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Sächsische Volkszeitung : 01.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191010019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-10
- Tag1910-10-01
- Monat1910-10
- Jahr1910
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- Sächsische Volkszeitung : 01.10.1910
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Nr. LL4 — Jatzrgaag Sonnabend de» L Oktober LVLV ZachslscheUolksreitimg «Nchetnl tSalich »ach«. mtt «u»„a-«e der Som>- und Festtage. Unabhängiges Tageblatt fiir Wahrheit, Recht und Freiheit Litte pro^iekeii 5>e tmsereu Iioeliseinen l^ämilien-^Zssee pei- Litwitt /ilarß 1.35. ^erÜNZ 8- stc>cß5trof>, drescien. Inserat» werden dt» gespaltene Petttzette oder deren Raum mit >8 4 «ellamen mit 30 4 die Zeile berechnet, bet Wiederholungen entspri ' ' echenden Rabatt Buchdrntkeeei, Redaktion uad «eschiiftSftel - - — Fernsprecher Dresden. Ptllutqer «traft» 4». rlle. »»«« garRü-aab..»»«.».^.«^^ eketarVerbtndltchketl Uhr. sslllnlan In »II«n Stnttttallan psul Mn tLuos derei bUscsselskon In allsn StsNttsIIsn. ua6 Nod»" cdeM 8»kde*" - vesriisn, f«kn»s>k»oli»r »tr. 2841, »»32, 4320, 2433, «7». 4733, SS«. 3. Wissenschaftlicher Aortbildungskursus für katholische Lehrer am 26., 27. und 28. September in Bautzen. Zum dritten Male hat der vom katholischen Lehrer- verbande veranstaltete wissenschaftliche Fortbildungskursus im katholischen Lehrerseminare zu Bautzen getagt. Tief blauer, wolkenloser Herbsthimmel überwölbte unsere alt ehrwürdige Markgrafenstadt am Morgen des 26. Sep tember — ein günstiges Prognostikon für den Verlauf des Kursus. Und in der Tat, der diesjährige Fortbildungs kursus ist durchaus befriedigend verlaufen, befriedigend für die Herren Dozenten und vor allem befriedigend für die Hörer. Mag auch die Zahl der Kursteilnehmer gram Len letzten Kursus etwas zurllckgegangen sein; es Hallen sich doch an 160 zusammengefunden aus allen Teilen Sachsens, aus Böhmen, sogar aus Bayern. Das Programm der Vorlesungen zeigte eine größere Reichhaltigkeit als bei den vorangehenden Kursen; denn außer dem hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Alois Schaefer waren noch drei Dozenten gewonnen worden: der Alt- meister der katholischen Pädagogik k. k. Hofrat O. Willmann aus Leitmeritz, Herr Universitätsprofessor Dr. theol. Hilgenreiner aus Prag und Herr Univcrsitätsprofessor Dr. theol. Meinertz aus Münster. Eröffnet wurde der Kursus Montag den 26. September vormittags ^10 Uhr durch Herrn Seminaroberlehrer Pro fessor Dr. Förster. Er rief allen Teilnehmern, Geistlichen und Lehrern, Sachsen und Nichtsachsen einen herzlichen Willkommengruß zu und wünschte, daß die Bautzner Tage allen Erhebung und Stärkung in unseren Idealen bringen möchten. Ganz besonders begrüßte er den König!. Bezirks schulinspektor Schulrat Bach und die Herren Dozenten. Unter lebhaftem Beifall gedachte er des 70. Geburtstages des Herrn Hofrat Willmann und seiner Berufung in daS österreichische Herrenhaus. Gerührt erwiderte Herr Hof rat Willmann, er habe mit großer Freude den Ruf nach Bautzen vernommen und komme sehr gern zu den katho lischen Lehrern Sachsens, die er den österreichischen Lehrern schon öfter als Vorbild in der Pflege christlichen Sinnes und Strebens empfohlen habe. Der hochwürdigste Herr Bischof sprach in zwei Vor trägen über die moderne Kritik an den neu- testamentlichen Schrift« n. Er begann mit einem Ueberblick über die Geschichte der Kritik des Neuen Testa mentes. Diese Kritik ist alt, sie setzt bereits mit der zweiten Generation nach dem Entstehen der heiligen Schriften ein. Schon die Kirchenväter handeln über die Frage, welche Bücher in den Kanon ausgenommen werden sollen. Man unterschied schon damals die Verschiedenheit des Stils ein zelner Paulusbriefe und des 2. Petrusbriefes und fragte, haben sie auch die gleichen Verfasser? Auch die Textkritik hat früh begonnen — Origines, Hieronymus. Diese Ar- beiten sind im Mittelalter weiter verfolgt worden. Durch das Tridentinum wurde der Umfang der Schriften des Neuen Testamentes autoritativ festgesetzt. Man hatte nun die Aufgabe, diese Zusammensetzung des Neuen Testa- mentes zu rechtfertigen. (Sixtus von Siena, dann die Jesuitenschulen.) Hier macht sich auch der Einfluß Luthers und Calvins bemerkbar. Luther hatte ja den 2. Jakobus- brief ausgeschaltet. Durch die Arbeiten der Oratorianer im 18. Jahrhundert bekommt die Bibelkritik eine neue Rich tung. Die Arbeiten dieser Gelehrten, eines Richard Simon und seiner Schüler, sind großartig und auch von der prote- stantischen Kritik anerkannt. Die rationale Bibelkritik unserer Tage ging aus von einem Dilettanten Semmler. Er hatte als Voraussetzung nicht den Glauben, sondern das philosophische System des Pantheismus. Zu Hilfe kam dieser Richtung der englische Deismus. Die moderne Kri tik ist also nicht voraussetznngslos, wie sie immer vorgibt. Nimmt man aber selbst ein philosophisches System zur Voraussetzung, dann verarge man es uns nicht, daß wir Len Theismus zur Voraussetzung nehmen. Es wurden nun im einzelnen die Wege der Kritik an einer Anzahl paulinischer Schriften (1. und 2. Thessa- lonicherbrief, Galaterbrief, Korintherbriefe, Römerbrief, Brief an Philemon, Philipperbrief Kolosserbrief, Hebräer- brief) an Sen beiden Petrusbriefen, am Jakobusbriefe und an der Apokalypse verfolgt. Im zweiten Vortrage wies der hochwürdigste Herr Bischof auf den Wert und die Bedeutung der Tradition über die neutestamentlichen Schriften hin. Man kann diese Tradition weit zurückverfolgen, nicht bloß bis JrenäuS (Mitte des 2. Jahrhunderts), wie man bisher immer an- nahm, sondern bis in die zweite Generatton hinab. Die sogenannte historisch-kritische Methode verachtet die Tra dition, sie hält sich nur an den Text selbst. Wohin das führt, zeigt ihre Kritik der synoptischen Evangelien. Schließlich wurde noch die Johanneische Frage behandelt. Mit diesen Ausführungen des hochwürdigsten Herrn Bischofs standen die beiden Vorträge des Herrn Professor Dr. Meinertz in innigster Verbindung. 1. Vortrag: Der Text des Neuen Testa- mentes und seine Erhaltung. 1. Tie Originale der neutestamentlichen Schriften sind frühzeitig zugrunde gegangen. 2. Ersatz sind die Abschriften. Je größer die Zahl wurde, um so größer die Zahl der Varianten. 3. Wich tige Textänderungen sind aber aus mehreren Gründen ausgeschlossen. 1. Das können wir auch heute noch an dein vorhandenen textkritischen Material ersehen. 6. Die Papyrusfunde mit neutestamentlichen Texten. 6. Die Vul gatarevision. 7. Die syrische Evangelienübcrsetzung vom Sinai und die Sonderlesart bei Matth. 1, 16. 2. Vortrag: Die Bedeutung der neueren Papyrusfunde für das Verständnis des Neuen Testamentes. 1. Charakteristik der Funde von unliterarischen Papyri, Inschriften und Scherben (Ostraka). 2. Ihre Bedeutung fiir das Verständnis der Sprache des Neuen Testamentes. 3. Vergleich der Papyrus briefe mit den Briefen des heiligen Paulus. 4. Beispiele zur Beleuchtung des kulturellen nnd religiösen Hinter grundes des Neuen Testamentes. Herr Hofrat Willmann sprach über die Er ziehungsaufgabe als Prüfstein der Welt a n schau u n g. Seinen drei Vorträgen lag folgender Gedankengang zugrunde: Nicht wenige Zeitgenossen müßten auf die Frage, wem sie ihre Weltanschauung danken, antworten: der Tages presse. Diese propagiert heute an erster Stelle die natura- listische Weltanschauung, welche geistige und erst recht über- weltliche Prinzipien leugnet (Materialismus, Atheismus). Neben ihr hat eine Anschauung Anhänger, welche Geist und Stoff, Gott und Welt gleichsetzt (Monismus, Pan theismus). Tieferangelegte und Besserunterrichtete suchen ein Weltbild, in welchem dem übersinnlichen und dem über natürlichen Momente eine Stelle gewahrt ist (Idealismus, Theismus). Die Geschichte zeigt uns das Auftreten dieser Anschauungen in umgekehrter Reihe: Ter Theismus ist die ältest?, in den antiken Religionen primäre, durch das Christentum vertiefte und befestigte Anschauung; der Monismus, obgleich auch alt, ist doch eine sekundäre Ge dankenbildung; der Naturalismus ist Produkt dos er schlaffenden Denkens, der Decadence. Einen Prüfstein bildet die Anwendung auf das Leben und seine Aufgaben, zunächst auf die des öffentlichen Lebens, auf das Problem der Gesellschaft und des Rechtes. Der Naturalismus er klärt die Gesellschaft aus dem Kampfe ums Dasein und feiert das autonome Individuum; er geht in Anarchis mus aus. Ter Monismus lehrt die Staatsoinnipotenz (Leviathan, Pauarchie) und die Relativität des Rechts- begriffes. Nur die theistische Anschauung bewertet das Individuum und die (mehrfachen) Sozialverbände richtig und statuiert die übergeschichtliche 'Nechtsidee. Einen anderen Prüfstein, dessen Anwendung noch verständlicher ist, gewährt die Erziehnngsaufgabe. Herbart über die Pädagogik als Probe der Philosophie: Abweisung des Autonomismns Fichtes und Forderung bleibender Normen der Erziehung. Die christliche Pädagogik verbindet den individualen und sozialen Gesichtspunkt und setzt Sinn, Geist und Wille ins Gleichmaß. Die Mißgriffe der materia listischen und monistischen Pädagogik berichtigt durch die christliche Anschauung. Einen Höhepunkt des Kursus bildeten die drei Vor träge Prof. Dr. Hilgenreiners über „Religions lose Moral". Es wurden zunächst die Wissenschaft- lichen Strömungen skizziert, die die religionslose Mora! predigen und dann die praktischen Veranstaltungen zu ihrer Verbreitung geschildert: der Freidenkerbund (ge gründet 1880 in Brüssel), der Monistenbund (gegründet am 11. Januar 1906) und die Gesellschaft für ethische Kultur (gegründet 1892 von Felix Adler). Der zweite Vortrag befaßte sich mit unserer Stellung zur religionslosen Moral und im dritten Vortrage wurden die vier Haupteinwände gegen die religiöse Moral zurückgewiesen. Dienstag den 27. September abends fand Im Hotel „Zum weißen Roß" ein Festkommers statt, zu dem auch Se. Bischofs. Gnaden, sowie die beiden hochw. Herren Hilgenreiner und Meinertz erschienen waren. Herr Pro fessor Dr. Förster feierte die Herren Dozenten, die unS in den Schächten der Wissenschaft hinauf- und hinabgeleitet und uns so manchen Silberblick gezeigt haben. Mit gkvßer Begeisterung wurden die Ansprachen des hochwürdigsten Herrn Bischofs und der beiden Herren Professoren aufge- noinmen. Herr Seminarlehrer Stenzel hatte einen sinnigen Festgesang verfaßt, der, wie auch die übrigen gesanglichen und deklamatorischen Darbietungen (Scheder - Dresden, Mannheim-Neuleutersdorf) viel Beifall fand. Uebcrblicken wir nun die ganze Veranstaltung, so müssen wir sagen, der dritte wissenschaftliche Fortbildungs- kiirsus hat seine Vorgänger noch übertroffen, nicht in der Zahl der Teilnehmer, wohl aber in der Begeisterung. Das wird jeder bestätigen, der die stürmischen Beifalls bezeugungen nach den meisten Vorträgen mit erlebt hat. Auf Wiedersehen in zwei Jahren beim vierten wissen schaftlichen Fortbildungskurse! Die schwarze Vrummfliege. Line naturwissenschaftliche Studie. Nach dem Leben gezeichnet von vr. Chemnitz. Daß es Füchse gibt, denen die Trauben zu hoch hängen, ist bekannt. Daß es aber auch Frösche gibt, Lenen die Brninmer zu hoch fliegen, ist neu; neu und köstlich, ein Bild zum Malen! Da unten der dicke Frosch — „rana agilis", sagen die Kenner — da oben die Fliege, die große, schwarze Brumm fliege. Wie er hinaufbolzt, wie er sich bläht, dehnt, sehnt, den Malefizkerl - von Brummer zu schnappen! Ohne Zweifel „rana agilis" ist wütend, mordswütend. Was er nur hat? — O, er hat nichts, gar nichts, hat nicht die Bohne zu tun mit der Brummfliege, der elenden! Er ist viel zu fein, zu vornehm, zu gebildet, mit einem Worte zu bedeutend, um an die — er macht mit dem linken! Vorderbeiuchen eine wegwerfende Geste — infame auch nur mit einem Froschgedanken zu denken. Sie mag brummen und summen, so oft sie Lust hat, mag herunter kommen aus ihrer Höhe, sich auf den Baden setzen, ja ihm, dem obersten und ältesten der Frösche, auf der Nase tanzen, er würde sich nicht mucksen — aus Prinzip, aus unendliches Verachtung vor der großen, schwarzen Brummfliege. Und der Frosch fing zu quaken an: „Was wollt ihr? Vor 40 Jahren, als ich ans Ruder kam, war alles rings um den großen Teich öd und leer, tohuwabohu und jetzt? Welch ein Umschwung der Zeiten! Welch ein Fortschritt der Geschichte! Wer da denken könnte, es würde einmal ein anderer als ich oder meinesgleichen ans Ruder kommen, etwa" — er wirft einen verkniffenen, tückischen Blick nach oben — „die große, schwarze Brumm fliege, die nichtswürdige, die nur das Leben.... Aber nein! Ich sehe, höre sie gar nicht, sie ist nicht da, ist ein fach Luft für mich.... Dennoch, gesetzt den Fall, eS könnte jemand so denken — hört recht! — nur denken . . . . er müßte im Delirium sein." Sprach's und plumpste in sein trübes Element. Die schwarze Brummfliege sah ruhig und gelassen, wis es ihre Art war, aus der Höhe auf den spaßhaften Frosch, der übrigens schleunigst wieder an die Oberfläche ge kommen war. um die Wirkung seiner Rede zu verfolgen. Kritisch, wie alle Fliegen, glaubte sie der dicken Kröte kein Wort. Im Gegenteil! Sic lachte, lachte so herzhaft, daß ihr die Tränen in die Augen kamen, über den Frosch, der so gerne groß und stark, gar ein Löwe sein möchte, ein richtiger Löwe mit brüllender Stimme und flatternder! Mähne, vor dem alles rennet, rettet, flüchtet. — Bravo! schwarze Brummfliege I Du durchschaust ihn ganz, den alten Schwadroneur! Tue weiter deine Pflicht! Brmme und summe ihm die Ohren voll! Laß es dir nicht nehmen — unentwegt und unbekümmert um alle Unkenrufe aus der Tiefe — Kritik zu üben, Wahrheit und Meinung zu sagen und das Unrecht mutig zu verklagen. Politische Rundschau. Dresden, den 30. September IStv. — Die Abreise der Zarenfamilie aus Deutschland ist neuerdings auf Ende Oktober festgesetzt. Die Reise wird alsdann doch, wie ursprünglich beabsichtigt, nach dem Jagd schloß Spala gehen, wo ein zehntägiger Aufenthalt auf dem Programm steht. Es. steht fest, daß vor der Abreise des Zaren aus Deutschland eine Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser erfolgen wird. Der Zustand der Zarin hat durch die nunmehr bereits drei Wochen dauernde Bade kur eine bedeutende Besserung erfahren. — Die Justizkommission des Reichstages beschloß, eine! Berufungsinstanz gegen die Urteile der Strafkammer bei den Landgerichten einzurichten, und sie mit drei Juristen und zwei Schöffen zu besetzen, also auch in dieser Instanz Laien hinzuzuziehen. Die Regierung hatte diesem Ge danken scharf opponiert. — Sitzung des DenkmalSausschusses. Am 9. November! findet im Reichstage die erste Sitzung des Ausschusses zur Errichtung eines Denkmals für die gefallenen Kolonial krieger statt. Dem Ausschuß gehören Mitglieder veS Bundesrates und des Reichstages an. Die Leitung liegt in den Händen des ReichSschatzsekretärS. Vom Zentrum sind in den Ausschuß berufen worden die Abgeordneten Dr,
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