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Dresdner Journal : 25.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-25
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 25.11.1893
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Nres-ncr Mmnal k 1893 Sonnabend, den 25. November, abends M274 ver- Tagesgelchichte. 7» , i« dies» tchtr. t Da holera Lady Sibylle. Lrzühluug von E Schroeder. (Fortsetzung.) Dresden, 25. November. Zum Wiederzusammentritte deS österreichischen ReichSrateS. ff Der Anbruch einer neuen Ära in Österreich datiert von dem Tage, an welchem Kaiser Franz Joseph die Ernennung de- Ministeriums Windischgrätz terkunst j, gegen k rasuug »n nüber, dq Arbeite, Dieselbe scheu der der Beffer- eiuer Wirt- rtuin, ei« i Lursicht; eil Hensche wegen der urchgesühn ! noch v!,- Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, ssrofeffor der titteratur- uzid Kunstgeschichte. Nichtamtlicher TeU. Teke-rap-ische «ad telephonische Nachrichten. sorgen hätten, muh im Schoße der Regierung wie im Parlament eine Epoche der Eifersüchtelei und Zwie tracht wieder beginnen. Einer solchen Wendung harren die offenen und geheimen Gegner der Koali tionsregierung mit einer Zuversicht, die sich hoffent lich als unbegründet erweisen wird. Die große „slawische Gegenallianz", welche den Kampf wider da» Kabinett aufnehmen soll, wird das Ministerium Windischgrätz gewih nicht zu Falle bringen. Man spricht und schreibt viel von dieser Liga der Unzu friedenen; wir glauben aber vorläufig noch gar nicht an ihr Zustandekommen. Da» Bündnis der Jung tschechen, Slowenen und Rutheneu wäre unter den heutigen Verhältnissen schlechterdings ein nach be kannten Ratschlägen der russischen Presse gebildete» BündniS der kleinen Slawcnstämme Österreichs gegen die — Polen und ein solcher Plan kann vielleicht auSgeführt, aber gewiß nicht zum Angelpunkte einer großen politischen Wendling gemacht werden. Für die außenstehenden Elemente wird die Partei koalition ebenso wie die Regierung, die sich auf die letztere stützt, unangreifbar sein, so lange kein innerer Zwiespalt die Festigkeit der neuen Schöpfung beein trächtigt. Die Verhütung jede» solchen Zwiespalte» ist die wichtigste Aufgabe der Regierungsmänner, die zeigen sollen, daß sie den Anforderungen der Lage gewachsen sind — zugleich aber auch die vornehmste Pflicht der drei verbündeten Parteien, welche beweisen müssen, daß sie die eben errungene Macht zum Vor teile der Gesamtheit verwerten. Naturgemäß war eS zu, ächst der Regierung be schicken, den Ernst zu dokumentieren, mit welchem sie an die Bewältigung ihrer Aufgaben herantritt. Ihr liegt eS ob, den Pfad zu weisen, der zum Ziele er sprießlicher positiver Leistungen führen soll. Der erste Schritt auf diesem Pfade ist gethan, die Richtung ist vorgezeichnet. Fürst Windischgrätz hat in seiner Antrittserklärung ein Programm entwickelt, welche» die rückhaltlose Billigung aller ehrlichen Freund- Österreich- finden kann Er hat in diesem Programm vor allem der Thatsache Rechnung getragen, daß die einmal eingeleitete Aktion zur Erweiterung des Wahlrechtes nun unter sorgsamer Wahrung sämt licher dabei in Frage kommender Interessen zu einem greifbaren Abschluffe gebracht werden muß. Er ge dachte ferner zahlreicher bedeutsamer Reformen, die auf wirtschaftlichem und sozialpolitischem Gebiete von der neuen Regierung geplant werden So schilderte er in großen Zügen die Umrisse einer ZukunftSthätigkeit, welche olle Kräfte derart in Anspruch nehmen dürfte, daß für kleinlichen politischen Zank nur gewaltsam Muße gewonnen werden könnte. Er kann aber auch die Vertagung, eventuell die zumindest teilweise Lösung der schwebenden großen politischen Fragen gelingen, wenn sich bei der Ausführung jenes ArbertSprogrammS das Vertrauen der Parteien unter einander und zur Regierung festigt. Wie dies kostbare Gut zu ge winnen, wie daS gesamte öffentliche Leben Österreich» zu schönster Entfaltung zu bringen sei — das hat Fürst Windischgrätz in markigen Worten ausgesprochen, als er sagte, daß die neue Enrwickelung auf die Offen heit und Wahrheit und auf die volle Anerkennung der Bedeutung des Parlamentarismus gegründet werden solle. ig. Beorzi Uung nicht als selb«- ung gesetzt Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich ihnen »e,^»pr«t»: z«, Dresden vierteljährlich ; Natt bv Pf, bei de» Kaiser lich d-uüch.n PoftanswUrn v sneliährlich » Mark; außer halb drs deutsche« Reiche« und Stempelzuschla, »iazrlue Nummern: 10 Ps Erschelue«: lä-lich mit Ausnahme der Ea«> und Feiertage abends ^ruspr -Anschluß: Nr. 18«. Amtlicher Leit. Dre-deu, 25. November. Se. Kaifeil. undKönigl. Hoheit der Erzherzog Leopold von Österreich ,st hier eiugetroffen und im PalaiS am Taschenberge abgetreten. Dresden, 25. November. Ihre Königl. Hoheiten der Graf von Flandern und Höchstsein Sohn der Prinz Albert sind gestern Abend 7 Uhr 27 Min. nach Brüssel abgereist. Gleiwitz, 25. November. (D. B. Hk) hier wiederum drei Neuerkraukunge« an El. vorkamen, wurde von der Regierung eia Labora torium, für bakteriologische Untersnchuugeu er richtet, um eine genau« Kontrolle choleraver dächtiger Personen zu ermöglichen Ler Bak teriologe vr. Kruse in Breslau »«rde za« Leiter drö Institutes eraaaat. U»tä»di,uug»>ebiihrru: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift -0 Pf Unter „Linaesandt" die Zeile 50 Pf. Lei Tabellen - und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. r». Iernspr Anschluß: Nr ILVb. „Hundert Prozent schöner geworden," bemerkte er nachdem die erste Begrüßung vorüber, mit einem be wundernden Blick auf Sibylle, „nur die Augen ein wenig trübe — was meinst Du, Mildred?" ,Hch meine, eS kommt von der schlaflosen Nacht an Bord des Dampfers." „Und ich sage — von den vielen vergossenen Ab- schiebSthräuen. Warum hast Du Richard nicht mit gebracht, Sibylle?" DaS war daS gefürchtete Thema. „Er zürnt mir wohl noch sehr?' fragte Lady Mildred. „O nicht doch, aber — aber e» fehlte ihm an Zeit." „Jetzt auf einmal?" lachte Robert. „Und zwei, drei Jahre lang hat er die Zeit auf Reisen totschlagen müssen, so überflüssig viel hatte er von dem Artikel?! Wa» treibt er denn in aller Welt?" „Augenblicklich besichtigt er einige der großen Hüttenwerke in Northamptonshire" — „Aha! Im Lande haben wir ihn also glücklich? Ns, dann nur getrost, ich werde ihn bald zur Stelle geschafft haben." „Versuch es lieber nicht!" rief fie erschrocken. „Thü ih« deu Gefallen, Robert, und laß ihn ruhig, Dresden, 25. November Se Königl Hoheit der Prinz Georg hielt heute eine Königl. Jagd auf Pillnitzer Revier ab, zu der mehrere Herren mit Ein- „Der Charakter ist so abscheulich, wie tue Haare!" Dann läßt sie mich wohl eine halbe Stunde lang weiterlesen, ohne den geringsten Einwurf zu machen — ich glaube, sie ist nicht mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache. Auf einmal aber horcht sie auf — wir sind an der Stelle angelangt, wo der Held an fängt, sich von seiner Gemahlin ab und der Verfüh rerin, in deren Banden er schon einmal gelegen hat, wieder zuzuwenden. Stirnrunzelnd legt sie den Pinsel au» der Hand, plötzlich ist sie aufgesprungen. „War hast Du?" rufe ich erstaunt. „Die Moral ist auch abscheulich!' stößt sie mit erstickter Stimme hervor „Nimm mir - nicht übel, aber ich kann so etwas nicht länger anhören!" „Gut, schließen wir daS Buch", sage ich, aber sie ist bereits mit flammenden Augen und glühenden Wangen zur Thüre hinaus." ,Hm!' machte Robert gedankenvoll. — — Am nächsten Morgen traf er Sibnlle einsam im Park. „Ich komme, mich zu verabschieden!" ries er ihr entgegen. Sie blieb stehen und hob in ängstlicher Spannung den Blick zu ihm. ,Zch reiie nach Northampton," fuhr er fort, „suche Richard auf und überrede ihn, mir nach Thoope zu folgen. Du hast doch nicht» dagegen?' „Ich — etwa- dagegen?" stieß sie hervor und da» Blut schoß ihr heiß ins Gesicht. ,Jch mnne nur," entgegnete er ein bißchen ver wirrt, „weil Tu ihn nicht gerne in seiner Arbeit ge stört wissen wolltest." , Er hatte etwa» andere» gemeint, fie wußte es ganz genau „Man durchschaut mich, man sucht mir Stock hol«, 24. November. (D B Hd ) Der Verein der schwedischen Sisenwerksbefitzer ließ de« König eine Petition überreichen, in der u« die Herabsetzung der Eiseubahnfracht für Eisenerz, Kalk, Kohlen und alle übrigen znr Erzengovg von Keiueisen nötigen Materialien, ssWie für Eisen- und Stahlfabrikate um 5V Prozent ersucht wird mit de« Hinweis darauf, da- der Kracht- tarif der schwedischen Staatseiseubahnen seit 2V Jahre« nicht ermäßigt worden ist, wthrend fast alle Bahnen des Kontinents die Eisenindustrie durch niedrige Frachtsätze begünstigen. Kopenhagen, 24. November. (D. v. Hd.) Vie Delegiertenversammlung des Agrariervereins in Odense nab« einstimmig den vorgelegtr« Pro- grammeutwurf an. Rach diese« will der Verein die ökonomischen und soziale» Interessen der Land wirtschaft, der Haupterwerböquelle des Laudes, stützen, da«tt fie dauernd ihre Stellung behaupte« kann; der Verein fordert die Hilfe des Staate» bei der Ordnung der LbsatzverhLltuiffe, ferner Herabsetzung der landwirtschaftlichen Steuer«, Er höhung der Steuern auf Lnxusgegeusttude, Spar samkeit in der Staat-Haushaltung «. s. ». Durch Zusammenschluß aller dänischen Land wirte und laudwirtschastlichrn Arbeiter soll der Verein Einfluß auf das Folkething und Lan dsthiug, dir gesetzgebenden Faktoren, gewinnen. St. Petersburg, 24. November. (W.T.B.) An der Cholera erkrankten bez. starben: Lo« 21. bis zum 28 d. MtS. in St. Petersburg 18 bez. 7, vom 11. bis zum 18 d Mts in Warschau 1 bez 1, in Kronstadt 2 bez. 2 !u den Gouverne ments Kowno 4V bez 7, Livland 12 bez. 18, Minsk 8 bez. 4, Pskow 3 erkrankt, Rado» 4 bez. 1, St Petersburg 14 bez 3, Smolensk 8 bez 2, Cherson 55 bez 32, vom 28 Oktober bis 18 November in Lula 77 bez. 27, vom 28. Ok tober bis 11. Ro»e»ber in Podolien 145 bez 75 Kronstadt, 24. November. (D B.Hd) Der Dampfschiffverkehr zwischen hier und St. Peters- bnrg hat aufgehört. Belgrad, 25. November. (Tel d. Drestz«. Journ.) In aut unterrichteten Kreisen verlautet bestimmt, daß zwischen dem Ministerium Dokic und dem Klub ter Radikalen gestrru eine vollständige Verständigung erzielt worden ist. Der genannte Klub sprach der gegenwärtigen Regiernng sein Vertrauen aus und sagte derselben seine werk- tdätige Unterstützung zu. Die Gerüchte von einer bevorstehenden Miaist rkrifis und von Mißhrllig keitrn zwischru der Regierung und dem Klub der Radikalen entbehren daher jeder Begründung Sofia, 24. November. (D. B. Hd.) Zur Beisetzung der Leiche des Grafen Hartenau «erden hier außerordentliche Vorbereitungen getroffen. AuS allen LaudeStrilell treffen bereits Deputatio nen ein. Auf den Höhen von Slivnitza werden die Stellungen der bulgarischen Truppen in dem Kampfe im Jahre 1885 durch Batterien markiert sein, welche beim Erscheinen drS Leichenzuge» Salutschüsse abgebeu sollen. wo er ist. ES liegt ihm sehr daran, allerlei Ver besserungen zu prüfen, damit er sieht, ob et sich der Mühe lohnt, fie in ESdorf einzuführen." „Gut, ich gedulde mich noch ein paar Tage." „Mit ein paar Tagen ist» nicht gethan. Es han delt sich um ein mehrwöchentlicheS, eingehende- Stu dium, da- — daS am besten nicht unterbrochen wird." „Ei, ei, ist» dem aber plötzlich ernst mit der Arbeit! Wirft feinen leibhaftigen Schwager zur Thüre hin aus, wenn er — Weist Du was, Sibylle? Tu giebst mir ein EmpfehlungSbriefchen mit, dem kann er nicht widerstehen." „Unmöglicd, Robert, ich habe beschlossen — wir sind übereingekommen — ich — wir korrespondieren nicht mit einander." So, nun war e» ihr von der Seele! Den ganzen Weg her hatte eS sie gequält: „Wie werden sie kopf schütteln und staunen, wenn keine Post mir ein Lebens zeichen von ,hm bringt!" Nun wußten sie, woran sie sich »u halten hatten. Erleichtert wandte fie sich, die jubelnd herein stürmenden Kleinen zu begrüßen Doch die hatten vollend» kein Erbarmen. „Wo ist Onkel Richard? Was macht er? Warum kommt er nicht?" Bon allen Seiten traf die Frage den wunden Punkt. Und so ging eS fort diesen Tag und die folgenden Tage. Da man den Schein der Trauer um den ver storbenen Lord zu wahren Hatte, so unterhielt man keinerlei geselligen Verkehr mit der Nachbarschaft. Immer im engsten Familienkreise drehte sich die Unter haltung fast unausgesetzt um persönliche Dinge, und Sibylle lebte in beständiger Furcht, Waldstedt» Namen aussprechen zu hören ,Hetzt — jetzt kommt'«!" pflegte Schueidemühl, 25. November. (D. B Hd.) Oberberghauptmann Freund ist der Anficht, daß die bei der KrühjahrSkatastrophc beschädigten Gebäude wieder hergeftellt und in brauchbaren Zustand gebracht werden können. Eine Anzahl Arbeiter ist mit den nach Anleitung deS Ober- berghauptmaunö Freund bestimmten Vorarbeiten au der Uaglücksstelle beschäftigt. Sobald alle» not- wendige Material eiugetroffen ist, soll die Zuschütt, uug deS BruuuenS vorgenommen werden. AuS den Röhren fließt noch ununterbrochen klares Wasser. Loudon, 24. November. (D. B. Hd.) Ler Sturm hat fick seit gestern wieder bis zum Orkan verstärkt und ist über Nordbritavnieu mit elemea- tarer Gewalt hereingrbroche«. Infolgedessen mußte jeder Schiffsverkehr mit dem Festlande eingestellt werden. ES wird befürchtet, daß mehrere nach Hamburg bestimmt gewesene Dampfer unter- gegangen find; die Nachrichten von neuen Schiffs- Unfällen nehmen in erschreckender Weise zu. Die Zahl der infolge deS Orkans um» Leben gekom menen Personen schätzt mau auf mehr als drei hundert. Im schottischen Hochlande führte der Sturm ungeheure Schneemassen im Gefolge, so daß mehrere Schmllzüge vollständig eingeschueit find. W-I" ' —Hl".^17—" 7 - ' Kunst und Wissenschaft. liehemn Ordensdekorationen und zwar: der Hofsekretär Laurich und der HofwitthschaftSsekretär Riedel daS Ritterkreuz de« Franz Josephs-Orden- und der Hosfourrer Butze da» goldene Verdienstkreuz mit der Krone annehmen und lragen. Dresden, 18. November. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Pfarrer Volkmar Wilhelm Hermann Tu besing an der Schloßkirche in Chemnitz da» Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrecht-- orden zu verleihen. Dresden, 18. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor an der Universität Leipzig vr. Karl Lamprecht den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Rothen Adler-Orden vierter Klasse annehme und anlege. vollzog. Nach diesem grundlegenden Akte des Monarchen erhält die neue Entwickelung nun allmählich ihr Ge präge und ihre klaren Einzelumrisse. Die Kabi nettskrise mußte notwendigerweise eine längere Unter brechung der parlamentarischen Thätigkeit zur Folge haben. Die Krise selbst war durch eine Aktion der Volksvertreter entstanden; bei den Beratungen über die Lösung mußte die Stimme der hervorragenden Abgeordneten vernommen werden und die eudgiltige Entscheidung griff unmittelbar in daS parlamentarische Gefüge ein, da die bisherigen Führer der Deutsch liberalen und der polnischen Gruppe ihre frühere Thätigkeit aufgaben, um sich der Leitung der StaatS- geschäfte zu widmen. Nun sind diese Vorgänge ab- geschlossen und ist damit der Raum sür das Wirken der Volksvertretung wieder frei geworden. Angesichts des Verlaufes der jüngsten Ereignisse ist eS nur selbst verständlich, daß die Mitglieder der neuen Regierung ganz besonderes Gewicht auf die rasche und umfassende Klärung ihrer Lage gegenüber dem Abgeordneten hause als ganzem und gegenüber den Parteien im einzelnen legten. Eiuer solchen Erwägung entsprechen die bedeutsamen Kundgebungen, welche in Wien an läßlich der Wiedereröffnung des Reichsrate» erfolgten. Zunächst empfanden die beiden Politiker, die nun durch den Rus des Monarchen dem Wirken an der Spitze ihrer Parteien entrückt find, das Bedürfnis, ihre künftigen Beziehungen zu ihren politischen An hängern im Kreise der letzteren zu erörtern. Die» geschah seitens der Minister v. Plener und v. SaworSki in gehaltvollen Darlegungen, der,n Eindruck durch die Thatsache noch erhöht wird, daß die Reden der beiden Staatsmänner in der Gesamtauffassung d:r neuen Lage eine gewisse Übereinstimmung zeigen. Die beiden Politiker widmen dem Hinweise auf den Erfolg, welchen der Parlamentarismus eben errang, nur wenige Worte. Ihre Aufmerksamkeit ist der Zukunft zugewendet und ihre Ausführungen lassen erkennen, daß sie keineswegs in einer Täuschung über die Schwierigkeiten der von ihnen zu bewältigenden Aufgaben befangen sind. Hr. v. Plener gedachte in zutreffenden Bemerkungen der Hemmnisse, welche das Zusammenwirken dreier Parteien von völlig verschiedenem Charakter behindern können, und er sagte unverhohlen, daß diese Hemmnisse nwr zu vermeiden seien, wenn man mit Hingebung und ehrlichem guten Willen ans Werk gehe und wenn die Deutschliberalen ohne kleinliche Skrupel die Unter stützung der „ganzen Regierung" al» Pflichtsache be trachten. Er warnte vor dem Mißtrauen, daS leicht zu einer Gefahr für die neue Schöpfung werden könne, und er richtete schließlich an seine Parteigenossen die Bitte, daß sie die Entwickelung dieser Schöpfung mit einiger Geduld abwarten mögen. — Hr. v. SaworSkr wieder hob in seiner im Polenklub gehaltenen An sprache hervor, daß die Lebensfähigkeit der Koalition nur zu sichern sei, wenn die Parteien den Übergang von einem vereinten Auftreten im Sinne ter Negation zu positiver Arbeit zu finden vermögen. In diesen Äußerungen der beiden eben ernannten Minister gelangt die nüchterne und wahrheitsgetreue Würdigung einer ernsten Lage zum Ausdrucke. Die beiden Politiker sind auch vollkommen im Rechte, wenn sie andeuien, daß mit Bezug auf die AuS- gestaltung der neuen Situation die Verantwortlich keit der Parteien eine ebenso große sei, wie jene der Regierung. Wern jede der drei im Kabinett ver tretenen Gruppen diese Lehre beherzigt, so wird sich alles zum Guten wenden. Sobald aber eine dieser Parteien den Standpunkt einnimmt, daß ihre Ver trauensmänner im Ministerium eine einseitige und rücksichtslose Wahrung der ParteiinteresseS zu be ste sich auf den schlimmen Moment vorzubereiten, aber wenn er kam, fand er sie doch nicht gerüstet. Das Blut schoß ihr verräterisch in die Wangen und Herzklopfen machte ihre Stimme beben. r. Sie mar ungefähr zwei Wochen in Thoope, da bemerkte Lady Mildred eines Abend-, al» sie sich mit ihrem Gatten allein befand, in spöttischem Tone: „Es scheint, Turteltauben harmonieren auch nicht immer! " „Was willst Du damit sagen?" fragte er scharf. „Daß Sibylle sich mit ihrem Mann gezankt hat." „Unsinn!" „Ja, ja, er hat ihr Grund zur Eifersucht ge geben." „Wie kommst Du zu dem merkwürdigen Schluß?" „Gar nicht so merkwürdig bei einem Manne seiner Art." „WaS weißt Du, die Du ihn kaum kennst, von seiner Art?' „Ich weiß vielleicht besser als Du, daß eS die Art ist, Frauen zu gefallen!" „Hm! Und auch zugleich die Art, an Frauen, die ihn nicht» angehen, Gefallen zu finden?" „So etwas ließ sich aus der kleinen Scene schlie ßen, die Sibylle mir vorhin zum besten gab" „WaS für eine Scene?" „Sie sitzt und malt, während ich ihr den neuen Roman lese „Eine moderne Circe." Ich merke e» wohl, er gefällt ihr nicht — von Anfang an nicht. „Wieder eine rothaarige Heldin", spottete sie, kaum daß ich den Mund aufgethan habe, ,,e» scheint, fie find in der Mode." - ,Höre uur, wie vortrefflich die Kokette geschildert ist", sage ich und fahre fort. ,Ln der That vortrefflich", nrcktr sie nach einer Weile.
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