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Dresdner Journal : 29.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190106299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010629
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010629
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- Saxonica
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- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1901
- Monat1901-06
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- Dresdner Journal : 29.06.1901
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1261 allen technischen Dingen im Laufe der Entwickelung ein- ander genähert haben, so bleiben sie doch gerade da, wo sie da» Höchste leisten, national Die Franzosen posieren auch in ihren besten Bildnissen Wenn sie auch die scheinbar ungezwungensten Stellungen einnehmen, ver- gefsen sie doch nie, daß da« Porträt irgendwie für die Oeffentlichkeit bestimmt ist; sie wissen, daß sie gesehen werden, und richten sich danach ein Den englischen Bildnissen merkt man eine gewisse vornehme und absicht liche Zurückhaltung an; die Schlichtheit, mit der sie auftreten, ist gewollt, während gerade die trefflichsten unter den deutschen Bildnissen, wie z. B. Kalckreuth« Porträt seiner Gattin (Nr. 327), auch nicht die geringste Spur diese« Zuge« aufweisen. Im allgemeinen zeigt e« sich, daß noch immer da« einfache, ruhige Bildnis das bedeutendste bleibt, und daß Vischer auch heute noch rechtbehält, wenn er in seiner Aesthetik „den prahleri schen, Effekt haschenden, ausfahrenden Wurf nach dem Zuschiuer" verwirft, „weil er auch stoffartig gegen die Eitelkeit und Affektation einnimmt". Trotzdem wird man ein Bildni«, wie e« Albert Be«nard in Pari« von der bekannten französischen Schauspielerin Madame Röjan« (Nr 4l) gemalt hat, nicht verwerfen wollen, obwohl der Vorwurf Vischer« gerade diese« Werk am meisten trifft Denn Be«nard hat seine Heldin nicht sozusagen in Zivil, sondern in der Au«übung ihre« nach außen gerichteten Berus« auf der Bühne im Schimmer de« Lampenlicht« dargestellt und so sein Bild mit all' der Raffiniertheit »»«gestattet, deren sich »ine Künstlerin wie die Röjane beim Auftreten vor dem Publikum zu bedienen pflegt. Deshalb dies« kostbare Toilette au« hellroter Seide, die für deutsche Begriff« bi« an die Grenze« de« Erlaubten gehend« Enthüllung de« Nacken« und der Brust, da« brandrote Haar, der herausfordernde Blick und da« Glänzen und Flimmern de« hell beleuchteten Hinter grund»«, da« nur »in solcher Farbenkünstler wie BeSnard so wiedergebrn konnte Trotz aller aufgewandten Kunst wird aber «in deutsch empfindender Betrachter diese« Porträt der Röjane nicht leicht sympathisch finden könne«, und sympathisch mutet un« auch da« in nächster Näh« hängend« Bildni« der Schauspielerin Eonsuelo von dem infolge deS BurenkriegeS verschwunden; man brauche also vor dieser Macht mit Bezug auf die Meerenge von Gibraltar keine Furcht zu haben. Solche Aeußerungen sind ja gewiß au- der nach wie vor üblen Lage England- in Südafrika erklärlich; aber eS kann natürlich kein besonnener Politiker daran denken, auf Grund solcher und ähnlicher Zeitungi- ergüsfe mit einer russisch-englischen Zwiespältigkeit »u rechnen, die etwa praktisch zu verwerten wäre. Immerhin hat die Gibraltar-Frage am letzten Donnerstag das Londoner Parlament von neuem beschäftigt. Regierungsseitig wurde im Oberhause erNärt, daß die in spanischen Blättern wegen der englischen Befestigungsarbeiten an Gibraltar aus gesprochenen Befürchtungen grundlos wären. Die betreffenden Arbeiten feien für den Friedensdienst der Flotte notwendig. England werde nicht ver gessen, daß die Spanier bei vielen Gelegenheiten Englands zuverlässige Verbündete gewesen seien. AehnlicheS wurde im Unterhause gesagt. Diese be schwichtigende Sprache mag ebenfalls mit als ein Zeichen der friedfertigen Tendenz der europäischen Gesamtlage gebucht werden. Fraglich darf aller dings bleiben, inwieweit sich dadurch Frankreich in der Verfolgung seiner nord-west-afrikanischen Aus dehnungspolitik wird beeinflussen bez. nicht beein flussen lassen. DaS italienische Kabinett darf mit dem jüngsten Verlaufe der Dinge in der Deputiertenkammer zu frieden sein. Nachdem der Minister des Auswärtigen Prinetti sein Budget mit der vielbemerkten großen Rede glatt durchgebracht hatte, ist dem Budget des Innern ein nicht minder günstiges Geschick beschieden worden. Es hat eine Mehrheit gefunden, die ein starkes Vertrauensvotum für da« Ministerium Gio litti - Zanardelli bedeutet. Im Laufe der Debatte nahmen der Minister des Innern Giolitti und der Ministerpräsident Zanardelli Gelegenheit zu pro grammatischen Ansprachen, jener über sozialpolitische Fragen, dieser über die Politik der Regierung über haupt. Zanardelli verstand es insbesondere, die Mehrheit der Kammer für sich zu gewinnen, indem er namentlich die Zweifel mit wohlbercchneter Be- redtsamkeit zurückwies, die man in die KönigStreue des Kabinetts wegen seines Verhältnisses zur äußer sten Linken gesetzt hätte, und als Apotheose den Ge danken: „Monarchie und Freiheit", den Inhalt seines vierzigjährigen politischen Lebens, glänzend entwickelte. So gelang es dem Ministerpräsidenten, noch eine Gruppe ursprünglich gegnerischer Abgeordneter unter der Führung des früheren Kultusminister- Baccelli zu sich herüberzuziehen. Der Erfolg war vollständig. Am 30. Juni wollen die Deputierten in die Ferien gehen. Die römischen Politiker meinen, daß im Herbste die Frage der Finanzreform eine abermalige Festigkeitsprobe für das Kabinett abgeben wcrde. Auch dar Kabinett Waldeck-Rousseau in Frank reich kann eine für sich günstige Wochenbilanz auf stellen. Der Senat hat das Vereinsgesetz verab schiedet, die Kammer ist ihm mit dem gleichen Beschlusse gefolgt. Damit sehen sich die Bemühungen der klerikal-nationalistischen Gegnerschaft der Regier ung, die Erledigung des VereinSgesetzeS durch die Sache Lur Saluces hintanzuhalten, vereitelt. Der Prozeß des Grafen Lur Saluces ist inzwischen von dem als StaatSgerichtShof einberufenen Senat zu Ende geführt worden, und zwar ohne jede Sensation. Der gräfliche Verschwörer wider die dritte Republik vermochte die öffentliche Meinung von Paris ganz und garnicht zu interessieren. Klang- und sanglos wurde er zu fünf Jahren der Verbannung verurteilt und begab er sich alsbald nach Brüssel. Die Ver sicherungen DeroulödeS und HabertS, daß sie bei ihren Umsturzversuchen nichts mit dem royalistischen Grafen zu thun gehabt hätten, konnten diesen nicht entlasten. Ein Beschluß, den der Nationalismus vermutlich zu lebhafter Agitation innerhalb des Heeres auSnutzen wird, ist der des HeeresausschusseS des Senats auf Herabsetzung der Militärdienstpflicht auf zwei Jahre. Es wird abzuwarten sein, wie weit es den Befürwortern der Unterordnung der Armee unter die bürgerliche Gewalt gelingen wird, den Senatsbeschluß zur That zu machen. Der Ein flüsse gegen die zweijährige Dienstzeit giebt es be kanntlich in Frankreich viele und starke. Ter Stand der deutsche» Schutzgebiete im Jahre 1900. Da« neueste statistische Jahrbuch für da« Deutsche Reich weist für da« Jahr 1900 eine erfreuliche Steiger» ung de» deutschen Handel« mit den Schutzgebieten auf. Freilich geben die Zahlen der Reichsstatistik nur vrn Gesamteigenhandel de« deutfche« Zollgebiet« wieder Sie berücksichtigen also den sehr wichtigen Handel de« Ham burgischen Freihafen« überhaupt nicht Sie geben auch für einzelne Schutzgebiete, wie namentlich für Deutsch- oftafrika, bei dem der Handel nach Sansibar weit be deutender ist al« der mit dem Mutterlande, nur ein unvollständige« Bild. Dennoch können sie al» allgemein« Gradmrsser der Handelsentwickelung dienen, und wir dürfen au« den neuesten Zahlen wohl den Schluß ziehen, daß sich diese Entwickelung wieder in aufsteigender Linie bewegt. Da« Jahr 1899 hatte bekanntlich für Deutsch ostafrika einen empfindlichen Rückgang gebracht. Die Zahlen der Reichsstatistik sind folgende: E« wurden in das Zollgebiet eingeführt: in 1000 M au« 1898 1899 1900 Deutsch-Ostafrika 732 864 1118 - Südwestafrika 184 166 317 - Westafrika 3714 3645 4326 Kiautschou — — 99 Neu-Guinea, Marschallinseln, Carolinen rc. 362 360 341 Samoa — — 506 Zusammen: 4992 5063 6707 E« wurden au» dem Zollgebiet ausgeführt: in 1000 M. nach 1898 1899 1900 Deutsch-Ostafrika 3408 2704 3904 - Südwestafrika 3015 5033 5148 - Westasrika 5133 7371 8483 Kiautschou Neu-Guinea, Marschallinseln, — — 5605 Carolinen rc. 320 666 712 Samoa — 188 198 Zusammen 11876 15982 24050 Ueber den gesamten Handel der Schutzgebiete bringt das „Statistische Jahrbuch" besondere Nachweise, die der „Deutschen Kolomalzeitung" entnommen sind. In diesen Nachweisen sind aber die Zahlen für da« Jahr 1900 noch nicht enthalten Aus- und Einfuhr zusammen an gerechnet war danach der Handelsverkehr in 1000 M. In 1897 1898 1899 Deutsch-Ostafrika 14279 16186 14760 Kamerun 9712 15785 17884 Togo 2747 3961 5863 Südwestasrika ? 6784 9330 Die Zahlen für Kamerun beziehen sich für 1898 und 1899 nicht auf da« Kalenderjahr, sondern auf das Jahr vom 1. Juli bi» 30. Juni 1898/1899 und 1899/1900. Auch in dieser Tabelle giebt sich der er freuliche Aufschwung der Kolonien kund, nur Ostafrika zeigte für 1899 denselben Rückschritt im Gefamthandel, den die Reichsstatistik für den Handel mit dem Mutter lands aufwie« Hoffentlich stellt sich für das Jahr 1900 auch die Steigerung de« Gesamthandel« heraus, die der deutsche Eigenhandel mit Ostafrika in der Reichsstatistik gezeigt hat. Die Vorgänge in China. Die neuesten Nachrichten lauten: Peking Die von der fremden Presse gebrachte Meld ung, daß die chinesische Regierung fremde Hilfe gegen Tungsuhsiang erbeten habe, ist unzutreffend. Tungfuhsiang ist den hier vorliegenden chimsischen Nachrichten zufolge ruhig in seiner Heimat, ohne Beschäftigung und ohne Truppen. — (.Reuter".Meldung.) Li-Hung-Tschang erhielt eine Depesche deS Gouverneurs von Schansi, die besagt, die Nachrichten über die Ermordung belgischer Missionare seien falsch DaS Gebiet sei vollständig ruhig. — (Meldung deS „Reuterschen BureauS".) Hier ist die Nachricht eingrgangrn, der Herzog Lan und Prinz Tuan seien zu Urumtsi in Turkestan, wohin sie verbannt wurden, eingetroffen. Der russische Konsul in Urumtsi wrrde, saLS sie diesen Platz verlassen, ihre Abreise seiner Regierung melden. Schanghai. (Meldung des «Reuterschen Bureaus".) Aus Ersuchen Liukuny's stattete Taotai Scheng allen hiesigen Konsuln Besuche ab, um daraus zu dringen, daß, da alle fremden Streitkräfte Peking verlassen, auch Schanghai geräumt werde. Dem Vernehmen nach haben die Konsuln diese Frage ihren Regierungen zur Entscheidung unterbreitet. St. Petersburg. Der bisherige russische Gesandt» in Peking v. GierS wurde zum Gesandten in München ernannt. (Wiederholt.) jungen, rasch berühmt gewordenen spanischen Maler Ignacio Zuloaga in Madrid nicht an. (Nr. 787.) Wie bei allen seinen Gesichtern, so fehlt auch den Zügen dieser Schauspielerin der Ausdruck eines intensiveren geistigen Leben«. Kalt und hart tritt sie dem Beschauer entgegen, als ob sie einer feineren feelischen Regung überhaupt nicht fähig wäre Kalt und hart ist auch die Malerei, da« stumpfe Rot ihres altmodischen Seiden kleides mit dem ungeschickten, weiten Doppelrock und der unvermeidlichen Mantille. Gleichwohl besitzt diese« Porträt Eigenschaften, die e« unvergeßlich machen und sogar bedeutend erscheinen lassen. Wie seine großen Vorgänger Velasquez und Goya impoviert Zuloaga durch die Rücksichtslosigkeit seine« Verfahren«. Wie sie kümm rt er sich nicht das mindeste um da«, wa« man im allgemeinen al« schön bezeichnet. Mit einem gewissen Trotz greift er zu den unvorteilhaftesten Formen, ohne sie zu mildern oder in den Schatten zu stellen. Die Dirnen aus seiner „Straße der Liebe" (Nr. 782) im spanischen Saale tragen ihre rotgeschminkten Wangen und ihre schwarzgefärbten Brauen offen zur Schau, sie treiben ihren schmutzigen Handel ohne jede Heimlichkeit und versuchen nicht einmal, durch eine gewisse Grazie der Bewegungen und durch äußerlich« Eleganz ihre Reize zu erhöhen. Aber sie sind Spanierinnen durch und durch und verkörpern die Rasse, unbekümmert, ob sie gefallen oder nicht. Mit einem Wort: sie sind in jeder Hinsicht echt, und da« Echte in der Kunst bildet immer einen Trumpf, um den man nicht so leicht herumkommt Dabei ist Zuloaga ein Maler, der unendlich viel kann. Seine Bilder find mit breitem Pinsel flott durchgeführt und entsprechen in ihrer Mache dem, wa« sie darstellen. Während die Spanier sonst in den glühendsten Farben aufzutreten pflegen und sich nicht genug thun können in der Anwendung der blendendsten Effekte, malt Zuloaga grau in Grau; er erscheint auf der einen Seite schwer und dumpf, auf der anderen aber bevorzugt er ein starke« Licht und wendet di« ungebrochen« Lokalfarb« in eiu«r da« Aug« btinahe beleidigenden Weis« an Im Detail entwickelt er daneben erst allmählich hervortr»tend« Feinheiten, z. B in dem weißen gestreiften Kleide der Ter Krieg i» Südafrika. In der gestrigen Ausgabe brachten wir ein Tele gramm deS Reuterschen BureauS über den Angriff auf die südwestlich von ColeSberg im Herzen der Kapkolonie gelegene Stadt Richmond. Die Meldung war so gefaßt, daß man annehmen mußte, das Unter nehmen der Buren sei gescheitert Nach folgender Depesche des Berichterstatters des „Berl. Lok.-Anz." liegt die Sache abrr nicht ganz so: Die Kommandanten Malan und Smith griffen Richmond mit 300 Mann Dienstag früh an. Tie Stadt wurde von Kapitän Hawkshaw mit einem Detachement der North Staffordshire-Miliz verteidigt. Das Fort war dem Feuer der Buren schwer ausgesetzt, die jedoch keine Geschütze hatten. Die Buren kamen bis 200 m an dar von den Engländern gehaltene Gefängnis und hatten das Fort sicher unter ihrem Feuer. Ein Posten von elf Engländern, der eine andere Position in der Stadt hielt, kapitulierte um 5 Uhr nachmittags. Malan ließ den Kapitän Hawkshaw wiederholt zur Uebergabe auffordern, doch dieser weigerte sich. Der Kampf dauerte zwölf Stunden. In der Nacht hörten die Buren, daß englffche Verstärkungen herankämen, sie zogen sich daher unter Mitnahme zahlreicher Beute zurück. Die Buren hatten fünf Tote, sieben Verwundete; der englische Verlust wird verschwiegen. — Danach dürften es die Buren thatsächlich verstanden haben, sich in den Besitz der Ortschaft zu setzen und von dort viel mitzunehmen, was ihnen von Wert sein konnte. Sie sollen neben vielen Lebensmitteln auch reichliche Vorräte an Munition vorgefunden haben. Nur das außerhalb der Stadt gelegene, von Kapitän Hawkshaw verteidigte Fort vermochte sich so lange zu halten, dis herannahende Ersatztruppen die Buren zum Abzüge veranlaßten. Sie sind aber offenbar völlig unbeanstandet entkommen, da von einer Verfolgung durch die Engländer nichts berichtet wird. Aus alledem erhellt, daß eS sich bei Richmond um einen erneuten, wenn auch nicht völligen Mißerfolg der Engländer in der Kapkolonie handelt und die englische Berichterstattung ihn nur zu verschleiern versucht hat. Die Auffassung wird auch noch durch die uns heute vorliegende Drahtnachricht aus Middelburg bestärkt, daß die britische Garnison bei dem fraglichen Angriffe sechs Tote und sechs Verwundete gehabt habe. An letzten Meldungen liegt noch folgende vor: Uppington. Eine kleine englische Abteilung vertrieb nach einem den ganzen Tag andauernden heftigen Gefecht das Kommando Conroys aus seiner starken Stellung. Die Buren hatten fünf Tote. Ferner machten die Engländer einen Gesangenen und erbeuteten mehrere Pferde. Tagesgeschichte. Deutsche» «eich. Berlin Au« Kiel liegen folgende zum Teil bereit« in der gestrigen Auflage unsere« Blatte« gebrachten Meldungen vor: Se. Majestät der Kaiser begaben Sich gestern früh H7 Uhr an Bord der „Iduna", die um 7 Uhr zur Wettfahrt Kiel-Travemünde startete. Gemeldet sind 43 Jachten „Meteor" nimmt an der Wettfahrt nicht teil infolge einer Havarie, die bei der Ueberführung von England entstanden ist. Se Majestät waren bei der Fahrt von Kiel nach Travemünde an Bord der Jacht „Iduna" vom Prinzen Rupprecht von Bayern, dem Großherzog von Sachsen und dem Reichskanzler Grafen v Bülow begleitet. Die Jacht „Hohenzollern" ist mit Ihrer Majestät der Kaiserin an Bord gestern um 10 Uhr 30 Min. nach Travemünde in See gegangen. — Aus Travemünde wird mitgeteilt: SeMajestät der Kaiser trafen an Bord der „Iduna" um 5 Uhr abends hier rin und begaben Sich um 6 Uhr an Bord der auf der Reede liegenden „Hohenzollern", die gestern nachmittag hier eingetroffen ist. Ferner sind hier angekommen der Aviso „Jagd", das Torpedoboot „Eleipner", die Lustjacht „Viktoria Luise" und da« Schulschiff der Handelsmarine „Großherzogin Elisabeth" sowie verschiedene Rennjachten und Dampfjachten. — Mit der jetzigen Tagung des Kolonialrates schließt die fünfte Sitzungsperiode der Körperschaft ab, und im Laufe dieses Sommers findet seine völlige Erneuerung statt. Die meisten der jetzigen Mit glieder wurden im August 1898 ernannt, ihre Namen veröffentlichte da« „Kolonialblatt" am 1. September 1898. Die bevorstehende Erneuerung ist die dritte, nachdem durch Verfügung de« Reichskanzler« vom 14 April 1895 Schauspielerin Gitane (Nr. 783) und in der weiß- seidenen Mantille, die sich die braun gekleidete Schöne in der „Straße der Liebe" um die Taille gebunden hat. Kann »n« also Zuloaga mit seiner uns fremden Auf fassung der Menschen und Dinge nicht entzücken, so müssen wir doch sein Temperament und seine Charakter stücke anerkennen und werden bei ihm im Vergleich mit der fürchterlichen Art der lange Zeit in Spanien vor herrschenden Greuelmalerei sogar einen wesentlichen Fort schritt erkennen Ganz unbegreiflich, daß feine Bilder auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung abgelehnt werden konnten, während diejenigen des mit Zuloaga nahe verwandten Belgier« Henri Jacque« Edouard Evenepoel bereitwillig ausgenommen wurden. Der im Winter 1899 jung verstorbene Künstler ist bei uns in dem internationalen Bildni«saal mit seinem riesigen Porträt de« Maler« Jturino vertreten, das unter der Bezeichnung: „Der Spanier in Paris" (Nr. 161) rasch berühmt geworden ist und Anlaß zur parodistischen Nach bildung gegeben hat. Man wird diese kolossale Gestalt mit dem ernsten, in sich gekehrten Blicke, die im hellsten Tageslicht, mit einem halb geöffneten Radmantel an- gethan, über einen Platz de« Montmartre, in dessen Hintergründe da« berüchtigte Balllokal „Moulin Rouge" liegt, gemessenen Schrittes schreitet, noch ganz erfüllt von den ungewohnten Eindrücken de« Leben» in der Weltstadt, nicht so leicht wieder aus dem Ge dächtnis verlieren, denn da» Bild ist ein« der originellste« von allen, die seit Jahren auf unseren Lu«stellungen erschienen sind. Wie die Bilder Zuloaga», so wirkt auch dies» Arbeit Evenepoel» hauptsächlich durch di« Plastik der Erscheinung, die beide den großen spani schen Meistern entlehnt haben. E« ist, al« ob dieser Riesenmensch au» dem Bilde auf den Beschauer zu her aultreten wollte, während sich hinter ihm der Platz in einer weiten Fläche au»dehnt Gemalt ist da» Werk mit breitem Pinsel und mit starker, an Manet erinnernder Farbe. Dieser Einfluß Manet», dessen Lehren Eo«n»po»l in Belgien aulzubreiten suchte, zeigt sich noch deutlicher in Evenepoel« Schilderung de» Cafs d'Harcourt im Quartier Latin zu Pari» (Nr. 161), da« in Saal VH eine dreijährige an Stelle der einjährigen Sitzungs periode emg»führt worden war Im Jahre 1898 er öffnet« er seine Sitzungen mit 34 Mitgliedern, ihre Zahl ist gegenwärtig auf 37 angewachsen — Der Lutschub vr« Bunde«rat« für Justiz. w«s«n, sowie die vereinigten Ausschüsse für da» Land- Heer und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten gestern Sitzung. — Da« Preußische Staat«ministerium trat gestern zu einer Sitzung zusammen — Die irdische Hülle de« in Peking um« Leben gekommenen Generalmajor« v. Schwarzhoff ist gestern in der fünften Nachmittagsstunde auf dem In validen-Kirchhofe mit militärischen Ehren beigesetzt worden Se Majestät der Kaiser ehrten, wie die „Kreuzzeitung" mitteilt, den Entschlafenen durch Ent sendung seine« Generaladjutanten General» der Kavallerie v Schlieffen, Chef« de« Generalstab« der Armee, und ließen durch ihn einen großen, mit weißen Rosen und Nelken geschmückten Lorbeerkranz und weißer Seiden schleife und mit dem Namen«zeichen V7. II. am Sarge niederlegen. — Der zum außerordentlichen Gesandten und be vollmächtigten Minister am Kaiser!, japanischen Hofe er nannte bisherige Gesandte in Rio de Janeiro Graf v. Arco-Valley war, bevor er zur diplomatischen Laufbahn übertrat, mehrere Jahre in München Recht»- anwalt Zunächst wurde er hierauf zweiter Sekretär bei der Botschaft in Paris. Im Februar 1894 erhielt er den Charakter al« Legationsrat Später war er einige Monate bei der Gesandtschaft in Brüssel thätig und wurde im Dezember 1895 als erster Sekretär bei der Botschaft in Madrid bestallt, nachdem er im September bei derjenigen in London gearbeitet hatte. Im September 1898 erfolgte seine Ernennung zum Gesandten in Brasilien. Von diesem Posten wurde er Anfang April d. I«. zu anderer Verwendung abberufen. — Wie die „Deutsche Kolonial-Zeitung meldet, be suchte der Feldmarschall Graf Waldersee am 16. und 17. März d. Js. das Schutzgebiet von Kiau- ts chou. Ueber den Eindruck des dort Gesehenen schrieb der OberbesehlShaber an den Chef des Kreuzer- geschwader«: „Ueber die günstige Lage und Entwickelung von Tsingtau habe ich zu meiner großen Freude Ge legenheit gehabt, mich gelegentlich meiner Anwesenheit daselbst persönlich zu überzeugen In einem Berichte an Se. Majestät den Kaiser habe ich nicht verfehlt, hervorzuheben, daß Verständnis, Eifer und Thatkraft der beteiligten Stellen, denen das rasche Aufblühen der Kolonie zu verdanken ist, vollste Anerkennung ver dienen." — Mit der Beförderung des Kommandanten der „Hohenzollern", Grafen Baudissin zum Contre- Admiral hat sich, entsprechend der steten Vergrößerung der Flotte, die Zahl der Flaggschiffoffiziere seit dem Regierungsantritte Sr. Majestät des Kaisers mehr al» verdreifacht. Der jetzige Stand: 2 Admirale, 7 Vizeadmirale und 14 Contreadmirale, ist der höchste, der je erreicht wurde. — Di« „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Die ver schiedensten Gesetzentwürfe werden wie alljährlich um diese Zeit für die nächste Tagung de« Reichstag» in der Presse angekündigt. Es sind darunter ganz ohne Zweifel gesetzgeberifche Pläne, deren baldige Lösung sehr erwünscht wäre, aber auch eine ganze Reihe von gesetz geberischen Wünschen, die mehr den parteipolitischen oder wirtschaftspolitischen Anschauungen dieser oder jener Gruppe von Nichtparlamentariern Rechnung tragen. Wir glauben, daß nach wie vor bei der Reichsregierung an der Absicht festgehalten wird, die kommende Reich«- tag«tagung nur mit dem allerdringendsten Stoffe zu belasten, um, soweit e« angängig ist, Raum für die eingehende Beratung und Beschluß, fassung der zollpolitischen Gesetze frei zu haben. Auch im preußischen Landtage wird, von dringend Notwendigem abgesehen, zurückhaltender verfahren werden. — Ueber die staattseitige HilfSthätigkeit, die zur Linderung de« in den Provinzen Posen und West greußen aus den Verheerungen der Winterfröste in Verbindung mit den Schäden der vorjährigen Mißernte an Streu- und Futtermitteln eingetretenen und noch zu erwartenden außergewöhnlichen Notstände« entfaltet werden soll, sind vor einigen Tagen schon Andeutungen durch die Presse gegangen. Auf Grund einer Mitteil ung der amtlichen „Berl. Korr" sind wir nunmehr in der Lage, mitzuteilen, daß neben anderen Erleichter ungen den Landwirten der notleidenden Provinzen eine außerordentliche Frachtermäßigung für den Bezug von Futter- und Streumitteln und von Saatgut bewilligt wird. — Die Regierung des Fürstentum« Lippe hat der Stadtverwaltung von Detmold die Genehmigung er teilt, die Anlage einer neuen Wasserleitung über ein Domanialgut zu führen. Der Landtag will aber diese Genehmigung, da sie ohne seine verfassungsmäßige Zu ¬ hängt, aber gleich an dieser Stelle mit erwähnt werden mag. Mit erstaunlicher Sicherheit weiß der Künstler hier das wogende Leben einer solchen nächtlichen Scene festzuhaltcn, dir Menge von Männern und Frauen, die hier, in fürchterliche Enge eingekeilt, miteinander plaudern, auf einen Freund oder eine Freundin warten und sich gegenseitig mustern und bekriteln. Möglich, daß das Bild noch nicht ganz fertig ist und daß der Maler, wenn er nicht durch den Tod daran gehindert worden wäre, noch mancherlei geändert und namentlich in der Farbe ruhiger gestaltet hätte. Aber auch so, wie es ist, verrät e« da« große Können seine« Urheber«, den man fortan al« eine der interessantesten Künstler« Persönlichkeiten de« modernen Belgien im Gedächtnis behalten wird. Offenbar wollen BeSnard, Zuloaga und Evenepoel in den erwähnten Gemälden mehr geben, als ein bloße« Portrait Obwohl sie von einer bestimmten Persönlichkeit ausgehen, so streben sie doch danach, sie al« Typu« zu erfassen, und deshalb stellen sie ihre Ge stalt in der ihrem Wesen am meisten entsprechenden Umgebung dar. AehnlicheS hat unter den deutschen Malern des Bildniüsaales nur der verstorbene Wilhelm Leibl versucht, und zwar mit solchem Glück, daß sein „Jäger" (Nr 401) au« dem Besitz der Berliner Nationalgalerie al» »ine« der besten Werke der ganzen Ausstellung hervorgehoben zu werden verdient. DaS schon im Jahre 1875 entstandene Gemälde stellt den Frhrn Anton v. Perfall auf der Jagd in einem Augenblicke der Ruhe dar Er steht vor einer alt»n Weide am Ufer eine« oberbayrischen See» und kehrt den Kopf halb nach rück wärt«, al« wollte er nach einem zurückgebliebenen Kameraden au«schauea. Diese gelegentlich eingenommene Stellung ist auf da« geschickteste vom Künstler au«» genutzt worden. Di« Haltung «»scheint durchau« un gezwungen und ist doch so wohlberechnet, daß man er kennt, daß Leibl nicht bloß den Freiherr«, sondern einen völlig in seinem Beruf aufgehcndtn Jäg«r wiedergeb»« wollt« Dab«i ist die Malerei von jener Sorgfalt und Liebe, wie si« Leibl allein eigen war. Besonder« köst lich erscheint der landschaftliche Hintergrund, der dem Künstler nie besser, al« auf diesem Gemälde gelungen
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