteste Be wegung wegen deS Rücktrittes deS Grafen Coronini vom Präsidium. Unter der BerfassungSpartei giebt sich ungetheilteS Bedauern kund, und man findet, baß dem Grafen Coronini großes Unrecht ge schehen und daß die maßlosen Angriffe einiger Journale gegen ihn ungerechtfertigt waren. Die Krage, wer sein Nachfolger werden soll, beschäf tigt momentan alle Parteien des Hauses. Das Verhalten der BerfassungSpartei wurde in einer gemeinsamen Sitzung beider verfassungstreuen ClubS frstgestellt. Abg. Sturm eröffnete die Sitz ung mit folgenden Worten: Gewiß bedauert im jetzigen Augenblicke jeder Par teigenosse, daß ein von uns Allen hochgeschätzter Mann durch die kaum übermindlichen Schwierigkeiten seiner Stellung sich gezwungen sah, das Ehrenamt des Prä sidenten nnt seinem Reichsralhsmandate niederzulegen. Wir hegen jedoch die sichere Erwartung, daß der bis herige Präsident deS Abgeordnetenhauses durch das Votum seiner Wähler unseren Reihen als hochwill kommener Parteigenosse baldigst wiedergegeben werden wird. Ich bitte die geehrte Versammlung, zu gestatten, daß die Obmänner der beiden verfassungstreuen Clubs dem scheidenden College» Grafen Coronini den Aus druck unserer Sympathien und ein herzliches „auf Wiedersehen!" überbringen. (Allgemeiner lebhafter Beifall.) Dor Antrag Sturm wird einstimmig angenom- men. Zum Gegenstände der Tagesordnung, näm lich der Präsidentenwahl, spricht zuerst Abg. Wolfrum. Er erklärt, daß bei der Unver einbarkeit der Gegensätze zwischen den beiden Parteien, namentlich auf staatsrechtlichem Gebiete, von einem Compromissr, selbst wenn es selten der Rechten ange boten werden sollte, nicht die Rede sein könne. Wir können nicht für die Wahl eines Föderalisten zum Präsidenten deS österreichischen Abgeordnetenhauses - Feuilleton. Nedizirt von Otto Bauet. Freitag, den 11. März fand im Saale des Ge- werbehauseS dar sechste und letzte Symphoniecoucert der königl. Kapelle unter Direction des Hrn. Kapell meisters Schuch Statt. Er brachte zu erster Auffüh rung in diesem Concerte ein Oonoerto gronso (Nr. 2 8-llur) von Händel für Streichinstrumente und 2 Oboen und al- Novität einen „symphonischen Prolog" zu Shakespeare'» „Macbeth" von H. Hugo Pierson, dem Componisten der Musik zum zweiten Theil des „Faust". Auch in diesem Tonstack offenbart sich sein sinnender Geist, seine lebhaft nachempfindende Einbil dungskraft, sein künstlerischer Ernst. Die musikalische Erfindung erweist sich zu arm für seine Intentionen, aber doch eigen und ungewöhnlich und einzelne Par tien de» Werkes — so die Märsche und Hexenscenen — bieten Eigenthümliches und dramatisch Charakteri stische» in wohlgetroffener Schilderung, zum Theil ge hoben durch interessante Instrumentation, die freilich ebenso ost auch unfertig und experimentirend erscheint. Eine eigentliche Programmmusik zu geben, hat der Absicht de» Eompomsten infolge seiner Richtung zwei fellos fern gelegen, aber gleichwohl führt ihn dahin seine Idee, ähnlich den Prologen Shakespeare'» die Haupttheile der Handlung im Drama in einem Ton- Prolog zur musikalischen Darstellung zu bringen. Die Aufgabe aber, eine Reihe charakteristischer Vorgänge eine» Drama in geaebener bestimmter Folge zu schil dern, beschränk zu sehr die freie Inspiration de» Ton stimmen. Deshalb schlage er als Candidaten der ver einigten BerfassungSpartei Rechbauer vor. Abg. Or. Alter beantragt, daß die Verfassungs- Partei beim Wahlacte leere Stimmzettel abgebt, gegen welchen Vorschlag sich sämmtliche Redner bis aus Schaup erklären. Es wild geltend gemacht, daß es nicht angehe, daß eine so große Minorität in dieser Weise demonstrire. Derielbe Zweck werde durch Auf stellung eines Candidaten erreicht. Bei der Abstimmung wurde Rechbauer mit allen gegen 3 Stimmen, welche auf Chlumecky ent fielen, zum Präsidentschaftskandidaten uominirt. Paris, Freitag, 11. März, AbendS. (W. T. B.) Die Regierung hat beschlossen, dem Gebiet der Republik Andorra gegenüber wegen der dort herrschenden inneren Zwistigkeiten eine Sperrung der Grenze eintreten zu lassen. Brüssel, Freitag, 11. März, AbendS. (W. T. B.) Der „Jndöpendance beige" zufolge wäre der Justizminister Bara für den Posten des Kammer präsidenten in Aussicht genommen, auch wäre Bara geneigt, daS Amt deö Justizministcrs mit dem Posten deS Kammerpräsidenten zu vertauschen. London, Freitag, 11. März, AbendS. (W T B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses meldete Gorst für nächsten Montag den Antrag auf Vornahme einer Ersatzwahl für Bradlaugh zu Nordhampton an. — Gladstone antwortet auf eine Anfrage Ritchie's, die Anregung zu der Waffen- ruhe mit den Boeren scheine von dem Präsidenten des Oranje-KreistaatrS auSgegangen zu sein; Com- miffare feien bis jetzt nicht ernannt, ihre Er nennung werde aber von der Regierung erwogen. — Der Marquis v. Hartington antwortet auf eine Anfrage Onslow'S, er könne die Verant wortung nicht übernehmen, Aufschluß ru geben über die Arrangements betreffs der Räumung Kandahars. — Der Premier Gladstone wies dem- nächst auf die dringende Nothwendigkeit hin, daß die Supplementarcredite und einzelne Posten des nächstjährigen Etats, sowie mehrere andere Vor lagen vor Ablauf dieses Monats erledigt sein müßten. Unter diesen Vorlagen befinde sich auch diejenige, durch welche der Beitrag Englands zu den Kriegs- kosten in Afghanistan auf 5 Millionen Pfd. Sterl, festgestellt werde. Der Betrag von 5 Millionen solle mit 2 Millionen durch die Aufhebung einer Schuld und mit dem Reste durch eine Serie jährlicher Credite zum Abtrag gelangen. Was das wegen der Kanda harangelegenheit gegen die Regierung beantragte Miß trauensvotum anbetreffe, so hoffe er, daß darüber am 24. d. debattirt werden könne. Ob die irische Land- bill noch vor oder erst nach Ostern eingebracht werde, hänge von dem Fortgange der Geschäfte des Hauses ad; er werde nächsten Montcg die Dringlichkeit und Priorität für das Ausgabebudget beantragen. Northcott erklärte, daß er die Regierung bei den Arrangements bezüglich der Erledigung der Geschäfte zu unterstützen wünsche, daß die von Gladstone für das Ausgabcbudget geforderte Dringlichkeit aber ernste Erwägung erheische. Vom Hause wurde darauf die dritte Lesung der irischen Waffenbill begonnen. Parnell beantragte die Verwerfung derselben. Der Antrag wurde mit 255 gegen 36 Stimmen abgclehnt und die dritte Lesung der Bill mit 250 gegen 28 Stim men beschlossen. Schließlich wurde die Bill in dritter Lesung mit 236 gegen 26 Stimmen ange nommen. Bukarest, Freitag, 11. März, Abends. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- dichters, die der Natur der Musik eigne Gedankenent wicklung drückt deren selbstständiges Wesen zum illu- strirenden Dienst herab, zum Theil für Situationen und Affecte, die ihrer Ausdrucksfähigkeit gänzlich widerstreben. Dies kann nur zu einer in sich zer rissenen Form, zu einer nicht organisch entwickelten Gedankenfolge führen, wobei im besten Falle die Ver bindungsglieder der einzelnen Tonbilder sehr fühlbar bleiben, Einheit und Schönheit der musikalischen Kunst- form verloren gehen. So hier. Das höchste Vorbild einer Musik zu einem Drama ist Beethoven's Musik zu „Egmont": der großartigen, der poetischen Haupt idee des Dramas gewidmeten Ouvertüre folgen die wunderbaren, stimmungsvoll ergreifenden speciellen Tongemälde der Zwischenactsinusik. Hier ist für jeden Nachfolgenden die Bahn vorgezeichnet und auch mit Erfolg betreten. Händel» Lonoorta Grosso gehört zu den soge nannten Oboenconcerten, welche er al» Musikdirector beim Herzog v. Chandos sür die Musikaufführungen zu Canons (bei London) — 1717 —1720 — (viel leicht auch zum Theil schon in Hannover) schrieb. Die 5 Sätze mit ihrer populären plastischen Klarheit und Logik der Gestaltung, ihrer einfachen, gesunden und männlich energischen Haltung und begeistigten edlen Tonsprache wirken kräftigend und läuternd auf unsern Kunstsinn. Den vorzüglichen Ausführungen beider Werke ging eine nicht minder ausgezeichnete der geistreichen, von sprudelndem Leben erfüllten, höchst conciS gestalteten Lustspielouverture von I. Rietz vorher, die sich wohl al» dessen bedeutendste» Orchesterwerk behaupten wird. Beethoven'» Kiotoni» Lroic» beschloß da» Conccrt, kammer interpellirte Larnescu die Regierung über das Gerücht, daß Rumänien zum Königreich er- hoben werden solle, und wünschte specielle Aus kunft darüber, ob die Regierung in dieser Bezieh- ung Schritte bei den auswärtigen Mächten gethan habe Der Ministerpräsident erwiderte unter bei fälliger Zustimmung der Kammer, daß Rumänien ein freier Staat sei und daS Recht habe, seinem Souverän den Titel eine» Königs oder Kaisers btizultgen, sobald es nur wolle. — Von der Re gierung wurde ein Gesetzentwurf wegen Conver- tirung der schwebenden Schuld vorgclegt. Bukarest, Sonnabend, 12. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der gestern eingebracht« Gesetz entwurf, betreffend die Convertirung eines Theiles der öffentlichen Schuld, bezweckt die Convertirung der Domanialobligationen für den Bau der Eisen bahn Plojeschti Predeal, sowie zur Bedeckung deS DcficitS der 1876 ennttirten Schatzbonds in 5pro- rentige Titel. Dir erwähnten Schuldthrile betra gen insgesammt 121 450077, die jährlichen Zinsen 12 580000 Frcs. Die Convertirung soll im No minalbeträge von 152 Millionen, welcher in 50 Jahren amortisirbar sein soll, zum Course von 80 Procent erfolgen. Der Betrag der Annui täten wird 8300 000 auömachrn. Die Operation wirb demnach dem Staatsschätze jährliche 4300000 Frcs. ersparen. Dir Anlrhen Stern und Poppen- heim sind in der ConvertirungSmaßnahme nicht mit inbegriffen, weil sie demnächst getilgt sein werden. Dresden, 12. März. Im österreichischen Abgeordneten Hause herrschte gestern große Bewegung. Der Präsident Graf Coronini war Vormittags li Uhr nicht erschienen, um mit ge wohnter Pünktlichkeit die Sitzung zu eröffnen. Die Abgeordneten standen gruppenweise im Fond des Saa les und conversirten sehr lebhaft mit einander, wäh rend die dichtbesetzte Galerie der Eröffnung der Sitzung mit einer gewissen Spannung entgegensah. Mittler weile war es -412 Uhr geworden, als der Vicepräsi dent l)r. Smolka auf dem Präsidentenstuhle erschien, die Sitzung eröffnete und die Beschlußfähigkeit des Hauses constatirte. Der Vicepräsident gab nicht so fort bekannt, wodurch er in die Lage versetzt worden, tue Sitzung eröffnen zu müssen, sondern ließ zunächst die Einläufe verlesen und ertheilte dann dem Minister präsidenten Grafen Taaffe das Wort zur Beantwor tung mehrerer Interpellationen. Erst vor Uebernang zur Tagesordnung verlas der Vicepräsident den im Hause theilweise bereits bekannt gewordenen Inhalt einer Zuschrift des Präsidenten Grafen Coronini, nach welcher derselbe mit Rücksicht auf einzelne Vor gänge, deren Schauplatz daS Haus in jüngster Zeit gewesen, sein Mandat als Abgeordneter nieder legt, da die Geschäftsordnung es ihm in anderer Weise nicht gestatte, auf jein Ehrenamt als Präsident des Hauses zu verzichten. Den parlamentarischen Vor schriften des Abgeordnetenhauses entsprechend, lag die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung des Lien- bacher'jchen Antrags über die Abkürzung der 8jährigen Schulpflicht weder bei der Majorität, noch bei der Minori tät, sondern bei dem Präsidenten des Hauses. Seil dem Be ginn der Debatte wogte zwischen den beiden Parteien der Streit darüber, ob zur Annahme des Lienbacher'schen Antrages die einfache Majorität genüge, oder ob er, als Abänderung der Verfassung, nur mit Zweidrittel majorität angenommen werden könne. Keine der bei den Parteien konnte den Streit für sich entscheiden; beide mußten an den Schiedsspruch deS Präsidenten appelliren. Dieser erfolgte in der Sitzung vom 25. und zwar in einer vollendeten, ganz meisterhaften Wiedergabe, die den Hörern einen wahrhaften Hoch genuß gewährt. C. Banck. Rach der Hochzeit. Novelle von L Just. (Fortsetzung zu Nr. 59.) Bernsdorf war indessen nur noch um Pferdelänge von Carola entfernt, ferne glühenden Blicke hafteten fest aus der vor ihm dahin fliegenden Gestalt, er be obachtete die kleinste ihrer Bewegungen und glaubte zu bemerken, daß sie bereits den Steigbügel verloren habe. So war eS auch, ohne Halt hing sie im Sattel, krampfhak erfaßte sie mit beiden Händen den Sattel knopf, ein Zittern ging durch ihre Glieder und ihre Sinne begannen zu schwinden. So ging es noch eine Strecke fort, da hemmte plötzlich ein durch Windbruch quer über den Weg lie gender großer Baum den wilden Lauf des nun schon etwas ermüdeten ThiereS. ES stutzte, prallte scheu zu rück und stand still; durch diesen Ruck verlor Carola gänzlich das Gleichgewicht, und wäre vom Pferde ge stürzt, wenn Bernsdorf in demselben Augenblick nicht dicht an ihrer Seite gewesen wäre. Mit der einen Hand seinen Rappen parirend, um schlang er mit dem andern Arm die bereits ohnmäch tige junge Frau und hob sie vorsichtig zu sich herüber. Dann aber ließ er sich langsam zur Erde gleiten, trug seine süße Last unter eine mächtige Buche, und legte die Bewußtlose auf da» weihe MooSbett. Bern»dorf kniete neben ihr nieder, ihr Haupt an seine Brust leh nend. Ihre goldigen Flechten waren herab aus ihre Februar, in welcher Graf Coronm» erklärte, daß nach seiner Ueberzeugung zur Annahme der Anträge der AuSschußmajorität die einfache Mehrheit ausreichend sei, woraus der Abg. Sturm die Erklärung abgab, daß hier ein Verfassungsbruch und eine Verfassunasverletz ung vorliege. Daß Graf Coronini in der Berfassunas- frage von sämmtlichen Mitgliedern dieser Partei sich trennte und zu Gunsten der Rechten entschied, zog ihm, dem „Schattenpräsidenten", wie die „Neue freie Presse" damals sagte, die heftigsten Angriffe von Seiten der äußersten Linken zu. Er wurde von ihr geradezu in Acht und Bann erklärt, und dieser Umstand halte be reits damals dem Grasen Coroinni den Gedanken nahe gelegt, auf die Präsidentenwürde zu resigniren und sein Abgeordnetenmandat niederzulegen. Ueber die späteren Vorgänge, unter welchen der nunmehrige defini tive Entschluß reifte,berichten mir unter„TageSgeschichte." Die vom Vicepräsidenten Smolka verlesene Zuschrift des Grafen Coronini lautet, wie folgt: .Hohes HauS! Als das hohe Haus bei seinem Zusam mentritte mich an seine Spitze berief, verhehlte ich mir keines wegs die großen Schwierigkeiten der mir gestellten Ausgabe Ich habe mein Bestes an die Lösung derselben gesetzt und bedarf zu meiner Beruhigung keines andern Zeugnisses, al ber Stimme meines Gewissens. In redlicher Pfllchtersüllnng allein liegt indeß nicht immer auch die Bürgschaft erfolg reichen Wirkens. Verschiedene, nicht vereinzelte Vorgänge, deren Schauplatz das hohe Haus in jüngster Zeit gewejen ist. vermag ich nicht in anderer Weise zu deuten, als daß ich das Vertrauen, welches mir bei meiner Wahl enlgegengebracht wurde, in gleichem Maße und Umfange nicht mehr besitzt, und ließen in mir die, wie ich nicht läugnen will, schmerzliche Ueberzeugung reisen, daß ich in der ehrenvollen Stellung, die ich bisher inne hatte, dem hohen Hause keine ersprießlichen Dienste mehr leisten könne Getreu wie immer den Grund jätzen, zu denen ich mich bekenne, muß ich ihr sonach ent sagen. Die Geschäftsordnung gestattet mir nicht, von dem durch Wahl mir übertragenen Amte zurückzutreten; ich kann nicht mit voller Zuversicht daraus zählen, daß eine Bitle um Enthebung von demselben von dem hohen Hause gewährt würde So ergreife ich denn zur Ausführung meines Ent schlusses, den ich gefaßt habe, den einzigen Ausweg, der mir offen steht, und erkläre hiermit, mein Mandal als Mitglied des hohen Hauses niederzulegen.' Dem Ausdrucke der Ueberrofchung, welche diese Zu schnft hervorrief, folgten Kundgebungen des Bedauerns über die Resignation deS Präsidenten Sowohl der Vicepräsident Or. Smolka, als auch Graf Hohenwart machten sich zu Dolmetschern dieser Gefühle des Hauses, und das Haus selber gab einstimmig durch Erheben von den Sitzen seiner Zustimmung zu dieser Mam festation Ausdruck. In den neuesten Wiener Abend blättern wird der Rücktritt deS Grafen Coronini be reits lebhaft erörtert. Das „Fremden blatt" sagt: „Graf Coronini hat aus die höchste Ebrensülle im par lamentarischen Leben verzichtet, weil er überdrüssig ge worden ist der Nörgeleien, we che ihm seine eigenen Parteigenossen bei jeder Gelegenheit zuzusügen sür gut fanden; deshalb bleiben dennoch die Verdienste, welche sich Graf Coronini erworben, ungeschmälert. I)r. Herbst hat wieder einmal Jemanden umgebracht; dies Mal ist es der Präsident des Abgeordnetenhauses." — In ähnlicher Weise äußert sich die (alte) „Presse", indem sie schreibt: „Die Opposition stand verlegen un- bestürzt den beschämenden Ereignissen gegenüber. Sie applaudrrte die Stellen aus den schüchternen Bemer kungen Smolka's, in denen er die großen Verdienste Coromni's und die allgemeine Hochachtung kervorhob, welche dem Manne gezollt wurde, der den Angriffen au» Freundeslager weichen mußte, trotzdem er „„treu und unentwegt an den Grundsätzen frsthielt"", die ihn immer leiteten. „„Du hast's erreicht, Octavio,"" moch ten wrr Jenen zurusen, deren Kopflosigkeit verschuldete, daß die Rechte es nun in der Hand hat, durch einen Mann ihrer Wahl die Linke zu terrorisiren." Dagegen äußert die „Neue freie Presse" un verhohlen ihre Befriedigung über die Resignation des Grafen Coronini, indem sie bemerkt: „Dies ist wohl der vernünftigste Schritt, der aus der überaus wechsel- Schultern gefallen, den Hut halte sie längst verloren, die schönen strahlenden Augen waren geschlossen, tiefe Bläffe lag auf dem sonst so frischen blühenden Ant litz, und nur leises Athmen bewegte die bleichen Lippen. „Carola", flüsterte Bernsdorf fast unhöroar, als scheue er sich noch, sie mit diesem lieben Namen zu rufen. „Carola!" Dann ergriff er ihre Hände, be freite sie von den Handschuhen und bedeckte sie mit heißen Küssen. Seine Pulse flogen, sem Herz stand fast still, und die Wogen der Leidenschaft begannen im wilden Wirbel über ihm zusammen zu schlagen. Er umschlang die schöne üppige Gestalt und preßte einen glühenden Kuß auf ihren färb'osen Mund. Da, wie im jähen Schreck, öffnete Carola die Augen, und ein Jubelruf entrang sich der Brust Bernsdorf's. „Carola verachte mich, verwirf mich, aber ein Mal muß ich es Dir sagen, wie ich Dich liebe", rief er leidenschaftlich; „ein Mal mutzt Du eS hören, wie Du mit Deiner Schönheit, mit Deinem ganzen Wesen oll meine Sinne berückt hast." „Bernsdorf, um Gottes willen, verlassen Sie mich", hauchte Carola, indem sie sich von ihm loszumachen strebte und daS müde Haupt an den Stamm der Buche lehnte. „Ja, ich weiß es", fuhr er wild fort, „ich weiß e», wenn ich auch die Fesseln zerbrechen wollte, die mich an eine Andere ketten, es würde mir nichts hel fen, lachen würdest Du über mein thönchte» Beginnen. Und dennoch; Carola, Du bist eS gewesen, die mich treulos werden ließ an jenem unschuldigen reinen Wesen, die mich immer tiefer in den Strudel hinein- gezogen, der mich jetzt verschlingt. Lache nun, lache I"
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