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Dresdner Journal : 22.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190911227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19091122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19091122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1909
- Monat1909-11
- Tag1909-11-22
- Monat1909-11
- Jahr1909
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- Dresdner Journal : 22.11.1909
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Beilage zu Nr. 271 des DrtKtMtr JflUNMls Montag, 22. November 1909 schmied. SUHr. kant, tte in lillner k von hr. ver krust Lu», n vo, Uhr. tänbn. n von ^7 Uhr. e«. Fritz Leib- Potr- rethe Kr. «der. >mer Hr. mnn lnna J-) pold ssow, !f i. rbat. rnim nmal): blüht. ireitag: Anfang Wenn Anfang nittagr » ko z Uhr: lht. - rtram. lnfang 4 Uhr extra karls. lbendr e. »uise ) in :rw. reS- mitz in tob« in ide- Jn- ist» >L8 Uhr. itzänfer. in drei Vagner. atterfly. onntag: ^8 Uhr. iegende «hr. hören! Klangschön und mit recht sorgfältiger Pedal behandlung spielte Frl. Thornley ferner ein Rondovon Mozart, in dem nur die genaue Beobachtung der „Echo wirkungen" in den melodischen Phrasen zu vermissen blieb. Recht ansprechend, teilweise jedoch noch etwa- zu stürmisch, gaben sich die Chopin Borträge, die sich unter der poetischen Hand eines hiesigen berufenen Meisters, der dem Konzerte beiwohnte, gewiß noch vervoll kommnen und vertiefen weichen. Laß Frl. Melär ihre sympathische Mezzosopranstimme in bewahrter Schule mit Geschick und Geschmack zu behandeln gelernt hat, be- zeugte sonderlich ihr Vortrag der Mozartschen „Abend empfindung". Die vornehme Art der Toppelschlag-AuS- führung erschien dabei besonder- erfreulich. Schubert- ergreifende- Lied „Der Tod und da- Mädchen" wirkte sonderlich eindringlich in den Schlußworten de- zweiten Teiles. Für die Schumannschen Gesänge (Eingangs- strophe der „Frühlingsfahrt") durfte noch etwa- mehr Temperament erwartet werden. In den Weingartner- schen Liedern machte sich leider eine nicht zu überhörende Indisposition der Sängerin bemerkbar. Für die Be gleitungen am Klavier wäre ein liebevolleres Eingehen auf einzelne „versteckte musikalifche Feinheiten" (Schumann- sche Sequenzen!) erwünscht gewesen. U Bildende Kunst. AuS Berlin berichtet man: Im Kaiser Friedrich-Museum sind jetzt in demselben Saale, in dem sich die Flora büste befindet, in der Bronze vitrine, eine Anzahl von Arbeiten de- englischen Bildhauers R. C. Luca-, dem bekanntlich von einigen Seiten die Autorschaft der Florabüste zugeschrieben wird, ausgestellt: eine Büste und zwei Medaillons, die soeben au- England eingetroffen sind. Diese Ausstellung soll dem Publikum Gelegenheit geben, selbst einen Vergleich zwischen der Wachsbüste der Flora und den Wachsplastiken de- Engländers zu ziehen. — Uber die Wandgemälde im groben Saal de- Hamburger Rathauses erscheint mit Unterstützung des Hamburger Staate- eine monumentale Denkschrift, in der Prof. vr. Richard Graul, der Direktor deS Leipziger Kunstgewerbemuseums, die Entstehungs geschichte der großen Freskenfolge Hugo Bogels darstellt. — Bei der graphischen Versteigerung bei Perl in Berlin erwarb Prof. Vogel in Leipzig auch da- Max Klingerfche Opus 13 („Vom Tode", 2. Teil), und zwar für 2420 M. f Die Genremalerm Marie Elisabeth v. Sucho- dolska, Witwe deS 1908 in München verstorbenen Genre-, Historien- und kirchlichen Maler- Zdzislaw v. Suchodolski, großh. Weimar. Professor-, ist in München am 17. November hochbejahrt gestorben. Zu Leipzig geboren, erhielt sie hauptsächlich durch Pauwels in Weimar und durch ihren späteren Gatten ihre künstlerische Schulung. Das Ehepaar lebte und wirkte künstlerisch un gemein tätig, später in Dresden, seit 1895 in München. Seit 1876 erschien Lisbeth v. Suchodolska auf den meisten Dresdner, dann auch auf den großen Münchner Kunst ausstellungen. s Aus Prag meldet man: Der Maler und Radierer Heinrich Jakesch, Schüler Pilotys, ist, 48 Jahre alt, gestorben. s Der hervorragende Karikaturenzeichner Alfred le Petit ist in Paris gestorben. Le Petit war Mitarbeiter fast aller französischen Witzblätter, des „Journal amüsant" und „Le Monde pour rire". Seine Glanzzeit hatte er am Ende des Kaiserreichs, wo er mit seinen Zeichnungen für die Republik eintrat. s In der Nacht zum Sonntag starb Dänemarks größter Maler Peter Severin Kroyer an den Folgen eines Herzleidens in seiner Skagener Villa im Alter von 58 Jahren. Musik. Der Komponist der erfolgreichen Oper „Die rote Gred'", Bittner, hat eine neue Oper vollendet, welche „Die Musikanten" heißt und an der Wiener Hofoper noch in dieser Spielzeit ihre Urauf führung erleben wird. — Der amerikanische Operettenkomponist Gustav Kerker ist nach Wien übergesiedelt; der Komponist der „Schönen von New York" schreibt dort zurzeit für das Theater an der Wien nach einem deutschen Textbuch der Herren Willner und Wilhelm eine neue Operette, die sich „Verliebte Frauen" betitelt. * Sächsischer Kunstverein. Neu aufgestellt wurden: Prof. Hans Thoma-Karlsmhe: 72 Ölgemälde, 34 Aquarelle, 14 Zeichnungen, 28 Lithographien und Radierungen, 7 Handwebereien nach Entwürfen von Hans Thoma, ferner Kunstwerke von hiesigen Künstlern: Karl Bühl, E. Dausz, Karl Enderlein, Rudolf Friede mann, Alex Gerbig, Carlo Gude-Scholz, Rich. Hofmann, Margarete Just, Hildegard Koch, Marianne v. Mühlen, Bernhard Mühlig, Ella Müller, Lisbeth Naumann, Friedr. Offermann, Georg Nassau, Hans Rödig, Rich. Schnauder, Elisabeth Schönleber, Franz Rich. Scholz, A. Tittelbach, Franz Trautsch, Willy Waldapfel, W. Witting, Marie Wolter, von auswärtigen Künstlern: P. Bayer München, A. Bennewitz-Schönberg, W. Graß-Leipzig, O. Kaule- Bardowiek, M. Schräg-Chemnitz, W. A. Wrage-Berlin. Verkauft wurden: S. Frohberg „Schneeballen", C. Kraft „Stilleben", Pfaehler v. Othegraven „Feier abend", G. Nassau eine Olstudie, Pierson, „Burgerker a. d. Mosel", Kranke „Blick auf Bamberg", H. Günther „Abendgebet", M. Rentel „Bäuerin", Hans Thoma „Selbstbildnis" (Radierung). Kunst und Wiffenschast. K-ut-l. Opernhaus. (Mozarts „Zauberflöte".) je Besetzung de- Rollenfach- eine- feriöfen Bassisten it einem tüchtigen Vertreter ist neben anderen Aus- llungen bestehender oder werdender Lücken in unserem semble eine der wichtigsten Aufgaben. Manche sicher- noch zugkräftige Opern, wir nennen nur MeyerbeerS Hugenotten", HalevyS „Jüdin" u. a. m., könnten dem ipielplan wieder einverleibt werden, wenn ein solcher ur Stelle wäre und die übrigen Rollen nach Maßgabe r vorhandenen Kräfte besetzt würden. Da war es enn eine Enttäuschung, daß der gestrige Gast, Hr. Zec on der Wiener BolkSoper, nicht den Bewei- erbringen nnte, daß er un- ein Marcel, Eleazar rc. sein würde, er anscheinend noch junge Sänger hat zu wenig timme für unser Hau-, und ob das Organ in höherem inne, d. h. auch nach seiten der Modulationsfähigkeit twickelungSfähig ist, erfchien nach den Proben, die eS i forcierter Tongebung ablegte, mindestens fraglich. erübrigt sich deshalb auch, auf Mängel in der Ton- Mng näher einzugehen, von denen ein wesentlicher 2il ganz offenbar au- der Aussprache herrührt, die en Gast al- Nichtdeutschen kennzeichnet. An sich trachtet ist das Material so Übel nicht, das wurde beim Zortrag der „Heiligen Hallen" ersichtlich, auch ist aus- eichende Tiefe vorhanden und der charakteristische Timbre es profunden Basses. Aber der Sänger, der sich übrigens uch im rein Musikalischen noch al- im Anfängerstadium te, würde hier fehl am Ort sein, weil rgan die so sehr erwünschte „Grundgewalt" abgeht. Neu war außer dem Gast nur noch Hr. Pauli, er den Monostatos auf einen im Dialog zu lauten Ton immte und überhaupt etwa- zu sehr, wie man sagt, für die Galerie spielte. Im übrigen wird man nur immer von neuem wieder einer umfassenden Neu inszenierung, Neueinstudierung und zum Teil auch Neu besetzung deS Werkes das Wort reden müssen, das uns als ein- der kostbarsten Vermächtnisse eine- der Größten und Liebenswertesten im Reiche der Töne überkommen ist. O. S. Konzert. (Adrian Rappoldi.) Seinem mit seiner Mutter, Frau Kammervirtuosin Laura Rappoldi-Kahrer, veranstalteten ersten Beethoven- (Sonaten-) Abend ließ der Konzettgeber vorgestern im Künstlerhaussaale ein eigene- Konzert folgen. Hierselbst als ausübender Ver treter wie als Lehrer seines Instruments (Violine) längst bekannt, hatte man ihn doch gerade als Solist längere Zeit nicht wieder gehört, und so durfte man denn die erfreuliche Wahrnehmung machen, daß er überaus erfolg reich an feiner künstlerischen Weiterentwickelunq gearbeitet hat, vor allem auch in technischer Hinsicht. Vieuxtemps' kis moU - Konzert konnte in dieser Beziehung als Prüf- stein gelten. Gab der langsame Satz dem trefflichen Geiger Gelegenheit, seinen schönen, gesunden Cantilenen- ton zu zeigen, so konnte er in den Ecksätzen beweisen, daß er al- Virtuos sein Instrument meistert. Seine Technik steht auf einer hohen Stufe, zeigt seine volle Beherrschung der Apvlikatur und gibt seinem Ton in allen Lagen, im Akkordspiel, im Flageolett rc. Treff sicherheit und Reinheit. Außer dem genannten Vieux- tempsschen Konzert spielte Hr. Rappoldi noch eine Ciaconna von Vitali und Wieniawskis v-ckur-Polonäse als Haupt- nummern. Eine Sondernummer widmete er, wie dies jetzt üblich ist, kleineren und wenig bekannten Sachen. Sehr dankbar war namentlich die Vermittelung der Bekannt schaft mit einer hübschen pikanten Caprice des böhmischen Altmeisters Franz Benda (gestorben 7. März 1786 in Potsdam) und einer bravourösen Etüde unseres vater ländischen Violinvirtuosen und Konzertmeisters der Königl. Kapelle Franyois Schubert (geboren 22. Juni 1808, ge- storben 12. April 1878). Al- Mitwirkender unterstützte den Konzertgeber Hr. Rudolf Zwintscher, der sich mit dem Bortrage von Stücken von Arensky, Rubinstein und Liszt als Solist einen Sondererfolg holte, indem er be- sonder- die Vorzüge eines schönen, modulations- und ausdrucksfähigen Anschlags entfaltete. Die Veranstaltung war gut besucht und wurde in allen Teilen auf das beifälligste ausgenommen. O. S. Konzert. (Liederabend von Olga v. Schmid.) Man machte vorgestern im Palmengarten die Bekannt- schäft einer sympathischen, gereisten Künstlerin, die, wie verlautet, au- dem musikreichen Österreich zu uns kam. Fü. v. Schmid hat eine trefflich gebildete, gut aus geglichene und nur in der Höhe ab und zu etwas fpitz klingende Sopranstimme, die sie bis auf eine nicht immer völlig ausreichende Atemführung sicher beherrscht. Sie besitzt musikalischen Sinn, Wärme des Ausdrucks und ein l hübsches VortragStalent, das aber dem Pathos der großen Linie in Beethovens „Die Ehre Gottes in der Natur" wie dem Ausbruche starker Leidenschaft in f Brahm-' „Liebestreu" nicht völlig gewachsen erschien. ! Im übrigen erziele die Konzertgeberin mit einer Anzahl von Liedern und Gesängen, die in historischer Folge von Händel über Beethoven, Haydn, Schubert uüd Schumann zu Brahms, Richard Strauß und Hugo Wolf führten, angenehme Wkküngen, wobei sie den graziös-sinnigen Ton in Addern wie Haydns „Schäferlied" und Brahm-' „Ständchen" besonder- glücklich zu treffen wußte. Da- Publikum, da- nur in geringer Zahl erschienen war, zeigte sich bald interessiert und spendete freundlichen Beifall, so daß eine Zugabe (Chopin- „LitthauifcheS Lied") gewährt werden mußte. Die Begleitungen führte Hr. Pretzsch au-, ohne gerade seinen besten Tag zu haben. Wpt. Konzert. (Barbara Thornley — HeleneMelär.) Zwei erfolgreich aufstrebende junge Künstlerinnen ver- einigten sich am Sonnabend im Saale deS Neustädter Kasino- zu einer musikalischen Aufführung. Sie wurde durch Frl. Thornley mit der klaren und fließend sauberen Wiedergabe einer Komposition au- dem „Wohl- temperierten Klavier" eröffnet, deren Wahl um so mehr autzuheißen war, al» sie sich nicht, wie e- neuerdings üblich geworden, auf die Übertragung einer Bachschen OrgelkomPosition für Klavier erstreckte. Wie selten be kommt man leider eine der englischen oder französischen Suiten, wie selten eine der Partiten im Konzerisaale zu Theater, Konzerte, Borträge. Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof theater. Die Besetzung des Lustspiel- „Wenn der junge Wein blüht" von B.Björnson, das Donnerstag, den 25. November, im Königl. Schauspielhause zum erstenmal aufgeführt wird, ist die folgende: Arvik: Hr. Mehnert, Frau Arvik: Frau Salbach, Marna: Frau Bast», Alberta: Frl. v. Schlettingen, Helene: Frl. Lechtenegg, Propst Hall: Hr. Wahlberg, Alvilde: Frl. Verden, Tönning: Hr. Stifter, Gunda: Frl. Klein, Josepha: Frl. Siegert, Anna: Frl. Leder, Maria: Frl. Schendler, Diener: Hr. Jaedicke. * Refidenztheater. Morgen, Dienstag, und während der folgenden Tage bleibt die Operettennovität „Die Liebe-schule" von Friedrich Korolanyi auf dem Spielplane. Am Mittwoch nachmittag wird als volkstümliche Vorstellung bei befonderS ermäßig ten Preisen da- Schauspiel „Die Karlsschüler gegeben. Da» diesjährige Weihnachtsmärchen betitelt sich „Die EiSprinzessin" von Carl Witt, Musik von Bruno Brenner. ES geht Sonntag, den 28. Novem ber, zum erstenmal in Szene. Katten sind zu ermäßig ten Preisen bereit- jetzt zu haben. Zentraltheater. Morgen, Dien-tag, gelangt abend» 8 Uhr „Baron Trenck", Operette in drei Akten von A. M. Willner und R. Bodanzky, Musik von Felix Albini, zur Wiederholung. - Der für heute (Montag) angesetzt gewesene Klavierabend von Severin Eisenberger ist ver schoben worden. * Morgen Dien-tag, abend- H8 Uhr findet da» »weite Philharmonische Konzert im Gewerbehause Wissenschaft. AuS München wird gemeldet: Die hiesige Akademie der Wissenschaften wählte zu korrespondierenden Mitgliedern die Universitäts- Professoren Penck (Berlin), Partsch (Leipzig), Jakoby (Bonn), Riecke (Göttingen), Voigt (Göttingen), BLumker (Straßburg), Finke (Freiburg) und Kluge (Freiburg). — Der vierte Kongreß für experimentelle Psychologie findet vom 19. bis zum 22. April 1910 in Innsbruck statt. Literatur. Aus Paris wird gemeldet: Henry Lavedans neue Komödie „Sire" ist am vergangenen Sonnabend in der Comedie Franyaise zum erstenmal in Szene gegangen. Lavedan, der aus seinen royalistischen Neigungen kein Hehl macht, läßt das Stück im Patts des Bürgerkönigs spielen. Im Mittelpunkte der kleinen, artigen Handlung steht ein Hochstapler, der als Ludwig XVII. auftritt. Die Satire der Komödie ist recht sanft. Anstatt der Keule handhabt Lavedan den Fächer, und so sind es nur Fächerschläge, die er dem alten und neuen System versetzt. — Man berichtet aus Gießen: Am nächsten Mittwoch wird im Stadttheater die Uraufführung des vor einigen Jahren aufgefundenen über 2000 Jahre alten Lustspieles des Menandros „Das Schieds gericht" in der Übersetzung von Körte mit dramatischen Ergänzungen von Oppeln-Bronikowski stattfinden. - „Das Märchen vom Glück", ein Volksstück von Hans Gaus, wird am 5. Dezember am Thalia- Theater in Hamburg zur Uraufführung gelangen. — „Der Tyrann" von Heinrich Mann, ein tragischer Dialog, wurde von der Direktion des Deutschen Landestheaters in Prag zur Uraufführung an genommen. — Auf Wildenbruchs literarische Anfänge und die Nöte, die seinen Erfolgen vorangingen, werfen die Briefe des Dichters neues Licht, die er in den Jahren 1878—1880 an Berthold Litzmann gerichtet hat, den jetzigen Bonner Professor, der damals dem akademisch.literarischen Verein in Berlin angehörte und dadurch mit Wildenbruch in Verbindung trat. Die Briefe, die Litzmann soeben in den Mitteilungen der literarischen Gesellschaft in Bonn veröffentlicht hat, zeigen den starken Glauben des Dichters an die Zukunft der deutschen Dichtung. „Die deutsche Literatur, wie sie sich im Großen und Ganzen darstellt", so schreibt er zu Weih nachten 1878, „trägt den hippokratischen Zug im Gesicht. Es wird manches Schöne, Reizende und Liebliche darin geschaffen — wem fällt es ein, das zu leugnen? Aber es fehlen ihr die lebendigen Brunnen, die aus den Tiefen der Seele quellen, es fehlt ihr die Einheitlichkeit eines großen Bewußtseins, aus dem sie zu einheitlichem Ziele hinarbeiten, und auf welcher sie das Volk erheben könnte. Wir müssen uns zu dem Gefühle durchringen, daß uns die natürlichen großen Grundlagen zu einem solchen neuen Bewußtsein in der Neugestaltung unserer historischen Verhältnisse geboten sind, müssen fühlen, daß es von feiten der ätteren Dichter Alter-schwäche, von feiten der jüngeren elende Fahnen- flucht ist, wenn sie mit kaltem Achselzucken an der Neu gestaltung vorübergehen." Interessant ist die Schilderung einer Begegnung mit Herman Grimm, bei der sich Wildenbruch dem Gelehrten gegenüber als Vertreter einer neuen Generation fühlte. „Heute abend", schreibt er im gleichen Briefe weiter, „war ick mit Herman Grimm zusammen. Er Nagte über die Unproduktivität, welche durch die heutigen politischen Ereignisse hervorgebracht wetde. Ich behauptete, daß wir auf Grund derselben innerhalb zehn Jahren eine neue literarische Epoche haben würden, worauf er mich auSlachte. Wenn man selbst einen verdorbenen Magen hat, dachte ich bei mir, kann man nicht denken, daß eS anderen schmeckt. Und diese ganze Generation, zu der H. Grimm gehört, diese immer noch tonangebende Generation, leidet an altersschwachem Magen. Sie haben keine großen Erinnerungen und keine Zugkraft; darum haben sie weder große Schmerzen noch frohe Hoffnung. Bon diesem Geschlecht müssen wir un- scheiden." s Dietrick Theben, der fleißige und verdienstvolle Schriftsteller, ist vorgestern im Alter von 52 Jahren einem langen Leiden, das er in dem milden Klima von Madeira zu heben hoffte, erlegen. Theben war ein geborener Holsteiner, er widmete sich dem Lehrberuf, trat aber schon in jungen Jahren literarisch hervor. Zu- nächst in der Redaktion der „Gartenlaube" tätig, ent- wickelte er bald fein Erzühlettalent und machte sich über dies al- Herausgeber von Gerstäcker- Werken bekannt. Thedens Hauptinteresse war der Jugendliteratur zu- gewandt. Sein „Führer durch die Jugendliteratur", seine Bücher „Für- Kind" und „Jugendgrüße" haben pädagogisch« Bedeutung. In Dietrich Theben ist eine literarische Kraft von großem Fleiß und vielem Ver- ständni- für da- Volkstümliche dahingegangen.
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