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Dresdner Journal : 23.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190501233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-23
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1905
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Bezugspreis: Veim Bezüge durch die t««rrß«l» Ir«sd«u 2,so M (emichl. Zuttagung), durch die H^aft i» Drulschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährllch Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Popgeld veizvfügen Dresdner W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine« t Werttag- nachm. 5 Uhr. — Origiaalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. ««kündtgungsgedühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi gung- Seite oder deren Raum 2<> Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re daktionSstrich (Eingesandt) oie Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei vsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittagS 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. ^18 1905 Montag, den 23. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 23. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Königlich Belgischen Senator Grafen t'Kint de Roodenbeke und hierauf den Großherzoglich Oldenburgischen Ober- hauSmarschall Frhrn. v. Rössing, welche in außer ordentlicher Mission zur Überreichung von Glück wunschschreiben ihrer Souveräne aus Anlaß der Allerhöchsten Thronbesteigung hier eingetroffen sind, heute in feierlicher Audienz im Königlichen Residenz schlosse zu empfangen. Im Anschlusse hieran empfingen Se. Majestät in gleicher Weise den Königlich Belgischen außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Baron Grein dl behufs Entgegennahme feiner neuen Kreditive. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Mühlberg in Dresden den ihm von Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit dem Erzherzoge Franz Ferdinand von Öster reich verliehenen Titel eines „Kammer-Lieferanten" aunehme und führe. Wekanntmachung, die Abhaltung der diesjährigen Fachlehrer- und Fachlehrerinnen-Prüfungen im Zeichnen betr. Tie diesjährigen in Gemäßheit der Prüfungs ordnung vom 1. Dezember 1904 (Seite 439 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1904) in Dresden abzuhaltenden Fachlehrer- und Fach lehrerinnenprüfungen im Zeichnen finden in der Königl. Zeichenschule und im Friedrichstädter Lehrer seminar, beziehentlich im Lehrerinnenseminar im Juli, vor Beginn der großen Ferien statt. Gesuche um Zulassung zu den Prüfungen sind von Bewerbern, welche die sächsische Staatsangehörig keit besitzen, bei dem Bezirksschulinspektor ihres Aufenthaltsortes, von Nichtsachsen dagegen unmittel bar bei dem unterzeichneten Ministerium bis spätestens den 15. April 1VÜ5 unter Beifügung der in 8 4 Punkt 6 obgedachter Prüfungsordnung aufgeführten Zeugnisse einzu reichen In den Gesuchen ist anzugeben, für welche Galtung von Schulen der Bewerber die Befähigung zur Erteilung des Zeichenunterrichts erlangen will. Tie Bezirksschulinspektoren haben die Gesuche nebst Unterlagen unverzüglich an den PrüfungS- kommissar, Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Prietzel in Dresden, zu übermitteln. Dresden, den 17. Januar 1905. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. L2-> v. Seydewitz. KekcrnnLrnachrrnq. Zum Kommissar für die an der Königl. Zeichen schule und am Lehrerinncnseminar zu Dresden abzuhaltenden Fachlehrerinnenprüfungen im Zeichnen ist bis auf weiteres der Bezirksschul inspektor Schulrat vr Prietzel in Dresden ernannt worden. Dresden, den 17. Januar 1905. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. ü2k v. Seydewitz. Kunst und Wissenschaft. Refidcnztheater. — Am 21. d. M. zum erstenmal: „Der Familientag". Lustspiel in drei Akten von Gustav Kadelburg. Gustav Kadelburg- große Bühnenerfahrung läßt cS nicht zu, daß eins seiner Stücke keinen Erfolg haben könnte, und so ist denn auch sein neuestes Lustspiel „Der Familientag" vorgestern abend im Residenztheater ebenso wie auf anderen Bühne» mit starkem Beifall ausgenommen worden. Die Kritik kann in diesen insofern emstimmen, als das Werk einen amüsanten Theaterabend bereitet, wenn es auch in bezug auf Witz und Humor gegen manches frühere Stück desselben Verfassers zurücksteht. Die Handlung ist eine sehr einfache, sogar dürftige, dennoch ist es Gustav Kadelburg gelungen, aus ihr genug Stoff zu gewinnen, um das Publikum drei Akte hindurch gut zu unterhalten und in Heiterkeit zu versetzen. Daß hierzu der schier unerschöpfliche Vorrat deü bewährten Lustspicl- praktikerS an Wortwitzen und lustigen Pointen das meiste beiträgt, braucht kaum erwähnt zu werden. Dabei ist das stück, trotzdem cS zuweilen eme satyrische Färbung annimmt, durchaus harmlos und frei von jedweder Schärfe und Pikanterie-, eS wird dem Residenzthcater unzweifelhaft zahlreiche gut besuchte Vorstellungen sichern. Getragen wurde da» Lustspiel durch die flotte Dar stellung, um die sich vor allem Hr. Karl Fries« al« bumorvoller Rittergutsbesitzer Ludolf Frhr. v Wollien- Krappenthien, Frau Julie Kronthal als Stift«, dame Klotilde v. Wollten, Hr. Alexander Olbrich als Karl Ruschke und Hr Richard Eivenack al» Egon Frhr. v Wollten - Wollten vrrdient machten. Weiter sind unter den Darstellern hervor zuheben die Damen Milli Eisinger, Ernestine Ernennunger», Versetzungen re. im öffent licher» Dienste. Am GeschSftsdereiche de» Ministerium» der Justiz. Da- von dem Rechtsanwalt Emil Krieg in Leipzig bekleidete Amt eine- Notar- ist durch Niederlegung und Fest stellung gemäß 8 S2 de- Gesetze- vom 1ü. Juni 1200 erloschen.s Im weschLftSdereiche de« Ministeriums de» Gultu» u. Sstentl. Unterricht». Zu besetzen: Oster«, vorbehältlich der Genehmigung der obersten Schulbehörde, die ueuerrichtete 2. ständige Lehrerstrlle^ zu Meußlitz b. Klein zschachwitz. Kollator: Ministerium des Kultus rc.. 1200 M. Grundgehalt, 350 M. WohnungSgeld, ev die gesetzliche Ent schädigung für Turn- und Fortdildungsschulunterricht. Br- werbungSgesuche nebst den erforderlichen Beilagen (für Hilfs lehrer auch Nachweis über erfüllte Militärdienstpflicht) sind bis 8. Februar bei BezirkSschulinspektor Schulrat Reil, Pirna, ein- zureichrn. (Bebördl. Bekanntmachungen erscheinen auch tm Anzeigenteile) nichtamtlicher Teil. Äus dem Reichstage. Der Reichstag hat in der vergangenen Woche die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats im allge meinen lebhafter gefördert, als dies im vorigen Jahre geschehen ist. Der Justizetat hat zwar zu einer un verhältnismäßig stark ausgedehnten Debatte Anlaß gegeben, in der Gegenstände erörtert worden sind, die gar nicht zur Kompetenz des Reichstags gehören; aber er ist immerhin noch in kürzerer Zeit erledigt worden als im vorigen Jahre. Die Erledigung des Etats des Reichscisenbahnamts geschah sogar in einer Sitzung, während sie das vergangene Jahr fast drei Sitzungen beanspruchte, und auch der Etat des Reichsschatzamts ist in einer Sitzung durchberateu worden. Man wird hoffen dürfen, daß dieses Tempo bei der ganzen zweiten Etatsberatung beibehalten werden wird. Allerdings wird von einer wesentlichen Eindämmung der Debatten bei den Etats des Reichsamts des Innern und der Heeresverwaltung kaum viel erwartet werden können, da diese Etats das Haupttummelfeld der parlamentarischen Vielredner bilden. Wenn »» aber gelänge, wie im preußischen Abgeordnetenhause vorgeschlagen worden ist, zwischen den großen Frak tionen eine Vereinbarung darüber zu treffen, in welcher Zeit jeder einzelne Spezialetat erledigt sein muß, so würde die parlamentarische Geschäftslage erheblich verbessert werden können. Die zweite Lesung des Reichspostetats hat im vorigen Jahre fast fünf Sitzungen in Anspruch ge nommen, diesmal dürfte sie rascher erledigt werden. Bis jetzt ist an einem Sitzungstage so ziemlich das Wesentlichste, was man in der Debatte zu erwarten hatte, gesagt worden, und fast alle Parteien sind bereits zu Worte gekommen. Ohne Zweifel hat Hr. Staatssekretär Kraetke in dem bisherigen Verlaufe der Debatte sehr günstig abgeschnitten. Den erfüllbaren Wünschen hat er Entgegenkommen verheißen und von bereits im Gange befindlichen Verbesserungen dankens werte Mitteilungen gemacht. So gab er der be rechtigten Hoffnung Ausdruck, daß der Wohnungs geldzuschuß im nächsten Etatsjahr für alle Beamten, so also auch für die Postbeamten, erhöht werden wird. So kündigte er an, daß vom 1. April ab versuchsweise gestattet werden soll, die Hälfte der Adressenseite der Postkarten zu beschreiben. So er klärte er, es sei das lebhafteste Bestreben der Reichs postverwaltung, die Dienstfreudigkeit der Beamten zu heben, und daß zu diesem Ende alles getan werde, was möglich sei. Aber gleichzeitig machte der Hr. Staatssekretär auf die Unmöglichkeit aufmerksam, den Postbeamten Erleichterungen zu verschaffen ohne Rück sicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Reichspostverwaltung wolle beispielsweise nach und nach mit der Verkürzung der Sonntagsbestellung vorgehen und sie auf das Notwendigste beschränken; aber sie völlig auszuheben, gehe nicht an; ein so schwerer Eingriff in die wirtschaftlichen Verhältnisse könne nicht gemacht werden. Auch der Wunsch eines Zentrumsabgeordneten, das Arbeitsmaß aller Post beamten allgemein auf acht Stunden festzusetzen, mußte naturgemäß von Hrn. Kraetke zurückgewiesen werden, da die Leistung des einzelnen Beamten sich immer nach der Anstrengung zu richten habe, die zu dieser Leistung aufgewendet werden müsse. Wenn man die Arbeitszeit der Postbeamten mit der in Privatbetrieben, in Handel und Gewerbe vergleicht, so wird man dem Leiter des Reichspostwesens darin zustimmen müssen, daß unsere Postbeamten nicht übermäßig beschäftigt seien. Die Postdebatte ist am Freitag durch die Be sprechung der von den Sozialdemokraten ein gebrachten Interpellation über den westfälischen Kohlenarbeiterstreik unterbrochen worden. Die Begründung dieser Anfrage wurde durch den Ab geordneten Hue, einen der sozialdemokratischen Haupt führer und Hauptschürcr der Bergarbeiterbewegung vorgenommen. Der Redner gab sich anerkennens werte Mühe, ruhig und sachlich zu sprechen, aber, wie der Hr. Reichskanzler treffend hervorhob, der Sozialdemokrat schimmerte doch bei ihm- überall durch. Das war auch kein Wunder. Den Leitern der Gewerkschaftsbewegung kommt es jetzt vor allen Dingen darauf an, die Schuld an dem Ausbruch des Riesenausstands von sich abzuwerfen und sich als die besonnenen und erfolgreichen Verfechter der Bergarbeiterinteressen hinzustellen. Darum suchte auch der Abg. Hue nicht nur den Grubenverwaltungen alles üble nachzusagen, sondern sogar der Regierung vorzuwerfen, daß sie nicht rechtzeitig Schritte getan habe, um eine Verständigung herbeizuführcn. Wie aber ist es möglich, dieses Verlangen nach einer Ver ständigung für ernsthaft zu halten, während die sozialdemokratische Parteileitung in ihrem Sammel aufruf die Erbitterung der Bergleute nur noch steigert und die behördlichen Verständigungsversuche diskreditiert? Ter Reichskanzler Graf v. Bülow hat mit vollem Recht hcrvorgehoben, daß die sozialdemo kratischen Interpellanten den Streik nicht als einen Notstand ansehen, sondern in ihm nur ein Mittel zur Schürung des Hasses, zur Stärkung des Klassen gefühls im Parteiinteresse erblicken, wobei der Um stand völlig außer Betracht bleibt, ob der Streik für die Arbeiter erfolgreich verläuft oder nicht. Es ist möglich, daß die gewerkschaftlichen und sozialdemo kratischen Führer den Ausbruch des Streikes im jetzigen Augenblick nicht gewollt haben, weil sie wegen der ungeheuren Kosten dagegen Bedenken hatten. Aber jetzt tun sie nichts, um eine Ver ständigung zu ermöglichen. Im Gegenteil der „Vor wärts" gießt, wie der Hr. Reichskanzler sich aus drückte, täglich ganze Wagenladungen Ll ins Feuer. Daß dadurch das von dem Abg. Hue gewünschte Eingreifen der Regierung nicht nur nicht gefördert, sondern daß ihm dadurch geradezu entgegengearbeitet wird, ist nicht zu bestreiten. Ter Hr. Reichskanzler sagte nichtsdestoweniger ebenso wie der preußische Handelsminister zu, daß sie auch weiter bemüht sein würden, in versöhnender Richtung zu wirken und namentlich die Klagen der Arbeiter hinsichtlich ihrer Berechtigung zu prüfen. Allerdings wurde von dem leitenden StaatSmanne die Pflicht des Staates, die Arbeitswilligen vor jedem Terrorismus zu schützen, energisch betont und vor Ausschreitungen der Streikenden gewarnt. Bis jetzt haben sich glücklicherweise diese Ausschreitungen in engen Grenzen gehalten. Wie Hr Minister Möller mitteilte, sind die sensationellen Nachrichten über Krawalle und dergl. stark übertrieben. Aber ob es auf die Dauer so ruhig bleiben werde, falls der Ausstand noch längere Zeit anhält, dürfte fraglich sein. Die auch von bürgerlichen Sozialreformern geteilte Ansicht, daß kräftige Arbeiterorganisationen die Gewähr für ruhiges und besonnenes Verhalten bei Lohnbewegungen gäben, ist schon dadurch hin fällig geworden, daß es den heißen Bemühungen der Führer der verschiedenen Arbeiterverbände im Ruhr revier, die zusammen fast die Hälfte der ganzen Bergarbeiterschaft umfassen, nicht einmal gelungen ist, den Streik zu lokalisieren, geschweige denn ihn überhaupt zu verhindern. Es ist eben eine alte Er fahrung, daß die Revolutionäre wohl Leidenschaften entfesseln und weite Volksschichten aufwühlen können, daß ihnen aber schließlich, wenn die Leidenschaften zum Ausbruch kommen, die Zügel entgleiten. Als dann ist es das erste, daß die Führer ihre Personen in Sicherheit bringen und ihre Hände in Unschuld waschen. In dieser Hinsicht bietet der Riesenstreik im Ruhrrevier der Arbeiterschaft eindringliche, be herzigenswerte Lehren. Zu erwähnen ist schließlich noch, daß die Beantwortung der konservativen Inter pellation betreffend den Stand der Handelsvertrags verhandlungen mit Osterreich-Ungarn abgelehnt wurden ist, weil es dem Interesse der Sache nicht entsprechen würde, aus noch schwebenden Verhandlungen Mit teilungen zu machen; doch sei im Laufe dieser Woche der Hr. Reichskanzler zu den erwünschten Auskünften bereit. Der Streik in St. Petersburg. Die Befürchtungen, die an die weitere Entwickelung der Streikbewegung in der russischen Residenzstadt ge knüpft wurden, sind leider gestern voll in Erfüllung ge gangen. Wir hatten schon am Sonnabend darauf hin- gewlesen, daß die Bittschrift der Arbeiter an den Kaiser neben berechtigten Wünschen unmögliche Forderungen aufgestellt hatte und daß die für gestern geplante Massen kundgebung vor dem Winterpalais ein unsinniges Unter fangen war. Trotz allem sind die Arbeiter bei ihrem Plan stehen geblieben. Die Menschenmassen, die sich von den Vororten nach dem Winterpalais wälzten, mußten gewalt sam auseinandergetrieben werden und es hat dies be dauerlicherweise nicht ohne schweres Blutvergießen geschehen können. Tas Militär mußte wiederholt Salven auf die Menge abgeben, die Arbeiter versuchten Barri kaden zu bauen, noch die ganze Nacht hindurch wurde in einzelnen Stadtteilen geschaffen. Auch heute ist die Ruhe noch nicht wieder hergestellt. über die traurigen Vorgänge wird aus St. Peters burg telegraphiert: St. Petersburg, 22 Januar, 12 Uhr 40 Min nachm Die Arbeitermenge, die aus dem Alexandergarten bei der Admiralität aus den WinterpalaiSplatz ziehen wollte, wurde von den Truppen aufgehalten. Hinter dem Moskauer Schlagbaum nahmen die Arbeiter von den KronSniederlogen Besitz Auf dem PalaiSplatz erschien der Priester Georgi Gappon in Begleitung von zwei Geistlichen. 12 Uhr 45 Min. nachm. Bon der Litejnyjbrücke zog die Arbeitermeuge, um sich mit den bei der Sampsonbrücke bereits angesammelten Arbeitern zu vereinigen In der Nähe de- dritten russischen Arbeiterklubs wurde die Aufforderung verlesen, um 2 Uhr nachmittags vor dem Winterpalais zu sein. Der Vorschlag, Ruhe zu halten, wurde mit Hurra aus genommen. Hieraus passierte» die Arbeiter die Sampfonbrücke in der Richtung der Trotzkibrücke, um aus den PalaiSplatz zu gelangen. Die Truppen binderten die Menge nicht Aus der Et. Petersburger Seite wurden 4000 Arbeiter durch Ulanen in zwei Parteien geteilt. Die Münchheim, Hella Eschborn und Juliane Pohl mann und die Herren Karl Bayer, Ignaz Janda, Kurt Göritz und Karl Witt, welch letzterer für Hrn. Willy Schröder eintrat. Die von Hrn. Direktor Witt selbst geführte Inszenierung war eine gelungene und wirkungsvolle. Das Publikum kargte nicht mit zahlreichen Hervorrufen —ek Geschwindigkeiten. II. Von den Schwimmern verdient der Walfisch hervor gehoben zu werden, dessen Geschwindigkeit durch die Art der Walfischjagd (Harpunieren) eine ganz genaue Be stimmung ermöglicht; er soll 3,0 bis 4,6 w/seo., freilich totwund in die Tiefe flüchtend, erreichen. Die schnellsten Flieger, deren Geschwindigkeiten mit Sicherheit festgestellt werden konnten, sind, was wohl niemanden überraschen wird, keine großen Vögel: es ist der virginische Regenpfeifer, ein amerikanischer kiebitzartiacr Vogel mit 115,4 m/sse und eine deutsche Schwalbe, unser Mauersegler, auch Turmschwalbe genannt, mit so gar 137,4 m/goo Don dem häufig als besonders schnell bezeichneten Falken sind dagegen nur Geschwindigkeiten bi« zu 32 m/avc. beobachtet worden; er wird also schon von unserer in der Geschwindigkeit sehr unterschätzten Nebelkrähe (etwa 55 w^ao) um ein beträchtliche- über troffen Wohl aber besitzt der Falke rin au«gezeichncte« Gesicht und ist ein vorzüglicher, d h. ein sehr gewandter und ausdauernder, weniger ein schneller Flieger. Am ausdauerndsten ist, worauf schon sein Name deutet, der Wanderfalke, der ununterbrochen etwa 400 geographische Meilen (von Nordafrika bi« Norddeutschland) in elf Stunden zurücklegt (^ etwa 75 w/iec ). Darin soll ihm übrigen« unser einheimische« Blaukehlchen wenig oder gar nicht« nachgeben. Am langsamsten bewegen sich gewisse kleine Käfer und Schnecken fort; man Hal solche bis hinunter zu 0,5 mm/8«e. beobachtet. Die Grenzgeschwindigkeit des Menschen zu Fuß ist beinahe 10 w/8vc. und auf dem Zweirade 20 m/8«c. Für noch schnellere Fortbewegung müssen dann fremde Kräfte, Pferde, Dampf oder Elek trizität zu Hilfe genommen werden. Auf diese Weise erreicht man Geschwindigkeiten bi« zu 50 m oee. (Die elektrische Schnellbahn Marienfelde—Zoffen erreichte be reits im Jahre 1903 Geschwindigkeiten bis zu 56 m/8«o.) Will man dann noch schneller sich sortbewegcn, so muß man schon im Luftballon mit dem Sturme segeln; dann geht eS aber auf Leben und Tod. Geschwindigkeiten von 80 m/osc. und mehr sind zuweilen an den Zug vögeln nachgewiesen worden, in den Wirbelstürmen Nordamerikas hat man Geschwindigkeiten bis zu 150 m 8so. beobachtet. Noch schneller bewegen sich an den Grenzen der Atmosphäre mit teilweise schon phan tastischer Geschwindigkeit die leuchtenden Wolken; deren Geschwindigkeit ist mit bis zu 0,308 ku/8ee. ge messen worden. Daran schließt sich dann die Ge schwindigkeit des Schalle» an mit 0^33 kn/aec, die merkwürdigerweise zugleich die Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse einiger Geschütze ist, wahrend andere Geschosse au» Gewehren und Kanonen Geschwindigkeiten erreichen bis zu 0,5, 0,6 und 0,7 ku/8«o. E» soll die Ge schwindigkeit der Geschosse sogar bi» zu 1,2 leiws«- ge steigert werden können. Damit habe wir dann die An fangsgeschwindigkeit der Explosionen jener höheren Klaffe von Sprengstoffen, da« Nitroglyzerin« und anderer, an denen Geschwindigkeiten von 1 bi« 8 kw/sec. ge meßen worden sind. Gleich mit der Geschoß- prschwindigkrit beginnend und fast bi» zur doppelten (-rvlosion-qcichwmdigkeit hinaufgehend find«, wir dann die Zonnlanzunarqeichwü.diakcil der Erdbebenwellen von einigen 100 m bi» zu 13 ßm^ec. Hiermit sind wir aber dann schon mitten in der Geschwindigkeit der Himmelskörper im Weltenraume. Während die Um drehungögeschwindigkeiten der Wcltenkörpcr um sich selbst in ihren verschiedenen Punkten von 0 bis zu 12,5 icw öev bekannt geworden sind, haben die Körper selbst (so weit die Wissenschaft reicht) eine Fortbewegung im Welten raume bis zu 40 und 70 kn; ja die relative Geschwindig keit der Erde erreicht 76 lkmaee Von den Planeten läuft der innere, Merkur, am schnellsten (47 ku/8ve), aber die Kometen sind noch schneller (derjenige vom Jahre 1863 hatte eine Geschwindigkeit von 593,6 ku/eee. Tann folgen die Explosionsgeschwindigkeitcn auf der Sonnenoberflüche oder aus dem Inneren der Sonne heraus. Die Sonnenprotuberanzen vom Jahre 1895 bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von 842 Ku,dec. Dieses alles aber wird noch bei weitem übertroffen durch die Geschwindigkeit des Kometenschweifs vom Jahre 1843, der sich in der Sonnennähe mit seinem eben noch sicht baren Ende mit einer Geschwindigkeit von 2100 ku/8ev bewegte. Diese ist die größte bisher bekannt gewordene Geschwindigkeit Wahrscheinlich haben wir eS hier aber nicht mit einer wirklichen Körpergeschwindigkeit zu tun, sondern nur mit einer in jeder neuen Lage des Kometen schweif» selbst neu erzeugten Ausstrahlung oder Lichtwerdung de» Wrltenäther«, so daß diese Geschwindigkeit mehr der Geschwindigkeit de» Lichte« zugute gerechnet werden muß. Die größte Körpergeschwindigkeit wäre demnach jene der auf der Sonne auSgeschleuderten Ga»maffrn, der Eonnen protuberanzen, mit den genannten 842000 m sve. Man könnte also al« die größte Körpergeschwindigkeit diese Zahl oder al« Grenze etwa 1000 1m/,ec. nennen Dann folgen al« äußerste und letzte Geschwindigkeiten jene de« Licht« und der Elektrizität, die Fortpflanzungs geschwindigkeit der fftherwellen mit einer 300mal größeren Zahl al« die größten Körpergeschwindigkerten, nämlich mit 300000 dm in der Sekunde, also 1 Million mal mehr al« jene de« Schalle«
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