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Dresdner Journal : 30.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190509307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-30
- Monat1905-09
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1905
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Bezu-Spret«: Beim Bezüge durch die KeschäfwKel» iuuerßukB Prerden» L,d0 M (emschl Zulragung), durch die im Teulschc» Reiche S M. (au-jchUeblich Bestellgeld) virrteljLhrlich. Einzelne Nummern 1V Ps. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gesordertrn Beiträge bean» sprucht, so ist das Postgeld beizufilgen. Dres-ner W Äuriml. Herausgegeben von der König!. Expeditton deS Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werttag- nachm S Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nnr mit voller Quellenangabe nachgednutt werden. vutüubtgua^gebühre»: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündt- gung» Stile oder deren Raum >0 Pf Bei Tabellen, und Ziffernsatz S Pf. Aufschlag für die Zelle Unterm Re- daktiontstrich (Eingesandt) di« Tertzelle mittler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. ^§228 Sonnabend, den 30. September nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Senatspräsidenten Johannes Heinrich Par draht in Dresden, den Oberamtsrichter Gustav Hugo Colditz in Schandau, den Amtsgerichtsrat Freiwalt Adolf Römisch in Markneukirchen und den Landrichter Karl Ulrich Theodor Wilhelm Hillner in Zwickau auf ihr Ansuchen in den Ruhe stand zu versetzen Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Vortragenden Rate im Ministerium des Innern, geh. Regierungsrat Morgenstern die er betene Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen und ihm den Titel und Rang als „Geheimer Rat" zu verleihen Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den geh. Regierungsrat Or. Gelbhaar im Ministerium des Innern zum Vorsitzenden der Ober- Eichungs-Äommission zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Pastor primarius Gustav Adolf Lchmeißer in Zittau den Titel und Rang als Rirchenrat in der vierten Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem vortragenden Rate im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Geheimen Rate vr. tlwol. et pliil Theodor Vogel das Komturkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Schriftsetzerlehrlinge Johann Werner in Markneukirchen für die von ihm am 2. Juli l9O5 unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung zweier Knaben vom Tode des Ertrinkens in einem Teiche bei Markneukirchen die silberne Lebensrettungs medaille zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bahnhofs-Inspektor l. Klasse Albrecht in Altenburg das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm verliehene Ritterkreuz 2 Klasse des Herzogl. Sachsen-Ernestini- zchen Hausordens annehme und trage. Den Postinspektoren Hilse dein aus Leipzig und Eichblatt aus Freiberg sind mit Wirkung vom l April 1905 ab, unter Ernennung zu Ober-Post- inspektoren, Bezirksaufsichtsbeamtenstellen und zwar dem ersteren bei der Kaiser!. Lber-Postdirektion in Dresden, dem letzteren bei der Kaiser!. Ober-Post- direktion in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen aus Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu diesen Anstellungen die landesherrliche Bestätigung erteilt haben, wird Solches zur öffent lichen Kenntnis gebracht. Dresden, am 22. September 1905. Finanzministerium. mo Ernennungen, Versetzungen re. im öffeut lichen Dienste. Im «eschäftsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Forstverwaltung Ernannt: Werner, reketär beim Finanzministerium, zum Forstrentamtinann in Augustusburg; Nitzschke, Forstassessor bei der Forsteinrich- lungs Anstalt, zum Hilssbeamten aus der Parzelle Golk des Weißiger Reviers; Schellenberg, Waldarbeiter, zum Wald wärter aus Tannenbergsthaler Revier. — Pensioniert: Schädlich, Waldwärter auf Tannenbergsthaler Revier. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. I Gymnasien Kunst und Wissenschaft. Die Dresdner Kunstgewerbeausstcllung des Jahres 1906. II. Die zweite Abteilung, die des „Kunsthandwerks", bringt das Einzelwerk der dekorativen Kunst selber. Sie soll die Freude an diesem, die heutzutage durch das Massenprodukt der Industrie nur zu sehr verdrängt wird, wieder beleben, vor allem die Freude an jenem intimen Reiz der individuellen Handarbeit des Menschen, die doch immer seine Idee, die künstlerische, zu feinerer lebensvollerer Ausführung zu bringen vermag als die mechanische, seelenlose Kraft der Maschine. Sie soll daher helfen, daß jene Arbeit, die vor dem 19. Jahrhundert fast die alleinige AuSsükrerin aller dekorativen Kunst war, aus Mangel an Liebhabern nicht gänzlich ausstirbt und damit ein Gebiet der Kunst gänzlich verwaist, das immer zu ihren reizvollsten gehört hat. So wird diese Abteilung den Versuch einer Rettung bedeuten Die dritte Abteilung endlich, die „Kunstindustrie", wird jenes Gebiet vorführen, das als das jüngste in diesen Kunstkreis eingetreten ist und darum auch das noch am wenigsten ausgebildete ist. Sie wird die im vollen Sinne des Wortes „moderne" Kunst zeigen, jene, die sich einerseits stützt auf die großen kunsttechnischcn Errungenschaften unserer Zeit, anderseits sich an jene Kreise wendet, die als die jüngsten infolge der sozialen Verhältnisse unserer Zeit mit der Kunst in Berührung getreten sind. Man könnte sie auch die „Volkskunst" nennen, al» jene Kunst, die sich auch an diejenigen wendet, die man oft genug schlechtweg „Volk" zu nennen pflegt: an die breiten Massen, die heute ebenso sehr nach Kunst Dresden, Wettiner Gymnasium: E. Th Hünigen, bisher nichtständiger Wissenschaft! Lehrer, als ständiger Lehrer. — II Realgymnasien Chemnitz: vr. pbil. F. M. Rentsch, bisher nichtständiger Wissenschaft!. Lehrer, als ständiger Lehrer. — III. Realschulen. Auerbach i. B: R. I GemuseuS, bisher Vizedirektor an der Stadtschule in Auerbach, als stän diger wissenschastl. Lehrer mit dem Titel „Oberlehrer"; Dresden-Johannstadt: vr. pbil. P G Entner, bisher nicht ständiger wissenschastl. Lehrer, als ständiger Lehrer; DreSden- Seevorstadt: F. G. W. Freytag und Dr. pbil E. O. Funke, bisher nichtständige Wissenschaft! Lehrer, als ständige Lehrer; Dresden-Neustadt: K H. Rudolph, bisher nichtständiger Wissen schaft!. Lehrer, als ständiger Lehrer; Frankenberg: vr. pbil. A B. W Köhler, bisher nichtständiger wissenschastl. Lehrer, als ständiger Lehrer; Glauchau: R K. Böttger, bisher nichtständiger wissenschastl. Lehrer, als ständiger Lehrer; Leisnig: MR Müller, bisher Bürgerschullehrer in LeiSnig und K G Müller, bisher Probe- und Aushilfslehrer, als ständige Wissenschaft!. Lehrer; Oelsnitz i. V: Vr. pbil. E. F. Meinhold, bisher nichtständiger wissenschastl. Lehrer, als ständiger Lehrer; Pirna: vr. pbil. L. K E A. Reich, bis her Vikar, als ständiger Wissenschaft!. Lehrer, E A Boll precht, bisber nichtständiger Fachlehrer, als ständiger Fach lehrer. — IV. Höhere Töchterschulen Dresden-Neustadt: K. A Gelbke, bisher nichtständiger Wissenschaft!. Lehrer, a!S ständiger Lehrer. — Hierüber ist den ständigen Lehrern I. Th W Jeß am König! Gymnasium zu Dresden-Neustadt, E Th Hünigen am Wettiner Gymnasium zu Dresden, A. E. Claus am Gymnasium Zwickau, H. W Thieme am Real gymnasium Zittau, vr. pbil. P. L. Rauschenbach an der Realschule Auerbach i. V, H. A Reichardt an der Real schule zu Bautzen, vr. pbil. E. L. Funke an der Realschule zu Dresden-Seevorstadt, M. A. Pilz an der Realschule Frankenberg, K E. B. W. Harz an der Realschule Großen hain, vr. pbil. G R H Plügge, O P Weinhold und E A. Heinke an der I. Realschule zu Leipzig, E R. Fischer an der Realschule Löbau, E. A. Deichmann und F. Th Arnold an der Realschule zu Meerane, MA Segnitz, F. A Suschke, vr. pbil. O Brauer und K E. Zeißig am Seminar zu Annaberg, K. A. Neubert am Parallel scminar zu Annaberg, K. H. Heyde am Seminar zu Löbau, Vr. pbil. B F Haensch und E. I Stiehler am Seminar zu Pirna, vr. pbil. H. R Bohn und vr. pbil. E. D. Kretzschmar am Lehrerinnenseminar zu Callnberg der Titel „Oberlehrer" verliehen worden. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Leit. Vie auswärtige Politik der Woche. Ter Präsident deS russischen Ministerkomitees Hr. v Witte hat auf der Heimreise nach Rußland am Montag in Berlin geweilt und seine Fahrt dann über Rominten fortgesetzt, wo er von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser in Audienz emp fangen und durch Aufmerksamkeiten des Monarchen ausgezeichnet wurde. Wir haben auf das Bevor stehen dieses Empfanges schon in unserer vorigen Wochenschau hingewiesen. Seine für die Freund schaftlichkeit der deutsch-russischen Beziehungen ins Gewicht fallende Bedeutung ist von gegnerischen Blättern dadurch abzuschwächen versucht worden, daß man behauptete, der deutsche Aufenthalt des russischen Staatsmanns sei nur die Folge einer deutscherseits gegebenen Anregung. Durch solche Unwahrheiten beweisen jene Politiker, die mit einer französisch- englisch-russischen Gruppierung auf die Isolierung Deutschlands hinarbeiten, wie schlecht es in ihre Rechnung stimmt, daß der Vertrauensmann des Zaren und der amtlichen auswärtigen Politik Ruß lands eine enge Fühlung mit dem Deutschen Kaiser und den offiziellen Kreisen Berlins gesucht und damit vor aller Welt dargetan hat, daß das Zaren reich nach der Beendigung des Krieges im fernen Osten sein nahes Verhältnis zn Deutschland noch fester zu knüpfen wünscht. Natürlicherweise ist verlangen, wie der begünstigte Sterbliche, die sie aber nur dann erlangen können, gelingt es, ein Masscn- kunstwcrk zu erzeugen, das trotz aller verminderter Hand arbeit wirkliches Kunstwerk bleibt. Diese Kunst ist darum eigentlich auch die wichtigste von allen, welche die Kunst ausstellung bieten wird, zugleich aber auch die aller schwierigste. Denn gibt es etwas Schwierigeres, als eine Kunst zu schaffen mit gänzlich neuen Arbeitsmitteln, nachdem man, so lange die Welt besteht, an ganz anders geartete gewöhnt war? Eine geistige Gelenkigkeit, ein technisches Anpassungsvermögen wird hier vom Künstler verlangt, der auf anderen Gebieten, gestützt auf alt bewährte Techniken, fast nur seine Phantasie in Schwingung zu setzen braucht, um brauchbare Werke zu schaffen. Das heißt besonders viel verlangen von einer Zeit, die sich auf dem Gebiet der dekorativen Kunst dank ihrer so langen Vernachlässigung, noch so merk würdig unsicher fühlt, daß sie auch auf ihren befahreneren Gebieten noch oft so merkwürdig herumirrlichtert Und dennoch, sie muß erfüllt werden, diese schwierige Auf gabe, soll wirklich unsere Zeit wieder, wie cS so viele erhoffen, eine künstlerische Kultur erhalten, wie sie für andere Zeiten fast immer etwas Selbstverständliches ge wesen ist! Das ist in der Hauptsache das reiche Programm der Ausstellung des kommenden Jahres, an dessen Durch führung jetzt zahlreiche Kräfte arbeiten. Es ist ein Pro gramm, das nur durchgeführt werden kann bei fester, einheitlicher Leitung und allgemeiner Anerkennung und Billigung im übrigen Deutschland An beiden dürfte es bisher nicht gefehlt haben Ein großer Stab aus allen möglichen Berufskrcisen ist, wie man weiß, hier in Dresden für die Ausstellung tätig, ein ganzes Netz von Mitarbeitern überspannt das übrige Deutschland Ein jeder größere Kunstkreis hat hier seinen Obmann, der mit der Oberleitung in engster Fühlung steht und die über die Dinge nichts bekannt geworden, die in den Gesprächen des Deutschen Kaisers mit Hrn. v Witte, wie in den Unterhaltungen des russischen Ministers mit dem auf einige Tage von Baden- Baden nach Berlin gekommenen Reichskanzler Fürsten v. Bülow berührt wurden; und cs braucht auch nicht angenommen zu werden, daß irgendwelche fest umrissenen Abmachungen in Frage standen. Doch werden die Grundzüge der allgemeinen politischen Lage berührt worden sein, wie sie sich mit dem Friedensschlüsse aller Voraussicht nach zu gestalten beginnt und in welcher der Nachdruck der erneut vermehrten Vertrautheit in den deutsch russischen Be ziehungen bald irgendwie fühlbar und erkennbar werden wird. Daß Deutschland bei dieser Pslege einer traditionellen Seiteseiner Auslandspolitik seiner alten bewährten Bundesverhältnisse nicht vergißt, er gibt sich aus dem Besuche des italienischen Ministers des Auswärtigen Hrn Tittoni beim Fürsten v Bülow in Baden-Baden Einen unmittelbar dringenden Zweck hat diese Zusammenkunft wohl nicht Wir wissen aber, daß der deutsche Reichs kanzler in jedem Jahre Gelegenheit zu einer Aus sprache mit den auswärtigen Ministern der uns ver bündeten Staaten zu nehmen sich gewöhnt hat und dergestalt das Fortbestehen des mitteleuropäischen Friedensbunds stets einen markanten Ausdruck für solche' Leute erhält, die den Dreibund gern als eine überwundene Formsache hinstellen Wenn in englischen Blättern gesagt wird, die diesmalige Be gegnung zwischen Bülow und Tittoni gelte vor wiegend einer Erörterung der italienisch österreichischen Beziehungen, so kann demgegenüber zugegeben werden, daß auch diese Angelegenheit von beiden Staats männern berührt werden dürfte, wobei der deutsche Kanzler nicht verfehlen wird, seine Stimme im Sinne eines möglichst harmonischen Ausgleichs zwischen Rom und Wien zu erheben Im ganzen aber werden alle schwebenden Fragen der dermaligen internationalen Lage in dieser Zusammenkunft besprochen und da, wo es, wie beispielsweise in Sachen Marokkos, erwünscht erscheint, eine geeignete Fühlung nehme zwischen den Anschauungen und Wünschen des Reichskanzlers und des italienischen Ministers des Auswärtigen herbeigeführt werden. Mit lebhafter Befriedigung verzeichnen wir die Nachricht, daß die Einigung zwischen Deutschland und Frankreich über Marokko endgültig erfolgt ist und die Unterzeichnung des Abkommens über das der internationalen Marokkokonferenz zu unterbreitende Programm am 28. September zu Paris durch den Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen Rouvier und den Deutschen Bot schafter Fürsten Radolin stattgefunden hat. Dieser beiden Teilen gleich willkommene Ausgang der An gelegenheit konnte seit etlichen Tagen vorhergeseheu werden. Die letzten Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, lagen wohl namentlich darin, daß Hr. Rouvier sich nicht sofort entschließen konnte, von dem Widerstand in einigen Punkten abzulassen Wir haben auf die hierfür geltend zu machenden Gründe schon früher hingewiesen. Ter französische Minister präsident muß eben mit gewissen Hemmungen rechnen, die in den parlamentarischen Strömungen Frankreichs und in den Nachklängen aus der Ministerzcit des Hrn. Delcasse zu suchen sind Über das Abkommen vom 28. September läßt sich sagen, daß Deutschland keines seiner wesentlichen Interessen in Marokko preisgegeben hat. Was insbesondere die Einrichtung der Polizeiorganisation für das algerisch-marokkanische Grenzgebiet betrifft, die un mittelbar und ausschließlich zwischen Frankreich nnd für die Ausstellung geeigneten Kunstcrzcugnffse in seinem Bezirke zusammenzubringen strebt. So wird kaum irgend eine beachtenswerte Leistung auf dem Gebiete der dekorativen Kunst unbeachtet bleiben. So darf man hoffen, daß wirklich das Wichtigste, was augenblicklich aus diesem geleistet wird, auch in Dresden im nächsten Jahre zu sehen fein wird. Zusagen und Anmeldungen sind unter diesen Umständen nicht ausgebliebcn, ja man fdarf sagen, auf vielen Gebieten haben sie alle Erwartungen über troffen. Bereits muß Dresden selber sich für seine Kunst ein eigenes Haus erbauen Das große Ausstellungs- gcbäude wird schon von den übrigen Abteilungen und dem Kunstgewerbe des übrigen Deutschlands besetzt. Für die Kunstindustrie war ein eigenes Gebäude von vom herein geplant. Es wird an Ausdehnung dem Bedürfnis angepaßt werden Dozu kommen noch eine ganze Reihe mehr oder weniger großer Einzelhäuser, vor allem das des deutschen BuchgewcrbevereinS, der sich in großartigem Maßstabe an der Ausstellung be teiligen will. Im einzelnen wird wohl den Schwerpunkt der Ausstellung die Raumkunst bilden Dem durch das Hauptportal Eintretenden werden zunächst große kirchlich gehaltene Räume begrüßen, ein protestantischer und ein katholischer, dem sich seitwärts noch ein israelitischer angliedem wird. Es folgen dann in endloser Zahl jene Zimmereinrichtungen, in denen sich die neue Raum kunst am häufigsten zu betätigen Gelegenheit hat Wohl alle bedeutenden Künstler dieses Gebiets werden hier vertreten sein. Man wird sie hier noch einmal alle in scharfer Konkurrenz nebeneinander Revue passieren sehen. Sie werden viele neue Lösungen der alten Aufgaben zeigen, daneben aber auch den Angriff ganz neuer Probleme, die für unsere Zeit von großer Bedeutung sind. Tie Einzelerzeugniffe werden dann dem Sultan geregelt werden soll, so konnte hier Deutschland um so mehr Entgegenkommen üben, als wir durch diese französische Einrichtung nur mittel bar berührt werden. In dem Umstand, daß sich Frankreich über die Polizei mit dem marokkanischen Sultan auseinanderzusetzen hat, liegt wohl eine Ge währ dafür, daß Frankreich aus seinen Grenzpolizei- kadres nicht eine Jnvasionstruppe macht. Die Wahl der südspanischen Stadt Algeciras als Ort der Konferenz hatten wir schon früher angekündigt. Die Finanz punkte werden zwischen einer Gruppe deutscher Banken und einem Konsortium französischer Banken so geregelt, daß die Möglichkeit des freien Wett bewerbs nicht beeinträchtigt scheint Tas gleiche gilt von der Anlage der Hafenmole in Tanger Hier liegen die Anschläge und Pläne einer deutschen und einer französischen Gesellschaft vor. Das Vor recht hat die deutsche Gesellschaft. Gleichwohl sollen die Rechtsansprüche der französischen geprüft werden und, falls diese ansechtbar sind, die deutsche den Zu schlag auf die von der marokkanischen Regierung be stellten Arbeiten erhalten. Wahrscheinlich wird diese Prüfung die Bevorzugung des deutschen Angebots ergeben. Die Zustimmung, mit der die maßgebenden Pariser Blätter die deutsch französische Übereinkunft er örtern, kann deutscherseits nur geteilt werden Besonders zutreffend finden wir die Bemerkung des „Temps", daß derartige gerechte und billige Abkommen auf die internationalen Beziehungen immer eine erfreuliche Rückwirkung haben. Zum Verständnis dieses Satzes müssen wir uns alle jene auswärtigen Bemühungen vergegenwärtigen, die im Laufe der letzten Wochen und Monate angestellt wurden, um aus der Marokko frage einen ernsthaften Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland zu gestalten Und um so weniger werden derartige Treibereien Hinfort Erfolg haben, je mehr sich für die Feinde deS Friedens die Versicherung des „Temps" betätigt, daß die Politik Frankreichs niemals aggressiv sei Unter solchen Gesichtspunkten betrachtet, hat das Abkommen vom 2X September in der Tat, wie der „Temps" hcrvorhebt, die Bedeutung einer neuen Bürgschaft für den europäischen Frieden. Tic Unter händler scheiden voneinander mit der wechselseitigen Erkenntnis des beiderseits bekundeten besten Willens; nnd man kann anderen Pariser Zeitungen auch in der Bemerkung beipflichten, daß es nach der Einigung vom 28. September weder einen Sieger noch einen Besiegten gebe. Ein Irrtum der Pariser Presse be darf noch der Berichtigung. Es ist dort nämlich behauptet worden, daß erst die persönliche Ein wirkung des Ministers v. Witte auf den Teutschen Kaiser nötig gewesen sei, um die deutsche Diplo matie zur Vollziehung des Marokkoabkommens zu bestimmen. Die Pariser Nervosität hat sich hier in den Taten vergriffen. Bereits an dem Tage, bevor sich Hr. v. Witte nach Rominten begab, hatte Fürst v. Bülow in Berlin die entscheidende Unterredung mit dcni französischen Botschafter Bihourd, deren Folge die alsbaldige Unterzeichnung der Übereinkunft war. Eher möchte der umgekehrte Fall zutreffend sein, sofern nämlich der russische Minister das Seine dazu beigetragen haben dürfte, den französischen Ministerpräsidenten vcn verschiedenen Bedenken ab zubringen, die dieser bis zur letzten Stunde über das Marokkoprogramm hegte. Natürlich können wir auch vom deutschen Standpunkte aus für eine solche vermittelnde Tätigkeit Wittes nur freundliche Anerkennung haben Hoffen wir nun, daß die Kon ferenzarbciten selbst unter dem günstigen Einflüsse der zwischen Frankreich und Deutschland erzielten Verständigung stehen mögen. in origineller Weise in geschmackvoll ausgestatteten Läden vorgesührt werden Sie sollen verkäuflich und zur Hebung der Kauflust auch gleich mitnchmbar sein In dieser Abteilung wird auch die alte Kunst in die Ausstellung ziehen und zuschen, ob auch sie der jungen noch ein Wort zu sagen hat: die Volkskunst wird ihre Reize entfalten und ihre Besonderheiten zeigen, die Ab teilung der Techniken Musterbeispiele aus der Ver gangenheit verführen und hier materialgercchte Be handlung der Stoffe lehren Sie werden beide hoffentlich das Band darreichen, mit dem die neue Kunst, soweit cs noch möglich, zu ihrem eigenen Heile sich wieder an die alte, die sie nur gar zu rückhaltlos verlassen hat, knüpfen wird Was aber wird die industrielle Abteilung zeigen? Zunächst die Jndustrieerzcugnisse, die schon danach streben, wirkliche Kunst zu sein, dann eine vor bildliche Abteilung von Musterbeispielen, bei denen schon allein die richtige Bearbeitung des Materials ästhetische Werte schafft; schließlich eine Reihe von Maschinen, durch deren Mechanik schon heute die künstlerische Idee des Menschen auch wirklich zu künstlerischem Ausdruck ge langen kann Mehr wird man wohl heute auf diesem schwierigen Gebiete noch kaum vorsührcn können. Somit wird sich ein reiche» Bild in dieser Aus stellung entfalten, ein so reiches und umfassendes und zugleich auch ein so künstlerisches, wie e» die dekorative Kunst noch nie auf einer Ausstellung gezeigt hat Das kann nicht ohne Folgen bleiben für ihre Weiterentwicke lung, nicht ohne Folgen bleiben für ihre Weiterverbreitung. Kein Zweifel, von dieser Dresdner Ausstellung wird ein neuer Aufschwung dieser Kunst anhebcn, der ihr erst wirklich die Basis verschaffen wird, von der aus sie ihre ganze Mission erfüllen, von der au» sie wirklich unser ganzes Leben durchdringen kann Damit aber hätte die Ausstellung die Aufgabe, um derentwillen sie in» Leben gerufen worden ist, erfüllt. Emst Zimmermann j
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