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Sächsische Volkszeitung : 26.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190410265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-26
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.10.1904
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Nr. L4S. Mittwoch, den Äü. Oktober LVV4. Jahrgang. SWsche Nolksmtun Fr'. erscheint täglich «achm. mit «usiiabwk der Sonn-und ^esltaae. >>>-- . . . .. ... . . . — . ^ . >v>ttd»im-iMc»sedN«l«W-drwt.kecdt «.Mdett. NedakiionS-Sprech 1« Uhr. Inserate werden die »>üeil'n llene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. derectniet, dei Wicdriholmig bedeusender Nadall Puchdruekcrei. Redaktion und Geschäftsstelle: LreSden, PiUuiyer Strastr 45. — ssernipricher Änu l Nr r:6«i. 'UL Schutz dem König! Das gewissenlose Treiben in der sächsischen Presse war eine Zeitlang vor der Majestät des Todes am Grabe des Dulderkönigs verstummt. Es war nur einzelnen reichs- deutschen und österreichischen Judenblättern Vorbehalten, eine niedrige Gesinnung auch während dieser Tage zur Schau zu tragen; der Grund des Acrgers war. daß der hochselige König ein guter Katholik war und auch in seiner Familie stets auf Religiosität gehalten hatte. Line lnerimw! Mit den „Münch. N. N.", dem „Bert. Tagebl.". der Wiener „N. Fr. Presse" und den übrigen ..ton"angebenden Zeitungen wollen wir ein andermal uns auseinandersetzen, nachdem die gesamte sächsische Presse, die in den Tagen der Trauer vor Loyalität getrieft hat. feige beiseite steht. Heute haben wir bereits mit Betrübnis zu konstatieren, daß in derselben sächsischen Presse bereits verwerfliche Elemente mit der Manlwurfsarbeit beginnen und durch ihren Klatsch die Gemüter des Volkes konfessionell zu erhitzen suchen. Wenn sich die Regierung und ihre Organe wiederum diesen Prcß- Piraten gegenüber so schwach zeigen wie beim Regierungs antritt des verstorbenen Königs Georg, da können wir gar bald solche widerliche Szenen wie damals erleben. Die „Deutsche Wacht" hat diesmal die Ehre, die Pfeife an den Mund zu setzen, um all die zweifelhaften Elemente und lichtscheuen Nachtvögel ans ihren Schlupfwinkeln zur Tätigkeit herauszulockeu. Im „Somitagsbrief des Haus freundes" erkühnt sich daL Blatt bereits, die Konfession des Königs in die Polemik hineinzuzerreu. Wir sind diese Kroko dilstränen gewöhnt, welche jährlich einige Male in unserem aufgeklärten Zeitalter von Pastoreublättern darüber geweint werden, das; das Königshaus — katholisch sei. Wir sagen, in diesem aufgeklärten Zeitalter! Ringsum fällt Blatt nur Blatt. Zweig um Zweig von der religiösen tteberzeugung ab. Was wir in der Sonntagsnummer im Leitartikel schrieben, ist bei weiten: nicht annähernd die Wahrheit. Im Protestantismus scheint die Zeit gekommen zu sein, wo nicht mehr das Band des lutherischen Katechismus, sondern nur mehr der Hatz und Gegensatz zu Nom die Gemeinsamkeit bildet. Nicht wir sagen das, sondern Pastoren haben das unzählige Male ausgesprochen. Wer kann da von einer religiösen Ueberzeugung sprechen? Die „Deutsche Wacht" geht aber noch weiter. Sie meint, August der Starke sei nicht ans Ueberzeugung, sondern um König von Polen zu werden, katholisch geworden. Ein König von Sachsen könne daher auch gegen seine Ueber zeugung, aus dem „viel idealeren Grunde, um mit seinem Volke wieder eines Glaubens zu sein", „wieder evangelisch" werden. Wenn König August gegen seine Ueberzeugung katholisch geworden ist, so ist das tadelnswert. Die „Deutsche Wacht" selbst hat ihn deshalb wiederholt scharf gerügt. Freilich, wenn ein König gegen seine Ueber zeugung — protestantisch würde, dann wäre das et- was heldenhaftes, dann wäre die Charakterlosigkeit und Heuchelei Plötzlich zur Tugend geworden. Das Blatt be ruft sich ans die 94 Prozent der Bevölkerung, die „evan gelisch" sind. Mit Verlaub, richtiger wäre es. zu sprechen von diesem Prozentsatz, der protestantisch, d. h. der Los von Rom ist. aber nicht der „evangelisch" im eigentlichen Sinne des Wortes ist. Aber die „Deutsche Wacht" geht in ihrer Provokation noch weiter und schreibt: „Und wenn ein so wenig kultiviertes Land wie Bul garien es initNech 1 verlangte u n d d u r ch s e tz t e, (in der „D. W." gesperrt gedruckt» datz der Thronfolger im herrschenden Bekenntnisse des Landes gelaust und er zogen werde, so ist das Verlangen der Sachsen, wieder einen evangelischen König zu haben, nicht minder gerecht- fertigt. Und wenn uns die geistlichen Souffleure des Bennoblattes weismachen wollen, datz eS die Toleranz gebiete, uns um den Glanbensrmterschied gar nicht zu kümmern, so möchte der Hausfreund nur einmal fragen: was würde wohl der Klerikalismus sagen, wenn z. B. der König von Spanien protestantisch werden wollte im Gegen satz zu seinen zu 91 Prozent katholischen Untertanen? Haben wir in Sachsen also leider keinen Rechtsgrnud, der den Glanbenswechsel oes königlichen Hauses einmal herbei führen könnte, so bleibt uns doch die Hoffnung, und die wollen wir uns nicht nehmen lassen." Das Blatt sehnt sich nach bulgarischen Zuständen. Wenn Fürst Ferdinand seinen Sohn Boris im griechischen Glauben erziehen lief;, so geschah das ans Rücksicht auf des Zaren Gunst; er wollte des Väterchens Freundschaft gewinnen, um sich den Thron zu sichern. Es war also dieselbe staatsmännische Tat, die man König August zur Last legt. Bulgarien hat die Konversion des Prinzen weder verlangt noch dnrchgesetzt. Sachsens Hetzpresse ist da noch über die Bulgaren gewesen; sie hat mit der frechsten Miene der Welt direkt verlangt, dah der König die Heuchelei begehe uud gegen seine bessere Ueberzeugung „Los von Nom" werde. Wenn irgend eine Gewalt die Macht hätte, dieses Verlangen dnrchzuseheii. so möchten mir die protestantische Intoleranz zu bewundern Gelegenheit bekommen. Die Achtung vor Ueberzengring und Gewissen ist dem Fanatismus fremd. Die „D. Wacht" bedauert es daher lebhaft, datz kein Ncchtsgririid vorhanden ist, um den Könia zur Konversion zu zwingen. Ter Hatz gegen die katholische Kirche wird zur abstotzenden Fratze, die jeden anständigen Menschen anekclt. Wie anders ist docki das Benehmen der katholischen Presse in katholischen Ländern, wo ein evange lischer Regent herrscht. Im Großherzogtnm Luxemburg ist antzer dem Fürsten und seiner Familie fast niemand protestantisch und doch bat man noch nirgend gehört, datz die Luxemburger den Unter schied der Religion . unerträglich" gefunden hätte». Die Einwohnerschaft Badens ist zu zwei Dritteln katholisch und noch nie haben die Katholiken Badens an dem protestan tischen Glauben des Herrschers Anstotz genommen. Ja. in dem zu drei Viertel katholischen Bahern, wo die meisten höheren Beamten- und Militärstellen in den Händen von Protestanten sind, wo ein General, der vom Katholizismus zum Protestantismus übertrat, durch Beförderung aus gezeichnet wurde, >vo die Intimi des katholischen Prinz- rcgenteir aus Protestanten bestehen, haben sich die Katholiken noch nie in ihrer Treue für das Wittelbachsche Haus be- irren lassen und unterwerfen die Pretzorgaue alle diese Vorgänge ebensowenig einer gehässigen unpatriotischen .Kritik. Nur dem Lande Sachsen war es Vorbehalten, datz einem Fürsten, der das Recht, das seinem geringsten Unter tanen znsteht, nämlich die Selbstbestimmung, in seiner Familie ausübte und dem Wunsche seines Sohnes, katbo- lischer Priester zu werden, willfahrte, dafür die bittersten Vorwürfe gemacht wurden. Die Katholiken sehen nichts übles darin, wenn ihr ^ Herrscher auch einer anderen Konfession angehört. Niemals würde die Presse deshalb in einem so rüden Ton das Ver- > langen aussprechen, er müsse katholisch werden. Die lieber- zengnng ist für jeden Katholiken die Richtschnur seines Handelns, nicht nur für deir Privatmann, sondern auch für den Fürsten. Niemals würde die katholische Presse die Treue. Verehrung und Liebe zu einem Monarchen von der Konfession desselben abhängig machen. Ter protestan tische deutsche Kaiser ist ein lebender Beweis hierfür; die Katholiken haben aber nicht nur dem jetzigen Monarchen, sondern auch Kaiser Wilhelm I. in unwandelbarer Treue gedient, trotzdem unter ihm der häßliche Kulturkampf ihren Herzen tiefe Wunden schlug. Der Monarch schütze uns Katholiken in der freien »Ausübung unserer Religion — mehr verlangen wir von einem gerechten Fürsten nicht; in Gewissensangelcgenheitcn — und eine solche ist seine reli giöse Ueberzengring — machen wir ihm keine Vorschriften. Wenn in Sachsen eine gleiche Gesinnung platzgreifen wird, und das dürfte bei einigem guten Willen und geeig neter Belehrung seitens der zuständigen Stellen nicht schwer fallen, dann wird ein volles Vertrauen zwischen Volk und Fürst einkehren und dann wird den gewissen S ch a n d b l ä t t e r n. die nur von gemeinem Klatsch leben imd das Volk durch ihre Verdächtigungen nicht zur Ruhe kommen lassen, der Boden entzogen werden. In der Versammlung des konservativen Vereins zu Dresden, die am Sonnabend srarrsond, sprach Herr Land richter Freiherr O'Vyrn in der Gedächtnisrede' ans den hochseligen König kraftvolle Worte, welche in Sachsen not wendig auch von oben ans öfter gesprochen werden müßten. Für heute möge nur eine Stelle hier Platz finden, weil sic ein getreues Porträt der Hetzblätter gibr; der Redner sagte: ,,Selten wohl hat ein Monarch unter ungünstigeren ! wirtschaftlichen Verhältnissen die Regierung seines Landes ! aiigctrctcn, wie König Georg. Ten Jahren wirtschaftlichen i Aufschwunges waren Jahre wirtschaftlichen Niederganges gefolgt. Den stetig wachsenden Ausgaben des Staates und seinem gleichmätzig steigenden Geldbediirfnisse gegenüber stand der Rückgang der Steilererträgnisse. Der Unmut inr Volke wuchs und machte sich bedauerlicherweise Lust in un würdigem Heven und Wühlen, das bis an die Stufen des Thrones heranreichte. Diesem Wühlen gegenüber erlahmte die Kraft der Monarchie, denn ihr fehlte die Sicherheit der langen Dauer. Die Regierung des dalnngestorbenen Königs konnte mir eine traurige Episode der vaterländischen Ge schichte werden, traurig durch das lügnerische und zersetzende Treiben einer gewissenlosen Presse, traurig durch die Frcch- mit der die nnsanbcrstcn und unlautersten Element des Volkes ungestraft ihre Stimmen erheben durften. Und »nie bat König Georg den Leuten gedankt, die ihn immer nnd immer wieder von neuem airgriffen, denen er nichts recht machen konnte! Durch unerschütterliche Liebe, durch stetes Sorgen, durch eiserne Pflichttreue, selbst unter den schwie rigsten Verhältnissen. Und wenn dann der königliche Dulder schließlich a» gebrochenem Herzen hingegangeii ist, so tragen die Schuld nicht mir die Hetzer n»d Wühler, sondern auch die, von denen der König erwarten durste, das» sic offen seine Partei ergreifen und ihn gegen die nngcrcchten Angriffe schüven würde». Wo waren denn die Männer, die sonst mit ihrer Kvnigstrriie gern sich brüsten? Wo waren denn die Männer, die durch Stellring oder Geburt in erster Linie dazu berufen Maren, dem Throne und dem König ihre ganze Kraft Zur Geschichte des Darwinismus. Unter den Vertretern der Deszendenz- (Abstammurrgs-) Hypothese vor Darwin ist als der erste Jean Lamarck (1744 bis 1829) zu nennen. Er war es, der bereits 1809 in seinem Werke „Philosophie Zoologiqne" die Konstanz der Arten leugnete, das heißt, der der Ansicht Ausdruck gab, daß die Tier- und Pflanzenarten, so wie sie heute dem Menschen erscheinen, nicht vom Uranfang an als solche von einander getrennte Arten vorhanden gewesen seien, sondern im Laufe langer Zeiträume durch allmähliche Uebergänge auseinander geworden seien. Diese Hypothese, einmal aufgestellt, galt cs nach den Gründen zu fahnden, welche die Bildung neuer Organe an den alten Organismen und damit neue Arten von Lebe wesen hervorriefen. Lamarck erblickte die artbildende Ur sache in dem Gebrauch oder Nichtgebrauch der Glieder, in sofern crsterer eine Stärkung und Umbildung, letzterer eine Verkümmerung und Schrumpfung zur Folge haben sollte. Berühmt geworden ist diese Hypothese durch die Erklärung von der Entstehung des langen Giraffenhalses. Die Giraffe ist darnach in ihren Ahnen den Antilopen ähnlich zu denken mit kurzem Halse. Als infolge einer großen Trockenheit die Tiere genötigt waren, das Laub an den Bäumen zu fressen, überlebten die mit längerem Halse begabten, »veil sic an den Bäumen höher hinauflangen konnten, die kurz- balsigen Exemplare, während sic zugleich ihren durch das Ansrcnken mit einer Verlängerungstendenz versehenen Hals ihren Nachkommen vererbten, unter denen sich das gleiche Schauspiel wiederholte, bis als Endstadium dieses Prozesses von Trockenheit, Dürre und Kampf ums Leben der heutige Giraffenhals erschien. Diese Hypothese, welche den Schritt, der das Erhabene vorn Lächerlichen trennt, mit Blitzesschnelle zurücklegt, hat dann auch mit Recht den Spott aller Besonnenen heraus- gefordert. Karl Ernst von Baer (1792- 1870) verspottete 1828 diesen „Lamarckismus" in einer köstlichen Satire: „Ein Fisch, der ans Land schwimmt, möchte dort gerne spa ziere» gehen, wozu er seine Flossen nicht brauchen kann. Sie vcr- schrninpfen in der Breite ans Mangel an Hebung und wachsen da gegen in dis Länge. Das geht über ans Kinder und Enkel einige Jahrtausende hindurch: da ist es dann kein Wunder, das: ans den Flossen zuletzt „Füße" werden. Noch natürlicher ist cs. das; der Fisch auf der Wiese, da er kein Wasser findet, nach Luft schnappt. Dadurch treibt er endlich in einer ebenso langen Frist Lungen her vor. wozu nur erfordert wird, das; einige Generationen sich unter dessen ohne Atmung behelfen. — (Vcrgl. Stölzls, K. E. von Baer und seine Weltanschauung. Negensbnrg l3!>7.) Eine Verbesserung der offen zutage liegenden Schwä chen dieser Artbildung versuchte Lamarcks Zeitgenosse Ge- ofsroy S t. H i l a i r e mit Zuhilfenahme der klimati schen und physikalischen Verhältnisse als artbildender Fak toren. ohne jedoch die von C u v i e r hart verteidigte Kon stanz der Arten erschüttern zu können. In ein neues Stadium trat die Frage, als die fortschrei tenden Entdeckungen der Erdgeschichte nnd die neue Wissen schaft der Paläontologie aiisgcstorbene Tier- nnd Pslau- zenarten keimen lernte und mit diesen iintcrgegangeneii Tierarten der Gedanke nahe trat, sic als die fehlenden Mit telglieder zu betrachten: dazu kam der Ausbau der botani schen und zoologischen Systematik, wodurch der alte Rah men, in dem man alle Arten rmterbringeir zu tömren ver meint hatte, rasch gesprengt ward. Auf Grund des neuen reicheren Tatsachenmaterials stellte Darwin (1809—1882) eine neue Hypothese ans über die Abstammung der Arten, die er durch eigene Beob achtungen zu stützen suchte. Was in der künstlichen Züch tung der Züchter bewirkt durch eine entsprechende Auswahl entsprechender Zuchttiere, das soll nach ihm jetzt die Natur in blindem Drang ausführen. Das bezeichnet er als „na türliche Zuchtwahl" (Selektion). Wer sich nicht durch den Berg von Literatur hindurch- gelesen hat, der seit dem Erscheinen von Darwins Werk ..lieber die Entstehung der Arten" <1858) sich ansgchänst hatte, kann sich kaum eine Vorstellung machen von dem Er folg und der Aufregung, welche die Hypothese nach sich zog. Lassen wir einen Fachmann darüber berichten: „Im Jahre !87>8 erschien Darwins B»ci> 0» i!>o Ori^i» <>k 18>>0 erfolgte BronnS denlichc Ilebersebung. In der 1^71 erschienenen Schrift pan Scidlitz über die Darwinsche Theorie be findet sich bereits ein drcistig Seilen slarleS Liierniiirberzeichnis zu dieser Theorie. Ich führe es an als Maststab für das anstcr- ordentliwc Aussehen und Interesse, welches Darwins Werk nicht nur bei den Fachgelehrten, den Biologen, sondern weit über deren Kreis lstnans erweckt halte. Und t>>i71 war der Höhepunkt der darwinistisehcn Flutwelle noch nicht erreicbt. Gerade in den sieb ziger Jahren waren zahllose Federn geschäftig, berufene und un berufene. gescknckle und ungeschickte, ernste nnd leichtfertige. S röme von Tinte über das groste wissenschaftlich? Togksproblem fl estcn zu lasten, die alsbald in Druckerschwärze ningeseht. den Hansen der Darwin-Literatur zu einem Berge amchwellen lüsten. Diese schwierigen und schwerwiegenden Fragen wurden durch populäre Vorträge nnd durch die Tagespreise ir die Arena der ösfemlicben Meinung geworfen, mn Gegenstand der Paricinahme zu werden und sogar als Agito.lionSiniliel zu Erregung von Leidcnschait in den urteilslosen Massen Verwertung ;n finden. Niemals bat eine wissenschaftliche Hhpotbese anstelhalb der GelennenweU einen ähn lichen Erfolg gehabt: »nenn man das — AnNvirbeln von Staub wolken einen Erfolg nennen will." tNcinko, Die WA: gls Tut. 3. Aust. Berlin 1!»>3. S. 377.» Es war wirtlich so: wer damals nicht mit dem großen Hansen lief, wurde als Finsterling. Reaktionär, Pfasfen- freund nnd was dergleichen Höflichkeitskoiiiplimente noch mehr sind, gebrandmarkt und mit großem Tamtam znm .>»<„ <ln k,- vor der öfseiitlickren Meinung geschleppt. Zumal von Jena ans, wo der dentscire darwinistische Papst, Häckel, seine Eathedra ansgeschlagcn hatte, flogen die Anathems und Banirbullcit nur so ins Land. Verwun dert tragt man sich heute, was in dem so aufgeklärten 19. Jahrhundert noch eine solche Massenpsychose Hervorrufen konnte, die an die Zeiten ehemaligen Flagellantenwahn sinns. ehemaligen Heremvahns und anderer geistiger Epi- demicn erinnert. Die Erklärung für diese traurige Er scheinung liegt nicht zuletzt darin, das; man sich der eitlen
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