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Sächsische Staatszeitung : 21.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192304215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19230421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19230421
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1923
- Monat1923-04
- Tag1923-04-21
- Monat1923-04
- Jahr1923
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 21.04.1923
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SächfischeSlaalszeilung den Freistaat Sachsen Ankündigungen: Die 32 nun breite Grundzeile oder deren Raum im Ankündigung»- teile 400 M., die 66 mm breite Grundzeit« oder deren Raum im amtlichen Teile 800 unter Eingesandt 1000 M. Ermäßigung aus Familien- u. GeschästSanzeigen. Schluß de, Annahme vormittag« 10 Uhr, Erscheint Werktags nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinungstage»- Bezugspreis: Monatlich 5000 Mark. Einzelne Nummern 200 Mark. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — SchrisÜeitung Nr, 14571. Postscheckkonto Dresden Nr, 2488, Zeitweise Nebenblätter: Landtag».Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Lande-kulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der LandeS-Brandversichemng-anstalt, verkausSltste von Hol-Pflanzen aus den StaatSsorstrevieren. Verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Zolles in Dresden Sonnabend, 21. April 1923 Nr. 93 Ein neuer französisch belgischer Reparalionsplan. Die französische Regierung dementiert. den1S2Milltarden nicht die Rede sein können. AIS man diese Summe übrigen» in London festsetztc, habe man noch daran ge glaubt, daß die Alliierten Frankreich di« Rück zahlung der Schulden erlassen würden. Deutsch land würde nur der Wiederansbau der zerstörten Gebiete zurBezah- lnng auserlegt werde»; auf die Zahlung der Pensionen scheine man bereit» verzichten zu wollen. Im ganzen würde ei»e Summe von 3« Milliarden Goldmark gefor dert werden. Um aber diesen Betrag zu erhöhen, würde man mit den deutschen Industriellen Vereinbarungen treffen, aus denen ganz Frankreich Nutzen ziehen könnte. Einige solcher Vereinbarungen seien unbedingt notwendig, ins- esondere jene, welche die Verteilung von oks und Erzen zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien regeln müßten, lber auch in der mechanischen, chemischen und Textilindustrie müßten solche Vereinbarungen ge troffen werden. Dec Artikel deS „Journal" über den «teparationSplan BarlhouS und Delacroix' wird vom „Temps" zwar nicht desavouiert, aber doch in seiner Wirkung abzuschwächen versucht. Man erkenne nicht genau, wie Bar- thou und Delacroix sich über ein Reparation-- wogramnr einigen könnten, da vorläufig erst unter >em Vorsitz Poincarvs vie Grundlinien für den ranzösisch-belgischrn Plan festgelegt würden. Der ,Temps" ist der Meinung, daß die Reparations ommission dringendere Aufgaben habe, zum Bei- piel die Feststellung, welche Jnteressenkreise in Deutschland aus dem passiven Wider- stand Nutzen gezogen hätten. Daß die Beratungen der französischen Minister und Sachverständigen in »ollem Ein verständnis mit den belgischen Delegierte« Del«, rroix und BrmelmanS stattfinden, wurde offi ziell erklärt. Es ist auch so gut wie sicher, daß Ende April Poinrarb den gemein- samen Entwurfnach Brüssel bringen wird, und es wird weiter behauptet, daß nach erfolgter Einigung der französischen mit der belgischen Regierung TheuniS nach London und Jaspar nach Rom reisen würden, um die an deren Alliierten zu inscrmieren. DieS alle» ist dem „DempS" natürlich bekannt, aber er möchte eine Entscheidung verhindern, die nicht seinem Standpunkt entspricht. * Paris, 21. April. Die ausführlichen Berichte der gestrigen Presse über die Ausstellung eines besondere» sranzösi- scheu Rcparationsprogramms und dessen Ver schmelzung mit einem von den beide» belgischen Vertretern in de» «eparationSkomnüffiou ««-. gearbeiteten «erschlag geben dem vuai d'vrsatz htute Veranlassung zu der Feststellung, daß sich die unter Vorsitz PoinearLS tagende Kommission nicht mit einem solchen Pla« befaßt habe. Alle Be- richtet« diesem Zusammenhang entbehrten daher auch der authentischen Grund- läge. Ter Standpunkt der franzö ¬ sischen Regierung in der ReparationS- srage habe sich in keiner «eise ver ändert uud sei der vfsentlichkeit durch die verschiedenen Kundgebungen de» Ministrrpräsi- dtvteu genügend bekannt geworden Trotz dieser offiziösen Ableugnung hatte« die gutinformierte« Pariser Kreise daran fest, daß gegenwärtig auf französischer und belgischer Seite eifrig an einem gemeinsame» Programm für kommende Verhandlungen — zunächst mit England — gearbeitet wird. * England gegen die Amtgenlhebnng Hatzfelds. London, 2V.April. Ter diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" erfährt daß die Frage der Ent hebung des Fürsten Hatzfeld durch die französischen und belgischen Mitglieder der Rhein landkommission wahrscheinlich auf der Bot- schasterkonserenz zur Sprache kommen werde. Bereits feit einigen Wochen werde von der französischen fn die britische Re, gierung gedrungen, um ihr verständlich zu «rachen, daß es zweckmäßig sei, den Fürsten Hatzfeld mit seinem Stabe loszuwerden. Das britische auswärtige Amt habe jedoch wiederholt nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, daß die Ernennung des Fürsten Hatzfeld von der Botschasterkonferenz gutgeheißen wurde, daß daher die Frage seiner Beseitigung und der Aufhebung seines Bureaus ebenfalls Sache dieser Körperschaft sei. Nach den Straßenkämpsen in Mülheim. Die Möglichkeit eines deutsch-französischen Friedensschlusses hängt in einem immer dichteren Netzwerk von Entwürfen. Vor den deutschen Vorschlag, dessen Umriß während der Parlaments- Woche hinreichend deutlich wurde, schiebt sich der belgisch-sranzösiche, und schließlich erinnert auch England von neuem an seinen Januarplan. An Bekundungen der Bereitschaft, die eigentliche Nc- parationsfrage lösen zu Helsen, fehlt es demnach so wenig, wie an Verhandlungsgrundlogen. Aber wie steht es mit den Aussichten, daß es tatsäch lich zur Verhandlung komm!? Auch ohne auf die Einzelheiten der verschiedenen Pläne ein zugehen, kann man sagen, daß nicht sie mit ihren Verschiedenheiten den Frieden erschweren. Über Summen, Zahlungsart, Bürgschaften, über- Haupt über d:n Inhalt der Reparations vorschläge sich zu einigen, würde ver hältnismäßig leicht sein: die wirtlichen Leistungen werten ja ohnehin durch Tatsachen, also durch die Fähigkeit des Schuldners, im besonderen durch die Kreditbercitschoft der Anleihegeber be- stimmt. Entscheidend sind nicht die Ziffern, son dern ist das, was hinter den Vorschlägen steht: die politischen Voraussetzungen, unter denen di« Hauptketeiltglcn bereit.sind, den Vertrag mit« einand r zu schließen, und das Maß von Ber- trauen, das einer der Aufrichtigkeit des andern entgegenbringt. Aus deutscher Secke ist diese Aufrichtigkeit schon durch den Zwang der Tatsachen bedingt. Deutschland könnte ein hinterhältiges Angebot grrnicht machen, weil, erstens, seine Weigerung, Gebiets- und Hoheitsrechtc des Reiches preis- zugeben, unabänderlich ist, und weil, zweitens, das Maß der lettischen Reparationsleistung ja Loch von Fremden bestimmt wird. Schwieriger ist es, sich von der entsprechenden Aufrichtigkeit französischer Vorschläge zu überzeugen. Ein von Barlhon und dem Belgier Telacrcix ge meinschaftlich ausgearbeiter Reparationsplan liegt jetzt in den Grundzügen vor. Das Höchstmaß der Barzahlungen, deren man Deutschland für fähig hält, wird darin vorsichtiger und wirklichkeitsnaher, als es flüher geschah, geschätzt, nämlich ans 36 Milliarden. Tie Versailler und Lon doner Schätzungen sind ausdrücklich ausgegeben. Aber Frankreich will gleichwohl auf seine Kosten kommen, indem es das Fehlende durch eine Reihe „wirtschaftlicher Ablünsle" ergänzt. Diese Ver träge sind so zu denken, daß die an sich leistungs schwachere französische Wirtschaft durch ein System künstlicher „Vorgaben" der deutschen mindestens eb nbttrtig gemacht werden soll. * Tas Projekt Barthous und Delacroix'. Paris, 20. April. Gestern fand am Quai d'Orsay eine neue Konserenz statt, die sich mit der Ausarbei tung des Reparationsplanes beschäftigte. Daran nahmen teil Ministerpräsident Poincarä, die Minister Reibel und Le Trocquer, die französischen Vertreter in der Reparationskom- Mission Bar thou und Mauclöre, Ministerial direktor Seydoux, die Sachverständigen Tan ner» und Guillaume, sowie der politische Direktor am Quai d'Orsay, Peretti de la Rocca. Der wirtschaftliche Mitarbeiter des „Jour nal", Lucten Lhafsaigne, bringt ein«« aus führlichen Artikel über ein Projekt varthon» und Delacroix', daS die von Frank reich und Belgien gemeinsam er wogenen Ideen «nthalten soll. Diesel» Projekt sieht etnr Lösung deS ReparationS preblrms nicht ausschließlich von der finanziellen Seite vor, sondern viel mehr knrch große wirtschaftliche Ab- machungen mtiDeutschlanb. ES stehe fest, daß Dentschlan», selbst unter »«« günstigstcn Bedingungen, die im Versatller Vertrag vorgesehenen Summen nicht zahlen «n»r, und zwar weder in G,ld not «,t«a. Insbesondere werde v» Tie Ruhe wieder hergeftellt. Essen, 21. April. In Mülheim war gestern in den Abend stunden die Ruhe wieder hergeftellt. Die Straßen bahnen fahren wieder, in allen Betrieben wird gearbeitet. Der Beschluß der Funktionäre der Firma Thyssen, in de» General- streik zu trete», wurde von der Arbeiterschast ab gelehnt. An den Unruhen habe« sich eine große Anzahl auswärtiger Kommunisten beteiligt. 8s steht einwandfrei fest, daß die Belegschaft der kommunistischen Zeche Diergardt an» Duisburg fast vollständig i« Mülheim- Ruhr war. Dir Räumung der Stadt von de» Anfrührer« erfolgte am Freitag morgen gegen 4 Uhr durch die Mülheimer Polizei, di« durch Kriminal- beamte der umliegenden Städte verstärkt war. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verwun dete. über Einzelheiten berichtet das nachstehende Telegramm: Mülheim a. W. «peil. Nachdem dnrch die große SäubrrungSaktio« die Siadt von der Herrschaft der Anfrührrr befreit worden ist, zeigen di« Straß«», ab gesehen von Ansammlungen Neugieriger, wieder das gewohnte Bild. Die Ansrührer übte« ei»r» unerträglichen Terror auS. Bewaffnete hielten die Straßen besetzt uud untersuchten die Passanten; einem wurden 22» »»» Mark geraubt, andere wurden getreten und geschkage». Auch wurde häufig geschossen. Um ^11 Uhr abends kamen vier der Ansrührer i» da» Lokal des Wirte» Johann Rosendahl in Mülheim- Broich und tranken dort Birr. Mit de« Worte», daß sie i» zehn «inuten wiederkäme«, um z» be zahle», gingen die Lent« fort, erschiene« auch tat- sächlich 1» Minnien später vor dem vom Wirt geschlossenen Lokal, schlugen gcge« die Tür und verlangten Einlaß. Al» Rosendahl öffnete, wnrde er sofort durch Schüsse tot Nieder- gestreckt. Sei» Soh« «rhtelt vie, M«ssrr- piche, el« al» Vast anwese«der Gerberei- brsitzer einen Bauchschuß und ein Privat- beamter einen HalSschuß. In der Innenstadt wurde inzwischen das Kaufhaus Koopmann von wasfentragenden Leuten umstellt. Es wurde Herrenkleidnng Im Werte von 18 Mil«. M. geraubt. Im Laufe des Tage» und Abends wurden auf der Seite der Angrcifer, soweit bisher be kannt, fünf Mann getötet und eine größere Anzahl verwundet. Bezeich nend ist. daß die Angreiser ihre Verwundeten und Toten in die von den Franzosen be setzte Kaserne brachten, wo dtc Leute ausgenom men und verbunden wurden. Die im Rathaus seit den srühen Morgenstunden mit dem Ober bürgermeister eingeschlossenen Beamten nnd Polizeimannschajten hatten im Laufe des Tages u«d während der Rächt Verstärkung erhalten. Um 4 Uhr morgens gingen dir Brlagertcn, die sich mit stark«» Knüppeln bcwiff«eten, in sechs Gruppen gegen die Ansrührer vor, die sich nun schnell zurückzogrn und verschwanden. Es gelang, verschiede«« mit Gewehren Bcwassnete, znnächst etwa 2», im Laufe de» Morgen» weitere 1» zn verhafte». Der HaupträdelSführrr Max Kropp, der de« syndikalistische,, A«»sch«ß «»gehört und mit 12 Jahre Zuchthaus vordesteast tp, wurde verhaftet. El« anderer Rädel-führer, der mehrere Zuchthausstrafen Wege« Eigentum»- verbreche« abgesrsse« hat n«d »ri der Reval« - tio« Mitglied ei«er Matrose«adteikn«g gewese« war, widersetzt« sich gewaltsam seiner ver- hast«»g ««» wurde dabei erschossen. Einer der Kommunisten, der frühere Lumpenhändler Kürte«, ber sich zur «ehr setzte und ei«e« Beamten a« den Hal» sprang, wurde schwer verletzt und mußte in» «raukruhauS gebracht werde«. De« Mördern Rosendahl» ist man anf »er Spur. Die durch die Festnahme zum größte» Teil führerlos geworbrnen Anfrührer zöge» sich t» »«« großen Speldorfrr «al» zu rück. «nf sette« drr «rkagerle» wurde» zwei «eamte durch Schüsse schwer, drei lrlcht verletzt. Zwei deutsche Kriminalbeamte wurden bei dem Eindringen der Kommunisten ms Rathaus von diese» festgenommrn und de« Franzosen zu geführt, woselbst sie in Hast gehalten wurde«, weil sie Revolver bei sich führte». Lie Arbeiterschaft ber großen Mülheimer Werke, die etwa 1V0VVV Manu zähl«, hatte es «d- gelehnt, in riurn Sympathiestreik einzatretr« * Französische Kommentare. Paris, 2«. April. Ler „J»transigrant" teilt mit, daß heute nachmittag keine Depeschen a«S dcm Ruhrgebiet in Paris eingetrosfen seien, weder im Ministe- rium beS Auswärtige», noch »ei den privaten Agenturen. Die Zeitungen be- gnügen sich deshalb damit, sehr aus führlich die ArbeitSlosenkrawallr i» Mülheim zu fchilder». Sie berichten, baß am gestrigen Abend di« Stadt Mülheim voll- kommen in den Händen der Ar»rlt»losr« ge- wefe« sei, und daß Essen von einem glei- che» Schicksal bedroht werde. Die «er- antwortung sür diese Unruhen wird »er Reich», regiermig zugeschobe», die „systematisch den Stillstand drr industriellen Tätigkeit i« Ruhr- gebiet veranlaßt" habe! Die ReichSregie ruug hab« gehasst, daß die Arbeitslosen sich gegen die Franzosen wenden würden, «ber diese Erwartung habe sich «icht ersiillt. „Berlin ist darüber verwundert, daß wir nicht eilgreife«, aber eS hat kein «echt, sich zu beklage»", schreibt drr „J«tra»sigea»t" ««» r«th»llt damit die frauzösische Absicht, durch tuuere U«- rühr» in dr« Städtr« WrstfalruS »e« p «s - sivrn Widerstand DentschlandS z« breche». Laß die A«slös««g »e, Schutzpolizei allen unruhigen Elementen dr« «eg sreigemach» hat, wird hirr «icht »e- stritt««; «brr «» schrl«t k«i«« Reigu», »« »e- Pehr», »er »rutsch«« Regier««- i« diese« Rot- fall« »ie »öglichkrtt zu grbr«, dr» Aufruhr «it , l, e «er « raft zu »«terdrückr«.
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