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Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193401100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19340110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19340110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-10
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1934
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Dresdner Neueste Nachrichten 3lnieiaenvt'0ilL' Grundpreis für die 22 will breiie ww'Zelle ,m Anzeigenteil 14 R.-Pf., di- 2S WM breite ww-Zeiie Im Textteil koste« 1,1» R.-M. - Die Ärlcfgcdiihr für Luchstabcnanzcigen beträgt Z0 R.-Pf. aueschl. Porto. - Für Einschaltung an bestimmten Tagen und Plätzen kann eine Gewähr nicht übemommcn werden. mit Handels- und Industrie-Zeitung Schrlstlellung, Verlag und Hauptgeschäftsstelle: DreSden-A., Zerdlnandflraße 4 Bezugspreise: ^','«!"?uMungdurch 2,00 N.-M. -—-—- Loten igs Hau» monatlich - Postbezug für den Monat 2,00 R.-M. einschließlich 43 R.-Ps. Postgebühren (ohne Zustellunqsgcbühr). Nreuzbandiendungen für die Woche E R.-2N. Einzelnummer 10 R.-Ps., außerhalb Sroß-Dc-sdens IZN.'pf. Polladreffe: DreSden-A.l, Pofffach - Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601. Fernverkehr 14194,2V024,27931-27983 . Telegr..-Treueste Dresden«Verliner Schrlftleltung: Viktorlastr.4a: Fernruf: Kurfürst 9361-9366 Postscheck: Dresden 2VS0 - Nichlverlangte Einsendungen ohne Rückporto werben weder zurückgesandt noch ausbewahrt. - Jin Faste höherer Gewalt. ÄetriebSstörung oder Streiks haben unsre Äezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Nr. 7 42 Jahrgang Mittwoch, 10. Januar 1934 Verzweiflungsmaßnahmen in Wien Oie Prüfung -er französischen Denkschrift in Berlin - Das Ende -es Meisierschwin-ters Gtavisky Hochspannung in Oesterreich Der österreichische Minister rat hat sich gestern erneut mit der n a t i v n a l s vi a l i st i sch e n Bewegung beschäftigt und neue nmsangreiche St b iv e h r m a s, n a h m c n beschlossen. Wie cs in dem amtlichen Wiener Bericht hcisit, nahm das Kabinett „zunächst einen Bericht über die in den letzten Tagen besonders verschärste und vssensichtlich organisierte nationalsozialistische Agitativnsiütigkeit entgegen". Sie raus wurde der Erlas« eines Ausrufes der Bundesregierung „An Oesterreichs Boll" beschlossen, der sofort der Preise als Pslichlnachricht zum Abdruck übermittelt wurde. In diesem Ausruf wird an die in den Weih nachts- und Ncnjahrstagen vorgenvinmcnen Gnadcn- aktc erinnert. Tic daran geknüpften „Hossiiungen" der Negierung seien leider vergeblich gewesen. Tic Zahl der Lprengstossanschläge sei in den letzten Tagen ans llO angewachsen. <In diese Zahl rechnet die Negierung augenscheinlich die an zahlreichen Stellen des Landes explodierten Papicrböller und die Feuerwerke mit ein, die vor allen Tingen in den Alpculändern zn Ehren des Bundeskanzlers abge brannt wurde»!. Tie Bundesregierung, so wird dann weiter erklärt, sei fest entschlossen, nunmehr „mit den schärfsten Mitteln diesen TcmvnstrativnS- aktcn entgcgcnzntretcn". Seit gestern sind starke Abteilungen des sogenannten Freiwilligen Schntz- korpS ansgebolcn worden, die gemeinsam mit der Polizei und Gendarmerie für die Wiederherstellung der angeblich gefährdeten Ordnung sorgen sollen. In dem Ausruf werden dann etwas weinerlich aste Knallfrösche und Papicrbvllcr, Tränengas bomben, die in GeschästSlokalc, BergnügnngSstütten und NcstaurantS geworfen worden sind, jedes Be schmieren von Gebäuden, Hissen von Hakenlrenz- fahnen, AuSstrenen von Halenkrenzen, Berbreitung von Propagandaschrislcn ausführlich erwähnt. Tiefe Auszählung der Temonstrativnsakte illustriert in der trcsslichsteu Weise das „herzliche" BcrhältniS, das zwischen der Negierung Tvllsns« und der österreichi schen Bevölkerung herrscht. Wie die Stimmnng der Bevölkerung ist, zeigt sich aus der Ausnahme des Ausrufs „An Oesterreichs Boll". Kaum war er angeschlagen, so explodierten an zahlreichen Stellen Wiens erneut Papierböllcr und wurden in mehreren Kinos und Kaffeehäusern Tränengasbomben geworfen. Nirgends konnte die Polizei die Täter fassen. Tic Bevölkerung »ilih also mit ihnen sympathisiert haben. Tie Negierung Tvllfuh hat mit diesen Maß nahmen einen letzten B e r z w eisl n n g s k a in p s zur Behauptung ihrer Stellung angenommen. Tic Position des jetzigen Bundeskanzlers hatte sich ja — darauf ivieien die sehr scharf beobachtenden .Korre spondenten -er englischen Presse, vor allem die Ber- treter von „Taily Telegraph" und „Times" in den letzten Tage» ganz offen hin — stark verschlechtert. Er befindet sich zwischen zwei Feuern. Aus der einen Leits ist es ihm nicht gelungen, Brücken zn den 'Nationalsozialisten zn schlagen, wie dies vielleicht in seiner Umgebung ursprünglich beabsichtigt worden ivar: auf der andern Seite wird er von -en Heinnvchr- sührern rings nm Ltarhemberg mit wachsendem Miß- traucn betrachtet. Tie.Heiniwehrkreise verlangen eine entschlossene Politik der „starten Hand", eine Unter drückung nicht nur der nationalsozialistischen Bewe gung, sondern aller österreichischen Parteien, scrncr ein Berbot der Gciverlschasteu und die Besetzung des Wiener Rathauses, um der sozialdemokratischen Parleiherischast in der österreichischen Hauptstadt ein Ende zn mache». Tvllfuh hat sich bisher zn diesem Entschluß nicht dnrchringcn können ans Angst, in Westeuropa, vor allem in Paris und London, an moralischem Prestige zu verlieren. Tie Tatsache, das« eine Negierung zn so radikalen Mitteln gegen die Bevölkerung gezwungen wird, kann aber das Ansehen Oesterreichs und seinen politischen ivie auch wirtschaftlichen Kredit nur noch weiter herab setzen. Im übrigen: mit Polizeiaktionen ist man noch niemals einer grohen Bc- wcgnng Herr geworden. Tas lehrt die Ge schichte. Tas lehrt vor allem die österreichische Ge schichte, in der das Negieren mit dem Pvlizeiknüppcl ja Jahrzehnte hindurch als höchste Liaatsklnghcil galt. Aber was selbst dem Bundeskanzler Metternich, einem Staatsmann von größtem Format, nicht gelang, wird auch sein kleiner Cpjgm,e Tvllsuß nicht schasse». Ten Strom der im Bolk wirkenden lebendigen Kräfte kann man zwar vorübergehend künstlich abdämmcn, aber ihre Energie wächst gerade durch diese Stau maner», die ihren Laus hemmen, und eS ist nur eine Frage der Zeit, bis sie diese Tämme zerreißen und sich siegreich über daS ganze Vaud ergießen. Tlr. 8elr. Oie Aufnahme -er Beschlüsse Dollfuß in der österreichischen Oeffentlichkeit DXI1. W i c n, s. Januar Jede Gcgcnäußerung zn dem Beschluß des Mini- stcrratS zur Abwehr der nationalsozialistischen Tätig keit ist der Presse strengstens verboten. Tie Zeitungen sind nochmals daraus ansmcrksam gemacht worden, daß die Anslagcnachricht über den Ausruf der Aundeö- regierung an daS österreichische Bolk nicht als solche gekennzeichnet werden darf. Wiewohl die Auslegung der Bestimmungen ausdrücklich dahin geht, daß zu stimmende Aeußcrungen nicht als sonst verbotene Zu säße zu dieser Pslichtnackiricht ausgcsaßt werden, haben nicht einmal alle dem Negime Tvllsuß nahestehenden Blätter davon Gebrauch gemacht. Tic christlichsoziale „NeichSpost" glaubt natür lich wieder einmal vom Ende des Nationalsozialismus in Oesterreich sprechen zu könne«. Die amtliche „Wiener Zeitung" billigt den österreichischen Nationalsozialisten wenigstens einen Fanatismus z», der nach ihrer Meinung einer „besse ren Sache" würdig wäre; si, ruft zn einer Art „hei ligem Krieg" ans und erklärt, wer sich in diesem heiligen Feldzug abseits stelle, der exkommuniziere fich selbst, auch den österreichischen LtaatSvcrband. Vereinigung von Heimwehren un- Eturmscharen? X Wien, S. Januar In den letzten Tagen haben hier mehrfach vertrau liche 'Verhandlungen zwischen der Führung der He im mehren und der Führung der Ost mär kisch en Sturm scharen (Ehristlichsvzialc Wehr verbände) stattgesnndcn, bei denen der Plan einer engeren Zusammenfassung dieser Wchrver- ütinde in Landesschützenformativneii sowie die Uutcr- stallnnL -er Hcimwchrcw unter die Führung, des Bundeskanzlers Tollsnß erörtert worden sein soll. Tic Verhandlungen zwischen den beiden Gruppen sollen einen günstigen Berlanf nehmen und bereits in nächster Zeit zum Abschluß gebracht werden. Zwischen den Heiniwehren und den Sturinscharen ist bereits vor Weihnachten eine Arbeitsgemeinschaft geschaffen worden. Eine derartige Neuregelung würde unter den gegenwärtigen 'Verhältnissen zn einer Stärkung der Stellung des Bundeskanzlers Tollsnß führen, ans den dadurch die Führung der privaten Wchrvcrbände über gehen würde. Bon H e i in w e h r sc l t c wird dagegen erklärt, daß Pläne in der Nichlnng einer engeren Zusammen fassung zwischen den Heimwchrcn und den Oslmär- kischcn Ltnrmscharcn seit langem beständen, daß jedoch keinerlei Entscheidung bisher getroffen sei. Unter der Leitung des BnndcSführcrs Fürst Starhcm- berg findet am Mittwoch eine Bnndesführcrtagiing statt, auf der über die Stellung des Heimatschutzcs zur gegenwärtigen politischen Lage und über die Nicht linien der weiter zn ergreifenden Schritte beraten werden wird. Gleichzeitig sind jetzt von neuem Ge rüchte über die Auflösung der politischen Parteien im Umlauf, obwohl alle derartigen Pläne bisher an dem energischen Widerstand der leitenden Kreise der Christlichsozialen Partei gescheitert waren. Evangelischer Pfarrer verhaftet VXL. Dortmund, V. Januar Ans Anordnung des Geheimen StaatSpolizci- amtes wurde der evangelische Pfarrer Bnelte- mei er in Tvrtmund-Marten in Schutzhaft ge nommen. Bneltemcier hat sich schon im Sommer des 'Vorjahres durch beleidigende, Aenßernngcn gegen den Kultusminister Nnst unangenehm bcmcrtbar gemacht. Damals entging er nur e'ner empfindlichen Be strafung, weil der Minister keinen Strafantrag ge stellt hatte. Ein Einschreiten der Behörden ließ sich aber nicht mehr vermeiden, als der Pfarrer den ilnn anvertranten Konfirmanden die Anwendung des Teiltscheu Grußes beim Betreten der U n t e r r i ch t s r ä n m e untersagte und durch Nnndschreiben das zwischen dem Neichsbischos und dem Führer -er Hitlerjugend dnrchgcsührtc Einigungs werk der Jugend zn sabotieren versuchte. Rücktritt Oalimiers politische Folgen des StaviSky Skandals Telegramm unsres Korrespondenten II. Paris, st. Januar Ter Koloiiialmiuistcr Talimicr hak sich, wie vor- anszniMen war, Heine nacht doch noch zum Nücktritt entschlossen. In einem Schreiben an den Minister präsidenten Chantcmps erklärt er dabei ausdrücklich, daß er, nachdem er von der Gesamtregiernug „öffent lich rehabilitiert" worden sei. aber doch lieber seine politische Freiheit zurücknchmen wolle, damit daS jetzige Kabinett nicht nulcr den Nückwirkungen seiner Amtshandlungen ans dem Jahre lstSL zn leiden habe. Ter Ministerpräsident Chantcmps dankte dem scheidenden Minister in herzlichen Worten und sprach ihm nochmals das 'Vertrauen der Negierung aus. — In dem Antwortschreiben des Minister präsidenten Chantcmps heißt cs nach einem Hinweis ans die Tatsache, daß der Kabincttsrat ein mütig die Gntglänbigkcit Talimicrs anerkannt hat: „Sie sind der Ansicht, daß Sic nach völliger Ent lastung Ihrer etwaigen moralischen Bcrantwortung sich Ihre politische Freiheit wieder nehmen müssen, um sich gegen ungercchtc Angriffe zn verteidigen. Ich kann mich mit dem Ausdruck des Bedauerns über Ihren Entschluß vor Ihren Beweggründen nur beugen, und ich versichere Sie nochmals meiner freundlichen Achtun g." Zur Stunde läßt sich noch nicht übersehe», ob sich Chautemps damit begnügen wird, einfach den auS- schcidcndcn Minister zu ersetze» oder ob er eine größere Umwandlung der Ministerlistc vornehmen will. Tic Cntschcidung wird heute erstens von einer Fraktionssitzniig der Nadikalcn Partei und zweitens von einem eiligst in das Elysce cinberuscncn außer, ordentlichen Ministcrrat abhängen. Sollte nur der Ersatz Talimicrs beschlossen werden, dann würde wahrscheinlich der Minister für die Handelsmarine, Frot, die Kolonien Übernehmen, mährend einer der UntcrstaatssckrctLrc zum Minister ausrückcn würde. Im andern Falle aber würde ChautcmpS versuchen, den ehemaligen Ministerpräsidenten Hcrriot, mit dem er bereits gestern mehrere telephonische Gespräche hatte, zum Außenminister zn gewinnen, während Paul-Boncour, wie bereits gemeldet, ins Iostiz- l Ministerium hinüberwechscln würde. VW MW H »kl Mil Mil WM? Hat StaviSky Selbstmord verübt? — Neue Verhaftungen in Paris Telegramm unsres Korrespondenten 1l. Paris, 9. Januar S a s cha St a visk y oder, wie er sich gewöhnlich nannte, Sergius Alexander, der große Schwindler, der in den letzten Tagen ans dem ganzen Kontinent von sich reden machte, ist vom Schicksal ereilt worden. In einer Billadcs A lveustüdt ch e n s C h a m o n i x jagte sich Ltavisky — nach den nicht sehr klaren Polizei berichten — in demselben Augenblick, als die Polizei die Tür zn seinem Zimmer sprengte, eine Kugel in den Kops. Cr ivar nicht sogleich tot, wurde aber in ziem lich hossiinngslosem Zustand in das städtische Kranken haus von Chamonix übcrgeführt, wo er sofort operiert wurde. Allerdings besteht wenig Hossnnng, daß cr am Leben bleibt. Neber die dramatische Szene bei der Verhaftung ist noch keine volle Klarheit vorhanden. Selbst die Be richte des offiziellen HavaS-BürvS widersprechen sich. Nach der einen Version konnten die Polizisten über haupt nicht in die Villa, in der StaviSky sich befand, eindringcn. Als sie dann aber ein Fenster cinschlugcn, siel drinnen der Schuß. Nach der andern Version hatten die Polizisten bereits die Villa besetzt und alle Nänmc durchsucht. Nur ein großes Schlafzimmer im Erdgeschoß war von innen verschlossen. In dem Augen blick, da man die Tür cindrückcn wollte, soll StaviSky geschossen haben. Aber damit sind die Widersprüche noch nicht zu Ende. Zwei Stunden nach den ersten Nachrichten über den Selbstmord Staviskys veröffentlichte das HavaSbüro plötzlich einen Bericht, wonach zwei Zeugen zugegen gewesen seien, und zwar der Mieter der Villa, ein gewisser Voix aus Dijon, der Ltavisky als Sekretär gedient habe, und -essen Freundin. Beide hätten sich mit Ltavisky zusammen im Schlafzimmer ein geschlossen. Später berichtigte sich HavaS dahin, daß die beiden angeblichen Zeugen ans einem kleinen Ski- ansslug gewesen und erst in -em Augenblick zurück gekehrt seien, als die Polizisten bereits die vor geschriebenen Feststellungen im Zimmer StaviSkyS an gesichts des schwerverletzten Schwindlers vornahmen. Man kann sich daher leicht vvrstcllcn, daß namentlich die Oppositionspresse zur Rechten und zur Linken eine unbedingte Aufklärung dieses Falles fordert und skeptisch fragt: Hat Ltavisky wirklich Selbstmord versucht? Denn dieser Selbstmord kommt natürlich weiten Krei sen sehr gelegen. Tas nationalistische „Echo -e Paris" ebenso wie -er sozialistische „Populaire" erklären über einstimmend, -aß StaviSky wahrscheinlich von einem -er Polizisten angcschvsscn worden sei. Ter Skan dal i st a l j v n o ch kei » e s w e g s beende t. 'Noch folgt der schwierigste Teil, die Mittäter und die vor sätzlichen oder fahrlässigen Schuldigen an dem Riesen betrug sestznstellen, sowie die bittere Ausgabe, den ungerichteten Schaden finanziell wieder gntzumachen. Ter Pariser Pvlizcipräsekt Chiappe kam gestern mit dem Rvmcxprcß aus Florenz zurück und wurde am Zug von einer unübersehbaren Menge Journalisten in Empfang genommen. Ucbcrlcgcn lächelnd, wie daS seine Art ist, verließ er das Abteil und gab sofort in scharmaniestcr Ansdrucksweise den Umstehenden zn verstehen, das« cr sehr ärgerlich darüber sei, wegen dieser Assaike, in der cr „eine ganz einwandfreie Nolle gespielt" habe, seinen Aufenthalt in Florenz unter, brechen zu müssen. Seit zehn Jahren bemühe sich seine Polizei, ' StaviSky zu entlarven. Er sei cS gewesen, der bei der Gründung Ltavisky» in Bayonne einen warnenden Bericht an die Polizei behörden gesandt habe. Aber seine eigene Machtbefug nis ende an den Grenzen der Großstadt Paris. Ter Inhaber -es nengegründetcn Boulevardblattes „Midi", Pierre DariuS, kam ebenfalls gestern aus seinem Urlaub, -en er in Cannes verbracht hatte, nach Paris zurück. Er wurde wenige Stunden später verhaftet. CS hat sich herauSgcstellt, daß cr, nachdem cr zunächst einen CrprcssungSvcrsuch an Ltavisky vorgcnommen hatte, von Ltavisky als Agent angestcllt worden ist. Gleichzeitig wurde auch der Redakteur der „Volontö", Pigaglio, und sein Privatsekretär Nomagnittv, von der Polizei vernommen und unter Anklage gestellt, weil sic . die Flucht StaviökyS nach Savoyen tatkräftig unterstützten. Endlich hat der Justizminister den ersten Pariser Kassationshof damit beauftragt, nachzuforschen, wie eS möglich gewesen sei, daß StaviSky in dem 1028 gegen ihn eingeleiteten Verfahren wegen einer Schwindelei von 6'/- Millio nen Franken nicht weniger als Illmal einen Aufschub der ent scheidenden Verhandlung habe erreichen können. Heute nachmittag tritt dieKa m mer zusammen. Es wird zweifellos eine sehr bewegte Sitzung geben. StaviSky wollte auch Spanien „beglücken* DXV. Paris, g. Januar. fDurch Funkspruch) „Echo de Paris" berichtet aus Madrid, -aß StaviSky im Juli 1932 auch in Spanien einen großangclegtcn Schwindel vollführcn wollte. Mit Hilfe einflußreicher Persönlichkeiten habe cr in Madrid die Gründung einer Landwirtschaftlichn Kreditbank mit einem Kapital von Millionen Peseta geplant. Lein eigener Anteil habe 50 Mil- lionen betragen solle».
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