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Dresdner Journal : 29.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188908299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-29
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1889
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M201 Donnerstag, den 29. August, abends. 1889. M<lr 0r«,L«, viert« IMirUod > HL0 kl., d«i 4« Lü^rt. U«a1,oUv» vi«rt«I- MdrlioU I st.; äs« U«ot»oU«» Leiok«« tritt ko«t- u»ä 8t«n>p«l»u»ell»^ tumll. ^M^a»atxrl»x,x«dIUrr«», kNr a« L«uua vü»«r 2«u« ^I«ü»er ko^iik »0 kk. vot«r „Lwg»»»Qät" äio 2«ils bü kl. 8«i 1'»b«UsL- aoU 2rü«rL»»t» «vtipr. »ul «ter ko»»- »»L k«ort»U« »d»»äi. k«r«pr»vU->t»»oUIi»»»r Itr. 18»». Dres-nerÄuurM. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. L»»»»M« V» »«Mlirt», k>. Oonrnu—LouLr ä«, Vrv«ä»«r ^»ar»»I», ULMdvU - I«rU» - Vt» - LstpiiF - L—«I >r—1»a rr»»l^«r< ». U»! t ko-ier, I«rU» Vi«» L»»d»r, er»U-L«tx»i»-knu»^rt ». L»«i. k»rt»-L»»L»o->«rUL-rr»Lllirt ». D»«t« L 0o.,- L«rU»! 0-rUt.: S. Ll«0«r» U«»ovr, 0. üe^»l«»ior, U«U« ». » , L»r6t » 0°. K»r»»»r»»«rr LÜNlLl. Lrp«Ut>o» ä« Or«««!»« ^our»»l». 0»—ä«, 2Ml»zor«tr»—« »0. korK-prooU-^LLoUio«! Ur. LNKK» Hlachvestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Po st an st alten -um Preise von 1 M. In Dresden - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann E. Eschler, in Firma Oskar Schröder Nachf., Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstraße 24, Ecke Pillnitzerstraße, Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiede gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, Herrn Kauf mann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, und Herrn Kaufmann Otto Fließbach, Striesener Straße 38 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Verbrennung König!. Sächs. Staatspapiere betreffend. Die im Jahre 1888 und in der ersten Halste deS Jahres 1889 in StaatSschuldbuchforderungeu umge wandelten Staatsschuldverschreibungen über 3pro- zentige jährliche Renten im Nennwerthe von 5056 600 M. sammt Zubehör, ungleichen eine An zahl eingetauschter oder sonst werthloS gewordener Werthpapiere sollen am 3. nächsten Monats, vormittags von ^10 Uhr an, in dem Grundstücke Fabrikstraße Nr. 4 hierselbst ver brannt werden, was mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntniß gebracht wird, daß Jedermann, soweit der Platz dies zuläß*, der Verbrennung beiwohnen kann. Dresden, den 28. August 1889. Der LovdtagjEschvß zu Verwaltung der Ataatischoldeo. Bönisch. Feuilleton. Zwei Brüder. 1» Erzählung vonxEophie Junghan». (Fortsetzung.) Sie lief sofort hin und teilte die Beobachtung de» Doktors nicht nur der Mama Professorin, sondern auch noch verschiedenen Freunden mrt, wonach ein Blicken, Flüstern, Nicken und Lächeln entstand, von welchem allem nur Dora Berninger, der Gegenstand dieser plötzlichen Aufmerksamkeit, zum Glück nicht gewahr wurde. „Sehen Sie dort, die Prinzessin Alexa," sagte lächelnd einer der von Tilde eingeweihten Herren zu einem der Angekommenen, einem Neuling in diesem Kreise, einem jungen Mann, welchen die Ankündigung aber w wenig zu berühren schien, daß der Scherz eigentlich al» mißglückt zu betrachten war. „Wo?' fragte jener gleichgiltig, indem er sich lang sam nach der bezeichneten Person umdrehte. Er be trachtete sie, stutzte und wandte sich dann zu dem Sprecher zurück, um von dem Gesicht desselben die Bestätigung zu lesen, daß eine kleine Mystifikation hatte stattfinden sollen. „Das ist ja — irre ich mich? — ist do» nicht «ine nahe Verwandte der Familie ?" sagte er. Der andere Herr lachte. „Eie sind also nicht an- zuführeu. Die Ähnlichkeit soll auffallend sein. Bemerken Eie dieselbe auch?' ,,Wa» für eine Ähnlichkeit?" Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichten. Bochum, 29. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Katholikentag wählte für die 37. General- Versammlung München al» ZvsammenkunftSort und ermächtigte den Fürsten Löwenstein, bei ein- trrtenden Schwierigkeiten zur Bestimmung einer anderen Stadt. Genannt wurden Mainz, Dan zig, Koblenz, Köln. Rom. 28. August. (W. T. B.) Bei dem heutigen Empfange der vom König von Schoa entsandten Mission durch den König Humbert überreichte der Führer der Mission, Makonru, ein Schreiben des Königs Menelik und hielt sodann folgende Ansprache: „Der König Äthiopien» hat mich beauftragt, Ew. Majestät den Ausdruck seiner freundschaftlichen Gesinnungen zu überbrin gen. Mein König, jetzt Herr von ganz Äthiopien, will mit Ihrer Regierung die besten Beziehungen unterhalten und hat, damit dieselben unabänder lich seien, den Freundschaft»- und Handelsvertrag unterzeichnet. Im Namen meine» König» heische ich den hohen Schutz Ew Majestät, damit Hinfort Friede und Ruhe in Äthiopien und den benach- barten italienischen Besitzungen herrschen möge, zum Wohle und zur Entwickelung drS beiderseiti gen Verkehr». Mein König will den Frieden; allein unter allen Umständen, dies kann ich ver- sichern, werden die Feinde Italien» auch unsere Feinde sein." König Humbert erwiderte darauf: , Ich habe Ihre Worte mit der größten Befrie digung vernommen. Wir sind seit laugen Jahren treue Freunde und werden rS bleiben, dafür bür gen der zum Wohle beider Königreiche vereinbarte Vertrag und der Schutz, welchen ich und meine Regierung Ihrem Lande gewähren, dessen fried- liche» Gedeihen wir aufrichtig wünschen." — Dir ChefS der schoanischen Mission sind abends zu den Manövern nach Somma Lombardo abgereist. Sofia, 29. August, früh. (W. T. B.) Der griechische Bischof zu Varna ist angewiesen wor den, Bulgarien binnen 3 Tagen zu verlassen, widrigenfalls er ausgewiesen werden würde. Die Veranlassung zu dieser Maßregel sind angebliche Aufhetzungen seitens deS Bischof» bei der Wahl de» Kirchenkomiter». Sofia, 29. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Eine offizielle Mitteilung sagt: Die Bestellung von lv Millionen Patronen und 39009 Berdan- Gewehren war schon lange beschlossen behufs Be deckung der durch den letzten Krieg veranlaßten Abgänge. WaS die Beleidigungen deS Fürsten von Bulgarien und der bulgarischen Regierung durch die offizielle und offiziöse serbische Presse betrifft, so hält »S die bulgarische Regierung für unnütz, etwas zu erwidern. Die Serben sollten sich noch der Ereignisse von 1885 erinnern. St. Petersburg, 29. August. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Ein Bulletin meldet die schwere Er krankung der Großfürstin Marie Paulowna. Die selbe war vor einigen Tagen schon unwohl und befand sich bereits besser, als gestern morgen plötzlich bochgradige Anämie rivtrat. — Gestern fand die Trauung deS Herzogs Georg v. Leuchten berg mit der Prinzessin Anastasia von Montenegro auf dem Landgute deS Herzogs bei Petrrhof statt. Dresden, 29. August. Die Emin-Pascha-Expedition. Am 17. d. M. wurde von der deutschen Kolonial- gesellschast in Berlin eine Versammlung abgehalteu, „Nun, die mit der Prinzessin." „DaS vermag ich nicht zu beurteilen. Ich weiß gar nicht, von wem Sie sprechen — meine Bekannt schaft mit Prinzessinnen ist nicht sehr ausgedehnt," gab der Ankömmling trocken zurück. Übrigens trat er vor, so daß Fräulein Dora, al» jetzt ihre Unterhaltung mit dem Hauptmann zu Ende gekommen schien, und sie sich wieder ins Zimmer wendete, seiner sofort ansichtig werden mußte. Auch bei ihr war das Wieder«kennen augenblick lich, wie bei ihm, aber die Wirkung zugleich derartig, wie er sie nicht erwartet hatte. Er hatte sich gefreut, al» er sie sah; sie schien heftig zu erschrecken. Dann aber faßte sie sich und reichte ihm die Hand entgegen, die er betroffen in der seinen hielt, weil sie noch immer ein wenig zitterte. „Wie kommen Sie hierher, Felix?" sagte sie. Felix nannte sie ihn ... rin sonderbare- Mädchen! „Ich? — O, auf die natürlichste Weise. Ich bin schon wiederholt ousgefordrrt worden, zu den geselligen Abenden hier im Hanse zu erscheinen. Bisher gebrach es mir immer an Zeit; heute war ich mit einer Ar beit fertig geworden, und da — eigentlich ein Zufall — erinnerte ich mich, daß e» Donuer-tag sei." „Und Sie kamen, weil Sie einmal nicht» bessere» avzufangen wußten", ergänzte sie. „Ich gehe nicht viel in Gesellschaften", erwiderte er. „Daß Sie hier anzutreffen wären, davon hatte ich keine Ahnung." „Ich bin erst seit kurzem wieder in Berlin. E» ist mehr al- zwei Jahre her, daß wir einander nicht aesehen haben, Herr Leupoldt" — jetzt also .Herr Lrupoldt". Da» „Felix" vorhin war ihr entschlüpft, in welcher neben Erörterungen über da» Vorgehen englischer HandelScompagnien in Ostasrika auch ein Vortrag über die Emin-Pascha Expedition augekündigt war. Wie seinerzeit berichtet worden ist, wurde bei dieser Gelegenheit über da» Unrecht, welche-' der unter Leitung des l)r. Peters stehenden Expedition von englischer Seite dadurch zugefügt worden sein sollte, daß man ihr in Lamu die Ausschiffung ver weigert und sie zwangsweise nach Sansibar gebracht und dort drei Monate festgehalten hatte, lebhafte Klage geführt und der Beschluß gefaßt, an den Herrn Reichskanzler da» Ersuchen zu richten, den in ihren Interessen geschädigten Deutschen Genugthuung zu verschaffen. In der „Nord. Allg. Ztg." wurde, noch ehe dieser Beschluß gefaßt war, aus das Verfehlte einer solchen öffentlichen Erörterung der noch nicht völlig llargestellten Angelegenheit hingewiesen. Das halbamtliche Blatt hob hervor, daß ein derartiges Vorgehen nur geeignet sei, die Herbeiführung eines AuigleichS zu erschweren und Ver stimmungen herbeizusührev. Die Versammlung lies sich indes hierdurch nicht abhalten, ihrer Eut- rüstung gegen England in der erwähnten Weise nach Kräften Luft zu machen. Seitdem ist die PeterSsche Expedition zum Gegenstände eine- lebhaften Zeitungs streites geworden, in welchem vornehmlich die „Nordd. ^g. Ztg." und die „Köln. Ztg." das Wort führte». Das rheinische Blatt vertrat mit Nachdruck die Sache des Hrn. vr. Peters, während die „Nordd. Allg. Ztg." in mehreren, an anderer Stelle von uns bereits unt- geteilten Kundgebungen sehr eindrucksvoll darauf hiu- wieS, daß die Emin-Expedition für die Zwecke des Reichs auf kolonialen Gebiete eher schädlich al- förderlich sein werde. Da die Angelegenheit die öffent liche Meinung jedenfalls noch längere Zeit beschäf tigen wird, dürfte die nachstehende Darstellung des bisherigen Verlauf- des Petersschen Unternehmens, welche wir an der Hand eines vor kurzem in der „Schl. Ztg." erschienenen Aussatzes geben, wohl am Platze fein: Im Frühling vorigen JahrcL wurde — zumeist infolge dringender Vorstellungen des deutschen Ge neralkonsuls in Sansibar — der Leiter der Deutsch ostafrikanischen Gesellschaft vr. Karl PrterS abb.rufen und durch einen erprobten Kaufmann ersetzt. Kurze Zeit darauf wurde die Weit durch die anfangs nur scherzhaft aufgefaßte Kunde überrascht, daß vr. Peters ore Ausrüstung einer Expedition zu dem Zwecke be absichtige, den von der ägyptischen Regierung aufge- gebenen Gouverneur der Äquatorialprovinz, Emin Pascha, zu entsetzen. Man wußte zwar, daß dieser um Geographie und Naturwissenschaften verdiente Ge lehrte deutsch-jüdischer Abkunft war, aber ebenso be kannt war es, daß derselbe seit langen Jahren sich durchaus als ägyptischer Beamter betrachtete. Obwohl er schon seit den Siegen des Mahdi über die eng lischen Heere von Europa abgeschnitten und ost Mo nate lang verschollen war, hatte bis dahin keine Seele in Deutschland daran gedacht, für ihn eine Hilfsexpe- dition auszurüsten. Wußte man doch einmal, daß es ihm recht gut erging und daß er wie ein König in seiner Provinz herrschte, dann aber konnte eS nicht zweifelhaft sein, daß die Pflicht, ihm im Notfälle zu Helsen, der ägyptischen und der englischen Regierung oblag. Überdies war durch seinen Freund Junker be kannt, daß Emin Pascha, wenn er wollte, jeden Augen blick nach Sansibar abreisen konnte, daß er dies indes nicht wollte, um seine Anhänger nicht im Stiche zu lassen. Zu allem Überflüsse hatte nun aber auch noch der erprobteste Kenner Afrikas, Stanley, einige Zeit vor her unter genauester Erwägung aller Umstände mit einer reich ausgerüsteten Expedition eine Reise zu Emin Pascha angetreten, über deren Erfolg noch jede Nach richt fehlte. ohne daß sie davon wußte. Felix wartete darauf, ob es noch einmal kommen würde, aber es kam, heute wenigstens, nicht mehr. „So lange? Ja, ganz recht — Sie waren gerade in der Commende, als ich zuerst von Berlin kam." Er wurde nicht einmal mehr verlegen bei dieser in direkten Erwähnung de- damaligen Mißerfolges. Da» alle- log so weit hinter ihm! Seit er in seinem eigentlichen Fahrwasser war, war ein Gelingen dem anderen gefolgt, ohne daß er selber sich mehr darüber wunderte, als der Mann, der, auch in unbekannter Gegend wandernd, die Punkte, welche er auf einer guten Karte verzeichnet gesunden, iu seinem Wege alle nach und nach zur richtigen Zeit erreicht. „Sie sind daun, nachdem Ihr Landaufenthalt bei den Eltern zu Ende war, wrun ich nicht irre, bald auf Reisen gegangen, gnädige- Fräulein." „Ja. Ich war lange fort', sagte sie kurz. „Und Sie?" „Ich? O — ich habe gearbeitet." Sie sah ihm mit leuchtendem Blick in die Äugen und nickte ihm zu. Eine Pause entstand, während er sich wunderte, wie ihm Dora jetzt so vertraut vorkam, mit der er doch nur zehn Tage seine» Leben» zusammen gewesen, während welcher er sich noch dazu, wie ihm jetzt deutlich einfiel, ziemlich ablehnend gegen die Fremde verhalten hatte. Jetzt schien sie ihm nicht mehr fremd rach zwei Jahren, während welchrr er sie nicht gesehen, kaum von ihr gehört hatte. „Sie müssen mir recht viel von der Eommende er zählen", sagte Dora jetzt freundlich, und dann sah sie sich um, ob wohl irgendwo ein paar Sitzplätze frei Hätte nun aber Deutschland trotz alledem plötzlich eine gleiche HiNsexpedition au» humanen Motiven für nötig erachtet, so lag es auf der Hand, daß Hr. vr. PeterS so ziemlich die unaeeignetste Person zur Durch führung eine- derartigen Unternehmens gewesen wäre. Weder seine philologisch-philosophische Vorbildung, noch seine Schopenhauerische Abhandlung über W-lt- Wille, oder seine vierwöchrntliche, meist in einer Hänge matte zurückgelegte Reife in dem Gebiete von Ufagara oder endlich sein genußreicher, in angenehmer Gesell schaft verlebter Aufenthalt in Sansibar al» General vertreter seiner Gesellschast boten die mindeste Gewähr dafür, daß er den Strapazen einer langen Fußreise durch das unwirtliche Ostofrika gewachsen sein oder daß er dort Erfolg haben würde, wo vor ihm vr. Lenz, vr. Fischer und vor allem ein Stanley geschei tert waren. Kein Wunder daher, wenn die Idee beim Publikum sehr kühl ausgenommen wurde und wenn die unterrichteten Personen andere al» die vor gespiegelten Zwecke bei dem Unternehmen voraussetzten. Die Sache kam denn auch erst in Schwung, als mehrere erprobte Agitatoren sich ihrer annahmen und einige für alle sogenannten gemeinnützigen Zwecke ein- tretenden Mitglieder der nationalliberolen Partei für dieselbe gewonnen wurden. Die erste Anregung zu dem ganzen Unternehmen hatte die Nürnberger Abteilung des Kolonialverein» gegeben, dieselbe, welche seinerzeit Hrn. vr. PeterS eine getreue Nachbildung des Schwerte» de» großen Kurfürsten verehrt hatte. Die deutsche Kolonialgesell- schaft hatte die Idee ausgenommen und die Vor schiebung von Stationen von der Küste bis in das Nilquellengebiet, um eine Handelsstraße ins Innere zu schaffen, für „im nationalen Interesse wünschenswert" erklärt. Wie ziemlich unverhohlen erzählt wurde, hofften die besonneneren Elemente der ostafrikanischen Gesell schaft, auf diese Weise sowohl den unbequem werdenden vr. PeterS loszuwerden als auch einen Anteil an den gewinnbringenden Handel mit dem Hinterlande zu er zielen. Sehr bald überzeugte man sich freilich, daß der Name deS genannten Herrn nicht magnetisch genug wirkte, um das deutsche Volk zur Aufbringung der erforderlichen Summen zu begeistern, und man ver nichte daher, den eben au» Madeira zurückgekehrten bekannten Afrikareisenden Wißmann zu bewegen, im Verein mit vr. Peter» die Expedition in's Werk zu setzen. Derselbe interessierte sich allerdings für da» Unteruehmen, verhielt sich aber zunächst ziemlich re serviert und begnügte sich auf der WkSbadener Vor stantssitzung der Kolonialgesellschaft im September v. I. damit, zu schnellen Entschlüssen zu mahnen. Obwohl sich übrigen» schon damals zeigte, daß selbst erfahrene Mitglieder der Gesellschaft, wie Frhr. von der Brüggen, da» Unternehmen für zwecklos er achteten, wurde von da an eine noch nicht dagewesene Agitation für die Emin Pascha-Expedition infeeniert und eine „nationale" Versammlung nach der anderen i» allen Teilen Deutschlands abgehalten. Der Plan, den Reichstag um Gewährung der Geldmittel anzu- gehen, mußte sehr bald aufgcgeben werden, da Fürst Bismarck auf eine Eingabe Wißmanns jede pekuniäre Beihilfe abgelehnt und sogar hinzugefügt hatte, daß eine derartige Verwendung von ReichLmitteln die Be reitwilligkeit des Reichstags zu Bewilligungen für Kolonialzwecke abschwächen würde. Um so eifriger ging mau daran, das Publikum zu gewinnen. Man behauptete, die Unterstützung Emin Pascha» sei da beste Mittel, dem Einflüsse der fklavenjagenden Araber entgegenzutretrn und die „Vereinigung des Araber- tumS von Ost und W«st" zu verhindern. Der selbst Mohammedaner gewordene Emin Pascha sollte ferner einen festen Damm gegen die Ausbreitung des Islam abgeben. Kurz, kein, wenn auch r och so unwahrschein liches Argument wurde verschmäht, um den erstrebten seien — einen solchen zu erlangen, war an manchen dieser Donnerstagabende hier bei Professor- durchaus keine Kleinigkeit. — „Ich glaube, rm nächsten Zimmer ist es etwa» leerer. Wir können — ah —" Dieses Ahl, keineswegs der Ausdruck des reinen Vergnügen», galt einer Unterbrechung de» Gespräch» durch einen stattlichen Herrn, der eben zur Begrüßung nahte. „Meine Gnädige" — er führte Dora» Hand an die Lippen, und während er sich so vornüber beugte, merkte ihre empfindliche Nase, daß er entweder vorher opulent diniert oder mit dem leichten Weine, der au Professor» „Abenden" floß, sehr reichlich vorlieb ge nommen habe — „meine Gnädige ... reizend wie immer! ... Ziemlich heiß hier, heute abend, aber doch nicht» gegen neulich. Na, wir Parlamentarier werden etwa» gewohnt — heute wieder vier Stunden Kam- missionSsitzung bei dreiuudzwanzig Grad Reaumur. Da» sind die Freuden de» Volksvertreter», wenn er in Kommissionen gewählt wird. Und nun komme ich hierher, will mich nach den trockenen Sitzungsarbeiteu und riuer Eremiteumahlzeit wenigsten» geistig er- frischen —" „Al» ob Sie dazu nicht die beste Gelegenheit hätten, Herr Domänenrat. Da drüben" — sie deu tete mit den Augen nach einer Gruppe eifrig redender bebrillter älterer und jüngerer Herren — „werden eben altägyptische Bilderinschrifteu entziffert, da weht e» archaologisch kühl au» de» Pyramidengäugen her- au». Und dort, die Gesellschaft um Hrimstetter her um" — da» war der Redakteur de» Witzblatt«» „Ham meln" — „wie sie alle lachen; man wird ordentlich angesteckt."
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