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Dresdner Journal : 16.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188904165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-16
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1889
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W8S. Dienstag, den 16. April, abend«. »o»oxspr«t», kÄr vreiäsa viortossitbrUeb > Ll. bv kt., d«i ä«v Luivvrl. ckoukebeu ko»t»u,t»Itoa visrtsl- jNKrliob 8 it.; »os»srb»Id Le« ck«ut»obvi» Kviob« tritt ?o«t- uvä 8tswp«lLU»ota»K tiin-n LuKkluätxouxit^dabre» r l-ür äsv ItLuw eu»sr ^»P^Itsos» 2oils Usiuor 8ot»ritt SV kk. Ovtsr Lis 2«Uv -0 kk. ö«i DuboUo» uuä 2iü«rL»«t» svtvpr Aukvvbl»^. Lr«cd«lQeor Dklzliob mit ^u»u»tuiio ävr 8ouu- auck ksiört»^« »bsoä«. t'sl-vsprvek ^sct^u»,: !^r. 12SL. Urs-nerÄomnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, ssrofeffor der Litteratur« und Kunstgeschichte. ^ruuuNw« r»» »u»VlLrt»t />> H^a^Äette^, 6oinll»»»tt)LLr tls» I)r8»«tvvr sovrnul»; N»o»dllrg N»rUL -Vl«o - - L»»i iir»»i»« kr»lltNut ». U.i L t^oAter, L-rUa Vi«» S»wdLr^- keLllkkuel ». »l Uüoct»«»^ .1^»««/ ?»N« tolläoll -LsrUv -krLüiiliirt ». />ai«ds (,'a., s»rlw' /nv<rl«cke»»ckti»»z:, SorUrr: t>. ^Uui/er« L»Lvv„r: 0. u»lt« ». s: Larc/c L B'o. Usrull-^vdor: NSiu^I. Lrpväitloo äv, ltr«»ttuor ^ourmU». AO. ter» pr«vt»-^L»eüIv»,: llr. 128L. Amtlicher Teil. Dresden, 16. April. Se. Majestät der König haben Allergrädigst gerubt, dem Obersten und Kom mandeur des 2. Feld-Artillerie-Regiment- Nr. 28 Bucher und dem Oberstlieutenant und etatSmäßigen Stabsoffizier des 1. (Leib-) Grenadier Regiments Nr. 100 Hingst die Erlaubniß zur Anlegung der denselben verliehenen Königlich Preußischen Kronen- Orden 2. bezw. 3. Klasse zu ertheilen. Nichtamtlicher Teil. Geographische WachrichLen. Wilhelmshaven, 16. April, vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ) DaS Schulgeschwader ist heute morgen hier eiugetroffen und wird gegen wärtig von Sr. Majestät dem Kaiser besichtigt. London, 1s. April, abends. (W. T. B.) Der Kanzler der Schatzkammer, Goschen, legte im Unterhaus» daS Budget vor. Der Überschuß des vorigen Finanzjahres beträgt 2806600 Pfd. Sterl. Die «Staatsschuld wurde um 7*/, Millionen redu ziert, die gesamten Kosten der Konvertierung der KonsolS betrugen 3'/, Millionen. Die Ein nahmen des laufenden Finanzjahres find auf 85 Millionen, die Ausgaben auf 87 Millionen ver anschlagt. Zur Deckung des verbleibenden Defizits von 1917606 Pfd. Sterl. soll 1 Million aus den bei der Konvertierung der KonsolS erzielten Er sparnissen verwendet werden, ferner wird vor geschlagen, die Erhöhung der Erbschaftssteuer um 1 Proz. bei Erbschaften über 16066 Pfd. Sterl., endlich soll die Birrsteuer, die bisher per 36 Gal lonen von 1657 spezifischen Gewichtes erhoben wurde, künftig schon per 36 Gallonen von 1655 spezifischen Gewichtes erhoben werben. Das Defi zit wird infolge dessen nicht nur gedeckt, sondern eS wird sogar ein Überschuß von 180666 Pfd. Sterl, erzielt. Birmingham, 15. April. (W. T. B.) Beider hier startgehabten Parlament-Wahl wurde der Kan didat der Unionisten Bright, rin Sohu des jüngst verstorbenen bisherigen Deputierten John Bright, mit 5621 St. gewählt, der Kandidat der Glad- stoneaner, Beale, erhielt nur 2561 Stimmen. Sofia, 15. April. (W L. B.) Die Mutter deS Prinzen Ferdinand, Prinzessin Clementine, iü nach Wien zurückgereist. Dresden, 16. April. Aus England. Die un vorigen Jahre von dem englischen Parla ment genehmigte Localgovernment-Bill, durch welche die Frage der Selbstverwaltung der Gemeinden eine durchgreifende Regelung aus breitester demokratischer Grundlage erfuhr, hat in vielen englischen Städten dahin geführt, daß in die aus den allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Ortsverwaltungsbehörden, in die so- nannten ÄrafjchaflSräte, zum überwiegenden Teile An hänger Gladstones oder Mitglieder der radikalen Linken gewählt wurden. ES war zu erwarten, daß die so zusammengesetzten neuen Lokalbehörden jede Gelegen heit benutzen würden, um die ron ihnen vertretenen Grundsätze zur Geltung zu bringen. ES kann darum auch nicht Wunder nehmen, daß der Londoner Graf- schaftsrat in seiner Sitzung vom 11. d. M. den Be schluß faßte, das Parlament zu ersuchen, dem Gras- schaftsrat tue hauptstädtische Polizei zu unterstellen. Den »Hamb. Nachr." geht mit Bezug auf dieses Vor kommnis, welches auf die durch das neue Gesetz ge schossenen Zustände ein ganz interessantes Streiflicht Feuilleton. Der verhängnisvolle Brief. Bon W. v. Wolshardt. (Fortsetzung.) „Herr Ollfried, darf ich bitten*, tönte des Kom merzienrats Stimme schon von der geöffneten Kontor- thür her. Der Gerufene machte Frieda eine hastige Verbeugung und begab sich schnell zu dem ihn er wartenden Prinzipal. Frieda eilte auf ihr Stübchen, dort konnte sie un gestört den Brief lesen. Al« sie nun aber in dem traulichen Raume saß, — auf ihrem LiebliuaLplatz in der Fensternische, da ruhte der LiebeSgruß doch noch ungelesen in ihrem Schoße; nachdenklich schaute sie vor sich nieder, und ein Seufzer hob ihre Brust. Ollfried hatte so unmutig von dem ernsten Geschäfts- treiben gesprochen, in das er eingespannt war; er ver mochte also seinem jetzigen Leben doch noch keinen Geschmack abzugewinnen. Schädel Bekümmert blickte Frieda zum Fenster hinaus, — auf die breite, leb hafte Straße. Wie die Menschen in das Freie ström ten! Elegante Equipagen rollten vorbei, die Pferde- bahnen waren überfüllt, die Droschken alle besetzt; — Kmder liefen lustig dahin, aus einem Kaffeehause tön ten Musikklänge herüber. Ja, der schöne Sommerlag lockle zum Genuß, — da mochte eS Ollfried, der bis lang ein ungebundenes Leben gewohnt war, wohl schwer werden, im dumpfen Kontor zu sitzen und in angespannter Arbeit den Ansprüchen eines strengen Prinzipals zu genügen. wirst, eine Zuschrift aus London zu, der wir das Nachstehende entnehmen: „Der infolge des vor einiger Zeit erlassenen Ge setzes über die Lokalverwaltung in England und Wales neu zusammengetretene Londoner Grasschaftsrat hat in diesen Tagen lange Debatten über die Frage ge habt, ob eS wünschenswert oder notwendig sei, die Kontrolle der hauptstädtischen Polizei der Regierung zu entziehen und dieselbe dem Grasschaftsrat zu über tragen. In Anbetracht des Übergewichts, das in der Mehrzahl der neuen englischen Lolalbehörden die Ver treter der radikalen Richtung haben, konnte eS nicht ausbleiben, daß sich der Grasschaftsrat mit nicht un beträchtlicher Mehrheit für die Unterstellung der haupt städtischen Polizei unter seine eigene Kontrolle aus sprach. Wenn es jedoch in der betreffenden Resolu tion des Grafschastsrates heißt: der Rat bezweifle nicht, das Parlament werde bei erster Gelegenheit den Gemeindeverwaltungrplan für London dahin ergänzen, daß die Verwaltung der Polizei auf den Rat über tragen werde, — so ist wohl nicht anzunehmen, daß die dieser Resolution zustimmende Mehrheit des Rates ernstlich an ein derartiges bereitwilliges Entgegenkom men. seitens des Pa lamenteS glauben sollle. Wie in London, so ist in allen anderen größeren Hauptstädten die Oberleitung der Polizei nicht den mehr oder weniger selbständigen kommunalen Behörden, sondern staatlichen Organen übertragen. Der Grund dieser Einrichtung liegt aus der Hand. Die Hauptstadt ist der Sitz der Regierung, des HoseS und der Volks vertretung; sie bildet nicht nur ein Gemeinwesen wie andere Städte, und ein beliebiges Glied des Ganzen; sie ist der Mittelpunkt des Reiches, wo alle Fäden in einer Hand zusammenlaufen. Hier vor allem pulsiert das staatliche und politische Leben der Nation, hier wird über die großen L-ben-ssogen, über die Zukunst deS Landes ensschleden, und hier muß daher auch die Regierung, der Staat im Gegensatz zu der Stadt und ihren Vertretern, befugt sein, seine hier im Vorder grund stehenden Interessen mit eigener Hand zu schützen. Will man ihm dies Recht absprechen, so ordnet man das Ganze dem Einzelnen, das Land und seine Ge samtbevölkerung den Bewohnern der Hauptstadt unter. WaS das thatjächlich zu bedeuten laben würde, das mag ein einfacher Hinweis auf die Geschichte von Paris zur Genüge klarstellen. In den Zeiten der Kommune hat der Pariser Stadtrat das Szepter ge führt, und wohin Frank»eich damit gelangt ist, weiß jeder. Mit Recht hat sich daher bisher auch das radikalste Kabinett der dritten französsschen R> publik geweigert, dem Pariser Gemeinderat diejenige Bitte zu erfüllen, welche jetzt die Vertreter der Stadt Lon don an das englische Parlament richten zu müssen glauben. Alle zurechnungsfähigen französischen Poli tiker haben gejagt: Geben wir der Stadt d»e Polizei in die Hände, jo liefern wir ihr damit das Schicksal der Staatsregierung und des Landes aus Gnade und Ungnade aus. Alleidings bleibt, wie auch im Lon doner Grasschaftsrat hervorgehobtN worden, der Re gierung auf alle Fälle als letzte H lfe das unter ihrem Kommando stehende Militär. Doch ganz abgeiehen davon, daß dieses meist nicht so schnell zur Disposition stehen mag (Sehr bezeichnend für die Zustände im englischen Heer! In Deutschland würde jede in einem solchen Falle aufgebotene militärische Abteilung zweifels ohne eben so schnell oder roch schneller zur Stelle sein als die schnellstePolizei. D. Red.) und Vag ein Einschreiten desselben wohl stets nur im äuß rsten Notfälle wünschens- w.rt sein kann, würde es doch geradezu mit einer Er klärung des Bürgerkrieges gleichbedeutend sein, wenn man das bewaffnete Militär gegen die bewaffnete Polizei marschieren lassen wollte. Neia, die bewaff- nete Macht in der Hauptstadt des Landes die Polizei und das Militär, muß unter einem Kommando stehen, Anfangs war der Vat« auch gar nicht mit ihm zufrieden gewesen. Noch vor Weihnachten hatte er ernsthaft über ihn geklagt. Da nahm aber die Mutter Ollfried in Schutz, — sie sagte: „Du darfst Dich nicht wundern, lieber Krüger, daß der junge Mann sich in die Regelmäßigkeit Deines Geschäftes noch Nicht zu finden weiß. Bedenke, es sind nie ernste Ansprüche an ihn gewacht worden, er durste stets nur seinem Vergnügen leben, und der Reichtum seines Vaters, wie die große Handelsstadt, haben ihm alles geboten — und nichts versagt. Natürlich langweilt er sich hier." „Langweilt!" brauste der Vater auf. „Ich weiß doch wahrhaftig nicht, wo der sich langweilen solb Etwa bei feinem luxuriösen Mittagsessen, wo Cham pagner täglicher Tischweln ist, — oder beim Jagen und Korsosahren, oder im Theater und bei den da rauffolgenden Soupers, ja selbst während der wenigen Stunden, die er tagsüber im Kontor zubringt, lang weilt er sich nickt, — sondern schläft er. Ich danke aber für einen solchen Kontoristenl Mein Geschäft ist keine Besserungsanstalt, — und so vorteilhaft und schmeichelhaft eS auch sein mag, daß mir der reiche Ollfried seinen Sohn anvertraut, so habe ich doch die größte Lust, den unnützen Jungen nach Hause zu schicken!" Die Mutter erschrak. „Auf keinen Fall, Krüger! Hat doch auch Hellmut geraten, ihn anzunehmenl" „Ja, wenn der wenigstens hier wäre, er würde sicher guten Einfluß auf Ollfried ausüben, denn im Grunde ist er noch unverdorben und durchaus nicht ohne kaufmännlsch« Kenntnisse, aber ich fühle mich der Aufgabe vlcht mehr gewachsen." „So laß mich helfen." einem Willen gehorchen, sonst ist die Sicherheit des Staates in Zeiten politische: Erregung nicht genügend gegen den ungesetzlichen Ansturm ihm feindlicher und Verderben drohender Elewe' te, die in einer Großstadt von heute auf mcktgen übermächtig werden können, geschützt Illustriert wird das auch durch die Be merkung von Lord Meath im Londoner Grasschafts rat: es sei ihm von unterrichte!« Seite mrsichert, daß Boulanger längst in Paris ans Ruder gelangt wäre, falls sich die Polizei in den Händen des Pariser Gemeinderats befunden hätte. Doch — so wird man vielleicht einwenden — die Gesah'.en, die in Paris drohen mögen, sind wohl in England nicht zu «warten. Hier ist die Bevölkerung ruhiger, verständiger und weniger g neigt, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit alles auf den Kopf zu stellen. Das klingt sehr schön, doch man vergesse nicht, zu welchen Ausschreitungen es in den letzten Jahien oft genug in London gekommen; man ver gesse ferner nicht, daß die Radikalen und Gladstoneaner den Widerstand gegen die Staatsgewalt und andere Ungesetzlichkeiten mehr oder weniger offen ermuntert und dadurch die Sicherheit in der Hauptstadt ernstlich bedroht haben. Man denke sich nun, daß die ge nannten Parteien, welche im Londoner Grafjchaflsrat über die Mehrheit versügen, das Kommando über die P.lizei erhalten und sie zu ihren Parteizwecken aus- nutzen, ja direkt gegen die Regierung und das Parla ment verwenden könmn. Welch eine Aussicht würde sich da eröffnen! Indes, wie gesagt, das englische Parlament wird nicht daran denken, auf die Wünscke des Londoner Grafjchaftsrates einzugehen. Ja es mag sogar zweifel haft sein, ob die Gladstoneaner überhaupt es wagen werden, als Partei diese Wünsche offen im Unter hause zu vertreten. Müßten sie doch gewärtigen, sich damit ohne Not und ohne Aussicht auf Erfolg dem Vorwurf demagogischer Umtriebe auSzusctzrn. Aller dings hat die ganze englische innere Politik sich in letzter Zeil auf weit breiterer, zum Teil geradezu ra dikaler Grundlage ausgebaut, und daß darin eine nicht unbedeutende Gefahr für die Zukunft liegt, darauf deutet spe-iell ein Beschluß, wie der mehrelwähnte des Londoner GrafschaftrratS, hin. Ungeachtet dieser ra- dika'en Strömung aber und ungeachtet der größeren Selbständigkeit und Selbstverwaltung, welche den Loka.vthörden neuerdings unter allgemeiner Zustim mung gewährt sind, dürften doch Politiker, welche ernsthaft genommen zu werden wünschen, kaum ge neigt sein, dafür cinzutreten, daß die Leitung der hauptstädtischen Polizei einer aus nahezu unbeschränk ten allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Lokalbeyörde anvertraut werde." In« selben Sinne wie das Hamburger Blatt sprechen sich auch sehr viele der angesehensten eng lischen Zeitungen über den Beschluß deS Londoner GrafjchafisratS aus. So schreibt z. B. der „Standard": „Die Landeshauptstadt London ist die ein zige Stadt in Großbritannien, welche keine Macht über die Polizei hat, die sie bezahlt. Diese Anomalie ist sehr einfach zu erklären. London ist nicht wie andere Städte. Es ist der Sitz der Regierung und hat eine so große Bevölkerung, wie ein Dutzend anderer Städte zusammen, mit denen man eS ver gleicht. Die Londoner Polizei hat Befugnisse und Obliegenheiten, welche teine andere Schutzmannschaft des Landes hat. Der aufgestellte Gegensatz zwilchen „bürgerlicher" und Reichspolizei ist einfach lächerlich. Die Pflicht, den öffentlichen Frieden zu erhalten, läßt sich nicht teilen, und im Falle der Landeshauptstadt ist sie von der äußersten Bedeutung. Falls das Unterhaus närrisch genug ist, der Eitelkeit der 64 Grafschaftsräte, statt sich auf bloße Verwaltungs angelegenheiten zu beschränken, nachzugeben, so würde eine wählbare Versammlung, welche jeder Strömung der öffentlichen Aufregung folgt und fiden Augenblick den Drohungen des Pöbels unterworfen ist, Meister emer Armee von 14000 Mann sein. Es ist etwas absurde-, daß diese Leute sich nach politischer Macht sehnen, noch ehe sie gezeigt haben, daß sie für Stadt angelegenhelten passen." Lagcsgeschichte. * Berlin, 15. April. Se. Majestät der Kaifer kam heute, von Oldenburg kommend, in Wilhelms haven an und verweilte im Kreise der Angehörigen der Marine. Se Majestät wird den Aufenthalt in Wilhelmshaven bis morgen nachmittag verlängern, um eine Inspizierung des Schulgejchwaders vorzunehmen, dessen Ankunst morgen zu erwarten steht. — Die „Köln. Ztg." beschäftigt sich in dem fol genden Aufsatz mit der Person des Hrn. Bate-, dem zur Samoa-Konferenz nach Berlin entsendeten Ver treter der Vereinigten Staaten. Das genannte Blatt citiert zunächst einige amerikanische Stimmen. Der New Yorker Beiichtcrstatier der „Daily News" be merkt, man hege in Amerika Zweifel, ob Fürst Bismarck Hrn. BateS, den Belfaster des kürzlich beleuchielen Artikels „Streiflichter zur Samoasrage", der von bittern Angriffen gegen Deutschland strotzt, empfangen werde. Die New Yorker „Eve- ning Post" erörtert evcnfalls diese Frage und ichreibt: „Es ist schwer zu erklären, wie Hr. Bates sich zur Reise nach Deutsch land enijchließen konnte, nachüem er seinen vielberujenen Artikel gegen Deutschland veröffentlicht hatte; noch geheimnisvoller ist es, daß unsere Regierung, nachdem sie Kenntnis von jenem Ar tikel genommen halte, Bales Ernennung zum amerikanischen Kommissar bei der Samoa-Konferenz aufrechlerhalten zu dürfen glaubte; am unerklärlichsten aber bleibt es, daß Hr. Bales überhaupt ernannt wurde. Wenn unsere Regierung den be wußten Artikel vor Hrn. Bales Ernennung kaunle, so mußte sie sich doch sagen, daß er vor dem Zusammentritt der Konferenz auch in Berlin bekannt sein würde. Wir nahmen desyalo zu nächst an, daß der Artikel zur Zeit der Ernennung des Hrn. Bales unserer Regierung noch nicht bekannt war; nun aber sagt man uns, daß Hr- Blaine vor der Ernennung BateS von demselben Kenntnis genommen habe. Tristt dies zu, io ge langen w»c gezwungenermaßen zu dem Schlüsse, baß Hr. Blaine, weit entfernt, das Zerwürfnis mit Deutschland ausglcichcn zu wollen, es nur noch mehr vertiefen will Man must in unsern Reglerungskreisen darauf vorbereitet sein, daß Hr. Bates in Berlin gar nicht empfangen wird; denn wennschon Fürst Bis marck sicherlich kein schwacher Mann ist und sich sehr fest auf dem von ihm eingenommenen Platze fühlen »nag, so glauben wir doch kaum, baß er sich auf demselben wurde behaupten können (?), sollte er sich h«bellasjeu, mit einem Mann in Ver- bindung zu treten, melier die deutsche Regierung und die deutsche Marine in so gehässiger Weise angegriffen hat, wie die- von Hrn. Bates geschehen ist." Dann äußert sich das Blatt in nachstehender Wesser Die Ernennung des Hrn. Bates zum Bertrcter der amerika nischen Interessen aus der Samoakonjerenz ist in der Thal nicht dazu angelhan, die Aussichten aus einen günstigen Verlaus der selben zu verm.hren; und es ist dem rlenswerl, daß, wie aus obigem hervorgcht, amerikanische Blätter selbst sich »n diesem Sinne aussprechen und der Meinung zuneigen, es könne nicht in Hrn. BlaiutS Absicht liegen, eme Verständigung mit Deutsch land hcrbeizusühren. Bis vor kurzem lnüpfte man in Berlin an den Zusammen» tl der Konferenz die sichere Hossnung einer friedlichen Entwickelung und einer Lahmlegung der Sonder- destrebungen einzelner an Streitigkeiten interessierter Elemente, welche zwischen den beiden bisher stets befreundeten Stationen, Deutschland und Amerika, eine Ver'ttmmung yerbelzuführen suchten. Es müssen sich nun aber Zwcisel erheben, daß diese Hoffnung sich erfüllen werde; denn wenn eine Persönlichkeit, wie Hr Bates, der durch seinen Artikel öffentlich zu erkennen gegeben hat, daß er der Samoasrage mit unbegrünoetem Vor urteil und vorzesaßten Meinungen geg nübertrnt wenn ein solcher Mann berufen wird, Amerika in der bezüglichen Fiage zu vertreten so ist kaum anzunehmen, daß er seinerseits das Geringste zur freundschaftlichen Schlichtung derselben beitragen werde. Dazu kommt, daß einer andern Meldung au- New Kork zufolge der bekannte Generalkonsul Sewall unter dem Litel eines Zahl meisters die Kommission nach Berlin begleiten soll, angeblich, weil seine Kenntnisse von den Verhältnissen auf Samoa «yn für Amerika unentbehrlich machten. Man wird sich erinnern, wie sehr die wahrheitswibrigen Berichte Sewalls dazu beigelragen haben, in gewissen amenlanischen Kreisen Erbitterung gegen Deutschland yervorzurusen, und daß die Unzuverlässigkeit und Unwahrhastigkelt jener Berichterstattung es war, welche Hrn. „Du, Sophie?" „Ja, — wir wollen ihn in die Familie ziehen; er kann mittags bei uns essen, — die Abende bei uns zubringen, — au unserem geselligen Verkehr teil nehmen —" „Ich bitte Dich, Sophie, — der verwöhnte Mensch! — Nein, das lst nichts für ihn." „Vielleicht gerade doch", meinte die kluge Frau und sügte stolz hinzu: „Ich denke nicht so gering von unserem Familienleben, daß ich nicht glaubte, es könne guten Einfluß auf einen jungen Mann auSüben, der w hrscheinUch nur aus Mangel an besserer Unter haltung leichtsinnigem Treiben verfallen ist." „Aber wird sich der alte Ollfried nicht wundern, wohl gar meinen —?" mit einem Blick auf Frieda, brach der Vater ab. „Schreibe ihm doch alles," riet eifrig die Mutter. „Verhehle ihm nichts, weder des Sohnes Leichtsinn, noch unseren guten Willen, ihn in eine bessere Bahn zu lenken; der arme junge Mann hat leine Mutter mehr, er dauert mich." Und so war es gekommen, Ollfried wurde Familien glied. Ach, und Fricka sand eS seitdem im Hause noch einmal so nett. Er war so lustig und gar nicht anspruchsvoll; in Gesellschaften wußte er immer etwas neues anzugeben, und auf Frieda« Ideen ging er prachtvoll ein. Das verstand er viel besser als Vetter Hellmut, der konnte dreist in England bleiben, Frieda vermißte ihn gar nicht mehr. Nun seufzte sie wieder, sie fühlte doch Gewissensbisse, daß sie den guten Vetter so ganz vergessen konnte. Nun aber der Brief, was schrieb denn Helene? Ja, sie war für Frieda auch ein Sorgenkind. Ob gleich jung, schön und reich, bedurfte sie doch sehr des Mitgefühls. Mit siebzehn Jahren hatte sie geheiratet, mit achtzehn war sie Witwe geworden, und vier Jahre waren seitdem verflossen. Freilich, untröstlich war sie nicht über den Tod des viel älteren Gatten, aber sie trug doch schwer daran, denn sie war elternlos, und außer einer alten Tante, welche gewissermaßen als Schutz bei ihr lebte, besaß sie kerne nahe Verwandte. Und gerade Helene v. Fernbach wäre eine Fumilien zugehörigkeit, wie Frieda kannte, so wohlthätig ge wesen. Nirgends fühlte die Arme sich heimatlich, ruhe los reiste sie von Ort zu Ort, und wenn ihr leb hafter Geist der diesem unstäten Leben auch Belehrung und Unterhaltung sand, jo mußte ihr Herz doch darben, — ihr war noch nie völlige Befriedigung geworden. (Fortsetzung folgt.) Bonvalet. In Pari- bei Plon ist, wie die „K. Z." meldet, eine der merkwürdigsten Reisen er schienen, ja, wir dürfen in betreff der zweiten Hälfte, die über das „Dach der Erde" nach Judien durch Schnee und Els führte, wohl sagen, die pfadlojeste, die je Franzosen unternommen haben. Gabriel Bonvalet: „l)u Lauen«« »ar lucks« n trnvors I« kuwir, ouvrags oru« ck« 250 Zessin« vt oroquis pur Albert ?»pin." Gabriel Bonvalet besuchte Vorder asien zum zweiten Mal und hatte sich Albert Papin al» Zeichner zugesellt. Er hatte iw Plane, die Ruß land jetzt unterworfenen Länder genauer zu bereisen und durch Afghanistan über Indien beimzuk-hren; als die Asgha n lie Tu-chreise vclwelg«tru, blstb ihm
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