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Dresdner Journal : 10.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188402109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-10
- Monat1884-02
- Jahr1884
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- Dresdner Journal : 10.02.1884
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Sonntag, den 10. Februar. 1884. >11 ^»NI«N ck*»l«el»o»««tM»: . . . I» ^MrUol»! 4 >Lu4c «0 »L K«ou»»i»! lv kr 4»»rd»I!> de» deutickeu tritt ko»t- uud llso». r»r ä« Laun» «war Uoopodt.oou ?«tjt«il« «> ?f v»t«r <tt« L«I« »0 Kk Sei r»d«u»>»- o»6 LS««»» av <G Hukooll», DreMerIumMl. I»,«r»1ou»na»km« »u«nllrt«r I-«ix»>x: H. d^«nd«iect.», t.vl»uit^>»»>u^r dv» Or«xtu«r dvunucl»; ««MdaiF Vt»» r»tp«jg Liol Lr«»I«a 0r»u^t«rr ». » : <4 VvAt«>, I«rU»-Vt«»-Lu»duiA. 0n>» r.«ip«ix rr«okki< «. ». «Lord,»: Li»d »so««, L«rliu: /--atickc^idant,' »rem«a: L Leklotte, Ir««l»ur I. LtanAc»'» L-r«a- sL'mlt Laüat^), tlricttvr ». N. r 4^. ^a,A«-'«:t>« ttnektuuidluug; a»rU»: K»u»ov«r: 6. Sekunde«', 0«rt» L«rU» 0r»»ttart ». N - »»«g«rt' DaccLe <» t^o,' «»wduiA: L't«»««' ttlylied mit Xoiuudu,« der 3»7M- ,«,4 koiert«^ >i»«ad» Klr <!«» fol^svdva To^. ' S-SESSSMStz^^W» Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llor»nosvb«r, Lüoiul. Lrp«>dition ds» Vrv,dvor douruTl», Drexdsu, ^^iugvrstr»«»« Ho. SV. Amtlicher Lheil. Drelde«, 9. Februar. Se. königliche Hoheit der Lrbgroßherzog von Baden ist gestern Nachmittag von Berlin hier eingetroffen und im Königl. Residenz- schloß abgetteten. Se. Hoheit der Herzog Earl Michael zu Mecklenburg-Strelitz und Se. Hoheit^der Herzog Ernst Günther von Schleswig find gleichfalls gestern Nachmittag hier angekommen; Ersterer ist im „Hötel de Saxe", Letzterer im „ Victoria-Hüte!" ab getreten. Dresden, 5. Februar. Se. Majestät der König haben dem Professor der Geodäsie am hiesigen Poly technikum, RegierungS-Rath Christian August Ragel den Charakter und Rang als „Geheimer Regierung» Rath" in der dritten Elaste der Hofrangorduung Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem pensiomrten Obergendarm Reiner in Auerbach daS AlbrechtSkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. U,»-rsI««: Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Vaterland.) TageSgrschichte. (Dresden. Berlin München. Darm ¬ stadt. Prag. Paris. London. Kairo.) Dresdner Nachrichten. Statistik und VolkSwirthschast. Feuilleton. rageSkaleuder. Telegraphische WitterungSderichte. Inserate. Beilage. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichteu. (Limbach. Lommatzsch.) UnglückSfälle in der Provinz. Verwischte». Statistik und BolkSwirthschaft. Etvgesaadtr». Telegraphische Wuhnchte». München, Sonnabend, 9. Februar, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der AivaazanSschust der Kammer der Abgeordneten beschloß mit allen gegen 1 Stimme, die Aorterbedung deS bisherigen Malz. aufschlagS mit 6 M. auf die Etatoperiode 1884/8S in der Kammer zu beantragen. Wien, Sonnabend, 9. Februar, früh. (W. T. B.) Wie die „Presse" meldet, find die Confereu- zen im HaubrlSwimsterium tu Sache» der Auf- Hebung deS Triester Freihafens so weit gediehen, daß sich schon tu deu nächsten Tagen eine Miui- sterialcommisfion nach Marseille begeben wird, um die Einrichtungen deS dortigen HafenS, so- weit sie daS Gebiet der Technik und Mechanik betreffen, in Augenschein zu nehmen. Auf Gruud deS Berichtes dieser Commisfiou soll dann daS definitive Programm für die Anlagen deS Triester HafruS festgestellt werden. Paris, Freitag, 8. Februar, Abends. (W. T. B.) Ler Mariueminister erhielt eine Depesche auS Saigun von heute, worin eS heißt, die beiden Abgrsautteu, welche der König von Anam vor einiger Zeit nach Peking geschickt habe, seien sehr enttäuscht vou dort zurückgekehrt. Ein dem UnterrichtSwinister zugegangeneS Tele gramm meldet, daß sich Brazza am 14. Drcember *) Nachdruck verboten. D. Red. vor. I. in Franeoville befand. Neber seine An kunft a« Congo dürfte vor dem 1. März eine Nachricht nicht za erwarte« sei«. London, Freitag, 8. Februar, AbeudS. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung deS Unterhauses erwiderte der Premier Gladstone auf eine An- frage Dyke'», der Earl Granville habe mit Z». -immnng deS CabivrtS de« Baukhais« Roth schild auf vefragru erklärt, daS englische Eabiurt würde eS gern sehen, wenn daS vankhau» Roth schild deu Wünschen der ägyptischen Regierung »egen Gewährung eines Vorschusses vou 1 Mil lion entsprechen könne. 2 der im Lager von AlderShot befindlichen Jnfanterierrgimenter erhielten Befehl, sich zum sofortigen Abmarsch bereit zu halten. Da» eine Regimeut ist, um für in Aegypten eiutretrnde Eventualitäteu bei der Hand zu sein, für Malta, daS andere für Gibraltar bestimmt. London, Sonnabend, S. Aebrnar. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Anläßlich de» Ablebens Ihrer köutgl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg von Sachsen ist eine 10 tägige Hoftrauer befohlen worden. St. PeterSbnrg, Freitag, 8. Februar, AbevdS. (W. T. B.) Der frühere Intendant deS Inten- dautnrhetachrmeatS Rustschuk, Oberstlieutenant Prior»», und der TrauSportuuteruehmer Auer- dach find vom MilitärbezirkSgericht der AnSferti- gnug, resp. Beglaubigung wissentlich falscher Do- euwente über LerproviaatirungStravSporte für überführt geachtet und zur Deportation nach Sibirien behilft der Ansiedelung daselbst »erur- tbeilt worden. Der dritte Angeklagte, Eapitän Konkow, der früher olS Magaziaaufseher favgirte, wurde frrigesprvchen. St. Petersburg, Sonnabend, 9. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Wegen deS Ableben« Ihrer köuigl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg von Sachsen ist eine lOtägigr Hoftrauer angesagt worden. Kairo, Freitag, 8. Februar, AbeudS. (W. T. BI Rach der nunmehr von der Regieruna gefaßten Enkfthlirßuvg sollen bereits morgen 3 in der ägyptischen Armee dienende englische Offi- ziere nach Suakin abgehen, um auS der Elite der Regertruppru ein etwa LOO bi» 600 Manu zäh lendes Bataillon zu bilden. Diesem Bataillon soll in Gemeinschaft mit den englischen Marine- soldatea die Lerthridigung von Suakin anvertraut werden. Baker Pascha und die übrigen in Tu«, kiu befindlichen ägyptischen Truppe» sollen hierher zvrückbervfen werde». New-Aork, Soavabevd, 9. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der officielle Bericht von heute Morgens besagt, daß der Ohio fortwährend steigt und viele Zerstörungen verursacht. Mau befürchtet, daß 10 000 Personen tu Whreliug obdachlos find. DaS Wasser iu PittSburg und Alltghany City fällt; Verluste au Menschrvlebeu find mehrfach zu ver zeichnen. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 9. Februar. DaS Scheitern des von der ungarischen Regie rung dem Reichstage vorgelegten Ehegesetzentwurfs zwischen Christen und Israeliten wurde bekanntlich durch daS Oberhaus herbeigeführt, und zwar wesent lich infolge der Haltung der Cardinale, Erzbischöse, Bischöfe und Aebte, sowie der gesammten Jndigenen. Bei der beabsichtigten Reorganisation der Magnaten - täfel ist denn auch vor Allem der hohe katholische CleruS und da» Jndigenat auf das Korn genommen worden. Nachdem der Ministerpräsident v. Ti»za bereits neulich bemerkt hatte, daß in dem zu reorgani- strenden Oberhause Diejenigen, welche in Ungarn keinen Besitz haben, „somit in dieser Beziehung für Ungarn kein Interesse empfinden können", oder gar Mitglieder einer andern Legislative sind, keinen Platz finden können, kam er am 6. d. im Abgeordnetenhause, als der Conflict zwischen beiden Häusern vorläufig be- endigt wurde, auf die Jndigenen zurück und sagte: Der Abg. Szilagyi hat auch die Berufung der Jndigenen zur Sprache gebracht. Ich will hierüber nur von Einem Ge- nchlSpuntte sprechen; denn meritorisch und principiell habe ich mich über die Sache geäußert. Ich war in dieser Richtung so glücklich, auch der Zustimmung de» Hrn. Abgeordneten zu be- geauen Indessen hat der Hr. Abgeordnete die Sache von einem andern Gesichtspunkte zur Sprache gebracht, indem er sich aus die Aeußerung des Fürsten Friedrich Liechtenstein berief Ich halte e» für nölhig, daß wir über diese Sache völlig im Reinen sein sollen, und will ganz ossen darlegen, wie sie steht. Fürst Liechtenstein ist nicht durch mich, aber er ist allerdings auf gefordert worden - nach seiner Erklärung kann ja hierüber kein Zweifel bestehen — angesichts der damals verbrei teten Nachricht, daß I Mitglieder seiner Familie hierher zu kommen beabsichtigen, selber auch einzutrefsen und als Mit glied derselben Familie mit der andern Partei zu stimmen E» ist wahr; allein ich wenigsten» habe hiervon nicht nur keine vorläufide Kenntniß, sondern habe von irgend etwa» Anderm auch keine nachträgliche Kenntniß DaS aber kann ich ver sichern, daß ich, als ich erfuhr, einige der Herren seien geneigt, hierher zu kommen, nicht selber zwar — denn ich habe nicht die Ehre, mit Einem von ihnen in näherer Berührung zu stehen —, aber durch Andere, welche allerdings nähere Verbindungen in diesen Kreisen haben, die Herren mit bestem Dank sür ihre freundliche Absicht gebeten habe, sich der Abstimmung enthalten zu wollen. Dies mein Standpunkt in dieser Frage; m diesem Sinne habe ich auf dieselbe Einfluß genommen, und weiter will ich noch constatiren, daß ich einen Schritt in dieser Richtung that, bevor die Erklärung deS Fürsten Liechtenstein erschien, also nicht erst, nachdem ich einen Korb bekommen. DaS ungarische Jndigenat ist so alt, wie da» un garische Königreich selbst; aber auch als geregelte Landesinstitution besteht dasselbe bereits über 3'0 Jahre. Vor Allem sei hervorgehoben, daß nach dem ungarischen StaatSrechte das „Jndigenat" eben daS volle Staatsbürgerrecht bedeutet und e» deshalb ein großer Jrrthum ist, wenn man die Jndigenen al» „AWmde" bettachtet, die das „ungarische Staatsbürger recht nicht besitzen". Der hervorragende ungarische Staatsrechtslehre! Anton v. Virozsil führt aus Grund der positiven Landesgesetze den Beweis, daß „durch Erlangung eines JndigenatdiplomS vom Könige der Fremde sörmlich in den ungarischen StaatSverband ausgenommen und zugleich geadelt wird". Damit erhält die betreffende Person zugleich den Besitz „aller adeligen Rechte, selbst das Stimm- und Sitzrecht im Reichstage, wenn nicht etwa bei der landtäglichen Jnarticulirung irgend eine Ausnahme davon aus drücklich festgesetzt worden ist". Die Ausnahmen, daß man nämlich das Jndigenat ohne das Recht der Mitgliedschaft des Oberhauses an Ausländer verliehen hat, kommen erst seit dem Jahre 1840 vor und waren früher unbekannt. Schon diese Jahres zahl zeigt an, daß bei dieser Abweichung von dem bisherigen gesetzlichen Brauche wohl politische Se parationstendenzen von Einfluß gewesen; doch wirkte hier augenscheinlich auch der Umstand mit ein, daß mehrere dieser Jndigenen bisher dem höhern Adel nicht angehörten oder überhaupt nicht vom Adel waren. So z. B. der Wiener Großhändler Ludwig Feiler, der Hof- und GerichtSadvocat Or. Ignaz Wild ner, der Oberst Josef Becker und Andere. Der mit dem Jndigenatsdiplome geadelte Fremde wurde den privilegirten Reichsständen in Allem gleichgestellt; er wurde als ungarischer Vollbürger ausgenommen. Des halb war die förmliche Aufnahme auch an die Zu stimmung der Reichsstände gebunden. Die wesentlichen gesetzlichen Bedingungen zur Erlangung de- Jndige nats waren demnach: die Verleihung deS Jndigenat» an auswärtige, um den König und das Land verdiente Personen konnte in der Regel nur bei Gelegenheit eine» Reichstag» mit Wissen und Theilnahme der Stände geschehen; war kein Reichstag versammelt, so hatte der König hierüber mindesten- den Rath einiger Prälaten und Barone, die zugleich Räthe Sr. Ma jestät waren, einzuholen. Die neuernannten Jndi genen hatten ihre Jnarticulirung in daS Reichsdecret bei den Reichsständen zu erwirken. Sie mußten ent weder vor diesen Ständen, oder in der ungarischen Hofkanzlei nach einer gesetzlichen Formel, die seit 168? auch ihrem JndigenatSdiplome beizefügt wird, den Eid der Treue ablegen und hatten, falls diese ihnen nicht ausdrücklich erlassen wurde, für ihre Ernennung die gesetzliche Taxe zu erlegen. Dieselbe betrug bis zum Jahre 174l Stück Ducaten und wurde seitdem auf das Doppelte erhöht. „Nach diesen gesetzlichen Bestimmungen", bemerkt taS „Vaterland", „ist also das ungarische Jndigenat eine althistorische und aus positiven Landesgesetzen be ruhende Institution, welche den Betreffenden unter be stimmten Bedingungen und Leistungen politische und Ehrenrechte verleiht, die einen rechtmäßigen realen Besitz ihrer Eigenthümer bilden. Die einfache Auf hebung oder Abschaffung des Jndigenats und der da mit verbundenen Rechte ist demzufolge einer Schmäle rung des ordentlich erworbenen Besitze- gleich und es muß ernstlich bedauert werden, daß auch der ungarische Ministerpräsident diese Angelegenheit nur vom ein seitigen politischen Parteistandpunkte aus betrachtet. Das Jndigenat hat ganz denselben Charakter wie eine königliche marticulirte Donatton, kraft welcher ja die meisten Großgrundbesitzer ihre heutigen Güter besitzen. Vermag nun die Legislative durch einfachen Majori tätsbeschluß wohlerworbene reale Rechte zu abrogireN, so geräth aller Besitz in Gefahr, und alles Eigen thum wird vom Zufalle der parlamentarischen Mehr heit abhängig. Das sind die unausweichlichen Con- sequrnzen der beabsichtigten einfachen Beseitigung de» Jndigenats und der damit aufs Engste verbundenen Rechte. Es ist eine traurige Errungenschaft des zer setzenden Nationalismus unserer Zeit, der die Soli darität der christlichen Gesellschaft in Europa aufgelöst und den Racenhaß zum StaatSprincip erhoben hat, daß man überall nur daS materielle Interesse zum Maßstabe der öffentlichen Angelegenheiten nimmt. Seitdem tobt denn auch der barbarische Sprachen- und Racenkampf auf allen Seiten und ist der Krieg um den Besitz allerwärtS vor der Thure. Derselbe Schablonenliberalismus begreift auch nicht die Möglich keit, daß man Mitglied mehrerer Legislativen sein kann, weil er überall nur den Egoismus als leiten des Motiv der menschlichen Handlungen anerkennt und, von sich selber ausgehend, diese Selbstsucht auch bei Anderen als die alleinige Triebfeder ihrer Thaten betrachtet. Die Institution deS ungarischen Jndigenat» beweist aber zugleich die totale Unrichtigkeit jener Anschauung, die zwischen „CiS"- und „TranSleithanien" eine historische „Feindschaft" erblickt und zur Wah rung der „Sonderinteressen" eine staatsrechtliche chine sische Mauer aufgerichtet hat. Es liegt in diejer Auffassung eine Fälschung der Gesänchte unserer Mo narchie und der Beweis von der GeschichtS- und Recht-Widrigkeit jenes weitgehenden Dualismus, der die untrennbar verbundenen Theile einer Erbmonarchie zu besonderen „Staaten" aus einander riß und die Gemeinsamkeit eines ReichsbürgerrechtS und »ine» Reichsbürgerthums perhorrescirte." ES handelt sich also darum, den letzten Rest der Einheitlichkeit zwischen den Ländern der ungarischen Krone, deren Magnatensamilien in ihren Anfängen aus deutschen, italienischen, schwedischen, polnischen, Feuillkton. Rodigitt von Ott» Banck. Lie Wa«dl»vg de» Herzev». Novelle von H. G. Waldemar. (Fortsetzung.) „vielleicht ist mein Testament anfechtbar, vielleicht werden Sie zu bewerfen versuchen, daß eS sich auf falsche Vermuthungen gründet, Sie können mich ja direct der Fälschung anklagen. Jenen Brief habe ich übrigens vernichtet, sobald ich ihn mit einem andern auS Jka'S Vorrath verglichen und einen Verdacht be stätigt gefunden hatte, den mir der Ausdruck Ihrer Augen bei Ihrem ersten Begegnen mit dem Verlobten deS Mädchens erregte." Wie richtig die alte Frau, in deren Brust die bittersten Gefühle tobten, auf die edeln Eigenschaften ihrer Gegner zu rechnen verstand! „Nein!" Helene athmete tief auf, „wenn mein Gr- mahl dar von mir glauben, wenn er mich einer Un treue für fähig halten konnte, so verwerfe ich fein Geld, und jeder Pfennig davon mag Bally zu Gute kommen. Möge e» dem lieben Mädchen Glück bringen!" Hvchanfgenchtet verließ sie da» Gemach, Frau Rö sener aber suchte Ika aus. H Und dann trafen sich die Liebenden noch ein Mal in dem kleinen Sommerhause, da» ihnen nun schon öfter zum trauten Stelldichein gedient hatte. „Weißt Du wohl, Alexander," fragte Ika, al» sie nun beisammen saßen, „weshalb ich Dich hierher bestellt habe?" „Um mich zu sehen, mein süßer Schatz, weshalb sonst?" erwiderte er zärtlich. Sie schüttelte traurig den blonden Kops „Nein, mein Geliebter, nicht nur deshalb; ich habe Dich kommen lassen, um von Dir Abschied zu nehmen." „Willst Du verreisen?" fragte er überrascht. „Verstehe mich recht, nicht bloS Abschied für kurze Zeit, nein, für immer." „WaS fällt Dir ein, Schätzchen, welch unfreund licher Scherz!" „Es ist kein Scherz, Alexander", sagte sie und schmiegte sich fester an ihm, „höre mich ruhig an und Du wirst finden, daß ich Recht habe." Und sie entwickelte ihn nun, war ihr Frau Rösener vorgestellt, war sie selbst mit blutendem Herzen für wahr erkennen mußte: daß sie ihn nimmer glücklich machen könne, daß er eine Frau brauche, deren Hand ihm ein Vermögen zubrächte, daß eine solche für ihn gefunden sei, der er selbst bereits Hoffnungen erwcckt, deren Herz er gewonnen habe. „An ein Glück an Deiner Seite", schloß sie ihre Rede, die er vergeblich zu unterbrechen versucht hatte, , habe ich doch niemals recht glauben können, ich ahnte stet», daß mir die wohlverdiente Strafe für meine Treulosigkeit noch ausbehalten bliebe." „Du bist eine Schwärmerin, Ika", sagte er un- muthig. Sie lächelte trübe. „Wäre ich eine solche, so würde ich jetzt sagen: Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich lie bend Paar. Vielleicht ist da» zuweilen wahr, für un» Beide paßt es nicht. Du, mein Geliebter, würdest nicht glücklich sein in der kleinen Hütte." „Was willst Du damit, Ika?" fragte er mit dem unbehaglichen Gefühl, daß das unerfahrene Mädchen, da» er in seinen Armen hielt, sei»en Charakter mit allen Schwächen richtig erkannt hatte. „Ich will Dich zu der Ueberzeugung bringen, daß unsre Wege sich trennen müssen; der meinige wird einsam sein, Dich führt der Deinige an Vally'S Seite." Er konnte e» ihr doch wohl nicht ganz nachfühlen, welchen Schmerz es ihr machte, die Worte so ruhig auszusprechen Ein Wenig nur bebte die süße Stimme, die sonst so gern gelacht. Alexander fuhr hastig auf. „WaS muthest Du mir zu, ich soll Fräulein v. Genzburg heirathen ohne Liebe?" „O, mein Geliebter, verzeihe mir, daß ich Dich daran erinnere, aber hast Du nicht auch um Helene'- Hand geworben?" „Damals liebte ich keine Andere", sagte er ein Wenig beschämt. „Du wirst mich vergessen lernen, nicht heut', nicht morgen, vielleicht in Wochen, in Monaten nicht", sie sprach immer in demselben traurigen, aber festen Tone, „aber eS kommt doch die Zeit, wo Du kaum noch an die Neine Ika denken wirst, und dann wirst Du glücklich werden mit der guten ValeSka, die Dich so innig liebt. Und ich werde von Deinem Glücke hören und mich freuen und diese Stunde segnen, die unS -mr richtigen Einsicht gebracht hat." „Vielleicht denkst Du auch für Dich an eine reiche Heirath?" fragte er bitter. Sie strich ihm liebkosend das Haar von der Stirn, als wolle sie damit auch den finstern Ausdruck ver scheuchen und drückte ihre Lippen darauf. „Mein armer Alexander!" sagte sie zärtlich, „ich weiß es wohl, daß ich Dir wehe thue, aber Du wirst mir noch dankbar sein dafür, daß ich jetzt fest bleibe. Du siehst mich heute zum letzten Male, ich werde dieses Gemach nie wieder betteten", und sie ließ einen langen Blick durch den liebgewordenen Raum schweifen, „denn bald reise ich ab. Erfülle meine letzte Bitte, Alexander: versuche nicht, mich wiederzusehen, e- würde mir nur noch mehr Schmerz machen, und es ist dessen wahr lich schon genug, und von meinem Entschlusse würdest Du mich doch nicht abbringen." (Fortsetzung folgt.) Da» moderne Frankreich. (Schluß zu Rr. »4.) Wir wenden uns jetzt Pari- zu und betreten ein Arbeiterviertel. DaS Leben dort ist kein schönes. Ehe der Arbeiter nach Hause geht, kehrt er in einer De stillation ein, um dort von dem dunkeln Weine zu trinken, der meist in Paris selbst hergestellt respective verfälscht wird. Die Straßen in den Arbeitervierteln sind schrecklich, ohne Luft und ohne Licht. Ungeheure Armuth herrscht überall. Der sechste Mensch in Paris ist unterstützungsbedürftig. Auf den Straßen, z B. dem äußern Boulevard ist eS still wie auf dem Lande. Die Häuser enthalten eine große Reihe von Stockwerken. Die Wohnungen sind klein und nur durch dünne Wände von einander getrennt Den Haupttaum in der Stube nimmt da» Bett ein. Vor
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