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Dresdner Journal : 15.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-15
- Monat1882-07
- Jahr1882
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- Dresdner Journal : 15.07.1882
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O162 Sonnabend, den 15. Jnli. 1882. Ldooneweatupreli: Iw <I«otied,a L,iek«: Uiu*. ^iikrlick: 4 bO ?s. t^inrelo, Kummern: 1V kk La,».rk»lk <ie» üeuttcdeo keicNs» tritt kost- und 8tswpvIru»<_UI»^ kioru. loseratenpi-elser ?ür a«n N»uin einer ^e«p»Itenen ?stitrsile LO ?k. Unter „Linxeenndt" <jia 2eila Ü0 ?k. L« Indellen- nuN 21Nvrn»»te KO XukecNI»^. Irsekvlaen: T'-xlied mit Xuennlime äer 8onn- unü keiertn^a Xdenci» für cien tol^enNen Dns-nerImmml. Io»er»ten»nonk«e »»»Mini»! ^ran<I«trtter, Oomo>i«iookr äv» vrextoer ^ournnle; S-mda-U - Berlin-Vj»n - >»»»l Lreilen ^rnnltturl ». U : //anren^rrn Leriw-Vi»» S»»k»r,- ?r»U-l.»ip»tz Vrrnkturt ». ». -Hüneke»: /tn<< ^/a«e,- SerUn: /-ral»<ient/ant, kremen: Lck/oe/e," Ire»!»»: /. KtanAen » Lureau <Lmii L'abatä),- krn»kknrr » N i ^arAer'ecds Ituekknnälun^i üürUtn: </. A/Mer,» Lennover: 0. §c/>üeet««', k»rt» kerUn kr»»ktnrl » N StnU^nrt: Oande ct 60., L»wdmU: ^«1. ^>t«»»«r Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N«r»n»x«d»rr Nüoisl. kipeUitioo 6e» l)re,6ner ^our»»I», Droeäeo, ^«in^eretr»»»« Ko. » Ämtlichcr Theil. Dretden, 11. Juli. Se. Majestät der König haben dem Feldwebel Gebauer des Pionier-Bataillon» Nr. 12 da» Albrrchttkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Dre-drn, 12. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der KammermusikuS Otto Drache da» von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Meiningen ihm verliehene Ritterkreuz 2. Elaste deS Herzoglich Sachsen-Ernesti- nstchen HauSordenS annehme und trage. Bekanntmachung. Die nächste Aufnahme Prüfung von Expektanten für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korp» soll am 29. und 30. September er. stattfinden und werden die an daS Kommando deS Kadetten-Korp» zu richten den bezüglichen Anmeldungen dazu am 15. September geschlossen. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Ex- pektanten für die Aufnahme in da» Kadetten-Korps, die übrigen Vorbedingungen sowie die näheren Vor schriften, nach denen die etatSmäßigen Kadettenstellen Mit einem jährlichen ErziehungSbettrage von 90, 180 und 300 M. zur Vertheilung kommen, sind au» dem Regulativ für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korp» vom Jahre 1880 und dem Nachtrage zu demselben — beide» käuslich zu beziehen m der Buchhandlung von Earl Höckner, DreSden-Neustadt — zu ersehen. Dresden, am 12. Juli 1882. Kriegs-Mini st erium. von Fabrice. Bayer. Bekanntmachung. Zu SchwurgerichtSpräsidenten für dft im vierten Kalendervnrteljahre 1882 beginnende Sitzungsperiode sind nach tz 83 de» GerichtSversassungSgesetzeS vom 27. Januar 1877 ernannt worden: bei dem Landgerichte Dresden der Landgericht»« direktor von Mangoldt, bei dem Landgerichte Leipzig der Landgerichts direktor Pusch, bei dem Landgerichte Chemnitz der LandgerichtS- präsident Brückner, bei dem Landgerichte Bautzen der Landgerichts direktor l)r. Wiesand, bei dem Landgerichte Freiberg der Landgerichts direktor Vollert, bei dem Landgerichte Zwickau der Landgericht»- drrektor l)r. Wolf, bei dem Landgerichte Plauen der Landgericht»« direktor Kurtz, waS hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 10. Juli 1882. Der Präsident des Königl. Sächs. Oberlandesgerichts. In Stellvertretung: Klemm. von Dallwitz. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nach richte». Lemberg, Donnerstag, 13. Juli, AbendS. (Corr -Bur.) Urber die heutige Sitzung deS ruthe- nischrn HochverrathSprocesseS ist Folgendes zu be richten: Es wurden viele Leitartikel der ruthenischen Zeit schriften „Prolom" und „Slowo- verlesen, deien Re« Feuilleton. Kcdigirl »on Otto Banck. Literatur. .Erzählungen von Egbert Carls sen.- 1. Band: Em S.adtjunker von Braunschweig. Halle, Buchhandlung deS Waisenhauses, 1882. Etwa seit zehn Jahren ist der Name de» Ver fassers in der Literatur aufgetreten mit verschiedenen, doch größtentheilS historischen Romanen. Wendet sich doch auch neuerdings daS Publicum wieder mit Vor liebe diesen zu, nachdem eS eine Zeit lang den Ge schmack daran verloren zu haben schien. An dem letzter« Umstande waren größtentheilS wohl die end losen Werke der Luise Mühlbach und Anderer schuld, an denen die Kritik eine nicht zu rechtfertigende Ver quickung von historischer Wahrheit und willkürlich er sonnenen Phantasiegebilden tadelte. Einen andern Weg schlug H. Riehl, welcher sich durch seine Werke .Land und Leute-, .die Familie- und .die bürgerliche Ge sellschaft- einen anerkannten Namen erworben hatte, in seinen „Culturhistonjchen Novellen- ein. Nicht große Krieg» und StaatSactionen, nicht Haupthelden der Geschichte führte er vor, sondern er gab dichterisch erfundene Geschichten au» dem Privatleben früherer Zeiten, gab auf dem Grunde der SesittungSjustände einer gegebenen Epoche freigeformte Charaktere in ihren Leidenschaften und Conflicten. Weltgeschichtliche Ge schicke bildeten nur den Hintergrund, von dem sich seine lebenswahren Figuren wirkungsvoll abhoben. Die Luft, worin die erdichteten Personen athmeten, sollte die Luft ihre» Jahrhundert» sein, du Gedanken, dacteure, die Angeklagten Markow und PloczanSki, Aufklärungen gaben, um den Vorwurf einer strafbaren Tendenz zu entkräften. Bei der Verlesung eine» Ar tikel» der Zeitschrift .Glowo- wird von der Geschwore- nenbank, welche bisher alle ruthenischen Zeugenaus sagen und andere Schriften verstanden hatte, der Wunsch geäußert, den verlesenen Artikel polnisch zu resumiren, weil die Sprache der Zeitschrift vielfach unverständlich sei. ?. Naumowicz producirt einige Artikel, worin er sich anläßlich der kirchlichen Cyrill- und Methodfeier loyal über du kirchliche Union äußerte und gegen du Insinuationen der Panslawisten auftrat. Paris, DounerStag, 13. Juli, AbendS. (W- T B.) Dem zur Feier der Einweihung deS Stadthauses heute Abend stattgrhabten Banket wohutea von den eingeladrnen Personen gegen sW bei, darunter der Präsident der Republik, die Minister, die Botschafter und Gesandten, die Bürgermeister auswärtiger Hauptstädte und andere Notadilitäten. Der Präsident de» Municipalrathe», Songton, begrüßte die Versammelten, betonte, daß die gegen wärtige Feier durch die Ideen de» Friedens, der Ar beit und der Freiheit inspirirt sei, und schloß mit einem Hoch auf den Präsidenten Grevy. — Der Seinepräfect Floquet toastete auf Frankreich, da» in Frieden und patriotischer Eintracht fest zusammenstehe. — Der Präsident Gravy brachte den Toast auf die Stadt Paris auS; er schätze sich glücklich, an einer Tafel mit den hervorragendsten Vertretern Frankreichs und deS Auslandes vereint zu sein, welche alle die gleiche Sympathie für die Stadt Pari« beseele, für daS Paris, welches die Heimath der Wissenschaften und schönen Künste und jener erhabenen Schöpfungen deS Genies sei, die den Reiz de» Leben» für den Einzelnen, wie die wahre Größe der Nationen bildeten. Paris, Freitag, 14. Juli. (Agence HavaS.) Londouer Nachrichten covstatireu volles Einver nehmen zwischen Frankreich und England. Die Vorgänge in Alexandrien erkälteten die beider seitigen Beziehungen nicht Die Frage wird durch daS französisch - englische Einvernehmen er ledigt. London, Donnerstag, 13. Juli, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses wurde zunächst die Regierung wieder in der Lgyp- tischen Frage interpellirt. Der Secretär der Admiralität, Campell Ban- nerman, erklärte, in Beantwortung einer Anfrage Northcote'S, eS seien heute folgende Instructionen an den Admiral Seymour telegraphisch abgegangen: .Da der Widerstand aufgehört hat, zerstören Sie weder Fort», noch Kanonen, versuchen Sie eine freundliche Communication mit dem Khedive zu er öffnen (Heiterkeit auf den Bänken der Conservativen), ersuchen Sie ihn um seine Autorität zur Herstellung der Ordnung in Alexandrien, setzen Sie sich mit Derwisch Pascha, falls e» zweckmäßig ist, auf Ein ladung deS Khedive oder in Uebereinstimmung mit demselben oder in besten Abwesenheit mit jeder andern ägyptischen Autorität in- Einvernehmen. In Alexandrien können Sie Matrosen und Marine soldaten für polizeiliche Zwecke zur Wahrung der Ordnung landen. Benachrichtigen Sie europäische Schiffe, falls solche dort anwesend sind, und laden Sie dieselben zur Mitwirkung ein.- Der UnterstaatSsecretär des Aeußern, Sir Charles Dille, antwortete auf eine Anfrage Cowen'S, außer der Pforte habe keine Macht gegen das Bom bardement von Alexandrien Vorstellung erhoben. Der UnterstaatSsecretär Dilke antwortete ferner auf eine Anfrage deS Parlamentsmitglieds Pease, die Unterhandlungen mit China wegen Lekinzölle welche sie bewegten, ein Spiegel der weltgeschichtlichen Ideen ihrer Tage. Darin suchte er die innere Wahrheit der historischen Ideen und die genre hafte Treue deS historischen CostumeS. Dieselbe Auf- fastung deS geschichtlichen Roman» zeigt auch Gustav Freytag in seinem mit so großem und verdientem Beifall aufgenommenen Romancyklu» .die Ahnen-. Diesen bewährten Mustern folgen die meisten jüngeren Schriftsteller, insofern sie das historische Genre culti- viren und lassen so die Annahme Riehl'» nicht uner füllbar erscheinen, daß der deutsche Roman in der kulturhistorischen Auffassung seine Wiedergeburt feiern werde. Nicht mehr soll die Geschichte die Krücke sein, an welcher sich die lahme Phantasie de» Erzähler» fortschleppt, seine poetische Erfindungskraft soll wie im freigeschaffenen Romane selbstständig einherschreiten. So wird die historische Erzählung nicht zu einem ver wässerten Vortrag der Geschichte, sondern zu einer w-rthvollen und daS historische Verständniß wirklich sördernden Ergänzung de» eigentlich geschichtlichen Studiums. Auch Egbert CarlSsen hat in seiner un» vorliegen den Erzählung au» dem 14. Jahrhundert .Ein Stadt junker von Braunschweig- in diesem Sinne mit Glück gearbeitet. Den historischen Hintergrund bildet der für dir Stadt Braunschweig so verhängnißvolle Auf- stand der Gilden im Jahre 1374 und der Kampf um» Erbe de» Herzog» Magnu» II torgnutu» von Braun schweig, allem die Figuren de» Stabtjunker» Rolef Döring und der Bürgermeister»tochter Ilse vam Damme sind frei erfunden, und ihre Schicksale sind e», welche den sich durch die Erzählung hinziehenden rothen Fa- den bilden. — Die Darstellung ist wohlgelungen und und wegen Erfüllung deS Vertrag» von Chefoo würden noch fortgesetzt; ein Arrangement sei noch nicht abgeschlossen. Zwischen Großbritannien und Korea sei am S. d. M. ein Vertrag unterzeichnet worden, der England dieselben Privilegien ge währe, die der nordamerikanischen Union gewährt worden seien, und die Behandlung Englands auf dem Fuße der meistbegünstigten Nation sichere. Die Einfuhr von Opium sei verboten. London, Donnerstag, 13. Juli, NachtS. (W. T B.) Eine Depesche auS dem Hafen von Alex andrien von heute Abend US Uhr meldet: Seit der Landung derMariuesoldaten (vgl.umstehenddieRubrik .Zur ägyptischen Frage-) wird Grwehrfeuer in der Stadt gehört. Der Khedive und Derwisch Pascha befinden sich wohlbehalten an Bord eine» Schiffe». Nach einer bei Lloyd» eingegangeneu Depesche au» Port-Said vom 13. d. hat der Dampfer „Glenlyon", mit Ladung von Futschaufu nach London bestimmt, im Suezcanal Schiffbruch ge- litten und ist von den Arabern geplündert worben. London, Freitag, 14. Juli. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Wie ein an die Admiralität gerichtete» amtliche» Telegramm, datirt au» Suez vom 13. Juli, meldet, ist der Verkehr im Suezcanal offen. Die „Daily New»" erfahren, daß die Con- ferevz heute wieder zusammentritt. Den „Time»" zufolge instruirte Earl Gran Ville Lord Dufferin, der Konferenz mitzutheilev, daß die Operationen der Flotte beendigt seien. Lord Dufferin soll die Pforte ersuchen, sofort be treff» einer Truppenseadung nach Aegypten sich schlüssig zu machen, wenn aber die Pforte sich dessen weigern^sollte, der Conferenz mitzutheilen, daß England Hur Wiederherstellung der Ordnung, wo- möglich mit einer andern Macht bereit sei. Alexandrien brennt nocd. E» verlautet, daß Arabi Bey die Eisenbahn hinter sich zerstört und sich eine Stunde von Alexandrien verschanzt habe. St. Petersburg, Donnerstag, 13. Juli» Abend». (W. T. B.) Dem „GoloS" wird au» Mo»kau telegraphirt: Der gestern mit 217 Passa gieren von der Station Tscheruy abgegangrae Prr- sonenzug ist zwischen den Stationen Tscherny und Bastyjewo der MoSkau-KurSker Bahn verunglückt; 8 WaßgonS wurden verschüttet. Lon den 217 Passagieren wurden 39 mehr oder weniger schwer verletzt hervorgezogen; die übrigen find umge- kommen. St. Petersburg, Freitag, 14. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die vorgestrige Katastrophe auf der MoSkau-KurSker Bahn entstand infolge der Unterspühlung deS Bahndammes durch Regengüsse. Der Zug entgleiste und stürzte von einer hohen Böschung herab. Konstantinopel, Donnerstag, 13. Juli, AbendS. (W. T. B) Im PalaiS deS TultanS traten sämmtliche Minister heute Nachmittag k5 Uhr zu einer Berathung unter dem Vorsitze deS SultanS zusammen. Konstantinopel, Freitag, 14. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der gestern Nachmittag im Pa laiS zusammengetretene Ministerrath dauert fort. Wie eS heißt, beräth derselbe die Krage der Ent sendung eines ArmeecorpS nach Aegypten. Dresden, 14. Juli. Al» verblendete italienische Demokraten vor Kur zem die 400jährige Wiederkehr deS Jahre»tage» der 'icillanischen Be»per feierten, da ahnte kein Mensch, in stilistischer Beziehung sorgfältig und elegant. Wir heben von dieser fesselnden Lektüre die Capitel „Freund oder Feind-, „Der Pickelhering-, „Die Mitternacht im Walde-, „Zündende Blitze-, „ Walpurgisnacht - hervor. M. B—t. Mr. Timsen der Speculant. K»man von Lonrad Fischer-Sallsteiu. (Forlse,ung.) Diese Dame hatte die Gewohnheit, in 8 Tagen rund 5 Plaudercafs» zu geben, und zwar aus dem Grunde, um sich keine Neuigkeit in der Stadt, die werth war, in einem Klatsch bearbeitet zu werden, entgehen zu lassen. Liese herrische, stolze Frau litt nebenbei an der Manie, über die Stellung der Frauen den Männern gegenüber zu klagen — als ob sie e» nicht weit genug bei ihrem Manne gebracht hätte —, und war heute in der Absicht gekommen, Frau v. Leuteritz über den Verlust ihre» einzigen Sohne» — die Nachricht laufe wie ein Schrei durch die Jour nale — zu trösten Auch traf sie die Nachricht doppelt schwer, da sie im Stillen fosort, al» dem jungen Offizier das Majorat zufiel, diesem ihre älteste Tochter zugedacht hatte, und somit konnte man ihr wirklich etwa» Beileid zutrauen. Zu diesem Zwecke hatte sie ein Batisttuch in der Hand und zeigte ein Benehmen, da» den tiefsten An theil an einem so herben Verluste andeuten sollte. Al» sie endlich den Kw»k hinaufgestiegen war, reichte sie der Dame de» Hause» schon von Weitem beide Hände entgegen, und schien dabei in Beileid zerfließen zu wollen. daß der Welt die Wiederkehr gleich gräuelvoller Er eignisse in nächster Nähe bevorstehen würde. Die soeben erfolgte Niedermetzelung von etwa hundert Europäern, die sich während der durch die Beschie ßung von Alexandrien verursachten Verwirrung in die „Banque Ottomane- flüchteten (vgl. die aurführ- lichen Mittheilungen in der Rubrik „Zur ägyptischen Frage-), eine Blutthat, der ohne Zweifel noch andere ähnliche auf dem weiten Gebiete Aegypten» folgen werden, erinnert an jene entsetzenSvollen, blutigen SchreckenSthaten mittelalterlichen RacenhasseS. In gräßlicher Weift ist infolge de» Bombardement» der wilde Fanatismus einer verzweifelten, ihr Hab und Gut vernichtet sehenden Bevölkerung erwacht, die be reit» seit der westmächtlichen Einmischung in die ägyp tischen Angelegenheiten der Ueberwachung einer gesetz lichen Autorität entbehren muß. Anstatt sich die Ereig nisse vom 11. Juni zur Warnung dienen zu lassen und durch dieselben zur Vorsicht gemahnt zu werden, griff Eng land rücksichtslos zu dem Mittel der Beschießung der Hafenstadt eine» Lande-, welches seit über 40 Jahren - mit England, mit Europa in Frieden gelebt hatte und dessen wichtigste Städte Alexandrien und Kairo bereit» einen völlig europäischen Charakter trugen. Die Fol gen sind nicht auSgeblieben, und man kann nur auf daS Aufrichtigste wünschen, daß die europäischen Mächte bald den Entschluß und die Mittel fin den werden, weitere Schrecknisse zu verhindern. Wie entstellt und unglaubwürdig alle dem englischen Vor gehen in Aegypten zur Beschönigung dienenden Be richte über die letzten Vorgänge in diesem Lande, namentlich über das bekanntlich von englischen Unterthanen, Maltesern provocirte Blutbad vom 11. Juni sind, sehen wir au» einem, dem Berner „Bund- von einem Schweizer au» Kairo vom 2. Juli zu- gehenden Schreiben, au» welchem sich zugleich rrgiebt, wie sich in Aegypten, dessen europäische Bevölkerung in Hist dem Lande den Rücken kehrte, ähnlich wie bei der sicilianischen Vesper, nur die blutige Sühne einer schweren, verhängnißvollen, auf den Europäern lasten den Schuld vollzieht. Der Correspondent be» „Bund- schreibt: Seit einigen Wochen leben wir hier wieder im Zeitalter de» „Auszuges au» Aegypten- Die Panique, welche sich schon bet dem Erscheinen der inter nationalen Flotte vor Alexandrien, aber ganz besonder» seit dem dortigen Blutbade vom 11. Juni der meisten Europäer in ganz Aegypten bemächtigt hat und die geradezu ansteckend zu wirken scheint, ist indessen eine übertriebene und in mancher Hinsicht ungerechtfertigte; ja sie ist geradezu eine Beleidigung und Undankbar keit gegenüber Aegypten und dessen von Natur so friedfertigem, duldsamem, ja gutmüthigem Volke, bei dem die Europäer eine so ausgedehnte Gastfreundschaft genießen, wie wohl in keinem muha- medanischen Lande. Unter diesem Volke haben wir uns bis dahin und — man darf e» keck sagen — auch seit dem Unglückstage de» 11. Juni der näm lichen persönlichen Sicherheit erfreut und erfreuen un» ihrer wie im civilisirten Europa. Woher nun auf einmal diese Panique unter den Europäern? Warum diese plötzliche Flucht, diese» buchstäbliche Au»re,ßen vor dem Volke der Araber, mit dem wir so lange Jahre in Frieden und Eintracht gelebt haben? Wie von Europäern auSgestorben scheint unsere Stadt Kairo zu sein. Man kann heute oft lange durch die vor der Panique so sehr belebt gewesenen Straßen der europäischen Quar tiere, wie ESbekieh JSmaila, Mu»ki, Fagalla u. s. w. wandern, ohne auch nur einen einzigen Europäer an zutreffen. Ein solcher müßte hier, wenn da» Flüchten nur noch kurze Zeit fortdauern sollte, geradezu al» eine Seltenheit betrachtet werden. Die Banken und meisten europäischen Kausläden sind bereit» geschlossen, und täglich schlikß n deren noch mehr. Die Kaufleute, Grossisten und Kleinhändler, sowie die Privaten, welche „Ich habe keinen Sohn, Frau v. Leuteritz, ich kann mir nicht anmaßen, behaupten zu wollen, daß ich weiß, wie die Mutter eine» so edlen und tapfern Sohnes dessen Heldentod hinnehmen und ertragen wird; allein, ich sagie mir, al» ich da» KceiSblatt in die Hand bekam, daß e» die Pflicht der Nächstenliebe von un» fordert, sich gegenseitig deizustehen, wenn e» dem Himmel gefallen hat, eine fo herbe Piüfung über un» kommen zu lassen. Wir sind nur schwache Menschen, un» bleibt nicht», al» der Trost, und ich weiß, wie schwer dieser zu erringen ist, gerade ich weiß eS, Frau v. Leuteritz; — e» ist Pflicht der Nächstenliebe, diesen Trost in» Hau» der Dulderin zu tragen, damit sie sich daran aufrichten kann in ihrem Leid.- „Sie sind so gütig, Frau Locher und gewiß wer den Sie sich doppelt freuen, wenn ich Ihnen sage, daß diese Zeitungsnachricht total falsch ist. Unser Franz lebt und ist auf dem Wege nach Deutschland; ich hoffe, daß er in wenigen Tagen hier ankommt und ich will ihm noch meinen speciellen Dank dafür sagen, daß er so klug war, noch zur rechten Zeit den Brief an uns abzufendrn, wodurch er un» recht viele düstere Stunden erspart hat.- Frau Locher fand sich durch diese Entgegnungen ein Wenig verblüfft, und da» war in der That nicht zu verwundern, dann aber strahlte die Helle Freude in ihrem Gesichte; wobei sie sich dicht neben Frau v. Leuteritz auf einen Smhl niederlleß und die Absicht zu haben schien, die Hand der Dame de» Hause» nicht wieder lo«zulassen. „E» traf mich beinahe wie ein Schlag, Frau v. Leuteritz, al» m»r meine Sofie die entsetzliche Rach-
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