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Dresdner Journal : 31.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190112316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-31
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1901
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ye,«,-»ret»: Vrim Bezüge durch di« Kefi-tltt«ene taaertzat» »r«d«uu 2,üv M («inschl. Zutraguna), durch dir im Deulü-en Reiche » M. hu-lchlitßlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücks endung der für die Echriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean- Vrncht, so ist da« Postgeld beizufügen. Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orscheineur Werktag« nachm S Uhr. A»kk«dt»un»»»t»sttzre«: Die Zeil« kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunar-Zeitr oder deren Nan» ro Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz k Pf Ausschlag für die Zrile Unterm Nr» oaktiontstrich (Eingesandt) die Textzeilr mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bet Ssterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 1« Uhr für dl« nach» »ittag« erscheinend« Nummer. 1901 O303. DicnstaA, den 31. Dezember nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Vorstand der Amtsgerichts Siollberg Oberjustizrath Reinhold Rudolf Bätz auf fein An suchen in den Ruhestand zu versetzen, den OberlandeSgerichtSrath Oberjustizrath Robert Gottlob Emil Mich zum SenatSpräsidenten beim Oberlandesgerichte, den Landgerichtsralh 0r. Johann Otto Heinrich Hennig in Dresden zum Land- gerichtSdireklor beim Landgerichte Leipzig, den Assessor beim Amtsgerichte Schneeberg vr. Karl Emil Paul Wolf zum Amtsrichter beim Amts gerichte Olbernhau, den Assessor beim AmtSg'richte Leipzig Vr. Karl Johannes FreieSleben zum Landrichter beim Landgerichte Leipzig, die staatSan- waltschaftlichen Assessoren vr Alfred Ludwig Alexander Weber und vr. Paulus Ulrich Johannes Nau mann in Leipzig zu Staatsanwälten beim Land gerichte Leipzig zu ernennen, die Versetzung deS AmlSgerichtSrathS Karl Her mann Paul Keller in LeiSnig zum Amtsgerichte Stollberg und des AmtsgerichtSrathS Gustav Adolf Leonhardt in Olbernhau zum Amtsgerichte LeiSnig zu genehmigen, sowie dem Oberjustizrath Bätz daS OsfizierSkreuz det AlbrechtSordenS, dem Oberamtsrichter Friedrich Otto Schwerdfeger in Leipzig den Titel und Rang eines OberjustizratheS, dem AmtSgerichtsrath Keller den Titel und Rang eines OberamtsrichterS und dem Assessor KommissionSrath vr. Udo von Schön berg in Freiberg bei seinem Uebertritte in den Ruhestand den Titel und Rang eines AmtSgrrichtS- ratheS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Geheimen Baurathe und Vortragenden Rathe im Finanzministerium Temper die nach gesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste mit Ab lauf deS MonatS Dezember 1901 zu bewilligen Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, vom I. Januar 1902 ab das Technische Mit glied der Geueraldiretlion der Staatseiseubahnen, Oberbaurath Professor vr. pkil. Ulbriqt zum Geheimen Baurathe und Technischen Vortragenden Rathe im Finanzministerium und den Technischen Rath bei der Hochbauverwaltung, Finanz- und Bau- rath Reichelt ohne Aenderung seines Titels und Ranges zum Technischen Hülfsarbeiter im Finanz- mimsterium zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, vom 1. Januar 1902 ab dem Vorstände deS Landbauamte- Dresden I Baurath Schmidt den Titel und Rang eines Finanz- und Baurathes in Gruppe 1 der IV. Klasse der Hosrangordnung zu verleihen und zu genehmigen, daß derselbe unter Ent bindung von der Verwaltung des genannten Land- bauamteS den technischen Räthen des Finanz ministeriums zu deren Unterstützung und Vertretung beigegeben wird, ferner zu genehmigen, dass die da durch freiwerdende Vorstandsstelle beim Laudbau amte I in Dresden dem dermaligen Vorstande deS LandbauamteS Plauen i. V. Baurath Gläser über tragen wird, auch den Landbauinspektor Hempel in Leipzig unter gleichzeitiger Ernennung zum Baurathe zum Vorstande deS Landbauamtes Plauen i. V. zu ernennen, dem Landbauinspekwr Gelbrich in Chem nitz Titel und Rang eines BauratheS in Gruppe 14 der IV. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen und den Regierungsbaumeister bei der Hochbauverwaltung Uhlig in Dresden zum Landbauinsprktor zu er nennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Oberarzt an der LandeSanstalt zu Unter- göltzsch vr. weck Eugen Friedrich Otto Schulze zum Direktor der genannten Anstalt mit dem Dienst- titel Medizinalrath in der IV. Klasse der Hofrang ordnung zu ernennen. -Derorönung, die Vornahme einer Ersatzwahl zur II. Kammer der Ständeversammlung im 15. städtischen Wahlkreise betreffend. In Folge Ablebens des bisherigen Abgeordneten zur II. Kammer der Ständeversammlung für den 15. städtischen Wahlkreis hat in diesem Wahlkreise eine Ersatzwahl nach der Bestimmung in 8 23 de» Gesetzes die Wahlen für die II Kammer der Stände versammlung betreffend vom 28. März 1896 statt zufinden. Die Vornahme der hierzu in den Städten Glauchau und Lichtenstein sich nöthig machenden Wahlmänner-Ersatzwahlen wird hiermit für die III. Abtheilung auf den 20. Januar 1902, die II. Abtheilung auf den 22. Januar 1902, die I. Abtheilung auf den 23. Januar 1902, die Wahl deS Abgeordneten aber auf den 31. Januar 1992 anberaumt Zum Wahlkommissar ist der AmtShauptmann Ebmeier in Glauchau bestellt worden. Dresden, den 27. Dezember 1901. Ministerium des Innern. 1S2S6 v. Metzsch. NekannLrnachun g. Die nach Maßgabe der Verordnung vom 16. Sep tember 1856 zum Geschäftsbetriebe im Königreiche Sachsen zugelassene Versicherungs-Aktiengesellschaft Rhenania zu Cöln am Rhein hat neben Leipzig auch Dresden zum hierländischen Sitze erwählt. Dresden, am 27. Dezember 1901. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 13LZS vr. Vodel. Wekanntrnachung. Die nach Maßgabe der Verordnung vom 16. September 1856 im Königreiche Sachsen zu gelassene Lebens- und PensionS Versicherungs-Gesellschaft JanuS in Hamburg hat ihren Geschäftsbetrieb auf die Unfall Versicherung ausgedehnt und Leipzig zum Sitze auch für diesen neuen Geschäftszweig erwählt. Dresden, am 30. Dezember 1901. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. I3r»7 Dl-, vodel. Lunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 30 d. Mt« : „Pech vogel und Lachtaube". Pantomimische« Tanz- Märchen in drei Bildern von K Scheidemantel Frei nach R. Leander. Choreographischer Teil von A. Berger. Musik von Georg Pittrich Mit einem Eno!g, dem unverkennbar der Charakter de« Orrtlichen onhaftete, ging da« langrrwartete Merkchen in Scene Di« beiden Verfasser, wie der Schöpfer des choreographischen Teil«, durften die üb lichen Erstausführungsehren «nheimsen, und manche Kandzebung de« Wohlgefallen« wurde auch bereit« im Verlaufe der Vorstellung laut. Die Gerechtigkeit aber gebietet e« zu sagen, daß die letzteren zumeist dm treff lichen Leistungen der Lu«sührrnden gegolten haben dürften. Die eigentlich scenischen Vorgänge vermochten ein nur spär liche« Jntereffe zu erwecken Hr Scheidemantel, den man al« «inen Sänger und Darsteller von nicht gewöhnlichen Mitteln und Können schätzt, bewie« in ^einem An teile nur von neuem, daß Schaffen und Wiedererschaffe« zweierlei sind, »ndernfall« hätte dem Künstler der G„ danke kommen müsse«,, daß man kein leben«sähige« Ge bilde auf die Bühne stellen kann, wenn man unter Ver zicht auf jede eigene poetische Gestaltung au« einer Er. zählung nüchtern den Kern de« Thatsächlichen h»au«schält. So aber verfuhr der Verfasser diese« „pantomimischen Tanzmärchen»". E« ist buchstäblich nur der That- bestand von R v. Volkmann-Leander'« „Pechvogel und Glückskind", der auf die Bühne gestellt wird. Dat in seinen Grundzügen schon von Andersen her bekannte Geschichtchen von der Prinzessin, die einen armen Burschen küßt und darob in Schwer mut verfällt, au« der sie nur der Kuß de« Geküßten erläsen kann, muß ia seiner unoerhülltea Dürftigkeit ge- nügen, die Jllusioatkraft der Zulchauer für „drer Bilder" wachzuhalten. Da« übrige aber soll allein da« Jnterefie an den gebotenen Sehenswürdigkeiten erwirken, unter denen sich der Kinematograph an dem märchenhaften Rokoko-Hofe etwa« deplaciert aulnimmt Kein Wunder, daß eine wärmere Anteilnahme im Hause nicht aufkam und daß natürlich auch die Musik und die tanzkünstlerischen Darbietungen nicht mehr al« vorüber gehend Bedeutung gewannen. Erstere ergiebt sich voll und ganz al« da« Erzeugnil der leicht ansprechenden schöpferischen Phantasie, die man Hrn Pittrich zu erkennen muß, und die er am lieben«würdigsten und er folgreichsten bisher in seinen Liedern bekundete Die Tonsprache ist von anmutiger, gefälliger Linienführung, lehnt sich in ihrem Streben nach graziöser Charakteri sierung de« Pantomimischen vielleicht nur etwa« zu aus- aesproch n an französische Vorbilder (Delibe«) an Die besten Nummern der Partitur finden sich begreiflicher weise im Bereiche der eigentlichen Tanzmusik. Abgesehen von der gravitätisch charakteristischen Suite „nach alt französischen Meistern" (2. Bild) verdient hier an erster Stelle der hübsche Ländler (t. Bild) genannt zu werden, der neben dem Menuett und der Gavotte im 2 Bild und dem ?»s äs comigus im 3. Bild wohl die an sich wirkungsvollste Einzelnummer ist Wenn der Komponist im Ganzen etwa» an der Oberfläche hasten blieb, so kann man die« im Hinblick auf die Beschaffenheit seiner poetischen Vor- lag« umso leichter entschuldigen Neben dem „Dichter" un» Komponisten nennt der Zettel al« Dritten Hrn. Ballettmeister Berger, den Verfasser de« choreographi schen Teil«. Für di« Ausführung ward «r der ent- scheidend« Faktor Da« Bühnenbild im ersten Teil lebensvoll gehalten zu habe«, mag man ihm zum be- sonderen Verdienst anrtchnen Nur dadurch wurde über da« vollständig» Versagen der Exposition hinweggetäuscht. Im zweiten Teile wirkten prächtig di« Tänze im kleid samen Rokoko, während im dritten Bild neben dem Erneanuugeu, versetzaugtu rc. tm öffentl. Dienste. I» Geschäftsbereiche »eS »tuiftertumS «e» Kult,» «n» SstentUcheu Unterrichts. Wieder zu besetzen Ostern die Lehrerfteve zu Giehmann-dors b Hirschfelde. Soll : die oberste Schulbehörde. Einkommen außer fr. Wohnung nebst Sarlengenuß u den gesetzl AlierSzulagen 1200 M v. Schul-, iS M. v Kirchendienste, NOM s Fort- bildungSschulunterricht, bb M. s. Turnen, 120 M. f. Heizung r- Beleuchtung de» Schulzimmei» u eo 72 M. der Krau .c» Lehrer» s Uebernahme de» Handarbeitsunterricht» Gesuche mit den gesetzl Beilagen bi» l». Jan an BezirkSschulinspektor Schulrat l)r. Hann», Zittau. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) nichtamtlicher Leit. Tie innere Politik drs Jahres 1901. Alle Fragen der inneren Politik sind im Laufe des heute zu Ende gehenden Jahres hinter der einen, im nationalen und wirtschaftlichen Sinne gleich wichtigen großen Frage der Reform unserer Zolltarsigesetzgebung auf dem Boden eine- gleich mäßigen Schutzes für die vaterländische Erzeugung weit zurückgetretrn Schon die parlamentarischen Verhandlungen im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhause im vergangenen Winter waren durch die noch in Vorbereitung befindliche Tarif reform stark beeinflußt. Auf der einen Seite suchte man den Reichskanzler zu möglichst bindenden und möglichst weitgehenden Zusicherungen hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Agrarzölle zu drängen, während man auf der anderen Seite alle Hebel in Bewegung setzte, um die Vorlage deS Tarifentwurfs zu hintertreiben. DiesemZwecke sollte auch die preußische Kanalvorlage dienstbar gemacht werden. Man war un ablässig bemüht, zwischen die konservativen Parteien und die Staatsregierung einen Keil zu treiben, um eine Auslösung des preußischen Abgeordnetenhauses und Neuwahlen herbeizusühren, bei denen die Re g'.crungSorgone genötigt gewesen wären, die Kon servativen zu Gunsten der mir der Sozialdemokratie einigen bürgerlichen Linken zu bekämpfen. Auf diese Weise glaubte man zunächst in Preußen einen Shstemwechsel erzwingen zu können und erwarten zu dürfen, daß dadurch auch die ReichSpolilik beein flußt werden würde. Diese Spekulationen schlugen aber völlig fehl. Als es sich zeigte, daß infolge einer plötzlichen Wendung in der Zentrumstaktik dieAuS- sichten der Kanalvorlage in der Kommission ungünstig geworden waren, entschlossen Sich Se. Majestät der K önig von Preußen den gordischen Knoten mit einem Schlage zu durchhauen und die Landtagssession vorzeitig zu schließen. Damit war einer Kollision der Kanal vorlage mit der Tarifrrsorm vorgebeugt und die Bahn für diese- bedeutsame Werk frei. Zugleich er folgte eine Rekonstruktion des preußischen StaatS- ministeriums, indem den Ministern v. Miquel, Frhrn. v. Hammerstein und Brefeld die erbetene Entlassung erteilt wurde und die Berufung der Herren v. Rhein haben, Frhr. v. Hammerstein, v. PodbielSki und Moeller zu Ministern erfolgte. Durch diesen um fassenden Personalwechsel wurde die volle, bisher von der Lmkeu vielfach bestrittene Einheitlicheit der preußischen Staatsregierung und der Reichsämter herbeizeführt und den freisinnigen Ausstreuungen von einer „Zweiscelentheorie" in den leitenden Kreisen der Boden entzogen. Inzwischen wurde an der Fertigstellung deS Zolltarifentwurfs ruhig weitergearbertet, so daß er noch im Laufe tuS Sommers dem Bundesrate vor gelegt werden konnte, nachdem in einer Konferenz der Minister der größeren deutschen Bundesstaaten in den Hauptpunkten ein Einvernehmen erzielt worden war. Mit welcher Heftigkeit die Tarifgegner auf die Ver öffentlichung der BundeSratsvorloge drangen, wie be harrlich von ihnen an der Fiktion, daß hinter dem Entwürfe eigentlich „niemand" stehe, festgehalten und behauptet wurde, e» geschehe dem Reichskanzler und den verbündeten Regierungen ein Gefallen, wenn sich eine recht rege Oppositionsbewegung im Volke ent wickelte, dürste noch in jedermanns Erinnerung fein. Auch der Umstand ist wohl noch unvergessen, daß schließlich der Reichskanzler im Einvernehmen mit tun Bundesregierungen gegen seine ursprüngliche Ab sicht den Entwurf veröffentlichen mußte, weil durch einen schmählichen Vertrauensbiuch einzelne Stücke daraus im AuSlande bekannt geworden waren. War somit der Wunsch der Tarifgegner, für ihre Kritik eine authentische Grundlage zu ei halten, erfüllt, so waren die sachlichen Einwände gegen die einzelnen Tarif vorschläge nach wie vor äußerst spärlich Der Kampf der Opposition beschränkte sich auch nach dem Be- kanntwerden des Entwurfs auf die altbekannten all gemeinen Phrasen und Schlagwörter. Man suchte besonders die Verbraucher und einzelne „bedrohte" Interessenten zu beunruhigen und sie alle zusammen in eine unzufriedene, mißtrauische Stimmung gegen die Regierung zu bringen. Den Kern dieser Agi tationen bildete eine Massenprotesteingabe der Sozial demokratie, auf der mit Hilfe der Freihändler über drei Mill onen Unterschriften von Männern, Frauen und Kindern zusammengedracht wurden und die nun zur Umsturzpropaganda weiter ausgenutzt wird. Dem Zwecke, dar Vertrauen im Volke zur Re gierung, ja zum Monarchen zu untergraben und das Ansehen der öffentlichen Gewalten zu erschüttern, hat im Laufe der seinem Ende zuneigendrn Jahre« überhaupt so ziemlich alles dienen müssen. So hat die oppositionelle Linke das Vorgehen der Deutschen in China herabzusetzen und durch Veröffentlichung erfundener „Hunnenbriefe" die deutsche MannSzucht zu verdächtigen gesucht. Dank dem geschickten Operieren des Grafen v. Waldersee, der e« verstanden hat, unter den beteiligten Großmächten ein volle» Einvernehmen zu erzielen und zu erhalten, sind die chinesischen Wirren rascher, als man es erwartet hatte, gelöst und friedliche Verhältnisse wiederher- gestellt worden. Tie „Hunnenbrief"-Agitation aber hat in verschiedenen Fällen ihre gerichtliche Ahndung gefunden und ist dadurch in ihrer ganzen Ver werflichkeit ans Licht gezogen. Die demokrati schen und sozialdemokratischen Gegner de- deutschen „Militarismus" waren jedoch um neuen Stoff für ihre zersetzenden Agitationen nicht verlegen. Die Ermordung des Rittmeister« v. Krosigk in Gum binnen, die Erschießung deS Hauptmanns Adam» in Mörchingen, das Jnsterburger OsfizierSduell — überaus betrübende Ausnahme-Erscheinungen in unserem Heere — gaben der Linken für lange Zeit willkommenen Stoff für ihre planmäßige Herab setzung unseres MilitärwesenS. Allein auch in diesen Fällen hat er sich gezeigt, daß die Heeresverwaltung unablässig bemüht ist, die Wiederkehr solcher Aus nahme - Ei scheinungen fernzuhalten. DaS zu Ende gehende Jahr stand leider im Zeichen deS wirtschaftlichen Niederganges. BrtiiebS- einschränkungen und Arbeiterentlassungen leiteten in den Jndustriebezirken der Westens den Winter ein. nicht mehr neuen Scherz de« „Vas äs eomigns" die tanzkünstlerische Virtuosität zur Geltung kam. Letzt«re vertraten außer Frl Gäbler vor allem Frl. Zanini und der sichtlich talentierte jugendliche Hr Bonsiglio Für die beiden Titelrollen traten mit bestem Erfolg Hr. Berger selbst und Frl Hörnlein ein Die musikalische Leitung führte Hr. vr. Rabl mit Sicherheit und Umsicht, aber auch etwa« steif und wenig an- schmiegsam Eine „leichte Hand" ist für ihn da« Er streben» werte. O. S Musikalische Neujahrsbetrachtung. Wieder einmal stehm wir an der Wende eine« Jahre» Ein „Rückblick" also ist daher nicht un angebracht. Lasten wir, ohne auf Einzelheiten einzugehen, da«, wa« un« da» mukalische Leben unserer Stadt geboten, Revue passieren, so ist nicht eben viel, wa» tiefere Eindrücke in un« zurückließ Vor allem drängt sich uns die Wahr nehmung auf, daß wir der Meister in unser«« zeit genössischen Schaffen ganz entbehren, di« zu einer geistigen Führerschaft für unser Volk berufen ad. Noch immer stehen sich formgebunden« und formfreir Musik grgenüber, noch immcr überwuchert das gesteigerte Phantasie- und Griste»leben des RomantiziSwu« da« gesunde, vernunftgrsättigte Empfinden unseres Volke». Während unsere komponierende Jugend, soweit sie nicht ohne rechte feste Lusgang«punkte und Zi«le eine vermittelnde Richtung anstrebt, bei dem Gefühl». Überschwang de« „letzt«« Wagner", dem poetisch- phantastischen, aber sensationslüsternen und im Grunde verstandeskühlen Berlioz und dem w«ltbürgerlichen, zwischen Frömmigkeit und Skeptizismus schwankenden, den Virtuosen nie v«rleugnend«n Liszt ihr Heil sucht, nützten di« Slaven in Meistern wie Tschaikowsky, Dvorak u a klugerweise die Fundament«, di« unser« groß« musi ¬ kalische Vergangenheit gelegt hat Unsummen von Fleiß und Können sehen wir in Deutschland alljährlich verschwendet werden — beinahe ergebnislo», und gerade die Befähigtsten unseres Volkes find es, die» an gekränkelt von dem Geiste der sogenannten „Modernität", förmlich darauf auSgehen, die Brücken zu zertrümmern, die sie benutzen müßten, um zu höheren Zielen zu gelangen Statt z B an jene deutsch-sinnige, keusche Romantik eine» Schumann, die in einem Corneliu«, Götz u a noch lebte, Anschluß zu suchen, liebäugeln sie mit der Lascivität der Ueberbrettelei In ihrem äußeren und inneren Leben sich imm«r mehr absondernd von den „Herdenmenschen", vor ihnen eine andere Moral beanspruchend, entfernen sich diese Komponisten mehr und mehr von dem Geistes- und Empsindung«leben de« gefunden Teil« unsere« Volke«. Daß in dem Sinnen genuß der höchste Wert alle« Thatsächlichen und d«r wahre Dasein«zweck im schrankenlosen Sichau»lrbenlaffen de« Ich« liege, gilt ihnen al« da« oberste Gesetz ihrer im Nirtzscheschen Sinne gemodelten hochmütigen Leb«»»- bejahung Wa« Wunder also, daß da«, wa» sie schaffen, den Stempel de» Ungesunden, Geschraubt««, Unvolk»- tümlichen an sich trägt, daß ihm di« br«iteren Schichten de» Volke» kalt gegenüberstehrn, wie einst di« sogenannt« ungebildete Menge den Allegorien und symbolistischen Beziehungen der Luxuskunst der ausgehenden Renaissance- period« An dem warmen L«ben der G«ge«wart, an den Freude« uud Schmerzen, den Hoffnungen und Ent sagungen der jetzigen Menschheit gehen sie achtlo« vor über, da» alte und doch «wig neue Lied von Mrnschen- glück und Menschenleid wird von ihnen kaum noch ge kannt In dem durch die „Modernität" zum Perversen gesteigerte« Traumleben de» Romantizismu» dämmer« sie dahin, getreue Adepten eine» Meist««», für den diese» mit seinem Sehnen und Ersehn,« seine Berechtigung hatte. Aber heute, wo unser Volk da» erreicht hat, nach dem die Denker und Träumer trachteten, wo wir un» de»
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