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Dresdner Journal : 16.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191212169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19121216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19121216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1912
- Monat1912-12
- Tag1912-12-16
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- Dresdner Journal : 16.12.1912
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Und die Freien und Hansastädte Hamburg, Lübeck und Bremen. Zittau, I"». Tezember. Als Abordnung des 3. In fanterieregiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" werden sich Oberst Haepe, Major Francke, Hauptmann Seeck und Oberleutant und Regimentsadjutant Baldeweg nach München begeben, um an den Beisctzuugs- seierlichkeiten für den verstorbenen Negimentschef teil- znnehmeu. Zur Finanzlage ves Reiches. Berlin, 15. Dezember. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt hierzu u. a.: Sind die Anregungen des Reichstags zu einer Belastung der Reichskasse recht beträchlich gewesen, so hat es leider an Vorschlägen, woher diese Kosten genommen werden sollen, gänzlich gefehlt. Im Gegenteil zeigt sich die Tendenz, die Einnahmen herab- znsepen. Daß die Finanzen des Reiches nicht imstande sind, neben den gesetzlichen »chon bestehenden Verpflichtungen auch noch allen gegebenen Anregungen und Wünschen ohne Erschliessung neuer Steuerquellen zu entsprechen, wird schwerlich eines Beweises bedürsen. Unter dem frühern Staatssekretär hatte der Grundsatz „Keine neuen Ausgaben ohne Deckung" bei allen Parteien des Reichs tages freudige Anerkennung gefunden, und es wurde zuin Segen unserer Finanzen nach diesem in den letzten Jahren verfahren. Doch jetzt scheint der Grundsatz so allgemeiner Zustimmung nicht mehr sicher zu sein. Ein Redner hat ihn sogar, ohne Widerspruch im Hause zu finden, als bedenklich bezeichnet. Er hält es für wohl möglich, daß man einmal in die Lage komme, daß notwendige Auslagen zu bewilligen sind, wenn für den Augenblick die Deckung nicht gleich da ist oder im Etat nicht sichtbar erscheint. Es kann nicht dringend genug davor gewarnt werden, solchen Ansichten »u folgen. Sie müßten uns unrettbar wieder in die Zustände zurück- sühren, die wir dank der Finanzreform seit kurzem über- wunökn haben. Zurzeit wird freilich die Deckung aller neuen Ansprüche an die Finanzkraft des Reiches aus der Besitzsteuer erwartet. Man darf aber nicht vergessen, daß diese in erster Linie eine Ermäßigung der Zucker st c u e r ermöglichen soll, und daß die in diesem Frühjahr aufgeführten Bilanzen auf weitere Ausgaben für den Bedarf des Heeres, wie sie angesichts der Weltlage nicht vermeidbar sein werden, noch keine Rücksicht genommen haben. Abhebung von Sparkasfenguthaben. Berlin, 15. Dezember. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt in ihren Rückblicken: Aus einigen Gegenden wird berichtet, daß Sparkasseuguthaben ab gehoben wurden, weil die Auffassung bestände, daß im Falle eines Krieges die Sparkassen geschlossen würden und die Einlagen für Kriegszwecke verwendet würden. Durch diese Auffassung soll sich mancher Sparer auch bestimmen lassen, keine Neueiulageu zu machen. Es braucht kaum gesagt zu werden, das; es sich hier um ganz irrtümliche Vorstellungen handelt. Sparkassengelder sind in Kriegs zeiten so wenig wie im Frieden der Beschlagnahme von Staats wegen ausgesetzt, und dürfen in jedem Falle als sichere Anlage gelten. Zu einer Zurückziehung der Spar gelder liegt also auch für ängstliche Leute nicht der ge ringste Grund vor. Ausland. Die internationale Lage. Berlin, 15. Tezember. In ihrer Wochen-Rundschau schreibt die „Nordd. Allgein. Zeitung": Der abgelausenen Woche darf man nachsagen, daß sie keine Verschärfung in die europäische Lage gebracht hat, von der morgen beginnenden möchten wir wünschen, daß sie den Erwartungen gerecht wird, die sich an die bevorstehende Einleitung der Friedensunterhandlungen und der Botschafterbesprechung in London knüpfen. Der Versuch, zwischen der Pforte und den Balkanregierungen in unmittelbarer Verhandlung einen vertragsmäßigen Ausgleich der durch den Krieg nicht entschiedenen Streitpunkte herbeizuführen, wird von allen Großmächten mit Sympathie begleitet. Für den Verlauf der Botschafterbesprechung kann es wohl als günstiger Umstand gelten, daß die Balkanpolitik Ostcrreich- Üugarns jetzt in manchen Kreisen gegen früher ruhiger gewürdigt wird. Eöln, 14. Dezember. Der „Köln. Ztg." wird aus Wien, 14. Tezember, gemeldet: Eine halbamtliche Aus lassung der „Neuen Freien Presse" stellt die Aufgabe der Londoner Botschastervereinigung folgender maßen dar: Die Botschastervereinigung wolle einen Ge dankenaustausch über den Jnteressenkreis der Mächte bei der Regelung der Balkanfrage hcrbeiführcn. Die Mächte wollten keineswegs den Verlauf der Friedcnsverhandlungen zwischen der Türkei und den Balkanstaaten abwarten, sondern vielmehr sich unabhängig von diesen über die Sicherung ihrer Balkaninteressen zu einigen versuchen, deren Feststellung den Frieden sunter- händlern dann als Richtschnur bei den Verhand lungen . dienen könnte. Die Botschafterbesprechungen dürsten acht bis zehn Tage dauern. Die Dauer der Friedeusverhandlungen sei vorläufig nicht abzuschätzen. Für Österreich-Ungarn kämen in den Besprechungen der Botschafter hauptsächlich zwei Fragen in Betracht, die Neutralität Albaniens und die serbische Hafensrage. Bezüglich letzterer habe Osterreich- Ungarn von Ansang an erklärt, es »volle Serbien einen Ansgang zur Adria und die Benützung eines dahin sührcnden Verkehrsweges nicht verwehren, lege aber gegen einen territorialen Besitzstand Serbiens an der Adria Verwahrung ein. Die Treibundmächte seien in dieser Beziehung ganz geschlossen. Nach ihrer bisherigen Haltung sei es sehr wahrscheinlich, daß auch die übrigen Mächte Osterreich-Ungarns Standpunkt in diesen beiden Fragen teilten. Letzteres bestätigt ein genau uuterrichteter Diplomat (der englische Botschafter Sir Fairsax Eartwright) für England in einer Äußerung zu einem Vertreter der „Reuen Freie»» Presse". In England »volle man, heißt es darin, in Übereinstimmung mit Osterreich-Ungarn die Unabhängigkeit Albaniens, aber es beständen große Schwierigkeiten bei der Festsetzung der Grenzen. Die Stimmung in England sei jetzt sehr für Osterreich-Ungarn. Ob sie nicht unter den» Einfluß der Anwesenheit der Vertreter der Balkanstaaten umschlagen werde, bleibe abzuwartcn. Sicher sei, daß England den Frieden wolle, und, um ihn zu erhalten, seinen Einsluß in Rußland geltend mache. Ein sehr günstiger Umstand für den Weltfrieden sei, daß England und Deutschland jetzt viel besser mit einander stehe» als früher. Die englische Regierung wolle entsprechend den Wünschen eines großen Teiles der liberalen Partei trotz der Beziehungen zu Frankreich gute Beziehungen zu Deutschland, wenn es aber trotz allem zu einem europäischen Kriege käme, »vürde England nicht beiseite stehen, da eS eine Demütigung Frank reichs nicht zulassen würde. Eine Erklärung Ruß lands, daß es Serbien in einem Kriege mit Osterreich- Ungarn allein lassen würde, liege nicht vor. Rußland wolle jedoch einen Krieg vermeiden und mahne daher in Belgrad zur Mäßigung. Die russische Überschüttung Rnmäniens mit Liebenswürdigkeiten im gegenwärtigen Zeitpunkt, nachdem 35 Jahre lang man sich in Rußland der rumänischen Waffenhilse bei Plewna nicht erinnert habe, bespricht die hiesige Presse als einen allerdings vergeblichen Versuch, Rumänien von Osterreich- Ungarn und den» Dreibund abzu^ziehen und dadurch Osterreich-Ungarns Einkreisung von Norden, Osten und Süden zu vollenden. Parlamentarisches aus Österreich. Wien, 14. Dezember. Das Abgeordnetenhaus hat in allen Lesungen das Pferdegestellungsgesetz un verändert nach der Fassung der Regierungsvorlage an genommen. Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt. Auf der Tagesordnung steht das Kriegsleistungs gesetz. Zum Wechsel in der österreichischen Heeresleitung. Wien, 15. Dezember. Den Wechsel in der Leitung der Kriegsämter besprechend betont das „Fremden blatt": Die Ernennung der beiden erprobten Männer bedeutet die Aufrechterhaltung der Kontinuität und hat mit politischen Angelegenheiten nichts zu tun. Abgesehen davon, daß militärische Personalveränderungen nicht die allgemeine Politik des Staates ändern, kann auch beim besten Willen kein politischer Anlaß ausfindig gemacht werden, der den Wechsel in der Arineeleitung be dingen würde. Viel eher wird man aus der Fortsetzung der bisherigen Militärpolitik auch auf die Fortdauer der allgemeinen Politik Osterreich-Ungarns schließen müssen, deren auf die Erhaltung des Friedens gerichtete Tendenz sich in nichts geändert hat. In den leitenden Stellen des Auslandes findet auch unsere bisherige Friedenspolitik Verständnis und Anerkennung, und man ist über unsere Haltung beruhigt, so sehr auch verschiedene auswärtige Blätter in tendenziöser Absicht das Gegenteil Glauben machen wollen. Man wird von uns nicht erwarten, daß wir diesen unverantwortlichen Stimmen zu Liebe unsere Politik ändern werden, denn nur stetige Politik ent spricht unseren Interessen und hat uns das Vertrauen Europas gesichert. Das Inkrafttreten ver ungarischen Steuergesetze vertagt. Budapest, 14. Dezember. Die Regierung hat mit Rücksicht auf die schwierigen wirtschaftlichen Ver hältnisse beschlossen, die neuen Steuergesetze erst nach Ablauf des jetzigen kritischen Zustandes ins Leben treten zu lassen. In der heutigen Sitzung der Stadtvertretung wurde jedoch dieser Beschluß der Regierung als unzureichend erklärt und gefordert, daß die Steuergesetze abgeandert und keinesfalls vor Januar 1914 durchgeführt werden. Dieser Beschluß wurde der Regierung zur Kenntnis ge bracht; er dürfte jedoch keine weiteren Folgen ergeben. Österreich und Serbien. Wien, 14. Dezember. Die „Neue Freie Presse" erfährt aus Belgrad, Serbien denke nicht daran, sich den» solidarischen Willen Europas ru widersetzen und »verde sich vielmehr in der albanischen wie in der Hafensrage Europa unterwerfen. Prag, 15. Dezember. Die „Narodni Politica" veröffentlicht eine Unterredung des Belgrader Korre spondenten mit dem neuen serbischen Gesandten in «Wien, Jowanowitsch, der die zuversichtliche Hoffnung aussprach, daß es gelingen werde, alle Schwierig keiten zu überwinden und zwischen Osterreich-Ungarn und Serbien nicht nur einen mockus vivendi, sondern ein aufrichtiges und dauerndes Freundschaftsverhältnis herbei- zuführen. Paris, 15. Dezember. Wie der „Agence Havas" aus Belgrad gemeldet wird, hat die serbische Regie rung angesichts des beständigen Anwachsens der mili tärischen Maßnahmen Österreichs gestern durch Ver mittlung des Gesandten in Belgrad der österreichische,» Negierung ihr Bedauern über die gegen Serbien unter nommeneil Demonstrationen, besonders gegenüber Belgrad, zum Ausdruck gebracht. (Notiz des „W. T. B.": In Wien ist bisher von einen» solchen Schritt nichts bekannt.) Der „Agence Havas" wird aus Belgrad gemeldet: Die Unterhandlungen Serbiens mit Osterreich-Ungarn würden folgende Grundlagen haben können: Serbien werde erklären, daß cs mit Osterreich-Ungarn die freundschaftlichsten Beziehungen unterhalten will, indem es dabei seine voll kommene politische Unabhängigkeit bewahrt. Serbien werde der Autonomie Albaniens zustimmen, voraus gesetzt, daß es einen Hafen am Adriatischen Meer erhält, zu dem es freien Zugang haben muß; es werde sich verpflichten, diesen Hafen nicht in einen KricgShafen umzuwandeln. Osterreich-Ungarn »vürde bei Anleihen und öffentlichen Arbeiten das Vorzugsrecht er halten und auch wirtschaftlich die Behandlung einer meist begünstigten Nation genießen. Österreich-Ungarn »verde schon von jetzt an Vorteil haben von einer zu seinen Gunsten vorgenonlmenen Tarifrevision. Man versichert, daß Serbien auf dieser Grundlage bcreit sei, Unterhändler nach Wien zu schicken. Der FrievenSvertrag von Lausanne im ttattenischen Senat. Rom, 14. Dezember. Der Senat besprach heute den Friedensvertrag von Lausanne. HauS und Tribünen waren stark besetzt. Senator Fiori erklärte, dcr Vertras sei in Italien mit Befriedigung auf- gcuvmmen worden. Tie Kriegsbegeisterung habe bewiesen, da»; Giolitti entsprechcnd den Empfindungen der Nation aehandclt habe. Tic Senatoren Barzellotti und Eanevaro sprachen sich in demselben Sinne ans. MiNlsterpräsideut Giolitti hob hervor, daß bei der Diskussion keine Bedenken gegen den Friedensvertrag erhoben worden seien, und in der Tat verwirkliche der Vertrag vollständig das Programm, welches das Land, das Parlament und die Negierung sich gestellt hätten. Tas Lob, das dem Lande gezollt worden sei, sei gerecht fertigt, denn das ganze Land ohne Unterschied der Klassen und Parteien habe initgewirkt, um das Ziel zu erreichen, daS es mit der Ehre der Nation eng verknüpft wußte. Die Unternehmung in Libyen habe, wie bereits Barzellotti festgestellt habe, das Ansehen Italiens sehr erhöht. Znm Beweise genüge es, die Sprache der europäischen Presse beim Beginn des Krieges mit der nach Beendigung des Krieges zu vergleichen. Ter Minister schloß: Jetzt be ginnen die Pflichten Italiens gegen die neue Kolonie, in der wir Spuren einer früheren Zivilisation vorsinden werden, die uns an unsere Aufgabe erinnern werden. (Sehr lebhafte Zustimmung.) Der Senat billigte darauf einstimmig eine Tagesordnung, in welcher der Regierung für die Vorbereitung und Durchführung des Libyschen Krieges gedankt wird, und nahm darauf »n geheimer Ab- stimmung »nit 155 gegen 2 Stimmen den Friedens- Vertrag und die Vorlagen über Libyen an. Sine R«ve Churchills. London, 15. Dezember. Bei einer Preisverteilung für die Marinefreiwilligen in London hielt Marine- Minister Churchill eine Rede, in der er die Mahnung an die Anwesenden richtete, sich weiter zu üben, nm augenblicklich dem Ruf des Vaterlandes folgen zu können. Gegenwärtig nehme England eine vorzügliche Stellung in der Welt ein. Als bei den kleineren Mächten Europas, erklärte er, die in den Balkankriea verwickelt waren, der Wunsch rege wurde, Frieden zu schließen, kamen sie nach London, weil sie wußten, daß wir eine Ration sind, die keine selbstischen Ziele verfolgt und stark genug ist, um keinen Feind zu fürchten. Und das, was der briti schen Diplomatie die Macht gab, wirksam für den Frieden Europas zu arbeiten, ist die Flotte. Tod des aruerikanischcn Botschafters in London. London, 15. Dezeinber. Der amerikanische Bot schafter in London, Reid, ist heute gestorben. Der französisch-spanische Marokkovortrag in dcr spanischen Kammer. Madrid, 15. Dezeinber. Die Kammer fuhr in der Besprechung des spanisch-französischen Abkommens fort. Der Republikaner Rodes übte Kritik an den Ver trägen von 1902 und 1904 und bedauerte lebhaft die Unterzeichnung des jetzige»» Vertrages, der mit dem 8tatuü aus in Marokko breche. Redner tadelte ferner, daß sich Spanien nicht am deutsch-französischen Abkomme»» von 1911 beteiligt habe, denn dieses sei ein harter Schlag für die spanischen Interessen in Marokko gewesen, der noch härter gewesen wäre, wenn nicht Frankreich als wahrhaft befreundete Nation handelnd, sich den deutschen Forderungen entgegengesetzt hätte, die ein Monopol für die öffentlichen Arbeiten selbst in der spanischen Zone aufrichten wollten. Er werde nicht für den Vertrag stimmen wegen der Lasten, die er Spanien aufbürdc. — Berichterstatter Rosello trat den Befürchtungen Rodes' entgegen, daß sich Schwierigkeiten für das Vorgehen Spaniens in Marokko in der Gegenwart oder in der Zukunft ergeben würden. Dcr Berichterstatter Marquis Decortinas erklärte, die spanischen Unterhändler hätten die Interessen des Landes energisch und geschickt ver teidigt. Sodann ergriff dep'Minister des Äußern Garcia Prieto das Wort zu einer mit Beifall aufgenommenen warmen Lobrede auf Canalejas, der dank seiner außer ordentliche»» Beredsamkeit und seiner beherrschenden Einsicht eine Hauptrolle in den Verhandlungen gespielt habe. Im Laufe seiner Rede sagte der Minister: Als Frankreich und Deutschland unS um unsere Zustimmung zu dem Vertrage, den sie soeben abgeschlossen hatten, baten, da antworteten wir, »vir würden sie nicht erteilen, solange nicht die Unverletzlichkeit unserer Rechte in Marokko gewährleistet sei. Bei der Abgrenzung der Zonen gelang es uns nicht, das zu erhalteu, was wir wünschten. Wir mußten einen beträchtlichen Gebietsteil ab treten. Nichtsdestoweniger ist kein wesentliches Interesse Spaniens preisgegeben. Wen»» es sich anders verhielte, so wäre ich vor dem Parlament er schienen und hätte gesagt: Die Verhandlungen sind ab gebrochen. Die Rechte Spaniens in seiner Zone sind ähn lich den Rechten Frankreichs in dessen Zone. Außerdem habe»» wir dort wirtschaftliche Gleichberechtigung mit Frankreich. Der Minister erklärte es sodann für logisch, daß das Kapital und das Personal der Eisenbahn Tanger—Fes, die sich zum größten Teile auf französischen» Gebiet befinde, hauptsächlich französisch sei. An» Ende seiner Rede wiederholte der Minister die Worte Mauras: Jede Regierung hat völlig ihre Pslicht erfüllt, die, mag sie sich getäuscht haben oder nicht, immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Bei der Mehrheit wurde die Rede des Ministers mit langanhaltendem Beifall ausgenommen. Der Redner wurde warn» beglück wünscht. Sodann wurde die Sitzung vertagt. Aus der russische» Duma. St. Petersburg, 14. Dezember. Der Vizepräsident der dritten Reichsduma, Fürst Wolkonski, wurde mit 289 gegei» 75 Stimme»» zum ersten Vizepräsidenten der Duma gewählt. Die Reichsduma hat auf Antrag von 102 Mit glieder»» der Rechten beschlossen, dem Kaiser eine Er- g'ebenheitsadresse zu unterbreiten und hat eine Kommission gewählt, welche die Adresse in drei Tage»» auszuarbeiten hat. Die von den Kadetten eingebrachte Interpellation an den Ministerpräsidenten betreffend die gesetzwidrige Verlängerung des Ausnahmezu standes wurde verlesen. Die Frage der Dringlichkeit der Interpellation gelangt übermorgen zur Verhandlung. Der Balkankriea. Vor Beginn der Friedensverhandlungen. London, 15. Dezember. Vorgestern abend fand eine nicht offizielle Konferenz der Missionen der vier Balkanstaaten statt, die bi- Mitternacht dauerte. Die Frage des Arbeitsplanes wnrde im einzelnen erörtert.
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