Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188103278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-27
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
U7I. Sonntag, den 27. März. 1881 Xdo»v»»e»t«pnel,, )tkrl>ct>: . . 1» N»ril gjilürlick: 4 titelt bv kk. Lmkclos kliuuntt.ru: 10 ?s. Lu—riuUd 6e,äeutiet>«o kvicko» tritt ?o^t- uuä 8tkiupelrn-».üllt8 Kiuru. luvoeutenpi-i-lxer ^gr äen kuum einer gespaltenen I'etitrelle SO ?s. Unter „Liagveuuclt" <U« /eil« bv Hl. IL^Ilek mit Auinukwe äsr 8ouo- auä kHertage Xdenili für <ien folgenden r»g. DrcMerIMrml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. luseretenunuedme »a»«Ors>r z>. LrattUetMer, Lommi»»l»n4r 4e» »rexinor ^ouruul»; Sumdur, I«rUv Vi,u l^lpetg >»,»1->r«I»» ^reutteil x N : //au«e»»te>« L ^UAter, L«rU» 7pl«»-L»»d«rU. kr»g -L«lp»t, »reLttUrt ». ». ««luel»,»: /t-ui LerUu: ü. A'urnilct, /nr»l>ll«u<ta»t, Irem«: L' ^o/U»ttr, Lreelee: Z,. ^ton</en » ttüreeu; ^reuttert » M.: A Zae-e^xrk« liuvkk^nälunjs; 04rU«e: v Leouoeeri <7. üe^eloeler, kert, LerUn-rreellkert » ». »tuttUer«: Daxöe t Oo., Lemder,: Z' Kk«-»«r. llereoegever: ltünigl. Lrpxlittuu «t« Urexluer ^«»r»»le, I-reecien, /Winger»tnu»« Ko LO. Abonnements - Einladung. ?luf das mit dem 1. April beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der un terzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), sir ««SwtrtS bei den betreffenden Post anstalten. In DreSde»-Ne»»stadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. WW^ Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. DreSde«, im März 1881. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20.) Amtlicher Theil. Dre-den, 25. März. Se. Majestät der König haben dem BezirkSschulinfpector Schulrath Rodo Kretschmer in Rochlitz das Ritterkreuz 1. Classe vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Landesältesten der Oberlausitz, Regierungsrath a. D. Hempel aus Ohorn das Lomthurkreuz II. Llasfe vom Verdienstorden zu verleihen. Nichtamtlicher Lheit. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 25. März, AbendS. (W.T.B.) Zn der heutigen Sitzung drS Senats richtete Ga- vardi« (LegUimlst) ein« »«frage a» di^ Negier««- über dir Orieutfrage und sprach sich gegen die grirchrnfreundliche Politik auS, welche nur dem Einflüsse Gambetta'S zuzuschreiben sei. Der Mi nister drS Auswärtigen wird von mehreren Seiten aufgrfordert, nicht zu antworten; die Sitzung wird aufgehoben. Paris, Sonnabend, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei dem gestrigem SyndiratSbanket zu Ehren Gambetta'S (vgl. unsere Pariser Correjpon- denz unter „TageSgejchichte") nahmen gegen 660 Personen Theil. Die von Gambetta gehaltene Rede war speciell der Aufgabe der Syndikatskammern gewidmet unk gab fried lichen Gesinnungen Ausdruck. Gambetta erklärte, man müsse dem Handel Sicherheit für den folgenden Tag bieten und protestirtr gegen die Nachrichten, welche be zweckten, die constitutionelle Autorität des Präsidenten der Republik, Jules Grevy, dem er ein langes Leben wünsche, zu schwächen. Die bevorstehenden Wahlen würden den Staat vor den Winkelzügen schützen, gegen welche er und seine Gesinnungsgenossen kämpften, in dem der Demokratie volle Freiheit im öffentlichen Leben gewährt werde. Er hoffe, die Kammer werde, nachdem sie sich als Befreierin gezeigt, eine resormi- rende Kammer sein und an dem gemeinsamen Werke der Republik, des Vaterlandes Mitarbeiten können. Madrid, Sonnabend, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Eine zu Gunsten der Abschaffung der Sclaverei veranstaltete Versammlung nahm eine Resolution an, welche die Abschaffung der Sklaverei in den spanischen Colonien bezweÄ und ihr Bedauern auSspricht über die Ermordung deS Kaisers Alexander II., deS Befreiers von 2V Mil lionen Leibeigener. London, Freitag, 25. März, NachtS. ^Lel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses kündigte der Lord CairnS an, daß er nächsten Donnerstag die Aufmerksamkeit deS Hau ses auf die mit den Boeren getroffene Abmachung zu lenken und von der Regierung Aufklärung zu verlangen beabsichtige. Im Unterbaust wurde die Debatte über Stan- hopc'S Motion betreffs Afghanistans fortgesetzt. Der Unterstaatsfecretär für Indien, Marquis v- Hartington, weist die Argumente der Opposition zurück, indem er erklärt, daß Rußland nie in Bezug auf Afghanistan militärisch interveiurt habe, sondern nur diplomatisch, als der Krieg mü England statt fand. Er (Hartliigton) glaube, die Unabhängigkeit Afghanistans sei der beste Schutz gegen Rußlands Vormarsch in der Richtung auf Indien Rußland weiß, daß wir Afghanistan außerhalb Rußlands Sphäre erachten; Rußland weiß fehl wohl, daß seine diplomatische oder militärische Einmischung mit uns bedeutet, daß wir uns für berechtigt halten, uns der Einmischung durch alle Mittet zu widersetzen und Maßregeln zu ergreifen, um unsere Grenze zu schützen und den Afghanen behufs Erhaltung ihrer Unab hängigkeit gegen Jeden beizustehen. Stanhope'S Antrag wurde hierauf mit 336 gegen 2l6 Stimmen verworfen. Die Majorität zu Gunsten der Regierung betrug somit 120 Stimmen. London, Sonnabend, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Times" schreiben, die öffent liche Meinung in England würde der Regierung nicht erlauben, Griechenland materielle Unter stützung zu gewähren, falls es die Türkei angreife oder die neuen Rathschläge der Mächte mißachte. Wenn Griechenland mit leichtem Herzen den Krieg beginnt, der vormiedrn werden konnte, dürfe es vtchr erwarten, daß die Mächte zu seinen Gunsten interveniren würden, wenn eS besiegt werden sollte. St. Petersburg, Freitag, 25. März, AbendS. (W. T. B.) Der Kronprinz deS deutschen Reiches und von Preußen besuchte heute die Stätte, an welcher daS Attentat gegen den Kaiser Alexander II. begangen wurde. Die verhaftete Sofie PerowSka soll, wie es heißt, auS guter Familie und die Tochter eines Senators sein; dieselbe wird beschuldigt, Russakow die Sprengbombe überbracht unk denselben zum Werfen derselben unter den Wagen des Kaisers aufgefordrrt zu haben. St. Petersburg, Sonnabend, 26 März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „ Regierungs-Anzei ger" bringt folgende Meldung: Am 22. d. M. wurde in St. Petersburg eine gewisse Sofie Pe- rowSka verhaftet, auf welche bereits seit dem Jahre 1878 gefahndet worden war. Laut eigenem Geständniß war dieselbe unter dem Namen Sucho rukow am Moskauer Eisenbahnattentat vom 1. December 187S auf den verstorbenen Kaiser be- theiligt und leitete jetzt nach der Verhaftung Je liabow'S daS Attentat vom 13. März. Sofie Pe rowska wird mit den anderen Theilnrhmern am letzten Attentat zusammen abgeurtheilt werden. St. Petersburg, Sonnabend, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Vereint mit den russischen Offizieren hatten gestern preußische Offiziere und Chargirte der Regimenter, deren Chef der ver storbene Kaiser war, die Ehrenwache am Sarge, und zwar ein Major und Wachmeister vom bran denburgischen Ulanevregiment Nr. 3, rin Haupt mann und Sergent vom Kaiser-Alexander-Grena- dierregiment, sowie ein Rittmeister und Unter offizier vom brandenburgischen Kürasfierregimeut „Kaiser Nikolaus". Der gestrigen Abendmesse in der AestungSkirche wohnten außer den fürstlichen Gästen bei: die Groß fürsten Wladimir, AlexiS, SergiuS, sowie dir Brü- drr drS verstorbenrn Kaisers, Nikolaus, Konstan tin und Michael mit Söhnen. Der Prinz v. Wales führte die Großfürstin Maria Paulowna, der deutsche Kronprinz die Herzogin v. Edinburgh. Gegenüber der von auswärtigen Blättern ge brachten Meldung einer russischen Correspondenz, die Circulardepesche des russischen Ministers des Aeußern habe in der ursprünglichen Redaktion etwas anders gelautet, behauptet das „Journal de St. Pöterübourg", diese Meldung sei völlig unwahr; die Circulardepesche habe gar keine Mo difikation erlitten. Konstantinopel, Freitag, 25. März. (Lorr Bur.) Die gestrige Conferenz in der griechischen Krage hinterließ den Botschaftern einen guten Eindruck. Die Pforte mackte bedeutende Con- cesfionen auf dem Contineate, namentlich in Thes salien, die noch nicht näher bekannt find; dagegen ist rS sicher, daß die Pforte Kreta anbirtrt. Die Botschafter werden AbendS unter einander con- ferirrn. (Vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage".) Konstantinopel, Sonnabend, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, hat die Pforte infolge des Widerspruchs eines Theiles deS Mi nisterratHS ihr Anerbieten bezüglich der Abtre- tang Kretas zurückgezogen und dasselbe durch einen neuen Vorschlag ersetzt, welcher alS Com- pensation angesehen wurde und von den Botschaf tern ihren Regierungen unterbreitet worden wäre. Athen, Sonnabend, 26.März. (Tel. d DreSdn. Journ) Bei ter Trupprnrevue, welche von über 12060 Mann am 6. April veranstaltet wird, ver- theilt der König dir Fahnen an die neuen Ba taillone. Ein österreichischer Dampfer landete am Donnerstag mit 150 Kisten an Waffen und Torpedos, der Dampfer „Kraissinet" mit 200 Maul eseln, ein englischer Dampfer mit 2 Batterien Arm- stronggeschütze und anderem Kriegsmaterial. Ein neues Kanonenboot „Sprzzia" und ein Torpedo- schiff „Jpsara", sowie 12 andere Torpedoboote werden demnächst im PirauS erwartet. Der Ma- rineminister befahl, außer den 3000 die Effektiv- kraft bildenden Matrosen 2060 Freiwillige anzu- werbrn. Der Kriegsminister ordnete dir Bildung neuer Bataillone an. Dresden, 26. März. Nordamerika und seine Eisenbahnkönige bieten uns lehrreiche Beispiele sür alle Diejenigen, welche in unserm Staate nichts weiter erblicken möchten, als einen Haufen von Individuen, von denen jedes ungehindert feinem Profit nachgeht und für welche die Obrigkeit nur dazu da ist, jeden Einzelnen bei seiner Profitmacherei zu schützen. Die nordamerikanische Union, die keine Staatsindustrie, keinen Betrieb der Verkehrsinstitute durch den Staat uud, mit An nahme des MünzregalS, keinerlei Regalien kennt, zeigt recht deutlich, wohin dieses laisser faire führt und wie die allgemeine Gleichmacherei, die darauf abzielt, dem Staate und feinen Organen da- denkbar geringste Maß von Macht einzuräumen, schließlich die erschreckend sten Ungleichheiten im Gefolge hat. In Deutschland nimmt man da und dort zuweilen Anstoß an gesell schaftlichen Vorrechten, welche einzelnen Ständen ein geräumt sind. Unsere Demokraten, die diese kleinen Aeußerlichkeiten, welche schließlich lediglich der durch diese Stände repräsentlrten höhern geistigen und gesell schaftlichen Bildung gelten, beanstanden, würden ein ganz anderes Aergernlß empfinden, wenn sie aus den gewohnten deutschen Verhältnissen nach Amerika ver setzt würden und sie sähen, wie dort eine üppige, an maßende, unter dem Schutze des Monopols ihre Mitbürger auSbeutende Geldaristokratie herange- wachsen ist, die ihren Einfluß in den gesetzgebenden Körperschaften und in der Presse zu üben weiß und gegen welche jede Opposition unmöglich ist. Die Macht der Monopole, schreibt die „New Horker Staats-Zeitung", ,st ein undefinirbarer Begriff geworden, wir fühlen sie in ollen Lagen und Verhältnissen, sie greift in alle GeschäftstranSoctionen ein, kürzt den Lohn der Arbeiter, beschneidet die Pro fite der Capitalisten, reißt willkürlich die reichen Er träge des Landes an sich, beeinflußt unsere Gerichte und Parlamente, fälscht die öffentliche Meinung durch eine subsidirte Presse, verhindert den freien Ausdruck des VoikswillenS; aber wie weit sie sich wirklich er strecken kann oder erstrecken wird, daS vermag heute Niemand zu sagen. Nur an ihren Früchten vermag man die Monopole zu erkennen; nur auS Dem, was faktisch schon grichehen, was sie als ihnen möglich be wiesen haben, läßt sich auf ihre Macht und tue Ge fahren schließen, welche daraus der Allgemeinheit er wachsen müssen. Vor nur wenigen Jahren begnügten wir uns noch mit einigen Eisenbahn „Fürsten"; ihnen folgte in Vanderbilt ein Eisenbahn-„König", und jetzt glaubt einer unserer Lorrefpondenten der von ihm ge schilderten Macht Jay Gould's nur dadurch gerecht zu werden, daß er ihn als Eiienbayn-„Kaiser" bezeichnet. Da haben wir in wenigen Andeutungen die Geschichte der Machtentfallung de- Staates im Staate, der all mählich unter die despotische Herrschaft Eines Man- nes zu gelangen scheint und in immer festerer Cou- solidirung dem Volke als ein gewaltiges Ganze- gegenübersteht. Geld ist Macht, und ein kleiner Ueberblick über tue Vermögen, welche von Monopolisten in unglaublich kurzer Zett zusammengerafft worden sind, wird — wenn auch nur einzelne Beispiele herausgegriffen wer den können — einen Begriff geben von dem Druck, den diese Herren auf die wirthschaftlicheu Verhältnisse des Landes geübt heben und jetzt in vermehrtem Maßstade üben können. Vor l5 Jahren waren Huntington Hop- kings u. Eo. in San Francisco Eisenhändler von sehr beschränkten Mitteln. Sie bauten die Central Pac sic- Eisenbahn und erwarben sich dadurch aus, was manche Leute „legitime" Art und Weise nennen, ein Vermögen von 3 bis 5 Millionen Dollars; seit jener Zeit haben sie wie Raubritter von den Producten und dem Verkehr der gejammten Pacificküste Tribut er hoben, und jetzt beträgt, nicht das Privat-, sondern das in dem Compagniegeschäft angelegte Capital der einzelnen Partner mehr, als 135000000 Dollar»; denn bei einer gerichtlichen Verhandlung gab Leland Stanford sein Geschäftskapital auf 34543308Doll.. Charles Crocker daS jeimge auf 34 495 458 Doll, und Frau Hopkins das ihrige aus 25 280972 Doll, an, während das Vermögen Huntington'S viel größer, al» das von Stanford oder Crocker geschätzt wird Bor ungefähr 20 Jahren begann der verstorbene Vander bilt, al» e«n verhältnißmäßig armer Mann — er wurde auf etwa 3000000 Doll, geschätzt — und jetzt hat fein Sohn allein 40000000 Doll, in Bundes- Feuilleton. Redigirl von Otto Bouck. K. Hofthrater. — Altstadt. — Am 25. März: „Jphigenia auf Tauri»", Schauspiel in 5 Acten von Goethe. (Zu ermäßigten Preisen.) Da» Entgegenkommen durch Vorstellungen zu er mäßigten Preisen, welche» sich in letzter Zeit nicht selten wiederholt hat und nur auf elastische Werke aus gedehnt wurde, fand auch bei dieser Goethe'schen Dich tung eine verhältnißmäßig ausgedehnte Benutzung. Im Ganzen hat sich ja stet» in der Theatergeschichte herausgestellt, daß sich die Popularität der „Jphige nia" nicht auf so weite Kreise erstreckt, als die der andern Dramen desselben Autors. Die Art de» an- tiken Stoffer, der den modernen Tagen mehr al» den früheren im 18. und im Anfang de» 19. Jahrhun dert» ferner gerückt und fremder geworden ist, die vor nehme Einfachheit der Behandlung und die geringe Zahl der mitwirlenden Personen erklären jene Exklu sivität zur Genüge. Die übersetzten Tragödien der griechischen Dichter könnten ihrem Wesen nach kaum ein engere» und gewählte» Publicum haben, al» „Jphigenia", auch wenn ihnen die musikalische, die Poesie zum Theil übertünchende Zuthat al» ein mo dernes Geschenk nicht beigegeben wäre. Unsere Jnscenirung de» Stücke» und die Scenerie für die Handlung auf der taurischen Küste sind vor trefflich; ebenso besitzen wir in Frl. Ulrich eine geist volle Vertreterin der Hauptrolle, welche in den letzten Jahren durch ein immer steigende» und ernste» Stu ¬ dium sich im Ausdruck und m der Simplicität der plastischen Bewegungen und Stellungen zur Unter stützung derartiger idealer Aufgaben wesentlich vervoll kommnet hat. Auch Hr. Jaffa ist für das Werk als ThoaS ein Halt. Die Herren Porth und Koberstein gaben den Orestes und PyladeS, Beide mit wärmstem Bemühen, doch auch zugleich fester in den unsichtbaren Banden drr Declamation gefesselt als mit den sichtbaren Ketten, die ihnen die Priesterin abzunehmen vermag. O. B. I« der Thalmühle. Novelle von M. I. Rupp. (Fortsetzung zu Xr. 70.) Warum so blaß, Heinrich", empfing die Baronin Freiheim ihren Verlobten, „die Luft ist doch heute viel reiner, al» während der letzten Tage." „Du fragst, Leonore", antwortete Halden weich, „die Trennung von Erwin Franken, dem liebsten Freund drr Jugendjahre, hat mir schmerzlich wehe gethan." „Nun ja, da» mag wohl sein, aber so bewegt, wie ich Dich finde, ist das nicht ein Nein wenig senti mental?" „Leonore!" — Er wurde noch blässer al» zuvor, „da» kann Dein Ernst nicht sein." „Richt so tragisch, Heinrich, kränken wollte ich Dich ja nicht, um so weniger, al» mich Drin Freund sehr angesprochen hat." „Da» freut mich sehr, ich wollte, er hätte länger hier bleiben, al» mein bester Freund mich zur Trauung begleiten können." Er faßte die Hand der Braut und schaute ihr innig in die lebhabften Augen. „Viele Frauen werden in der Universitätsstadt nach dem Professor blicken, auf dessen Stirne Geist und Charakter geschrieben steht, warum ist er noch un- verheirathet?" „Seine Liebe war eine edle, Leonore, aber keine glückliche." „Schade, doch der Mann wird eine unglückliche Liebe zu überwinden wissen." „Gewiß, aber durch» Ueberwinden ist das Herz ost noch lange nicht losgelöst. Ist die Tante wieder wohl?" „Ja, ich bedauerte sehr — jetzt noch mehr, da ich den Professor gesehen — daß wir gestern nicht hin- auSfahren konnten. Wie haben die Herren den Tag verbracht?" „Mit dem Austausch unserer Erlebnisse und nach her auf der Kirmeß in Thalheim, worüber Du wohl staunen wirst." — „Deinen Freund kenne ich zu wenig, um die schein bar sür ihn „etwas seltsame Art deSVergnügen»" ver stehen zu können, aber daß Du derartige Lustbarkeiten jiebst, ließest Du mich nie ahnen." „Weil e» auch m der That nicht der Fall ist, Leonore, aber mit dem Freund au» der fröhlichen Bur schenzeit, wieder einmal einen Dorftanzboden zu betre ten, dessen Erinnerung soweit hinter mir liegt, klang jo schalkhaft lockend, daß e» au»geführt wurde, selbstver ständlich, weil e» auch Erwin Spaß machte." „Nun, und ihr habt euch unter vergnügten Bur schen und hübschen Mädchen amusirt, erzähle mir da» Nähere." „Hübsch waren der Mädchen viele, aber wirklich schön die Rosine, die Tochter des Müllers KlaudiuS. Erinnerst du dich der reizend gelegenen Mühle, an der wir, während dein Vater de» Müller» al» eine» Ori ginal» erwähnte, vorüber fuhren?" „Gewiß ganz genau, ebenso de» damals unter der Mühle stehenden Müllerburschen, für den wir alle den Wunsch auSjprachen, e» möge ihm kein Schicksal, ähn lich demjenigen des Müllerburschen in Chamisso» Lied, treffen. — Wie ist die schöne Rosine in ihrem Wesen, wodurch unterscheidet sie sich von den andern Dorfschönen; al» ihres reichen Vater» einzige» Kind, und ist sie überbildet oder hau»backen?" „Keiner von beiden, — bei Rosine steht Alle» in reinster, schönster Harmonie, und wa» sie spricht und wie sie spricht bekundet den gebildeten Geist." „Wirklich, — du machst mich neugierig, die» Uni- cum einer MüllerStochter kennen zu lernen?" „Aristokratin" sagte Graf Halden „die mir aber trotz all ihrem Spott zugeben muß, daß die Meister, auS deren Werken und Gebilden wir unsere geistige Nahrung und geistigen Genuß schöpfen, au» dem Volke hervorgegangrn sind, und daß wir an Dem, was über dem flüchtigen Genuß de» Alltagsleben steht, um viele» ärmer fern würden, wenn wir darauf angewiesen wären, e» in unsern Kreisen zu juchen." „Richt unbedingt kann ich dir hierin beistimmen, Heinrich, denn daß der in niederen Leben-Verhältnissen geborene und erzogene Mensch, mag er sich auch später durch wirkliche» Verdienst noch so sehr emporgeschwungen haben, in den seltensten Fällen jein Herkommen ganz verleugnen kann, lehrt die allgemeine Erfahrung Der Bauer z. B. wird in der Regel ein Bauer bleibe.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite