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Dresdner Journal : 10.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-10
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 10.12.1887
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W28« Sonnabend, den IO. Dezember, abend«. ve^»k»pr»l»r la, ,»»«» «»»c,«,,» »«l«»«: iLluliob, .... 18 tlark. ^Mrtwb: 4 »0 ?k. Lilicst»« kluiiuiioril: 10 kk. »»»»«rv»Id ä»- ä«ut«cb«o ttvicbv» tritt kost »oä 8tolup«l»»sobt»x tüosu. 4^kü»äljsit»xsx«düdi-e>, kür ä«o 8»um 8u>«r 2«il4 U«u»«r 8otuitt 80 kk. O»t«r äi« 2«il« LVkk. ö«i T»d«U«o- »oä Liüoriuutts «»tspr. Laksebl«^. Ln»ok«1»«»r tt^Uov mit -tau»»tuus 6sr 8ows- ao<t ksi«rt»x» »dooäs. ^sro^proeb^Lscvlu»»: tkr. 128Ü DresdnerAMMl. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur. und Kunstgeschichte. 1887. T»»»b»» von T»Il«»«^m«« »»»MLrS»« rülpst»: LraMiit«et«r, 6oau»i«to»»r ä« I)r«xtQor ^oari»»!», NawdaiA >«rU» Vi»» L«1p»1» »r»81«rt a. //aa»sn«te»« K I»rll»-Ml«»-A»»d«U- rra,-l«lx»t, »r»»k1»rt a. ». - L-ei Mo««.- kart. Lm»ä«» .»«rU» -»ra»»1«N». ». «,«««1: L—ö« «t Oo.,- >«rll»: SSrUt«: 6. ZL«lü«r« ^*«^/oi-«r, L»»»«r«r: v. S<itü«i«r, NaU, a. /. L«ret A Oo. Ser»»»,»vor» Lviü,i. Lipoäjüoo äs, Vrvxtsor ^oar»»l», vrosäo», 2Miv,sr,tr«»» U>. k«r»»pr»ol»-A»»oü1»« Sr. 188». A«kÄ»öig»»ge» für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournal^^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- »d Gewerb- treidende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung ansterordentliche Bergünstignnge» gewährt werden. Amtlicher Teil. Dresden, 8. Dezember. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor, Direktor der medici- nischen Klinik, Geheimen Medicinal-Rath 0r. Ernst Leberecht Wagner in Leipzig das Komthurkreuz ll. Klasse des Verdienstordens zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Teil. KetegraphiscHe WacHricHten. Berlin, IN.Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach dem Gesetzentwurf betreffend die Änderung der Wehrpflicht zerfallen Landwehr und Landsturm künftig in zwei Aufgebote. Die Dienstzeit der Landwehr deS zweiten Aufgebots dauert bis zum vollendeten 3S. Lebensjahre. Der Landsturm deS ersten Aufgebots umfaßt alle Personen, welche nicht gedient haben diS zum 39. Lebensjahre. Der Landsturm deS zweiten Aufgebots alle Personen, welche bereits gedient haben vom 39. bis zum 45. Lebensjahre. Die Landwehr des zweiten Aufgebots und der Landsturm haben keine Übungen und Kon- trollversammlungrn. Wien, 19. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der..Presse" wird von bestinformierter Seite ge meldet, daß das Gerücht von der Demission deS Grafen Kalnoky total erfunden sei. Die von Kal- aoky befolgte Politik bleibt aufrechterhalten. Jede vorzeitige Aktion wird unterbleiben. St. Petersburg, 10. Dezember. (Tel. d. DreSd. Journ.) Der „RegierungSanzeiger" meldet, daß der Kaiser Alexander beim Georg-feste auf den ältesten Ritter deS St. GeorgS-Ordens, den Deutschen Kaiser einen Toast auSbrachte, weicher mit brausendem Hurrab ausgenommen wurde. Darauf wurde die preußische Nationalhyme in toniert, welche alle stehend anhörtrn. — Ein im russischen „Invaliden" veröffentlichter Tagesbefehl des KriegsministerS vom 25. November giebt be- kannt, daß infolge der stattgehabten Translokation der 13. Kavalleriedivifion auö den Moskauer in den Warschauer Militärbezirk der Kaiser am 21. November anbefohlen habe, daß diese Division mit ihren reitenden Batterien unmittelbar dem Kommandierenden der Truppen des Warschauer Militärbezirks zu unterstellen sei. Dresden, 10. Dezember. Zu den politischen Verhältnissen des Tages. Jeder Tag der Weltgeschichte, besonders jeder be wegte, fordert dazu auf, die kommende Zeit zu ent schleiern So viele Fenster aber auch die Zukunft unserm spähenden Auge darzubieten scheint, so ist doch ein Einblick in dieselben undankbarer als je. Uner wartete und große Ereignisse, die zu eben solchen Aktionen Veranlassung geben können, haben sich in den letzten Jahren so zahlreich, so besorgniserregend gezeigt und sind doch zum Teil wieder wie ein Nebel so spurlos verschwunden, daß darin für die Völker FtuLUtton. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 9. Dezember: „Othello*. Trauerspiel in 5 Akten von Shakespeare nach der Üebersetzung von Joh. Heinrich Voß. Die Aufführung dieser großartigen Tragödie ist schon in der Tüchtigkeit ihrer Einzelleistungen aner kennend hervorgehoben worden. Sie gab auch bei dem für das Dresdner Theaterpublikum unvergeßlichen Gastspiel deS Hrn. Barnay Gelegenheit, eine Othello- darstellung zu sehen, welche als ein klares, gewaltig wirkendes Charakterbild des Helden und des zugleich im heißen Blute der Leidenschaft berauschten Afrikaners zu den vorzüglichsten Gestaltungen der neuen Schau spielkunst gehörte. BarnayS Gastspiel hat damals unserm Theater viel Aneiserung und Regsamkeit erweckt, wie das nach den Gesetzen und Erfahrungen in der geistigen Welt immer geschieht, wenn eine fremde bedeutsame Er- schrinnng mitten in den Kreis williger Kräfte tritt. Es ist zu beklagen, daß des Künstlers hiesiger Wir ken seitdem keine Wiederholung gesunden hat und nun auch wohl nicht so bald bei dessen gesteigerter eigener Thätigkeit wird finden können. Wir haben für unsere Aufführung des Shake speareschen Dramas seitdem an Hrn Klein einen tüchtigen Jago gewonnen, während sich Frl. Ulrich als Iago» Frau immer abgerundeter in den Charakter dieser Rolle eingespielt hat. Frl Breyer spielte mit der bei ihr bekannten warmen Hingebung die De-de- eine Warnung liegt, nicht zu viel von der besten Kraft des Lebens in allzu kühnen Hoffnungen und allzu schwarzen Befürchtungen zu verschwenden. Im Sinne ähnlicher Erkenntnis beschäftigt sich eine Betrachtung der „V. Ztg." mit der heutigen euro päischen Lage, und ohne derselben neue und noch nicht berührte Seiten ab »gewinnen, faßt sie doch die Mög lichkeit eines günstigen Verlaufs in beruhigender Weise zusammen, indem sie folgendes ausführt: Die Beschlüsse des vorgestern abgehaltenen Mar- schallSratS in der Wiener Hofburg Haven — wie man uns hente aus Wien meldet — die militärischen Be ratungen vorläufig abgeschlossen. Offiziöse Mittei lungen über den Verlauf dieser Konferenz sind, wie das „Fremdenblatt" bekannt giebt, zwar felbstverständ- lich nicht zu erwarten, doch tragen die in die Öffent lichkeit dringenden Angaben darüber augenscheinlich da- Gepräge der Wahrheit. Außer den bereit- genannten militärisch und politisch maßgebenden Persönlichkeiten nahmen an den Beratungen auch die beiderseitigen Landesverteidigungsminister WelserSheimb und Fejer- vary Teil. Wie schon mitgeteilt, beschloß der Mar schallsrat in einer dreistündigen Sitzung unter dem Vorsitz des Kaisers, zur Zeit von Truppensendungen nach Galizien abzusehen; gleichwohl aber wurden in der Beratung alle Einzelheiten festgestellt, um sofort militärische Maßnahmen zu ergreifen, wenn der Nach schub russischer Truppen an die galizische Grenze fort dauern sollte. Begründet wurde dieser Beschluß nach übereinstimmenden Berichten mit der Absicht, Rußland keinen Vorwand zu geben, der österreichischen Regie rung herausfordernde Maßnahmen zu unterstellen. Man erinnert sich, daß der Zar in seiner Unter redung mit dem Fürsten BlSmarck am 18. November nach unbestrittenen Meldungen erklärt hatte, „er denke nicht daran, Österreich anzugreifen, wenn diese- ihn nicht provoziere." Je weniger man dessen sicher ist, was in Rußland nach der jeweiligen Strömung unter „Provokationen" verstanden wird, desto erklärlicher scheint es vom Standpunkt aufrichtig friedlicher Wünsche, wie man sie in Österreich hegt, dem unberechenbaren Nachbar keinen Anlaß zu Deutungen zu geben, mit denen das gegebene Kaiserwort ausgehoben werden könnte. Daß die vermeintlichen Rüstungen Rußlands an der österreichischen Grenze bisher nicht eingestellt worden sind, wird vielfach mit der Schwerfälligkeit der St. Petersburger Regierung-maschine erklärt. Die Truppenverschiebungen, so sagt man, die, abgesehen von einer einzelnen Kavalleriedivision, nur lokale Be deutung haben, d. h. innerhalb deS GrenzrayonS, nicht aus andern Landesteilen in diesen hinein erfolgt sind, entstammen einem alten Aufstellunasplan, der lange vor der Berliner Reise deS Zaren festgestellt sei. Mit den vom Kaiser Alexander in Berlin gegebenen Ver sicherungen ständen diese MSßnahmen in keinem Widerspruch, darüber werde von St. Petersburg au« kein Zweifel gelassen werden. Inzwischen weisen alle äußeren Umstände schon heute auf eine wesentliche Beruhigung der allgemeinen Auffassung hin. Nach einer eingelausenen Pariser Meldung hegt weder Präsident Carnot, noch irgend ein anderer einflußreicher Politiker in Frankreich un mittelbare Besorgnisse; alle wünschen den Frieden. Gerade in Paris aber sollten nach alarmierenden Be richten gewisser deutscher Blätter die Hebel der russi schen Kriegspartei mit besonderer Anstrengung arbeiten, so daß man das russische Bündnis dem neuen Prä sidenten beinahe schon in die Wiege gelegt sah. Auch wenn man über die flachen Urteile in der französischen Presse, welche die russischen Truppenverstärkungen ein fach für eine deutsche Erfindung im Interesse der neuen Landwehrvorlage erklären, hinwegsieht, müßte sich eine etwaige Zuspitzung der Lage doch auch m der Neubildung deS französischen Kabinetts bemerkbar Hr. v d. Osten gab den Othello. Der Eifer und die Kraft, mit welcher dieser strebsame Künstler seine Aufgabe erfaßte, brachte ihm eine lebhafte Teil nahme entgegen, fordert neben dieser allgemeinen An erkennung aber auch zugleich dazu auf, den wackeren Darsteller sich erst noch ruhig und in weiterem Studium mit dem gewaltigen Gegenstand vertrauter machen zu lassen, ohne den natürlichen Strom seiner dramatischen Stimmung durch Einzelbemerkungen zu irritieren. Der Cassio wurde von Hrn. Grunert gegeben. Die Trunkenheit-scene darf nicht in ein realistische» Genrebild hinübergeführt werden, da ein solches bei dem vorliegenden Zweck und an dieser Stelle durch aus nicht am Platze ist. O. B. Krieda. Erzählung von B. Mercator. (Fortsetzung.) In den beiden vorderen Räumen wurde schon früh am Abend mit dem Tanz begonnen. Karl Reichert hatte sich von Marianne die vier einzigen Touren, welche sie mitmachen wollte, schon längst gesichert, aber der Arme! Wa» für „Pech" er auch immer hatte! Nach kaum zehn Minuten sagte eS irgendwo an seiner Fußbekleidung krach! und mit sichtlichem Vergnügen quoll ein weißer Strumpf au» seiner allzuengen Um panzerung hervor. Wäre nicht von „Marianneken" ein so herzliche» „wie schade!" dem jungen Manne al» Pflästerlein auf diese unheilhare Wunde gelegt worden, wer weiß, wa» er in seinem Ärger, seiner maßlose» Verlegenheit ge machen. Noch ist dieselbe zwar nicht zur Thatsache geworden, allein für eine kriegerische Entwickelung der Dinge spricht eS keinenfallS, daß für da» Auswärtige auch in dem neu zu bildenden Kabinett bisher fast nur von dem besonnenen und maßvollen FlourenS, und daß für das Kriegsministerium von allen Anderen eher, als von Boulanger die Rede ist. Unter diesen Umständen hat der in Österreich über der Sicherheit des Lander wachende höchste Rat ge- than, wa» man erwarten konnte. Er hat dem ent scheidenden Willen in Rußland Zeit und Gelegenheit gelassen, durch die That zu beweisen, daß die in Deutschland und Österreich entstandene Beunruhigung eine unbegründete sei; er hat aber für den Fall, daß dieser Beweis nicht erfolgt, alle» vorbereitet, um sofort den Pflichten der Selbstverteidigung zu genügen — Pflichten, die bei der jetzigen Lage nicht nur gegen das eigene Land, sondern auch gegen das verbündete Deutschland zu erfüllen sind. Die stärkste Zurückweisung aber erhalten die KriegS- besorgnisse durch eine vom englischen Unterstaatssekre tär de» Auswärtigen, Fergusson, gestern abend im konservativen Verein zu Guildford gehaltenen Rede. Hr. Fergusson sagte, soweit die englische Regierung unterrichtet fei, wäre kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß in irgend einem Lande Schritte ge- than würden oder Truppenbewegungen in solchem Maße staitgefunden hätten, daß dieselben auf eine Störung deS europäischen Friedens hindeuten könnten. Die von Klugheit beseelten großen Militärmächte ver absäumten keine Vorsichtsmaßregeln; aber diese ent hielten keinerlei Andeutung eines beabsichtigten An griffs. Der allgemeine und ernste Wunsch nach Er haltung de» Friedens, der, wie Lord Salisbury er klärt habe, von allen Souveränen und Ministern Europa- bekundet worden, fei nach der Überzeugung der englischen Regierung durch die späteren Ereignisse noch gestärkt worden. Zum Schlüsse der Rede wie derholte Fergusson nochmals, nach seinem besten Wissen sei gegenwärtig keine Ursache vorhanden, einen Bruch de» Friedens zu besorgen Enthalten diese Äußerungen auch den Vorbehalt, daß sie nur auf den der englischen Regierung „be kannten* Thatsachrn beruhen, so spricht bei dem un ermüdlichen Wetteifer der europäischen KriegSverwal- tungen, sich einander zu überbieten, allerdings manches für die Möglichkeit, daß ein Militärstaat, ebenso wie in d r Bewaffnung oder in der Beweglichkeit der Truppen, auch in deren Aufstellung einmal einen Vorsprung vor den anderen sucht, ohne dabei schon das Losschlagen im Auge zu haben. In dem Rüst- ungsfieber, von welchem alle Großmächte Europa- jetzt befallen sind, wollen einzelne beunruhigende Symptome nicht nur für sich, sondern nach dem Ge- samtzustande des Weltteils beurteilt sein. Noch sind alle Betrachtungen über das, was ge schehen kann oder wird, Monologe; erst wenn von russischer Seite eine schlüssige Antwort gegeben ist, wird die Erörterung festen Boden finden. Da- Bündnis der mitteleuropäischen Mächte ist weder von Rußland allein, noch von diesem mit Frankreich ver eint fortzublasen; daß e» einem von beiden oder beiden zugleich gerade jetzt gelüsten sollte, die Kraft diese- Bundes herauszufordern, wo alle Bedingungen demselben so günstig wie nur möglich liegen, ist eine Annahme, durch die sich zwar Aufregung verbreiten, für die sich vorläufig aber kein Verständnis finden läßt. Lagesgeschichte. Dresden, 9 Dezember. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg empfing gestern al» Chef des Königl. preußischen altmärkischen Ulanenregiments Nr. 16 den zum Kommandeur dieses Regimentes ernannten Major than hätte! So zog er sich, nachdem die Kousine ihm versprochen hatte, auf seine Wiederkunft zu warten, schleunigst in da» mitleidige Dunkel der Außenwelt zurück. Marianne sah ihm mit stillem Lächeln nach und erzählte ebenso lächelnd dem Bruder, der, sie allein sehend zu ihr trat, den kleinen Unfall. „Nun wird eS Dir wohl etwas bedrängt hier?" fragte Schmidt. „Komm, dahinten ist ja der kleine Erker, dort sitzest Du unbehelligt, bis Karl Dich holt. Komm nur — so, so! Ich bringe Dir etwas Eis —" schon hob er den Vorhang, ein Schritt — und sie, nach der sein Herz sich den ganzen Abend gesehnt stand vor ihm. Nein, sie stand nicht, sie saß auf einem niedrigen Ruhekissen, gleichsam zu Füßen des blonden Doktors, der sich durch der Geschwister Eintritt nicht im ge- ringften stören ließ und pathetisch fortfuhr: „Sie können sich denken, ja, Sie können es völlig verstehen, ich sehe eS Ihren Blicken an, wa» ich in jenem Mo ment empfunden Habel" Frieda schloß die Augen, in denen Doktor Pinner so viel zu lesen glaubte, ein schwindelnde» Gefühl übermannte sie fast, e» war ihr, al» stände sie vor ei»em gähnenden Abgrunde, nicht vor jenem, den der Phil»loge ihr soeben au-gemalt! Alle» drehte sich um sie und unten die schwarze Tiefe! Und nicht», niemand konnte sie halten und retten, al» er, der dort eintrat, er! Wie mit Zaubergewalt zog r» sie hin zu ihm, doch nein, nein, er hatte ja gespielt mit ihr, sie mußte, sie wollte ihm nun zeigen, daß o Gott, da trat er zu ihr und berührte ihre schlaff hrrabhängenden Finger. WinSloe zur Abstattung der persönlichen Meldung. Derselbe wurde nachmittag» 4 Uhr 30 Min. zum Diner im Palais auf der Langegasse eingeladen, bei welchem Se. Königl. Hoheit die Uniform genannten Regimentes angelegt hatte und wozu an mehrere Stabsoffiziere Einladungen ergangen waren. Se. Majestät der König geruhte dir Meldung de» Majors Winsloe heute vormitteg 10 Uhr im Königl. Schlosse entgegenzunehmen. * Berlin, 9. Dezember. An dem gestrigen Diner bei den Kaiser!. Majestäten zu Ehren deS Prinzen Ludwig von Bayern nahmen auch der Grcßherzog und die Frau Großherzogin von Baden nebst Gefolge, der badische Gesandte Frhr. v. Marschall, der bayersche Gesandte Graf v. Lerchenfeld-Köfering, der Fürstbischof vr. Kopp aus BreSlau, der Kultusminister l)r. v. Goßler, der Staatssekretär Graf Herbert v. Bis marck, der Generalfeldmarschall Graf Moltke, fowie der geh. Kommerzienrat Krupp aus Essen teil. — Se. Majestät der Kaiser erledigte im Laufe de» heu tigen Vormittags Rcgierungsangelegenheiten. Nach mittags unternahm Se. Majestät eine Spazierfahrt. Das in San Remo herrschende herrliche Wetter gestattete es Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit dem Kronprinzen, dessen Befinden fortgesetzt ein vorzüg liches ist, tägliche Ausflüge zu unternehmen. Von der hoffnungsvollen Stimmung, welche den Kronprinzen beseelt, giebt der nachstehende Brief, welchen Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit an den früheren Erzieher des Prinzen Wilhelm, Regierungsrot l)r. Hinz peter in Bielefeld gerichtet hat, einen erfreulichen Beweis. Das vom 4. Dezember aus San Remo datierte Schreiben hat in seinen wesentlichen Teilen folgenden Wortlaut: „Indem ich für beide Briefe recht von Herzen danke, kann ich mit gutem Gewissen die Mitteilung machen, daß die von den Ärzten angeordneten Mittel bald nach den Tagen der Konsultation den endzü üblichen Teil völlig beseitigten und daß die fatalen Erscheinungen sich zurückdüdcien, wob« ich mich körperlich vollkommen wohlbefand, niemals von Kräften kam, stets den guten Appetit bewahrte, auch zum Erstaunen Aller, die mir begegnen, blühend auSsehe. Absichtlich teile ich solche Einzelheiten mit, weil e< mir vorkommt, alS sei die an sich gewiß ernste Erscheinung einer Neubildung ungünstigen Au-jehen- mit bedeutende» Über treibungen auSposaunt worden, so daß man nicht recht an eine günstige Wendung glauben will. Der liebe Gott wirb bestimmen, wa- für einen Verlauf das Leiden nehmen soll, dessen Pflege nächst der Kronprinzessin den besten Sachverständigen anvertraut ist, die trotz aller An feindungen, denen sie ausgesetzt sind, mein volles Vertrauen besitzen Ich verzagt keineswegs und hoffe, wenn auch nach längerer Schonung, meine Kräfte dem Baterlande dereinst wieder in alter Weise widmen zu können. Tief gerührt von den zahllosen Beweisen der Teilnahme, die mir aus dem ganzen Reiche wie vom AuSlande zugeht», erkenne ich mit aufrichtiger Dankbarkeit an, daß man mir Vertrauen schenkt, und daß auf meinen Charakter gebaut wird. Solche Erfahrungen unter solchen Verhältnissen sind ein wahrer Schatz für mich, den ich Zeit meinet Leben- hoch in Ehren halten werde." Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, werden etwa acht Tage zum Besuche bei den Kaiserl. Majestäten hier ver weilen. Der Bundes rat hat in seiner heutigen Plenar sitzung dem AuSschußberichte, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über Änderungen der Wehrpflicht sowie dem Anträge Preußens wegen weiterer Anord-* nungen auf Grund deS 8 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial demokratie für Frankfurt a. M. feine Zustim mung erteilt. Der Ausschuß des Volkswirtschaftsrats beriet gestern über den Träger der Alter»- und Inva lidenversicherung. Nach langer Debatte wurde unter Ablehnung verschiedener Anträge die Regierungs vorlage angenommen, welche die BerusSgenossenschaften zu Trägern der Versicherung macht. Zwei Anträge „Endlich, endlich wieder wohler! Ach, ich wußte ja nicht, daß Sie schon hier unten seien." Sie entzog ihm ihre Hand in grenzenloser Verwirrung. „Mein Name ist Pinner, Doktor Konstantin Pinner, Philologe", führte sich dieser junge Mann gerade jetzt bei Marianne ein. Walter bemerkte seinen Verstoß. „Meine Schwester, verzeihen Sie, Herr Doktor, ich vermutete —" „Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen, denn Fräulein v. Alten und ich haben e» vorgezogen, den Abend in diesem idyllischen Schlupfwinkel ä äoui zu genießen." „Den ganzen Abend?!" Doktor Pinner verbeugte sich nicht ohne Ironie. „Zu dienen, den ganzen Abend! Die Zeit wurde uns durchaus nicht lang, nicht wahr, gnädigste» Fräulein?" Frieda nickte und lächelte dazu, solch ein traurige», zitterndes Lächeln. Aber Walter sah nur die Verwirrung in ihren die Farbe schnell wechselnden Zügen. Sein Herz krampfte sich zusammen. „Bitte, Walter, stelle doch vor", flüsterte Marianne ihm zu, und förmlich, als sei sie ihm eine ganze Fremde, nannte Schmidt Frieda v. Alten» Namen. „Ich Hobe schon soviel von Ihnen gehört*, sagte Marianne freundlich, „besonder- in der letzten Zeit, daß ich ganz neugierig auf Sie war." „In letzter Zeit", wiederholten Frieda» Gedanken, „ja, al» Wally und er sich bei Reichert» über mich lustig machten!" „Wie wunderlich, daß wir uns früher nie geseben haben", fuhr Marianne fort, „ich kam allerdings vie^
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