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Sächsische Volkszeitung : 04.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190604044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060404
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-04
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- Jahr1906
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- Sächsische Volkszeitung : 04.04.1906
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Rr. 77. Mittwoch, de« 4. April LVOV. S. Jayrgu»,. Mchslsche Dolksmtung «^chemt «Schttch »«O». «U N»»n»»«s »«v n «.Mag» >11 ^ Ilnle»»»« m-r»»" »'- "a»N>att. PetllzeUc oder dncn Na»m »'t .1 v»»di»>>-i-er c»zedi»n k. Wrdrdett. Recht«. Vuldm.- > 8LL^L^s««W'WL — - ' » ui« «. -umdr: i, ««Ny» isi ' r>,a>',»k» «rru»« «». z?,',«!-,. N»«»»,»« «»»d»" » » ^«^»akt. Pet««»etle od« deren Na»« «tt »L 4. Rc-Name m. S« 4 di» geil», der«««., d. »«»derb. dedeuk.Naka« »,...«»»«» »»« »»1chLf1>ft«>», !k»»<d«» Vilkit»»» «tra»-« 4». Rer'iivr.chrr Nr. 1>««q. Die Einigung in Algeeiras. Die Konferenz in Algeciras geht zu Ende. In allen «nateriellen Dingen hat sich volle Einigung vollzogen; nur noch Formalien halten die Delegierten zurück. Am Sonn» abend nacknnittag verbreitete sich mit Windeseile diese Kunde; auch im Reichstage ist sie mit Befriedigung aufge- rwmmen nxrrden. Man ist froh, daß man wieder aus der Geschichte heraus ist. Fragt man nach den Erfolgen, so hat wohl jener konservative Abgeordnete Reckst, der im Mißmut über die deutsche Politik auf die Nachricht von der Einigung sagte: „Gewiß, Frankreich erhält die Bank und die Polizei und Deutschland einen schwarzen Schellenbaumträgerl" Man muß wissen, daß seit dem Kaiserbesuch in Tanger im Potsdamer Garderegiment ein Marokkaner als Schellen- baumträger angestellt ist, und man wird diese scharfe Ironie verstehen. Die deutsche Presse hat sich seither in ancr- kennenswerter Weise der größten Zurückhaltung befleißigt; man wollte nicht unsere Position in Algeciras noch ver schlechtern. Jetzt wird allerdings auch die Kritik wieder voll rn ihr Recht treten, jene wohlmeinende Kritik, die zu bessern flicht und Deutschland vor ähnlichen Situationen bewahren will. Offen gesagt, behaglich ivar es niemanden zu Mute, w lange die Konferenz in Algeciras tagte. Die Konferenz ist zu einer friedlichen und glücklichen Lösung gekommen, welche die Sonderstellung Frankreichs und Spaniens Marokko gegenüber und die pekuniären Auf wendungen der französischen Finanzgesellschaften mit den internationalen Interessen, der Unabhängigkeit des Landes und der Forderung der offenen Tür für den all gemeinen Handel in ein Einvernehmen seht. Das Ne- daktionskomitee hat am Sonnabend die Ausarbeitung der beiden Entwürfe beendet, die der Konferenz an demselben Tage vorgclegt wurden, und von denen der eine die Frage der öffentlichen Arbeiten, der andere die Kontrolle der Zölle betraf. Der erste folgt den Grnndzügen des österreichischen Entwurfes mit verschiedenen Entlehnungen ans dein deutschen Entnmrf. der zweite verschmilzt Vorschläge des englischen Entwurfes mit Vorschlägen aus dem deutschen Entwurf. Das Rcdaktionskomitee hatte damit die Arbeiten, die fick, in seinen Händen befunden haben, beendigt. Sonn abend nachmittag ist dann die definitive Verständigung er- reicht worden. Das Einvernehmen ist in allen Punkten in einer langen Unterredung von 11 bis 12 Uhr mittags zwischen den, deutschen Delegierten Grafen Tattenbach und oem französischen Delegierten Nckvoil vollständig hergestellt worden. Die Verteilung der Häfen aus die Polizei ist der art geregelt worden, daß die Spanier Tetuan und Karachee übenviesen erhalten, in Casablanca und Tanger eine aus Spaniern und Franzosen gemischte Polizei eingerichtet wird, und den Franzosen Mogador, Saffi, Mazagan und Rabat -»geteilt werden. Als Zeitdauer für das in der Polizeifrage getroffene Arrangement sind 6 Jahre festgesetzt ivorden, die von den, Datum der Ratifikationen an ge rechnet werden. Das in der Banksragc getroffene Arrange ment schließt den Verzicht Frankreichs auf das Vorzugsrecht an der 3*ank gegen die Ueberlassung von 2 Anteilen am Kapital in sich, so daß auf Frankreich 3 Anteile kommen, auf jedes andere Land einer. Mit anderen Worten: In der Frage der Polizeiorganisation wie der Bankfrage lxrt Frankreich zivar nicht ein Monopol und eine Alleinherr schaft. aber doch ein solches Uebergewicht erhalten, daß es zufrieden sein kann. Tie Polizei liegt in den Händen der Franzosen und Spanier; die letzteren aber hat Frankreich an sich gebunden und es wird mit ihm ganz leicht fertig werden. Die Franzosen werden die Hoffnung nicht anf- geben, doch noch einmal in irgend einer Form die Ober herrschaft über das Land zu gewinnen, und ihre Nachbar schaft bietet ihnen beständig Gelegenheit, sich in die Ange- legenheiten Marokkos zu mischen, nicht nur mit dein An schein des Rechtes, sondern zur Abwehr räuberischer Ueber- fälle, zur Eindämmung des religiösen Fanatismus, der rine Gefahr für Algerien werden könnte. Marokkos Zu kunft hängt kulturell und Politisch von der Herstellung einer starke» Negierung ab, welche die Aufstände unterdrückt und Sen Fremden die Sicherheit des Lebens und des Eigentums bürgt. Wenn die internationalen Abmachungen in Alge ciras dazu etnxis beitragen, werden sie ebenso sehr der Zivilisation, wie dem Frieden Europas dienen. Jetzt be grüßt man sie überall, weil sic geeignet sind, die unheimliche Spannung aus der Welt zu schaffen, welche nun gerade e,n Jahr lang die Beziehungen zwischen Deutschland und Frank- reich bedrückt hat. Mit der Beseitigung der Streitpunkte ist die Möglichkeit gegeben, daß die Politik beider Staaten, wenn sie auch nicht gleich ein „herzliches Einvernehmen" erzielt, doch zu gegenseitigem Vertrauen und höflicher Rück- sichtnahme zurückkehrt. Die Franzosen haben wie die Eng länder keinen stichhaltigen Grund, den angeblich schranken losen Ehrgeiz Deutschlands zu verdächtigen und zu be kämpfen. Die einen wie die anderen tvollten nur nicht ehr- l»ch unser Recht und unsere Gleichberechtigung anerkennen. Der Streit über Marokko ist nicht entstanden, weil wir von dem Sultan Landbesitz oder Handelsprivilegien gefordert hatten. England und Frankreich müssen vielmehr aus der gesamten Konferenz den Eindruck gewonnen haben, daß wir erst wohl großartig auftraten, aber immer mutvoll zurück weichen können, wenn es bänglich wird. Wir wollen kein Draufgängertum, aber wir meinen, unsere Diploinaten sollten sich den Ausweg einer Aktion stets vor Augen halten. che sie überhaupt eine solche einleiten. Mit Ruhm haben wir uns nicht bedeckt und wenn man jetzt das engere Er gebnis überblickt, so muß man sich wirklich fragen: Lohnt dieses kleine Omelette ein solches Geschrei? Wäre es nicht besser gewesen, Deutschland hätte seine Finger davon ge lassen? Aber freilich, wir sollen ja Weltpolitik treiben und spürten jetzt den „Hansdampf in allen Gassen", wenn es Fürst Bülow auch als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes geleugnet hat. Jetzt kann auch im Reichstag der Etat des Auswärtigen Amtes beraten werden; man hat diesen immer herauSge- schoben, um während der Konferenz nicht unliebsame Er örterungen herbeizuführen. Wir werden also Wohl noch vor den Osterferien recht lebhafte Auseinandersetzungen über die auswärtige Politik haben. Deurscher Reichstag. k. Berlin. 82. Sitzung am 2. April 1006. Da; Haus setzt die Beratung des Militäretats fort. Beim Artikel „Mclitärintendantur" bespricht Abg. Werner die Petition der Jnrendantursekreläre; auf die Ausbildung des Nachwuchses und die Fortbildung sollte mehr Gewicht gelegt werden. — Beim Kapitel 24, Besoldungen, beantragt v. Nor man n (kons.) die Zulage von 1160 Mark allen Ooerstleutnants zu geben: die Budgetkommission lehnte es ab und bewilligte nur für die Oberstleutnants der Infanterie, Pioniere und Jäger die Zulage. Eine Gleichstellung sei dringend geboten, zumal die Fregattenkapitäne diese Zulage erhalten. — Abg Noeren (Zentr.): Bor zwei Jahren hat man die Zulage der Oberstleutnans der Infanterie deshalb bewilligt, weil hier die AoancementSverhält- nisse viel schlechter seien als bei der Kavallerie und Artillerie; jetzt aber fordert man die Zulage doch auch für letztere! Das ist ein Widerspruch, da machen wir nicht mit. — Abg. Ledebour lSozd.) wendet sich gegen die Errichtung einer Reiischule. Wenn das Zentrum fiie Puderborn stimmt, so ist wohl sein episkopaler Charakter davon die Ursache. Aber die jungen Mädchen können hier ebenso verführt werden, wie in anderen Städten. Unsere Offiziere haben nur Interesse an Wein. Weib und Würfelspiel. — Krieasminister v. Einem: Nur in Prdecbirn kann sofort eine Reitschule errichtet werden, weil dort eine Kaserne steht. — Abg. Graf v. Oriola (nacl.) protestiert gegen die Verunglimpfung deS Offizierkorps. Wir hoffen, daß der Kriegsminister uns die Erfahrungen in Paderborn offen Mitteilen wird; wir stimmen für Paderborn, nicht weil dort ein Bischofsstab ist, sondern weil dort ein Brigadestab ist, der die Aufsicht führen kann. — Abg. von Hertling (Zentr.) entgegnet dem Abg. Ledebour, daß dessen Rede in später Stunde Wohl viel Heiterkeit erregt batte. Die Reilschule ist genehmigt worden, weil wir für die Ausbildung der Reiteroffiziere alles tun wollen. Bedenken moralischer Art habe ich zuerst in der Kommission geäußert. Der Bischof von Pader born hat mit der Bewilliguna nichts zu tun; die Bischossstadt ist nicht maßgebend. Solche törichten und kindischen Gesüble sind bei uns nie maßgebend. (Beifall.) — Aba. Ledebour: Die kleinen Garnisonen sind tatsächlich eine Gefahr für die Offiziere. Das Zentrum beurteilt alle Fragen vom konfessionellen Gesichts punkt, also durste ich auch hier auf Paderborn anspielen. Die Offiziere dürfen nur gleichberechtigte Glieder des Volkes sein, sonst führt eS uns zu Jena. (Klatschen ans der Tribüne!) Prä- ! sident Dr. Paas che: Die Tribüne lasse ich räumen, falls noch- ^ malS geklatscht wird. — Kriegsminister v Einem: DaS Ossi- j zierkorpS war auch vor 1806 nicht exklusiv; das Offizierkorpö ! will sich die soziale Geltung erhaltcn, die es sich durch treue Pflicht- i crfüllung errungen hat. Keiner von unö glaubt ein höheres I Wesen zu sein; treue Pflichterfüllung ist unsere Standesehre. ! Jedem Bürger bringen wir die Achtung entgegen, die er zu fordern hat. (Beifall.) — ES folgt der Titel Sanitätsoffiziere — Der Antrag Noeren auf Genehmigung einer Zulage von 1160 Mk. für hie Generalobeiärzte wird angenommen. — Eine Reihe von Titeln und Kapiteln wurde ohne wesentliche Debatte angenommen DaS Haus vertagt sich auf Dienstag. Politische Rundschau. Dresden, den 3. April 1006. — Der Kaiser traf mittags in Krefeld ein, um das Husaren-Negiment Nr. 11. welches dort in Garnison kommt, selbst einzustihrcn. Beim Einzug in die Stadt brachte Oberbürgermeister Oehler den freudigen Dank der Be völkerung dafür znm Ausdruck, daß der Kaiser selbst das Regiment hier einfnhre und hieß das Regiment willkommen mit dem Wunsche, daß es seine neue Heimat lieb gewinnen werde. Der Kaiser dankte und betonte, daß das Regiment einen so glänzenden Einzug bekommen habe, als wenn es von einem Kriege siegreich heimgekehrt wäre. Der Empfang bürge dafür^ daß die Gesinnungen der Bürger Krefelds für ihre neue Garnison in jeder Beziehung den herrlichsten und schönsten Hoffnungen entsprechen. Der Stadt Krefeld habe er an dem heutigen Tage sein Wort gehalten. «Wenn ich mein Wort gebe, halte ich es auch. Der Stadt habe ich ihre Garnison gebracht und den jungen Damen ihre Tänzer." (stürmische Hochrufe.) Unter be- geisterten Zurufen der Bevölkerung ritt der Kaiser sodann an der Spitze des Regiments zum FriedrichSPlah. wobei ein Kinderchor von 1-100 Schulkindern zwei Lieder sang. Der Kaiser dankte freudig erregt und ritt dann znm Kasernement, wo die Uebergabe der Gebäude durch den Oberbürgermeister erfolgte. Auf dem großen Kasernenhofe hatten sich die bei den Rettungsarbeiten in CourriäreS tätig gewesenen Bergleute ausgestellt. Der Kaiser ritt zu ihnen heran und ließ sich den Namen eines jeden einzelnen nennen. Sodann hielt er folgende Ansprache: „Ich habe Euch hierher kommen lassen, um Euch im Namen des ge- samten Vaterlandes herzlichen Dank. Meine Bewunderung und Meine Anerkennung anSzusprechen. für die Tat. die Ihr ausgeführt habt. Ihr habt bewiesen, daß es über die Gronzpfähle hinaus etwas gibt, das die Völker ver- bindet, welcherlei Raffe sie auch seien, das ist die Nächsten liebe. Ihr seid diesen Geboten der Lehre unseres Heilandes gefolgt. Daß sich dar bei deutschen Berg leuten von selbst versteht, brauche ich Tuch nicht zu sagen. Trotzdem hat eS uns alle gefreut, darum danken wir Euch für Eure Aufopferung und vor allem für die TodeSverach- tung, mit der Ihr für fremde Brüder unter die Erde ge stiegen seid. Daß eS Euch nicht beschicken war. noch Lebende zu retten, mag Euch nicht betrüben. Die Apparate, die Ihr zurllckließet. haben dazu beigetragen, daß noch Lebende an die Oberfläche gebracht werden konnten. Als Anerkennung für Eure wackere Lat habe ich beschlossen. Euch am heutigen Tage Auszeichnungen zu verleihen, die Ich Euch hiermit überreiche." Bergmeister Engel brachte darauf ein dreifaches „Glückauf" auf den Kaiser aus. Der Kaiser verteilte sodann eigenhändig an die Bergleute die für sie bestimmten Auszeichnungen. Der Bergmeister Engel erhielt den Kronenorden 3. Klasse, Bergwerksdirektor Meyer den Roten Adlerorden 4. Klaffe mit der Krone, Bergasseffor Frenhel und Brandinspektor Koch den Kronenorden 4. Klaffe. Bon den Mannschaften wurde zweien das Kreuz des All gemeinen Ehrenzeichens, einen« die Kronenmedoille, an die übrigen das Allgemeine Ehrenzeichen gegeben. Hierauf ließ sich der Kaiser von dem Bergmeister Engel einen aus führlichen Bericht über die Vorgänge in Courriöres er statten und richtete an ihn eingehende Fragen. Der Oberbürgermeister Oehler übergab das Kasernement an das Regiment mit einer Ansprache. Der Kommandeur Oberstleutnant v. Storch gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Regiment sich bemühen werde, ein gute« Verhältnis mit der Stadt Krefeld herbeizuführen. Der Kaiser richtete hierauf gleichfalls einige wanne Worte an das Regiment, worauf der Kommandeur auf den Kaiser ein Hoch ausbrachte. Der Kaiser begab sich gegen 6 Uhr zu Wagen ins Stadttheater. Der ..Ka:I.WiIheIn>B:md", eine Vereinigung der Gesangvereine Krefelds, trug zunächst zwei Lieder von Karl Wilhelm vor: „Vor der Schlacht" und „Frühlingszeit", sodann würbe Gustav von MoserS Lustspiel „Daö Stiftungsfest" anfgesührt. Gegen 7'/^ Uhr erfolgte die Abfahrt des Kaisers nach dem Bahnhofe, die sich zu einer ungewöhnlich begeisterten und herzlichen Huldigung gestaltete. Die Kirchen, die öffentlichen Gebäude und die Privathäuser waren ausnahmslos prächtig rlluminiert. GaSsterne. elektrische Beleuchtungskörper, grüne und rote Feuer, Lampions, Magnesiumfackeln. Raketen und Leucht- kugeln konnte man sehen. Der Kaiser hat sich wiederholt auf das höchste erfreut und entzückt über den Aufenthalt in Krefeld und über die bei der Bevölkerung zu Tage getretene Begeisterung ausgesprochen und bemerkt, daß er derartiges selten aesehen habe. — Kaiser Wilhelm hat in einem Telegramm an Herrn v. Nadowitz und an den Grafen Tattenbach seine iuarme Anerkennung für das in Algeciras Erzielte znm Ausdruck gebracht. — Das preußische Abgeordnetenhaus hat am 2. d. M. die Wahlrechtsreform angenoininen. Der Aufmarsch der Fraktionen ivar der allbekannte. Konservative und Frei- t'onserixitive stimmten für die Vorlage, ebenso die National liberalen: das Zentrum erklärte durch den Abgeordneten Dorsch, das; es für die Vorlage stimme, weil es nicht mehr erreichen könne. Die Resolution ans Einführung des Neichs- tagswahlrechtes wurde mit 183 gegen 81 Stimmen abge lehnt: nur Zentrum, Polen und Freisinnige stimmten für dieselbe. Tie Nationalliberalcn aber stimmten bezeich nenderweise dagegen. Am Mittwoch schon wird die dritte Lesung stattsinden. - RcichstngSabgeordnctcr Erzbergcr ersucht uns um Aufnahme des Nachstehenden: „Infolge meiner Haltung in Fragen der Kvlonialpolitik sind mir ans allen Gegenden Deutschlands zahlreiche Dankschreiben zngegangen, so daß es mir nnmöglich ist, diese einzeln zu beantworte»; ich bitte deslialb, ans diesen« Wege meinen Gegendank anssprechen zu dürfen, und füge die Versicherung hinzu, das; mich nichts abhalten wird, auf der begonnenen Bahn sortznschreiten, weil ich diese Tätigkeit als meine Pflicht erachte, deren Er füllung ebenso im Interesse des Mutterlandes wie der Ko lonie gelegen ist." Gcheilnrnt Professor Tr. Helffrrich, Vortragender Rat in der Kolonialabteilnng des Auswärtigen Amtes, bat nach der „Nat.-Ztg." in Ernxirtung der Genehmigung seines Abschiedsgesuches einen Urlaub angetrcten und auch seine Stellung als Priixitdozent an der Universität Berlin bereits ansgegeben. Das genannte liberale Blatt schreibt hierzu: „Der um unsere ganze koloniale Verwaltung und «in« daS Znslandekomn«en des Neichskolonialaintes hervorragend verdiente Beamte Tr. Helsserich — hat bekanntlich die Ford'- rn»g eines Rcichst'olonialanites vor der Bndgetkommission mit in erster Linie vertreten — wird voraussichtlich im Mai nach Konstantiiiopcl übersiedeln, «in« sein neues Ami als Direktor der Anatolischen Eisenbahnen anzntreten." Geradezu köstlich! Niemand hat den Gegnern des Reichs- kolonialamtes so gute Waffen in die .Hand gegeben, als der Neffe von Dr. Stübek, eben dieser Dr. Helsserich: denn er hat sich in einer Broschüre gegen ein Reichskolonial- amt ausgesprochen, er hat nur ein Untcrstaatssekretariat gewünscht und damit gerade das SchN>ankei« der Negierung doknmentiert. Bekanntlich ist der Scheidende auch jener Beamte, der trotz deutlicher Anfrage der Biidgetkommission verschwiegen hat, daß das Kamerun - Eisenbahnsyndikat 120 000 Mk. Abfindung in bar erhieltl Das Reich ver liert an seinen« Scheiden nichts, denn was er in den Kolo nien mackste, Nx«r verkehrt; wir erinnern nur an die famose Währung in Ostafrika, die das Werk Helfferichs ivar.
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