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Dresdner Journal : 04.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188907048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-04
- Monat1889-07
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1889
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Beilage zu 153 des TVtÄlltV Donnerstag, den 4 Juli 1889, abends. Dresdner Nachrichten vom 4 Juli. * In der Organisation der hiesigen König!. Kunst' gewerbeschul« tritt am 1 Oktober insofern eine Ver' änderunq ein, als von diesem Zeitpunkte ad der Abend' unterricht für Hai.dwerker und andere Gewerbtreibende, wie er auch an allen anderen Kunstgewerbeschulen besteht, emgesührt wird. Die seinerzeit vom Kunstoewerbeverein ins Leden gerufene Adendzeichenschule für Handwerker wird als solche nrcht weiter fortbestehen, es werden deren Einrichtungen bei dem Abendunterrichte der Kunstgewerbeschule zunächst weiter benutzt werden Der Abendunterricht wird zunächst umfassen: Architektonisches Z-ichnen, Modellieren, kunst gewerbliches und Figurenreichnen. Zur Aufnahme ist er forderlich dos erfüllte 14. Lebensjahr, der Besitz derjenigen Bildung, welche durch das Ziel der Volksschule festgesetzt ist, besondere Befähigung zum Zeichnen. Der Eintritt ist monat lich gestattet; das Schulgeld beträgt monatlich für wöchent lich 4 Stunden 1 M, für 5 bis mit 8 Stunden 1 M 50 Pf., für 9 bis mit 12 Stunden 2M Das Regulativ kann von der Direktion der Kömgl. Kunstgewerbeschule unentgeltlich be- zogen werden. * Die hiesige akademische Kunstausstellung findet in diesem Jahre in der Zeit vom 1. September bis mit 20. Oktober rm östlichen Erdgeschosse des Königl. Museums statt. Zu Ankäufen sind aus Ler Pröll-Heuer-Stistung rund 47 000 M verfügbar. Originalwerke sind vom 15 Juli bis längstens 1. August einzusenden. (S. die Ankündig ungen.) —L Der dreizehnte Jahresbericht des allgemeinen deutschen Realschulmännervereins ist soeben zur Versendung gelangt, bearbeitet von Prof, vr Schmedinq in Duisburg Der erste Teil enthält ausführlichen Bericht über die Fortschritte und den gegenwärtigen Stand der Frage der Schulreform und ist zwar ersüllt mit Klagen über die ge ringen Fortschritte, welche in dieser Beziehung zu erreichen gewesen sind, aber auch von Mut und Trost, daß es endlich doch gelingen werde, dem Realgymnasium und der Realschule höhere Berechtigungen zu erringen. Der Verein zählte im Jahre 1888 89 57 Zweipv.reine mit 3157 Mitgliedern. Der Kassenbcstand werft 2303 Ri. auf. D'e Delegierten- versammtung fand am 15. und 1L. April 1889 im Saale des Architektenhauses zu Berlin statt. Über die gestellte Preisaufgabe über „die Überfüllung der gelehrten Beruss- arten, ihre Ursachen und ihre Abhilfe" waren 76 Arbeiten emgegangcn. Zwar konnte keiner der Arbeiten der Gesamt preis von 1000 M zugesprochen werden, da keine derselben nach dem Urteile des Preisgerichts der gestellten Aufgabe vollständig gerecht wurde, doch wurde den beiden Arbeiten, die am meisten zur Klärung der Frage beigetragen haben, je ein Preis von 500 M erteilt, und zwar denen der Herren Gymnasialoberlehrer Or Pietzker zu Nordhausen und Gym nasialoberlehrer Prof, vr Treutlein zu Karlsruhe. * Zu einem 10täzigen Besuche von Paris mit seiner Weltausstellung bietet sich sowohl im Juli wie im August eine außerordentlich billige Gelegenheit durch Hrn. E. Balguö, Schnorrstraße 13,111, der in der französischen Hauptstadt vollständig heimisch ist. Die Kosten für die Be teiligung an einer dieser Gesellschaftsreisen betragen für die Person 350 Ri. Für diesen Preis wird die Fahrt, der Aufenthalt in einem der ersten Hotels (Hotel Violet, in der Mitte der Stadt gelegen), vollständige Verpflegung 1. Ran ges, Wagen rc geboten. Die Zahl der Teilnehmer soll zu deren Bequemlichkeit nur erne beschränkte bleiben und wird dabei namentlich auch auf Damen Rücksicht genommen wer den. Es ist eine Gelegenheit, die wir glauben empfehlen zu können. Das gestern nachmittag in den Räumen des Lincke- -chen BadeS veranstaltete Sommerfest des Bezirks verein« rechts der Elbe lieferte abermals den Beweis, daß die Veranstaltungen dieses Vereins im Publikum so be liebt sind, daß selbst die Ungunst der Witterung wohl eine Beeinträchtigung, nicht aber ein völliges Mißlingen derselben herbeizusührcn vermag. Viag auch in erster Linie der gute Zweck, zu dessen Förderung dergleichen Festlichkeiten abge halten werden, die Teilnahme opferwilliger Herzen erregen, sicher haben auch die vielfachen wohlgelungenen und ab wechselungsreichen Darbietungen den Festen immer wieder neue Freunde zugeführt. Den Hauptteil des Programms bildete das 16 Nummern umfassende Konzert der Kapelle des 1. Leibgrenadierregiments Nr. 100, welches mit bestem Wohlgelmgen zur Ausführung gelangte; die Wirkung wurde lediglich dadurch beschränkt, daß die Kapelle i n Garten konzertierte, während die Teilnehmer meist im Saale eine Unterkunft gesucht hatten. Mit großem Beifall wurden in einem Zaubersolon die von dem Prestidigitateur Grundmann vorgesührten Überraschungen entgegengenommcn. Für die Unterhaltung der Kinderwelt war durch Spiele unter Leitung von Kindergärtnerinnen, sowie bei Einbruch der Dunkelheit durch einen solennen Lampionzug bestens gesorgt, während nach Ablauf des Programms für die zahlreiche Gesellschaft junger Damen und Herren ein abwechselungsreicher Tanz reigen weiteres Vergnügen bot. War nun in dieser Weise Gelegenheit geboten, sich Unterhaltung zu schaffen, so stand doch der Hauptzweck der Veranstaltung, die Beschaffung neuer Mittel zur Unterstützung der drei gemeinnützigen Anstalten, der Kinderheilstätte, des Volkskindergartens und des Kinder heims I rechts der Elbe obenan. Eine Lotterie, deren Er trägnisse jederzeit recht erfreuliche Beiträge zu Erreichung dieses Zieles ermöglichte, fand auch gestern zahlreiche opfer bereite Freunde. In einem großen Zimmer waren die über 1000 zählenden, vielfach wertvollen Gewinne aufgestellt, sämtlich von Mitgliedern oder wohlwollenden Gönnern und Freunden des Vereins gestiftet. Als Kuriosum hatte die Nieder- sedlitzer Dampsmühle ein 72 Pfund schweres rundes Brot gebacken und geschenkt, welches bei der Verlosung eurem Musiker der konzertierenden Kapelle zusiel. Durch diesen 'Glücksumstand werden die gesamten Kapellmitglieder wohl für die nächsten Tage Gäste des GewinncrS sein. Eine be sondere Lotterie für Pfefferkuchen, der Verkauf duftender Rosen durch junge Damen und die Überlassung großer Alengen Backwerkes seitens einiger Konditoren, Haden das Kaffenergebnis gewiß noch erhöht übrigens hat der Ver ein, um fortlaufend für die Unterstützung der drei genannten Anstalten eintreten zu können, bereüs ernen Fonds errichtet, um auch bei ungünstwem Verlauf veranstalteter Festlichkeiten seiner Aufgabe gerecht werden zu können. Dem FestauS- schuffe wurde wiederholt die lebhafteste Anerkennung gezollt r Morgen nachmittag um 4 Udr und abends '^8 Uhr werden die Herren Berthold u. Kaspar als Vertreter der Imperial Extinguisher Company auf der Eldwiese am Ausgange der Wlesenthorstrahr ihre Jmpertal-Feuerlösch- granaten, welche jedes Feuer im Keime ersticken sollen, einem geladenen Kreise von Zuschauern in ihrer Wirkung vorsühren. Interessenten können den Vorführungen unge- hindert anwohnen ProvinMlnachrichten. s> Leipzig, S. Juli. In der heute abend stattgesun- denen Plcnaruyung der Stadtverordneten wurde d,e Vor lage wegen Errichtung neuer Kirchspiel« in Leipzig nach den vorliegenden Vorschlägen genehmigt, da» Vergleichs abkommen zwischen dem Rate der Stadt und der hiesigen Aleischerinnung wegen Abtretung der vermeintlichen Rechte der letzteren in Bezug e»f den alten Schlachthof und Entschädigung wegen der durch Errichtung des neuen Schlacht- und ViehhoseS entstandenen Nachteile rc. aber mit 28 gegen 20 Stimmen abgelehnt. ES wurde bei dieser Gelegenheit gleichzeitig in scharfen Worten die von uns bereit« erwähnte BekanntmaLung der Innung betreffs abermaliger Erhöhung der Fleischpreise getadelt und der bezüglichen Bekanntmach ung ver Vorwurf unwahrer Behauptungen gemacht. Vermischtes. * Der JuliuSturm bei Spandau ist für die Ge- schich sforscher ein interessanter Gegenstand. Dem „Anz. f. d. Havell." zufolge weiß man weder wie alt er ist, noch wer ihn erbauen ließ und von wem er erbaut wurde. Die zum Bau verwandten Steine stimmen m der Größe vollständig m>t denen in der alten Stadtmauer überein. Rian könnte hieraus schließen, daß der Julmüturm zugleich mit der Stadt mauer, also um das Jahr 1320 entstanden sei. Im übrigen macht er ganz den Eindruck eines Bauwerkes aus der Zeit Kaiser Karls IV Um 1400 soll der Ausdruck „einen mit dem Julius bestrafen" bereits sehr gebräuchlich gewesen sein. Vielleicht hat der Turm später davon seinen Namen erhal ten. Besonders zur Zeit der Quitzow« ist das Burgverlreß zu Spandau adligen und nicht adligen Wegelagerern ost genug ein unbequemer Aufenthalt gewesen. Auch Dietrich von Quitzow selbst hat eine vierzehntägige Hast darin ver büßt In einem Kriege, den er im Jahre 1402 gegen den Bischof Johann von Lebus führte, wurde er von den Span dauer Bürgern am 10. November in der Nähe von Trem men angegriffen. In einem heißen Gefecht wurde er besiegt und gefangen genommen. Im Triumph führten ihn die Spandauer als Gefangenen mit sich in die Stadt. Allgemeiner Jubel empfing Lie heimlehrenden Krieger; gro ßes Lob ward ihrer Heldenthat gespendet Alles war auf den Beinen, um den verhaßten Raubritter zum Schlosse zu geleiten, wo er im Verließ des JuliusturmeS gefangen ge halten wurde. Am 2. November kam Markgraf Jost nach Spandau, um mit Dietrich v Quitzow zu unterhandeln. Gegen ein Lösegeld von 1000 Schock böhmischer Groschen wurde er sofort aus der Haft entlassen Seit dem Jahre 1871 birgt der JuliuSturm, wie man weiß, ernen Kriegs schatz von 120 Millionen M * Ein merkwürdiger Vorfall ereignete sich, wie bayerischen Zeitungen gemeldet wird, am 30. Juni während eines vor mittags zwischen Burgau und Neuosfingen niedergegangenen schweren Gewitters. Als nämlich der Postrug 299 „Ulm- Augsburg" um 11 Uhr 16 Min. die Station Burgau ver ließ, streifte ein niedergehender Blitzstrahl, der jedenfalls seine Ableitung in den Schienen-rang nahm, das auf der Postambulanz, am Schluffe des Zuges befindliche Bremser- Häuschen, betäubte den Wazenwärler Schmitt von München und beschädigte 2 Fenster. Das Zugspersonal vernahm nur einen heftigen Schlag, dagegen war bei Ankunft des Zuges in Jettingen bereits telegraphische Verständigung von Bur gau aus eingetroffen, daß ein Blitzstrahl den letzten Wagen des Postzuges getroffen haben müsse. Der den Zug leitende Oderkondukteuc Almus von Neu-Ulm fand den Wagenwärter Sumin vollständig regungslos im Bremserhäuschen liegen. Schmitt erholte sich aber erfreulicherweise bald wieder * Als ein in jeder Weise praktischer Mensch zeigte sich, dem „Kl. Journ" zufolge, der Schneidermeister K. in der Linienstraße in Berlin. Die noch junge hübsche Frau desselben schien es dem ebenfalls jungen Überbringer der ol ligatcn hundert Stück Preßkohlen angethan zu haben, denn letzterer beehrte diese Kundin bei semem jedesmaligen Er scheinen im Hause mit aller ihm zu Gebote stehenden Galanterie und Liebenswürdigkeit, worauf die Frau allerdings nicht mehr Gewicht legte, als von Rechts und Pflicht wegen erlaubt war. Eines Morgens nun nahm dieselbe, m ein neu errungenes hellfarbenes Morgenkoslüm gekleidet, die Preßkohlen von ihrem heimlichen Verehrer in Em.fang Diesem schien das Blut heut besonders heiß durch die Adern zu rollen, denn nach wiederholten Schmeicheleien schlang er plötzlich seine geschwärzten Arme um die Angebetete und küßte dieselbe herzhaft ab Auf das Geschrei der Frau erschien nun der Gatte und blieb verdutzt bei dem überraschenden Anblick stehen. Der feurige Kohlenmann verschwand blitzschnell von der Bildfläche und ließ nichts weiter zurück, als große schwarze Flecke auf dem zarten Kleide der Frau. Während sich diese nun in langer heftiger Rede über die Frechheit dieses Men schen ergoß, betrachtete der Gatte schüttelnd das mißhandelte Kostüm seiner Gattin, und als ihn die Aufgeregte endlich aus seinem Stillschweigen aufrüttelte, sagte er mit betrübter Miene: „Du, Hörste, det nächste mal, wenn der Kerl Kohlen brmgt, zieh Dir mch wieder det Helle Kleed an " * Aus Paris schreibt man der (alten) „Presse" unterm 1. Juli: Vorgestern nachts haben nicht weniger als drei Minister: der Unterrichtsmimster, der Minister der öffent lichen Arbeiten und der Minister des Auswärtigen, gleich zeitig ihre Palais geöffnet. Während der Ausstellungssalson mußten die Ministerien von der sonst hier bei Empfängen üblichen Art der „recextiov8 ouvertsr", wobei jedermann, der einen Frack anzieht und seinen Namen anmelden läßt, den Händedruck des „empfangenden" Niinisterhausherrn und ein freundliches Nicken der Hausfrau enthält, absehen, und eS ist eine gewisse Beschränkung durch das System der Ein ladungen cingeführt worden, we.ches indessen thatsächlich die Empfangssäle noch mehr füllt, als die frühere Praxis der „rsceptions ouvortov". Während der Unterrichtsminister Mr. Falliöres seinen Gästen eine genußreiche Serie von De klamationen und Darstellungen der beiten Mitglieder des Thöätre FranyaiS bot, produzierten sich in den Salons Mr. AveS Guyots, des Arbeitsmunfters, die rumänischen Zigeu ner, „lauturi" genannt, sowie die javanesifchen Tänzerinnen aus dem ,^kampong", dem niederländischen Kolonialdorfe der Ausstellung. Die rumänischen Zigeuner excellieren in ihrem melodiösen Musikgenre, besonders der Zigeuner, welcher eine kleine Orgelftöte, „Üüts cks kau" genannt, bläst, ist schon eme Pariser Berühmtheit geworden, wenn gleich allgemein anerkannt wirv, daß die „vsrvo on ckiadlöv", die temperamentvolle Glut, mit welcher die ungarischen Zigeuner die Geige handhaben, den rumänischen Zigeunern, und ihrem süßlichen Schalmeispiel abgeht. Die willkommenste Parti« der erwähnten Mmistersolreen waren die Nachtkonzerte in den herrlich illuminierten Gärten der MimfterhotelS, und besonders prächtig war die Scenerie m dem Park de« Ministerium« des Auswärtigen, dessen vor gestriger Ball übe» Haupt den ungewöhnlichsten Erfolg auf- wie«. Minister Spuller, em Garyonmrnister, ließ sich dies mal von seinen Nichten, Madame Duflo«, der Gemahlin de« Präfekten der Oise, und Madame Delpeuch, der Gemahlm seine« Kadinettschrf«, assistieren, und von 10 Uhr abend« bi» Mitternacht defilierten die Gäste, unter denen natürlich — es waren die diplomatische Welt und die Spitzen der Aus stellungskomitees vollzählig da — die Franzosen und Pariser m einem Babel fremder Uniformen und exotischer Kostüme zu verschwinden schienen. Ich hätte niemals geahnt, wie rrrch Amerika an Freistaaten und wie abwechSlungSvoll Ostasien im Punkte gelber Gesichtsfarben und schiefgeschlitzter Lugen ist. Der Nuntius al« Doyen de« Pariser diplomaliichen CorpS konnte da wahrlich über da« bunteste Bataillon Revue passieren lassen. Die Pariserinnen hatten für den Ball de« Ministeriums des Auswärtigen alle« gethan, um die internationalen Gäste zu entzücken und zu amüsieren, wenn es auch nicht allen gegeben ist, z B. mit der als Beauts berühmten Mavame Gautran in Schönheit, Toi lette und — Diamanten zu konkurrieren. Der folgende Nachmittag — bei dem späten Ende dieses Balles ein sehr kurzes Intervall — brachte das republikanische und auch das internationale tont karis im Palais und Garten des Elysöe wieder zusammen. Aus Madame CarnotS im vorigen Jahre initiierten Sommer-Jours, bei denen nur einige Hundert in- t mere Eingeladene zum Five-o'-CIock-Thee erschienen und einem Lawn-Tennis zukahen, ist infolge der Ausstellung ein förmliches Tages-Rendezvous der gesamten Pariser Gesell schaft improvisiert worden In dem herrlichen Rahmen des historischen Elysseparkes und m den weiten Festgalerien des Schlosses promenierten Tausende von Geladenen Damen und Herren kamen in Straßentoilette, die Herren mit Hut und Stock, die Damen zum Teil in allerlei geschmackvollen spezifischen Garden-Party-Kostümen, und von 2 bis 7 Uhr abends konnte man alle mehr oder minder Mächtigen und Berühmten deü heutigen Pans in gemütlichen Gruppen plau dern oder promenieren sehen. Konzert und Buffet wurden natürlich ebenfalls nicht vernachlässigt Als Herr und Frau Carnot, von ihren Söhnen und der offiziellen Suite gefolgt, einen Rundgang im Garten machten, konnten sie sich davon überzeugen, wie sehr diese neueste Variation der Elysöefeste gefalle. Einer der int resiantesten Gäste schien mir ein alter Herr zu sein, den man mir als den Senator Wallon, den famosen Urheber der 1875er Verfassung, bezeichnete. Er wandelte sehr einsam, fast so allein, wie der vorgestern von einem boulangistischen Kollegen thätlich insultierte Direktor der „Lanterne", einer der drei Meyers, die in der jüngsten Festwoche so unzeitgemäßen Lärm verursachten. * Der Zigeunertanz in Granada Über diese öffent liche Belustigung entnehmen wir einem Neisebriefe P. Lindaus im,.B. T." folgende gewandte Schilderung: Wir treten in em Haus, das wohl das schönste des ganzen Zigeunerviertels ist. Es hat sogar ein oberes Steck, und in diesem befindet sich der „Tanzsaal", d. h eine mäßig große Stube, die mit roten Fliesen gepflastert ist, und deren Gesamtmobiliar aus fünf Strohstüylen besteht. An den weißgetünchten Wänden bilden einige Madonnenbilver billigster Art den einzigen Schmuck — übrigens einen recht geeigneten Schmuck für den Schau platz der Handlung, die nun vor sich gehen soll In kurzer Zeit versammelt sich die Bande. Da ist also zunächst der „Hauptmann", der unvermeidliche, rin Kerl mit einem ganz konfiszierten Gesichte. Er spielt übrigens recht gewandt die Guitarre. Mit einer schlenkernden Handbewegung sährt er klimpernd über da« ganze Griffbrett. Sein Bruder ist der Haupttänzer. Er trägt die andalusische Tracht, also die kurzen Kniehosen mit Gamaschen, die ganz kurze Jacke mit Schnüren und kleinen Knüpfen besetzt, an den Ellbogen offen, eine bunte Schärpe und die Mütze mit den breiten ausstehenden Krämpen, mit Büscheln geschmückt. Außerdem kommen noch vier Tän zerinnen. Unter diesen sind zwei in der Wolle gefärbt, von tiefbrauner, beinahe schwarzer Hautfarbe, die anderen Heller. Die eine scheint mir sogar ein Niischling zu sein. Alle sind kokett frisiert ui d tragen in den settglänzenden schwarzen Haaren schöne Sträuße und Kränze von vollen Nelken und duftenden Rosen. Von den Andalusierinnen unterscheiden sie sich vor allem durch ihre größeren Hände und Füße. Sie legen auch auf die Fußbekleidung nicht den geringsten Wert; sie tragen ausgetretene Latschen Ihre Kleider und Tücher sind in grellsten Farben, schmutzig, geflickt und zerrissen. Ebenso sind die Schürzen aus allerlei Fetzen zusammengefügt. Alle Stoffe sind entweder blutrot oder saffrangeld, und alles ist schmierig, zerfranzt und zerrissen. Von den nicht sehr schönen Händen und Füßen abgesehen, sind die Mädchen, die alle im Alter von sechzehn bis acht zehn Jahren stehen, sehr wohlgebaut. Eme der Tänzerinnen ist rn ibrer Art sogar eine Venus, ein wunderbares Modell für einen Maler. Ihre Haut ist die schwärzeste von allen, ihre Augen sprühen lodernde Funken in der Umsäumung der langen, glänzenden Wimpern Aus dem fast immer weit geöffneten, lachenden Munde blitzen die Zähne hervor. Und es sind gewiß zweiunddreißlg. Wundervolle gesunde Zähne! Die Lippen find blutigrot, und durch das Schwarzgrau der Haut bricht auf den Wangen doch ein rosiger Ton. Ihre Figur ist schmiegsam wie eme Schlange, und bei der völligen Abwesenheit des Schnürleibchens ist jede ihrer Bewegungen deutlich wahrzunehmen Ihr prachtvolles, üppiges schwarzes Haar hat sie mit irgend einem fettigen Klebmittel, wahr scheinlich mit Hammelfett und Eiweiß, tief in die Stirn ge pappt und an den Schläfen mächtige Sicheln geformt, die bis über die Hälfte der Wange reichen, die Augenwinkel streifen und dann zum Haaransatz an der Stirn zurückstreden. Es ist ganzgew.ß das interessanteste, echteste und charakteristischste Zigeunermädchen, das ich je gesehen habe. Da ist wirkliche Wildheit. Sie ist zugleich scheu und von überschäumen der Lustigkeit, immer lachend, schreiend, singe> d und tanzend. Und dieser Tanz! In Wahrheit das wüsteste Bachanal, das sich die Phantasie nur vorstellen kann. Was sind dagegen die Flamercas rn Sevilla! Wahre Gretchen! Im Ver gleich damit ist das Eventheater in Barcelona, das ich für die keckste aller denkbaren öffentlichen Schaustellungen hielt, ein harmloses Tanzkränzchen für höhere Töchterschulen. Offenbar haben wir hier erne Entartung des Tanzes. So werden auch die wildesten Zigeuner früher nicht getanzt haben. Das hat sich erst allmählrch unter den liebevollen Einflüssen der höheren Gesittung so herauSgebildet! Da« ist ein Kulturprodukt, hervorgegangen aus dem Bedürfnisse der Fremden, sich zu belustigen — jener Fremden, die Ent rüstung heucheln und, je toller es wird, desto lebhafter Bei fall klatschen. Wir trafen hier mit denselben Engländern zusammen, die am Vormittage im Speisesaal des Hotels Gottesdienst abgehalten hatten und nun den Tanzboden der Zigeuner aufsuchten. Es waren die Landsleute des edlen sitten- slrengen Murray (Verfasser de« englischen Reisehandbuches),der so dringend vor den Gitanas gewarnt hat. Wir hätten auch am Abend ihre Kritiken im Hotel. Sie sanden das Schauspiel„wost sboclrrog". Und sie waren so entsetzt, daß sie sich für mo ralisch verpflichtet hielten, ihr Entsetzen zu überwinden und am anderen Tage noch einmal hinzugehen. Sie begriffen nicht, wie die Polizei solche Ausschreitungen dulden konnte, und amüsierten sich vortrefflich. Durch die gewerbsmäßige Ausbeutung des Volkstanzes, oder sagen wir bester: dieses Rastentanzes, hat die Ursprünglichkeit allerdings einigen Schaden erlitten Da« Satyr- und Bachantenhaste, das wild Erotische ist entschieden mit Rücksicht auf die bezahlen den Zuschauer allmählich verstärkt worden, und daneben ist auch konventioneller Krimskrams hinzugekommen. Jetzt hat auch der Gitanatanz vollkommene Touren, wie unser Lontre. Die gegenübettanzenden Paare begegnen und kreuzen sich in wohlgeordneten Pa«, umschlingen sich zu einer großen Runde rc AllH da« ist ziemlich einfältig und überflüssig. Scheidet man aber drese künstlichen Beimischungen aus, so bleibt doch des Echten, de« eigenartig und naturwüchsig Seltsamen noch genug, noch übergenug übrig! Dies« tanzenden Zigeunerinnen Haden in ihren Bewegungen ein« Gelenkigkeit, eine Leichtigkeit und Anmut, die geradezu er staunlich ist. Ihre Knochen scheinen von Kautschuk ui sein und ,hr Fleisch von Quecksilber. Alle« zittert, zuckt und fiebert an ihnen, und während des Tanzen» steigt ihnen schon durch die körperliche Anstrengung da« Blut zu Kopf, sie erhitzen sich, di« Schweißtropfen treten ihnen auf die Stirn und lockern die festgepappten Löckchen und Locken an den Schläfen, der Schopf löst sich, und in Ringeln fallen die Haare über den Nacken herab — Haare, wie sie Her mann seinem erstaunten Thuschen schildert: „. . schwarze! schwarz und fett wie Hexen! Nicht hübsche, trockne, goldne, so wie Du!" Sie tanzen allerhand Tänze: Solotänze, Tänze zu Zweien und zu Vieren, mit und ohne Castagnelten, den Tango mit dem Männerhute auf dem Kopf und die Mosca mit gleich zeitigem Gesänge, überhaupt singen und schreien sie die ganze Zeit. Aber auch diese Tänze unterscheiden sich eben nur in einzelnem, in den äußeren Anordnungen, von einan der. Die Wesenheit ist.bei allen dieselbe Rennen zu Hannover, 2. Juli. I. Tribünen-Handieap. 2000 M Hrn. Ohlschläger» br. H. Notar tSopp) l. Nymphe 2. Landwädchen 3. Brun»wiga 4. Wett 2000 M, 352 M., 208 M — II. Sladt-Hannover-Handicap. 2000 M Sapt. Jok» F.-H. Hazlewood (Hall) 1. Tschin-Tjchin 2. St. Bee 3. « liefen. Wert 2535 M , 535 M., 100 M — III. Preis der Eilenriede. 200» M. Hrn. B MayS F-St. Ha gar (Balantine) t. Eorsar 2 Nero 3 Wert 2voO M., 13« M. — IV. Großer Preis von Hannover 8000 M- Hrn. B Mays dr. H Freimauer (Jeffery) i. Derselben br. St. Tam-Tam (Barton) 2. Wett 8s«o M., 1180 M. — V. Große Hannoversche Steeple-Lhase. 3000 M. Frhrn. v- GienaitthS br W. Waidmanv (Hr. H. Suermondt) 1. Glückskind 2. Acorn 3. Wert 3000 M , 1000 M. — VI. Trost-Handikap. 1200 M. Kapit. JoLS F. H Fiasko (Wil- ton) 1. Tschm-Tschin 2. Moorstar 3. Wert 1340 M., 280 M. — VII. Schlußjagdrennen. «oo M. Lt. Gras zur LiPpeS br. St. Oak Apple 1. Triermain gefallen. Wert 880 M Statistik und Volkswirtschaft. * Bei diesseitiger Anknüpfung von Handels verbindungen mit Kleinhändlern in Italien und in»- besondere auch in Genua empfiehlt es sich, die Vermittelung dortiger gut empfohlener Agrnten zu benutzen, andernfalls aber zunächst Referenzen zu verlangen und sich über deren Werr an zuverlässiger Stelle zu erkundigen In Genua und Umgegend besteht, wie aus dortigen Geschäftskreisen geschrieben wird, eine unter dem Namen „Banda Nera" bekannte Verbindung von Firmen zweifelhaften Rufes, welche sich gegenseitig Empfehlung»- dicnste leisten und eine Art von Empsehlungswechselreiterei betreiben. Unvorsichtige Verbindung mit solchen Firmen hat in vielen Fällen zu Verlusten geführt, welche nachträglich aus dem RechiSwege in den seltensten Fällen abzuwenden sind — In der gestern abgehaltenen ordentlichen Generalver sammlung der Aktiengesellschaft Chroms in Altenburg waren 12 Attionäre mit 507 Aktien vertreten. Das bereits besprochene Rechnungswert wurrr von derselben genehmigt. Weiter entlastete dieselbe die Verwaltung und stimmte der vor- geschlagenen Verteilung des Reingewinns zu. Di« hiernach aus 7 P gleich 70 M für die Aktie festgesetzte Dividende kommt in Dresden bei dem Bankhause M. Schie Nachfolger zur Auszahl ung. Seitens des Vorstandes wurde konstatiert, daß auch im lausenden Jahre der Geschäftsgang ein befriedigender ist — Die Freiberg-Nossener Dampfdreschmaschinen- gesellschast beruft eine Generalversammlung für den »7. d. Mts. ein, in welcher über die Bedeckung des Geschäftsverlustes bez über die Auslösung der Gesellschaft Beschluß gesaßt wer- den soll. - An der gestrigen Berliner Börse war das Gerücht ver breitet, daß der preußische Flnanzminister demnächst »ßp preu ßische Konsols auSgeben werde. In gut unterrichteten Krei sen weiß man jedoch von einer solchen Absicht nicht-. — In dem verflossenen Monat betrug bei der Bautzner Brauerei und Mälzerei, Aktiengesellschaft, die Mehr verschrotung an Bier gegen den gleichen Monat des Vorjahres saft SOO bl. — Von der Verwaltung der Aussig-Teplitzer Bahn wird eine außerordentliche Generalversammlung für den 31. Juli d. I einberusen, in welcher über Erhöhung des Aktienkapitals um 2 241 OVO Fl. behufs Deckung der Kosten eine« zweüen Ge leises von Dux nach Komotau und Anlegung eine- zweiten Elbehafens in Aussig beschlossen werden soll. — Die von der Generalversammlung deS Gemeinnützigen Bauvcrecns, Aktiengesellschaft, beschloßene Erhöhung des Aktienkapitals behufs Anlegung einer zweiten Häusergruppe in Friedrichstadt wird jetzt zur Ausführung gebracht. Aus die Aktien, welche ü^er 200 M. und aus den Ramen lauten, nehmen die hiesigen Bankhäuser Günther u. Rudolph und Albert Kuntze u. Lo. Zeichnungen zum Kurse von 100 qs, ,n der Zeü vom «. bis 10. d. M. entgegen. Bei diesem Unternehmen handelt es sich nicht um eine Bauspekulotion, sondern wie der Namen der Gesellschaft auch besagt, um einen gemeinnützigen Zweck, der die Unterstützung der Kapitalisten wohl verdient. — Nach dem Geschäftsberichte der Fabrik elektrischer Beleuchtungskohlen in Nürnberg,Aktiengesellschaft,vorn, LH. Schmelzer hat da» verfloßene Jahr den Ermattungen, dir man nach den vvrausgegangenen Abschlüßen allenfalls hätte hegen können, insofern nicht ganz entsprochen, al« — wenngleich sich der quantitative Absatz um 15 gesteigert hat — der Gewinn im allgemeinen hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben ist. Der Grund hierfür ist in der inzwischen an mehreren Orten aufgetauchten Konkurrenz zu suche» und in deren Preisreduk tionen, welch letzteren zu folgen, man leider genötigt war. Daß es trotzdem möglich war, einen immerhin namhaften Gewinn zu erzielen, läßt erkennen, daß der Stand deS Unternehmens ein durchaus gesunder ist. Die langjährigen Erfahrungen und das erworbene gute Renommee stehen demselben auch für die nächsten Kampagnen zur Srüe, denen sich noch ein ausreichen des Lager von Rohmaterial, sowie SausSabschlüße von solchen für das kommende Jahr zugesellen, so daß den jüngeren Unter oehmungen gegenüber eia bedeutender Borsprung gewonnen ist. Der Reingewinn beziffert sich nach 15 »45 M. Abschreibungen aus 1>S 461 M. Hiervon kommen an den Reservefonds 5473 M, al« Tantieme 1« «38 M. und 84 000 M als Divi dende von 14 ZK Dresden, 4. Juli. Aus dem heutigen Kleinvieh- markte standen «75 Kälber, 86« Schweine, 149 Hammel und Sl Rinder, insgesamt demnach 1714 Schlachtstücke, darunter 37 Überstände vom letzten Hauptmarkte, zum Verkauf. In Kälbern wickelte sich da- Geschäft za Montag-Preisen rasch ab. Für das Kilo Fleisch wurden je uach Güte der Ware so bis 120 Pfennige angelegt. Der Schweinehaudel zog sich sehr in die Länge, da der Austrieb den Bedarf wesentlich überstieg. Au- diesem Grunde blieben ziemliche Poften unverkauft. Eine Preisänderung trat nicht ein, mithin kostete der Zeatner Schlacht gewicht von Landschweinen englischer Kreuzung erster Güte 55 bis Sv M., von zweiter Auswahl 50 bi- 54 W, während der Zentner lebende» Gewicht von 75 Stück ungarischen Bakooiern bei 40 Pfund Tara mit 54 bis 55 M. gehandelt wurde. Der Hammelmarkt wurde zu Montag-Preisen glatt geräumt; in Rindern dagegen war die Nachfrage ein« sehr mäßige. Der Marktdejuch war ein mittelmäßiger. Sächsische Wäöer. Bad Elfter: bi» zum ». Juli 18SS 1255 Parteien mit 1818 Personen HeneraLve rsärnmkätngerr. 5 Juli: Sebnitzer Papierfabrik vorm. Gebr. Just n. Lo. ordentlich«, vormittag» 10 Uhr in Drr»d«a, Börse. 15 . Juli: Berri» für Ga»beleuchtung der Stadt Wer. dau, ordentliche, nachmittag» 3 Uhr daselbst, „Stadt London". 1«. Juli: Zuckerfabrik Markranstädt, ordentlich«, nach mittag» Uhr daselbst tm Saale zur „Guten Quelle". 16 Juli: «ktiruveretn „zur Stadt Pari«" tu Dre». dru, ordenttich«, nachmum^s 6 Uhr daselbst, Meißner Straße 1».
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