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Dresdner Journal : 09.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-09
- Monat1882-11
- Jahr1882
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- Dresdner Journal : 09.11.1882
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1M jährliche Privatdepesche der „Hamb. Nachr.* mit: Dit heutige, in Veranlassung von Gustav Adolf'» 250jährigem Todestage stattgefundene Feier begann mit dem Choral „Eip' feste Burg ist unser Gott", von allen Kirchthürmen herabgesungen. Alle Glocken läuteten dann die Feier ein. Da» vom König zur Erinnerung an den Tag geschenkte prachtvolle Banner wurde vom Secondchef der Svealeibgarde abgeholt und unter EScorte nach der RiddarholmSkirche geführt, in deren Hochchor es in Gegenwart der Deputationen aller der Regimenter, welche an der Schlacht bei Lützen theilgenommen hatten, aufgestellt wurde. Die Truppen paradirten auf dem Wege vom Schloß bi» zur Kirche. Der König, die Königin, die Großher zogin von Baden und alle Prinzen begaben sich zum feierlichen Gottesdienste nach der Riddarholmkrrche, wo de» Heldenkönig» Sarkophag überreich mit Blumen geschmückt ist. Leider regnete eS fortwährend. In der Riddarholmkirche hatten sich die Excellenzen, die Mi nister, die Generalität, die Admiralität, die Deputatio nen, die Stäbe, die Chef» der Behörden, Delegrrte de» Reichstag» und andere hohe Persönlichkeiten eingefun den. Als die königl. Herrschaften sich einfanden, wur den sie mit dem Gesang des PsalmS „Verzage nicht du Häuslein klein* empfangen. Dann hielt der Erz bischof Sundberg die Festrede von den Stufen de» Altars, indem er Gustav Avolf'S Bedeutung für sein Land, wie für den Protestantismus überhaupt hervor hob. Der kirchliche Theil der erhebenden Feier schloß mit dem Psalm: „Ein' feste Burg ist unser Gott * Der König überlieferte nunmehr das Banner an den Chef des Husarenregiments, an dessen Spitze Gustav Adolf in den Tod ging. Das Banner wurde darauf nach dem Grabchor gebracht, wo eS vor dem Sarko phag seinen Platz fand. Während dieser Leremonie wurde von einem großen Sängerchor ein für diese Veranlassung verfaßtes Lied gesungen und von den paradirenden Truppen Ehrensalven auf dem freien Platze abgefeuert. Später defilirten alle Truppen an dem Monument Gustav Adolf'S, auf dem Platze gleichen Namens vorüber. Unübersehbare Menschenmasseu sind in Bewegung, trotz deS ungünstigen Wetters. Kairo, 7. November. (Tel.) Der Khedive hat nunmehr ein Decret erlassen, durch welches den inter nationalen Gerichtshöfen die Competenz zur Regelung der Schadenersatzansprüche aus Anlaß der statt- gehabten Unruhen entzogen und die Einsetzung einer Speeialcommission »6 üoc ungeordnet wird. — Die Absicht, in dem Anklageverfahren gegen Arabi ebenfalls englische Atvocaten zuzuziehen, ist wieder aufgegeben. — Das ExpeditionScorpS nach dem Sudan soll, einige europäische Offiziere ausgenommen, lediglich au» eingebornen Offizieren und Soldaten bestehen. — Zum Proceß Arabi'S schreibt der „Bund*: Seitdem die englische Regierung mit ihrer Forderung, Arabi englische Juristen zur Seite zu stellen, durch gedrungen ist, haben die Richter, der Khedive und sein Ministerium alle Freude am Proceß verloren. DaS hat seine guten Gründe. Daran sind nicht die englischen Advocaten allein schuld. Eine Unmasse von Documenten höchst compromittirender Natur ist in die Hände der englischen Advocaten gelangt. Diese wollte man durch daS summarische Verfahren unterdrücken. Nun sind aber durch Briefe und andere Actenstücke nicht nur der Sultan und seine Rathgeber, sondern der Khedive und seine Minister aufs Aergste compro- mittirt und Arabi'S V rtheidigung, daß er bis nach dem Bombardement in seinen militärischen Operationen durch die Autorität deS VicekönigS vollständig gedeckt sei, scheint documentarisch erwiesen. Wenn Arabi ein Rebell war, so muß er eS nicht nur mit der Billigung deS Sultans, sondern auch mit der Zustimmung Tewfik Paschas gewesen sein. Der Khedive Tewfik kommt durch diese Documente in ein höchst unerfreu liches Licht. Erst glaubte man, daß Tewfik'S Theil- nahme in der von Arabi geleiteten Bewegung bloS durch Furcht dictirt sei; wie aber verlautet, fällt die Verantwortlichkeit für gar Viele-, daS vorging, und besonders für die Befestigung der Fort-, welche da» Bombardement von Alexandrien durch Admiral Sey mour zur Folge hatte, ebenso sehr auf den Khedive, als den gefangenen Kriegsminister. Tewfik wäre sroh gewesen, wenn es Arabi gelungen wäre, die Engländer aus dem Lande zu treiben. Doch darüber braucht man keine Worte zu verlieren. Die Doppelzüngigkeit und Treulosigkeit orientalischer Machthaber ist bekannt genug und Englands Interessen sind mit der Ruhe und der Wohlfahrt Aegypten- und nicht mit der Auf rechterhaltung deS Khedive Tewfik identisch. Während noch vor dem Kriege von liberalen Staatsmännern und besonder» von Gladstone die Loyalität und Frei- müthigkeit de» ägyptischen Herrscher» mit vollem Munde gelobt wurde, gedenkt man jetzt seiner mit keinem Worte mehr. Man lese z. B. Gladstone'» Rede, die er beim DankeSvotum im Parlament hielt; sie lautet sehr ominös. DaS englische Cadinet scheint zur Ueberzeugung gekommen zu sein, daß von den Beiden Arabi entschieden der feinere Bursche ,st. Tewfik ist eine blose Puppe oder — ein Narr? New-Aork, 6. November. (Tel.) Nach über Panama auS Lima eingegangenen Nachrichten wären die zwi schen Chili und dem Präsidenten von Peru, vr. Calderon, angeknüpften FriedenSunterhandlungen voll ständig beendet und wäre Calderon gefangen gesetzt worden. (Der Exdictator von Peru, NtkolaS de Pisrola, muß, früheren Nachrichten zufolge, bereits in den letzten Tagen de» September an der peruanischen Küste ge landet sein; eS bleibt nun abzuwarten, ob er die von Chili auferlegten Frieden-bedingungen, wie diese» ver langt, «n bloo annimmt und sich dann mit chilenischer Unterstützung wieder zum Oberhaupte P«ru» erhebt.) Mexico, 6. November. (Tel.) Der Regierung ging die Nachricht zu, daß der Gouverneur und der StaatSsecretär von TabaSco ermordet worden seien. Ernennungen, verschulden rc. im öffentlichen Dieniir. Im Geschäftsbereiche des evangrlisch-lutheri- scheu Lavde-confistorium» find oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Pfarramt zu Conne witz (Grimma) Collator: für dieses Mal die GutS- herrschas» zu Cann-witz; das Pfarramt zu Röhri- dorf (Pirna), Collator: die Gutsherrschaft daselbst; das Pfarramt zu Wittgendorf (Oberlausitz), Collator: der Stadtrath zu Zittau. Dagegen wurden angeftellt, beziehentlich be- sördert: Karl Gustav Gotthelf Baum selber, 4. DiakonuS zu Zittau, als ProtodiakonuS zu Zittau und Pfarrer zu Kleinschönau (Oberlausitz); Heinrich Wilhelm Gocht, PredigtamtScandidat und Gymnasial oberlehrer zu Zittau, als 4. DiakonuS daselbst (Ober lausitz); Martin Georg Pache, DiakonuS zu Döhlen, al» Pfarrer zu Wilden el» (Zw'ckau); Erhard Gustav Segnitz, Pfarrer zu Zöschau, als Pfarrer zu Wel- lerSwalde mit Liebschütz (Oschatz); vr. pbil. Eduard Otto Külz, Archidiakonu» zu Borna, als Pfarrer zu Hainichen (LeiSnig). Dresdner Nachrichten vom 8. November. * Im Monat Oct ober 1882 betrug die Zahl der von dem Executivpersonal der hiesigen königl. Polizeidirection angezeigten Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen 2038, die Zahl der erstatteten Anzeigen 2013, während sich die Zahl der zu Polizei- und anderen Acten gegebenen Gutachten und Aus lassungen auf 1763 belief. Bon den angezeigtrn Verbrechen, Vergehen und Urbrr- tretungen betrafen: 8 Widerstand gegen die Staatsgewalt, 1 Vergehen gegen die öffentliche Ordnung (Hausfriedensbruch rc.), t Vergehen gegen das Socialiftengefetz, 4 Münzvergehen, 13 Beleidigung und Körperverletzung, i Verbrechen refp. Vergehen gegen das Leben, 31k Diebstahl und Unterschlagung 2 Begünsti gung und Hehlerei, 3b Betrug und Untreue, 3 Urkundenfälschung, i Bankerott, 1 strafbaren Eigennutz, 1 versuchte Beamtenbe stechung, n Sachbeschädigung, 14 Angabe falschen Namen», An nahme eines Titels rc, 196 groben Unfug und ruhestörrndrn Lärm, S Thierquälerei, 190 Betteln und Landstreichen, 134 ver botswidrige Rückkehr nach Dresden, 1k verschuldete Obdach losigkeit Lampiren, N9 Zuwiderhandlungen gegen sittenpolizer- liche Vorschriften, 28 Gewerbsunzucht, 3 Fälschung von Legiti- mationSpapieren, 31 Loutraventionen gegen das Droschken-, Fiaker- und Omnibusregulativ, 517 dergl. gegen die Bestim mungen über den Fahr- und Reitverkehr, <74 dergl. über den öffentlichen Strahenverkehr 22 dergl über daS Einwohner- und Fremdenmeldewesen (83 dergl. kamen außerdem durch die Bureaux zur Anzeige), 2 dergl. über das Ziehkinderwefen, k> Uebertre- tungen der Bestimmungen deS Regulativs über Lustbarkeiten, « dergl. über das Dienftmannwefen, 3 dergl. der Vorschriften für die Trödler und Pfandleiher, 10 dergl. der Gewerbeord nuug, und 72 sonstige dergl. Hierüber sind noch Anzeigen erstattet worden wegen statlHejundener Brände 7, Dienstdisserenzen 2, LoncubinatS 13, Ermittelung steckbrieflich Verfolgter ooersonst öffentlich vor geladener Personen 48, Ungehörigkeiten, welche noch nicht mit Strafe bedroht sind, 28, arbeitslosen rc. Ausliegens in Gasthäusern 3, und sonstigen Angelegenheiten 24k. Die Zahl der Brrestaten betrug 740 und die Zahl der zur Polizeidirection sistirten Personen 2SS. Das Einwohner- und Fremdenmeldewesen in hie siger Stadt gestaltete sich dagegen, wie folgt: Familien und einzeln stehende selbstständige Personen wurden als angezogen ange- meldet 1733, als weggezogen abgemeldet 2173, während sich di« Zahl der Meldungen über Familien und selbstständige Per sonen, welche, al« bereit» vier seßhaft, die Wohnung gewechselt Haden, aus 4287 belief. Fremde, welche hier keinen bleiben den Aufenthalt genommen haben, wurden anarmeldet 17 «88, abgrmeldet IK796. GewerbSgebilfen und Lehrlinge wurden al» neu in Arbeit zetteten angemeldet 1207, darunter 994, welche von auswärts zugereist sind; abgemcldet, al» nach Aufgabe des Arbeitsverhältnisses sich weagewendet 704. Die Zahl der Meldungen über Wohnungswechsel von hier aufhältlichen Ge- werbsgehilfen und Lehrlingen betrug 101», über durchgereiste GewerbSgehilsrn, welche, ohne in Arbeit zu treten, hier nur kürzere Zeit sich ausgehalten haben: 2S7« An-, 237» Abmel- t-ungen. Dienstboten, welche das erste Mal hier in Dienst getreten sind, kamen zur Anmeldung 97 männliche und 1087 weibliche, darunter S4 männliche und 993 weibliche, welche sich von auswärts hierher gewendet haben. Al» von Dresden fort gezogen wurde» abgemeldet 2S männliche und 370 weibliche Dienstboten. Die Zahl der angrmeldeten Dienstwechsel belirs sich aus 1834. — Stil dem 1. November l. I. gelangen bei den Billetexpeditionen deS böhmischen Bahnhofes und dc« Leipziger BahnhofeS hier direkte Retourbillet» nach Magdeburg via Riesa-Leipzig-Halle mit 3 tägiger Giltigkeit zur Ausgabe. Die Billet» berechtigeu zur Fahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen, welche die betrefft! te Wagenklasse führen (Eil- und Courierzüge eingeschossen), und außerdem zur Anrechnung von 251^8 Freigewicht, doch müssen sie vor der Rückkehr auf der Absahrtsstation nochmals an der Billetexpe dition zur Abstempelung vorgelegt werden. Der Preis stellt sich in I. Kl. auf 36 M. 10 Pf., in II Kl. auf 25 M. 70 Pf. und in III. Kl. auf 17 M. 60 P. In Magdeburg werden ebensolche BilletS sür die um gekehrte Richtung ausgegeben. — AuS dem Nachlasse der verstorbenen Frau Gräfin Adele v. KönigSfelS, geb. v. Lieven sind dem Albertverein zur Begründung zweier Freistellen im Carolahause unter dem Namen „ Gräflich KönigS- felS'sche Stiftung* 20000 M. von den Testaments vollstreckern überwiesen worden. 6. In der letzten GewerbevereinSsitzung theilte der Vorstand Walter mit, daß eS dem Vereine aber mals möglich geworden sei, 35 jungen Gewerb-lruten die Mittel zu bieten, sich auf der Gewerbeschule für ihren künftigen Beruf tüchtig zu machen. Director Clauß dankte in seinem und seiner Schüler Namen herzlichst sür diese Förderung der jungen Leute im Besondern und der Schule überhaupt und lnüpste daran eine Besprechung der Entwickelung de» gewe,b- lichen Schulwesens in Dresden. provinzialnachrichlcn. Döbeln, 8. November. (Anz. u. Wchbl. f. Dübeln.) In den Morgenstunden deS 5. d. wurde in dem Straßengraben des von Lüttewitz nach Dürrweitzschen führenden Weges der 59 Jahre alte Maurer Beuchel auS Nelkanitz im bewußtlosen Zustande aufgefunden, welcher aus dem Transporte nach erstgenanntem Orte verstarb. Beuchel war am hiesigen Bahnhofsbaue beschäftigt und wohnte bei seiner Tochter in Bauchlitz, von wo er sich am 4. d. Abends 7 Uhr entfernte. Derselbe wird sich wahrscheinlich in der finstern Nacht verirrt und dadurch seinen Tod gesunden haben. (Fortsetzung in der Beilage.) ^lugejaMes. X Obgleich wissenschaftlich nunmehr feststeht, daß die katarrhalischen Erkrankungen der Luftwege, aus einer Entzündung der Schleimhäute beruhend, ebenso rasch gehoben werden können, als diese Entzündung durch ein geeignetes Fieber und entzündungswidriges Mittel beseitigt wird, und trotzdem in der ProxiS in vielen tausenden von Fällen diese wissenschaftlichen Ergebnisse durch die auf Basis derselben dargestellten Apotheker W. Voß'schen Katarrhpillen sich glänzend bewährt haben, so giebt eS dennoch noch einzelne Zweifler, welche nicht begreifen können, daß man mit einigen Pillen, die man direkt in den Magen führt, den Husten, die Heiserkeit, überhaupt den Schnupfen resp. Katarrh so rasch beseitigen könne. Für diese sei zu besserem Verständniß erwähnt, daß der entzünd liche Zustand der Schleimhäute durch MassenauS- wanderung der weißen Blutkörperchen bedingt, daß diese MassenauSwanderung durch die innerliche An wendung der Chinaalkaloide beschränkt und hierdurch der entzündliche Zustand selbst mit seinen Folgen (Katarrh, Schnupfen rc.) beseitigt wird. Die ächten W. Voß'schen Katarrhpillen sind in Dresden nur Marien-, Mohren-, JohanniSapotheke und in den Apotheken zu Altenberg, Flöha, Freiberg, Großenhain, Königstein, Meißen, Pirna, Ostritz, Cölln a/Elbe L Schachtel M. 1 vorräthig. 3 Stunden lang dauerte iu de« Scrutinialsaale der Hauptsection der wüste Lärm, mit welchem man da» Plebi»cit zu hintertreiben suchte. Verschiedene Präsidenten von deu Succursalsectionrn, die da» Wahlrrsultat überbrachten, wurden überhaupt nicht in den Saal gelassen. Schließlich stürzten sich die Haupt- rädel»führrr auf die Urnen und die Register. Letztere wurden zum größten Theile zerfetzt. Da erst erschienen eine Compagnie Soldaten und die Carabinieri, die sofort den Saal cernirten und Niemand au»- und ein- ließen Inzwischen war auch der Generalstaalsanwalt zur Stelle geeilt, um gleich an Ort und Stelle ein Verhör anzustellen. Dabei wurden 37 Personen ver haftet. Um die Register zusammenzustellen, wurden in dem Saale selbst die kleinsten Fetzen gesammelt. Kurz, e» handelte sich um einen überaus verwegenen Handstreich gegen die Wahlfrelheit. Die Stadt ver hielt sich zum Glücke ruhig Sehnliche Scenen würden sich sicherlich auch hier in Rom ereignet habe», hätte daS Ministerium die Freilassung deS Demagogen Loccapieller auch nur um eine Stunde verzögert. Der Piäfect Gravina wollte bereits keine Garantien mehr für die Ordnung übernehmen, al» der Justizminister Zanardelli telegraphisch die Freilassung des famosen „Checcho* verfügte.— ES geht hier daS Gerücht von einer bevorstehenden Amnestie für politische und Preß- delicte. Hr.Depreti» soll entschlossen sein, durch einen solchen Gnadenact der neuen Session die rechte Weihe zu geben. Man spricht überhaupt von besonderen Festlichkeiten, die mit der Eröffnung der Kammer Hand in Hand gehen werden Inzwischen erfährt die Candidatur der Demagogen Loccapieller und Andrea Costa in der Presse die lebhafteste Erörterung. Erstern möchte man deswegen ablehnen, weil er die italienische Nationalität nicht besitzen „soll*. Durch dieseu Ein wand wird aber an der Sache selbst schwerlich etwas geändert werden, denn Coccapieller ist und bleibt nun einmal der Benjamin der FraSteveriner, die sich ihren „Checcho* auf keinen Fall nehmen lassen. Er ist übrigen» besser, al» sem Ruf. DaS Krakehlerthum, daS ihm die „Kölnische Ztg.* zum Vorwurf macht, liegt hier eben in der politischen Atmosphäre. Aehn- lich verhält e» sich mit dem Socialisten Andrea Costa, der früher bekanntlich ammonirt und deshalb von der Wählerliste gestrichen worden war. Auch dieser Einwand ist hinfällig, denn die italienische Charte sagt nicht, daß die Wahlberechtigung die Vorbedingung der legalen Erwählung sei. Außerdem ist deswegen am hiesigen CassationShofe zu seinen Gunsten ein Decret erlassen, demzufolge die Ammonition weder das Wählerrecht, noch die Erwählung»möglichkeit auSschließe. Immer hin aber wird eS deswegen in der Kammer zu hef tigen Auseinandersetzungen kommen. — AuS Assab liegen recht beunruhigende Nachrichten vor. Dort er klärte sich der Sultan Margabelah ganz entschieden gegen die italienische Protection, während er diejenige Frankreichs im vollen Umfange acceptirte. Die dor tigen Stämme scheinen den Italienern überhaupt nicht hold zu sein, denn bekanntlich ist auch die Mission in Schoa fehlgeschlagen. Damit ist der Minister Mancini wieder um eine Hoffnung ärmer. London, 7. November. Ein Privattelegramm der »Boss. Ztg.* meldet: In konservativen Kreisen ver lautet, den Anhängern der Regierung sei deutlich zu verstehen gegeben worden, daß die Abstimmung über die Llötureresolution am nächsten Donnerstag oder Freitag als Vertrauensfrage behandelt werden soll. Im liberalen Lager wird die Annahme von North cote'» BerwerfungSantrag nicht befürchtet; allein die Majorität der Regierung dürfte eine sehr knappe sein, da die Parnelliten die Opposition zu unterstützen be absichtigen. Kopenhagen, 6. November. (H. N.) Die theil- weise au» Gesundheitsrücksichten schon seit dem Som mer in Aussicht genommene Reise unsers kronprinz- lichen Paares wird in allernächster Zeit angetreten werden. Dem Vernehmen nach ist Schloß Neuwied in der preußischen Rheinprovinz das erste Ziel der Reise, um die von dem verstorbenen Großva^r der Kronprinzessin, dem Prinzen Friedrich der Niederlande, zugefallen- Erbschaft anzutreten. Nach einem Aufent halte in Paris beabsichtigen die Herrschaften sich darauf über Italien nach Athen zu begeben, woselbst am nahe verwandten griechischen Hofe die eigentlichen Wmtermonate zugebracht werden sollen. Ein rheuma tische» Leiden der Kronprinzessin hat die Reise und den länger» Aufenthalt in Griechenland auf Anrathen der Aerzte zunächst veranlaßt. Stockholm, 6. November. Zur Ergänzung deS gestrigen Telegramme« theilen wir noch folgende auS- ' - - ....... nur daß dasselbe zu dieser Stunde noch Besuch an nehmen würde, wollte er ihr nicht versprechen; der Mann musterte dabei mit etwas zweifelhaftem Aus druck die Gestalt deS ihm fremden jungen Mädchens. „Sagen Sie drinnen*, brachte Anna mit erregter Stimme hervor, „daS Mädchen, welches hier im Hause schon ein Mal Hilfe gefunden habe, bittet da» gnädige Fräulein dringend um eine Unterredung I* Mit einem verwunderten Kopsschütteln verschwand der Diener, um gleich darauf wieder auS Virginien'S Zimmer herauSzutreten und die Thür gegen die Fremde offen zu halten, zum Zeichen, daß sie emtreten solle. — „Ach, Annal* rief Virginie auS, indem sie dem jungen Mädchen lebha ten Schritte- entgegen kam und ihm mit einem sehr reundlichen Blick die Hand bot. „Wissen Sie, daß e- mir nahezu wie ein kleine- Wunder ist, Sie gerade in dieser Minute bei mir ein treten zu sehen!* „ES muß Sie auch überraschen*, begann Anna schüchtern, „zu solcher Stunde — * „O nicht darum!* fiel Virginie rasch ein. „Sie beschäftigten nur gerade theilweise meine Gedanken, denn ich — nun ja, ich ging in meinen Erinnerungen bi» zu dem Abend zurück, wo Hermann — der vr. v. Gerstein, wollte ich sagen I — in unsere Stadt kam und ich mit ihm an der Stelle zusammentraf, wo er Sie in Ihrer Ohnmacht gefunden hatte.* Ein halbe» Lächeln wenn man den traurigen Zug so nennen durste, glitt über Anna'» Gesicht. (Fsrtfe-uog folgt.) Elektrische Beleuchtung. Im „Wissenschaftlichen Club* zu Wien hielt Brunner v. Wattenwyl einen Vortrag über die Münchner AuSstellunqSresultate, dem wir nur die Bemerkungen über die Edisonglüh- lampe entnehmen. Er sagte: Speciell die elektrische Be leuchtung deS Wohnhauses werde sich gewiß auf diese elegante Lampe beschränken, deren Erfindung das Ver dienst Edison'- ist und die eigentlich seinen Ruf erst begründet, aber allerdings infolge der überschweng lichen Uebertreibungen seiner Landsleute auch ein wenig compromittirt habe. In der Münchner Aus stellung seien die mannichfachsten Arten der Anwendung dieser Glühlampen für den Salon, da- Speise-, Stu- dir- und Schlafzimmer rc. zu sehen gewesen. Hofrath v. Brunner hält auch dafür, daß infolge der Ein führung der Glühlampen in da- Hau- decorativ der GlaSluster statt deS BronzelusterS wieder zur Geltung kommen werde, indem man sich keinen schönern Effect vorstellen könne, als ihn die Berthe'lung deS inten siven elektrischen GlühlichteS zwischen den Prismen eines Luster- bewirkt. Was die Frage betrifft, ob die Technik deS elektrischen Lichte- so weit vorgeschritten sei, daß eS der allgemeinen Verwendung bereit- zuge- führt werden könne, so bemerkte der Vortragende zu nächst, daß die Jnstallirung der elektrischen Leitung entschieden einfacher sei, al- jene de- GaseS. Da ferner da- elektrische Licht leuchtet, ohne zu brennen, bewirke e» gar keine oder nur eine geringe Erwarmung, consumire keinen Sauerstoff und producire keine bei der Eiuathmuuq schädlichen Stoffe. Die absolute Sicherheit gegen FeierSgefahr und die Erhaltung der Reinheit der Lust seien so große Bortheile der elek trischen Beleuchtung, daß dadurch der Nachiheil der größeren Kosten gewiß ausgewogen werde. Uebrigen» ist Hofrath v. Brunner überzeugt, daß diese Mehr kosten schon durch die Verminderung der Prämie für die Feuerversicherung ausgeglichen werden. Allerdings gebe e» eine Schwierigkeit für die Anwendung deS elektrischen Licht- im Hause, die noch eliminirt werden müsse. Die Schwierigkeit liegt nämlich in dem Ab gänge jene- Apparats, der beim GaS als Gasometer fungirt und welcher die Ansammlung und Aufspeiche rung det Leuchtstoffe» ermöglicht, der nicht sofort zur Verwendung gelangt. Durch da» Abdrehen de» elek trischen Licht» wird nicht auch die dynamo-elektrische Maschine zum Stillstand gebracht, und wir verlieren die weiter erzeugte Kraft unwiederbringlich, ja wir müssen die nicht verwendete Elektricität zerstören, da mit sie keinen Schaden anrichte. Die elektrische Be- leuchtung wird also erst dann sür Privathäuser voll kommen anwendbar sein, bi- man für die Elektr'cität einem dem Gasometer entsprechenden Apparat gefunden haben wird. „Wir sind auch* — fuhr der Vortragende fort —„auf dem Punkte, einen solchen zu finden, und zwar durch die merkwürdige Vorrichtung der iecundäreu Batterie, in welcher Elektricität nach Belieben accumu- lirt und wieder abgegeben werden kann, und ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, daß man binnen einem Jahre die für das HauS nöthige Elektricität in Büchsen kaufen, dieselben in einem Winkel de« Hause» aufstellen, mit den Leitung»drähten de» Beleuchtung»- apparate» in Verbindung setzen und, wenn der Vor rath an Elektricität aufgezehrt ist, neu füllen lassen wird.* * Die „Schles. Ztg.* berichtet über die Theater» zu stände in Görlitz und entwirft davon ein in der That traurige- und auch für die Kunstliebe der Gör- litzer demüthigendeS Bild. „Der neue Directir de» Stadttheaters, Wittmann, und sein Personal kämpfen seit Beginn der Saison, d. i. seit dem 15. October, mit aller Anstrengung, aber leider vergeblich gegen die Theilnahmlosigkeit de» Publicum», und e» ist in der That nicht abzusehen, ob und wie lange sie diesen „Kampf um» Dasein* werden fortsetzen können, fall» nicht bald eine Wendung zum Bessern eintritt. Da» Erträgniß de» ersten Abonnement» war ein sehr ge ringe»; für die besseren Plätze fanden sich nur wenig Abonnenten, z. B. für sämmtliche Plätze de» 1. Range» und Logen nur zwei; die Einnahme au» dem Abonnement betrug pro Tag nur etwa 70 M., der Erlös auS dem Tage-billetveckauf oft noch weniger, während der Ausgabeetat pro Tag ungefähr 350 M. erfordert. Für das beginnende zweite Abonnement er hoffte man, da sich die Kräfte und die Leitung de» Theater» bisher al» gut bewährt haben, eine beträcht lich« Steigerung der Einnahme; aber — e» ist zu be dauern — gerade da» Gegentheil ist eingrtreten: sie schrumpfte zusammen bi» auf etwa 50 M pro Tag; Balcon, I. Rang, Mittel- und Seitenlogen zählen fortan — nur noch einen einzigen Abonnenten. ES ist kaum glaublich, daß in einer Stadt von 51000 Einwohnern eine derartige, da» Weiterbestehen unserer Pflegstätte der dramatischen Kunst gefährdende Gleichgiltigkeit de» gebildeten Publicum» Platz greifen kann.'
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