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Dresdner Journal : 09.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188904095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-09
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Journal : 09.04.1889
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O83. Dienstag, den 9. April, abends. IE. Vv»»ss»pr»1» r kür vroodon viettajjlUrrllvd 2 K. bv kt., bst a«o Laioorl. deutaolren ?v»t»n,ta!tvo viottal- jtbrtiob 8 K; »u»»erb»Ib des dsutacdon Lsiobo« tritt kost- und 8t«mp«lLused1a^ iürmu. Trttt k »cktxuoxsxedNbrev r bUr dvn liauw sinvr av»pult«ll«n 2sile Usioor 8obritt SV kk. Vater „Lur^vsaudt" drv 2oils bv kk. Loi TadoUa»- und 2i8«rrm»t» »etspr. Auksvlrla^. ürsobetavar Unlieb mit ^ommbmv der 8oaa- and keisrta?« »d«nd». kerasprecb Xoseblas»: lir. 1LSS. DresdnerZoumal. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Uunstgeschichte. Tnnakmv r»> Trttllludliriu»»»» »»iMärw» Lstx-tU: >> Lra^<t««ett«r, Oommiooionllr de» vresdoer äoarnal», Smadur- L«rUn-Vl«n-l.«1p»1z-L»»«l Lr«it»a-kr»»SNu1 ». ».: Lomrerutein L ko-jer, SorUn Vi«n Saindarg ?r»^ l.«tpii^ rr»n>ttatt ». N Niiucden: L«<i. äto««, k»rt» - I-ouäon - S«rt1n -kraalttatt ». 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Trotzdem ist es unverkennbar, daß der russische Einfluß auf den Balkanstaaten in den letzten Jahren entschieden un Zunehmen begriffen ist und daß die Vorkämpfer der russischen Pläne nicht ohne Erfolg für die Sache des Panslawismus gearbeitet haben. Besonders auffällig wird dies durch die jüngsten Vorgänge in Serbien dargethan. Durch die Abdankung König Milans ist dort ein Zustand geschaffen worden, den jeder unbefangen Denkende als einen ausgesprochenen Erfolg Rußlands an sehen muß. Und daß man in betreff Bulgariens und Rumä niens aus ähnliche Erfolge hofft, wurde in der panslawi stischen russischen Presse ganz unverhohlen ausgesprochen. Diese Auslassungen verd enen deshalb ewige Beach tung, weil es in Rumänien thaisächlich in den letzten Tagen zu einer MwffterkrisiS gekommen ist, welche dahin führte, daß das Minlslerium Rosetti Earp von der Leitung der Geschaste zurückirat und der Führer der Konservativen, Lascar Eä-argia mit der Neubil dung des Kabweks beauftragt wurde. Wenn man nun zwar auch nicht sagen kann, daß ein Ministerium Eütarglu es sich besonders angelegen sein lassen würde, die Freundschaft Rußlands zu suchen, so erscheinen doch die Aussichten der Russenfreunde, in Bukanst die Dresden, 9. April. Die rumänische Thronfolge. Oberhand zu gewinnen, gegenwärtig weit günstiger als vorher. Die panslawistische Presse nimmt in richtiger Erkenntnis dieses Umstandes die Gelegenheit wahr, das Eisen zu schmieden, so lange es beiß ist und richtet ihre Angriffe vor allem gegen den König selbst, den sie seine Vorliebe für Deutschland und Österreich als schweres Verbrechen zum Vorwurf macht. Auch die jüngst erfolgte Proklamierung des Prinzen Fer dinand von Hohenzollern zum Thronfolger wird von ihr zum Anlaß der heftigsten Ausfälle gegen den König genommen. Von dem „Hamb. Corrrsp.* wird dies Gebühren der russischen Panslawisten einer ebenso scharfen als zutreffenden Kritik unterzogen. Das Blatt sagt: Den ersten Rang unter den Balkanstaaten nimmt Rumänien ein, sowohl seiner Volkszabl nach, als weil es sich schon länger einer bevorzugten Stellung unter den türkstchen Vasallenstaaten erfreut hatte, als es seinem tapfer» und klugen Fürsten aus hohenzollern- schem Hause gelang, ihm die volle Unabhängigkeit zu " gewinnen. Diese volle Unabhängigkeit Rumäniens ist na türlich den Panslawffteu ein fchwerer Dorn im Auge. ES wär: ihnen sehr viel lieber, wenn das Land ein Vasallenstaat der Türkei geblieben wäre, nachdem sie sich Haden überzeugen müßen, daß es kern russischer Vasallenstaat sein will. Da aber an die Rückkehr Rumäniens unter die Oberhoheit des Sultans nicht zu denken ist, so versuchen sie wenigstens die alte Bo- jareuherrichafl wieder ins Leben zu rufen, ja das alte HoSpobariat mit Einsetzung der Familie Luza, wenn auch unter nominellem Königstitel, zu erneuen, um der Zerrüttung des Landes und damit seiner Beherr schung durch Rußland die Wege zu ebnen. In welcher unverantwortlichen Weste mit direkter Unter stützung durch den russischen Gesandten Hitrowo in Bukaiest nach dieser Richtung hin gearbeitet wird, ist bekannt. Unverantwortlich erscheint es namentlich, daß man russischerseits auch die Person des Königs Karl nicht schont, schon weil man sich in Rußland, dessen Existenz so zu sagen an der Person des Zaren hangt, aufmerksam hüten sollte, irgendwo dem monarchischen Prinzip zu nahe zu tret n. Denn daß die Raffln noch ein Gedächtnis für die hochwichtigen Dienste hätten, die ihnen König Karl vor Plewna geleistet hat, ist nicht anzunehmen. »^:r ihre Agitation gegen die bestehende Ordnung in 8 rmänien juchen sie deshalb auch mit besonderem Eiser den Umstand auszunutzen, daß König Karl ohne direkte Leibeserben ist. Auch dieser Fall ist freilich in der rumänischen Verfassung vorgesehen. Aber was bedeuten Verfassungen oder Verträge für die russische Unwissenheit oder Willkür?! So behauptete noch erst kürzlich die „Nowoje Wremja* in gewohnter Unver schämtheit, der tmderlose König Karl habe gar nicht über feinen Nachfolger zu bestimmen, und wenn er überhaupt sortfahre, sich wie bisher dem russischen Einflüsse zu entziehen, jo habe er sich auf das Schick sal des Battenbergers gefaßt zu machen. Denn Ru mänien liege der rufsischen Grenze noch näher als Bulgarien. War man trotzdem in Petersburg hin und wieder so anständig, von den Bestimmungen der rumänischen Versüssung Notiz zu nehmen, so betonte man wieder, daß diese Bestimmungen vom Könige vernachlässigt würden. Nichtsdestoweniger hätte er diesen Leuten einen Gefallen gethan, wenn er selber die Versüssung unbeachtet gelassen und den Einflüsterungen Gehör ge geben hätte, die ihm die Adoption eines Sohnes des Fürsten von Wied, des Bruders der Königin Elisabeth, nahe legten. Wäre doch damit die Thronfolge dem , Hause Hohenzollern entzogen worden, wenn sie gleich > immer noch in deutschen Händen blieb. Es stand ! indessen fest, daß, nachdem der jetzt regierende Fürst Telegraphische Wachrichten. Berlin, 9. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Generalarzt Ur. v. Lauer, Exzellenz, ist heute nacht hier gestorben. Paris, 9. April. (Tel. d Dresdn. Journ.) Die „Republique srancaise" bezeichnet als Helfershelfer Boulangers, denen besonders da« Dekret, betreffend die Einsetzung deS SenatSgerichtS, gelte, den Gra fen Dillon, Rochefort, General du Barail, Laguerre und zwei Pariser Journalisten. — Die „Autoritv" meldet, daß 248 Zusatzanträge zu dem Entwurf, betreffend daS Verfahren vor dem LenatSgerichtS- Hofe, eingegangen sind und meint, daß eö sich nun darum handele, diese Amendements durch die Vor frage in Bausch und Bogen zu beseitigen. London, 9. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Daily New«" melden auS Teheran, die per sische Regierung hätte einen Vertrag mit Ruß- land unterzeichnet, kraft dessen die Festung Kelat- nadir an Rußland abgetreten wird. Bukarest, 8. April. (W. T. B.) DaS neue Kabinett, in welchem LaScar Catargi den Vorsitz übernehmen soll, und welchem auch Demeter Bra- tiano und VerneSco aogehören würden, soll au« Elementen der alten vereinigten Opposition mit Ausschluß der Junimisten gebildet werden. Die Konstitutierung de« Kabinetts stößt jedoch noch auf Schwierigkeiten, da ManoS und Lahovary, die als Minister in Aussicht genommen find, sich weigern, in ein Kabinett einzutreten, welchem VerneSco angehört. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. In Gemäßheit deS tz 52 des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886 (Reichs - Gesetz - Blatt Seite 132) und im Anschluß an die Bekanntmachung vom 9. November vorigen Jahres (Dresdner Journal Nr. 265) werden nachstehend die Namen und Wohnorte der zu dem hiesigen Schiedsgerichte sür die Betriebe der Königlich Sächsischen Forstverwaltung gewählten Beisitzer und deren Stellvertreter bekannt gemacht: der von der Direktion der ForsteinrichtungSanstalt zu Dresden ernannten der von den wahlberechtigten Ortskrankenkassen aus den Kreisen der Arbeiter gewählten Schiedtg erichttbeisitzer. Stellvertreter. EchiedSgerichtsbeisitzer. Stellvertreter Oberförster Johann Friedrich 1) Oberförster Ehrtstian Hein- Ernst Fürchtegott Uhlig in 1) Friedrich Arnold in Mulda, August Schulze in Lohmen. rich Sch umanu iu Specht»- LämmerSwalde, Waldarbeiter Waldarbeiter aus Frauen- Oberförster Gustav Otto Lasch Hausen. 2) ObersöisterKurtOttoMühl- mann im Forst ban» zum FischhauS bei Dresden. t) Oberförster Georg Ludwig aus Einsiedler Staatssorstre- vier. Ernst Kaden in Deutjchkatha- steiner (Muldaer Wald) Staatssorstrevier 2) Karl Friedrich Kadner in Neuhausen, Waldarbeiter aus Einsiedler Staatssorst revier. 1) Fürchtegott Leberecht Zim« in Steinbach. Ettmüiler in Ullersdorf. rinenberg, Waldarbeiter aus mermann inMulda,Wald- Dresden, am 4. 2) Oberförster Paul Alfred Boogt in Langebrück. April 1889. M i ll i st e r i u m v. Nostitz Hirschberger Staatssorstrevier. des Innern. -Wallwitz. orbeiter aus Frauensteiner (Muldaer Wald) Staatssorst revier. 2) Ferdinand Kaden in Seiffen, Waldarbeiter aus Hirschberger Staatsforftrevier. GerSdors. Feuilleton. LiaueuS Roman. Erzählung von A. Hasselbach. (Fortsetzung.) Das Geräusch verstummt. Vorsichtig werden die Zweige geteilt; irgend jemand, der Kunde haben muh von der Zusammenkunft, übersieht den Platz. Barm herziger Hinimel, ick bin verloren, denkt Liane. O, die Todesangst der Sekunde! Im nächsten Augenblick erscheint eine männliche Gestalt am Saume des Wal des: Karl Bunsen. Mit schnellem Blick hat er die Lage übersehen, und — noch ist es nicht zu spät! An dem Gemäuer sich bergend hat er Liane schnell erreicht. „Vertrauen Sie wir nur dieses einzige Mal im Leben*, flüstert er ihr zu, umschlingt ihre leichte Gestalt und mit einem Arm sie haltend arbeitet er mit elastischer Kraft am Gestein sich empor zu einem nur teilweise zertrümmerten Turmgemach. Dort ist man, wenn auch nicht sicher, so doch wenigstens vor dem Blick deS Borüberspähende» geborgen. Machtlos ruht sie in seinen Armen. In ihrem Auge steht erne stumme Frage und nachdem er sie sanft auf einen Mauervorsprung niedergelassen, er klärt er leise: „Julius Leistner folgte Ihren Schritten. Zum Glück kenne ich Weg und Steq hier genau und mich durch den Wald emporarbeiteud kam ich vor ihm an. Jeder Augenblick kann ihn herführen, aber er findet dann wenigstens nicht Sie.* „Großer Gott, wer kann mich verraten haben*, stammelte Liane. „Giebt es vielleicht einen Brief, der den Studenten eingtweiht haben kann? Ich sah ihn auf der Land straße einen Zettel oufnehmen, les-n und dann plötz lich die Richtung verändern, worauf ich ein Gleiches that und so eigentlich aufs Geratewohl hierher kam." Nein, den Brief hat sie noch immer feit an ihre Brust gepreßt. Unwillkürlich, tief errötend, öffnet sie die Hand, aber — ein furchtbarer Schreck durchzuckt sie — was sie in der Verwirrung gar nicht gewußt, sieht sie nun, sie hält dar leere Eouvert. „So muß ich zu ihm, ihm besst hen — 'ch kann ihn da« icht allein durchkämpsen lassen", fugt pe, sich emporrichtend. Doch ihre Kräfte versagen den Dienst und machtlos sinkt sie gegen die Mauer zurück. „Ich muß »hm belfen, ich muß ihm helfen", murmelte sie. „Aber vielleicht ist es gut so — erfahren müssen sie es ja doch. Sie denken wohl recht gering von mir, Herr Bunsen", wendet sie sich jetzt plötzlich an ihn, der ihr gegenüber an der Mauer lehnt; zum ersten Mal im Leden zeigt sie rhm, daß sie um feine Achtung bangt und der Ausdruck bitteuder Hilflosigkeit auf ihrem Antlitz verschönt sie mehr, als irgend eine andere Regung eS gethan haben könnte. ,O bitte, gnädige Frau, Sie dürfen mich nicht zur Kritik Ihrer Handlungen herausfordern * „Sie dürfen nicht schlecht von mir denken! Wenn auch der Schein gegen mich spricht, es ist da» erste und hoffentlich auch da« einzige Mal, daß Herr Hart mann und ich uns so begegnen wollten. Aber wir müssen uns verständigen, welch« Wege uns zur end lichen Vereinigung führen — und so — so — aus diesem Grunde sehen Sie mich in dieser peinlichen Lage*, schloß sie tief errötend. „Ich enthalte mich jedes Urteils über Ihr und Herrn Hartmann- Vorgehen", sagte Bunsen ernst. „Wollen Sie ihm nicht wenigstens ein Zeichen geben, daß er sich entfernt? Denken Sie! jo unvor- bereiiet. Und der Zorn, die Vorwürfe vom jungen Leistner — wenn er erscheint —" „Es thut mir leid, aber durch solch ein Vorgehen würde ich den ganzen für Sie so mühsam errungenen Vorteil aufs Spiel setzen. Auch mich darf Julius Lerstner hier nicht erblicken, er würde da« Spiel so fort durchschauen. Und wie die Vcrhältniss: sich ge stalten mögen, ich will nicht, daß die Familie Leistner Jlnen jemals den Vorwurf irgend einer Nachgiebig keit gegen Herrn Hartmann machen kann. Und wenn Sie den Rat eine» Ihnen wahrhaft ergebenen Freundes avnehmen wollen, so verschweigen Sie selbst Herrn Hartmann Ihren heutigen Gang, fordern Sie ihn zu einer offenen ehrlichen Zusammenkunft unter dem Schutze der Baromn auf. Da- wäre meine Meinung." „Großer Gott, hören Sie nicht? Ich glaube, sie sind zusammen", rief Liane, krampfhaft Bunsens Arm erfassend. „Sie werden sich töten, ich muß hinab." „Und wie würde Herr Hartmann Ihnen solch plötz liche Dazwischenkunft, die ihm die Angelegenheit viel leicht verschlimmert statt erleichtert, danken? Und glauben Sie nicht, gnädige Frau, daß Iuliu-Leistner Sie schonen würde, oder Herrn Hartmann um Ihret willen! Wen» eine dritte Person nötig wird, dann bin ich da." „Er wird ihm alles sagen, und ist so allein in der schweren Stund«*, bracht« Liane kaum hörbar hervor von Hohenzollern und der Erbprinz Wilhelm auf daS ihnen vorbehaltene Recht der Nachfolge in Rumänien verzichtet hatten, der zweite Sohn, Ferdinand, der Nachfolger des Königs Karl fein würde. Nicht minder weiß man, daß sich der junge Prinz für seinen hohen Beruf gewissenhaft vorbereitet hat. Aber auch das ignorierte man absichtlich. Man behauptete, daß Prinz Ferdinand kein Wort rumänisch verstehe. Auch sei er Katholik, obgleich die Verfassung vorschreibe, daß der rumänische Thronfolger in der griechisch-orthodoxen Religion erzogen sein müsse. Man hob endlich her vor, daß er — ein besonders großer Stein des An stoßes — im ersten preußischen Garderegiment zu Fuß diene, während er schon vor 5 oder 6 Jahren seinen Platz im rumänischen Senat hatte einnehmen müssen. Alle diese doshasten Unterstellungen finden nalür- lich in der französischen Presse den lebhaftesten An klang, die bereitwilligste Unterstützung. Man zweifelt keinen Augenblick an ihrer Wahrhei' und überlegt es sich auch keinen Augenblick, daß bis dahin die Mög lichkeit einer direkten rumänischen Thronfolge noch durchaus nicht ausgeschlossen war. Schon dieser Um stand mußte das möglichst lange Hinausschieben der Übertragung der Nachfolge an den Priuzen Ferdinand nicht bloß erklärlich, sondern notwendig erscheinen lassen. Demuugeachtet hat jetzt die Angelegenheit ihre definitive Regelung gefunden. Der genannte Prinz ist am 26. März, dem 8. Jahrestage der Er hebung Rumäniens zum Königtum, in den Senat eingesührt worden und hat den Titel eines Prinzen von Rumänien erhalten. Er nimmt von nun an seinen dauernden Aufenthalt in dem Lande, welches er dereinst zu regieren berufen ist. Sowohl im Parlament als in der Bevölkerung ist der Thronfolger mit großer Sympathie und leb hafter Freud: begrüßt worden. Nur ein panslawisti sches Blatt, der „Adeverul*, hat seinem Ärger Luft gemacht. Nichtsdestoweniger ist zu wünschen, daß König Karl noch recht lange mit derselben ruhigen Sicherheit wie bisher seines hohen und schwierigen Amtes waltet. Hat er doch zugleich eine große Ver antwortlichkeit vor Europa zu tragen, da er gleichsam als Hüter dcs Thores bestellt ist, welches Rußland zu nächst besitzen mußte, wollte es seinen verderblichen Ge lüsten nach dem Besitz der Balkan-Halbinsel und Konstan tinopels die Zügel schießen lassen. Bequemer wäre es, den Turchzug zu erkaufen, aber so lange ein Hohen- zoller in Bukarest fitzt, wird Rußland auf dieses er probte Mittel verzichten müssen. Dringend zu wün schen ist nur, daß ganz Europa ebenso enischlossen wäre, seiner Pflicht in der Zurückweisung der russischen Übergriffe zu genügen, wie niemand wird daran zweifeln dürfen, daß König Karl seiner großen Auf gabe gewachsen ist. Lagesgeschichte. * Berlin, 8. April. Se. Majestät der Kaiser hat nachstehende allerhöchste Kabinettsordre, die krieg»- gemäße Ausbildung und Besichtigung der Truppen betreffend, erlassen: Nachdem nunmehr auch die Exerzierreglement- sür die In- santerie und sür die Fcldartillerie mit den in der Einleitung zur Felddienstordnung vom 23. Mai 1887 niedergelegten, von des hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm l. Majestät aus drücklich gebilligten Grundsätzen in Übereinstimmung gebracht worden sind, gebe Ich der Ermattung Ausdruck, daß die letz- teren sottan in vollem Umfange als Richtschnur sür die Aus bildung der Truppen aller Waffengattungen dienen weiden. Insbesondere bringe ich in Erinnerung, was dort über die Aus bildung der Offiziere und Unteroffiziere des Friedens- und des Beurlaubtenstandes sowie über die Notwendigleit gesagt ist, zu allen Jahreszeiten den Felddienst zu betreiben und die Pferde in leistungsfähigem Zustande zu erhalten. Die im Jusanterie- exerzierreglement, Teil II Nr. b bis 11 und 118 biS IS1 und 123 bi- I2b, für Gefechtsübungen .aufgestellten Grundsätze gelte» sinngemäß sür die gleichartigen Übungen der Kavallerie, von Der Wortwechsel drang bald gedämpft, bald deut licher herüber, anfangs nur die Stimme de» Studenten, der in starkem Tone Rechenschaft forderte, dann be schwichtigend, gedämpft Hartmanns Auseinandersetzung. Zuweilen, in schneidender Kritik, lachte der Student höhnisch auf, nach und nach aber, wenn die Unter redung auch noch immer lebhaft geführt wurde, ward die Stimmung gemäßigter. Zuletzt schien man sich zu verständigen und die Lauschenden konnten ganz deutlich die Unterredung vernehmen. „Sei doch vernünftig, Iuliu», und leye nicht sol chen Wert aus das dumme Blatt, das in dem Zu stand einer Exaltation, wie sie eben nur der Künstler kennt, verfaßt wurde und, ich leugne e» nicht, aller dings ein großes Unrecht gegen Frida war " „Sieh mal an, es war wirklich ein Unrecht gegen Frida? Diese Erkenntnis beweist entschieden einen hohen Grad sittlichen Gefühl-", höhnte der Student. „Aber Lu siehst doch, daß sie gar nicht gekom- men ist . . ." „Da» ist ein Glück für Dich und für sie, denn im anderen Fall würde ich noch in dieser Stunde einen Familienrat zusammen gerufen haben. Jeden falls aber werde ich mich mit meinem Vater be reden " „Julius, wenn Du das thust, reise ich noch heute ab. Denke an Fridas Jammer, die «ich liebt, und die ich liebe." „Na ich danke; daS geht über meinen ehrliche» Verstand", sagte Iuliu» Leistner. „Und welche Rolle hast Du denn, wenn ich fragen darf, dieser geliebten, teuren Liane in Deinem Leben zugedacht?' (Fottsqzm., solgi.)
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