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Sächsische Volkszeitung : 08.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190501087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-08
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.01.1905
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Fritz sckxirjer ins Auge gefaßt. Gleich darauf sprach er zu seinem Partner einige erklärende Worte, beide legten die Queues auf das grüne Tuch und ver abschiedeten sich von einander. Der Zurückbleibende aber ging mit ein paar mächtigen Schritten auf den Doktor zu. „Bernhardt!" rief er. Dieser sab überrascht in die Höbe. Die Stimme kannte er gut. ..Dorneck — ?" sagte er, trotzdem noch lmlb im Zlveifel. „Jawohl, Dorneck. dein alter Kamerad." „Wie kommst denn du bierber?" ..Nicht wabr. darüber staunst du? Ja. ich bin zu den beimatlichen Fleischtöpfen zurückgekebrt." ..Und wo bist du überall gewesen? Nimm bier Platz!" ..Wo ich gewesen — das ist eine etwas länglicire Geschichte " „Die du aber erzäblen wirst, es bilft dir nichts." Der Kellner mußte zwei Kognaks bringen, welche Doktor Bernbardt be stellte. Das entsprach einer alten Gewobnbcit der alten Freunde, von denen Bernbardt immer der zahlungs-, Dorneck der trinkfäbigere gewesen war. Ein Blick auf de» Wiedergefnndenen batte Fritz bereits erkennen lassen, daß das halsten auch beute noch besser von Nun besorgt würde. Dorneck akzeptierte auch eine Zigarre obne Sträuben, und, nachdem er sie angezündet und einige kräftige Züge getan batte, sagte er: „Hast du Zeit?" „Für dich immer," versicherte Fritz. Und das entsprach der Wahrheit. Sie waren von der Mittelschule ber, mit welcher Torneck sein Studium abge schlossen batte, die besten Freunde, obgleich oder vielleicht gerade weil sie mebrfach ganz entgegengesetzten Ebarakters ivaren: Fritz Bernbardt zurück ballend, ernst, fleißig, wenn auch etwas schwerfällig Eduard Dorneck leb- baft, lustig, im lernen beguem, in allen anderen Dingen rasch. Gescheitste Jungen waren sie aber beide getvesen und batten erkannt, daß ein freund schaftlicber Berkebr untereinander gegenseitig befruchtend und glättend wir ken könne. So batten sie sicb aneinandergeschlossen, trotzdem die strengeren und etlvas geldstolzen Eltern des Fritz diese Assoziation der Seelen nicht gerne sahen', sie meinten, ibr Sobn könne von dem leichtfertigen „Nichtstuer und Nickstslwber" unmöglich etwas profitieren. Eine Zeitlang war sogar dem jungen Bernbardt direkt untersagt gewesen, mit Dorneck zu verkehren. Spä ter Uxrr freilich dieses Verbot wieder aufgehoben worden, aber scheel betrachtet blieb Fritzens Freund bei Herrn und Frau Bernbardt auch fürderbin. Und es schien fast, als ob die ungünstigen Beurteiler Dornecks Neckst bebalten soll ten, denn nachdem die Eltern des jungen Mannes gestorben waren und er das Gvmnasium absolviert batte, war er anstatt eine Stelle anzutreten sehr rasch verbummelt. Und nun saßen der sorgenfreie und der anscheinend wenigstens sorgenlose Kamerad sich gegenüber und der letztere erzählte seine Geschichte. 5. „Seit wir auseinander gekommen sind weil du mit Koller und Ka nonen auf die Universität gezogen bist, während ich das Leben praktisch studie ren wollte sind sieben Jabre vergangen. Ich könnte sagen, für mich war die Zeit ein siebenjähriger Krieg, obne Erholungspause, obne Waffenstillstand WWW»MM UiMWIHY """"WM» - 15, — »nd Winterauartiere. Auch obne völkerrechtliche Kampfregeln. Ich auf der einen Seite, das Schicksal auf der anderen — und nun wurde zugeschlagen... Daß ich zum Theater gegangen bin, wirst du gehört haben?" Fritz nickte stumm. „Ich dachte natürlich bei meinem ersten Schritt auf die Bühne wie alle Anfänger an die berühmten Vorbilder: Talma und Coquelin, Booth und (Harrick, Devrient und Laroche waren meine Halbgötter die ich aber dereinst zu überflügeln hoffte. Ich wollte der Sckmuspielkunst neue Gesetze, eine aller- modernste Richtung und einen ungeahnten Aufschwung geben. — Nun, du weist ja, was man sich in jungen Jahren alles vornimmt. Der Mensch in sei nem Wabn ist manchmal ganz schrecklich, meist aber lächerlich. Natürlich lvaren mein Fach die Helden Hamlet, Karl Moor, Leander, Wilhelm Dell und diverse Shakespearesche Majestäten altenglischer Marke schienen mir wie eigens für mich geschrieben zu sein. Andere Rollen waren mir viel zu geringfügig und ich spielte sie nur widerwillig. Also memorierte iw die Klassiker und auch Partien in nichtklassischen Stücken, daß mir der Schädel brummte. Dabei war ich so rücksichtsvoll, einzusehen, daß man nicht gleich ans Burgtheater oder Berliner „Königliche" kommt, meinem vermeint lich künftigen und einzig würdigen Wirkungskreise. Ich war bereit, Ab schlagszahlungen auf die künftige Größe in der Form von Engagements an kleinen Provinztheatern anzunehmen — mußte sie annehmen, denn was hätte ich sonst getan? Geld batten mir meine Eltern ja nicht hinterlassen. Da ich ein langgewachsener Bursche, nicht gerade spindeldürr und durch leinen Gesichtsfehler entstellt bin. was man znsammengenommen beim Thea ter eine „gute Figur" nennt, so fand ich bald ein Unterkommen — allerdings bei einer Truppe, welche ..Kunstreisen" machte, also eine „Schmiere", deutsch gesagt. Wir zogen durch Kroatien, Unter-Ungarn, Qber-Ungarn und Gali zien, bis wir endlich, nach manchen Paßschwierigkeiten hüben und drüben nach Rußland kamen. lieber das Leben reisender Schauspieler ist viel geschrieben worden. Von Holtei angefanaen. und vielleicht schon vor ihn, haben sich viele an diesen Leuten gerieben und dabei ist es begreiflicherweise ohne Erfindungen und Uebertreibnngen nickst abgegangcn. Aber so viel ist sicher, es ist zumeist fin den Direktor und seine ...Künstler" ein gottserbärmliches Leben. Die Geld schwierigkeiten sind in der Regel groß, und wenn auch der Theorie nach es die Sorge des Direktors ist. die erforderlichen Mittel herbeiznschaffen. so gilt doch in der Praris das „Non ponninns". Wenn der Direktor kein Geld hat, kann er keine (Hagen zahlen. Es stetst einen, dann gewiß frei, sofort zu geben: aber man trifit ja den nächsten Direktor, bei dem man wieder eintreten will, in der gleichen Situation. Also bleibt man lieber. Dazu kommen die schauder haftesten künstlerischen Zustände. Man spielt oft — besonders in ganz kleinen Qrten vor einem Publikum, welches nur gewohnt ist, Dudelsackpfeifer zu beklatschen. Da wird bei den tragischsten Stellen gelacht, bei ganz nichts 'agenden Momenten oder ironischen Redewendungen sind die Zuhörer ans ein mal gerührt. Ein Schauspieler bat Mitleid mit dem anderen, man möchte den Lenken die Kulissen ins Gesicht werfen, aber sie haben ihr Eintrittsgeld erlegt, „wlches hinter der Szene die Frau Direktor bereits überzählt, es muß also weitergespielt werden. Nicht selten bringen die Akteure selbst einander zur Verzweifelung
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