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Dresdner Journal : 06.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188903067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-06
- Monat1889-03
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- Dresdner Journal : 06.03.1889
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W55, Mittwoch, den 6. März, abends. 1889. »«»r»pe»t»r vr»»a»L vivrtoljkürllvk > U. -o kt., k« äs» LtUASil. ct«ut»ot>«n ko»t»a»t»It»a vivrtsl- Mdrllot» S tl; »u«»vrli»Id 4e» äeut«eb«Q N«ivd«> tritt kost- ooä 8t«wp«Irusol»1»^ tumu. it»kaQ<l1x»oss»x«dvNrv>: ^<lr äs» ti«tiu «uisr s»,p»It«ll80 2vils ^Isiosr 80tritt SO ?k. vator „tiui^«»>u>6t" äis Loll« LV kk. 8«,i k»b«ll«»- ooä Llklon»»»ti sot»l,r. Auk»oU1»^. Lrsctetooor out LoiLLtuus ä«r 8000- ooä koiort»^« »booä,. korosprvvk-^Lsvtlo«: Ur. 1285. Dres-nerMumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. L000N0»« r»o FottttLÜstkiu»««» »o»MLrt«» I^tx»tU: F> LranttZtetter, 6oouoi«looLr äs, Oro-äsor loaru«U»; L»olditr, L«rU» -Vt«» - «. U. L kvAier, L,rUo Vi,o Luodarx kr^ l^ipitss-kriultrart » H. Hü»ek«»^ L««t L/««-«, ?vt,-l^>oaoi»-L«rUL-rr«uälNut ». N -Stotl^^t. L t/v., L«rtio: /ovat,tten«ia»»L, SsrUt«: ü. 2t»Uter« ^oL^/oi^er,' S^mor«rr 0. ä'L/»ü»ä«r, N»U» ». » r Laroit L 6'0. U » r » o » » v d « rr Lvaijxl. Lrvsäitioo äs, Orosänor ^ooriuUi. Drvsäsu, Lvu»8«r»tr»»»« 20. t'sro«xlsvt-^o»vtto,i: Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 26. Februar. Se. Majestät der König haben dem Oberlehrer an der katholischen Domschule zu Bautzen Joses Anton Schmidek da» Verdienst- kreuz AUergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Keteqvaphische WaiHrichterr. Wien, 5. März. (W T. B) Nach überein stimmenden Informationen deS „Wiener Kremden- blatt»«" auS Belgrad und der „Neuen freien Presse' auS Wien gilt der Entschluß deS König- Milan, ehesten-, vielleicht schon morgen, eine Regentschaft Nistic einzusetzrn, um behufs Her- stellung seiner angegriffenen Gesundheit ins Aus land zu reisen, als feststehend. Über die Dauer der Reise, sowie darüber, ob dieselbe nur al- Bor läufer einer späteren Thronentsagung de« König- zu betrachten sei, find die Angaben noch schwankend. — Nack M tteilung der Wiener „Polit. Korresp." würde der ehemalige Justizminister im Ministerium Ristic, Avakumovitsck, mit dem Borfitz im neu zu bildenden Ministerium betraut werben. Buda-Pest, 5. März. (W.T B) Bei Beginn der heutigen UnterhausfitzungerinnerteCzatardaran, daß die Diäten de- Abgeordneten PulSzky schon seit lange gepfändet seien, derselbe daher nicht länger sein Mandat au-üben könne. Der Präsident erklärte, er werde die Sache dem Jncompatibilität-au-schusse zur Prüfung überweisen. In der hierauf fort gesetzten Wehrgesetzdebatte zog sich der Antisemit Komlossy durch seine Au-laffungen über die Juden- presse einen Ordnungsruf zu. Ler Justizminister führte in längerer Rede unter Anführung und Kommentierung der früheren Gesetze au-, daß die Bestimmung der Armersprache zu den Kronrechtru gehöre. — Ler Ministerpräsident Kalnoky trifft morgen mit Ministerialrat Klap« für einig« Tage hier ein. Dresden, 6. März. Zur Wehrgesetzberatuug im ungarischen Abgeordnetenhaus«. Die Opposition gegen das Wehrgesetz im unga rischen Reichstage hat dasselbe „grausamer Härten voll" genannt und al- solche besonders den tz 14. welcher, emsprechend der zehnjährigen Periode, bi« zur nächsten Wehrgesetzrevision da- Relrulenkontingent nor miert, die Verschärfung der Dienstpflicht für diejenigen einjährigen Freiwilligen, welche Vergünstigungen ohne Gegenleistung geniesten möchten, und endlich die deutsche Armcesprache bezeichnet. Dem gegenüber ist e» eine wichtige Wahrnehmung, welche inan au- einer sta- tistischen Arbeit der „Berl. Börsenztg." gewinnt, daß nämlich das österreichische Wehrgesetz auch in der neuen Form milder ist, al» da- französische und russische. Kurze Zeit nach dem Besuche Kaiser Wilhelm- II. in St. Petersburg entschloß sich Rußland, angeblich um die durch die Neuordnung des Wehrgesetze- vom 1l. Februar 1888 in Deutschland entstehende Kraft vermehrung zu paralysiren, zu einer Umgestaltung seines Wehrgesetzes durch den UkaS vom 4. Juli 1888. Die Dlenstpflichtigkeit wurde dadurch wie folgt nor miert: vom 20. bis 25. Jahre unter den Fahnen, vom 26. bis 38 Jahre in der Reserve, vom 39. dis 43. Jahre in der Opoltschenie (Reichswehr) für die in dieselbe direkt eingestellten Leute vom 20. bis 43. Jahre. Feuilleton. Lianen- Roman. Erzählung von «. Hasselbach. (F-rtsetz«,.) Sie ging noch eine kurze Strecke vorwärts, dann aber ergriff die lange zurückgehalteae Müdigkeit sie mit plötzlicher Gewalt und eine« großen, gegen einen Sandhügel geschleuderten Stein bemerkend, bedeckte sie ihn mit ihrem Burnus, um eineu Augenblick zu ruhen. DaS eintönige Murmeln der See drang herüber und erklang Lianen» ermüdeten Sinnen gleich einem Wiegenlied?. Sie wollte nicht einschlafev, und eine Weile hielt sie die schwarzen glänzenden Augen träge blinzelnd noch offen, dann aber wurden ihre Glieder schwerer, da» schwarze Hütchen, da- sie der Bequem lichkeit halber abgenommen hatte, entsank ihren Hän den, da- bleiche Angesicht erhielt einen Ausdruck tiefer Ruhe und in kurzer Zeit war Liane fest eingeschlasen. Der Turm am Ende der Landzunge oder vielmehr de- Watte», denn ein solche- wir e», war ein Leucht- türm, der von den Gästen de- Seebade- häufig be» suckt wurde, weil man von dort eine- gigantischen Ausblick» genoß. Auch in diesem Augenblick hielt ein offener Zweispänner vor dem großen massiven Ein- gang»vortal und der Kutscher rüstete sich zur Abfahrt. Sein Fahrgast, ein großer schlanker Herr mit braunem lockigen Haar, und einem braunen, im Einklang mü der herrschenden Mode spitz zugeschaitteven Bollbarl, Rußland verkürzt also den Dienst im aktiven Heere um 1 Jahr, erhöht aber die Reserveverpflichtung um 4 Jahre und hat statt 15 Jahrgänge sür die Opera tionsarmee nun deren 18, d h. 3 mehr. Gleichzeitig wurde da- Rekrutenkontingrnt von 235000 Mann auf 250 000 — -f-15 000 vermehr t. Derselbe UkaS befahl, daß die Leute der Reserve jährlich eine Übung abzuhalten haben und auch in der Opoltschenie Ein- beorderungen aller Leute stattfinden. Ebenso wurde eine Wehrsteuer von 4 biS 5 Rbl. per Kopf eingeführt, welche die im Frieden aus irgend einem Grunde rom Dienst befreiten Leute (rund 520000 jährlich) zu zahlen haben. Rußland verfügt im Frieden schon über 20 Corps, darunter 3 zu 3 Divisionen; im Kriege kommen zu den Eorps, die im Frieden nur 2 Divisionen besitzen, dritte Divisionen al- Reservesormationen. Dank der durch da» neue Weh geietz herbeigesührten Vermehrung der Jahrgänge für die Operatiollsarm^e läßt sich fe-ner eine größere Zahl von Reservedivisionen als bisher aufstellen, sodaß Rußland über ca. 70 Infanterie-, 21 Kavalleried'visionen velfügt, von denen 66 In fanterie- und 20 Resterdivifionen auf dem europäischen Sckauplatze auftreten dürften, d. h. weit mehr, als Österreich ohne das neue Wehrgesetz zu leisten >m stände war. Grund genug sür d e Änderung des Wehrg»setzes in Österreich-Ungarn war also schon durch die Maß nahmen in Rußland gegeben. Andere Motive sanden s'ch in dem richtigen Gesühl. daß Österreich-Ungarn seinen Bundesgenossen ein Äquivalent bieten müsse für das, was diese zu seinen Gunsten eventuell einzu setzen haben. Die Neuerungen in Frankreich ließen leicht die Notwendigkeit für Deutschland erkennen, für den Westen mit einem größeren Krästeeinsatz als bis her zu rechnen. Infolge des RelrutttrungSges'hkL ist die Tirnst- pflicht in Frankreich in der nachstehenden Weise fest« gesetzt: 3 Jahre in der aktiv« n Armee, 6 in der Re serve, 6 in der Territorialarmee (Landwehr) und 10 in der Reserve derselben (Lanosturm). Tie Summe der Dienstpflicht beträgt also 25 Jahre statt früher 20 Jahre, 16 Jahrgänge statt früher 15 für die OperationSarmee und dabei die Vermehrung des Re krutenkontingentes, von dem rund 150000 Mann eine dreijährige AuSblldung erhalten sollen auf durch schnittlich 180000 Monn statt früher 135000 Rech nen wir in organisatorischer Beziehung die Neulildnng von 16 Batterien ^wodurch die numeiifche Überlegen heit der französischen Artillerie über die deuftche auf 101 Batterien steigt) die Steigerung der Bespannung der sämtlichen französischen Banerien auf 6 Geschütze, wodurch die Befpaniiuigsvcrhältnisse ter französischen Feldartillerre überlegen werden und deren Mobil- machungsfchnelligkeit sehr wächst, die Erhöhung von 12 Jägerbataillcnen aus 6 Kompagnien und die An bahnung dieser Maßnahme auch sür die 18 übrigen, endlich noch die Bildung von 3 r euen Kavallerieregi mentern hinzu, so liegt wohl auch mit Rücksicht aus die Steigerung und Schlagfertigkeit der Wehrli ast in Frankreich die Notwendigkeit eines neuen Wehrgezetze» in Österreich-Ungarn klar aus der Hand. Wo sind anderenteils die „grausamen Härten", welche die Opposition dem Wehrgesetze vorwarf? In Österreich-Üngarn wird die Dienftpflicht in ihrer Dauer durch das neue Gesetz nicht geändert, sie er fährt im Gegenteil eher eine Verkü zung, da die Prä- senzpfllcht, statt wie b:sh?r mit dem 20 sortan m t dem 21. Lebensjahre beginnen wird. D:e Dienstpflicht normiert sich wie folgt: Vom 20. (neuerdings 21.) bi» 23. (neuerdings voraussichtlich 24.) Jahre im aktiven Heere (3 Jahre), vom 24. bi« 30 Jahre in der Reserve (7 Jahre), vom 3l. ins 32. Jahre in der Landwehr (2 Jahre für diejenigen, die aus der der in seinem Hellen Rei'eanzuge mit den gelben Lederschuhen und dem Krimstecher schon von weitem sich al» Tourist verriet, auch wenn der rote Bädeker, diese Visitenkarte unserer modernen Vergnügung-rei senden, ihm nicht aus der Rocktasche heruusgelugt hätte, fütterte die Pferde mit Zucker. „Steigen Sie rin, Herr, es ist Zeit!" mahnte der Rosselenker. Der Fremde ließ noch einmal seinen Blick über die unendliche Wasserfläche schweifen, nahm den brert- krämpigen, weichen grcuen Filzhut ob und sog den salzigen Hauch ein, der in vollen Zügen kräftig land einwärts wehte. „Wunderbar schön!' mmmelte er vor sich hin, und sem etwas blasierte» Gesicht mit den dunkelblauen Augen belebte sich. „Wir kommen also noch gut hinüber?" wandte er fick dann zu dem am EivgangSthore stehenden Lotsen, der das Trinkgeld vergnügt in der Hand drehte und den Abreisendeu zu schaute. „Gewiß, Herr, wenn der Jürgen gut sährt, und der weiß, was er seinen Tieren zutrauen darf. Außer dem k«nnt er das Wasser wie kein zweiter in der ganzen Gegend In dem seiner Kutsche sind Sie sicher wie in Abraham» Schoß," fügte er, seinen eigenen Witz begrinsend, vergnügt Hinz«. „Hü, hott!" Der Herr hatte sich behaglich in der Ecke de» Wagen» niedergelass» n, eine Zigarre augezündet und auch dem Kutscher einen Stengel de- feinen Kraute» angeboten; dann ging'» im Galopp von dannen. „Aber Jürgen, Ihr rast ja, al- wolltet Ihr den Teufel einholen." „Muß wohl sein, Herr, sonst holt er uv- ein." Reserve übertreten), vom 33. bis 37. Jahre Land sturm I. Aufgebot- (5 Jahre), vom 38. bi- 42. Jahre Landsturm II. Aufgebots (5 Jahre), total 22 Jahre Dienstpflicht Für die Öperationsarmee kamen in Frage: 12 Jahrgänge und vielleicht ein Test deS Landsturmes I. Aufgebots, jedoch erst in 2. Linie. Total 12 X 95000 -i- 12 x 23000 (direkt in die Landwehr eingestellte Leute) -- 960000 -i- 250000 nach Abzügen, d. h. rund 1 200 000 Mann. Rußland hat 18 Jahrgänge, Frankreich 16 sol cher sür de Opeiationsarmee in Rechnung gezogen, Österreich Ungarn nur 12; in Rußland dauert die Wehrpflicht total 23, in F aukreich 25 Jahre, in Österreich 22. Frankreich schulte seine „Douriem« portioa" bisher 10 Monate, neuerdings gieb» eS eine lolcke überhaupt nickt mehr, die „Disponibles^, die man der Ersatzreseive gleichst» llen kann, sollen 4 Mo nate dienen; Oesterreich verlangt von seiner Ersatz reserve viel weniger. Frankreich stellt neuerdings nach dem Rekru'ieiungsgesetz durchschnittlich 170000 Re kruten ein, Österreich, welches dieselbe Bevölkerung hat wie Fravsteich, nach dem neuen Gesetz nur 105000 in das stehende Heer, 23000 in die Landwehr; Ruß land reiht me r als das Doppelte des österreichischen Rekruten-Kontingrnts ein. Tie Tienftpflicht in der Landwehr — nach dem neuen Gesetz in Cislei- thanien 1 Jahr, in TranSleithanien 2 Jahre — bleibt hinter der Normaldicnstzeit in Frankreich noch nm 2, re p. 1 Jahr zurück Was die neue Normie rung der Drenstpfliät d»r Einjährigen betrifft, die gestattet, dieselben, falls sie nicht die genügende Vor bildung zu Reserveoffizieren in dem ersten Di»nstjahre erreichen, ein zweites Jahr unter den Fahnen zu hal ten, so können wir eine Hrrte darin um so weniger finden, als man >n Frankreich die Institution der Einjährig-Freiwilligen gänzlich abzuschaffen im Be griffe steht und es rn Österreich-Ungarn in tue Hand ler belltffenden jungen Leute gegeben ist, ob sie sich durch Eifer die Vergünstigung der einjährigen Dienst zeit und Beförderung nach dieser erwerben wollen oder nicht. Daß Österreich ein weit niedrigeres Kriegs und Marinebudget hat als Frankreich und Rußland (pro 1889/90 geschätzt zu 942 330534 bez. 992026128 Frcs.) bedarf kaum der Erörterung. In Francs uwgeseyt verlangt Österreich pro 1889,90 em Kriege- und Marinebudg't von 407 419428 Frcs., d. h. 6,55 Proz d r G'samleipnahme, wahrend sich dieses Verhäbnls bei Rußland auf 29,96 Proz, in Frankreich auf 25 99 Proz stellt. Da- neue Wehrgesetz stellt also weder an die per sönliche Leistung seiner Staatsangehörigen noch an deren pekuniäre so hohe Anforderungen wie Franl- reich und Rußland Der Staat fordert, was zur Erhaltung seiner politischen Stellung und zur even tuellen Durchführung feines politischen Willens mit Waffengewalt unumgänglich notwendig ist — mehr nicht. Die Opposition, welche sich gegen diese For derung richtet, versündigt sich einfach an der Groß- machtsiellung des Reiches. Lagesgeschlchle. Dresden, 6. März In den Paradesälen deS königlichen Residenzschloffes fand gestern zum Schluß der diesjährigen Karnevaltfestlickkesten ein großer Hofball sta'.t, welchem Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzen Friedrich Angust, Johann Georg und Mox anwohnten. Fecner waren anwesend Ihre Durchlauchten der regierende Fürst Reuß j. L-, Prinzessin Luise zu Schleswig-Holstein, Erbprinz Wilhelm und Prinz Ferdinand v. Hohenzollern, Fürst und Fürstin v. Hohen „Eilt eS so?" „DaS Wasser ist tückisch, oft kommt es schneller als man denkt, und eS wäre doch schade, um uns zwei, Herr, wenn wir verloren gingen, Sie als der nobelste Herr, d«r mir bis heute vorgekommen, und ich als der i obelste Kutscher, wie Sie jo leicht keinen zweiten in der Gegend finden sollen." ES würde mir allerdings schlecht passen, dachte der Reisende. Arme Frieda, wie würde sie erschrecken, wenn sie statt des Brautgewandes Trauerkleider rüsten sollte. „Aber was ist das? Jürgen, haltet ein mal an." „Da- können S>e gut sagen, Herr. Ich fühle es in der Luft, daß da» Wasser uns auf dem Rücken sitzt." „Aber da im Sande sitzt eine Dame und schläft. Die muß unfehlbar ertrinken, wenn wir uns ihrer nicht annehmeo." „Wahrhaftig, da ist solch tolle» Weibsbild hinau»- gelaufen", sagte Jürgen, die Rosie anhaltend. „Aber ge schwind, Herr, wir dürfen keine Zeit verlieren." Der andere öffnete den Wageuschlag, sprang leicht und elastisch heraus und stand »m nächsten Augenblick vor Lianen. „Fräulein!" Jäh öffnrte die Schlafende die Augen, stieß einen leisen Schrei aus und starrte den vor ihr Stehenden, erschreckt an. scherzhaften Tones, wie um die über- raschte zu beruhigen, sagte der: „Verehrte Unbekannt«, ein edler Ritter bittet Sie, sich sofort zu erheben und in diesen Wagen zu steigen, Sie sind .. „Mein Herr Sie irren sich, wenn Sie Abenteuer suchen. Ich bin eine Dame und — Frau.' lohe-Langenburg mit Prinzessin-Tochter und Prinz Karl v. Bentheim-Tecklenburg. Zu dieser Ballfestlichkeit waren sehr zahlreiche Einladungen ergangen. Die Ballmusik führte daS Musikcorps des 2 Gre- nad>rregiments ans. Den Kammerherrendienst bei Sr. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 4. bi» 16. d. Mts der Kammerherr v. Helldorf auf Böhlen übernommen. * Berlin, 5. März. Se. Majestät der Kaiser erteilte heute zahlreiche Audienzen. — In der heutigen Sitzung des Bundesrate wurde der Gesetzentwurf eine» NachtraMtats sür 188990, der Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleche für Zwecke der Verwaltung des Reich-Heeres und der Gefetzeniwurf über Besteue.ung des Zucker» den zuständigen Ausschüssen zur Vo.beratung über wiesen. — Im Königreich Preußen sind bekannilich auf dem Wege der Polizeioerordnung Bestimmungen über die Einrichtung und den Betrieb von Dampf« fässern erlassen und darin zur Ausübung der in dieser Hinsicht notwendigen Untersuchungen und Kon trollen außer den Dampfkesselrevisoren und den zur Vornahme von amtlichen Druckprobea an Dampf kesseln ermächtigten Vereinsingenieuren auch die Be auftragten der Berufsgenossenschaften sür befugt erklärt worden. Das Relchsvrrslckerung amt hat nun Ver anlassung genommen, die Vorstände der gewerblichen BerufSgenosseiischasten in Preußen aufzusordern, sich darüber zu äußern, ob die angestellten Beauftragten zur Übernahme der gedachten Funktionen geeignet und verfügbar sind. Diese Übernahme ist geeignet, eine Entlastung der Genossenschaftsmitglieder insofern herbeizuführen, als sich die Prüfung der Dampffässer in vielen Fällen wohl mit der Revision der Betriebe vereinigen läßt und jount vermieden wird, daß eine Mehrheit von Revisionsbeamten in dem Betriebe zu verschiedenen Zeiten und nach verschiedenen Richtungen hin thä ig wird. So ann dürfte die Stellung der Berufsgenossenschasten und ihrer Beauftragten über haupt, sowie ihr Verhältnis zu den staatlichen Auf sichtsorganen durch die ui Aussicht genommene Heran ziehung der Beauftragten günstig beeinflußt werden. Endlich kann die den Beauftragten aus der Prüfung der Dampffässer erwachsende Rebeneinnahme auf eine Ermäßigung der aus Genossenschastsmitteln sür die Überwachung der Betriebe überhaupt aufzuwendenden Mittel hinwirken, während andererseits den B.auf- tragten eine Erweiterung ihrer Zuständigkeit nur er wünscht sein kann. Aus allen diesen Gründen ist kaum, daran zu zweifeln, daß die Berufsgenossen schasten, soweit sie Beauftragte angestellt haben, die in Aussicht genommene Verwendung der Beauftragten fördern werden. — Im Jahre 1888 sind nach dem neuesten Be richte des Reichs-Kommissars sür da» Au-wander- ungLwesen 80671 Deutsche über deutsche Häfen nach überseeischen Ländern ausgewanüert. Die Zahl ist um 1198 gegen da» Jahr 18»7 gestiegen. Wa» die Staaten bez Landestrile der Herkunft der Aus wanderer brtrifft, so zeigt sich daber für beide Jahre fast da» gleiche Bild. Im Königreich Preußen neh men di« einzelnen Provinzen fast genau in derselben Reihenfolge an der Auswanderung teil, nur das Ver hältnis von Posen und Westpreußen, den beiden in dieser Beziehung am meisten beteiligten Provinzen hat sich geändert. Während im Jahre 1887 West preußen mit 11978 Auswanderern a» der Spitze der preußischen Landesteile stand und Posen mit 8690 erst in zweiter Linie sich befand, ist sür 1888 letztere Provinz mit 11731 und erstere mst 10969 Aus wanderer! verzeichnet. ES folgen sodann Pommern - - Sie hatte sich schnell erhoben, mit rascher Hand bewegung die Haare geglättet und stand nun stolz vor dem Ruhestörer. „Eine desto größere Ehre wird eS sür mich sein, in Ihrer Gesellschaft zu fahren", meinte der andere lächelnd und setzte dann ernst hinzu: „Mir ist jeder Gedanke an ein Abenteuer fremd! Sie schwebten in der That in einer großen Gefahr, meine Gnädige, und ohne unser Hinzukommen wären Sie rettungslos verloren gewesen. Ich begreife nicht, daß, selbst wenn Sie fremd sind mit den Eigentümlichkeiten des Meere-, Ihnen die Warnungstafel entgangen ist. Ja einer Viertelstunde wird hier alles vom Wasser bedeckt sein. Ich muß Sie übrigens jetzt ernstlich bitten, nicht einen Augenblick mehr zu zögern, sonst . . ." „Wenn sie nicht will, Herr, so lassen sie sie doch," schrie Jürgen ungeduldig. ,Lch habe füns Rav gen zu Hause und der Herr hat auch keine zwei Leben zu verschenken Sehen Sie, wie die Pferde schon unge duldig werden und in der Luft schnuppern." „Ich heiße Hartmann," sagte der Fremde, höflich den Hut ziehend, „und hoffe, daß Sie jetzt, aachdem aller Etikette Genüge geleistet, sich nicht läuger mehr sträuben werden, die Hilfe eines Unbekannten anzu- uehmen." „Frau v. Schönemann" — stellte sich Liane vor, die jetzt deu Ernst der Lage erfaßte, und schon in der nächsten Minute fuhr der Wagen in verstärkter Eile von dannea. Eine Weile schwiegen die beiden, auf so sonder- ba»e Weise zusammengekommen, daun begann Hart mann: ,.Jch muß annehmen, gnädige Frau, daß Sie erst ganz kurze Zeit hier verweilen, sonst würde« tzi^
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