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Dresdner Journal : 23.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190103234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-23
- Monat1901-03
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- Dresdner Journal : 23.03.1901
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r bi» bi» >r« ken. >,oo ckrn nee rsa» cito So. :uer cher per lS7, M bi» M adi- bi» !Ito, län kan. cher al», Ämllicher Tri! tlichtamllichcr Lcil. größte dreibundfreundliche Blatt Italiens, Sprache kürzlich hat, das der „Popolo Romano", geführt. Vorläufig braucht man die mit politischen Anspielungen durchsetzten wirtschaftlichen Klagen unserer italienischen Freunde nicht allzu tragisch zu nehmen und nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Erst wenn die Gestaltung unseres neuen Zolltarifs öffentlich bekannt ist, wird der Zeitpunkt gekommen sein, wo man etwaigen Er klärungen der italienischen Presse über die Un möglichkeit, wirtschaftlich und politisch mit unS zusammen zu bleiben, größere Beachtung schenken muß. Einstweilen warten wir ad, was sich bei dem bevor stehenden Besuche italienischer Schiffe in dem KriegShafen von Toulon abspielen wird. Bekannt lich haben sich auch russische Kiiegifahrzeuge mehr oder minder zufällig in Toulon eingefunden; und die nach Südsrankreich gereiste Großfürstin Wladimir hätte die Möglichkeit, mit ihrer Tochter Helene, in der manche eine künftige Kai erin der Franzosen erblicken worden sind. In der Sache selbst aber scheint Hr. v. Witte noch immer an der Auffassung festzuhalten, daß er sich wirtschaftspolitisch gegen drohende deutsche Ge ber biete des Handelsverkehrs die beste Hieb sei. Eine ähnlich bedrohlich klingende wenn auch ohne amtlichen Charakter, Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bahnwärter a. D. Spreer in Ober- gräsenhain das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. wünsche davontragen, hat durch die erfreuliche Löfung deL Zwischenfalles von Tientsin bereits eine glänzende Rechtfertigung erhalten. Der englisch russische Streit in Tientsin war ernst genug. Die Truppen standen sich in regelrechten Schützengräben auf eine Entfernung von kaum 50 m kampfbereit gegenüber; und es hat Stunden gegeben, wo ein Blutvergießen fast unvermeidlich erschien. Aber gerade in diesem Falle einer wirklichen Gefahr ist der Wert eines gemeinschaftlichen Oberkommandos über die Truppen der verschiedenen Nationalitäten in Helles Licht gesetzt worden. Die Frage, welchen von beiden Teilen das Besitzrecht an dem streitigen Grundstücke zusteht, wollte und konnte GrafWalder- see nicht entscheiden. Sein Gedanke aber, der be denklichen militärischen Lage durch zeitweilige Zurück ziehung der Truppen beider Mächte von dem um strittenen Grundstücke tie Spitze abzubrechen, ist schließlich durchgedrungen. Anfänglich lehrte der russische Befehlshaber, General Wogack, diesen Vor schlag ab unter Berusung auf Instruktionen aus St. Petersburg. Es ist aber einem freundschaft lichen Eintreten unserer Diplomatie gelungen, diese Schwierigkeit zu beheben, und die maßgebenden rus sischen Persönlichkeiten haben hierbei ein Entgegen kommen gezeigt, worin die günstige Nachwirkung der für Rußlands diplomatische Stelluna vorteilhaften Mächten gleicher Grundrichtung bei geeigneten An lässen, wo die Vertreter des politischen Coriquista- dorrntumö eine Sonderstellung ernnehmen, ohne Aengstlichkeit zusammengehen können. Aber er hat auch fcstgestellt, daß Rußland in der Verfolgung feiner asiatischen Pläne von Deutschland niemals eine andere Gegenwirkung erfahren wird, als solche, die aus berechtigter Wahrnehmung der eigenen Inter essen hervorgeht, deren Kreis wir mit weitgehender Selbstbescheidung deutlich abgegrevzt haben. Eine Verpflichtung zu diplomatischem Vorgehen gegen Rußlands nckrdchinesische Ansprüche haben wir in dem Abkommen mit England für uns nicht begrün den wollen. Graf v. Bülow ist gerade in der Klar stellung dieses Punktes sehr deutlich geworden. Weniger bestimmt waren die Erklärungen, die der britische Unterstaatsfckretär Lord Cranborne vor dem Unterhause auf eine Anfrage über den Gelt ungsbereich des deutich-englifchen Notenaustausches vom 16. Oktober v I abgegeben hat. Der eng lische Staatsmann begnügte sich damit, den all bekannten Inhalt dieser Noten zu wiederholen, und der Beifall seiner Zuhörer ist für den festländischen Beobachter ein neuer Beweis dafür, wie leicht sich im britischen Parlamente die Volksvertreter in Fragen der auswärtigen Politik zufriedenstellen lassen. Anderseits suchen wir in den Berichten über die Sitzungen des englischen Unterhauses wie auch in der englischen Presse vergebens nach jenen weit läufigen Ausführungen über die China-Müdigkeit, die jetzt bei unS fo häufig anzutreffen sind. In ihnen liegt, wenn man diese Erscheinung ernst nehmen will, eine Selbstbezichtigung, auf die sehr bald das französische Wort: ,^e I« äibvs pas trop baut, »n tiniruit pur le eroire" Anwendung finden könnte Wir sollten uns doch die Frage vorlegen, ob wir ein Interesse daran haben, daß man im AuSlande politisch mit dieser sogenannten deutschen Müdigkeit zu rechnen anfängt. Die Zuversicht des Grafen v. Bülow, es werde bei allen auflauchenden Schwierigkeiten die Ausführungen des Grafen v. Bülow deutlich zu spüren war. In England hatte der Tientsiner Zwischenfall eine lebhafte Beunruhigung dir öffentlichen Meinung her vorgerufen; und man kann nicht sagen, kaß die englische Presse in der Berichtigung übertriebener Alarmnachrichien sehr eifrig gewesen wäre. Vom deutschen Standpunkte aus bemerkenswert war es, daß die begreifliche Verstimmung des englischen Publikums über den neuen Streitfall bald nach dem Austaucken der ersten ernsteren Meldung von Ruß land auf Deutschland abgelenlt werden sollte. Nament lich die Organe der innerpolitifchcn Opposition in England ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, wieder eii mal auSeinanderzusetzen, daß England von einem Zusammengehen mit Deutschland wenig oder nichts zu erwarten habe und daher klüger thäte, sich mit Rußland über alle schwebenden Fragen friedlich auSeinanderzusetzen, ja darüber hinaus eine allgemeine Annäherung an den mächtigen Rivalen zu versuchen. Dieser in der englischen Presse wie auch in der Lon doner Geschäftswelt immer wieder hervorbrechende Zug nach der russischen Seite hin verdient um so mehr unsere Aufmerksamkeit, als er in Rußland nicht ohne Erwiderung bleibt. ES ist bekannt, daß der einflußreichste aller russischen Staatsmänner, der Finanzminister v. Witte, ein möglichst ausge- gedehntcS Netz wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Industrie und Handel Rußlands und Großbritanniens herzustellen wünscht; Hr. v. Witte ist nicht der Mann, eS in so großen F agen bei einem Wunsche bewenden zu lassen. Auch seine neulichen liebens würdigen Aeußerunaen zu einem englischen Jour nalisten sind als Beweis dafür, daß cr schon im Interesse eines russischen Erfolge? auf der kommen den Industrie-Ausstellung in Glasgow in England für seine Gedanken Stimmung zu machen wünscht, nicht zu unterschätzen. Sie stehen immerhin in einem gewissen Gegensätze zu den Kundgebungen, die der russische Finanzminister neuerdings an die deutsche Adresse gerichtet hat. Wir nehmen sehr gern Akt davon, daß in der letzten dieser Angriffe zu rüsten habe und daß auf dem Deckung Srneuuuugtu, Versetzungen re. im öffentt. Dienste. Im «efchäftSbereiche des vkiutstertums des Kultus und öffentliche« Unterrichts Zu besetzen: die zweite Lchrcrsttlle in Langenbernsdorf Koll: die oberste Schulbehörde. Einkommen: irvo M Gehalt, 150 M un widerrufliche, in die Alterszulagen nicht einzurechnende perjönl. Zulage, 55 M. für Turnunterricht u. freie Wohnung Ge suche sind unter Beifügung fämtl. Prüfung»- und AmtS- iührung-zeugnisse bis ü. April bei dem Königl. Bezirksschul- mspeltor für Zwickau I, Schulrat Lohse, einzureichen: — die zweite ständige Lehrerstelle in Zethau. Koll.: die oberste Schul behörde Einkommen: 1200 M Grundgehalt, 200M vorauS- bcwilligte erste Alterszulage, 110 M. für Fortbildung»- u. 55 M. für Turnunterricht Gesuche sind br» tu April an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr Winkler in Freiberg einzureichcn — Erledigt: die Kirchschulftelle zu Großzöbern Koll : das Königl. Ministerium de« Kulm» rc. Einkommen neben freier Wohnung im Schulhauje mit Garten genust 1200 M Grundgehalt, 802 M. vom Kirchendienste. :10M für Erteilung des FortbildungSunteirichts und 55 M. für Sommerturnen, «esuche sind bis tO. April bei dem Königl Bezirkkschulinspektor Schulrat l>r. Putzger in Plauen einzureichcn. Die auswärtige Politik der Woche. Die Erörterung der auswärtigen Fragen bieb im Laufe dieser Woche überall beherrscht durch den noch fortdauernden Eindruck der Reichstagsreden deL Grafen v. Bülow. Weit über die politisch interessierten Kreise des deutschen Publikums hinaus haben diese Darlegungen, deren volle Bedeutung sich allerdings dem flüchtigen Zeitungsleser nicht er schließt, im Auc lande klärend, beruhigend und ver söhnend gewirkt, in Rußland, wo sie die unum wundene Zustimmung des Grafen Lamsdorff fanden; in Frankreich, wo Herr Delcaffe sie als eine mustergiltige Bestätigung seiner eigenen China politik anerkannte; in Oesterreich-Ungarn und Italien, wo man für die bundesfreundliche Behand lung eigener Anregungen auf der Gefandten-Konfe- renz in Peking durch Deutschland dankbar ist; in Japan, wo der Nativnalstolz mit Genngthuung das im Parlament des deutschen Lehrmeisters von be rufenster Seite ausgestellte Zeugnis für die Groß machtstellung des japanischen Reiches im weiten Asien zur Kenntnis nimmt. Auch in England und in den Vereinigten Staaten von Amerika sind die Aussichten auf eine friedliche Lösung der ostasiati schen Wirren, trotz mancher vorübergehenden Zwischen fälle, durch die ruhige Sprache des deutschen Reichs kanzlers neu gestärkt worden. Rückhaltloser als irgend ein anderer Staatsmann feit Beginn der chinesischen Verwickelungen hat Graf v. Bülow vor dem Reichstage und vor der nicht minder aufmerk samen internationalen Zuhörerschaft gesprochen. Er hat die Möglichkeit, ja im gewissen Sinne die Not wendigkeit von Meinungsverschiedenheiten unter den Großmächten zugegeben; er hat deutlich den Gegen satz zwischen den in China bloß wirtschaftlich und den dort auch politisch ehrgeizigen Ländern auf gestellt und ist der E.klärung nicht auSgewichen, daß wir in rein wirtschafilichen Jnteresscnfcagen mit den wollen, den Kundgebungen in Toulon beizuwvhnen. Die amtlichen Kreise Italiens haben allerdings ke.ne» Zweifel darüber gelassen, daß es sich in Toulon nur um die Erwiderung eines HöflichkeitSakteS handelt, den im vorigen Jahre ein französisches Geschwader dem verewigten Könige Humbert von Italien erwiesen hat. Das Programm für eine entsprechende Ehrung des Präsidenten Loubet durch italienische Kriegs schiffe ist zwischen den Kabinetten von Rom und Paris jedenfalls mit aller Korrektheit vereinbart worden ; und eü wird interessant fein, zu beobachten, ob es nichtamtlichen Einflüssen gelingen wird, den Rahmen dieses Programms im Sinne einer geräusch vollen franko-italienischen Verbrüderung zu durch brechen Gleichzeitig mit den französischen Treibereien, unr das gute Verhältnis zwischen Deutschland und Italien zu erschüttern, hat sich in jüngster Zeit in etlichen führenden Pariser Blättern das Be mühen kund gegeben, die Ohnmacht und den nahen Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie darzuthun und die Lande der Habsburgischen Krone in Europa zu verleiten, dergestalt, daß das Tschechische an Rußland fallen und Demschland die deutschen Gebiete Oesterreichs verschlucken und so seine Herrschaft von den nordischen Meeren bi» zur Adria ausdehnen würde. Als Zeitpunkt dieses Ereignisses wurde unter nicht eben freundlicher Anspielung auf den österreichisch- ungarischen Thronerben das Ableben Kaiser Franz Josephs bezeichnet. Auch auf russischer Seite hat man sich in ähnlichen Zukunfts-Kombinationen gefallen und hierbei eine besonders gehässige deutsch feindliche Spitze vorgekehrt, indem man nämlich Oesterreich-Ungarn klar zu machen suchte, daß sich die Monarchie vor dem drohenden Auseinanderbersten nur durch den Beitritt zum französisch-russischen Bündnisse retten könnte. Die allen diesen Unter stellungen und Hetzereien gemeinsame Tendenz geht überhaupt gegen Deutschland. Unsere Feinde in Europa, für deren friedenSstöreiisches Wirken der Dreibund das stärkste Hemmnis bilbet, wollen dieser Hemmnis beseitigen, den Bund zerstören und Deutschland in Europa vereinsamen. Zu diesem Zwecke muß Deutschland sowohl Oesterreich-Ungai n wie Italien entfremdet werden. Die unterwühlenden Elemente dürften sich jedoch über die Wirkung ihrer Minierarbeit einigermaßen täuschen. Ja Italien ist man klug genug, zu wissen, wie wenig Vorteil dem Lande der von Frankreich aus gewünschte Wirtschaft« liche Anschluß au letzteres bringen würde. Und war Oesterreich-Ungarn beirifst, fo hat sich — wir er wähnten die betreffende Auslassung gestern an dieser Stelle — unlängst die offiziöse ,Wiener Adendpcst" mit dankenswerter Schärfe gegen die Betriebsamkeit der Pariser Publizisten, um Zwietracht zwischen der Habsburgischen Monarchie und dem Deutschen Reiche zu säen, gewendet. Man wird diese Abwehr an der Seine hoffentlich nicht mißverstanden haben. Im übrigen mag auch noch zur Bekräftigung der Fort dauer der Freundschaft zwischen den Häusern de» Teutichen Kaisers und Kaiser Franz Josephs die Thatsache dienen, daß der Herrscher des österreichisch ungarischen Reiches während seiner letzten Anwesen heit in München den Deutschen Kronprinzen zu einem Besuche am Wiener Hofe eingeladen hat, und daß der älteste Sohn unseres Kaisers dieser Ein ladung Mitte April Folge leisten wird. gutwillige Rücksicht aus die Erhaltung des Einver- , . - nehmens unter den Mächten den Sieg über das Kundgebungen frühere Unfreun lichkerten gegen den StrebeunachsofortigerVerwirklichungetwaiqerSonder- deutschen Reichskanzler^ deutlich zurückgenommen Kunst und Wissenschaft Wirkung und so vollendeter einige Zeit vom Programm der bei uns konzertierenden Geiger verschwunden war, beide mit so schöner Ton- und die letztere mit aß die Hörer sich in stelle in langsam deutschen Nachdem und die dem ersten und in dem vom Spieler sehr genommenen zweiten Satze speziell unserem Gefühl noch näher zu bringen sein mag trug Hr. Thibaud eine Berceuse von Geloso allbekannte Polonaise von Wieniawski, die schastteche lregt, fft nach den gestrigen Darbietungen nicht zu beurteilen; in dem auf diese Elemente ver zichtenden Konzerte Mendelssohns bestand die Kunst des Ausführendcn jedenfalls überaus gewinn«nd und glänzend, ob auch die eine und andere AuSdrucks- anzuschließen. Der einleitende Teil der Tondichtung schildert den Zorn der kriegSgemuten Sarka gegen den herrschenden ManneSstamm, der dritte (ä-äur) gicbt sich als Liebesscene, in der der Ritter dem listigen Weibe erliegt Der Schluß der Komposition veranschaulicht das wilde Hereinbrechen der Amazonen, die vom Hornrufe Sarkas in das Lager der nach dem Mahl und Tanze fchlafenden Mannen CtiradS gerufen sind, über die wehrlosen Krieger Wie jede andere der symphonischen Dichtunzen Smetanas zeigt auch „Sarka" eine voll endete Klarheit der Form und der AuSdruckrweise, eine gleichmäßige Prägnanz der Themen, ein starke» rhyth mische» Leben und eine klangvolle farbige Instrumentation. Da» sind Eigenschaften, die sich hier zwar nicht mit soviel innerlicher Wärme der Tonsprache verbinden wie beispielsweise in den großen idyllischen Naturschilder ungen Smetanas, die aber dem Ganzen seinen Wert geben und das Interesse der Hörer gewinnen, zumal bei einer so vorzüglichen Ausführung, wie sie gestern von der König!. Kapelle geboten wurde. Als Solist erschien ein Pariser Geiger, Hr Jacques Thibaud, und holte sich bei unserem Publikum einen großen Erfolg Der junge Künstler, erster Konzert meister im Colonne Orchester, war neulich schon in Berlin aufgetreten und hatte dort eine glänzende Auf nahme gefunden, die sich jetzt in Dresden wiederholte. Er wird, wenn er feine Kunstfahrt im Reiche fort setzt, schließlich mit üppigem deutschen Lorbeer nach Frankreich zurückkehren Der ausgezeichnete Geiger ist vermutlich auS belgischer Schule hervor gegangen Sein Ton ist nicht groß aber von einer reifen Süße, die an Sarasate gemahnt, von einer ent zückenden Zartheit im leisen und Halbstarken Spiel Hiermit verbindet der Künstler eine tadellose Reinheit der Intonation, eine bravouroolle Technik und eine meister haft« Kantilenbehandlung Ob seinem musikalischen Naturell, seinem Vortrage auch da» Herbe und Leiden- geistige und künstle siche Kultur verflachte, wo wir von den Früchten fremder Nationen zehrten Da» trifft zum Teil auch noch oder wieder auf die Gegenwart zu. Mit Recht fagt Diederichs in feinem erwähnten Send schreiben: „Wir würden uns schämen, wenn wir von einem Baum nichts weiter kennen würden, al» sein Aeußeres, und nicht zu sagen wüßten, wie sich Zelle auf Zelle ausbaut und zu Stamm, Blatt, Knospe und Blüte wird. Aber von unserem eigensten, deutschen Wesen, wie eS entstand und sich entwickelte, weiß der Gebildete trotz allem Geschichtsunterricht nichts Würde das IS Jahihundert solche technischen Fortschritte auf zuweisen haben, wenn unsere naturwiffenschastlichen Kennt nisse so gering wären wie die von her deutschen Volksseele? Wenn diese ähnliche Früchte tragen soll, so ist es nicht anders möglich, als sie kennen zu lernen und in Kultur zu nehmen Wer unter un« ist unterrichtet über da« rein Menschliche unserer großen Geister de« Mittelalt«« und die Leben«, bedingungen, aus denen sie hervorgingen? E« sei nur erinnert an den ersten Humanisten Karl den Großen; an den ersten modernen Menschen, den Hohenstaufenkaiser Friedrich II; an die Zierde der deutschen mittelalter lichen G.lehrsamkeit Albertus Magnu«; an den Be gründer der deutschen Rechtskunde Eike v Repgowe; an den mittelalterlichen Goethe Theopdrastu« Bombastu« Paracelsus Selbst unsere bekanntesten Namen, wie Dürer, Pirkheimer, Era«mu«, Hutten, sind dem Ge bildeten von heutzutage meist nicht« al« Schall Noch weniger weiß er in der Regel von den früheren Leben«- bedingungen in Stadt und Land, von der Entwickelung des «gnen Berufe«, während doch nur der die Gegenwart versteht und sie weiter zur Zukunft führen kann, der von den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt hat " Wenn man solche Thatsachen auf sich wirken läßt, dann wird man willig da« Verdienstliche von Unternehmungen anerkennen, wie sie Diederich unter Aufopferung großer Der Gelehrte in der deutschen Vergangenheit. Wenn der Leipziger Verlagtbuchhändler Eugen Die derichs, der Herausgeber der „Monographien zur deutschen Kulturgeschichte", in einem Sendschreiben, das er dem neuesten, siebenten Bande beilegt, diese als einen „Dom de« deutschen WesenS" bezeichnet, in dem sich als Mauern und Pfeiler die Darstellungen der deutschen Stände wölben und dessen farbige Fenster und Schmuck die Sitten- und Zeitbilder sind, so liegt diesem Vergleiche eine Wahrheit zu Grunde Die Anlage des Werke» ist in der That eine machtvolle, und Band auf Baud dieser Sammlung baut sich wre Ouader aus Quader zu einem stolzen, ehrsurchtgebietenden Bauwerk empor Versunkene Kultur und versunkene Kunst feiern in diesem Sammelwerke eine neue Auferstehung Bulwer hat unser Volk einmal eine „Nation von Denkern" genannt Dieser Hyperbel liegt gewiß ein Wahres zu Grunde, wenngleich genug Epochen in unserem Volk-tume nachwei«bar sind, wo alle eigene stürmischem Beifall nicht genugthun konnten Der Künstler dankte hierfür mit mehreren Zugaben P. Königl. Opernhaus. — Am 22. d. MtS: Sechstes Symphonie-Konzert dec Generaldirektion der Königl musikalischen Kapelle und der Hoftheater. Die Königl. Kapelle bestritt unter Hrn v Schuch» Leitung den ersten Abschnitt de» gestrigen Konzert« mit einer Ausführung der O-moll-Symphonie Beethooenö und brachte im zweiten die symphonische Dichtung „Sarka" von F Smetana zu Gehör. Diese Komposition steht an dritter Stelle in dem CykluS „Mein Vaterland", mit dem der böhmische Meister ein musikalische» Epos zum Ruhme seiner Heimat geschaffen hat Der CykluS umfaßt sechs symphonische Dichtungen, die teils dem Preise der Naturschönheiten des Böhmrrlandes, teil« der Verherr lichung bedeutender Momente aus seiner Geschichte gewidmet find. Zu den Tondichtunzen der letzteren Act gehört „Sarka", welcher Titel sich mit dem Namen einer Amazone deckt, die in dem von der Sage mannigfach ausgeschmückten böhmischen Mäzdrkriege eine Rolle ge- sp:elt und ourch eine echte W.'ibrrlist den Ritter Ctirad und seine Mannen ins Verderben gelockt haben soll Die Angaben, die vr Rabl in seinem Pcozrammbuche ge macht hat, entheben unS der Notwendigkeit, da« ein schlägige Kapitel der Saze hier nachzuerzählen Erwähnt sei aber, daß K E Ebert die Saze in einem Helden gedichte, van der V-lde sie in einer Nooelle behandelt hat und daß außer Smetana mehrere böhmische Kom- p,nisten diesem Stoffe nachzegangen sind, so Za Fibich in einer Oper, die mit Smetana» symphonischer Dichtung den gleichen Titel trägt. Die Orchesterkomposition „Sarka" gliedert sich in vicr Abschnitte, deren zweiter und letzter in Melodie und Kolorit den stärksten nationalen Zug aufweisen; sowohl da» Macschthema wie da« Taazthema scheinen sich an heimische Volksweisen Dresdner Zoumas . aktionSstrich ^Eingesandts die Textzeile mittln SHnjt oder deren Raum 50 Pf. Herausgegeben von der Königs. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» nachm b Uhr. G«bllhren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme dn Anzeigen bis mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer «nkk»»i»nn,«,ebkhrru: Die Zeile kleiner Schrift d« 7 mal gespaltenen Anlandi- gunaS-Seite oder deren'Raum 2v Pf. Bei Tabellen- und yezugSPret«: Beim Bezüge durch di« Heschäftsfteire tanerh«» Probens 2,50 M (emschl. Zutragung), durch die im Deutschen Reiche S M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern tl) Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser n-cht ein» gesorderten Beiträge bean- giruchl, so ist da« Popgeld beizuftlgen. M69. 1901. Sonnabend, den 23. März nachmittags.
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