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Dresdner Journal : 25.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-25
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 25.06.1882
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145 SonntaA, den 25 Juni Xdonokoleut8pi-o4»i Iw x»m»u ck«ut»ed»o N«icd»: dkvrlick: .... 18 '^Mbrlicl:: 4 LI»rtc b0 ?s. Liarvloe Kummorn: 10?f. La,i,rd»ld ds« deuttcden lieieliss tritt k'ost- uod Ltempslrusetrl^ lrioru. Inseratenprvlsvr kür dsn kaum einer sse«pnltenen ketitreiis 20 I's. Ovter „Lin^ssandt" dis 2eils LO kt. Lei Tabellen- und 2iü'sr»»ntr üO ^usso^Ie^. DreMerIoumal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. krsedeluen r mit Ausnskme der kann- und keisrtn^s Fbsod» kür den kolbenden 1'nx. 1882. Insernteonnnndme nne«Li-1»r . I.«ip«iz: kr. Lrandrkrttrr, Oomott«iovLr de, Dresdner donrnsts; Nswdnr^ LsrUa-Visu - vstpii^ N»»«I Nr«»I»n ^r».o>lN>rt ». n : //at,«e»>«tei»> F kvA/rr, L«rIm-V>«llN»mdurx. ?r»^ - - krsnkturt s. H-Hüneden: Dud. L/oE, Lsrlin: /nea/idendanl,' Srsmon F' Lelitntte,' Srs-lsu: F LlanAr»«'» Lnreau ^abat/r),' kr-mklurt » U r L darAer'soks Uuekknndlun^; 0i>rM»: t?. ^IküNer/ L»ovov«r i (?. LckiEler, k»rt, S«rU» rr»n>lkiirr » ».- Stottxsrt: Daube F k)o., S-undnr^: ^td. Liniier. llvrnusxvderr Löoial. kipedition de« Dresdner donrnsl»; Dresden, Lviogerstrassv Ls. 20. Abonnements - Einladung. Auf das mit dem I.Juli beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für DreSde» bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a»S»ärts bei den betreffenden Postanstalten. Ankindigvnge« aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühren im Ankündigungs theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. In DreSden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Albertplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. tiömgl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Liml. Dresden, 24. Juni. Se. Majestät der König sind heute Vormittag 8 Uhr 34 Min. von Darmstadt hier eingetroffen und haben Sich in das Hoslager zu Pillnitz begeben. Bekanntmachung. In Gemäßheit von 8 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium des Innern hierdurch bekannt gemacht, daß die Eidgenössische TrunSport- Versicherungs» Ge sellschaft in Zürich den Vorschriften in 88 2 bis 4 der angezogenen Ver ordnung Genüge geleistet und Chemnitz zum Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen ge wählt hat. Dresden, den 21. Juni 1882. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Lheit. Telegraphische Nachrichte a. London, Freitag, 23. Juni, NachtS. (W. T. B.) DaS Unterhaus setzte die Berathung der iri schen ZwangSbill fort und nahm mit 132 gegen 30 Stimmen den Artikel 12 an, welcher die Re gierung ermächtigt, den Landesfrieden gefährdende Ausländer aus Irland und Großbritannien auS- zuwetsen. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Zur WohnuvgShygieine. (Schluß zu Rr. 144.) Gegenüber diesem System der Vertheuerung und Ammassation der Wohnungen gilt dem Verfasser als Ideal baulich gesunder Fortentwicklung größerer Orte oder Gemeindegruppen (Bauverbände, namentlich zwischen Stadt- und VorortSgememden) eine weitmaschig angelegte OrtSerweiterung nach „gesetzlich vorgeschrie- benrm einheitlichen Bebauung-plane" mit gemischtem Straßensystem, d. h. mit breiteren und theueren Straßen mit durch LüstungSgänge isolirten größeren Häusern für die Verkehr-lage (sog. VerkehrSstraßen) und mit zwischen- lirgenoen minderbreiten Privatstraßen mit schmäleren und mäßig hohen, isolirt, gruppenweise oder geschlossen gebauten Einzel- oder Wenigfamilienhäusern „ohne Erwerb," d.h. ohne Hantierung darin. Em solches System, unter stützt durch an die Peripherie des Bauplangebiet» ver wiesene „Gewerbebezirke", Straßeneisenbahnen, Wegfall von Doppelbesteuerung, Zollschranken zwischen Stadt und Vororten rc., wobei Reiche, wie Halbwegs oder nicht Bemittelte sich wohnlich gleich wohl fühlen würden, bedinge jedoch zu seinem Aufbau ge setzliche Vorschrift nicht bloS über obligatorische Be bauungspläne, sondern auch über obligatorische Häuser» frouteinheit (etwa von 8 w), obligatorische Grund stückszusammenlegung und -Enteignung, also eine gememgiltigen Bauordnung. Dergleichen Ordnungen gebe eS zwar hier und da, sie seien aber, weil ver- Dem Vernehmen nach ist für die Dauer der durch Gesundheitsrücksichten veranlaßten Abwesea- heit drS bisherigen GrneralconsulS Malet in Aegypten der Beamte im Ministerium drS Aus wärtigen Cartwight, zum geschäftSführruden Ge neralkonsul ernannt worden. Cartwight ist schon Ende voriger Woche von hier abgereist. St. Petersburg, Freitag, 23. Juni. (Tel. d. N fr. Pr.) Das bereits telegraphisch fignali- firte Rundschreiben deS Minister- des Innern Grafen Tolstoi an die Gouverneure führt auS, daß die Judenverfolgungen die Regierung nament lich im gegenwärtigen Zeitpunkte an der Durch führung der wichtigen Aufgabe hindern, die Thätigkeit der staatlichen und der kommunalen In- stitutionen mit einander in Einklang zu bringen. Bis zu einem gewissen Grade seien die localen Behörden an den Ercessen gegen die Juden schuld; für fernere Ausschreitungen werden aber von nun an die Gouverneure persönlich verantwortlich ge macht werden, die Unterlassung rechtzeitiger Maß nahmen wird künftig unnachsichtlich die gerichtliche Verantwortung zur Folge haben. St. Petersburg, Sonnabend, 24. Juni. (Tel. d. DreLdn. Journ.) Die Eisenbahnrinnahmen betrugen im ersten Quartal 47k Millionen Ru bel, 7 Millionen mehr als im ersten Quartal 1W1. Der „Regierung--Anzeiger" und die deutsche „St. Petersburger Zeitung" veröffent lichen den Wortlaut deS modificirten Zolltarif-. Der heutige „Regierung- Anzeiger" veröffent licht weiter die vom Kaiser bestätigte Reich-rath-- verordnung über die Ergänzung und Abänderung einiger Paragraphen der Verordnung über die Stempelsteuer. Demnach sollen nunmehr unter Anderem russische Aktien, Anthrilscheine, Obliga tionen, Pfandbriefe, Depotscheine und neue Cou pon-, wenn letztere srparirt von den betreffenden Papieren au-gegeben werden, der Stempelsteuer unterliegen. Die von Ausländern au- dem Aut- lande emlaufenden Bittgesuche und Meldungen bezüglich der Verproviantirung der russischen Ar mee und Flotte bleiben einstweilen noch von der Stempelsteuer befreit. Konstantinopel, Sonnabend, 24. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nachdem der österreichische Botschafter seine Instructionen erhalten hat, hielt die Conferrnz gestern Nachmittag ihre erste Sitzung beim italienischen Botschafter, Grafen Corti, ab. Alexandrien, Freitag, 23. Juni. (Tel. d. Boh.) Wie bestimmt versichert wird, hat die eng lische Regierung den Admiral Seymour instruirt, im Falle eines neuen Tumulte- in Alexandrien sofort die energischsten Maßregeln zu treffen, wenn nöthig, Marinesoldaten auSzuschiffen und jeden falls mit der Beschießung der Stadt zu drohen, wenn den Europäern der geringste Schaden zu gefügt werden sollte. Der französische Admiral bat ähnliche Instructionen erhalten. Alle Eng länder in Aegypten wurden aufgefordert, den Schaden, den sie oder ihre Angehörigen bei dem Massacre in Alexandrien am 11. Juni erlitten haben, anzugeben, damit die Regierung in der Lage sei, vollen Ersatz zu fordern. Die österreichische Panzerfregatte „Laudon" ist hier angekommrn. DaS portugiesische Panzer schiff „BaSco de Gama" wird erwartet. Dresden, 24. Juni. Zu den kulturell wichtigen, in Frankreich zu Tage tretenden Erscheinungen gehört der Zerfall des militärischen Geistes, eine für Jeden ersichtliche kehrter (?) Weise wesentlich von hierzu aus verschiede nen Gründen ungeeigneten Baufachleuten, Aerzten, Gemeindevertretungen und Landesregierungen berathen, in ihren socialen Wirkungen verfehlt und deshalb durch ein die rein konstruktiven und ästhetischen Vor schriften nur leicht streifendes Reichsgesundheit-bau- gesetz, dessen Satzungen besondere RelchSgesundheltS- baudeamte als controlirende und exekutive Organe zu überwachen hätten, zu ersetzen. Wir müssen von unserem und dieses Blatte- nicht» fachmännischen Standpunkte auS darauf verzichten, dem Verfasser mit der Leuchte der Kritik in das textuelle Detail seines CodificationSversucheS zu folgen; werden doch aus dem über Anlageökonomie und Stvffbehand- lung desselben vorstehend ausführlich Wiedergegebenen berufene Urtheile sich schon hinlänglich bilden lassen. Nur anerkennen wollen wir, daß der Verfasser unter im Allgemeinen nur zu billigender Anlehnung an die verdienstlichen Vorarbeiten Baumeister'- in Karls» ruhe, Schülke'- in Berlin u. A. deS für Bau- und Baupolizeigesetzgeber Beherzigen-werthen gar Manche» bringt und ihnen hin und wieder völlig neue GesichtS- punfte erschließt. Freilich fördert derselbe hierneben, durch staats- und bürgerlichrechtliche Fundamental- satzungen wenig irritirt, de- selbst vom Standpunkte der Polizeisouveränetät au- Unerlang- und -Vertret, baren, daher Unmöglichen nicht wenig zu Tage, zieht dabei fast da- gesammte Gebiet de- öffentlichen Wohl» und Comfort» in da- Gebiet und da- Bereich eine» blosen Ba »gesetzt- und zeigt sich überhaupt, auch im Punkte der Verwerthung englisch-amerikanischer Vor bilder, statistischer Funde und hygienischer Theoremen, als doch etwa» zu stark angehaucht von einem gewissen Thatsache, welche dafür beweist, von welch schweren Folgen da- Verlassen de» PrincipS der Legimität in einem großen Lande begleitet ist. Lehrreich ist in dieser Hinsicht eine Pariser Correfpondenz in der „Weser-Zeitung", die auf die Ursache hinweist, welche den Verfall deS militärischen Geistes in Frank reich herbeigesührt hat, über den jetzt dort allseitig ge klagt wird. Selbstverständlich gehen die Ansichten da rüber auseinander, wie dies bei dem Kampfe der Par teien, von denen eine die andere beschuldigt, auch gar nicht anders sein kann. Der Correspondent trägt die sem Umstande auch vollkommen Rechnung und versucht e- sodann, die Sache vom objektiven Standpunkt auS zu beleuchten. Gambetta erklärt sich in einem Artikel der „Räpublique franxaise" den Verfall des militä rischen Geistes auS drei Ursachen: der nüchternen Be rechnung deS Volkes, dem weichlichen Luxus der be sitzenden Klassen und den Wühlereien der Intransigen ten. Was die erste dieser Ursachen betrifft, so meint er, daß die Franzosen den Krieg an sich, selbst den siegreichen, als ein schlechte» Geschäft erkannt haben. Der Eroberungslust sei daher eine kühlere Schätzung der Rechte benachbarter Nationen gefolgt. Mit dem Geschmack am Kriege, so meint Gambetta in Betreff de» zweiten Punktes, verschwinden auch die militä rischen Tugenden. Luxus und Wohlbehagen machen die Franzosen schwerfällig und weichlich. Der reichen Jugend mißfällt der Mangel an Comsort, die Stramm heit deS Dienstes und das Zusammenleben mit an deren Soldaten. Die Aeltern erbarmen sich über da» Schicksal der Söhne. Macht ein Regiment bei Regen einen Marsch von Lagny nach Courbevoie, so wird der KriegSm,nister zur Rede gestellt, wie er solche Barbarei dulden könne. Die Mütter veröffentlichen Briefe voll Klagen über die Lasernendienste, zu wel chen ihre Sprößlinge gezwungen werden rc. Wir halten Gambetta's Urtheil in Betreff dieser beiden Punkte für zutreffend, was aber den dritten Punkt, die Wühlerei der Intransigenten, betrifft, so erscheint e- glaublich, daß dieselben nur von Erfolg fein kön nen, wenn die militärische DiSciplin bereits so ge lockert ist, daß der Soldat, allen Einflüsterungen zu gänglich, raijonnirt und mit seinen Kameraden oder dem Bürger conspirirt, anstatt einfach zu gehorchen. Mit Recht macht denn auch die Correfpondenz Hrn. Gambetta den Vorwurf, daß er selber vor 12 Jah ren die Auflehnung gepredigt und noch im Jahre 1877 den Ungehorsam als Bürgerpflicht empfohlen habe. So komme es, daß das Heer seit lange ein Werkzeug der Parteiregierungen sei und selber den Haß der Parteien theile. Von der Opposition be kämpft, diScreditirt, desorganisirt, wird eS, sobald ein Umsturz erfolgt ist, von denselben Persönlichkeiten wieder gepflegt und gestärkt. Die nationale Liebe zur Armee ist hierdurch erschüttert; zu gleicher Zeit aber auch hat die DiSciplin bedenklich gelitten. Das Bei spiel der Ossiziere, die um so schneller Carriere mach- len, je leichter sie zum Eidbruch schritten, mußte den Begriffen von Treue und Ehre verderblich wer den. In Frankreich giebt eS Feldherren, die drei Mal den Fahneneid brachen und dennoch von Gambetta zur Reorganisation de- Heeres zuge zogen wurden. In den Casernen, so heißt eS dann weiter in der Schilderung der militärischen Verhält nisse in Frankreich, verbreitet sich die socialistische Propaganda mit Wort und Schrift. Wir hörten von Unteroffizieren, die ihren Recruten das Evangelium der Gleichheit von Offizieren und Gemeinen predigten. Zum Einschreiten gegen solche Agitatoren hat die Mi litärbehörde nicht den Muth, da sie nicht in das Wes pennest der radicalen Volksvertretung stechen mag. Wird ein Soldat wegen politischer Propaganda ver folgt, so droht er mit Anzeige bei den Deputirten der äußersten Linken, und die Regierung, die sich gegen Pessimismus gegenüber dem Bestehenden, und einem das Kind mit dem Bade ausschüttenden Optimismus Dem gegenüber, was werden soll. UebrigenS würde der Verfasser, was Logik, Stil und sprachlichen Aus druck anlangt, mit etwas strengerer DiSciplin gegen sich selbst den Werth seiner an sich ganz verdienstlichen Arbeit gewiß nur erhöht haben. Verstoßen. Novelle von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Ferdinand köpfte mit einem vom nächsten Baume gebrochenen Stöckchen die üppig wachsenden Dotter blumen ring» umher, er lächelte spöttisch, aber seine Lippen zuckten und die Stimme klang, al» er jetzt sprach, völlig verändert. „Und wa» kümmert das Alle» mich, meine gute Anna? Hast Du etwa die besondere Güte, anzuneh men, daß ich jener Stellensuchende gewesen, ja, daß ich da» Geld der Herren Hardt und Grell gestohlen?" Anna stützte da- Gesicht in die Hand. „Ich weiß e», Ferdinand, ich erfuhr e- schon am ersten Abend meine» Hiersein». Du solltest in diesem dreisten Tone nicht sprechen, deucht mir, zumal hier, wo Dein Ver brechen einen guten ehrlichen Menschen um Alle» be trog. Otto Held ist, al» de» Diebstahl» verdächtig, ohne Zeugnitz entlassen, er trägt den Fluch Deiner Sünde, könnte e» Dich also in Erstaunen setzen, wenn er jede» Mittel oufbieten würde, um sich selbst von der beschimpfenden Anklage zu reinigen, indem er Dich anzeigt?" letztere gefällig bi» zur Schwäche zeigt, hütet sich wohl, die Offiziere zu unterstützen, die sich der Einführung radikaler Ideen in die Armee widersetzen. Die Theorie vom „bedingten Gehorsam de» Soldaten" ist zwar nicht officiell, doch officiü» anerkannt. Sie findet ihre Vertreter selbst im gemäßigten Lager, wie z. B. bei Anatole de la Forge, der jedem Militär die Berech tigung zugesteht, den Befehl seine» Vorgesetzten gegen das „Wohl des Vaterlandes" (d. h. seine politische Ansicht) abzuwägen. Die Wahl de» Commandanten Labordäre zum Senator war die praktische Bethätigung dieser Theorie; denn Labordere verdankt seine Popu larität einzig und allein dem Widerstande, den er dem Befehl eines reaktionären Vorgesetzten entgegensetzte. Ganz besonders geißelt der Correspondent das Streberthum in der OsfizierScarriere, indem er sagt: „Unter dem KriegSmimster Farr-, dem gehorsamen Diener Gambetta's in der Zeit seine» Mlnisterpräsi- dium», avancirten die Offiziere, die sich gambettistischer Politik oder Protection rühmten, mit fabelhafter Schnelligkeit. Militärische Streber liebten es daher, bei Banketen politische Reden zu halten und auf den allmächtigen Staatsmann zu toasten. Doch mit Gam betta's Protection hotte es nicht sein Bewenden; da die Beinflussung der Politiker m der Armee einmal eingeführt war, versuchte jeder Deputirte seine Schütz linge zu bevorzugen. Die Vorzimmer de» KrugS- minister» füllten sich mit Volksvertretern, die Dienst befreiung, Avancement und Orden erbettelten und even tuell die» Alles mit Drohungen erzwangen. Der Sohn eine» Deputirten dient oder dient nicht, je nach dem er will, und ähnlich bevorzugt sind auch die Reichen, die sich auf allerlei Weise, und zwar nicht immer auf die ehrenhafteste, mit Volksvertretern in Verbindung setzen. Knegsminister Billot versuchte unlängst, sich all dieser Beeinflussung' zu entledigen, indem er durch ein Rundschreiben jeden Offizier, der sich künftig noch durch einen Deputirten empfehlen ließe, mit Arrest bedrohte. Diese Nothwehr des Mini sters hat große Heiterkeit erregt, denn iin Grunde sind nicht die Protegirten, sondern die Protektoren der schul dige Theil, und Billot droht den Offizieren nur, weil er die Volksvertreter nicht in Arrest sch cken kann. Diese Schilderung dürfte genügen, uns davon zu über zeugen, daß in Frankreich der Zeitpunkt immer näher heranrückt, in welchem dasselbe entweder seine letzten Trümpfe ausspielen oder als Republik sowohl der Revanchepolitik wie der Eroberungspolitik entsagen muß." Lagesgeschichte. * Berlin, 23. Juni. Der BundeSrath, sowie der Ausschuß desselben für Justizwesen hielten heute Sitzungen. — Die vom Sultan nach Berlin abge- sandte Mission, bestehend aus dem Adjutanten de» Sultans, DrygalSki Pascha, und dem Sekretär deS Sultans, Riazim Bey, ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet, von Wien heute früh K9 Uhr auf dem an- Halter Bahnhofe hierseldst eingetroffen. Zur Begrü ßung hatte sich der hiesige türkische Botschafter Sa- dullah Pascha mit seinem Sohne, dem ersten Sekretär Ohan Bagdadlwn Efendi und den Attaches der Bot schaft, sowie in Vertretung deS OberstallmeisterS Gra fen Pückler der Stallmeister Rieck vom kasserl. Leibstall auf dem Bahnhöfe eingesunden. DrygalSki Pascha, wie bekannt ein Deutscher, von stattlicher Figur, mit ausdrucksvollen GesichtSzügen, kurzem grauen Haupthaar und einem üppigen grauen Schnurr bart, begrüßte sich mit den Herren der Botschaft in orientalischer Welse. Er trug, wie diese, den türkischen rothen Fez, einen langen blauen Sommerpaletot und Helle Beinkleider. Nachdem die Herren einige Zeit in den Wartezimmern verweilt hatten, fuhren DrygalSki Ferdinand knirschte, in dem todtblassen Gesichte glühten die Augen wie Kohlen. „Du erlaubst Dir eine Sprache, die ich wahrhaft unerhört nennen muh", rief er. „ES klingt, als hättest Du mich jene Bank noten in die Taschen stecken sehen." Anna schüttelte traurig den Kopf. „Ich weiß, daß Du in Wien als ganz junger Mensch ein ähnliche» Verbrechen begingst, Ferdinand, daß Du von Deinen Vormündern um der Schande willen außer Lande» geschickt wurdest — da» sagt genug, deucht mir. Mein armer Vater erkundigte sich und zeigte mir die Briefe seine» GewährSmanne» im Original —, Ferdinand, Ferdinand, ich wußte schon in Hamburg, daß Du ge stohlen hattest, jetzt endlich mußt Du Alle» erfahren. Geh, geh, ich will Dir geben, was ich besitze, aber komm mir nie wieder vor die Augen. Da- siebzehn jährige Mädchen konntest Du bethören, jetzt, nach Jahren, ist Deine Macht über mich gebrochen, ich will nie auf Erden mit Dir wieder zusammentreffen. Hörst Du, nie, eher alle- Andere. Die Goldfachen, welche ich Dir geben kann, bringe ich heute Abend hierher und lege sie unter da» Farrenkraut — morgen kannst Du die Kleinigkeiten holen." Sie erhob sich und ruckte einen kurzen Gruß Der blasse schwerathmcnde Mann schien keine Gegenrede zu wagen, e» flammte nur auf in seinen Augen, und die Faust ballte sich, aber dann taumelte er und stützte da» Gesicht in die Hand. Ein heftiger Fieberanfall schüttelte den ganzen Körper. „Anna!" flüsterte er, „Annal" Und dann schlossen sich die Augen, er war ohn mächtig. Da» junge Mädchen eilte wie verfolgt über di»
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