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Sächsische Volkszeitung : 14.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190706144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19070614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19070614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-14
- Monat1907-06
- Jahr1907
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- Sächsische Volkszeitung : 14.06.1907
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«r. 134. Freitag de« 14. Juni 1V157. 15. Jahrgang. erscheint liinlich nach«, mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, VcjUkSPreiL: Vienclj. 1 80 ^ lohne Beslellgeidi, tüc Oesler- reich 0 It S8 tr. Bei a a Postanstullen I.Zeir»ngsr>reiS!isle Rr ft-ftft. Eiiuclnummer in Pf. — AkdaktionS>Svrechsl»nd<" >>—IS Nh». i I Rnabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «.Freiheit Inserate werden die ft acspalt. Petttzctle od. deren Raum mit 18 H. Reklamen mit SOU die Zeile berechn-, beiWiederh. bedeut. Rabatt. Buchdrucker»«, «edaitt»» und BeschäftSstelle, Dresden. Pillnitzer «trade 4». — Sernsprecher Nr. 186». Das Zentrum in liberaler «nd konservativer Beleuchtung. Ans befreundeten Kreisen gehen uns folgende interessante Ausführungen zu: Bor mir liegen zwei Zeitungsausschnitte, die sich beide auf ihre Art mit dem Zentrum befassen. Tie „Natt. Ztg.' sieht es als ihre Hauptaufgabe an, dasselbe zu begeifern. Ter „Reichsbote" kann zwar das Zentrum gar nicht leiden; aber er braucht es jetzt im Kampfe gegen die Liberalen; darum lacht er uns mit einem Auge an, mit dem anderen weint er. In der „Natl. Ztg." treibt seit einiger Zeit em neuer Geist sein Unwesen; besser gesagt: es ist der alte Kultur- kampssgeist. Die Liberalen haben nichts gelernt; die Schreiblveise der „Natl. Ztg." hat denselben bei den letzten Wahlen mehrere Mandate gekostet. Bartling, der Haupl- geldgeber dieses katholikenfeiudlichei: Blattes, hat seinen so schnerzhaften Durchfall nur diesem Blatte zu verdanken. Aber trotzdem wütet es weiter. „Eckart" nennt sich der neue Geist, der allen Kulturkampfsfusel verzapft; derselbe will höchst eigenartige Manieren in den Politischen Kampf ein- führen. So winselte er vor wenigen Tagen die Bischöfe lm Osten des Reiches an, damit sie den vielgenannten „Zen trumsritt" in die Ostmark verbieten sollen. Der liberale Mann lag glatt vor den Bischöfen aus dem Bauch und sah in ihnen das Mittel, um das Zeittrum lahm zu legen. Em solches Vorgehen ist eine Unverschämtheit; glaubt denn die „Natl. Ztg.", die Bischöfe hätten vergessen, wie ihre Vor fahren gerade in diesem Blatte in den Zeiten des Kultur kampfes behandelt worden sind? Da war cs „eine Lust zu leben"; freilich nicht für die Oberhirten, die man über die Grenze jagte, die man ins Gefängnis warf, denen man die Ausübung des bischöflichen Amtes unmöglich machte. Und heute noch würde derselbe Liberalismus den Bischöfen an die Kehle springen, wenn er die Kraft dazu hätte. Ta er nichts mit Geivaltmaßnahmen erreicht hat, sucht er jetzt die Bischöfe zu umschmeicheln. Der Bamberger Erzbischof hat zwar offen gesagt, wie der katholische Priester und damit jeder Katholik sich zum Liberalismus stellen muh; aber dieser Peitschenhieb war noch nicht stark genug. Wie ein geschlagener Hund winselt nun dieses liberale Blatt die Bischöfe an. Dabei aber zeigt ein weiterer Artikel, das; diese Haltung nur eine Maske ist; denn schon hat man eine Drohung auf Lager. Die schmähliche Niederlage des Libe ralismus in Bayern hat das Blatt aus dem Häuschen ge bracht; es spricht von einer „unnatürlichen Zusammen setzung" des bayerischen Landtages und schwingt sich zu folgenden Drohungen auf: „Wenn der klerikal-politische Exzeß, der in Bayern wie im Reiche mehr und mehr zu einer innerpolitischen Krisis treibt, seitens der berufenen kirchlichen Behörden und seitens der staatlichen Organe nicht rechtzeitig geheilt und beseitigt wird, wird die Nation selbst den Reinigungs-Prozeß in die Hand nehmen, mag dies auch mit starken inneren Erregungen und Erschütterungen ver bunden sein. Ter katholische Geistliche ist im Deutsche,: Reiche Politischer Agitator und Hauptträger einer klerikalen Partei geworden, die das konstitutionelle Leben zu einer Karrikatnr macht. Das wird eine Nation, wir die deutsche ist, auf die Dauer sich nicht gefallen lassen." Ta haben wir es; also die offene Ankündigung eines neuen starken Kul turkampfes. Das liberale Blatt (Nr. 268 vom 11. Jmn 1907) sagt es ganz unverkleinert heraus, das; beim weitere.: Amrachsen des Zentrums staatliche Gewaltmaßregeln gegen diese Partei ergriffen werden würden. Wir haben noch selten eine solche Getvaltpolitik verteidigen hören, wie es hier geschieht. Was ist dagegen aller Terrorismus der Genossen? Ein Kinderspiel! Der katholische Geistliche soll entrechtet werden, er soll politisch tot werden. Wie sich aber die Liberalen täuschen würden! Wo ein katholischer Geist licher ans dem Kampfe entfernt würde, würden 10 Laien einspringen und mit erhöhter Begeisterung fechten. In ge wisser Beziehung sind wir freilich den: Blatte dankbar, oaf; es jetzt schon die Fahrtrichtung anzeigte; wir ziehen nur die richtige Konseguenz daraus. Jetzt mus; es erst recht beißen: Laien vor! Gute, zuverlässige und erprobte Laien müssen in der vordersten Front stehen und den heuchlerischen Liberalismus -entlarven. Mag er mit Hilfe der brutalen Getvalt auch die Geistlichen zu entrechten suchen, wir wehren uns tvie ein Mann hiergegen, aber wir sind auch gerüstet, wenn der- Staat diesen: absurden Plane seinen Arm leihen sollte. Ter liberale Uebermut macht sich in diesen Zeiten stark bemerkbar: cs zeigt sich, wie recht die Zentrumspresse hatte, als sie von einem neuen Kulturkampf sprach, der mit den: Siege des Liberalismus erfolgen werde. Wir sind gewarnt! Das Vorstürmen des Liberalismus aber macht jetzt selbst den „Ncichsboten" bedenklich; er hat sonst gar nichts für das Zentrum übrig; aber nun sieht er ein, das; auch seine Burgen gefährdet sind, wenn das Zentrum abtritt. In auffallender Schärfe wendet ec sich deshalb gegen den Liberalismus und führt seinen Lesern vor, ivas die konser vative Politik alles geleistet hat. Da diese nur mit Unter stützung des Zentrums geführt werden konnte, so fällt für uns derselbe Anteil von den Erfolgen ab. Das orthodore Blatt meint, obgleich unsere Gesetzgebung seit mehr als 20 Jahren mit ihrer Sozial- und Wirtschaftsreform, ihrem Schutz der nationalen Arbeit und der Arbeiter unter dein Walten konservativer Grundsätze nnü Anschauungen ge standen habe, so hat die konservative Partei sich doch als Partei zurückgestellt und hat sich nicht, wie die liberale Partei in der liberalen Aera, als Partei in den Vorder grund gedrängt, sondern hat das Wohl der Allgemeinheit als ausschlaggebend gelten lassen. Dies gelte auch in Be- Bezug auf die landwirtschaftlichen Schutzzölle. Angesichts des Segens der konservativen Wirtschaftspolitik, der überall in großen Tatsachen vor Augen stehe, habe die liberale Presse ihren alten allgemeinen Widerstand auf neue Aeuße- rungen der kouservativen Wirtschaftspolitik beschränkt, wie kürzlich auf die neuen Handelsverträge, aber desto stärker betätigt sie ihre alten Theorien und Vorurteile auf den Gebieten der Schule, der Kirche und der Kultur. Auf diese Gebiete habe sich jetzt der aus wirtschaftlichem Gebiete unter legene judoliberale Fanatismus mit aller Wucht geworfen, um hier die liberalen Theorien, denen man die Glorie der Wissenschaft ums Haupt bindet, geltend zu machen. Alles, was irgendwie als Mauerbrecher gegen Kirche und Christen tum verwendbar sei — jede alberne und schlechte Theorie bis zur Affentheorie werde auf den Schild erhoben, als Resultat der Wissenschaft dem harmlosen Volke auge- prieseu, und so iverde das Volk aufgehetzt gegen die christ liche Volksschule, wie es früher aus wirtscl>aftliche,:: Gelnete gegen die Zölle, gegen die Sozialreform, gegen Ein schränkungen der Gewerbefreiheit aufgehetzt wurde. Diese ganze liberale Schulagitation strotze von Unwissenheit in Schulsachen wie in Bezug auf Kirche und Christentum. Was hatten die liberalen Theorien im Kulturkämpfe unge richtet! Das Zentrum sei die Frucht dieser liberalen Kul turkampfpolitik, die Aufhebung der christlichen Schule und ihre Verwandlung in eine religionslose Realschule würde unsere evangelische Bevölkerung religiös und kirchlich völlig ruinieren, aber die katholische Kirche groß und mächtig auf dem Gebiet der Schule erscheinen lassen. Deshalb sei es dringend nötig, auch ans den: (R'biete der Schule und Kul tur die konservative Politik in Geltung zu erhalten; denn nur ein religiös und sittlich gesundes Volk könne auf wirt schaftlichem Getriebe auf die Tauer mächtig und wohlstehend bleiben. Wer die religiösen Grundlagen zerstöre, der zer störe auch die Grundsäulen des äußeren Wohlstandes und die Macht des Volkes. — Da kommt dann den, orthodoxen Blatt die Erkenntnis, wie bitter not ein starkes Zentrum gerade für die gläubigen Protestanten ist. Es dämmert langsam. Schon vor Jahren führten wir aus, das; die Zeit nicht mehr ferne sei, wo die Protestanten das Zentrum als einen Schutzwall gegen den Unglauben gerne benützen wür den; wir dachten freilich nicht daran, daß diese Zeit schon an die Türe pocht. Das Zentrum wird dann neue Ruhmes blätter seinem Kranze einreihen, wenn alle positiv gläu bigen Elemente anerkennen, ioas es für die Erhaltung des christlichen Geistes geleistet hat. Politische Nrmdschsiu. Dresden, den 13. Juni 1S07. — Da- dänische König-Paar trifft nächsten Dienstag in Hamburg ein und nimmt hier einige Tage Aufenthalt. — Der Ncichsanzeiger veröffentlicht ein Verzeichnis der auf der Internationalen Ausstellung zu Mailand 1006 an deutsche Aussteller erteilten Auszeichnungen. — Der Dampfer Eduard Wörmann ist am l l.d. M. von Cuxhaven mit 485 Offizieren und Mannschaften nach Swakopmund abgegangen. — Generalmajor v. Deimling, der sich zurzeit mit längerem Urlaub in Trieburg im Schwarzwald aufhält, wird nach den: Abläufe seines Urlaubes ein heimatliches Truppenkommando übernehmen. — Die Höhe der Matriknlarbeiträge für 1007. Nach den berichtigten Zahlen betragen die Matrikularbe'.tcäge für 1007 in den einzelnen Bundesstaaten: in Preußen bei nahezu 37,3 Millionen Einwohnern 170.0 Millionen Mark oder 2.2 Millionen Mark mehr als im Etat für 1006 angeseht, in Bayern bei 6.5 Millionen Einwohnern 20,87 Millionen Mark (—256000 Mark), in Sachsen bet 45 Millionen Einwohnern 21,74 Millionen Mark (plus 282000 Mark), in Württemberg bei 2.3 Millionen Einwohnern 10,76 Millionen Mark, in Baden bei 2 Millionen Einwohnern 5.83 Millionen Mark, in Mecklenburg-Schwerin bei 625 000 Einwohnern 3 Millionen Mark, in Hamburg bei 874 000 Einwohnern 4,2 Millionen Mark, in Bremen bei 263 400 Einwohnern 1,3 Millionen Mark, in Lübeck bei 105 900 Einwohnern 511 000 Mark, in Elsatz-Lothringen bei 1,8 Millionen Einwohnern 8,75 Millionen Mark. Der Rest der insgesamt 200 508 225 Mark betragenden Matri- kularbeiträge verteilt sich auf die kleineren Staaten. — Keine neue Rcichsanlcihe. Tie „Nordd Allg. Ztg." versichert der „Köln. Volksztg." gegenüber, das Reich se: zurzeit nicht gezwungen, eine neue Anleihe auf den Markt zu bringen. Es könne seine etatsmäßigeu Ausgaben bis auf weiteres noch aus dem Erlöse für die im April d. I. begebenen 200 Millionen Mark 4 Proz. Schatzauweisuugcn bestreiten. Die aus der Stundung der Matrikularbciträge sich ergebenden Geldbedürfuisse des Reiches fielen gegenüber den von den Postvertvaltuugen zu leistenden Vorschüssen für > die Unfallversicherung, die ebenfalls durch Diskontierung I kurzsichtiger Schatzanweisuugen gedeckt werden, nicht :::s Gewicht, denn während im übgelaufduen Rechnungsjahre die gestundeten Matrikukarbeiträge nach Gegcnrechnuug der Ueberschüsse nur etwa 35 Millionen Mark betrügen, hätten die Vorschüsse für die Unfallversicherung Ende März 1907 eine Höhe von 177 Millionen Mark erreicht und wür den für 1907 noch weiter steigen. — Ter französische Botschaftsrat Lecomte, dessen Nam» in Verbindung mit der Eulenburg-Affäre gcnannr wurde, hat Berlin bereits verlassen. Von den Beziehungen Lc- comtes zur Eulenburgischen Tafelrunde erzählt die „N. Ges. Korrenspondenz": „Indem Fürst Eulenbnrg diesen jungen Diplomaten in den Kreis seiner Vertrauten aufnahm, hatte er den: Monarchen gegenüber die Garantie übernommen, daß sein Freund sich als diskret erweisen würde . . . Tein Freunde des Fürsten Enlenburg standen indessen die jeweiligen politischen Interessen seines Landes höher als die Gebote der Diskretion. So kan: es, daß die privaten Berichte des jungen Diplomaten in Paris mit weit grö ßerem Interesse gelesen wurden, als die offiziellen seines Vorgesetzten, des damaligen französischen Botschafters Bi- honrd, nnd mehr als diese die Grundlage zu Gegenaktionen der französischen Regierung wurden." — Wenn Fürst Enlenburg wirklich auf die „Diskretion" des französischen Diplomaten gerechnet hätte, so würde er damit, bemerkt mit Recht die „Nat.-Ztg.", eine Naivetät bewiesen haben, die cs noch schwerer begreiflich macht, wie er Jahrzehnte lang eine politisch Rolle hinter den Kulissen spielen konnte. — Die bevorstehende Haager Konferenz wirb dos Deutsche Reich in einer gewissen Isolierung zeigen. Aus die Rede, in welcher Fürst Bülow die ablehnende Hastun i des Deutschen Reiches in der Frage der Abrüstung zu begründen suchte, hat au: Freitag der französische MiniO-w des Aeußeren Pickon eine Antwort erteilt, die trotz alttr Artigkeit der Form doch erkennen ließ, daß in der Lowe selbst zwischen uns und den Westmächten eine schwer zu überbrückende Kluft besteht. Indessen Ueß auch Herr Pickon keinen Zweifel, daß die Abrüstung zu jenen Aufgaben gehört, deren Lösung noch nicht gefunden ist. Imme: hin, bei der gegenwärtigen Konstellation der Großmächte ist nicht zu erwarten, daß bei der Abrüstungsdebatte elnws Greifbares herauskommen wird. Wir sind auch überzeugt, daß diese Frage solange in der Luft schweben wird, solange nicht die Vorfrage gelöst ist. nämlich die Neutralisierung des Privateigentums zur See. Auch in England wird man sich nicht oerhchlen dürfen, daß schon der Schutz unserer Seeintercssen gebieterisch auf die Verstärkung unserer Flotte hindrängt. England hat es durch seine Zustimmung zur Abschaffung des Kapereirechts in der Hand, den Vorschlag der Nüslungseinschränkungen zu popularisieren. Auch der Gedanke der obligatorischen Völkerschiedsgerichts, den Herr Pichon in den Vordergrund schob, würde durch eine solche Konzession der mächtigsten seefahrenden Nation eine erhebliche Förderung erfahren. — Die englischen Journalisten haben den deutschen Boden wieder veUasseu. Je länger ihr Aufenthalt dcnnnw. um so herzlicher wurde der zwischen den Gästen und ihren zahlreichen Gastgebern herrschende Ton. Gerade bei der Persönlichen Berührung empfinden beide Teile, daß Engländer und Deutsche Vettern sind. Sie brauchen sich nur kein eil zn lernen, nm eine gewisse natürliche Sympathie für ein ander zu empfinden. Der Wert vorn Blut, das dicker als Wasser ist. hat seine stammesgeschichtliche Bedeutung. Daß diese verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Engländern und Deutschen wieder einmal znm allgemeinen Bewußtsein gekommen sind, diesseits wie jenseits der Nordsee, das erscheint uns als die bedeutsamste Wirkung solcher Besuche von Volk zu Volk. Insofern haben sie auch vielleicht einen Einfluß auf die praktische Politik, da sich zwei Betten:, auch wenn sie untereinander konkurrieren, doch nicht so leicht in die Haare fahren werden. Schreckliches aus der Polcnpolitik. In Tnchel hatte ein Rechtsanwalt seinen Namen polnisch an seinen: Hanse anbringen lassen; der Kreisausschuß verbot ihm dieses; da hat der Minister eiiigegrisscu nnd es gestattet. Tie Haka- tisten sind über diesen Schritt des Ministers empört, so daß letzterer sich rechtfertigt nnd betont, das; das zuständig- Landgericht, der Landgerichts-Präsident und andere Be hörden die polnische SchreibNxnse gestattet hätten. Das Einschreiten der Zentralinstanz gegenüber denn mit len vorstehenden Entscheidungen :m Widerspruch stehenden Vor gehen der Polizeiveruxiltnug zn Tnchel sei sonnt absolut erforderlich, um einen Widerstreit der Behörden in der Be handlung des Falles zn beseitigen. Keiner besonderen Dar legung bedürfe es, daß die Aushebung einer im Verwal- tniigsstreitversabren ohne Erfolg angegriffenen polizeilichen Verfügung sich nicht als ein Eingriff in die Zwangsvoll streckung ans einem rechtskräftigen Urteil darstelle und daß die Vorgesetzte Dienstbehörde gemäß 8 50 Abs. 3 des Gesetzes über die allgemeine LandesverN'altnng befugt sei, ohne Rücksicht ans die in: Verwaltnngsstreitverfahren geübte Nechtskontrolle von Amts wegen remidierend in die Tätig keit der Nachgeordnete» Behörden einzngrclsen. Nun geht es über den Minister erst recht her; es fehlt nur noch, daß auch er des Polonismns verdächtigt wird. Aber die Sache hat nock) eine andere Seite nnd diese ist bedenklicher. Der Minister will der Regierung das Recht znerkennen, ein im Bervmltnngsstreitverfahren ergangenes, rechtskräftig gewordenes Urteil einfach ansznheben oder zu ignorieren. Darin sieht der Minister keinen Eingriff in die Rechts- pflege und er glaubt sich und seine Kollegen berechtigt, ohne Rücksicht auf Urteile der Vcrivaltnngsgerichtshöfe von Amts wegen das Tun und Lassen der ihnen unterstellten Behörden zu regeln. Gegen diese Anschauung kam: nicht scharf ge-
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