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Sächsische Volkszeitung : 04.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190410041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041004
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-04
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.10.1904
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Politische Rundschau. Deutschland — Der Gesuudheitsjustaud des Kaisers ist gegenwärtig wieder Gegenstand dunkler Gerüchte. Der Kaiser wird, wie jetzt festsieht, nach der Hochzeit des Kronprinzen im Frühjahr nächsten Jahres eine Mittelmeerreise machen, von der schon damals nach der Reise im letzten Sommer die Rede war. Daran werden wieder die wunderlichsten Vermutungen und die dunkelsten Befürchtungen geknüpft, da die Ursache des vorzeitigen Todes des Kaisers Friedrich noch in aller Erinnerung ist. Nach dein glücklichen Verlauf der Krankheit des Kaisers iin letzten Fahre tut man gut, jetzt alle Vermutungen, die auf Lchivarzieherei hinaus- laufen, ins Reich der Fabel zu verweisen. — Für die Verstaatlichung der Bergwerke tritt in drei langen Artikeln die „Kceuzzeituiig" ein. Sie host'l hierin alle nur denkbare.! Vorteile: allerdings knüpft sie daran die eine Bedingung, „das; der Staat nicht gleich lieber- Profite im sinne des KohlensyndilatS herausschiägt. sondern sich mit den tatsächlichen Auslagen plus Verzinsung der ausgenommenen Kapitalien begnügt. Ivdirekl würde der Staat sowieso durch die Hebung der steuerkrast der Be völkerung gewaltig gi winnen. lind was die ..sozialistische Gefahr" anlangt, so nt es geradezu die Vorbedingung für das auch von den Kohlenindiistriellen so gern gepriesene System der freien Konkurrenz, das; die Herrschalt privater Monopole gebrochen wird." Damit wird die Sache doch zu sehr auf die leichte Schulter genommen. G^nsts; mus; die erdrückende Herrschaft privater Monopole gebrochen werden, aber dazu gibt es vorderhand noch ganz andere Wege als die Radikalkur der Verstaatlichung. Man lege einmal ein Kartellgesctz vor wie es das Zentrum fordert. Kardinal Kvppo Votum gegen dir schlesischen Pa rallelklassen. Der von einem tschechischen Geistlichen gelei tete Brunner ..HIas" widmet dem Kardinal Tr. Kopp, der im Landtage gegen die slawischen Parallelklassen in Trop- pau und Teichen zu stimmen wagte, folgende charaktistische Stiliibung: „Kardinal Tr. Kopp unterschrieb den elen den Protest der deutschen Abgeordnete», damit die slatvi scheu Parallelklassen bei den schlesischen Lebrerbildimgsnn stalle» beseitigt werde». Schon in dem Landtagsberichte aus Troppmi haben wir vor der „Lid. Noviny" und „Selske Lisch" dieses ii » cb r i st l i ch e Stückchen des Kardinals Kopp verurteilt. Wenn jedoch diese Blätter aus dem deutschen F u r o r d e s K o p p Kapital gegen die katholische Kirche und nnjere Bischose schlage», beweisen sie damit, das; es sieb ihnen nur um eine Hetzerei handelt, wie wenn die katholische .Kirche oder die Bischöse dafür könnten, das; sich der Kardinal Kopp, jegliche Gerechtigkeit und gehörige Rück sichtnahme ans seine tschechischen und polnischen Tiözesanen vergessend, ans Seite der wütenden Slavensresser stellt. Der Fall Kopp beweist nur seine persönliche Pastorale Un vorsichtigkeit und ferner, das; einen Teutschnationalen keine Klent, t e i n P u r p nr, vor der Brutalität ge gen d i e S l a v e n nbhält. Tie Tat KoppS ist um so ver urteilungswürdiger, als sie von einem Bischof und Kardinal stammt. Die sogenannte höhere „kirchliche" Politik, nach welcher man mit den Wölfen heulen »ins;, wenn sie in der Mehrheit sind, bat sich bisher der Kirche schlecht nusgezahlt." Ter Ton dieses Artikels enthebt uns jedes weiteren Kommentars. — Der .Hniidrlsvcrtragsvcrci», bekannter unter dem allerdings minder angenehmen Namen „Portemonnaie verein", hat kürzlich wieder seine Arbeiten in einer AnS- schusjsitznng ausgenommen. In dieser Sitzung sind allerlei Beschlüsse gefasst worden, die dazu diene» sollen, den An- schoin zu vermeiden, als habe die in der letzten Zeit erfolgte Auslösung von Landessetretariaten den Anfang vom Ende des ganzen Vereins bedeutet. Tatsächlich steht der Verein noch immer in der schweren Krise, in die er durch den Tod seines Begründers von Siemens hineingeraten ist. Der Nachfolger Siemens, der Geheime Kommerzienrat Herz, hat sich reckst wenig nm de» Verein gekümmert und dessen Nach folger, der Abgeordnete Gothein, kann den Verein auch wohl nickst retten, denn er steckt bis über die Ohren in der Parteipolitit und eS bedarf keiner langen Ueberlegung, das; ein Mann, der die Obstruktion im Reichstage in allen Eln- tnnen mitgemackst hat, kaum das Vertrauen findet, ans das bi» unsere Grosstndnslrie und die grofien Handelshäuser das viele Geld hergeben, das ein Verein mit einem so grofien Apparat nötig bat. Dazu kommt, das; der Verein mit der Lösung der Handelsvertragssrage seine Ausgabe völlig ver liert. Zwar suche» die Sekretäre, die bei dem Verein mit schweren Gehältern angestellt sind, den Verein zu retten, aber diese Versuche, die sich besonders ans die Begründung internationaler Beziehungen stützen, werden heute wohl noch keinen Erfolg haben löimen, da mau im AuSlande von der internationalen Solidarität des Handels und der Industrie noch weniger wissen null als bei uns. Man wird daher sckton damit rechnen müssen, das; der Verein eines guten TageS verschwinden wird. Die „Arbeiter" und ...Handwer ker". die von dem Verein gegen die politisckven Parteien ins Feld geführt wurden, sind bereits versorgt. So ist der „ZentriiinSnrbeiter" .Hildebrand ans Mühlheim a. d. R., der seinerzeit gegen das Zentrum mobil machen sollte, zum Werkmeister in der Löwescben Maschinensabrit nufgerückt. Truppr», die nicht vereidigt sind, gibt eS in der Tetmolder Garnison. Tie „Köln. Ztg." sagt, es gesckxche dies, weil gegen die Regentschaft des Grasen Leopold ein Protest von Schauinlnirg-Lippe vorliege. Fm Falle der BundeSrat diesem stattgebe, müsste» die Truppen wieder anders vereidigt werden. Auch der kleine Staat Lippe-Det mold hat souveräne Rechte: diese sind eine innere Ange legenheit. Tie mafigebenden Stellen des Staates haben den Grafen Leopold zum Regenten ernannt. Die Eides leistung der Truppen an ihn mus; also mit demselben Rechte erfolgen, wie sic von seiten der Regierung und der Staats beamten erfolgt ist. — Reform drs Wechselprotestes. Tie Aeltestcn der Kaufinannscksaft von Berlin stellten in ihrer Sitzung vom 26. cr. eine Eingabe an den Reichskanzler über die Reform des Wechselprotestes fest. In dieser führen sie aus, dafi das noch aus dem 1-1. Jahrhundert stammende Institut des Wechselprotestes gänzlich veraltet sei und den Anforderun gen des modernen Verkehrs in keiner Weise mehr entspreche. Als Reformvorschläge werden bezeichnet: 1. Das gegen wärtige Protestverfahren soll vereinfacht und insbesondere der Protest nicht in eine besondere Urkunde ausgenommen, sondern auf den Wechsel selbst, oder eine Allonge gesetzt werden. 2. Nach dem Vorbild Belgiens soll der Postprotest eingeführt werden, wofür allerdings notwendige Voraus- setzung sei, daß der Staat die Haftung für Versehen der Postbeamten übernimmt. 3. Endlich wird bei Inlands- wechseln die Zulassung des Privatprotestes befürwortet. Tiefes Verfahren würde von besonders großem Vorteil sein, für die Bankgeschäfte, welche die am Platze zahlbaren Wech sel durch ihre Kassenboten einziehen. Der Kassenbote würde hier im Falle der Nichthonorierung des Wechsels an Stelle des Postbeamten das Protestformular auszufüllen und na turell eine Benachrichtigung über die stattgehabteProtesterbe- bung zurückgelassen haben. Irgend welche Nachteile wür den sich aus der Einführung dieser Reform nicht ergeben, da alle diese Vorschläge nur fakultativ sein müßen, die Er hebung des Postprotestes und des notariellen Protestes also in jedem Falle freistünde. Praktische katholische Sozialpolitik. Im August dieses Jahres ist in Westfalen ein Verein ins Leben gerufen worden, der so recht die Erhabenheit der katholischen Ehari- tas zeigt. Ter Verein nennt sich Iosephs-Gesellschast und hat sich zum Ziele gesetzt, .Heilung, Pflege und gewerbliche Ausbildung verkrüppelter Personen. Schon die Katboliken- versamiiiluiig zu Köln hatte daraus hingewiesen, dafi wir aus diesem Gebiete der Charitas zurückgeblieben seien. Steht dock' den Ist protestantischen Krüppelheimen Preußens kein einziges katholisches gegenüber, während die neueste Sta tistik von Rheinland und Westfalen allein zirka 5,0 00«) ka tholische Krüppel ausweist. Nun soll in Westfalen der An fang gewacht werden mit einer Anstalt für gewerbliche Aus bildung verkrüppelter Personen zu Bigge im Bezirke Arns berg. Es ist beabsichtigt, die Zöglinge möglichst in Kniist- bandwerken ansziibilden, in Buchdruckerei, Lithographie, Photographie. Buchbinderei, Lederarbeiten, Bildschnitzerei und dergleichen. Vorerst wird eine Buchdruckerei und Buch binderei eröffnet, im nächsten Jahre sollen weitere Betriebe folgen. Das ganze Unternehmen beweist von iienem das hohe Verständnis weiter katholischer Kreise für die soziale Not unserer Tage. Ein neues Kartell? Die „Nat Ztg." siebt in der Berufung des konseivcuiven Abgeordneten von Löbell in die Reichskanzlei die Absicht des Reichskanzlers, Konseroa- tive ii"d Nationallibcrale näher zusaniiilenztibiiiigen: Herr von Löbell habe diese Aufgabe schon einmal unternommen und zwar unter Miguel in der Kanalt'ragc. Tie „Nat.- Ztg." würde diesem Bestreben auch gar nicht abgeneigt gegenüberstehen, weil hierdurch im Prenfiischen Landtage die „übermächtige Nolle des Zentrums eine wesentliche Abschwächniig erfalnen würde". Eigenartig; von dieser Stellung des preußischen Zentrums baben wir seither gar nichts gewusst; sie crimen auch nicht. Aber mm kommen die Bedenken; im Reichstag gehe es nicht ohne das Zcntrmn. und die „Nat. Ztg." ist so klug, dafi sie entfielst, dafi daS Zentrum im Reichstage nicht der Regierung die .Kastanien aus dem Feuer holen wird, wenn mau das Zentrum in Preußen mit Stockprügel traktiert. Im Reichstage aber, meint die „Nat.-Ztg.". lasse sich der „entschiedene Einfluß des Zentrums" nicht auSscheiden und deshalb sei es auch mit dem Kartell vorerst nichts. Die Trauben bängeu noch zu hoch, sicherlich für immer. — Gin treffendes Urteil über die deutsche Bolkspartei fällt die konservative „Krenzzeitinig", indem sie aus Anlaß des Aichafienbiirger Parteitages schreibt: „Zn Aschaffenbnrg bat in diesen Tagen die deutsche Volkspartei, bekannt unter dem Namen Süddeutsche Demokratie, ihren 20. Parteitag nbgehalten. In ihrer fast ein Menschenalt-'r umfassenden Tätigkeit hat die Volkspnrtei so gut wie nichts zustande gebracht. In tonenden Phrasen und anspruchsvollem Auf treten ragte sie zwar stets hervor; allein trotz ihres lockenden Namens bat sie im Volke keinen Boden fassen können. Ihr heutiger parlamentarischer Bestand ist auf 0 ReichStagsabgeordnete berahgesimkeri. dabei ist noch der Elsässer Demokrat Dr. Bltmicisthal als Howitant mit- gezählt worden. Ans ein volles Dutzend hat es die „Deutsche Volks-Partei" mit ibrer ..Fraktion" im Reichs tage niemals gebracht; ibre Plätze find übrigens noch dazu meist leer geblieben, vermißt aber bat die süddeutschen Volksparteiler keiner." — Wir baben dem nicht« mznsi'iaeil. — Mitläufer und Parteigenossen. Die Organisation liegt bei allen Parteien im Argen. Da liest man, dafi der Freisinn, der sich sonst sebr wohl ans die Organisation ver steht, in .Hanibnig mir I I Prozent seiner Wähler, der An tisemitismus »och weit weniger und die Natioiicilliberaleu nickst viel webr organisiert haben. Die Sozialdemokratie aber soll i» Hcmibnrg nicht weniger als 18 Prozent ihrer vielen Wähler in den Vereinen haben. - Für die bürgerlichen Parteien kommt diese Mabnimg gerade zur rechten Zeit; denn mir zu oft wird erst dann an die Organisation ge dacht. wen» der Gegner dabei ist, Terrain zu erobern, oder wenn der Wciblkanipf vor der Tür steht und die Frage brennend wird, wer die Wahlkosten bezahlen soll. Die an dere Zeit hindurch wird die politische Organisation als et was gleichgiltiges behandelt. Das inufi anfhörcn! Wenn die Armee schlagfertig sein soll, dann sind auch Manöver nötig! Der Volksvcrein macht heute die umständliche Grün dung eigener Vereine überflüssig, da er die Obliegenheiten der politischen Vereine übernommen bat und sie aufs beste ansfiilstst. Darum ist es leicht, die politische Organisation ans der Höhe zu halten, wenn überall der Volksverein ein- gefübrt wird. Der Volksvcrein hat jetzt -100,000 Mitglie der. Das macht gegenüber den 18 Prozent der Hamburger Sozialdemokraten bei einem Vergleich mit den bei der letz ten Ncichstagswabl abgegebenen 1,836,000 Stimmen gar kein Resultat aus, ans das wir uns etwas einzubilden ver möchten. Darum wird auch bei uns die fleißige Weiterar. beit auf dem Gebiete der Organisation eine Hauptaufgabe sein müssen. Oesterreich -U «gar«. — Die Londoner Meldung, wonach die österreichisch- ungarische Regierung bei Narrow ck Co. in England dreißig T»rpedob«ot»zerstörer *»d Torpedoboote bestellt hätte, den Bau derselben jedoch der österreichischen Werft in Triest hätte übergeben müssen, weil die Ausführung der Schiffs bauten in England nur mittels Nachtarbeit und daher mit SO Proz. Lobnzuschlag hätte ausgeführt werden können, wird von zuständiger «eite dahin richtig gestellt, daß die österreichisch ungarische Kriegsverwaltung bei der genannten englischen Firma nur einen Torpedobootszerstörer und ein Torpedoboot bestellt hat. Die Schiffe sollen als Muster typen für die im Jnlande herzustellenden neuen Fahrzeuge der österreichisch-ungarischen Tocvedobootsflotille dienen. — Ter Statthalter Graf Goeß ist unter Verleihung des Ordens der Eisernen Krone erster Klasse von seinem bis- herigen Posten enthoben und zu seinem Nachfolger der bis- berige Landespräsident der Bukowina Prinz zu Hohenlohe- Schillingsfürst ernannt worden. Zum Landespräsidenten der Bukowina wurde Ministerialrat Regner von Bleyleben ernannt. England. Am 1. Oktober ist in London Sir William Harconrt gestorben. Harconrt war einer der namhastesten unter den liberalen Staatsmännern und Rechtsgelehrten. Geboren 1827 trat er 1834 als Advokat an die Oeffentlichkeit. Dann wurde er Professor des Völkerrechts in Cambridge, 1873 Sachwalter der Krone unter Gladstone. Viermal war er in Gladstones Kabinet. Bedeutend als Historiker und Publizist bleibt er der legte Versecbter des englischen Parlamentsliberaliciims. F,«,,erreich Das Parlament wird znin 18. Oktober cinberusen werden. Noch vor Nenjabr soll das Budget und die Ein- koilitncnsteiiervorlagc erledigt werden und die Debatte über das Militärgesetz wenigstens begonnen werden. Clümen- cean will allerdings sofort auch die Trennung der Kirche vom Staat ans die Tagesordnung gesetzt wissen. Ob er aber damit bei dein Zögern des Ministerpräsidenten Com- bes dnrchdringt, ist sebr die Frage. Rußland. Ter Mörder Plehwes, von dem man sckwn lange nicksts inebr gebärt batte, so das; eS schon hieß, er sei ent- floben, befindet sich nach wie vor in -Hast, er soll auch völlig wiederbergestellt sein. Er ist ein ehemaliger Student aus Moskau, der Sohn eines Holzbändlers ans Uta, Namens Snsonow. Der junge Mann war nackt Tomsk in Sibirien verbannt und später war er Journalist bei mehreren siid- rilssischen Zeitungen. Tibet. — Die Lösung der Tibetfragc, wie sic England eigen mächtig getroffen hat, findet den Widerstand Rußlands. Das offiziöse „Journal de P tersbourg" reproduziert einen Arti kel der „Moskowstija Wjcdoinosti", der sich ans den eng lisch-tibetanischen Vertrag bezieht. In dem Artikel wird aiisgeflihrt: Der Vertrag müsse, sowohl »ms China, als auch was Tibet, besonders aber was Rußland anbetreffe, f ü r n n I l ii n d nichtig angesehen werden. Rußland könne und dürfe den Vertrag nicht anerkennet', weil er in offen barem Widerspruche mit den im englischen Parlament ab gegebenen Erklärungen stehe, ebenso mit dem englisch-russi schen Uebereintonmien, nach dessen Bestimmungen sich Eng land amtlich verpflichtet habe, keinerlei Acuderiliig iin poli tischen Status gno Tibets vorzunehiiieii. In dem Artikel wird schließlich betont, der Text des englisch-tibetanischen Vertrages beweise die Ungeniertheit der englisclnm Regie rung. Durch die Errichtung des englischen Protektorats über Tibet würden alle bisherigen Grundsätze der fremden Mächte über die Integrität Ebinas zerstört. Tibet gelangt wie China in englische Hände, womit ein mächtgeS Stück Land ans dem chinesischen Kaisertum heraiisgcschnitten und dem fremden Wettbewerbe entzogen würde. Von diesem Ge sichtspunkte tonne der Tibetvertrag eine Entwickelung ein- leiten, deren Gefahr schwer übersehbar scheint. Ttiidt und 4?and. nus rmterl-m üest-rkri-isc- mit Nnmi-nSscrli^imn für diese Rubrik sind der Redntlimi nslezeil willkommen Der Rnme des t?i»s<-»d>rs bleibt NeheimntO der Redaktion. i>l»onvme Zuschriften müsse» uuberücfsichtlgt bleiben.) Dresden, den 3. Oktober 1904. * Ten gestrigen Sonntag verbrachte Se. Majestät der K ö ii i g zum größten Teile außer Bett. Allerböchstder- selbe hörte früh 0 Uhr die bl. Messe, war wiederholt längere Zeit an der Luft und nahm mittags an der gemeinsamen Mittagstafel teil. Leider beeinträchtigte der zum Teil noch sehr starke Hustenreiz und die mit diesem einhergehende Atemnot den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Auch die Nachtruhe litt darunter und erst gegen Morgen trat Lin derung und kurzer Schlaf ein. Aus Sybillenort erfahren wir, dafi das Befinden Ibrer Majestät der Königin-Witwe ein vorzügliches ist. Kaimiierherr v. Metzsch-Neichenbach ist gestern zur Dienstleistung in Sybillenort eingetroffen, des gleichen als Gast Leibarzt Tr. Hoffman». Oberhofmeister v. Malortie, Exzellenz, ist gestern nachmittag nach Dresden abgereist. Tie Kammerherreliwürde bei Seiner Majestät dem König bat von gestern bis mit 13. Oktober cr. der Kgl. Kammerberr von Arnim-Planitz übernommen. —* Se. Königliche Hoheit der Kronprinz besich tigte vorgestern nachmittag die Jubiläumsausstellung des Bezirksobstbanvereiits Oberes Elbtal in Tonats Neuer Welt in Tolkewitz unter der Führung des Ansstellungsleiters Herrn Balimschttlenbesitzer P. Haubcr. Ter Kronprinz, der Protektor der Ausstellung ist, sprach ihrem Leiter wiederholt seine Anerkennung aus und wünschte dem Verein in seinen Bestrebungen weiteres Gedeihen. In Begleitung des Krön- Prinzen war der persönliche Adjutant Hanptnimtn Richter. —' Gestern wurde Se. Hoheit der Herzog Heinrich Borwin von Mecklenburg-Schwerin in Cbloroformnarkose, nachdem noch mehrere Röntgenbildcr angefertigt worden waren, operiert. Die Kugel der rechten Kniegelenksgegend lag unter der Kniescheibe etwa einen halben Zentimeter vom inneren Rande entfernt an der Wand des Schleimbeutels und konnte nach kurzem Suchen beseitigt werden. Im schwer verletzten linken Kniegelenk hatte die Kugel, nach der Rich- tung ihres Laufes zu schließen, die GÄenkkapsel, die bei Be ginn der Verhandlung schon geschwollen war, dicht über der Kniescheibe durchbohrt, batte hier einige Bleipartikel hinter- lassen und eine Blutung veranlaßt, wodurch sich auch die Schmerzen beim Bewegen erklären; sie war dann weiter ge- gangen und hatte sich im Bandapparat eingebettet, wo sie von dem in das Gelenk zur Kontrolle eingeführten Finger
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