Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-23
- Monat1902-08
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ve»«»«»ret<: Beim Bezüge durch dt« Ktschäst»ä<üe tnnertak» Dreidens S,d0 M (rlnschl- Zuiragung), durch die V»R 8» Deutschen Reiche » M («-»schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzeln« Rumurern 10 Pf. Wird Zurücksrnduag der für di« Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht eia» beförderten Beiträge bean- zprucht, so ist da« Postgeld beizufügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — yernspr.» Anschluß Nr. 1295. Erscheine»« Werltag« nach«, t Uhr. >»tstndt«»»»»«edützr«»: Die Leite kleiner Schrift d« 7 mal gespaltenen Ankündi» guuaä-Seite oder deren Raum Sv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsad ö Pf. Ausschlag sur die Zeile Unterm Re» daktion«strich (Eingesandt) di« Lextzeile mittlrr Schrift oder deren Raum bv Pf. Lebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag- 1« Uhr für dl« nach mittag« erscheinende Rümmer- O1S5. 1902. Sonnabend, den 23. August nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Bildhauer Prof. Karl Seffner in Leipzig da« Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrechtsordenS Allergnädigst zu ver leihen geruht. (BehSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Tie auswärtige Politik der Woche. Einen unerfreulichen Gegensatz zu der von Reval ausgegangenen Friedensbotschaft, die Se. Majestät der Kaiser nach seiner Rückkehr auf deutschem Boden nochmals bekräftigt hat, bildeten während der heute zu Ende gehenden Woche mehrere ausländische Kund gebungen, die sich mit verschiedenen Graden der Feindseligkeit gegen Deutschland richteten. Die be deutendste wegen der amtlichen Eigenschaft ihres Ur hebers ist die Revancherede des französischen Kri gSministers General Andre. Gewiß erklärt sich dieser Hymnus auf Frankreichs zukünftigen Rächer ungezwungen aus dem Bedürfnisse deS Ge» neralS, den durch seine militärpolitischen Maßnahmen in weiten Kreisen Frankreichs hervorgerufenen Haß nach außen abzuleiten und seinen Landsleuten zu beweisen, daß er ebenso pathetisch prahlen könne wie die Nationalisten-, aber ebensowenig läßt sich über sehen, daß der Gefühlsausbruch des derzeitigen Chefs der französischen Kriegsleitung, den stürmischer Bei fall der Zuhörer begleitete, von unverfälschter Echt heit war. Wir können dem offenherzigen General für diese eindringliche Mahnung, unser Pulver trocken zu halten, nur dankbar sein. In unseren politischen Kreisen wird man diesen ministeriellen Selbstverrat kühl zu anderen Beweisen des Fort dauerns der französischen Rachsucht legen. In St. Petersburg kann man unmöglich erbaut darüber sein Aber auch in Paris selbst mag auf dem Ministerium des Aeußern diese Rede bedauert werden als ein gerade jetzt unzeitgemäßer Rückfall in die Politik festländischer Zerwürfnisse, durch den, wenn man ihn ernst nehmen wollte, gewisse bereits eingeleitete Unternehmungen der französischen Diplo matie von vornherein zur Unfruchtbarkeit verurteilt werden müßten. Während so in Frankreich trotz aller russischen Friedens- und Abrüstungswünsche ein großer inner europäischer Krieg gegen Deutschland nicht nur zur Wiedergewinnung zweier für Frankreichs Weltmacht stellung unwesentlichenProoinzen, sondern vor allem zur Erneuerung der altfranzösischen „Gloire" noch immer als das letzte nationale Ziel bald verheimlicht, bald ausgeplaudert wird, predigt in England die neu- aufgekvmmene russophile Schule mit absichtlicher, auf langsame Durchdringung des britischen Phlegmas berechneter Eintönigkeit den VernichtunqSkampf gegen die Deut-che Flotte. Gerade für die Engländer, als einer ruLttsr-ok-faet-nntion, ist der Gedanke sehr einleuchtend, den verbleichenden Ruhm der britischen Furchtbai keit zur See durch verhältnis- mäßig leichte Triumphe über eine in ihrer Marine so lange vernachlässigte Großmacht wie das Deutsche Reich wieder in altem Glanze herzustellen. Auch an dritten Stellen würde ein deutsch-englischer See krieg nicht ungern gesehen werden, und die falschen Propheten, die ihn heraufbeschwören möchten, treiben Lunst und Wissenschaft. Kuriositäten. Skizze von vr. Reinhold Günther. lRaibdru-k v-rbotr»! Da« 17. und 18. Jahrhundert kannten einen eigen artigen Sammeleifer, dessen Anstrengungen e« gelang, viele Hunderte von privaten und öffentlichen Kunst kammern zu füllen, von denen heute freilich nur noch verhältnismäßig wenig erhalten geblieben ist, die aber zu ihrer Zeit da« Interesse wißbegieriger Reisender voll auf in Anspruch nahmen. Al« die kostbarsten Kuriositäten müssen natürlich die Edelsteine und die Kunstwerk« au« edle» Metallen gelten Da gab e« beispielsweise in dem Jnselkloster Reichenau im Untersee den von Karl dem Großen geschenkten Smaragd Ein Reisender, der da« Stück um da« Jahr 1730 sah, erzählt: „Er ist in einen roten hölzernen Rahmen eingefaßt und größer al« ein gewöhnlicher Foftant Er wiegt achtunrzwanzigunddreiviertel Pfunde, und sollen von Juwelieren für jede« Pfund fünfzigtausend Gulden geboten worden sein." Die Juweliere müssen jedoch ihr Handwerk nicht recht verstanden haben; denn der berühmte Smaragd hat sich längst al« ein gemeiner Gla«fluß erwiesen, der keine lausend Pfennige wirklichen Wert besitzt Unzählige Kuriositäten sind mechanische oder phy sikalische Spielereien gewesen; Kassel besitzt noch jetzt eine ansehnliche Sammlung davon, m der angebliche Perpetua mobil« natürlich auch nicht fehlen Bei den Jesuiten in Prag sah man, wie „vermittelst zweener hohlgeschliff ner Spiezel, dir in einer Weite von zwey und dreißig Fuß von einander gezenübrrstehrn, Zunder und Pulver in dem Foco de« ihr Handwerk in den chauvinistischen und panslawisti schen Blättern von Paris und St. Petersburg nicht minder unverfroren als in Londoner Tageszeitungen und Wochenschriften. Bei uns haben sich selbst die schärfsten Englandgegner niemals bis zur Forderung einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit dem Jnselreiche fortreißen lassen. In diesem finden die planmäßigen Hinweisungen auf die Unvermeidlichkeit eines solchen Waffenganges neuerdings bessere Statt als während deS Burenkrieges. Wir halten daran fest, daß alle derartigen Agitationen im letzten Grunde für England schädlicher sind als für uns. Immer hin sollte unsere politische Presse, deren Auslass ungen nach wie vor mit dilatorischem Spürsinn überwacht werden, nicht außer acht lassen, daß wir an dem einen unversöhnten französischen Erbfeinde gerade genug haben. Wird doch überdies neben dem FestlandSkampfe mit Frankreich und dem Seekriege mit England als Verhängnis unserer deutschen Zukunft in amerika nischen Marinekreffen noch der „große karibische Krieg" gewettsagt, den das zur Weltmacht auf blühende Deutschland mit der Union durchzufechten haben werde. Diesem Schreckbilde können nur ge lassen ins Auge blicken. ES soll nur zur leichteren Durchdringung amerikanischer Marineforderungen dienen, die von den Bereinigten Staaten wehr mit Rücksicht auf England, Frankreich und Rußland als gerade auf Deutschland betrieben werden. Die gegenwärtigen Wirren in Venezuela führen sicherlich nicht zu einem „karibischen" Zusammenstoß zwischen uns und Amerika, und wenn von Aneignungs absichten der Union mit Beziehung auf die Re publik Haiti und San Domingo die Rede war, so würden eintretenden Falls davon in erster Linie französische, in zweiter englische Interessen berührt werden. Der Pariser „TempS" hat denn auch schon recht vernehmliche Stoßseufzer über die Möglichkeit einer amerikanischen Festsetzung auf Haiti auL- gestoßen. In englischen Blättern sind solche Besorgnisse weniger laut geworden. Steht doch England eben jetzt im Begriff, eine ungleich wertvollere moralisch politische Eroberung zu machen Mozaffer Ed-din, der Schah von Persien, ist in London eingetroffen und erfreut sich dort besonderer Ehrungen durch Hof und Regierung, vor allem aber eifriger Umschmerchel- ung durch die Presse. Antipoden wie „Times" und „Daily News" sind darin einig, daß dem persischen Herrscher ein hoher Begriff von England- Macht und dem höheren Werte seiner Freunoschaft im Ver gleich mit der russischen beigebracht werden müsse. Einen Gegensatz zu Rußland bei diesem Liebet- wcrben um den Schah erkennen aber die „Times" nicht an, sie würden deutschen Blättern, die davon sprechen wollten, zornig den Text lesen Sie erklären, eS treffe sich glücklich, daß die Natur selbst die Grenzen abqesteckt habe, innerhalb deren sich mit Bezug auf Persien englischer und russischer Einfluß nebeneinander geltend machen können. Wenn damit etwa Rußland in das persische Binnen land verwiesen, Großbritannien m t der Herrschaft über die Küsten des alten Reiches bedacht sein soll, so wird bei diesem Gedanken die Thusache unberücksichtigt gelassen, daß sür Rußland die inneren Landschaften Persiens zwar so wenig wertlos sind wie die Mandschurei, aber wie diese ihre Bedeutung hauptsächlich darin haben, daß sie dem Zarenreiche den Durchgang zum Warmen Meer eröffnen. Schon heute ist es nicht mehr möglich, die russische KriegS- und Handelsflagge vom Persischen Meerbusen fern- emen Spiegel« sich entzünd«!, w an »n oem F.co b.s andern nur eme glühende Kohle angeblasen wird " Der vom Frhrn. v. Tschirnhausen (1690) für den sächsischen Kurfürsten angefertigte Brennspiegel soll noch bessere« geleistet haben; er kostete aber auch dreißig tausend Thaler. Die Uhrwerke de« Straßburger Münsters, de« Basler Brückenthorb und de« Berner Zeitglrckenturn«S genossen eine Weltberühmtheit. Und wie man zu Lud wig XlV. Zeit am französischen Hose über die Macht stellung de« Deutschen Reiche« dachte, illustrierte eine Uhr in de« König« Zimmer. Beim Stundenschlage bebte nämlich der auf der einen Seite de« Werke« an gebrachte, doppelköpfige Adl«r, während der ihm gegen- llberstehende Hahn fröhlich kräht« und mit den Flügeln schlug In Turin stand „ein Wagen mit vier Rädern, den derjenige, so darinnen fitzt, ohne Pferde bewegen und wenden kann, wohin er will Die Federn, durch die die Räder getrieben werden, stecken in Kapseln, so um di« Axe der Hinterräder gelegt sind. Diese Federn werden durch die Füße derjenigen, der im Wagen sitzt, ohne Mühe gespannt und treiben sie alsdann den Wagen mit großer Geschwindigkeit zehn bi« vierzehn Schritte fort, in währender Zeit die Federn leicht wieder gespannt sind." Ein ähnliche» primitive« Auto mobil ward in Nürnberg gezeigt Im Gegensatz hierzu scheinen auch Stühle, die eine in ihnen sitzende Prrson willenlos fesselten, sehr beliebt gewesen zu sein Auch Bauwerke waren in ihrer Art Kuriositäten. Bei Burlatingen in Hohrnzollern stand eine Kapelle, deren Dachtraufe da« Regenwasser einerseit» durch die Lauchart an die Donau, anderseits durch di« Starzel an den Rhein abgab. Vom „goldrnen Dachel" in JnnS- brnck, dessen Goldbelag angeblich 300 000 Gulden galt, ging die Sage, daß die unterliegenden Kupfrrplatti n im Laufe der Zeit durch Infiltrierung de« Edelmetall« — zuhalten. Die Schiffahrt von Odessa nach Bender- AbdaS wird mit einer für Rußland in solchen Dingen ungewöhnlichen Betriebsamkeit entwickelt Nicht über oaS innere Persien, daS die Russen in eine feste wirtschaftliche Abhängigkeit gebracht haben, sondern über den südlichen Küstenstreifen muß die Auseinandersetzung erfolgen, vielleicht lange bevor die erste Schiene der Bagdadbahn an einem Punkte jener Gestade sichtbar wird. Sein maritimes Uebergewicht wird England am Persischen Golfe um so mehr zur Geltung bringen, je emsiger ihm Frankreich und Italien im Mittelmeer die lange unangetastet gelassene Oberherrschaft streitig machen. Auch in den levantinischen Gewässern muß für die Bewohner der Küstenftädte die britische Marine sich in den Eindruck der Macht mehr und mehr mit Kiiegsschiffen anderer Staaten teilen. Ein italienisches Geschwader wird vor Konstantinopel erwartet. Sein Admiral soll dort angenehmere Empfindungen erregen als kürzlich die französischen Kriegsfuhrzeuge vor Mytilene. Bezeichnenderweise hat Rußland gewissermaßen als Protektor der Türkei auch auf maritimem Gebiet als Vorläufer der italienischen Flottille den Admiral Tyrtow zum Sultan gesandt. DaS Panzergeschwader des Admirals Hillebrandt kreuzt im Schwarzen Meere und hat durch einen glänzend verlaufenen Besuch in Barna Rußlands Prestige bei den bulgarischen Brüdern zu neuen Ehren gebracht. Von Korsn wird am Goldenen Horn eine Division des russischen Mittel- meergeschwaderS erwartet, österreichische Knegsfahr- zeuge werden Smyrna anlaufen, — man sieht ein Bild regen Verkehrs der mittelländischen Marinen, wobei gerade nur die britische Flagge auffällig im Hintergründe bleibt. Der ferne Osten zeigt keine wesentlichen Ver änderungen. Der französisch-siamesische Streit verläuft ohne weiteren Zwischenfall, wenn auch die Meldung der „Daily Mail", wonach die Angelegen- deit bereits durch bedeutende Gebietsabtretungen SiamS an Frankreich erledigt sein soll, nur als ein Zeichen der gespannten britischen Aufmerksamkeit auf Frankre.chs Bewegungen in dieser Frage anzusehen ist Vermeidet aber die Pariser Diplomatie jede Beeinträchtigung der Handelsinteressen anderer euro päischen Mächte, so kann sie darauf rechnen, ihre Auseinandersetzung mit Siam ohne störende Ein mischung erledigen zu können Nicht an Siam, sondern an Japan richtet die russische Presse nach wie vor Warnungen unter Betonung der russischen Solidarität mit Frankreich für das ganze Gebiet der asiatischen Fragen. Vielleicht soll dadurch den Japanern zum Bewußtsein gebracht werden, wie un sicher ihre Lage an der Seite Englands sei. In Tokio aber läßt man sich nicht irre machen. Der Berti ag über die japanische Niederlassung in Ma- sampho (Korea) ist endgiltig abgeschlossen worden, japanisches Geld, nach Ansicht der russischen Blätter sogar falsches, wird unter der koreanischen Bevölker ung verbreitet, und diese japanisierenden Bestreb ungen beschränktn sich nicht auf Korea, sie greifen auch auf China über. Eine größere Zahl von Relormckinesen studiert in Tokio; japanische Offiziere bilden chinesische Truppen aus. Die ,Nowoje Wrewja" findet dies so tedenkuch, daß sie ein förm liches AufenthaltSverbot für japanische Militärs in China verlangt. Inzwischen haben sich in Japan die Neuwahlen zum Parlament vollzogen. Nach ihrem Ergebnis ist eine Abschwächung der that- kräftigen Äuslandspolirik des Kabinetts in Tokio nicht onzunebmen. Marguis Ito wird auch im ach in <Noio oeilvanvitt Hai»«». Dir Zen lr-bte es, daß fürstliche Personen sich „Einsiedeleien" schufen, um gelegentlich frommen Hebungen obzuliegen. Aber drese „Eremitage«" scheinen nicht immer ihren Zweck erfüllt zu haben. So wurde (1728) die „Hermitage" von Nymphenburg durch den Kurfürsten von Köln, Klemen« von Wittelsbach Bayern, eingeweiht, „Key welcher die Gelegenheit sich sehr lustig gemacht, und für zweyhundert Thaler Trinkgläser zerbrochen hat!" Desto geeigieter für bußfertige Gemüter erschien die Eremitage im Faooritenpark bei Rastatt. Sie war aus alten Stämmen erbaut und „ohn die geringste Bequemlich keit"; in ihrer Nachbarschaft sah man verfallene Hütten, in ver hölzerne, mit Kutten bekleidete Figuren die über die Ewigkeit nachsinnenden Einsiedler darstellten In Reichenau, Bamberg, Hildesheim, St Denis, Anjou rc. gab es Kiüge von der Hochzeit zu Kana und gelehrte Federn schrieben darüber dickleibige Abhandlungen. In Ambras und in Hall in Tirol sah man einige der Silberlinge, um die Juda« den Herrn verraten hatte. In Schloß Ambra« wurde der Strick bewahrt, mit dem der ungetreue Junger des Heilande« sich erhenkt hatte. Der LandS- knechtiführer Sebastian Schärtlin erbeutet« da« kostbare Stück beim Sturm auf Rom (1527). Dort konnte man ferner di« goldenen Schellenkugeln von Aarons Priester kleide sehen, während die Rute de« Hohenpriester« in Bamberg, Florenz, Mailand, Rom und Wien aufbe- wahrt wurde. Milch von der Jungfrau Maria gab e« in Bamberg, Gandertheim, Rom und Wien. An letz terem Orte zeigte man im Stephansdome, außer anderen Reliquien auch Gerippe von den zu Bethlehem er- mordeten Kindern und ein Kruzifix, dem die Haare regelmäßig wuchsen. DaS ward jedoch von Quedlinburg übertroffen; denn dort konnte der Küster eine Sprosse von der Leiter aufweisen, di« Jakob im Traume sah, sowie ein Fläschchen mit ägyptischer Finsternis neuen Unterhause der kaum angreifbare Führer der MehrheilSparteien sein. Man weiß, daß Iw m dieser Stellung seinem Lande und seinem Herrscher, dessen besonderes Vertrauen er genießt, bis auf weiteres am besten nützen zu können glaubt In Peking sind nunmehr von einer Reihe von Staaten förmliche Einwendungen gegen den Inhalt deS englisch-chinesischen Handelsvertrages erhoben worden Die britischen Unterhändler räumen jetzt selber ein, daß sie die Schwierigkeiten einer durch greifenden Reform des chinesischen Steuersystems unterschätzt haben. Die Aushebung des Likin bleibt vorderhand eine ungelöste Frage. Im erfreulichen Gegensatz zu dieser totgeborenen englisch-chinesischen Abmachung steht das schnelle Vorgehen unferer deutschen Vertreter bei der Auszahlung der von China verlangten Entschädigung«gelder an die be rechtigten Privatpersonen. Die Angehörigen anderer Staaten führen bereits Klage darüber, daß sie von ihrer Diplomatie weniger gut versorgt werden. Als ein oft besprochenes Problem, bei dessen Lösung das Aufeinanderstoßen' verschiedener euro päischer Großmächte zu besorgen ist, macht wiederum die marokkanische Frage von sich reden. Man erinnert sich, daß im Lause der letzten Monate Marokko ebenso oft der Gegenstand der Aufmerksam keit englischer Politiker war, wie das Sultanat in die Berechnungen der auswärtigen Politik Frank reichs eingestellt wurde. Noch kürzlich wiesen wir auf Gerüchte hin, nach denen in den jüngsten fran zösisch-italienisch, n Abmachungen die Klausel enthalten wäre, daß Italien für den Preis eines ungehinderten Vorgehens in Tripolis an Frankreich fiele Hand in Marokko zugestanden hätte. Alle die mannigfachen hinsichtlich Marokkos ausgestellten ZukunflSpcrspek- tiven gewinnen jetzt wieder nne gewisse Berechtigung, wo man Hörl, daß in dem Sultanat eine hestige Gärung stattfinde und der Aufstand mehrerer Stämme gegen den Sultan von Marokko gefürchtet werde, weil dieser zu einer Reihe von Verwaltungrreformen fick anschicke. Besonders soll es sich um die Grund besitz-Verhältnisse der Ausländer in Marokko han deln, indem hier der Sultan laut früheren Verträgen verpflichtet ist, Ausländer Grund und Boden erwerben zu lassen, sofern diese sich der Grundsteuer unter werfen, im Lande selbst aber eine heftige Be wegung gegen derartige Konzessions-Erteilungen an Nicht-Mohammedaner im Gange ist. Man soll diese Angelegenheit zu einer gefährlichen Anfachung des Religion»- und Rassenhasses benutzen. Der Sultan scheint sich demnach in einer üblen Lage zu befinden, da er, wenn die Flamme eines Aufstandes im Innern deS Landes um sich greifen sollte, das Einschreiten dieser oder jener Macht fürchten muß. Und dies wäre dann die vielberufine „Aufrollung" der marokkanischen Frage Vielleicht steht mit diesen drohenden Anzeichen auch die Meldung in Pariser Blättern in Zusammenhang, daß sich demnächst eine marokkanische Gesandtschaft nach Konstantinopel be geben werde, um dem Sultan Abdul Hamid den Dank des marokkanischen Herrschers für bestimmte marokkanischen Pilgern erwiesene Wvhlthaten abzu statten. Diese Mission verlolgt möglicherweise weitere Zwecke, die für gewisse Fälle eire Kund gebung der Solidarität des gesamten Islams be- deutcn könnten. Tenn Abdul Hamid hätte besonders dann ein lebhafteres Interesse an den marokkanischen Dingen, wenn es richtig wäre, daß sich Frankreich und Italien in Tripolis bez Marokko eurts dluncds zugesichert hätten. Weiter wird von militärischen Seiten darauf aufmerksam gemacht, wie stark ge- Sehr vemrrle»«wert durfte auch ver in der Kayerl. Kunstkammer zu Wien aufbiwahrte „Spiritus kumilisris" gewesen sein, „der au« einem Besessenen getrub«n und in ein Gla« gleichsam gebannet worden" Der Wander stab de» Bonifaz fand sich in Jena, der Mantel der heil Kunigunde, der Verliebten Glück brachte, in Merse burg, die Messingkette, mit der der Apostel Paulus ge fesselt wordln ist, in Rom, das vom Himmel gefallene Schwert de« heil. Georg, die Kinnlade de« tapferen Heiligen und das Haupt einer der Elftausend Jung frauen in Bamberg Dafür konnten Gotha und Nürn berg mit Steinen prunken, die man au« lebenden Menschen operiert hatte, inde» Leipzig em magische« Schwert auf seiner NatSbibliothek besaß und Dresden eine Sammlung von viel gibrauchten Richtschwertern vorwies Im japanischen Hause dieser Stadt bewunderte man auch „ein Paradebette mit etlichen Stühlen aus lauter bunten Federn, wofür dreißigtausend Thaler bezahlt worden " Wer nach Jena kam, versäumte nicht, da» jetzt kürz lich abgerissene Weigelische Hau« zu besuchen Gab e« doh in ihm bereit« einen hydraulisch betriebenen Fahr stuhl, rin beweglrche« Dach und eine automatisch sich speisende Weinleitung au» dem Keller in da« Studier zimmer de« Erbauer». Aehnlich konstruierte Einricht ungen fanden sich in dem Hause de« Mechanik, r« Jo hann Melchior Dinqlinger in der hiesigen Frauengafle. In Nürnberg sah man rin Ei „von einem Hahn" sowie künstlich in einander gedrechselte Elfenbeinkugeln, deren Kern ein« Kupserkuqel bildete, über di« die anderen „wieder zusammengewachsen" waren Ja, e« gab dort auch ein uneröffnete« Hühnerei, „da« mit Hufeisen so künstlich beschlagen ist, baß di« Spitzen der Nägel an der äußeren Schale wieder herauSkommen und um» gelegt sind " Zu Hellbrunn, ei»e n de» Erzbischof von Salzburg
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite