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Dresdner Journal : 17.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-17
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 17.09.1884
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P S18. l» L«toL«: )Ltu-Uol» IS ^MlrUod: 1 U»rtl bO kk. Liueolu« ^uLuusrn: 10 kL La»»„d»Id ä«, ävuttodou ksictwi tritt koot- uoä 8t«n>p«I,u,op1»g Um»«. l»»»r»t»opr»1,«, Pa» äoo K»UIU sioer ssv»p»Itei>»Q 20 k^. llutor „Lio^vounüt" Lvilo dv kk. ö« DndoUou- unä ^iüoiMSLt» bv 1b ^uk,ell»b Mittwoch, den 17. September. AkMittImmial. 1884 Iittze»»i«n»un«kme »uv^Lri«! LotpitU: F>. Lran-Litetter, 6owwi«iooLr ä«, Vrsxivor öourunlo; L»md«r» >«rlt» -Vt«» >»,«1 Lr«,!»» krillllvr! kr»o8Nrrt ». U. Hvu«k«n: AL»««e,' L«rUo: /nvaii</rn«ia«t, Lc)»?vtk«, >r»il»o: T Ltan-en's Lureau sLniit ^aöat/»),' krimi-kiirt » >l : F,'. ^orA^ictrs 8uekiiLo<iIur>81 vkriite: .1/attcr; kl»Li»ovr: 6. Lebü«/«-/ k»rt, L»rUo-rr»aktNr1 ». N - »NltVrl: DaudeF Oo, «»wdorg: Ltein«-. Lr»ed«In«» r Unlieb mit ^ninnkiQ« ä«r 8ovo- vnä ksiort»K» ^dsoUi kür ctso kotgsuliku Nichtamtlicher Theil. Uedersichi: Teltgrapdische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgrschichte. Betriedsergebniffe der unter k. s. Staatsverwal ¬ tung stehenden Eisenbahnen. (KohlentranSport.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichtea. Uaglücksfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Eingesandtes. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 16. September, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der ConseilSpräsident Kerry erklärte gestern einer Deputation deS AiSne- deparremruts, die Negierung würde nicht die Ini tiative zur Erhöhung der Eivgangszölle auf Er- realieu ergreifen; aber sie werde sich bemühen, eine Lösung zn finden, welche eine Steigerung der Acker baukrifiS verhindert. Brüssel, Montag, 15. September, AbrndS. (W. T. B.) Der König wird übermorgen (Mitt woch) 15 Bürgermeister, unter denen sich auch der Bürgermeister von Brüssel befindet, empfangen, welche die Berelubarung der Communen betreff» deS neuen Schulgesetzes mituntrrzrichnet haben. In der heute abgrhalteuen Sitzung deS Ge- mrivderathes wurde der Bericht des Bürgermeister» über die jüngst vorgekommeaen Ruhestörungen er stattet. In demselben gicbt der Bürgermeister dem Bedauern über die Erceffe vom 7. d. MtS. Aus druck und hebt hervor, daß die Polizei, die Bürger garde und die Gendarmerie ihr Möglichstes ge- than hätten, um dir Ordnung aufrechtzuerhaltea; e» sei dies aber angesichts einer so großen Meu- schrvmassr unmöglich gewesen. Der Gemeinderath beschloß darauf einstimmig, dem Bürgermeister, der Bürgergarve und der Polizei für die Festig» kett, mit welcher fie bei den letzten Agitationen ihre Pflicht erfüllt hätten, seinen Dank auSzu- sprechen. Haag, Montag, 15. September, AbrndS. (W. T. B.) Ler Minister de» Innern, van Heems kerk, empfing heute eine Deputation verschiedener Liguen für Einführung de» allgemeinen Stimm- recht» und nahm von derselben eine Adresse ent- gegeu, »u welcher der in der gestrigen Bersamm luvg gefaßte Beschluß enthaltru war. Der Mi nister erwiderte der Deputation, die Einführung de» allgemeinen Stimmrechts wäre eine Neuerung in den Niederlanden, die ihm nicht nothwendig er schiene. Indessen die Regierung werbe den An trag in ernste Erwägung ziehen, und die nahe bevorstehende Berathuug über die LrrfassungS- rrvifiou werde Gelegenheit zu solcher Prüfung bieten. Rom, Montag, 15. September, AbendS. (W. T. B.) Der König ist im besten Wohlsein in Monza eingetroffen; auf der ganzen Fahrt dort hin, namentlich in Bologna, Parma und Mailand wurde der König auf da» Herzlichste begrüßt. Der Prinz Amadeu» verließ den König in Piacenza, um die Reise nach Turin fortzusetzen. Neapel, DienStag, 16. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem neuesten Muuicipalbulle- tin zufolge, wurden von gestern Mitternachts bi» heute Mitternacht» 470 Choleraerkravkungen und 240 Todesfälle couftat>rt. Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Dresden, 16. September. Daß die Beschießung von Futscheu und die Zer störung des dortigen Waffenplatzes auf die Chinesen UorLusgvdorr Lvuinl. Lnpväition Vrveäoer lourn»!», Dresäso, tio. 80. London» Montag, 15. September, AbendS. (W. T. B.) Die „Pall-Mall Gazette" erfährt, die chinefische Regierung hätte nicht die Abficht, den Eanal deS ShanghaifluffeS bei Woosung ru blockiren, falls die Franzosen nicht einen Angriff machen. Skierniewice, Montag, 15. September, Abend» k8 Uhr. (W. T. B.) Die Ankunft deS Kaiser- von Oesterreich erfolgte heute Nachmittags 2 Uhr. Zur Begrüßung waren der Kaiser Alexander, welcher die Uniform seines österreichi schen Regiments mit dem St. StefanSorden an- gelegt hatte, sowie die Kaiserin, der Großfürst thronfolger, die übrigen großfürstlichen Herrschaften, die Generalität und dir Minister anwesend. Der Kaiser von Oesterreich, welcher dir Uniform seinrS russischen Regiment» mit dem AndreaSorden trug, verließ sofort nach der Ankunft den Salonwagen, um den Kaisrr Alexander III. zu begrüßen. Die beiden Monarchen umarmten und küßten sich mehrere Male. Sodann begrüßte Kaiser Franz Josef die Kaiserin und die Großfürsten auf da» Herzlichste. Lom Bahnhöfe begaben sich die Herr schaften nach dem PalaiS. Um 4 Uhr traf der kaisrrl. Hofzug, auf wel- chem sich der Kaiser Wilhelm defand, hier ein. Auf dem Palastbahnhofe waren einige Zeit vor Ankunft deS Zuge» der Kaiser Alexander mit der Kaiserin, der Kaiser Franz Josef, der Großfürst, thronfolger mit seinem Bruder, dem Großfürsten Georg, sowie die übrigen Großfürsten erschienen; außerdem waren die Generalität, sowie die Mi- uister zur Begrüßung anwesend. Bei der Ein fahrt de» Zuge» spielte die Ehrenwache, welche von dem Grenadierreqimeute „König Friedrich Wilhelm L1I." gestellt war, die preußische National- Hymne. Sobald der Waggon, in dem sich Kaiser Wilhelm befand, zum Stehen gekommen war, näherte sich der Kaiser Alexander eilenden Schritte» seinem erlauchten Großoheim, der alsbald den Wagen ver ließ; beide Monarchen umarmten und küßten sich drei Mal. Alsdann begrüßte Kaiser Wilhelm dir Kaiserin, der er wiederholt die Hand küßte. Nicht minder herzlich war di« Begrüßung des Kaisers Wilhelm mit dem Kaiser Franz Josef und den Großfürst»«. Den deutschen Reichskanzler Fürsten BiSmarck, sowie die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck bewillkommnete der Kaiser Alexander in besonders huldvoller Weise. Der Kaiser Wil helm hatte russische Uniform mit dem Bande de» Andreasordru» augelegt, während der Kaisrr Alexander, sowie die Großfürsten in preußischer Uniform mit dem Baude de» schwarzen Adler ordens erschienen. Nachdem der Kaiser Wilhelm noch die Front der Ehrrucompagnie abgrschrittrn hatte, begaben sich die Hoden Herrschaften in» Palais. Um 7 Uhr nahm im Palai» daS Liner, welchem die drei Kaiser und die Kaiserin, sowie die üdrigru fürstlichen Herrschaften beiwohnten, seinen Anfang. Skierniwiece, Dienstag, 16. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei dem gestrigen Diner wurden keine Toaste auSgebracht, aber auf An- reguug deS deutschen Kaisers tranken die 3 Kaiser einander zu. Der Kaiser Wilhelm führte die Kaisern, von Rußland zu Tische und nahm zu ihrer Linken Platz, der Kaiser Franz Josef saß recht» neben der Kaiserin, der Fürst BiSmarck neben der Großfürstin Maria Paulowna. St. Petersburg, DienStag, 16. September. (Tei. d. Dresdn. Journ.) Der „RegirrungSanzeiger" berichtet au» Skierniewice vcn gestern: Auf der Fahrt vom Bahnhofe zum Palais saßen der Deutsche Kaiser und die russische Kaiserin im ersten, die Kaiser von Oesterreich und Rußland im nächsten W«gen. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland nahmen die linke Seite der obern Etage des großen PalaiS zur Wohnung, ebendaselbst recht- wohnt der Kaiser Wilhelm, die untere Etage rechts hat der Kaiser Franz Josef inne; im ersten Flügel des Palais woh nen der deutsche Reichskanzler Fürst BiSmarck nebst Begleitung, der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf v. Kalnoky, der russische Minister deS Auswärtigen, v. GierS, der deutsche Botschafter in St. Petersburg, General v. Schweinitz der dem Kaiser von Rußland L I» suite gestellte deutsche General v. Werder, die deutschen Generäle Prinz Radziwill, Graf v. Lehndorff und v. Albedyll, der Director im russischen Ministerium des Auswärtigen, Graf v. Lambs dorff, und der russische Botschafter in Wien, Fürst v. Lobanow-Rostowsky. Im zweiten Flügel sind un- tergebracht der russische Minister deS kaiserl. HaufeS, Graf v. Worontzow-Daschkow, Fürst Tscherewin, der österreichische Botschafter in St. Petersburg, Graf v Wolkenstein u. s. w.; die übrigen zu den Suiten gehörigen Personen sind theils in der Stadt, theils in dem Landgute Lowitsch einquartiert. DaS „Journal de St. P6trrSbourg" äußert sich über die Kaiserentrevue, wir folgt: Die Vorgänge in Skierniewice beherrschen im Augenblicke die ganze Situation; der Kaiser, von der Kaiserin und dem Thronerben, sowie den Mitgliedern deS Kaiserhauses begleitet, empfängt seine von ihren Rachgebern begleiteten Gäste. Oesterreichs Kaiser be nutzte den Aufenthalt der kaiserl. russischen Familie in her Nähe seiner Grenzen zu einem ersten Besuche seit der Thronbesteigung des Kaisers Alexander HI.; diese Courtoisie bekräftige die ausgezeichneten Bezieh ungen beider Höfe. Der Kaiser Wilhelm habe die Anstrengungen einer langen Reise nicht gescheut, um den Danziger Besuch zu erwidern, den der Kaiser Alexander III. seinem ehrwürdigen Oheim, dem mäch tigen nnd allgeliebten Herrscher gemacht. Die Be gegnung der eng verbundenen Monarchen, die von den mit ihrem Vertrauen ausgezeichneten Staatsmännern begleitet seien,kennzeichnet diePolitik des Friedens und der allgemeinen Beruhigung; sie sei nicht der Ausgangspunkt einer neuen Situation, sondern die Weihe eines glücklicher Weise bereits bestehenden Zustandes des vollständigen Ein vernehmens in Bezug auf alle großen Fragen. Es handle sich nicht um formelle Allianzen und Special abmachungen, sondern um die Weihe eines Einver nehmens, damit jede Frage außerhalb des gegenwär tigen Status quo die Monarchen vereinigt finde, gemeinsam handelnd, wo die Interessen übereinstimmen, die Interessen in Einklang bringend, wo solche diver- giren, solidarische Ordnung, Recht und Frieden wah rend. Dank der Eintracht, welche auf der Achtung von Verträgen und in der Aufrechthaltung des euro päischen Status quo basirt, tauschen 6 Nationen, welche nur in moralischer und materieller Entwickelung wetteifern wollen, durch ihre Souveräne die Pfänder der Sicherheit und des Gedeihens aus. Die ganze civili- sirte Welt werde in der Entrevue eine Politik des Friedens sehen, die gewissenhaft die Rechte Anderer anerkennt und nur die Entwickelung einer Gegenseitig keit im Sinne der Versöhnung und Beruhigung ver langt, die aber dabei ein wachsames Auge hat auf die im Verborgenen schleichenden Verächter der bestehenden Ordnung, auf die Anarchisten, welche die Vernichtung aller Institutionen bezwecken. nicht die gehoffte einschüchternde Wirkung geübt hat, ist jetzt wohl klar. Zu einer officiellen Kriegserklärung Chinas an Frankreich zwar haben sie sich allem Anscheine nach noch nicht entschlossen; einen besondern Nutzen können sie sich davon aber auch nicht ver sprechen, da die von den Franzosen alsdann wahr scheinlich verhängte Blokade der BertragShäfen die übrigen Mächte über kurz oder lang zu einer diplo matischen Einmischung veranlassen würde, von deren Druck China stärker zu empfinden hätte, als Frank reich. Da nun auch die französische Regierung keinen .ordentlichen Krieg" wünscht, sondern eS wegen be- fürchleter parlamentarischer Schwierigkeiten lieber mit dem „Rcpressalienzustande" versuchen will, so ist die Fortdauer des letztern bis auf Weiteres wahr scheinlich. Für den Gang der Dinge selbst hat das jedoch keine große Bedeutung. So lange die Chinesen fest bleiben, ist es im Grunde einerlei, ob der Krieg äs jur« oder blos äe kacto besteht. Der Erfolg der Franzosen hängt unter allen Umständen davon ab, daß sie dem Tsung - li - Damen Respect beibringen. Bis jetzt ist ihnen das, wie gesagt, nicht gelungen, und die Annahme liegt ziemlich nahe, daß es ihnen, wenn sie sich auf die Hilfsmittel der Flotte beschrän ken, auch so bald nicht gelingen wird. Eine Anzahl Hafenplätze freilich können sie so gut beschießen, wie sie Futscheu beschossen haben. Nach Peking dage gen werden sie schon der vorgerücktvü Jahreszeit wegen nicht mehr gelangen. Bis die nöthige Zahl von Landtruppen aus Frankreich angekommen ist, wird es Winter geworden sein; dann aber werden im Norden die Bewegungen der Flotte auf große Schwie rigkeiten stoßen. Mit diesen Thatsachen rechnet der Tsung-li-Damen ohne Zweifel mehr, als mit der Brauchbarkeit der chinesischen Truppen, und Vieles spricht dafür, daß er Recht behalten wird. „Reuter's Office" veröffentlicht jetzt den Text der Antwort Chinas ' auf das französische Ultimatum. Dieselbe lautet: Der Tsung-li-Mmen empfing am 12. Juli die Depesche deS Bicomte de Semallö, weiche um eine entscheidende Ant wort auf die 2 Punkte: die Zurückziehung der Truppen und die Entschädigung ersuchte. Der Tsung-li Mmen möchte be merken, daß die Frage in Betreff der Zurückziehung der Gar nisonen in dem 2. der in Tientsin provisorisch vereinbarten s Artikel erwähnt ist. Wenn Frankreich nach diesem Artikel han delt, zieht China jetzt seine Truppen zurück und kann sosort dem Throne vermelden, dah die Zurückziehung der Truppen nach >em Verlause von 1 Monat vollkommen auSgesührt jein wird, in Uebercmstimmuna mit der srühern Depesche deS Tsung-li-Mmen an den Vicomte de Semallä, und kann um die kaiserl öffentlichen Befehle bitten, die China und fremden Nationen als Beweis der freundlichen Beziehungen zwischen Frankreich und China verkündigt werden können Im Hinblick daraus, daß China in Uebereinstimmung mit dem 2. Artikel deS provisorischen Vertrags handelt sollte Frankreich am 3. Artikel festhalten Der Vicomte de Semallö spielt noch immer darauf an, daß die Entschädigungsfrage nicht im Einklänge mit den k> Artikeln de» Tientsiner Vertrage» ist, und er präjudicirt nicht nur die freundlichen Beziehungen der beiden Länder, sondern handelt auch dem Völkerrechte zuwider. Der Tsung-li-Mmen über mittelt demnach diese Antwort in der Hoffnung, daß der Vi comte de Semallv in seiner Rückantwort den Tsung-li Minen verständigen wird, ob Frankreich nicht warten könne, bis China seine Truppen zurückgezogen hat, worauf ein vollständiger Ver trag vereinbart werden kann, und auch ob die EnischädigungS- siage in Uebercinstimmung mit dem Tientsiner Vertrage nicht als erledigt betrachtet werden mag Wenn die Entschädigungs frage ausrechtgehalten wird, so verstößt dies klar gegen dcn 8. Artikel deS Vertrages, und cS würde sehr beklagcnSwerth sein, daß die Vereinbarung eines gehörigen Vertrages aus diesem Grunde verzögert werden sollte. Die Bemerkungen m der er wähnten Tepesche in Bezug auf die Erzwingung einer Garan tie und einer Entschädigung verstoßen gänzlich gegen oen Ver trag, und China wird gezwungen sein, allen Verlragsmächten die Geschichte der Tonkmer Frage von Anfang dis zu Ende zu veröffentlichen, zufammen mit den Gründen, welche es China unmöglich machen, diese unvernünftige Kriegsentschädigung zu versprechen, und im Einklänge mit dem Herkommen westlicher Nationen einen Protest gegen diese EntschädlgungSsorderung einzulegen und ein- künftige Gelegenheit für die Erörterung der Frage abzuwartcn. Da der Vicomte de Semallö die freund lichen Beziehungen der beiden Länder im Auge hat, hofft der Tsung-li-Mmen, er werde Obiges an Frankreich telegraphiren, Feuilleton. Nedigitt von Ltto Bauct. Ei« Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Marby. (Fortsetzung.) , Der gute Herr Klein schaute ernstlich betreten zu Fritz empor, der sich sichtlich m höchster Aufregung befand. WaS für Schreckgespenster dem wohl das Hirn heiß machten? Es schien doch geboten, einen erfahrenen Arzt zu Rathe zu ziehen! Der Herr Sani- tätSrath konnte ja mal so ganz von ungefähr im Klein'- schen Hause vorsprechen. Wahrend er dies bei sich erwog, sagte er be- jänftigend: „Nun, nun, nun - beruhigen Sie sich, Fritz. Ich kann Sie ja nicht mit Gewalt fest halten, nur heute und morgen oürfen Sie noch nicht fort, da- geht auf keinen Fall. Gedulden Sie sich bi- zum 1. Äptember — 'S sind nicht mehr 14 Tage die werden Sie doch noch aushalten können?" — „Ich will's versuchen, Herr Klein." XI. So prächtigen Erntewetters wie die» Mal hatten die Landwirthe seit Langem sich nicht erfreut, aber nun, wo die Getreidefelder ihres goldenen Aehrenschmuckes beraubt, der reiche Erntesegen die Scheunen füllte, sah mau verlangend einem erquickenden Regen entgegen; allem der Himmel blieb gleichmäßig klar, Tag um Tag sandte die Sonne ihre Strahleugejchosse immer glühender zur Erde Hermeder. Wiesen und Felder boten schließlich einen traurigen Anblick: das Gras gelb, wie verbrannt, Kohl- und Rübenpslanzen hingen welk herab auf den zur Asche ausgedörrten Erdboden, mehr denn je arbeiteten die Landteute buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts. Doch hatte bisher noch immer ein mehr oder minder heftiger Wind die Tropen hitze gemildert, jedoch heute, an einem der letzten August tage, rührte sich kein Lüstchen; es herrschte eine athem- beklemmende Schwüle, aber in derselben lag zugleich die Hoffnung auf den fehnsüchtig erwarteten Regen. Bereits seit frühem Morgen zeigten sich drohende Wolkengebilde am ganzen Horizont, zwar zogen sie nur langsam herauf, ballten sich aber dicht und dichter zusammen, bis sie zu einer gigantischen Wetterwand anwuchsen, unter der die Sonne verschwand und mit ihr jeder Hauch von Leben zu ersterben schien. So sehnsüchtig jedwede Lreatur nach dem erquicken den Regen lechzte, so sorgenvoll schaute mancher Blick empor zu dem unheildrohenden Wolkengebirge, so in brünstig siehte mancher Mund zum himmlischen Vater um gnädigen Schutz vor schwerem Wetterschlage; denn Alles ließ darauf schließen, daß die anhaltende, un gewöhnliche Hitze sich endlich in einem schrecklichen Gewitter entladen würde. Es war Nachmittags in der vierten Stunde. Die erstickend schwüle Luft lag über der Natur mit bleierner Schwere, in der jeder Laut verstummte. Vom Felde heimkehrend, schritt Fritz Schäfer durch dcn Garten dem Hause zu. Er ging sehr langsam, wie immer in seine trüben Gedanken verloren — was kümmerte er sich um den nahen Ausbruch des Un wetters? Plötzlich zögerte sein Fuß, sei« verschleierter Blick richtete sich starr auf Frau Klein, die ruhig schlummernd, den Kopf vornüber geneigt, vor der Jasminlaube auf einem niedern Fußbänkchen faß Die beängstigende Schwüle mochte die immer thätige Frau allmählich überwältigt haben, bis die Näharbeit ihren Fingern entglitt und ihre Augen sich schlossen. Secundenlang stand Fritz wie festgewurzelt, ein Blitz voll unauslöschlichen Hasses brach aus seinen düster glühenden Augen, wie ein wilder Taumel er griff ihn der Gedanke: „Die Stunde deiner Rache ist gekommen, benutze sie zur schnellen That." Er blickte ringsum — Alles still — todtenstill — bis auf die fünften Athemzüge der Schläferin und den keuchenden Athem in seiner eigenen, stürmisch arbeitenden Brust. Hal und wären auch hundert Verrätheraugen in der Nähe — wenn er nur erst seinen brennenden Rachedurst gekühlt hat — dann mögen sie ihm immer hin sein Leben nehmen — sür ihn ist es ohnedies längst werthlos. Von dämonischer Gewalt getrieben, schreitet er über den Grasplatz, leise, unhörbar leise, wie der Jäger, der das ahnungslose Wild beschleicht, nähert er sich seinem wehrlosen Opfer. Jetzt hat er'S erreicht, — nicht der leiseste Gedanke an den Schmerz seines WohlthäterS, dem er die geliebte Frau, an die holden, unmündigen Kinder, denen er die für- sorgende, zärtliche Mutter zu rauben im Begriff steht, dringt abmahnend in serne umnachtete Seele, macht dre Hand, welche die schwere Kartoffelhacke als Mord- wkrlzeug trägt, erlahmen. j Sein Antlitz verzerrt sich schreckenerregend, in sei- «»« Augen glimmt'- wie Wahnsinn, als er nun den Arm mit der Hacke erhebt, weit aushvlend, um Mit einem einzigen Schlage den Schädel der ahnungslosen Schläferin zu zerschmettern. Im nächsten Moment muß der tödtliche Streich niedersausen, da, — im letzten entscheidenden Augen blicke — sällt ein Schatten zwischen den Mörder und sein Opfer. „Zurück, höllisches Blendwerk!" Er will dies rufen, aber nur ein keuchender Athem - zug entringt sich seiner Brust, als er, wild aufblickend, die lichte Mädchengestalt erkennt, die wie aus der Erde gewachsen neben ihm steht, bereit, den tödtlichen Schlag aufzufangen. Namenloses Entsetzen fesselt Käthchen's Zunge, macht sie unfähig, einen Laut hervorzubrin gen, selbst die weit geöffneten blauen Augen, sonst so leuchtend in heiterer Lebenslust, scheinen wie erstarrt in Abscheu und Grauen. Unverwandt schaut sie ihn an, das süße Gesicht todtenblaß, die krampfliaft in einander verschlungenen Hände wie schützend über das bedrohte Haupt der Tante erhoben. Was in den beiden vorging in jener furchtbaren Minute, wo sie in regungslosem Schweigen sich gegen über standen, Blick in Blick gebannt, weiß Gott allein. Mit einem Male erbebte die riesige Männergestalt wie unter convulsiv.schen Schauern, auch seine entstell ten GesichtSzüge durchlief ein krampfhaftes Zucken, der noch erhobene Arm sank herab, daS Mordwerkzeug entglitt der willenlosen Hand. Und nun löste sich der Druck, der seit Tagen sein Hirn wie ein glühender Reisen umspannte, mit entsetzlicher Klarheit wurde er sich seine- surchtbaren Vorhabens bewußt — ein namen loses Grauen vor sich selbst ergriff ihn, daß er sich schüttelte, wie im Fiebersrost. (Fortsetzung jolgr.)
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